Podium Zeitgeschichte 2022: "Islam und internationale Politik. Neue Perspektiven auf die Zeitgeschichte des Nahen und Mittleren Ostens zwischen Kaltem Krieg und Dekolonialisierung"
Die Geschichte des Islam – seine Rolle als Faktor internationaler Politik und transnationaler Verflechtung – spielt in der deutschen und europäischen Zeitgeschichtsforschung bislang nur eine marginale Rolle. Das sechste Podium Zeitgeschichte, organisiert von Agnes Bresselau von Bressensdorf und erschienen in der Oktober-Ausgabe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, unternimmt den Versuch einer „De-Provinzialisierung“ des Islam und bringt ihn mit ideengeschichtlichen Universalismen und Traditionen ins Gespräch, die von der bisherigen Forschung überwiegend westlich-europäisch konnotiert werden. Dazu zählen Debatten um Islam und Nation im Dekolonialisierungsprozess (Matthieu Rey) ebenso wie konkurrierende Vorstellungen der Vereinbarkeit von Islam und säkularem Sozialismus (Manfred Sing). Hatem Elliesie befasst sich mit islamischen Menschenrechtsverständnissen und ihrem Verhältnis zu westlichen Deutungskonzepten. Den Abschluss bildet Esther Möllers Beitrag zu Konzepten und Praktiken humanitärer Hilfe islamisch geprägter Organisationen im Spannungsfeld von arabischem Nationalismus, Dekolonisation und Kaltem Krieg.
Weitergeführt wurde diese Diskussion von Esther Möller (Paris) und Manfred Sing (Freiburg) in einer Online-Veranstaltung des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) am Montag, den 28. November 2022. In den Blick rückten vor allem die komplexen Verflechtungen zwischen arabischen Sozialismen, Islam und Prozessen der Dekolonialisierung ebenso wie die humanitäre Hilfe für andere in arabisch-islamisch geprägten Ländern. Die Moderation übernahmen die wissenschaftliche Geschäftsführerin des Berliner Kollegs Kalter Krieg, Agnes Bresselau von Bressensdorf, und der Chefredakteur der VfZ, Thomas Schlemmer.
Aufzeichnung der Livestream-Veranstaltung vom 28. November 2022: