EMNIZT Erscheinungsort: München, Nr. 2/81 VI. Jahrgang BEITRÄGE ZUR THEORIE UND PRAXIS INHALT Die Familie und der "patriarchalische" Mehrwert Seite 1 - 25 Zwei Reden zur Verteidigung der Vaterländer 26 - zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 32 - Die russische Feministin Tatiana Mamonova in München Frauen und Kriegsdienst Feministische Literaturkritik: 33 - 34 35 - 39 Ulrich Hoffmann "Sprache und Emanzipation" Hans-Joachim Schickedanz "Homosexuelle Prostitution" Ilse Kassner/Susanne Lorenz "Trauer muß Aspasia tragen" Gertraude Kittler "Hausarbeit" Judith Jannberg "Ich bin ich" Jo Roman "Freiwillig aus dem Leben" "Die Frau und Rußland" Redaktion: Inhaber und Verleger: Verantwortlich für Redaktion, Vertrieb und Anzeigen: Mitarbeiter dieser Ausgabe: Layout: Photonachweis und Quellen: Druck: Nachdruck: Information: DER FEMINIST, Christrosenweg 5 8000 München 70, Tel. 089 - 7149187 Postscheckkonto München Konto Nr. 28035 - 804 FÖRDERKREIS ZUM AUFBAU DER FEMINISTISCHEN PARTEI (nicht eingetragener Verein, München) Am Nymphenbad 6, 8000 München 60 Postscheckkonto München Konto Nr. 170484 - 807 Hannelore Mabry (Geschäftsführerin) Anschrift siehe Redaktion Johanna Beginnen, Hermann Bortfeldt, Ingrid Braun Hannelore Mabry, Anne Sellmaier, Solveig Senft Tatiana Mamonova (Zeichnungen) Lorley Katz, Gabriele Gries und Jürgen Forster Thomas Hertrich (S.30/31) Druck + Verlag der Arbeitsgruppe Psychologie, München 2, Westendstr. 18, Te1.089 - 509737 Auch auszugsweise nur mit Quellenangabe und Beleg- exemplar Für Beiträge im FEMINIST wird kein Honorar bezahlt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte bitten wir Rückporto beizufügen. Hinsichtlich Bestellung von freieren Ausgaben und Abo siehe letzte Seite (42)! Die Versandkosten ändern sich ab 1982 auf DM 1, -- pro Zeitschrift (Inland) und DM 1, 50 (Ausland), d.h. das Jahresabo kostet DM 10, -- (Inland) und DM 11, — (Ausland). Die Nr. 1 bis Nr. 5 (1/78) sind vergriffen. Alles weitere siehe letzte Seite !

Das Manifest gliedert sich in zwei große Ab- schnitte: - Theoretische Grundlagen und - eine historische und gegenwärtige Analyse der spanischen patriarchalischen Gesell- schaft. Zum Schluß bieten die Autorinnen ihre feministi- sche Alternative, ihre Zielvorstellungen an. Sehr interessant und informativ sind die histori- schen Passagen - auch die kritischen und diffe- renzierten Gedanken über frühe "Matriarchate"- die Schilderung der Lage der Frauen in Spanien vor und während der faschistischen Diktatur so- wie die Befreiungsversuche und politischen Kämpfe seit dem Ende des Franco- Regimes .1a) Weniger überzeugend sind die theoretischen Grundlagen ausgefallen. Die Autorinnen des Ma- nifestes haben sich einerseits nicht genügend von der Marx' schen Gesellschaftsanalyse abgenabelt ( und darauf wollen wir in diesem Aufsatz ganz spezifisch eingehen, da uns die Auseinanderset- zung mit und die sowohl wissenschaftlich wie po- litisch- ethisch zu begründende Ablösung vom Marxismus nach wie vor unerläßlich für den Fe- minismus erscheint!), und sie sitzen anderer- seits der trügerischen Hoffnung auf, feministi- sches Klassenbewußtsein könne und müsse auf dem Faktor "Geschlecht" basieren. Zu pauschal sehen sie im Mannals Sexualwesen den Klassengegner. Wäre diese Annahme richtig, erübrigte sich un- serer Ansicht nach der politische Kampf bzw. müßten wir unsere Bemühungen auf die Hormon- und Genforschung sowie die Hormonbe- handlung und die