Januarheft 2025

  • Hermann Wentker, Eine schwierige Partnerschaft. Die deutsche Chinapolitik zwischen menschenrechtlichem Anspruch und ökonomischen Interessen 1989 bis 1996 (Aufsatz) - Ins Heft gezoomt
  • Boris Gehlen/Christian Marx, Das Führungspersonal der Reichsbank und das NS-Regime (Aufsatz) - Free Access
  • Jessika Wichner, Wissenschaftsmanagement in der britischen Besatzungszone. Der Research Branch zwischen Kontrolle und Forschungsförderung 1945 bis 1951 (Aufsatz)
  • Reinhild Kreis, Nachwuchs für die Leistungsgesellschaft. Jugendwettbewerbe in Deutschland im 20. Jahrhundert (Aufsatz)

     

 

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Abstracts

Hermann Wentker, Eine schwierige Partnerschaft. Die deutsche Chinapolitik zwischen menschenrechtlichem Anspruch und ökonomischen Interessen 1989 bis 1996

 

Das Massaker am Tiananmen-Platz am 4. Juni 1989 bildete eine Zäsur in den deutsch-chinesischen Beziehungen, die sich nach dem Amtsantritt von Deng Xiaoping positiv entwickelt hatten. Denn damit avancierte die Menschenrechtsproblematik zu einem zentralen Thema der weitgehend von Wirtschaftsinteressen geprägten deutschen Chinapolitik, die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre in einem dynamischen Dreieck verortet wird. Zu fragen ist, welches Gewicht dem Bundestag, der Wirtschaftslobby und der Entwicklung der chinesischen Politik für die Bundesregierung und insbesondere für das Auswärtige Amt zukam. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage nach dem Stellenwert der Menschenrechte und der Bedeutung der Argumente, mit denen trotz Menschenrechtsverletzungen der Ausbau der Beziehungen zu China begründet wurde.

 


Boris Gehlen/Christian Marx, Das Führungspersonal der Reichsbank und das NS-Regime

 

Unter der Leitung ihres selbstbewussten Präsidenten Hjalmar Schacht inszenierte sich die Reichsbank in der NS-Zeit als Hort rationaler Währungspolitik. Obschon sie seit 1933 über die Mefo-Wechsel zur geheimen Rüstungsfinanzierung beitrug, kritisierte sie wenige Jahre später die inflationären Folgen der maßlosen Ausgabenpolitik. Daher stellte Hitler im Januar 1939 einen Großteil der Führungsfiguren außer Dienst. Fortan fungierte die Reichsbank als willfähriges Instrument der NS-Rassen-, Eroberungs- und Vernichtungspolitik. Boris Gehlen und Christian Marx untersuchen das bisher weitgehend unbeachtete Leitungspersonal der Reichsbank und dessen individuelle Karriereverläufe. Sie diskutieren die Einbindung in die NS-Politik und analysieren, mit welchen Narrativen und Strategien die Akteure sich im Nachhinein rechtfertigten.

 


Jessika Wichner, Wissenschaftsmanagement in der britischen Besatzungszone. Der Research Branch zwischen Kontrolle und Forschungsförderung 1945 bis 1951

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die angewandten Natur- und Ingenieurwissenschaften in Deutschland zunächst über das alliierte Kontrollratsgesetz Nr. 25 verboten. Auf britischer Seite war für die Überwachung der Forschungstätigkeit der Research Branch der britischen Kontrollkommission verantwortlich. Ihm oblag es auch, die Wissenschaftslandschaft in der britischen Besatzungszone neu zu strukturieren und Forschungsvorhaben deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu fördern, die nicht dem Gesetz Nr. 25 unterlagen. Jessika Wichner untersucht auf der Basis eingehenden Quellenstudiums die vielfältigen Tätigkeiten des Research Branch zwischen 1945 und 1951 und kommt dabei zu überraschenden Ergebnissen.

 


Reinhild Kreis, Nachwuchs für die Leistungsgesellschaft. Jugendwettbewerbe in Deutschland im 20. Jahrhundert

 

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde eine wachsende Anzahl von Tätigkeitsfeldern in Wettbewerbsformate überführt. Insbesondere Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche wurden zu einem Massenphänomen, das gleichermaßen in Demokratien und Diktaturen, in markt- und planwirtschaftlichen Gesellschaften attraktiv war. Reinhild Kreis untersucht die Wettbewerbe als Modus der Gestaltung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ordnung in ihren Kontinuitäten und Brüchen für den NS-Staat, die Bundesrepublik und die DDR. Sie werden als Praktiken der Leistungszuschreibung gedeutet, die Denk- und Verhaltensweisen und damit sowohl individuelle wie auch kollektive Zukünfte prägen sollten.

 

 


 

 



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