IfZ-Oberseminar
Prof. Dr. Thomas Raithel, PD Dr. Thomas Schlemmer, Prof. Dr. Andreas Wirsching
LMU München
Zeit: Termine: 18.10, 15.11., 29.11., 13.12, 20.12., 10.1., 24.1. und 7.2. .; 17:00-20:00 Uhr
Ort: IfZ, Vortragsraum
Das Oberseminar richtet sich in erster Linie an die von IfZ-Dozentinnen und -Dozenten betreuten oder im IfZ tätigen Doktorandinnen und Doktoranden sowie an Verfasserinnen und Verfasser von Master- und Staatsexamensarbeiten. Darüber hinaus steht das Seminar allen Studierenden der LMU offen. Neben der Vorstellung und Diskussion laufender Qualifizierungsarbeiten werden allgemeine Probleme von Qualifizierungsarbeiten sowie methodische Fragen der Geschichtswissenschaft erörtert.
Das Programm zum Download.
Prof. Dr. Martina Steber
Universität Augsburg
Neuere und Neueste Geschichte
Übung: Einführung in die Geschlechtergeschichte
Zeit: Mittwoch 10.00-11.30 Uhr
Ort: Raum D2004
Geschlecht gehört zu den prägenden Faktoren der Geschichte. Dem Historiker, der Historikerin öffnet das Nachdenken über die Bedeutung von Geschlechterkonstruktionen, Geschlechterordnungen und Geschlechterbeziehungen interessante Perspektiven auf die Politik-, die Sozial-, die Wirtschafts- und Kulturgeschichte einer Epoche. Anhand von Forschungsarbeiten aus der Neueren und Neuesten Geschichte wird die Übung die geschlechtergeschichtliche Perspektivierung erschließen. Daneben werden zentrale theoretische Texte der Geschlechtergeschichte gelesen und kritisch diskutiert.
Universität Augsburg
Neuere und Neueste Geschichte
BA Hauptseminar: Brexit. Zeitenwende in Großbritannien
Zeit: Mittwoch, 15.45-17.15 Uhr
Ort: Raum D2004
Die (wenn auch knappe) Zustimmung der britischen Wählerinnen und Wähler zum Austritt aus der Europäischen Union in einer Volksabstimmung im Juni 2016 sandte Schockwellen durch das Vereinigte Königreich, Europa und die westliche Welt. Zum ersten Mal in der Geschichte der europäischen Integration kehrte einer der großen europäischen Staaten dem verfassten Europa den Rücken. Die Befürworter des Brexit malten ein neues goldenes Zeitalter des „global Britain“ an die Wand, versprachen Prosperität und nationale Souveränität, neue Chancen auf globalen Märkten, mehr Geld für den Sozialstaat und Bürokratieabbau. Die EU wurde als undemokratischer Superstaat der Eliten gebrandmarkt. Mit der Diskussion über das Verhältnis Großbritanniens zur EU wurde der Rechtspopulismus salonfähig. Zugleich artikulierten sich in dieser Gemengelage die Interessen jener, die am ökonomischen Aufschwung der new economy seit den 1980er Jahren keinen Anteil hatten, diente die Brexit-Debatte als Katalysator für die Artikulation sozialer Ungleichheiten. Nicht zuletzt offenbarten sich die tiefgreifenden Probleme des Verfassungsgefüges. Das Hauptseminar analysiert Brexit als zentrales Problem der europäischen Geschichte der Gegenwart. Es interessiert sich für das Referendum und für die politischen Folgen von dessen Ergebnis. Es fragt nach den historischen Bedingtheiten der Austrittsentscheidung, entschlüsselt längere wie kürzere historische Linien, analysiert die (politischen) Akteure, hinterfragt die politische Kultur und ihre soziale Verankerung, widmet sich der jüngeren Verfassungsgeschichte genauso wie der Geschichte des Neoliberalismus und beschäftigt sich mit gegenwärtigen Interpretationen dieser so spezifisch britischen Zeitenwende.
