Ergänzend zur Sonderausstellung „Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit“, die dank Verlängerung bis zum 29. September in der Dokumentation Obersalzberg zu sehen ist, diskutieren der Speer-Biograf Magnus Brechtken, der Kurator der Sonderausstellung Alexander Schmidt, die Kunsthistorikerin Angela Schönberger und der Historiker Wolfgang Schroeter über Speers Einfluss als problematischer Zeitzeuge auf das bundesdeutsche Geschichtsbild nach 1945. Im Gespräch gehen sie auch den Fragen nach, wie es Speer gelang, die Öffentlichkeit jahrzehntelang irrezuführen, wie Millionen Deutsche seine Legenden begierig aufnahmen, um sich selbst zu entschulden, und warum Historikerinnen und Historiker Speers Fabeln bis zu seinem Tod unhinterfragt übernahmen und weiterverbreiteten.
Albert Speer war einer der wichtigsten Entlastungszeugen für die NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik. Er präsentierte sich als unpolitischer Fachmann und verführter Bürger, der von den NS-Verbrechen nichts gewusst habe. Seine „Erinnerungen“ (1969) und „Spandauer Tagebücher“ (1975) wurden zu internationalen Bestsellern. Mit der Behauptung, gar kein richtiger Nazi gewesen zu sein, avancierte er zum gefeierten Medienstar.
Tatsächlich war Speer aber einer der Haupttäter des NS-Regimes. Seit 1931 NSDAP-Mitglied, stieg er rasch zum führenden Architekten im „Dritten Reich“ auf. Als enger Vertrauter Hitlers war er zusammen mit seiner Familie ein gern gesehener Gast im Berghof. Er zählte bald zu den wenigen privilegierten NS-Akteuren mit eigenem Wohnsitz am Obersalzberg. Im Krieg war Speer als Rüstungsminister verantwortlich für den „totalen Krieg“, den massenhaften Einsatz von Zwangsarbeitern und die Vernichtungsmaschinerie.
Obersalzberger Gespräch mit Magnus Brechtken (Institut für Zeitgeschichte München−Berlin), Alexander Schmidt (Kurator der Sonderausstellung), Angela Schönberger (Kunsthistorikerin) und Wolfgang Schroeter (Historiker).
ORT
Dokumentation Obersalzberg
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