Alfred Bauer war von 1942 bis 1945 Referent der Reichsfilmintendanz (RFI) gewesen, einer zentralen Institution zur Steuerung der deutschen Filmproduktion im NS-System. Wie zunächst durch Medienveröffentlichungen bekannt wurde, hatte Bauer hier eine deutlich bedeutendere Rolle gespielt als er nach 1945 glauben machen wollte. Die Reichsfilmintendanz war neben Besetzungs- und Personalfragen, darunter auch Arbeitseinsatz und Zwangsarbeit, u. a. auch für die Koordinierung des Filmvertriebs, die Filmzensur sowie die Filmproduktion während des „totalen Kriegs“ verantwortlich. Die im September 2020 veröffentlichte Vorstudie des IfZ belegte, dass Alfred Bauer während seines Entnazifizierungsverfahrens von 1945–47 durch bewusste Falschaussagen, Halbwahrheiten und Behauptungen die Bedeutsamkeit seiner Rolle während der Nazizeit verschleiert hatte. So war Bauer nicht wie von ihm behauptet ein Gegner des NS-Regimes gewesen, sondern hatte durch seine Position im NS-Filmwesen zur Stabilisierung und Legitimierung der NS-Herrschaft beigetragen.