Prof. Dr. Michael Schwartz
Universität Münster
Hauptseminar II.: Das geteilte Polen 1795-1918: Integration und Desintegration im Zeitalter der Imperien und Nationalismen
Das Seminar beschäftigt sich mit der Geschichte des zwischen drei benachbarten Großmächten aufgeteilten Großraums Polen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In diesem langen Zeitraum wandelten sich nicht nur die Herrschaftsmethoden der drei Imperien, zu denen jeweils Teile des früheren multiethnischen polnischen Staates gehörten, gravierend, auch die polnischen Teilgesellschaften erfuhren - sowohl durch Industrialisierung als auch durch Nationalisierung - grundlegende Wandlungen. Im Ergebnis finden sich zu unterschiedlichen Zeiten ganz unterschiedliche Grade von Integration oder Desintegration der polnischen Landes- und Bevölkerungsteile in den jeweiligen Imperien. Zugleich wurden diese Vielvölker-Imperien selbst durch vielfältige Nationalisierungsprozesse und daraus resultierende politische Veränderungen geprägt. Betrachtet werden sollen kooperative oder einseitige Integrationspolitiken (Autonomie, Zwangs-Assimilation) und deren Resultate, aber auch Versuche revolutionärer Befreiung oder nationalistisch-organisierter Selbstbehauptung. Diese gesellschaftsgeschichtlichen Veränderungen sollen anhand sehr unterschiedlicher Lebensläufe ausgewählter polnischer Persönlichkeiten exemplarisch vertieft werden.
PD Dr. Eva Oberloskamp
Ludwig-Maximilians-Universität München
Vertiefungskurs: Politische Partizipation von Frauen in der Weimarer Republik
Zeit: Donnerstag 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Mit der Begründung der Weimarer Demokratie erhielten Frauen erstmals in der deutschen Geschichte die gleichen staatsbürgerlichen Rechte wie Männer. Dessen ungeachtet waren auch nach 1918/19 Frauen nur in beschränktem Maße politisch aktiv. Das politische Handeln blieb in vielfacher Weise von genderspezifischen Deutungsmustern und Ordnungsvorstellungen bestimmt. Bislang hatte die Politik in Deutschland ein nahezu ausschließlich männliches Feld gebildet; Frauen begannen erst, ihren Platz im politischen Leben zu finden.
Der Vertiefungskurs befasst sich nicht nur mit der Rolle von Frauen in Institutionen der politischen Repräsentation (Parteien, Parlamente, Interessensvertretungen und Vereine), sondern auch mit breiteren Bereichen der gesellschaftlichen Partizipation und politischen Kultur in der Weimarer Republik. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zu aktiver Beteiligung am Kurs sowie zu eigenständiger Lektüre und Quellenarbeit.
Dr. Sebastian Voigt
Universität der Bundeswehr, München
Seminar: Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik
Zeit: 9. Oktober 2023, 15-18 Uhr; 3. November, 14-18 Uhr; 4./5. November, 10-18 Uhr (Blockseminar)
Ort: Online
Das Seminar behandelt die Arbeiterbewegung mit Schwerpunkt auf der Sozialdemokratie in der Weimarer Republik von der Novemberrevolution 1918 bis zum Untergang der Republik 1933.
Prof. Dr. Hermann Wentker
Universität Potsdam
Oberseminar: Die beiden deutschen Staaten und die Sowjetunion 1949-1991/2000
Zeit: Montag 8.15 Uhr bis 9.45 Uhr
Ort: Raum 1.12.0.14
Im Seminar steht die grundverschiedene Politik der beiden deutschen Staaten gegenüber der Sowjetunion zwischen 1949 und 1990 im Mittelpunkt. War die DDR als sowjetischer Satellitenstaat in mehrfacher Hinsicht abhängig von der Sowjetunion, musste die Bundesrepublik als westlicher deutsche Teilstaat erst zu einem Verhältnis mit der Sowjetunion finden, das sich im Zuge der Entspannungspolitik normalisierte. Im sowjetisch-westdeutschen Verhältnis wechselten sich Phasen der Konfrontation mit Entspannungsphasen ab. Trotz gemeinsamer Zugehörigkeit zum Ostblock war aber auch das Verhältnis zwischen der DDR und der Sowjetunion oft nicht spannungsfrei. Diese wechselnden Konstellationen im Beziehungsdreieck Bonn-Ost-Berlin-Moskau werden genauer untersucht. Den Abschluss bildet ein Ausblick auf die deutsch-russichen Beziehungen in der Ära Jelzin.
