Vor 80 Jahren fand die große Razzia in Rom statt
Der 16. Oktober 1943 fiel auf einen Samstag. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Roms bereiteten sich auf den Sabbat vor, doch viele von ihnen sollten an diesem Feiertag eine tödliche Überraschung erleben. Im Morgengrauen begann eine Razzia mit dem Ziel, möglichst viele Jüdinnen und Juden in der Ewigen Stadt zu verhaften, die seit mehr als einem Monat unter deutscher Kontrolle stand. Verantwortlich zeichnete SS-Hauptsturmführer Theodor Dannecker, ein enger Mitarbeiter Adolf Eichmanns, der fast 400 Angehörige der Sicherheits- und Ordnungspolizei aufbieten konnte. Ein Schwerpunkt der Aktion war das alte Getto auf dem linken Ufer des Tiber, wo immer noch viele jüdische Familien lebten, die nun erbarmungslos auf die Straße getrieben und in einer leerstehenden Kadettenanstalt der italienischen Streitkräfte festgesetzt wurden. Insgesamt zählten die Verantwortlichen mehr als 1250 Personen, die ihnen bei der Razzia ins Netz gegangen waren. Zwei Tage später wurden mehr als 1000 Kinder, Frauen und Männer deportiert; das Ziel des Transports war Auschwitz. Ein grelles Schlaglicht auf die Judenverfolgung in Rom wirft die umfangreiche Dokumentation „Die ‚schwarze Pantherin‘ vor Gericht. Kollaboration und Judenverfolgung in Rom im Spiegel italienischer Prozessakten“ aus der Feder von Marco Caviglia, David Di Consiglio und Amedeo Osti Guerrazzi, die in der aktuellen Ausgabe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte erschienen ist.