Horst Möller, der langjähriger Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, feiert am 12. Januar seinen 75. Geburtstag. Als der gebürtige Breslauer 1992 die Leitung des IfZ übernahm, konnte er bereits eine glänzende wissenschaftliche Karriere vorweisen: Nach der Assistentenzeit an der Freien Universität Berlin, einem Zwischenspiel im Bundespräsidialamt und einer dreijährigen Amtszeit als Stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) war er von 1982 bis 1989 Ordinarius an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ehe er dem Ruf ans IfZ folgte, war er Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Paris.
Horst Möller hatte sich zu Beginn seiner wissenschaftliche Vita zunächst dem Zeitalter der Aufklärung gewidmet. Mit einer Dissertation über Friedrich Nicolai und großen Werken über die Aufklärung in Deutschland und über die deutsche Geschichte von 1763 bis 1815, avancierte er bereits in jungen Jahren zu einem der herausragenden Historiker des 18. Jahrhunderts. Um so nachhaltiger wandte er sich später der Zeitgeschichte zu: 1985 erschien sein Standardwerk über den Parlamentarismus im Preußen der Weimarer Republik. Im selben Jahr folgte „Weimar. Die unvollendete Demokratie“, das mittlerweile in neun Auflagen und in französischer wie italienischer Übersetzung vorliegt.
Während Horst Möllers langer Amtszeit am IfZ verdoppelten sich der Haushalt und die Zahl der Mitarbeiter. Unter ihm wurden die heutigen Abteilungen des Instituts in Berlin gegründet und ausgebaut. Innovative wie zugleich aufwendige Forschungsprojekte wurden auf den Weg gebracht. Dazu gehörten der Demokratievergleich zwischen Deutschland und Frankreich in der Zwischenkriegszeit, das Projekt zur Geschichte der Wehrmacht, die Forschungen zur Geschichte „Bayerns im Bund“, das international vergleichende Projekt zur Geschichte des Terrorismus sowie zuletzt das große und inzwischen abgeschlossene Projekt zur Geschichte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Zugleich hat sich Horst Möller auf dem Gebiet der Editionen große Verdienste erworben. So brachte er die beiden schon unter seinem Vorgänger Martin Broszat begonnenen großen Editionsprojekte der Goebbels-Tagebücher wie der Hitler-Reden und -Anordnungen zu einem guten Ende. Bereits 2009 begann er mit den Planungen und ersten Erkundungen einer Edition von Hitlers „Mein Kampf“.
Daneben hatte Horst Möller eine Fülle ehrenamtlicher Ämter inne: Zu erwähnen ist insbesondere die von ihm maßgeblich mit aufgebaute Deutsch-Russische Historikerkommission, deren deutscher Co-Vorsitzender er von ihrer Gründung im Jahre 1997 bis 2014 war. Darüber hinaus war er Mitglied in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Beiräten und Gremien im In- und Ausland. Ganz besonders gilt dies für Frankreich, das auf ihn stets eine besondere Faszination ausgeübt hat.
Auch nach seiner Emeritierung 2011 engagierte sich Horst Möller weiter für das IfZ. Bis 2015 agierte er als Hauptherausgeber der Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland und ist auch weiterhin tätig als einer der Herausgeber des großen Langzeitvorhabens der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland“. Ebenso ist er weiterhin Herausgeber der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Nicht zuletzt verfasste er im vermeintlichen „Ruhestand“ eine monumentale, mehr als 800 Seiten umfassende Biografie über Franz Josef Strauß, für die er als erster Forscher mit dem vollen Zugang zum umfangreichen Strauß-Nachlass ausgestattet war.
Das IfZ feiert Horst Möller an seinem Geburtstag und wünscht ihm weiterhin eine stabile Gesundheit und ungebrochene Schaffenskraft.
Mehr zu Werk und Vita von Horst Möller finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte:
<link file:5823 download file>Andreas Wirsching: Horst Möller zum 75. Geburtstag