Ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

IfZ legt den Jahrgang 1993 der Akten zur Auswärtigen Politik vor

1993 wurde erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik ein Bataillon der Bundeswehr zu einem Auslandseinsatz unter der Fahne der Vereinten Nationen entsandt: nach Somalia. Bundeskanzler Kohl und Außenminister Kinkel sahen in der deutschen Beteiligung an dem humanitären Militäreinsatz einen wichtigen Schritt zu einer neuen politischen Rolle nach dem Kalten Krieg. Dieses und weitere zentrale Ereignisse des Jahres 1993 zeichnet der neue Jahrgang der Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland nach, der jüngst im Verlag De Gruyter Oldenbourg erschienen ist.

Bearbeitet vom Editionsteam des Instituts für Zeitgeschichte, erscheint jedes Jahr nach Ablauf der 30-jährigen Sperrfrist ein neuer Band der Editionsreihe und stellt damit bislang nicht zugängliche, darunter auch vormals geheime Akten erstmals der Öffentlichkeit zur Verfügung. 1993 entsandte die Bundesregierung nicht nur Soldaten nach Somalia, wo der Sturz des Diktators Siad Barre zum Staatszerfall und einem blutigen Bürgerkrieg entlang der Bruchlinien rivalisierender Clans geführt hatte. Das Auswärtige Amt engagierte sich 1993 auf bi- und multilateraler Ebene auch für eine Beendigung des Kriegs im früheren Jugoslawien. Im Zuge einer neuen Asienpolitik reisten der Bundeskanzler und der Außenminister außerdem nach Fernost, während sich in Moskau Präsident Jelzin und das Parlament auf eine Konfrontation zubewegten, deren Ausgang Bonn nicht gleichgültig sein konnte.

Darüber hinaus offenbaren die Akten dieses ereignisreichen Jahres die außenpolitischen Folgen des rechtsextremen Brandanschlags in Solingen sowie den schwierigen Drahtseilakt der deutsch-iranischen Beziehungen nach der Fatwa gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie und Mordanschlägen auf iranische Oppositionelle in Deutschland. Aber auch der Umgang mit der NS-Vergangenheit blieb 1993 ein wichtiges Thema der deutschen Außenpolitik: Neben der Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeitenden sorgte die Eröffnung des Holocaust Museums in Washington für neue Debatten über Erinnerungskultur und „Wiedergutmachung“.

Das Institut für Zeitgeschichte gibt die Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland im Auftrag des Auswärtigen Amtes, jedoch in völliger wissenschaftlicher Unabhängigkeit heraus.



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