Eine Frau mit vielen Gesichtern

Unter dem geheimnisumwitterten Pseudonym Anonyma erschien 2003 das Buch „Eine Frau in Berlin. Tagebuchaufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945.“ Die Autorin beschreibt darin ihre täglichen Erfahrungen im zerbombten Berlin kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs: Die Kapitulation steht bevor, die Rote Armee kämpft bereits in der Hauptstadt. Die Folgen für die Frauen sind verheerend.

Das Buch avancierte zum Bestseller und wurde im Jahr 2008 verfilmt. Es löste aber auch kontroverse Debatten aus: über den historischen Wert des Buches, über die Autorin und ihre Integrität, über Opfer- und Täterrollen. Jens Bisky von der Süddeutschen Zeitung enttarnte Anonyma als die am 26. Mai 1911 geborene Marta Hillers und unterstellte, der Publizist Kurt W. Marek sei als Ghostwriter tätig gewesen. Die Kontroverse über den Wert der Chronik als zeithistorisches Dokument und über die ideologische Gedankenwelt der Verfasserin, die als Journalistin auch im NS-Propagandaapparat mitwirkte, machten das Tagebuch zu einem publizistischen Rätsel, das immer wieder aufgegriffen, jedoch nicht abschließend gelöst werden konnte. Die Auseinandersetzungen beruhten vielfach auf Spekulationen und Unterstellungen, da die Protagonisten und auch der Verlag selbst die Originale nicht kannten.

Im Jahr 2016 übergab Max Marek, der Sohn von Kurt Marek, dem Archiv des Instituts für Zeitgeschichte einen Teil des privaten Nachlasses von Marta Hillers. Einen Ausschnitt der besonders interessanten Dokumente aus diesem Nachlass (Bestand: Marta Hillers: ED 934) präsentiert aktuell die Ausstellung „ANONYMA – eine Frau mit vielen Gesichtern“ im Institut für Zeitgeschichte in München. Die ausführliche Geschichte des Buchs und Ergebnisse der Quellenauswertung sind im Aufsatz „Anonyma: ‚Eine Frau in Berlin‘. Geschichte eines Bestsellers“ von Yuliya von Saal (in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte 3/2019) nachzulesen. Folgendes Informationsmaterial wird als Zusatz zur Ausstellung und zum Aufsatz angeboten.

 

1. Wer war Marta Hillers?
2. Der Bestseller „Eine Frau in Berlin. Tagebuch-Aufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945“
3. Der Nachlass
4. Vom Original zum Buchmanuskript
5. Marta Hillers  Journalistin, Chronistin, Schriftstellerin, Feministin?
6. Verhältnis zu Kurt Marek
7. Internationaler Erfolg

 



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