Tagungstelegramm: Vortrag von Ravi Ahuja in der Vorlesungsreihe „Demokratie. Versprechen – Visionen – Vermessungen“
Das Klischee „größte Demokratie der Welt“ wird gerne bemüht, wenn es um Indien und seine geostrategische Einbindung geht. Der historische Befund ist widersprüchlicher: Der Subkontinent ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts zugleich Schauplatz vitaler, umfassender und vielfältiger Demokratisierungsbewegungen und Brutstätte scharfer autoritärer Gegentendenzen. Seit dem Regierungsantritt der rechtsautoritären BJP im Jahre 2014 wurden diese Gegentendenzen dominant und gefährden die Grundlagen der Demokratie. Das wirft, wie Ravi Ahuja (Centre for Modern Indian Studies der Universität Göttingen) in seinem Vortrag am 5. Mai 2022 im Institut für Zeitgeschichte in München gezeigt hat, neue historische Fragen nach den Wechselwirkungen zwischen Demokratisierung und Autoritarismus in der neueren indischen Geschichte auf: nach kolonialen und indigenen Ursprüngen, nach Verbindungen mit der europäischen Rechten und nach postkolonialen Dynamiken von der nehruvianischen Periode zentralisierter Wirtschaftsplanung über das Notstandsregime Indira Gandhis bis hin zur gegenwärtigen Allianz von Wirtschaftsliberalismus und Hindu-Majoritarismus.
Die Veranstaltung wurde von IfZ-Direktor Andreas Wirsching moderiert und war der Auftakt der neuen IfZ-Vorlesungsreihe „Demokratie. Versprechen − Visionen − Vermessungen“.
Zusätzlich zur Präsenzveranstaltung fand der Abend auch als Zoom-Webinar statt. Die Aufzeichnung kann hier nun auch nachgesehen werden: