„Kipppunkte“: Ein Lesebuch zum 65. Geburtstag

Andreas Wirschings Schülerinnen und Schüler gratulieren mit einem besonderen Geschenk

Mitte Mai 2024 feierte IfZ-Direktor Andreas Wirsching seinen 65. Geburtstag – zu diesem Anlass haben sich seine zahlreichen Schülerinnen und Schüler etwas Besonderes einfallen lassen: ein Buch mit dem Titel „Kipppunkte. Momente des Wandels im 20. Jahrhundert“ (Wallstein Verlag). Die von Agnes Bresselau von Bressensdorf, Jürgen Finger, Bernhard Gotto, Sven Keller, Elke Seefried und Martina Steber herausgegebene Festschrift greift damit ein Lebensthema des Historikers auf und beleuchtet es aus den verschiedensten Perspektiven.

"Kipppunkte": Momente des Wandels

Für die Geschichtswissenschaft ist die Metapher des Kipppunkts interessant, weil sie Momente des Wandels fasst. In Kipppunkten manifestiert sich historischer Wandel in verdichteter Weise – Kipppunkte trennen das Vorher vom Nachher. Im Augenblick des Kippens streben alle Kräfte auf das Neue, das Andersartige zu; Veränderungsdynamiken brechen sich Bahn. Dazu braucht es Ereignisse, deren Effekt so stark ist, dass geradezu kaskadenhaft Neuausrichtungen folgen und die Veränderungskraft Wellen schlägt. Die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts ist voll von solchen Kipppunkten. Von den „Hottentottenwahlen” 1907 bis zur Wiederwahl Boris Jelzins 1996 reichen die Kipppunkte, die Historiker und Historikerinnen aus dem Umfeld des Instituts für Zeitgeschichte, der Universität Augsburg und der Ludwig-Maximilians-Universität in insgesamt 25 Beiträgen in den Blick nehmen.

In ihren fundierten Essays beschreiben sie die Entstehung und die Auswirkungen von solchen Momenten des Wandels und gehen zuletzt auch der Frage nach, ob die gegenwärtig diskutierte „Zeitenwende” tatsächlich einen historischen Kipppunkt markiert – eine Frage, die auch den Jubilar selbst umtreibt, der das Buch am Freitag, 24. Mai, entgegennahm. „Der Historiker Andreas Wirsching wird nicht müde, daran zu erinnern, dass die Geschichte grundsätzlich offen ist“, heißt es in der Einleitung: „Nichts muss in eine bestimmte Richtung kippen, der Verlauf der Geschichte ist nicht vorgegeben oder gar determiniert. Sie liegt in den Händen freier Individuen.“



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