Deutlich wurde, dass sich die mittelfränkische Industriestadt Fürth mit ihrem zunächst starken Anteil einer sozialdemokratischen und kommunistischen Wählerschaft rasch zu einer in hohem Maße nationalsozialistischen Kommune entwickelte. Der Nationalsozialismus und das damit einhergehende Konstrukt einer „Volksgemeinschaft“ wurden Fürth keineswegs übergestülpt. Ausgehend von einer seit Mitte der 1920er Jahre sehr aktiven Ortsgruppe unter der anfänglichen Leitung von Albert Forster – später Gauleiter von Danzig und dann Gauleiter und Reichsstatthalter von Danzig-Westpreußen – und aufbauend auf relativ hohen NSDAP-Wahlergebnissen in der Endphase der Weimarer Republik wuchsen die kommunalen Ausformungen des Nationalsozialismus seit Januar 1933 auch dynamisch „von unten“. Stadtverwaltung und städtische Gesellschaft fügten sich dem NS-Staat kooperativ ein.
Dies hatte auch zur Folge, dass die starke und traditionsreiche jüdische Gemeinde reibungslos und in voller Öffentlichkeit teils in die Emigration getrieben und teils deportiert werden konnte. Auffallend ist die Dynamik der Arisierungen in Fürth bereits vor 1938. Als mögliche Besonderheit Fürths wurde zudem die hohe Bedeutung eines seit den 1920er Jahren bestehenden engen kommunalen NS-Netzwerks diskutiert. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs fasste dieses Netzwerk um Albert Forster und Franz Jakob – Nachfolger Forsters als Ortsgruppenleiter und später Oberbürgermeister von Fürth – auch in Danzig und Westpreußen Fuß. Jakob wurde 1939 unter der Patronage Forsters Oberbürgermeister in Thorn/Toruń und besetzte führende Verwaltungsstellen der annektierten Stadt mit Personen aus Fürth. Eine weitere Besonderheit von Fürth, das wie große Teile Mittel- und Oberfrankens überwiegend protestantisch geprägt war, könnte die – auch nach fränkischem Maßstab – relativ stark ausgeprägte Nähe der evangelischen Pfarrerschaft zum Nationalsozialismus sein.
Zahlreiche Fragen zur NS-Geschichte von Fürth lassen sich noch keineswegs hinreichend beantworten. Dies gilt in besonderem Maße für Themenfelder, die – abgesehen von ersten Impulsen während der Konferenz – bislang überhaupt keine Aufmerksamkeit gefunden haben, wie etwa die kriegswirtschaftliche Zwangsarbeit oder die Teilnahme von in Fürth stationierten Soldaten am deutschen Vernichtungskrieg im Osten einschließlich der lokalen Rückwirkungen.
Die vielfältigen thematischen Zugriffe der Tagung haben gezeigt, dass lokalhistorische Annäherungen an die Realitäten des nationalsozialistischen Systems ein hohes Maß an Konkretisierung erlauben und immer wieder neue Perspektiven bieten. Die Potentiale einer exemplarischen und auf Komparatistik angelegten Lokal- und Regionalgeschichte für die NS-Forschung sind noch lange nicht ausgeschöpft.
Ein Tagungsband soll bis Ende 2025 erscheinen.