Zur Neuedition der Brüning-Memoiren
Wenige Monate nach dem Tod des Zentrums-Politikers Heinrich Brüning erschienen Ende 1970, veröffentlicht von der Deutschen Verlagsanstalt, die Memoiren des ehemaligen Reichskanzlers für die Jahre zwischen 1918 und 1934 – und lösten in den Medien wie in der Geschichtswissenschaft eine kontroverse Debatte aus. Versuchte Brüning an der Spitze zweier Präsidialkabinette zwischen 1930 und 1932, den Aufstieg der Nationalsozialisten aufzuhalten und die Weimarer Republik zu retten, oder war seine Amtszeit ein Meilenstein auf dem Weg zu ihrer Auflösung? Schon früh wurden Zweifel an Authentizität und Quellentreue der Memoiren laut, und damit auch Stimmen, die nach einer kritischen Neuedition riefen. Diese Edition – herausgegeben und bearbeitet von dem Brüning-Experten Peer Oliver Volkmann – liegt nun als gemeinsame Veröffentlichung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien und des Instituts für Zeitgeschichte vor. Die Bedeutung Brünings und seiner rechtfertigenden Selbstdarstellung hat auch in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte ihre Spuren hinterlassen, wie die folgende Auswahl an Beiträgen zeigt:
Wilhelm Deist, Brüning, Herriot und die Abrüstungsgespräche von Bessinge 1932, in: VfZ 5 (1957), S. 265–272.
Theodor Eschenburg, Die Rolle der Persönlichkeit in der Krise der Weimarer Republik: Hindenburg, Brüning, Groener, Schleicher, in: VfZ 9 (1961), S: 1–29.
Hellmuth Auerbach, Die Regierung Brüning , in: VfZ 14 (1966), S. 103 f.
Henning Köhler, Das Präsidialsystem in der Endphase der Weimarer Republik – Bedingungen, Funktion, Wirkungen. Sozialpolitik von Brüning bis Schleicher, in: VfZ 21 (1973), S. 146–150.
Thomas A. Knapp, Heinrich Brüning im Exil. Briefe am Wilhelm Sollmann 1940–1946, in: VfZ 22 (1974), S. 93–120.
Klaus Jaitner, Deutschland, Brüning und die Formulierung der britischen Außenpolitik Mai 1930 bis Juni 1932, in: VfZ 28 (1980), S. 440–486.
Ursula Büttner, Politische Alternativen zum Brüningschen Deflationskurs. Ein Beitrag zur Diskussion über „ökonomische Zwangslagen“ in der Endphase von Weimar, in: VfZ 37 (1989), S. 209–251.
Carl-Ludwig Holtfrerich, Zur Debatte über die deutsche Wirtschaftspolitik von Weimar zu Hitler, in: VfZ 44 (1996), S. 119–132.
Paul Köppen, „Aus der Krankheit konnten wir unsere Waffe machen.“ Heinrich Brünings Spardiktat und die Ablehnung der französischen Kreditangebote 1930/31, in: VfZ 62 (2014), S. 349–376.
Knut Borchardt, Eine Alternative zu Brünings Sparkurs? Zu Paul Köppens Erfindung französischer Kreditangebote, in: VfZ 63 (2015), S. 229–240.
Paul Köppen, Weil nicht wahr sein kann, was nicht wahr sein darf. Zur Verweigerung einer quellenbasierten Diskussion über Heinrich Brünings Sparpolitik, in: VfZ 63 (2015), S. 569–579.
Sylvain Schirmann, Zur Frage französischer Kredite für Deutschland 1930/31. Frankreichs politischer Ansatz, in: VfZ 65 (2017), S. 581–595.