Vor 30 Jahren wurde die Wehrmachtsausstellung eröffnet
Am 5. März 1995 wurde in Hamburg die Ausstellung „Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ eröffnet, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung erarbeitet hatten. Bis Oktober 1999 wurde die Wehrmachtsausstellung in 28 deutschen und sechs österreichischen Städten gezeigt, darunter in Berlin, München, Frankfurt, Köln und Wien, und von mehr als 850.000 Menschen besucht. Begleitet wurde sie von heftigen politisch-öffentlichen, aber auch wissenschaftlichen Debatten über die Rolle der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, insbesondere im Vernichtungskrieg, den das Deutsche Reich in Ost- und Südosteuropa entfesselt hatte. Auch wenn die Ausstellung letztlich wegen handwerklicher Mängel aus dem Verkehr gezogen und durch eine gründlich überarbeitete ersetzt wurde, kommt ihr das Verdienst zu, die Achse des erinnerungspolitischen Diskurses verschoben und Täter ins Zentrum der Betrachtung gerückt zu haben, die sich bislang als Opfer gerieren konnten. Die wissenschaftliche Debatte über Wehrmachtsausstellung und Wehrmachtsverbrechen wurde nicht zuletzt in den VfZ geführt, wie die nachstehende Auswahl von Beiträgen aus unserem Offenen Heftarchiv zeigt:
Hermann Graml, Die Wehrmacht im Dritten Reich, in: VfZ 45 (1997), S. 365–384.
Bogdan Musial, Bilder einer Ausstellung. Kritische Anmerkungen zur Wanderausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944“, in: VfZ 47 (1999), S. 563-591.
Johannes Hürter, „Es herrschen Sitten und Gebräuche, genauso wie im 30-jährigen Krieg“. Das erste Jahr des deutsch-sowjetischen Krieges in Dokumenten des Generals Gotthard Heinrici, in: VfZ 48 (2000), S. 329–403.
Christian Hartmann, Verbrecherischer Krieg – verbrecherische Wehrmacht? Überlegungen zur Struktur des deutschen Ostheeres 1941–1944, in: VfZ 52 (2004), S. 1–75.
Christian Hartmann/Johannes Hürter/Ulrike Jureit, Verbrechen der Wehrmacht – eine Bilanz. Eine Tagung des Hamburger Instituts für Sozialforschung und des Instituts für Zeitgeschichte München–Berlin vom 16. bis 18. März 2004 in Hamburg, in: VfZ 52 (2004), S. 573 f.