Shlomo Aronson
Reinhard Heydrich und die Frühgeschichte von Gestapo und SD
"Studien zur Zeitgeschichte", Band 2
Stuttgart 1971
ISBN: 3-421-01569-4
Vor allem die Frage nach der Persönlichkeit Heydrichs und nach seinem Einfluss auf die Entwicklung von Gestapo und SD führte Shlomo Aaronson, der als Berichterstatter für den israelischen Rundfunk am Eichmann-Prozess teilnahm, nach Deutschland. Im Verlauf seiner Studien erwies sich der Chef der Sicherheitspolizei und des SD jedoch keinesfalls als der große Akteur hinter den Kulissen, als den die Legende ihn gerne gesehen hat, sondern als ein Glied vielfältiger politischer Zusammenhänge. Der Substanzverlust seiner Hauptperson – dessen Elternhaus mit seiner künstlerischen Atmosphäre der Autor aufgrund der Mitteilungen Heydrichs Schwester detailliert schildert – veranlasste den Autor, das Verhalten der Bürokratie gegenüber dem werdenden totalitären Staat zu untersuchen. Mit Hilfe der SS-Personalakten und unter Hinzuziehung ihrer eigenen Stellungnahmen (Interviews mit rund 200 Personen)untersucht Aaronson den Weg maßgeblicher und repräsentativer Personen in die Institutionen der Gestapo und des SD. Zu ihnen gehörten die ausnahmslos als Verfechter obrigkeitsstaatlichen Denkens auftretenden Anhänger der nuancenreichen rechtsorientierten Verbände, darunter Offiziere des kaiserlichen Heeres und junge, antidemokratische Intellektuelle, dazu gehörten ferner die Vertreter der konservativen Bürokratie, antidemokratisch zwar, jedoch von rechtsstaatlicher Gesinnung, dazu gehörten auch die reinen Funktionalisten, die ihr Können in den Dienst jedweder Sache stellen; den Rest bestritten die wenigen Anhänger der Rassenideologie und die defekten Charaktere. Dem Autor ist es gelungen, die überaus komplexen Zusammenhänge darzulegen, die für die Entwicklung von Gestapo und SD effektiv gewesen sind.
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