PD Dr. Christian Marx
Universität Trier
Proseminar: Geschichte der Bundesrepublik 1945-1990
Zeit: Dienstag und Mittwoch, jeweils 8-10 Uhr
Datum: 24.10.2023 – 14.02.2024
Ort: Raum P3
Das Proseminar behandelt die westdeutsche Geschichte von der Besetzung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung. Die Neuordnungsvorstellungen der Alliierten waren konstitutiv für die Gründung der Bundesrepublik 1949, die sich alsbald fest in die westlichen Bündnis- und Organisationsstrukturen einfügte und ökonomisch zugleich eine Blütephase („Wirtschaftswunder“) erlebte. Neben politischen und wirtschaftlichen Aspekten liegt ein besonderes Augenmerk auf gesellschaftlichen Veränderungen im Bereich von Familie, Konsum und Bildung.
Ziel des Proseminars ist es, den Teilnehmer:innen ein differenziertes Bild über die Bundesrepublik zu vermitteln, sie mit unterschiedlichen Quellengattungen vertraut zu machen, und sie zu befähigen, gängige Narrative und Interpretationen zu hinterfragen.
Universität Trier
Vorlesung: Einführung in die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
Zeit: Freitag, 10-12 Uhr
Ort: Raum HS3
Datum: 27.10.2023 – 16.02.2024
Die Vorlesung liefert einen Überblick über politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert – und diskutiert, wie wir diese Wandlungsprozesse erklären können.
Insbesondere behandelt die Vorlesung:
- Geschichte der politischen Bewegungen in Europa,
- wirtschaftliche Entwicklungen und deren gesellschaftliche Folgen,
- Imperialismus und Dekolonisation,
- Europa zwischen den Weltkriegen,
- Faschismus und Nationalsozialismus,
- Europäische Integration und Kalter Krieg, sowie
- Globalisierungsphänomene im 20. Jahrhundert.
Universität Trier
Übung: Schreibwerkstatt
Zeit: Mittwoch, 14-16 Uhr
Ort: Raum A6
Datum: 25.10.2023 – 14.02.2024
Recherchieren und Schreiben gehört zum Handwerkszeug der Geschichtswissenschaften und zählt zu den zentralen Aufgaben von Geisteswissenschaftler:innen. Dies gilt nicht nur für das Studium und die Wissenschaft, sondern auch in den vielfältigen Bereichen, in denen Historiker:innen arbeiten (z.B. Öffentlichkeitsarbeit, Journalismus, Museumsarbeit, historisch-politische Bildungsarbeit).
Die Übung leistet eine theoretische und methodische Hinführung zu diesen beiden berufsfeldorientierten Schlüsselqualifikationen. Wir werden gemeinsam Dokumentations- und Recherchetechniken kennenlernen, Lesetechniken und Möglichkeiten der Literaturverarbeitung erschließen sowie durch praktische Übungen verschiedene Textsorten der Fachprosa erarbeiten.
Dr. Yuliya von Saal
Ludwig-Maximilians-Universität München
Grundkurs: Die Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und die Entspannungspolitik im Ost-West-Konflikt (ca. 1970 bis 1990).
Zeit: Montag 08:00 bis 11:00 c.t.
