Frank Bajohr und Rachel O'Sullivan (beide Zentrum für Holocaust-Studien am IfZ) zogen am 1. Februar im Rahmen einer öffentlichen Online-Veranstaltung eine kritische Bilanz der Kontroverse, die Gegensätze und Unvereinbarkeiten konstruiere, die in der Forschung längst überwunden seien. Bereits im November 2020 hatte das Zentrum für Holocaust-Studien den Workshop „Colonial Paradigms of Violence“ veranstaltet, auf dem Vertreterinnen und Vertreter der Holocaust- wie der Kolonialismusforschung unaufgeregt und ohne Vergleichsverbote miteinander ins Gespräch kamen. In ihrem Vortrag wiesen Bajohr und O’Sullivan zwar auf bedrängende Besonderheiten des Holocausts im Vergleich zu anderen Genoziden oder kolonialen Massenverbrechen hin, hoben jedoch gleichzeitig hervor, dass koloniale Perspektiven die Forschung über zahlreiche Aspekte der NS-Herrschaft bereichern könnten, Dazu gehören beispielsweise der imperiale Vernichtungskrieg im Osten, die nationalsozialistische Siedlungs- und Germanisierungspolitik oder die Verfolgungs- und Rassenpolitik jenseits des Holocausts. Im Anschluss wurden die Gedanken der beiden Holocaust-Forschenden lebhaft mit den knapp dreihundert Zuschauerinnen und Zuschauern diskutiert, die über die Chatfunktion ihre Fragen stellen konnten.