Georg Kronawitter − eine Ära in München

Tagungstelegramm: Stand und Perspektiven der Forschung

Vor 50 Jahren trat der Sozialdemokrat Georg Kronawitter das Amt des Münchner Oberbürgermeisters an. Seit 1966 war er Mitglied des Bayerischen Landtages, landwirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, deren stellvertretender Vorsitzender und ab 1970 Vorsitzender des SPD-Bezirks Oberbayern-Schwaben. 1972 wurde er als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel an die Stadtspitze gewählt. 1978 trat er wegen innerparteilicher Querelen nicht mehr an, gewann jedoch 1984 erneut die Wahl zum Oberbürgermeister und blieb bis 1993 im Amt. Als „Bürgeranwalt“ der Münchner Abendzeitung war Kronawitter weiterhin eine Stimme in der Stadt, die gehört wurde. Er starb 2016.

Die Ära Kronawitter war für die Stadt München eine wichtige Zeit stadtpolitischer Veränderungen, wie im Rahmen einer öffentlichen Abendveranstaltung am 12. Oktober im Kulturzentrum LUISE deutlich wurde: Die Olympischen Spiele hatten trotz ihres tragischen Ausgangs die Tore zur Welt geöffnet. München und sein Großraum konnten sich dank der Massenverkehrsmittel wie U- und S-Bahn weiter entfalten. In Kronawitters Amtszeit entstanden über 120.000 neue Wohnungen; die Stadt sollte nicht nur „Lebensraum für Wohlhabende“ sein. Die Stadtentwicklung formulierte unter dem nun rot-grünen Rathausbündnis neue Ziele: Es ging um „mehr Grün“, Naherholung und stadtteilnahes Kulturangebot. Der „Gasteig“, ein Kulturzentrum, das Hochkultur und Volksbildung unter einem Dach vereinte, entstand ab Ende der 1970er Jahre.

Nach einer Einführung von Marita Krauss (Universität Augsburg) ermöglichte die von Peter Fahrenholz (Süddeutsche Zeitung) moderierte Podiumsdiskussion mit Christian Ude (Oberbürgermeister a.D.), Peter Gauweiler (Leiter des Münchner Kreisverwaltungsreferats a.D., Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium a.D.), Sabine Csampai (3. Bürgermeisterin der Stadt München a.D.) und Thomas Schlemmer (Institut für Zeitgeschichte München–Berlin) einen lebendigen Einblick in diese turbulenten Jahre. Sie war Teil eines wissenschaftlichen Symposiums des Stadtarchivs München und des Instituts für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur München in Kooperation mit dem IfZ und dem Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte der Universität Augsburg.



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