Eine Biografie über Grenzen: Der Münchner Orientalist Karl Süßheim und sein Vermächtnis

Vortrag in der Reihe „Jüdisches Leben zwischen Deutschland und der Türkei“

Fachlich, geografisch, sozial: Die Biografie Karl Süßheims (1878–1947) handelt von Grenzen in ihrem umfassendsten Sinne – und muss zwingend über sie hinausgehen. Als Sohn eines wohlhabenden Nürnberger Hopfenhändlers geboren, umspannt Süßheims Leben vier politische Systeme und zwei Weltkriege. Als Orientalist ein singuläres Sprachengenie mit muttersprachlichem Niveau im Arabischen und Türkischen, war er ohne Zweifel einer der besten deutschen Kenner des Nahen Ostens seiner Zeit und ein wichtiger Lehrer für Größen seiner Fächer wie Gershom Scholem und Franz Babinger; eine steile wissenschaftliche Karriere blieb ihm allerdings verwehrt. Nach einem langjährigen Aufenthalt im Osmanischen Reich zu Beginn des 20. Jahrhunderts und einer mühsamen Habilitation an der LMU blieb er bis zu seiner Entlassung von der Universität auf Grundlage des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 außerplanmäßiger Professor ohne feste Bezüge, im Anschluss musste er sich als Privatgelehrter durchschlagen. Als einer der letzten Münchner Juden gelang es ihm im Sommer 1941, der Schoa zu entkommen und ins Exil nach Istanbul zu gelangen. An der dortigen Universität unterrichtete er die türkische Geschichte, bis er 1947 starb.

Vortrag von Kristina Milz (München). Moderation: Ronny Vollandt (München).

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Vortragsreihe „Jüdisches Leben zwischen Deutschland und der Türkei“ zu Ehren des in Vergessenheit geratenen LMU-Professors Karl Süßheim statt. Die Reihe ist eine Kooperation des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) mit den Fachbereichen Turkologie und Judaistik am Institut für den Nahen und Mittleren Osten der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie dem Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der LMU.

ORT
LMU-Hauptgebäude, Hörsaal A 125
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München

ANMELDUNG
Bitte melden Sie sich über das Online-Formular beim Fachbereich Turkologie der LMU an.



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