Genchirurgie konuentrieren. Dann hätten wir keine Aussichten Frauen und Männer durch bessere Argumente, historische und wissenschaftliche Untersuchungen und unser engagiertes politisches Handeln zu überzeugen, dann wären politische Feministen weiblichen und männlichen Geschlechts keine Utopie, son- dern eine Illusion bzw. biologische Abweichun- gen, genetische Grenzfälle. Wir teilen also die- se Ansicht der Spanierinnen nicht, sondern ha- ben aufgrund unserer theoretischen Analysen und empirischen Untersuchungen und politischen Er- fahrungen eine andere Position bezogen. Das Geschlecht ist ein Symptom, ein auffälliges Merkmal, eine Möglichkeit, eine Potenz, aber nicht die Ursa c h e von Unterdrückung. Daß die führenden Positionen der Gesellschaft in der geschriebenen Geschichte bis zum heutigen Tage zu 95-99 % von Männern eingenommen werden, ist das Ergebnis einer Politik der Ge- w a 1 t . Und die Anwendung von Gewalt ist für Frauen auch möglich (z.B. Kindern, Alten und Kranken gegenüber); aber die Möglichkeiten der 2 Frauen zur körperlichen Gewaltanwendung Männern gegenüber sind und bleiben aufgrund unserer reproduktiven Fähigkeiten und den da- mit verbundenen körperlichen Unterschieden beschränkter. Deshalb definierten wir 1 974 das P a t r i a r c ha t als kulturelles und polit- ökonomisches System, in dem die Geschlechts- unterdrückung lediglich eine bestimmende Komponente darstellt. 2) Sichtbare und unsichtbare Herr- schafts- und Ausbeutungsverhält- nisse Aber beginnen wir mit der Ableitung unseres ersten und ebenfalls grundsätzlichen Einwan- des: der unkritischen Übernahme marxisti- scher Theorien und Termini in die feministi- sche Gesellschaftsanalyse der Spanierinnen. Sie klammern sich da leider noch immer an Abstraktionen und Begriffe der Marx' schen Politökonomie, die eine differenzierte Aufdek- kung der geschlechtsspezifischen Ausbeutung der Frauen gar nicht erlauben. Diese intellek- tuelle Abhängigkeit resultiert in erster Linie aus der überwiegend akademischen und/oder marxistischen Vergangenheit der Autorinnen und Wortführerinnender neuen Frauenbewegung . Und Universitäten, an denen eine feministische Politökonomie und Philosophie gelehrt würde, die gibt es leider noch nicht... Die weitgehend auf Hegels dialektischer Metho- de basierenden Begriffsschöpfungen des "Histo- rischen" und "Dialektischen Materialismus" wie Totalität, Kapital, Warengesellschaft, Pro- letariat, Wert der Arbeitskraft, Tauschwert, Gebrauchswert, gesellschaftlicher Gesamtar- beiter oder Marx' Ableitung und Konkretisie- rungsversuch des Kategorienpaares "produktive" und "unproduktive" Arbeit können keineswegs naiv in die feministische Politökono- m ie übernommen werden. Denn dieser Be- griffsapparat wurde von Marx entwickelt um ein ganz spezifisches Verhältnis inne r h a 1 b des kapitalistischen Systems aufzu- decken. Marx dreibändiges Hauptwerk heißt ja auch DAS KAPITAL und nicht etwa DAS PA- TRIARCHAT. Mit dem Patriarchat hat er sich theoretisch überhaupt nicht beschäftigt. Ihn in- teressierten nicht die "sichtbaren" Abhängig- keitsverhältnisseundAusbeutungsmöglichkeiten, die durch die ungerechte Natur quasi vor- gegeben sind - z.B. durch Klimaverhältnisse, Bodenschätze, biologisches Erbe, Alters-, Ge- schlechts- und Gesundheitsunterschiede, son- dern die "unsichtbaren". Sexuelle Vergewalti- gung, Raub, Versklavung, Folter, Mord, Er-

