Im Rahmen des von Jan Foitzik betreuten Projektes wurden die Bezirks-, Kreis- und Stadtkommandanturen der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) einschließlich der amtierenden Kommandanten systematisch dokumentiert. Außerdem werden sachthematische Dokumente aus deutschen und russischen Archiven sowie exemplarisch die amtliche Geschichte einer Kreiskommandantur vorgestellt, um genauere Einblicke in die deutsch-sowjetische Interaktion beim Aufbau der lokalen Verwaltung in der SBZ/DDR zu vermitteln.
Das Projekt analysiert aus russischer und deutscher Perspektive die Funktion der Kommandanturen als ordnungspolitische Kontroll- und Interventionsorgane im Prozess der Transformation der Besatzungsdiktatur zur abhängigen Parteidiktatur der SED. Diesen Prozess kennzeichnete keineswegs eine lineare Kontinuität; vielmehr verzerrten die föderale Grundordnung der SBZ und die am Prozess beteiligten regulären und irregulären „Transmissionsorgane" der Besatzungsmacht und der SED nicht nur die Entwicklung, sondern auch deren Wahrnehmung. Die sowjetische Oberherrschaft über diese Prozesse indiziert nicht nur die 1952 erfolgte Wiedererrichtung der Kommandanturen, die nach Bildung der DDR zunächst aufgelöst worden waren. Ebenso bezeichnend ist die Tatsache, dass die Aufsicht über die ostdeutsche Verwaltung nicht nur regulär durch die Kommandanturen der militärischen Besatzungsverwaltung, sondern bis 1953 (und wahrscheinlich darüber hinaus) gleichzeitig auch irregulär durch den sowjetischen Geheimdienst wahrgenommen wurde.