Beginn: 16.10.2023
Ort: Amalienstr. 52 - K 507, München
Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), welche mit der Vereinbarung von 35 Teilnehmerstaaten auf einen Katalog von Prinzipien zwischenstaatlichen Verhaltens 1975 einen Konferenzprozess mit offenem Ausgang in Gang setzte, war ein wichtiger Teil der Entspannungsdiplomatie im Ost-West-Konflikt und eine Grundlage für die postkommunistische europäische Sicherheitsarchitektur. Dem Helsinki-Prozess lagen jedoch unterschiedliche Interessen und anfangs noch viel Skepsis zu Grunde. Er entwickelte eine Eigendynamik, deren Wirkung über die klassischen Felder der Diplomatie, wie Abrüstungsfragen oder Regelung von lokalen Konflikten, hinausging. Die KSZE war nicht nur eine Plattform der Interessensaushandlung, Konfliktüberwindung und Annäherung zwischen feindlichen Blöcken, sondern die Schlussakte besaß ein transformatorisches Potential: sie rief neue nichtstaatliche Akteure auf den Plan, veränderte die Spielregeln der klassischen Diplomatie, verhalf bei der Durchsetzung von Menschenrechtsnormen und Weiterentwicklung des Völkerrechts.
In diesem Kurs wollen wir uns – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Totalinvasion Russlands in der Ukraine und der Erschütterung der über Jahrzehnte mühsam aufgebaute Sicherheitsarchitektur – ergebnisoffen die Genese dieses komplizierten Prozesses und seiner unmittelbaren Wirkungen bei der Überwindung des Ost-West-Konflikts anschauen und dabei nach dem langfristigen Erbe der Helsinki fragen. Gleichzeitig führt dieser Kurs in die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens ein.
Ludwig-Maximilians-Universität München
Übung: Tagebuch als Quelle. Erfahrungen des sexualisierten Missbrauchs im Krieg am Beispiel des Bestsellers Anonyma, „Eine Frau In Berlin“ und der Aufzeichnungen von Molly Applebaum
Zeit: Donnerstags, 08:00 bis 10:00 c.t.
Beginn: 19.10.2023
Ort: Amalienstr. 52 - K 402, München
Tagebücher sind unmittelbare, authentische Zeugnisse subjektiver Erfahrungen. Doch sie dokumentieren nicht nur die Umwandlung des eigenen Selbst, sondern auch die größeren gesellschaftlichen Umbruchsprozesse. Es ist kein Zufall, dass viele Tagebücher zu Kriegszeiten und vor dem Hintergrund extremer Gewalterfahrungen niedergeschrieben worden sind. Tagebücher stellen eine faszinierende und vielschichtige Quelle dar, die aber einer umfassenden Quellenkritik bedarf.
In dieser Übung werden wir uns mit Spezifika und Bedeutung des Tagebuchs als Quelle im Allgemeinen und anhand zwei Tagebücher, die sexualisierte Gewalt im Krieg und Holocaust dokumentieren, im Einzelnen auseinandersetzen. Als erstes werden wir den Bestseller „Eine Frau in Berlin. Tagebuchaufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945“ von Anonyma lesen. Als das Tagebuch im Jahr 2003 neu erschien, entbrannte in den deutschen Feuilletons eine Debatte um den Wert des Tagebuches als Zeitdokument. Wir werden uns mit der Frage auseinandersetzen, ob und inwiefern dieses Tagebuch eine authentische Quelle darstellt, indem wir auszugsweise die in der Sütterlin-Schrift verfassten Originale des Tagebuchs lesen und die Entstehung des Bestsellers im Lichte weiterer Quellen aus dem Nachlass der Autorin rekonstruieren. Als zweites Beispiel wird uns das erst vor wenigen Jahren entdeckte Tagebuch eines jüdischen Mädchens, Molly Applebaum, dienen, das als dreizehnjährige bei einem polnischen Bauer im Versteck überlebte.
In der Übung soll die Quellenanalyse praktisch nachvollzogen, aber auch die Problematiken von Zeitzeugen-Tagebüchern offengelegt werden.
