Um die Demokratie wird seit einigen Jahren erbittert gestritten. Erschien noch vor nicht allzu langer Zeit vielen der Siegeszug der aufklärerischen Trias von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in der Welt unaufhaltsam zu sein, werden heute in den Kernländern der europäischen und amerikanischen Demokratien Zweifel an der Legitimität demokratisch verfasster Staaten laut vernehmlich geäußert. Die Demokratiekritik kommt von rechts wie von links, und sie mobilisiert die Massen. Die Demokratie hat ihre Selbstverständlichkeit eingebüßt.
Historische Argumente werden dabei allenthalben bemüht, ohne dass sie notwendiger Weise einer historischen Prüfung standhalten. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist indes voll von Versprechen, Visionen und Vermessungen der Demokratie, die bis in die Gegenwart wirken und ohne die die aktuellen Debatten kaum zu verstehen sind. Die Geschichte der Demokratie zeigt die so unterschiedlichen Visionen, die sich mit dem Traum von der Demokratie verbanden. Sie legt die Ambivalenzen der demokratischen Versprechen frei. Nicht zuletzt führt sie die Vielschichtigkeit vor Augen, die aus der Vermessung und Einpassung dieser Visionen und Versprechen in die administrative Praxis des Staates, genauso wie in das soziale Gefüge ungleicher Lebenswelten resultierten.
Die Vorlesungsreihe entfaltet ein breites Panorama der Geschichte der Demokratie im 20. Jahrhundert. Die zwölf Vorträge werfen neue Perspektiven auf die Demokratiegeschichte, betrachten die Entwicklung der Demokratie in der longue durée der Zeitgeschichte und diskutieren historiographische Ansätze und Kategorien. Sie entfalten ganz unterschiedliche zeithistorische Blicke auf die Demokratie und bringen nationalgeschichtliche wie transnationale und globale Zugänge miteinander ins Gespräch.
Die Vorträge finden im Institut für Zeitgeschichte München–Berlin in München statt und werden zugleich über ein Zoom-Webinar gestreamt.