bei der Analyse der kapitalistischen Produk- tionsverhältnisse vernachlässigen zu können. Auf diese Weise verkommt das PATRIARCHAT im KAPITAL zur Nebensache, zum Nebenwider- spruch. Marx unternimmt gar nicht den Versuch, die Ar- beiten, die neben oder zusätzlich zur Lohnarbeit vom Gesamta rbeite r erbracht werden, in Beziehung zur Lohnarbeit zu setzen, bzw. die Lohnarbeit im Rahmen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit zu analysieren. Er verkennt den Einfluß, den alle außerhalb der Lohnarbeit er- brachten unbezahlte n Arbeitsstunden auf die Bestimmung bzw. Feststellung der "gesell- schaftlichen Durchschnittsarbeit" haben. Wie will er außerdem die "gesellschaftlich not- wendige" von der "Mehr"arbeit analytisch tren- nen, wenn in die Ware Arbeitskraft noch andere Variablen einfließen als die Arbeitszeit? Denn nach Marx basiert der "Wert der Arbeitskraft" - ja, jeder Ware - auf der zu ihrer Produktion "notwendigen durchschnittlichen Ar- beitszeit" . Und dieser, sein Ausgangspunkt ist entscheidend! Er hat ihn nur nicht konsequent genug verfolgt bzw. abgeleitet. Mit dem Begriffsapparat, den Marx im KAPITAL zur Analyse der Ausbeutung der Arbeitskraft entwickelte, sind keine vergleichbaren Analysen möglich. Ob - zum Beispiel - die Ausbeutung von Arbeitskraft im Feudalismus mehr Profit als im Kapitalismus oder die Mehrwertrate in. der Dritten Welt niedriger als in den Industrie- nationen liegt bzw. ob mehr unbezahlte Arbeits- stunden von Frauen als von Männern erbracht werden, all diese Fragen können mit der Marx'- s che n Mehrwerttheorie nicht untersucht werden. "Entschleiert" wird noch nicht einmal, wie viel Mehrarbeit Inne rha 1 b der Lohnarbeit vom Kapitalisten angeeignet wird.Denn wie viele Ar- beitsstunden allein zur Produktion der Ware "Arbeitskraft" oder irgend einer anderen Ware tatsächlich "gesellschaftlich notwendig" sind bzw. angewendet werden müssen, um die "Sum- me notwendiger Lebensmittel" kaufen und kon- sumieren zu können, läßt sich mit Marx' Be- griffsapparat nicht messen. Marx ging - wie auch aus der Passage, die die Spanierinnen zitieren3a) hervorgeht - davon aus, daß der Lohn mit dem Existenzminimum der Ar- beiterfamilie bzw. der Arbeiterklasse gleichzu- setzen ist; wobei er das Existenzminimum, "die notwendigen Bedürfnisse" bzw. "der Durch- schnitts-Umkreis der notwendigen Lebensmit- tel", allerdings als eine veränderliche Variable beschreibt: ... ist der Umfang sog. notwendiger Bedürf - nisse, wie die Art der Befriedigung selbst ein 4 historisches Produkt und hängt großenteils von der Kulturstufe eines Landes, unter ande- rem auch wesentlich davon ab, unter welchen. Bedingungen, und daher mit welchen Gewohn- heiten und Lebensansprüchen die Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat. Im Gegen- satz zu den anderen Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein histo- risches und moralisches Element." Ich möch- te hinzufügen, nicht nur in die Wertbestim- mung dieser, sondern aller Waren gehen derartige Elemente ein, wobei anstelle des Wortes "moralisch" der Begriff "politisch" hier präziser wäre, zumindest mitgedacht werden muß, d.h. abhängig vom Organisa- tionsgrad der Arbeiterklasse. Da also auch bei Marx in die Bestimmung des "Wertes" der Arbeitskraft außer der Ar - be its zeit noch andere Variablen einfließen , löst seine von den Spanierin- nen leider völlig unkritisch übernommene Mehrwerttheorie noch nicht einmal abstrakt - z.B. hinsichtlich Logik, Erfassung aller - levanten Variablen und Meßbarkeit - ihren