Das Institut für Zeitgeschichte wird in einem neuen Forschungsprojekt die Geschichte des Bayerischen Landesamts für Statistik untersuchen. Dessen Präsident Thomas Gößl gab am Mittwoch, 12. Februar gemeinsam mit IfZ-Direktor Andreas Wirsching den Startschuss für das neue Projekt.
Bislang existieren über das Statistische Landesamt keine wissenschaftlich fundierten Untersuchungen. Ein genauerer Blick aber zeigt, dass gerade die Kernaufgabe der Behörde, die Erhebung von Zahlen und Daten, sie zu einem lohnenswerten Forschungsobjekt macht: Denn hinter dem vermeintlich objektiven statistischen Material steckt letztlich auch die Frage, mit welchem Leitmotiv und zu welchem politischen Zweck eben diese Daten erhoben werden. Gerade in der Zeit des Nationalsozialismus dienten statische Erhebungen und der ungehemmte Austausch von Daten nicht zuletzt dazu, die „Volksgemeinschaft“ zu vermessen und diejenigen zu identifizieren, die in der Logik des Systems „ausgesondert“ werden sollten. Wie frühere biografische Forschungen zeigen, haben einzelne Statistiker ihre Expertise in besonderer Weise dem nationalsozialistischen Regime dienstbar gemacht. Friedrich Burgdorfer, der das Amt von 1939 bis 1945 leitete, zählte beispielsweise zu den exponierten Bevölkerungswissenschaftlern des NS-Regimes.