Im Gedenken

Nachruf auf Dr. Klaus A. Lankheit (24. Mai 1961 – 25. Juni 2024)

Das Institut für Zeitgeschichte trauert um seinen langjährigen Mitarbeiter Dr. Klaus A. Lankheit, der am 25. Juni nach längerer Krankheit, aber dennoch unerwartet verstarb.

Klaus A. Lankheit hatte Neuere und Mittlere Geschichte, Kunstgeschichte, Deutsche Sprache und Ältere Literatur in Karlsruhe, Zürich und Bonn studiert und wurde 1990 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn mit einer Arbeit über Preußen im Kontext der europäischen Abrüstung 1867-1870 promoviert. Im Mai 1992 trat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Edition von Hitlers “Reden, Schriften und Anordnungen” der Jahre 1925 bis 1933 ins Institut ein. Die Quellenedition stellt nicht nur wichtige biografische und parteigeschichtliche Grundlagenforschung dar, sondern liefert darüber hinaus ein vielschichtiges Panorama der Weimarer Zeit.  Zwei der insgesamt zwölf Bände verantwortete Klaus A. Lankheit allein, zwei weitere zusammen mit Bärbel Dusik, Christian Hartmann bzw. Gerhard L. Weinberg.

Im Anschluss an das Editionsprojekt gehörte er zum Gründungsteam der Dokumentation Obersalzberg, mit deren Planung das IfZ seit 1996 beauftragt war. Durch seine intensive Kenntnis der Archivlandschaft konnte er innerhalb kürzester Zeit die Grundlagen für die weitere Erforschung der Geschichte dieses schwierigen historischen Ortes legen. Seine freundliche und diplomatische Art half gerade in den Anfangsjahren, in denen die Errichtung eines Museums am Obersalzberg höchst umstritten war, Brücken zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Lokalpolitik zu schlagen.

Als 1997 die Position des stellvertretenden Archivleiters vakant wurde, war er mit seiner wissenschaftlichen Expertise zur NS-Geschichte eine ideale Besetzung. Seit März 2013 fungierte er als dessen Leiter. Beide Positionen füllte er über ein Vierteljahrhundert mit großem Engagement aus. Durch eine archivfachliche Weiterbildung bei der Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns schuf er eine äußerst konstruktive Verbindung zwischen historischer Forschung und Archivpraxis, die das IfZ-Archiv in den letzten 25 Jahren maßgeblich geprägt hat.

Zu Klaus A. Lankheits großen Verdiensten gehört die Reform der Zentralregistratur und die Professionalisierung des sogenannten Hausarchivs, das als Bestandteil des IfZ-Archivs die archivwürdigen Unterlagen der Gremien und Leitungsorgane, der Forschungs- und Infrastrukturabteilungen sowie wichtiger wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überliefert und zugänglich macht. Mit wenigen Ressourcen, aber umso mehr Leidenschaft hat er das Hausarchiv als zweite Säule neben dem Sammlungsgut aus privaten Nachlässen und Verbandsunterlagen etabliert. Auch im Bereich der Sammlungsbestände hat sich das Archiv unter seiner Leitung beständig weiterentwickelt. Sein besonderes Gespür für die Anliegen und Bedürfnisse von Überlasserinnen und Überlassern und sein sensibles Verhandlungsgeschick schlug sich in der Übernahme zahlreicher bedeutender Bestände nieder.

In seiner Amtszeit startete das Archiv auch ins digitale Zeitalter. Die Überführung der Karteikartenerschließung in die Archivdatenbank prägten die Abteilung für mehr als ein Jahrzehnt. Es folgte der Aufbau der Digitalisierungsstation. Lange bevor der Begriff “Forschungsdaten” Einzug ins Vokabular von Geschichtswissenschaft und Archivwesen hielten, stellte sich das IfZ-Archiv unter seiner Leitung außerdem der Herausforderung, die in den Forschungsprojekten des Instituts anfallenden Datensammlungen dauerhaft zu sichern und zugänglich zu machen.

Auf der Grundlage seiner detaillierten Kenntnisse der IfZ-Bestände und seines exzellenten quellenkundlichen Wissens zur deutschen Zeitgeschichte unterstützte Klaus A. Lankheit über die Jahre zahllose Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler bei der Suche nach einschlägigen Quellen. Auch über seine Kernaufgaben hinaus setzte er sich als Datenschutzbeauftragter und zuletzt als Brandschutzbeauftragter mit großem Engagement für das Institut ein.

Seine fachliche Exzellenz, Geradlinigkeit und persönliche Zugewandtheit machten Klaus A. Lankheit zu einem äußerst beliebten und geschätzten Kollegen und Vorgesetzten. Sein früher Tod hinterlässt eine enorme Lücke und erfüllt uns mit tiefer Traurigkeit.



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