Am 17. November 2018 feierte Hermann Graml seinen 90. Geburtstag zusammen mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen, seiner Familie und Freunden im Institut für Zeitgeschichte in München. Es war ein gelungenes Fest für einen Jubilar, der zwar nicht mehr ganz so sicher auf den Beinen war wie früher, aber dafür intellektuell wach und geradezu jungenhaft fröhlich wie eh und je. Nun ist Hermann Graml am 4. Februar überraschend in Wasserburg am Inn verstorben.
Das Institut für Zeitgeschichte war für den am 10. November 1928 in Miltenberg am Main geborenen Historiker stets mehr als nur ein Arbeitsplatz oder eine Plattform für seine wissenschaftliche Arbeit. Hermann Graml war gleichsam Teil dieses Instituts, dem er seit 1953 als studentische Hilfskraft, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Chefredakteur der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte bis 1993 angehört hat, unterbrochen nur von einem kurzen Engagement bei Free Europe Press Ende der 1950er Jahre. Sein Eintritt in den Ruhestand war nur auf den ersten Blick eine Zäsur. Viele Jahre lang verging kaum ein Tag, an dem Hermann Graml nicht ins Institut gekommen wäre, als Wissenschaftler, elder statesman und immer mehr auch als Zeitzeuge, der die Anfänge des IfZ besser kannte als jeder andere. Als Chefredakteur der VfZ gehörte Hermann Graml zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Instituts, als exzellenter Kenner der Geschichte des Nationalsozialismus, des deutschen Widerstands gegen Hitler und der internationalen Beziehungen machte er sich in der Zunft einen Namen. 2002 erhielt Graml für sein beeindruckendes Œuvre die Ehrendoktorwürde der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Das Institut für Zeitgeschichte verliert mit Hermann Graml nicht nur einen verdienten Mitarbeiter. Das IfZ verliert – um mit Karl Dietrich Bracher zu sprechen – einen Kollegen, der mit den Jahren „eine Säule des Instituts und der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, ja der deutschen und internationalen Zeitgeschichtsforschung überhaupt geworden“ ist.
Die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte haben Hermann Graml in zwei Aufsätzen zum 65. und 80. Geburtstag gewürdigt:
Karl Dietrich Bracher: "Hermann Graml zum 65. Geburtstag"
Horst Möller: "Hermann Graml, dem langjährigen Chefredakteurder VfZ, zum 80. Geburtstag"