wissenschaftlichen Anspruch ein. Aber nicht allein wegen dieses Mangels müs- sen Feministen die Marx' sehe Mehrwerttheo- rie ablehnen. Aisschlaggebend für die Ableh- nung bleibt die Tatsache, daß Marx sich mit der Ausbeutung und Unterdrückung inne r - ha l b der Lohnarbeiterfamilie und i n ne r - ha lb der Lohnarbeiterklasse nicht e- s c häftigte . Er behauptete die Einheit und Homogenität der Familie wie der Klasse auf- grund einer angeblich gleichen K la ssen- 1 age . Diese bestehe im Besitz oder Nichtbe- sitz von Produktionsmitteln. Aber weder in der Familie noch in der Arbeiterklasse hat es je eine gleiche Lage gegeben. Frauen und be- sonders Mütter haben ihre Arbeitskraft nie- mals "frei" und "gleich" wie ein lediger Mann auf dem "Markt" anbieten können. Weder im Arbeitsaufkommen (nach Stunden) noch in der Bezahlung pro Stunde hat es innerhalb der Ar- beiterklasse je gleiche Verhandlungsmöglich- keiten gegenüber dem "Klassengegner", dem "Kapital", gegeben. Feministen können des- halb keine Theorie akzeptieren, die von einer "durchschnittlichen" gesellschaftlich notwen- digen Arbeit bzw. Arbeitszeit und von einer Familiene inhe it bzw. von der Freiheit und Gleichheit der Individuen insgesamt ausgeht und die die Klassenlage einzig am Besitz oder Nichtbesitz von Produktionsmitteln festma- chen will. Die Einheit einer sozialen bzw. politökonomi- schen Klasse ergibt sich nach unserem Theo- b

bensmittel" bzw. ein Mensch produziert und reproduziert sich durch Konsumtion von Le- bensmitteln. So einfach ist seine Geburt und Erziehung! Fazit: Anhand des Konsums der Arbeiterf a - mil ie läßt sich nicht mehr messen bzw. nachweisen, wie und in welchem Umfang der Eigentümer der Ware Arbeitskraft sich die "Mehrarbeit", den "Mehrwert" aneignete. Die "Entschleierung" der Lohnarbeit mißglückte, da Marx sich den richtigen Zugang zuguter- letzt wieder selbst verstellte: die genaue Ana- lyse und Berechnung von bezahlter und unbe- zahlter Arbeitszeit. Denn weder in den Waren, noch in den ausbezahlten Löhnen wird sichtbar, wie viele Stunden u n b e zahlte r Arbeit sie repräsentieren. Die von Hegel übernommene dialektische Methode entpuppt sich als Ge - genau fklärung , da sie von den Ausbeutern, den "Strukturbildnern", wieder ablenkt. Das Patriarchat bleibt - bis auf ein paar Neben- sätze - unerwähnt und gänzlich ungeschoren. Ohne lange zu fackeln, werden "Freie" und "Sklaven" in eine Klasse gepfercht Wie das Existenzminimum inne r h a 1 b de r A rbei te rfa m i lie aufgeteilt wird, küm- merte Marx nicht. Ob die Ehefrau und Mutter - Produzentin und Reproduzentin der Ware Ar- ob die Hausarbeit nunder "produktiven" oder "unproduktiven Arbeit" zugeschlagen werden muß, theoretisch unergiebig und überflüssig ist. Nach Marx ist sie ein Te il der Lohnar- beit, die sich mit dem Kapital fortwährend aus- tauscht. Es ist allerdings der für den Kapitali- sten "unproduktive", da an die Arbeiterfamilie ausgezahlte Teil der Lohnarbeit - das Existenz- minimum oder die "gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit" zur Herstellung der Ware "Ar- beitskraft". Politisch ist der Streit um die "produktive" bzw. "unproduktive Arbeit"8 )allerdings sehr brisant, da durch die "Produktivitätsdebatte" offenkundig wird, daß Marx' Mehrwerttheorie zur Darstel- lung der Ausbeutung der Arbeitskraft von Frau- en nicht brauchbar ist. Ja, selbst die Ausbeutung der Arbeiter fa mi - lie läßt sich mit dieser Theorie nicht angemes- sen darstellen. Denn, wie viele Stunden die Lohnarbeiterfamilie nun wirklich von den insge- samt von Mann und Frau erbrachten bezahlt be- kommt, das ist mit dem kategorialen Apparat von Marx sowieso nicht zu ermitteln.Die Mög- keit, seine Theorie in der Praxis zu überprüfen, hat Marx sich verbaut, da er, anstatt beim Tausch von Arbeitskraft zu bleiben und diesen ungleichen Taus ch genau zu studieren, sich von der "Waren"-Welt faszinieren ließ. Der Mensch, die Ware Arbeitskraft, verschwin- det wieder in dieser Theorie. Er verwandelt sich dialektisch in eine "Summe notwendiger Le- 6

"gesellschaftlichen Gesamtarbeiter" bzw. nach "bürgerlicher" Terminologie in der "Volkswirt- schaftlichen Gesamtrechnung oder im "Brutto- sozialprodukt" zum ersten Mal miterfaßt. Die Frau und Mutter als Arbeitskraft bleibt nicht mehr "unsichtbar" wie bisher in allen Werken der patriarchalischen Nationalökonomie. Der Abdruck der folgenden längeren Passage ermöglicht auch ein besseres Verständnis un- serer Kritik an den theoretischen Ausführungen der Spanierinnen, ist hilfreich für marxistisch nicht vorgebildete Leser und erscheint uns für die internationale feministische Diskussion überhaupt unverzichtbar: aus der Tasche zu ziehen... Produktive und unproduktive Arbeit bei Marx /1» Lohn für Hausarbeit ist der Transmissions- riemen zwischen der Leibeigenschaft der Mütter und einer feministischen Gesell- schaft ...unter produktiver Arbeit versteht Marx - in Anleh- nung an die Physiokraten - allein die Arbeit, die für das Kapital einen zusätzlichen - also Mehrwert erbringt . Nicht nur die Arbeit, sondern auch die Ware enthält bei Ihm zwei Dimensionen: den Gebrauchswert und den Tauschwert. Und nur im Tauschwert steckt und reali- siert sich der Mehrwert. Nicht anders verhält es sich mit der Ware "Arbeitskraft". Nach Marx produziert sie aber nur dann einen Mehrwert, wenn sie In Form von L oh n- a r be it geleistet wird. Denn nur dem Käufer, dem Eigner der Ware Arbeitskraft, gelingt es angeblich, einen Teil des Lohnes einzubehalten, einen Teil der tatsächlich erbrach- ten Arbeitsleistung, der Arbeitszeit, nicht zu entlohnen. Und deshalb "tauscht sich die Arbeit mit dem Kapital" nach Marx nur, wenn sie außerhäuslich gegen Lohn verrichtet wird: nur sie ist produktive Arbeit für das Kapital. Sämtliche Haus- und Erzieherarbeit, sowie sämtliche frei- berufliche oder auch für den Staat oder die Kirche geleiste- ten D ie ns tle I s tungen von Lehrern, Sozialarbeitern, Kindergärtnern, Rechtsanwälten, Pfaffen etc., bei denen keine Waren hergestellt, oder wenn doch, sie nur als Ge- brauchswerte verkonsumiert werden, sind nach Marx un- produktive Arbeiten... Wir werden später darauf zurückkommen, ob Marx' Einstu- fung der Haus- und Erzieherarbeit als unproduktive Arbeit richtig und nach seiner anfänglich in der Arbeits- wertlehre aufgestellten "Arbeitszeitthese" überhaupt folge- richtig war... Daß Mütter, die Produzenten und Reproduzenten der Ware "Arbeitskraft" unproduktive Arbei- ter sind oder laut Definition sein sollen, hat seit 100 Jahren keinen Marxisten...verwun- dert oder gar zum Widerspruch gereizt... meine eigene Neudefinition des Begriffes P roleta rIa t Im FEMINIST 1 /76 - Beginn einer feministischen Klassen- analyse -, in der ich Marx' unpräzisen, weil geschlechts- neutralen Begriff für die Klasse der Eigentums- , der Be- sitzlosen dieser Erde - durch die proles = zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Mütter ersetzte 