Tagungstelegramm: Amerika, Russland und die wahre Geschichte der Nato-Osterweiterung
1991 zerfiel die Sowjetunion und hinterließ im Osten Europas ein Machtvakuum. Angesichts zunehmender Unruhe im postsowjetischen Raum, insbesondere in Russland, strebten die ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten nach Sicherheit. Die USA und Westeuropa standen vor einem Dilemma: Sollten sie – trotz entgegenstehender russischer Interessen – die Ostmitteleuropäer in die NATO aufnehmen und sich so den Groll Russlands zuziehen? Oder sollten sie diese in ihrer Zwischenzone belassen, um die Beziehungen zu Moskau nicht zu gefährden? Am Ende entschied sich der Westen für die erste Option. Wie es dazu kam und ob die NATO-Osterweiterung wirklich alternativlos war, analysiert Mary Elise Sarotte auf der Basis bisher unbekannter Archivquellen in ihrem nun auf Deutsch erschienenen Buch, das sie am 18. September 2023 im AlliiertenMuseum in Berlin vorgestellt hat. Der oft spekulativen öffentlichen Diskussion wird mit dem Buch eine klare Faktenbasis verliehen – im Anschluss an eine Präsentation ihrer Ergebnisse diskutierte die Autorin ihre Thesen mit Jürgen Lillteicher (AlliiertenMuseum), Tim Geiger und Hermann Wentker (beide IfZ). Die Veranstaltung war eine Kooperation mit dem AlliiertenMuseum und dem Berliner Kolleg Kalter Krieg.