Übung: Erinnerungsorte. Nationalsozialismus und kollektives Gedächtnis in der Bundesrepublik Deutschland
Axel Drecoll
Zeit: Di. 8 - 10 Uhr
Ort: LMU, Historicum (Amalienstr. 52) Raum 401
Wir befinden uns, so hat es Piere Norá formuliert, in einem „Zeitalter des Gedenkens". Gedenkfeiern, Gedenkorte, an denen Denk- oder Mahnmale errichtet werden, die museale, dokumentatorische oder mediale Vermittlung von Vergangenheit haben Hochkonjunktur. Kristallisationspunkt dieser kollektiven Erinnerungsformen ist in Deutschland zweifellos die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der eigenen Landsleute während des NS-Regimes, das so genannte negative Gedächtnis. An einigen Bezugspunkten kondensiert dieses Gedächtnis, Punkte, die man als Erinnerungsorte bezeichnen kann. In dem Maße - so ließe sich das Phänomen beschreiben - in dem wir uns von der Generation der Zeitzeugen verabschieden müssen, bedarf die Erinnerung eines Ortsbezuges, tendiert das Gedächtnis zur Verräumlichung.
Diese weitreichende Veränderung der deutschen Erinnerungslandschaft soll in der Übung in den Blick genommen werden: Wie lassen sich Erinnerungsorte charakterisieren, mit welchem methodischen Rüstzeug lassen sie sich definieren und inwieweit markieren sie einen Gedächtniswandel der deutschen Gesellschaft?
Oberseminar: Pazifismus und Friedensbewegung in Deutschland im 20. Jahrhundert
Dierk Hoffmann
Zeit: Mittwochs, 16 - 18 Uhr
Ort: Universität Potsdam
Übung: "Kulturlandschaftswandel im Kontext von industriellem Strukturwandel: Historische Geographie am Beispiel Duisburg-Rheinhausens und der Friedrich-Alfred-Hütte."
Helge Kleifeld
Zeit: Mittwoch, 16.30 Uhr
Ort: IfZ
Kurzbeschreibung:
Am Beispiel des von der Firma Krupp in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts gegründeten und nach dem Strukturwandel in der Stahlindustrie in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgehobenen Hüttenwerkes im heutigen Duisburg-Rheinhausen soll das Fach Historische Geographie im Kontext der Zeitgeschichtsforschung dargestellt werden.
Das Werk wurde „auf die grüne Wiese“ in ein bäuerliches Umfeld gebaut. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde es zum größten Hüttenwerk Europas. Zu seinen Hochzeiten hatte es über 15.000 Beschäftigte. Die Friedrich-Alfred-Hütte prägte im Verlauf ihres Bestehens nicht nur das dörfliche Umfeld – 1934 wurde die Stadt Rheinhausen gegründet, die schließlich über 70.000 Einwohner zählte – sondern auch die Umland-Beziehungen des „Rheinhausener Raumes“ zu den Nachbarstädten Krefeld, Moers, Duisburg usw. Kaum ein anderer Standort in Deutschland bietet bei der Untersuchung von Kulturlandschaftswandel in Verbindung mit Industrialisierung und späterer Deindustrialisierung so große Extreme.
Zudem beeinflusste das riesige Hüttenwerk die Entwicklung des Krupp-Konzerns in besonderem Maße und darüber hinaus die Landschaft der deutschen und europäischen Stahlindustrie. Auch vor dem Hintergrund des heftigen und öffentlichkeitswirksamen Arbeitskampfes Ende der 1980er Jahre, an dessen Ende eine „Schließung in Raten“ stand, wird die angebotene Übung erhebliche Aspekte der Wirtschaftsgeschichte enthalten.
Proseminar: The Thatcher Years – Die Ära Thatcher (1979-1990)
Edith Raim
Zeit: Montags, 10-11.30 Uhr
Ort: Universität Augsburg, Raum 2004
Wenige Personen der Zeitgeschichte polarisieren bis heute die Gemüter so wie Margaret Thatcher: neokonservative Totengräberin des Sozialstaats oder Revolutionärin der modernen Industriegesellschaft?
Das Proseminar versucht eine Annäherung an den tiefgreifenden sozialen und politischen Strukturwandel Großbritanniens und Nordirlands, der sich in der Regierungszeit von Margaret Thatcher mit der Deregulierung des Marktes, dem Abbau sozialstaatlicher Leistungen, der Entmachtung der Gewerkschaften und der Einführung der „Poll Tax“ vollzog. Im Vordergrund stehen Innen-, Sozial- und Wirtschaftspolitik, aber auch Bildungs- und Außenpolitik vom Falkland-Krieg bis zur deutschen Wiedervereinigung.