14) , wurde von der sog. "Neuen Linken" ... ebensowenig diskutiert... Fasziniert von Marx' Methode anhand der sozialen Wider- sprüche eine gesellschaftliche Beziehung zu untersuchen ... geraten marxistische Feministen unversehens in die Lage, diese Widersprüche ( Hausarbeit sei "unproduktive" Arbeit - H.M.) wieder einzuebnen, zu verharmlosen... Der große Meister kann doch höchstens Im Detail geirrt haben!... Wenn nämlich Haus- und Erzieherarbeit produktiv e Arbeit ist, dann müßte Im Grunde die gesamte Mebrwert- theorie sowie die Klassenanalyse neu aufgerollt werden - der Marx' sehe Theoriekompaß wäre nicht mehr so einfach Nicht nur die Familie funktioniert bei Marx für das Kapi- tal "geschlechtsneutral", nein, sogar das "primäre" Klassenverhältnis löst sich in manchen Sätzen... Im Ka- pital selbst auf. Neben den genialen Leistungen darf man/ frau die genialen Fehlleistungen dieses großen Denkers nicht übersehen... Dennoch hätte Marx sicher nie... be- hauptet, daß eine Änderung der Produktionsverhältnisse ( zum Beispiel von Fronarbeit zur Lohnarbeit) keine Bewußtseinsveränderung bei der betroffenen Klasse (der Bauern, Arbeiter, Neger oder Frauen) bewirke. Der Kampf um die Entlohnung der Hausarbeit ist eine soziale Revolution und kein technischer Vorgang. Die Bagatelli- sierung dieses Kampfes durch Vulgärmarxisten zeigt überdeutlich, wie wenig sie von Marx' "wahrem" Wesen, seiner politischen Ethik, begriffen haben... Marx hat Im Kapitalismus den "Transmissionsriemen" gesehen, der zwischen Feudalismus und Sozialismus sei- ne Aufgabe hat. In diesem Sinne können wir die Entlohnung der Hausarbeit ... auch als Transmissionsriemen zu ei- ner nicht mehr patriarchalisch strukturierten Familie be- greifen... Durch die von Frauen und Männern insgesamt aufgebrachte Arbeitszeit (Arbeitskraft) innerhalb und außerhalb des Hauses wird das sogenannte Sozialprodukt eines Landes erstellt. Der Widerspruch zwischen der gemeinsamen Erstellung und der "privaten" - in unserem Falle In erster Linie "patriarchalischen" - Aneignung des Produkts wird durch die Forderung Lohn für Haus- und Erzieherarbeit zentral ins Bewußtsein gerückt... Diese politökonomische Forderung wird den emanzipatorischen Prozeß zwischen den Geschlechtern, sowie zwischen Kapital und Arbeit und zwischen Parteiherrschaft ( in den "sozialistischen" Ländern - H.M.) und den Bedürfnissen von Frauen und Kindern, weitertreiben. Da alle derzeit existierenden Ge- sellschaftssysteme patriarchalische Systeme sind, ist je- de Frau und jeder Mann, die (der) die Frauen- und Kin- derfrage immer noch der "allgemeinen" Klassenfrage ... oder den "gesellschaftlichen Interesssen" unterordnen will, Handlanger des Patriarchats. Nach unserer Definition ist das Patriarchat das Herr- schaftssystem, in dem das Recht des Ausbeu- te rs (körperlich, intellektuell und ökonomisch) Gese tz Ist (Diese Definition besagt gleichzeitig)... , daß es nicht nur ein antagonistisches Klassenverhältnis gibt, sondern wenigstens zwei. Und, daß das erste antagonistische Klassenverhältnis in der Geschichte das zwischen Frauen und Männern war. Deshalb kann auch erst nach Aufhe- bung des ersten Klassenwiderspruchs eine Klassensolida- die 8

