Das neue Forschungsprojekt untersucht den Prozess im Kontext seiner Zeit
Frank Bajohr, der Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte, unternimmt in seinem neuen Forschungsprojekt eine detaillierte Anatomie des Prozesses: Er skizziert zunächst die begangenen Morde im Osten im Lichte der neueren "Täterforschung", untersucht die Karriere der Beteiligten und späteren Angeklagten vor und nach 1945, fragt nach den Grundlagen und Vorläufern des Ulmer Prozesses wie dem Einsatzgruppen-Prozess vor dem Nürnberger Militär-Tribunal ab 1946. Er nimmt das Ulmer Verfahren von 1958 näher in den Blick, analysiert Anklage, Verteidigung, die Rolle von Zeitzeugen, die Reaktionen von Öffentlichkeit und Medien, vor allem jedoch die Interaktion zwischen dem Gericht und den als Gutachtern beteiligten Historikern, darunter auch Helmut Krausnick, dem späteren Direktor des Instituts für Zeitgeschichte.