Im kriminologischen Diskurs tauchte seit dem späten 19. Jahrhundert eine soziologische Figur auf, die als angstbesetztes Phantasma nicht mehr verschwinden sollte: der „unverbesserliche Verbrecher“, vor dem die Gesellschaft zu schützen sei. Im Nationalsozialismus wurde dieses Konzept Wirklichkeit: Tausende wurden weggesperrt, zum Tode verurteilt und in Konzentrationslager deportiert. Nach 1945 redete man zumeist nur hinter vorgehaltener Hand über die „kriminellen“ Häftlinge der Konzentrationslager. Das hat sich erst in den letzten Jahren geändert.
Als „Berufsverbrecher“ Etikettierte gehörten zu den ersten, die für den Aufbau des Konzentrationslagers nach Mauthausen deportiert wurden, und zu den letzten, die als Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft anerkannt werden. Doch wer waren die über 4.000 Männer und Frauen, die mit dem Etikett „Berufsverbrecher“ im KZ Mauthausen inhaftiert waren und nach 1945 vergeblich auf Anerkennung und Entschädigung hoffen mussten? Welche Delikte wurden ihnen angelastet, wer war für ihre Deportation verantwortlich, welche Rollen nahmen sie in der „Häftlingsgesellschaft“ der Konzentrationslager ein, und wie wurde an sie erinnert?
Das Kolloquium “The Holocaust and its Contexts” wird gemeinsam vom Lehrstuhl für Zeitgeschichte und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München veranstaltet. Es ist ein Diskussionsforum, das Trends, Themen und Grundsatzfragen der Holocaust-Forschung aufgreift und neuere Forschungen in einem weiteren Kontext präsentiert.
Vortrag von Andreas Kranebitter (Wien)
ORT
Ludwig-Maximilians-Universität München
Historicum, Raum K 001
Amalienstraße 52
80799 München
Die Veranstaltung findet im Hybrid-Format statt: Sie können vor Ort oder per Zoom am Vortrag teilnehmen.
ANMELDUNG
Bitte melden Sie sich sowohl für eine Teilnahme vor Ort als auch für eine Online-Teilnahme bis zum 13.01.25 per E-Mail zur Veranstaltung an: zfhs[at]ifz-muenchen.de