1990: Ein Epochenjahr in 437 Dokumenten

IfZ legt neuen Band der Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik vor

München (1.7.2021) Das Jahr 1990 gilt als „das Jahr der Deutschen“ und zugleich als Epochenjahr in den internationalen Beziehungen. Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts gab es erstmals die Perspektive, gemeinsam über die alten Blöcke hinweg eine „neue Weltordnung“ zu schaffen. Die zentralen Ereignisse dieses weltbewegenden Jahres zeichnet nun der Jahrgang 1990 der Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland nach. Das Institut für Zeitgeschichte legt darin nach Ablauf der 30-jährigen Sperrfrist in zwei voluminösen Bänden die wichtigsten Dokumente aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes vor.

Im Zentrum der 437 bislang zumeist unveröffentlichten Dokumente steht der komplexe Pro-zess der deutschen Einheit: die Verhandlungen mit den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs, die intensiven Gespräche mit den besorgten Nachbarn, voran Polen, sowie die Einbettung des Prozesses in EG und NATO. Zugleich beschleunigt sich Europas Einigung: Mit der Wirtschafts- und Währungsunion wird die gemeinsame Währung Euro auf den Weg gebracht. Auf dem KSZE-Gipfel von Paris werden mit der „Charta von Paris“ der Kalte Krieg und die Jahrzehnte lange Teilung des Kontinents für beendet erklärt. Die Erfolge von UNO-Missionen in Zentralamerika, Namibia und Kambodscha schüren die Hoffnung, dass die Ver-einten Nationen nun das friedensstiftende Gewicht erhalten, das ihnen bei Gründung zuge-dacht war. Wie fragil diese „neue Weltordnung“ jedoch bleibt, zeigt indes die mit der Invasion Kuwaits durch irakische Truppen ausgelöste Golfkrise.

Die Akten beleuchten globale Umbrüche wie das mit der Freilassung Nelson Mandelas ein-geleitete Ende des südafrikanischen Apartheidregimes und bieten zugleich Einblicke hinter die Kulissen der „großen Politik“. Erstmals werden aus dem Nachlass von Außenminister Hans-Dietrich Genscher Briefwechsel und Notizen veröffentlicht, die das mitunter schwierige Verhältnis zwischen dem FDP-Politiker und Bundeskanzler Helmut Kohl offenbaren.

Das Institut für Zeitgeschichte gibt die Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland im Auftrag des Auswärtigen Amtes, jedoch in völliger wissenschaftlicher Unab-hängigkeit heraus. Jedes Jahr erscheint unmittelbar nach Ablauf der 30-jährigen Sperrfrist ein neuer Band der Editionsreihe und macht damit zumeist geheime Akten erstmals der Öffent-lichkeit zugänglich.



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