Die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte trauern um ihren ehemaligen Chefredakteur
Am 17. November 2018 feierte Hermann Graml seinen 90. Geburtstag zusammen mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen, seiner Familie und Freunden im Institut für Zeitgeschichte in München. Es war ein gelungenes Fest für einen Jubilar, der zwar nicht mehr ganz so sicher auf den Beinen war wie früher, aber dafür intellektuell wach und geradezu jungenhaft fröhlich wie eh und je. Nun ist Hermann Graml am 4. Februar überraschend verstorben – an den Folgen einer Operation, die nach einem Sturz unumgänglich war. Die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte müssen damit künftig nicht nur auf ihren langjährigen Chefredakteur (1978 bis 1993), sondern auch auf einen Weggefährten verzichten, der die Zeitschrift seit den 1950er Jahren begleitet hat, als Zeitgeschichte noch ein „Wagnis“ (Hans Maier) war. Hermann Graml hat Standards gesetzt – im Umgang mit Autorinnen und Autoren, für die er immer ein offenes Ohr hatte, durch sein untrügliches Gespür für Themen, seinen sicheren Blick für das innovative Potenzial von Beiträgen, das nicht immer leicht zu erkennen war, und durch seine Art, sich fremde Texte zu eigen zu machen, die Spreu vom Weizen zu trennen und dem Publikum seiner Zeitschrift so nicht nur wissenschaftlich anspruchsvolle, sondern auch sprachlich elegante Lektüre zu bieten. Hermann Gramls Begeisterung für Literatur und seine Bewunderung für Thomas Mann waren immer wieder spürbar, wenn er seinem Tagesgeschäft als Redakteur und Wissenschaftler nachging. Die Vierteljahrshefte verlieren mit Hermann Graml mehr als einen verdienten Kollegen. Sie verlieren einen väterlichen Freund und Mentor, dessen Erbe der Zeitschrift Verpflichtung ist.
Eine anlässlich seines 90. Geburtstags erschienene Würdigung Hermann Gramls und eine Zusammenstellung von VfZ-Beiträgen aus seiner Feder und über ihn finden sich hier.