Dr. Kristina Milz
Ludwig-Maximilians-Universität München
Übung: Das Klassenfoto: Eine Spurensuche zum Schicksal jüdischer Schulkinder im
München der 1930er-Jahre
Zeit: Dienstag, 14.15 bis 15.45 Uhr
Der Orientalist Karl Süßheim (1878–1947), der jahrzehntelang an der LMU lehrte, entkam
1941 in letzter Minute der Schoa und emigrierte mit seiner Familie in die Türkei. In den
privaten Papieren, die er hinterlassen hat, findet sich ein Foto aus den 1930er Jahren, das die
Klasse seiner älteren Tochter Margot an der jüdischen Volksschule in München zeigt. In
seiner ihm eigenen Sorgfalt hat der verfolgte Professor auf der Rückseite des Fotos die
Namen aller Kinder notiert. In der Übung sollen die Schicksale dieser Kinder gemeinsam
erforscht werden: anhand von Online-Datenbanken und Forschungs-literatur, aber auch mit
archivalischen Quellen. Wie funktioniert biografische Forschung? Was lässt sich über einen
Menschen herausfinden, von dem man zunächst allein den Namen kennt? Die Übung wird
von Karl Süßheims Biografin, Dr. Kristina Milz, begleitet.
Prof. Dr. Frank Bajohr
Ludwig-Maximilians-Universität München
Übung: Täter und Täterinnen des Holocaust. Entwicklung, Ertrag und Perspektiven eines Forschungsansatzes
Zeit: Dienstag 16:00 bis 18:00 c.t.
Beginn: 17.10.2023
Raum: Amalienstr. 73A - 018, München
In den 1990er Jahren wandte sich die Geschichtswissenschaft erstmals auf breiter Basis den Tätern und Täterinnen des Holocaust zu, sodass sich in dieser Zeit eine "Täterforschung" als Subdisziplin der expandierenden Holocaust-Forschung etablierte.
Die Übung zeichnet wichtige Etappen der Forschungsdiskussion und Forschungsentwicklung nach und fragt dabei auch nach der Rolle nichtdeutscher Täter/innen.
Darüber hinaus widmet sich die Veranstaltung Fragen, die für die Gesamtgeschichte der NS-Zeit insgesamt wesentlich sind: Wie unterschieden sich eigentlich Täter/innen von den Gesellschaften, denen sie entstammten? Macht die auf den Historiker Raul Hilberg zurückgehende Dreiteilung Täter-Opfer-Zuschauer eigentlich Sinn? Und ist eine "Täterforschung" vor diesem Hintergrund überhaupt angebracht? Sollte diese nicht besser in eine Gesellschaftsgeschichte der NS-Zeit integriert werden?
Prof. Dr. Andrea Löw
Universität Mannheim
Herbstsemester 2023
Forschungsseminar: Holocaust und Erinnerung in Osteuropa
Osteuropa war der Schauplatz des Holocaust und, in enger Verbindung damit, eines brutalen Vernichtungskrieges gegen Teile der lokalen Bevölkerungen. Themen des Seminars sind der Zweite Weltkrieg in Ost- und Mitteleuropa als Kontext des Massenmords, die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung, deren Reaktionen darauf, aber auch die Situation und die Reaktionen der jeweiligen nicht-jüdischen Bevölkerung angesichts des Holocaust sowie die komplizierte Erinnerung daran nach 1945. All diese Themen werden im Seminar anhand ausgewählter Orte/Regionen diskutiert.
Dr. Christian Packheiser
Ludwig-Maximilians-Universität München
Übung: Quellen und Methoden der historischen Forschung am Beispiel von Kriegsbeziehungen
Zeit: Dienstag 08:00 bis 10:00 c.t.
Beginn: 17.10.2023
Raum: Amalienstr. 52 - K 302, München
Der Zweite Weltkrieg riss unzählige Familien auseinander und zerstörte die privaten Lebensentwürfe von Millionen Menschen. Persönliche Rückzugsräume, zivile Hoffnungen und Sehnsüchte wurden als Orientierungspunkte nicht nur für die Betroffenen immer wichtiger, je stärker sie die zunehmend radikalisierte Kriegführung in die Defensive drängte, auch das NS-Regime schrieb ihrem Erhalt eine steigende herrschaftsstabilisierende Funktion zu. Übergeordneten Stellenwert besaßen „Kriegs-Beziehungen“ auch deshalb, weil sich die meisten Individuen plötzlich innerhalb neuer Referenzrahmen zurechtfinden mussten, womit sich kollektive Neujustierungen verbanden: innerhalb wie zwischen der deutschen Heimat- und Militärgesellschaft, aber auch zwischen Besatzern und Besetzten.
