Zum 80. Todestag der Geschwister Scholl und Christoph Probsts

Vor 80 Jahren, am 22. Februar 1943, verurteilte der Volksgerichtshof Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst zum Tode. Sie zählten zum engsten Kreis der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Gerichtspräsident Roland Freisler begründete das Urteil 1943 mit „landesverräterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung“ – es wurde noch am selben Abend im Gefängnis Stadelheim vollstreckt.

„Politisch, intellektuell und moralisch sind die Flugblätter der Weißen Rose der Höhepunkt des deutschen Widerstands gegen Hitler“, sagte IfZ-Direktor Andreas Wirsching gegenüber der Nachrichtenagentur dpa (nachzulesen u.a. in der Jüdischen Allgemeinen). „Sie bestechen durch die Wucht ihrer Sprache, die Klarheit der Anschauung und den Mut zur Wahrheit. Nicht zuletzt sind sie das einzige Dokument des deutschen Widerstandes, in dem der Massenmord an den Juden beim Namen genannt und als das bezeichnet wird, was er war: ‚das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem sich kein ähnliches in der ganzen Menschheitsgeschichte an die Seite stellen kann'“. So steht es im zweiten Flugblatt der „Weißen Rose", das Hans Scholl und Alexander Schmorell im Juni 1942 verfassten.

Die "Weiße Rose" in den Beständen des IfZ

Im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte wird der Nachlass von Inge Aicher-Scholl, der älteren Schwester der beiden bekanntesten Gesichter des Münchner Widerstands, aufbewahrt. Nicht nur für Biografen, die sich den Mitgliedern der Gruppe nähern, bleiben diese Bestände unverzichtbar. Der Nachlass der Pädagogin und Publizistin Inge Aicher-Scholl (1917–1998) wurde 2002 vom Archiv des Instituts für Zeitgeschichte übernommen. Seit 2005 ist er als Bestand ED 474 erschlossen, benutzbar und lässt sich über die Archivdatenbank recherchieren. Der Nachlass beinhaltet viele Unterlagen und Dokumente aus dem familiären Umfeld: Die umfangreiche Korrespondenz der Geschwister Scholl ist dabei für die Forschung über die „Weiße Rose“ besonders aufschlussreich. Es finden sich darüber hinaus auch viele andere Dokumente, die die Geschichte des Widerstandskreises und seine Rezeption nach 1945 erhellen.

In Verbindung mit der Korrespondenz des IfZ-Historikers Hellmuth Auerbach zur „Weißen Rose“ und der dem IfZ 1972 überlassenen Sammlung der Schriftstellerin Ricarda Huch, welche in den Jahren 1946/47 für ein Gedenkbuch über die hingerichteten Angehörigen von Widerstandskreisen mit dem Arbeitstitel „Bilder der Märtyrer“ recherchierte, liegt damit im IfZ-Archiv der zentrale und sicherlich umfangreichste Bestand zur Geschichte der „Weißen Rose“ vor. Unter Heranziehung der Quellen aus dem Nachlass Aicher-Scholl erschienen für die Geschichte der „Weißen Rose“ wegweisende Monografien von u.a. Barbara Beuys, Barbara Ellermeier, Christine Hikel, Sönke Zankel, Armin Ziegler und Robert Zoske, darunter einige Biografien zu einzelnen Mitgliedern der Gruppe.

Auch Hans Günter Hockerts hat mit diesem Material gearbeitet: In seinem Aufsatz „Todesmut und Lebenswille“ in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte (Ausgabe 3/2022) hat er die Flugblattaktion der Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 neu in den Blick genommen. Im Video-Format „Ins Heft gezoomt“ mit VfZ-Chefredakteur Thomas Schlemmer hat Hans Günter Hockerts seine wichtigsten Thesen vorgestellt – der heutige Jahrestag ist sicher eine gute Gelegenheit, sich anhand dieses Interviews mit der aktuellen Forschung zum Thema zu beschäftigen.



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