Die von Michail Gorbatschow eingeleitete Politik der Perestrojka und Glasnost‘ führte in der Bundesrepublik Deutschland zu hohen Erwartungen an das zukünftige Verhältnis zur Sowjetunion. Die Hoffnung auf eine positive Entwicklung der Zusammenarbeit verstärkte sich im Zuge der Wiedervereinigung. In der euphorischen Atmosphäre, die das Jahr 1990 prägte, wurde ein umfangreiches bilaterales Vertragswerk beschlossen. Neben sicherheits- und wirtschaftspolitischen Aspekten umfasste es auch Fragen der kulturellen Zusammenarbeit, auf die das Promotionsvorhaben fokussiert. Die Arbeit geht der Frage nach, inwieweit die anfängliche Aufbruchsstimmung in der politischen Praxis sukzessive in wechselseitiges Unverständnis und Misstrauen umschlug. Im Zentrum stehen deutsch-sowjetische/russische Projekte der kulturellen Zusammenarbeit und die Verhandlungen um die Rückführung von Kulturgütern vor dem Hintergrund der sich eintrübenden sicherheitspolitischen Beziehungen in den 1990er Jahren. Untersucht werden dabei Diskurse, Akteurinnen und Akteure sowie Praktiken auf diplomatischer, kulturpolitischer und gesellschaftlicher Ebene in Deutschland und Russland.
Das Projekt ist Teil des von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) organisierten und von der Leibniz-Gemeinschaft finanzierten Verbundprojekts „Drifting Apart. Herauslösungsprozesse aus internationalen Organisationen“.