Die Übung verbindet anhand der gemeinsamen Lektüre ausgewählter Texte und Quellen (Ego-Dokumente, Presse- und Propagandamaterial, Überlieferungen von Behörden, Überwachungsorganen und Justiz etc.) Ansätze und Methoden der Alltags-, Kultur- und Sozialgeschichte mit der modernen Militärgeschichte. Die Studierenden erhalten ein tiefergehendes Verständnis von individuellen Handlungsmöglichkeiten und sozialer Praxis im Kontext von NS-Herrschaftsmechanismen und Volksgemeinschaftsutopien und nähern sich dem aktuellen Forschungsstand, etwa zum Themenfeld Privatheit im Nationalsozialismus, an. Ziel ist es, die selbständige Recherche und Analyse von Quellen sowie die eigenständige Entwicklung von Fragestellungen zu fördern. Ausgehend von Kriegsbeziehungen der privilegierten deutschen Mehrheitsgesellschaft wird die Perspektive punktuell auf Erfahrungen von Trennung, Verlust und Heimkehr ausgegrenzter Familien sowie in anderen europäischen Ländern erweitert.
Dr. Felix Lieb
Universität Augsburg
Übung: Auslaufmodelle der Demokratie? Parteien in der Bundesrepublik nach 1945
Zeit: Mittwochs 15.45 bis 17.15 Uhr
Ort: Raum D2128
Der bekannte Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel urteilte bereits vor zehn Jahren: „Die Hochzeit der politischen Parteien ist mit dem 20. Jahrhundert zu Ende gegangen, und Ersatz ist für das 21. Jahrhundert nicht in Sicht.“ Die Analyse wirkt immer noch aktuell, fordern doch verschiedenste Formen des außerparlamentarischen Protestes und Aktivismus die klassischen Organe der repräsentativen Demokratie heraus – man denke nur an Klimaproteste auf der einen und „Querdenker“-Demonstrationen auf der anderen Seite. Aus einer historischen Perspektive zeigt sich jedoch, dass Parteien als maßgebliche politische Akteure immer wieder vor ähnlichen Herausforderungen standen, aber nach wie vor eine Monopolstellung im parlamentarischen System besitzen. Was sie taten, um diese zu halten, lässt sich aufgrund der günstigen Quellenlage gut nachvollziehen. In der Übung soll daher nicht nur der Diskurs über Parteien (und ihre vermeintliche Krise) im Vordergrund stehen, sondern ein Blick in die Parteien selbst geworfen werden. Die Analyse innerparteilicher Konflikte, programmatischer Debatten, struktureller Veränderungen und der Außenbeziehung von Parteien zu Konkurrenzorganisationen und zivil-gesellschaftlichen Kräften zeigt, dass Parteien keine starren Konstrukte, sondern Spiegel politischer und gesellschaftlicher Wandlungsprozesse Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und der bundesrepublikanischen Demokratie als solcher sind. Die Veranstaltung widmet sich Parteien daher nicht primär in einem organisationshistorischen Zugriff, sondern mit Berücksichtigung allgemeinerer politik-, gesellschafts- und kulturhistorischer Fragestellungen.
PD Dr. Bernd Kreuzer
Paris Lodron Universität
Proseminar Zeitgeschichte (Bachelor): Geschichte der Telekommunikation
Das Proseminar hat als Vorstufe zu den Seminaren die Anwendung und das Einüben der in der Studieneingangsphase erworbenen methodischen Kompetenz in der Zeitgeschichte zum Inhalt. Dies geschieht in der exemplarischen Arbeit am Thema der Geschichte der Telekommunikation im 20. Jahrhundert.