Tagungstelegramm: Buchpräsentation und Lesung mit Andrea Löw und Schauspieler Ulrich Matthes
Ab Herbst 1941 wurden die im Deutschen Reich verbliebenen Jüdinnen und Juden systematisch „nach Osten“ deportiert: Zehntausende jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden in Ghettos und Lager im besetzten Osteuropa verschleppt. Der Deportationsbefehl war unerbittlich – ein Koffer war erlaubt, es blieb kaum Zeit, um alles zu regeln und Abschied zu nehmen; man riss die Menschen aus ihrem bisherigen Leben. Wie haben sie das Unbegreifliche, das ihnen angetan wurde, wahrgenommen und beschrieben? Wie haben sie reagiert, als sie plötzlich aus ihrer Heimat vertrieben und in eine fremde Welt gestoßen wurden, in der sie mit Hunger und Elend konfrontiert waren, mit nahezu unerträglichen Bedingungen, mit Gewalt und Massenmord?
Auf Basis Hunderter Briefe, Postkarten, Tagebücher, Video-Aufzeichnungen und vieler weiterer Quellen verwebt die Historikerin Andrea Löw in ihrem neuen Buch die individuellen Geschichten zu einem bewegenden Zeugnis. Indem sie selbst zu Wort kommen, werden die Menschen sichtbar – als Mütter, Kinder, Großeltern, als Liebende, als Junge und Alte. Sie schildern ihre Ängste und Hoffnungen, die Stationen bis zur Abreise, den Transport. Die meisten erwartete am Ziel der sichere Tod, wenige Überlebende berichten von Gefangenschaft, Flucht und Rettung.
Am 9. April 2024 stellte Andrea Löw, stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien, im Institut für Zeitgeschichte in München ihr Buch „Deportiert“ vor. Der Schauspieler Ulrich Matthes las aus ausgewählten Quellen, die dem Buch zugrunde liegen, die Moderation übernahm Frank Bajohr (IfZ). Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Verlag S. Fischer statt.
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Wer sie verpasst hat, kann sie nun auf dem YouTube-Kanal des IfZ im Video nachsehen: