„1968“ steht bis heute für einen tiefgreifenden politisch-kulturellen und mentalen Wandel in der Bundesrepublik. Leitende Fragestellung des Projekts „Reform und Revolte“ war, ob die Ereignisse um das Jahr 1968 im Wesentlichen schon die Folge eines früher einsetzenden gesellschaftlichen Wandels waren, der durch „1968“ lediglich eine Beschleunigung erfuhr, oder ob erst die von „1968“ ausgehenden Anstöße den entscheidenden Reformschub vermittelt haben. Als Untersuchungsfelder wurden Reformvorhaben ausgewählt, die auf den unterschiedlichen Ebenen von Bund, Ländern und Kommunen angesiedelt waren. Die Projektleitung lag bei Prof. Dr. Udo Wengst.
Erforscht wurden auf der Ebene des Bundes der Zivildienst (Patrick Bernhard) und die Entwicklungspolitik (Bastian Hein), auf der Ebene der Länder die Hochschulpolitik in Bayern und Hessen (Anne Rohstock) und auf der kommunalen Ebene Kultur und Politik in Frankfurt am Main (Manfred Kittel) sowie Frauenbewegung und Feminismus in München in den 1970er Jahren (Elisabeth Zellmer) .
Übereinstimmend kommen alle Verfasserinnen und Verfasser zu dem Urteil, dass die Reformen bereits vor „1968“ eingesetzt haben und die Bedeutung der „68er“ für den gesellschaftlichen und politischen Wandel relativiert werden muss.
In der Reihe „Zeitgeschichte im Gespräch“ erschien der Band „Reform und Revolte“, in dem die Ergebnisse der Einzelstudien von den Autoren prägnant zusammengefasst und von Ingrid Gilcher-Holtey (Bielefeld) und Axel Schildt (Hamburg) kommentiert werden.