Tagungstelegramm: Der Schriftsteller Günther Weisenborn und die „Rote Kapelle“
Um kaum eine Widerstandsorganisation wurden so viele Gerüchte gesponnen wie um die sogenannte Rote Kapelle. Am Mittwoch, 24. Januar, fand im IfZ München eine Podiumsdiskussion statt, die sich anhand des Schicksals von Günther und Joy Weisenborn mit dem Thema auseinandersetzte. Das Ehepaar gehörte zu den mehr als 200 Menschen, die 1942/43 als Angehörige der Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack verhaftet wurden. Joy Weisenborn wurde nach einiger Zeit entlassen, ihr Mann aber zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. In einem IfZ-Projekt haben ihre Söhne gemeinsam mit Hans Woller die Tagebücher und Briefe aus der Haft unter dem Titel „Liebe in Zeiten des Hochverrats“ publiziert.
Über den berührenden Briefwechsel hinaus galt es auch, Günther Weisenborn zu würdigen, der später zum Chronisten des Widerstands wurde – und das politische Umfeld kritisch zu betrachten, in dem der Schriftsteller in der Nachkriegszeit lebte. Die Wiederbelebung des Gestapo-Feindbildes „Rote Kapelle“, die der Berliner Historiker Gerhard Sälter, Mitglied der Unabhängigen Historikerkommission im Rahmen des großen Forschungsprojekts zur Geschichte des Bundesnachrichtendienstes untersucht hat, prägte diese entscheidend mit. Auf unserem Podium, zu dem das IfZ gemeinsam mit der Münchner Volkshochschule und dem NS-Dokumentationszentrum München einlud, diskutierten die Historiker Sälter und Woller mit Christian Weisenborn (München), dem Sohn des Porträtierten. Die Moderation übernahm Jürgen Zarusky (Chefredakteur der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte).
Zum Buch "Liebe in Zeiten des Hochverrats" gibt es weitere Veranstaltungen:
Dienstag 06|03|2018
19.00 Uhr, Auditorium des NS-Dokumentationszentrums München
<link file:5784 download file>Lesung: „Zu viel für ein Menschenleben“– Die Weisenborns und die „Rote Kapelle“
Dienstag 13|03|2018
19.00 Uhr, Auditorium des NS-Dokumentationszentrums München
<link file:5783 download file>Filmvorführung und Gespräch: „Die guten Feinde. Mein Vater, die Rote Kapelle und ich“