„Die Welt“ über einen VfZ-Beitrag aus dem Jahr 2000
Mit Blick auf das 80 Jahre zurückliegende Unternehmen „Barbarossa“ hat Sven Felix Kellerhoff in der Tageszeitung „Die Welt“ die Order Nr. 0428 vom 17. November 1941 des Oberkommandos der Roten Armee aufgegriffen. Mit diesem vermutlich von Josef Stalin persönlich redigierten Befehl erging die Weisung, möglichst viele Ortschaften zu zerstören, die den Einheiten der Wehrmacht als Unterkunft dienen konnten, um die deutschen Soldaten so der ganzen Härte des russischen Winters auszusetzen. Diese Zerstörungsmaßnahmen sollten nicht nur dann vollzogen werden, wenn die sowjetischen Truppen Territorium preisgeben mussten, sondern auch in die frontnahen Gebiete getragen werden, die der Feind bereits besetzt hatte. Soweit das historische Dokument. In den 1990er Jahren kam freilich eine manipulierte Version in Umlauf, die eine gefälschte Passage enthielt. Danach sollten sowjetische Soldaten deutsche Uniformen tragen, wenn sie ihrem zerstörerischen Handwerk nachgingen, um den Hass auf die Besatzer zu schüren. Die Intention dieser Fälschung war klar: die Wehrmacht von dem Vorwurf zu entlasten, sie habe in der Sowjetunion einen verbrecherischen Vernichtungskrieg geführt. Sven Felix Kellerhoff zeichnet diese Geschichte zwischen Radikalisierung der Kriegführung und apologetischer Fälschung auf der Basis eines grundlegenden quellenkritischen Beitrags von Christian Hartmann und Jürgen Zarusky nach, der im Oktober 2000 unter dem Titel „Stalins ‚Fackelmänner-Befehl‘ vom November 1941. Ein verfälschtes Dokument“ in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte erschienen ist.