Literatur:
- Peter Wende, Großbritannien 1500-2005, München 2001
- Kenneth O. Morgan, The People’s Peace. British History 1945-1989, Oxford 1990
- David Childs, Britain Since 1945. A Political History, 3. Auflage, London 1993
- Franz-Josef Brüggemeier, Geschichte Großbritanniens im 20. Jahrhundert, München 2010
- Thomas Mergel, Großbritannien seit 1945, Göttingen 2005
- Anselm Doering-Manteuffel/ Lutz Raphael, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2008
- Ivan T. Berend, Europe since 1980, Cambridge 2010
- Anthony Seldon/ Daniel Collings, Britain under Thatcher, Harlow 2000
- Paul Addison/ Harriet Jones, A Companion to Contemporary Briatain 1939-2000, 2. Auflage, London 2007
- Arthur Marwick, British Society since 1945, 2. Auflage, London 1990
Übung: Interviews in der Zeitgeschichte
Elke Scherstjanoi
Zeit: montags, 11.30-13.00 Uhr
Beginn: 17.10.2011, Raum: 2/Eb5
Ort: TU Chemnitz
Die Übung stellt in Text und Film Methoden der Interviewführung in der Zeitgeschichte vor.
Sie macht mit Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen bei der Nutzung mündlicher Zeitzeugenaussagen vertraut und zeigt an Beispielen erfolgreiche Konzepte sowie häufige Schwierigkeiten und Pannen bei der Erstellung von narrativen Quellen. Im zweiten Teil des Seminars führen die Teilnehmer eigenständig Interviews durch. Gemeinsam ausgewertet, sind diese Interviews Teil einer Zeitzeugenstudie zum Thema „Chemnitzer Arbeiterleben der 1960er und 1970er Jahre“, das längerfristig fortgeführt werden soll. Es besteht die Möglichkeit, ein Praktikum im Chemnitzer Industriemuseum anzuschließen.
Literatur:
- Albrecht Lehmann: Erzählstruktur und Lebenslauf. Autobiographische Untersuchungen, Frankfurt/New York, 1983.
- Harald Welzer (Hg.): Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung, Hamburg 2001.
- Alexander von Plato: Zeitzeugen und die historische Zunft, in: BIOS, Jg. 13 (2000), Heft 1, S.5-29.
- Kritische Erfahrungsgeschichte und grenzübergreifende Zusammenarbeit. The Networks of Oral History, Sonderheft 2007 (20. Jahrgang) von BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebenslaufsanalysen.
Vorlesung: Die Bundesrepublik Deutschland 1949-1990. Grundzüge ihrer Sozial- und Wir tschaftsgeschichte
Thomas Schlemmer
Zeit: Freitag, 10:00 bis 12:00 c.t.
Beginn: 21.10.2011
Ort: LMU, Schellingstraße 3, Raum 001
Kommentar:
Die Vorlesung beschäftigt sich unter den Leitbegriffen Industriemoderne und Strukturkrise mit der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland von der Staatsgründung bis zum Ende der deutschen Teilung. Dabei soll insbesondere nach Kontinuitäten und Diskontinuitäten und nach den langen Linien der jüngeren (west-)deutschen Zeitgeschichte gefragt werden. Es gilt, mit anderen Worten, das scheinbar goldene Zeitalter des „Wirtschaftswunders" mit den krisenhaften Jahren „nach dem Boom" zu verknüpfen - eine Perspektive, in der die historischen Wurzeln gegenwärtiger Probleme besonders deutlich sichtbar werden. Am Beginn steht eine Skizze der wirtschaftlichen Entwicklung, dann folgen Überblicke über die Sozialstruktur, über kollektive Akteure wie Parteien und Verbände sowie über die Politik, wobei auf den Zusammenhang von sozioökonomischem Strukturwandel und politischer Entwicklung besonderes Gewicht gelegt wird.
Prüfungsform im BA und im mod. Lehramt: MP
Literatur:
- Wolfgang Abelshauser, Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945, München 2004.
- Eckart Conze, Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis zur Gegenwart, München 2009.
- Anselm Doering-Manteuffel/Lutz Raphael, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2. ergänzte Aufl. 2010.
- Axel Schildt, Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989/90, München 2007.
Unterlagen zum Thema:
Vorlesung: Der Holocaust. Der Massenmord an den europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg
Andreas Wirsching
Unterlagen zum Thema: