In der Staatskrise

Vor 90 Jahren – Rücktritt Brünings und Ernennung Papens zum Reichskanzler

Am 30. Mai 1932 trat der Zentrumspolitiker Heinrich Brüning zurück, der mehr als zwei Jahre lang als Reichskanzler fungiert und dabei zwei sogenannte Präsidialkabinette ohne parlamen­tarische Mehrheit im Reichstag geführt hatte. Galten diese Präsidialkabinette – nicht zuletzt aufgrund von Brünings Memoiren – lange Zeit als letzte Verteidigungslinie der demokratischen Republik, so deutete sie Karl Dietrich Bracher in seiner Habilitationsschrift 1955 als wichtigen Schritt zu ihrer „Auflösung“. Mochte die Kanzlerschaft Brünings in der Forschung umstritten sein – die seines Nachfolgers Franz von Papen war es nicht, der am 1. Juni 1932 zum Reichs­kanzler ernannt wurde und ebenfalls einem Präsidialkabinett vorstand, denn er zählte zu den wichtigsten Wegbereitern von Hitlers „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933. Die Bedeutung der Ereignisse Ende Mai/Anfang Juni 1932 spiegelt sich in der Forschung und damit auch in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte sowie in der Schriftenreihe wider. Es ist kein Zufall, dass bereits 1953, im ersten Jahrgang, gleich zwei Beiträge dazu erschienen sind.

Theodor Eschenburg, Franz von Papen, in: VfZ 1 (1953), S. 153-165.

Werner Conze, Zum Sturz Brünings, in: VfZ 1 (1953), S. 261-288.

Erich Matthias, Hindenburg zwischen den Fronten 1932, in: VfZ 8 (1960), S. 75-84.

Theodor Eschenburg, Die Rolle der Persönlichkeit in der Krise der Weimarer Republik: Hindenburg, Brüning, Groener, Schleicher, in: VfZ 9 (1961), S. 1-29.

Henning Köhler, Arbeitsbeschaffung, Siedlung und Reparationen in der Schlußphase der Regierung Brüning, in: VfZ 17 (1969), S. 276-307.

Karl Dietrich Bracher, Brünings unpolitische Politik und die Auflösung der Weimarer Republik, in: VfZ 19 (1971), S. 113-123.

Michael Stürmer, Das Präsidialsystem in der Endphase der Weimarer Republik - Bedingungen, Funktion, Wirkungen. Der unvollendete Parteienstaat – Zur Vorgeschichte des Präsidialregimes am Ende der Weimarer Republik, in: VfZ 21 (1973), S. 119-126.

Hans Mommsen, Das Präsidialsystem in der Endphase der Weimarer Republik - Bedingungen, Funktion, Wirkungen. Die Stellung der Beamtenschaft in Reich, Ländern und Gemeinden in der Ära Brüning, in: VfZ 21 (1973), S. 151-165.

Ursula Büttner, Politische Alternativen zum Brüningschen Deflationskurs. Ein Beitrag zur Diskussion über „ökonomische Zwangslagen“ in der Endphase von Weimar, in: VfZ 37 (1989), S. 209-251.

Andreas Rödder, Reflexionen über das Ende der Weimarer Republik. Die Präsidialkabinette 1930-1932/33. Krisenmanagement oder Restaurationsstrategie?, in: VfZ 47 (1999), S. 87-101.

Paul Köppen, „Aus der Krankheit konnten wir unsere Waffe machen.“ Heinrich Brünings Spardiktat und die Ablehnung der französischen Kreditangebote 1930/31, in: VfZ 62 (2014), S. 349-376.

Andrè Postert, Rainer Orth, Franz von Papen an Adolf Hitler. Briefe im Sommer 1934, in: VfZ 63 (2015), S. 259-288.

Sylvain Schirmann, Zur Frage französischer Kredite für Deutschland 1930/31. Frankreichs politischer Ansatz, in: VfZ 65 (2017), S. 581-595.

Hermann Weiß, Paul Hoser (Hrsg.), Die Deutschnationalen und die Zerstörung der Weimarer Republik. Aus dem Tagebuch von Reinhold Quaatz 1928-1933, München 1989.

Hermann Graml, Zwischen Stresemann und Hitler. Die Außenpolitik der Präsidialkabinette Brüning, Papen und Schleicher, München 2001.

 

 



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