Die Untersuchung zeigt die Breite und Vielfalt individueller NS-Belastungen auf, die es auch innerhalb eines neuartigen, stark natur- und technikwissenschaftlich geprägten Bundesministeriums gab. Gleichzeitig belegen die Ergebnisse im Einklang mit der zeithistorischen Forschung die hohe Anpassungs- und Funktionsfähigkeit deutscher Eliten von der Weimarer Republik über das NS-Regime bis in die frühe Bundesrepublik. Damit verbunden war die langwährende Beharrungskraft nationalkonservativer und autoritativer Grundhaltungen bis in die 1960er Jahre. Der Begriff der Belastung wird in der Analyse differenziert, historisiert und an exemplarischen Lebensläufen konkretisiert.
Ähnlich wie in anderen Ressorts war die NS-belastete Vergangenheit im heutigen Sinne im Atom- und Forschungsministerium kaum ein Thema. Vielmehr erschien, dies ist ganz wesentlich mit dem fachlichen Bezug des Ministeriums verbunden, die jüngste deutsche Geschichte als verantwortlich für einen wissenschaftlichen und technologischen „Rückstand“, der nun aufzuholen sei, um die Zukunft zu sichern. Das für die frühe Bundesrepublik charakteristische markante Spannungsverhältnis von Vergangenheit und Neubeginn erhielt auch deshalb im Falle des Atom- und Forschungsministeriums eine ganz besondere Zuspitzung.