Warum Lohnarbeit nicht in jedem Falle pro- duktive Arbeit sein muß, und produktive Arbeit keineswegs immer Lohnarbeit war und ist Produktive und Lohnarbeit sind aus folgenden Gründen nicht identisch: 1) Lohnarbeit "an sich" kann, aber muß nicht ausgebeutete Arbeitskraft beinhalten. Lohnarbeit "an sich" heißt le- diglich eine in Geldform entlohnte Arbeit. Zum Beispiel in einem Weltwirtschaftssystem, das Geld lediglich als Recheneinheit, Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmit- tel ohne Zinsfunktion einsetzt und einen Ein- heitslohn für jede geleistete Arbeitsstunde nach der jeweiligen Arbeitsproduktivität (im Weltmaßstab) errech- nete und ausbezahlte bei international festgelegter glei- cher Arbeitszeit, wäre Lohnarbeit des ausbeuterischen Charakters entkleidet. Dieser humane, aber bis jetzt in keinem patriarchalischen System beabsichtigte oder er- rechnete Einheitslohn wäre nicht mehr produktiv für das "Kapital", es wäre die erste soziapolitisch sinnvolle Ent- lohnung des Menschen durch den Menschen. Wir sind weiter denn je davon entfernt... 2) Obwohl keine Lohnarbeit, war Sklavenarbeit, Fronarbeit und alle Haus- und Erzieherarbeit stets produktive Ar- beit, wenn der Eigner dieser Arbeit - sei es direkt durch Mehrarbeit, sei es durch Einsparen eigener Arbeitskraft - daran profitierte. Jede Arbeitskraft, die niedriger als mit der (in 1 ausgeführten) an der Weltproduktivität orientierten Einheitsentlohnung pro Arbeitsstunde abge- speist wird, ist nach feministischer Definition demnach unter die produktive Arbeit einzuordnen. 19) Der Definitionsirrtum hinsichtlich der Lohnarbeit (und hin- sichtlich der produktiven Arbeit) ist Marx durch die totale Koppelung der Lohnarbeit an das kapitalistische System un- terlaufen. Hätte er die Analyse der Lohnarbeit durch An- schauungsmaterial, das derzeitige "sozialistische" Staaten (die...bereits die Vergesellschaftung von Boden, Kapital und Maschinen vollzogen haben) ...liefern, verbreitern kön- nen, so wäre ihm seine einseitige Interpretation der Lohn- arbeit höchstwahrscheinlich auch korrekturbedürftig er- schienen. Die "ökonomische Verschleierung" der Ausbeu- tung (Innerhalb der Lohnarbeit) wurde ja in den derzeitigen sozialistischen Ländern nicht aufgehoben. Während die An- eignung, die Enteignung, sich Im Kapitalismus die sog. Multis, die Banken und der Staat selbstherrlich herausneh- men ... tun es in "sozialistischen" Staaten die Führungsgre- mien von Partei und Staat. Nirgends geschah oder geschieht die Umverteilung, die Enteignung des Mehrprodukts, nach Absprache mit den eigentlichen Produzenten! Die Stimme der unmittelbaren Produzenten ist sowohl in den "repräsen- tativen parlamentarischen Demokratien" wie in den "Volks- demokratien" total durch die patriarchalische A r - be its te i lung ausgeschaltet. Die unmittelbaren Herr- schafts- und Knechtschaftsverhältnisse verhindern, daß die Produzenten auf dem öffentlichen Markt und da, wo in ihrem Namen Gesetz oder Recht gesprochen wird, überhaupt er- scheinen können. Die Methode, das Mehrprodukt, den Mehrwert, den Produzenten "legal" oder "Illegal" zu ent- reißen, funktioniert seit alters her auf eine sehr einfache Weise - Marx nennt sie "die naturwüchsige Arbeitsteilung". Naturwüchsig nennen wir etwas präziser: nach dem "Recht" des Stärkeren; dann landen wir auch nicht am Ende beim "Kapital", sondern bei den Eigentümern des Kapitals, des Bodens, der Maschinen: es sind Menschen, meist Männer. Das Kapital ist uns ein zu geschlechtsneutraler Begriff - er sagt uns zu wenig aus! Die einzelne Mutter, die einzelne Arbeiterin, hat weder hier noch dort eine Ahnung über die Größe des von ihr produzierten, Ihr aber "naturwüchsig" gleich wieder "entwendeten" Mehrprodukts. Welche Ver- wendung der von Ihr erarbeitete Mehrwert beim Räuber oder Käufer ihrer Arbeitskraft schließlich erfährt, kann sie höch- stens hin und wieder bei ihrem Hauspatriarch, aber nie beim "Kapital" oder der "Partei" bzw. dem "Staat" be- obachten, verfolgen oder herausspionieren. Selbst wenn sie wollte, reichte ihre "Freizeit" dafür nicht aus - ganz abgesehen von allem anderen wie mangelhafter Bil- dung, Verbildung etc. Im Verhältnis zu ihrem Hauspa- triarch stellt sie allerdings häufig fest, daß er eine in- teressantere, ausbaufähigere und besser bezahlte Arbeit Die Entstehung des "Privateigentums" wurzelt im Raub, in direkt oder indirekt erzwungenen "Tausch- und Kaufakten" von individueller Arbeitszeit und in ihrer ge- waltsam durchgesetzten individuellen Bewertung durch Patriarchen als sie selbst erreicht, sein Alter besser absichert und wenn Kinder, Kranke oder/und Alte zum Haushalt gehö- ren, weniger Arbeitszeit für sie aufbringt - also einen kürzeren Arbeitstag als sie selbst hat. Und wenn sie ei- nes Tages nicht mehr mit ihrem Hauspatriarch leben will oder kann, dann merkt sie spät, meist zu spät, daß sie durch diese soziale und ökonomische Verbin- dung sexuell, intellektuell und ökonomisch mehr ausge- plündert wurde, ein "ungleicher Tausch" von Arbeitszeit stattgefunden hat. Denn die archaische und die hochspe- zialisierte Ausbeutung beruht auf ein und demselben Prinzip: dem Schwächeren, dem Abhängigeren wird sein Mehrprodukt, sein Mehrwert, direkt oder Indirekt ein- fach gestohlen! ... Unsere feministische Mehrwerttheorie konzentriert sich - wie wir gesehen haben - auf die uns gestohlene, nicht- entlohnte Arbeitszeit, auf die produktive Arbeit. Damit wird das Problem der Messung und der Be - we r tun g der individuellen Arbeitszeit aufgeworfen. Es hat auch Marx beschäftigt. Denn : "Die Form des Ar- beitslohns löscht ... jede Spur der Teilung des Arbeits- tages in notwendige Arbeit und Mehrarbeit, In bezahlte und unbezahlte Arbeit aus. Alle Arbeit erscheint als be- zahlte Arbeit. Bei der Fronarbeit unterscheiden sich räumlich und zeitlich handgreiflich sinnlich, die Arbeit des Fröners für sich selbst und seine Zwangsarbeit für den Grundherrn. Bei der Sklavenarbeit erscheint selbst der Teil des Arbeitstags, worin der Sklave nur den Wert seiner eigenen Lebensmittel ersetzt, den er in der Tat also für sich selbst arbeitet, als Arbeit für seinen Mei- ster. Alle seine Arbeit erscheint als unbezahlte Arbeit. Bei der Lohnarbeit erscheint umgekehrt selbst die Mehr- arbeit oder unbezahlte Arbeit als bezahlt. Dort verbirgt das Eigentumsverhältnis das Fürsichselbstarbeiten des Sklaven, hier das Geldverhältnis das Umsonstarbeiten des Lohnarbeiters." 20)... Rein abstrakt ist der Unterschied zwischen Sklaven- und Lohnarbeit eigentlich gering: bei beiden Produktionsver- hältnissen muß das Verhältnis zwischen "notwendiger" und "Mehr"-arbeit erst durch Analyse ermittelt werden. ... Die Hausfrau und Mutter verrichtet S klav ena r - be it beim Hauspatriarchen und erhält dafür Kost und Logis (ihr Existenzminimum). Wie hoch das Mehrpro- dukt, also der Teil ist, den der Hauspatriarch von sei- nem "Ernährerlohn", von seinem Gesamteinkommen, für sich einbehält und den er ihr eben nicht als eige- nen Hausfrauenlohn auszahlt, bleibt bei Marxisten Im Dunkel. Die Analyse endet beim nicht mehr spezifizier- ten Ernererlohn. Und, daß es auch nur einen männlichen Ernährerlohn gibt, das wird von Marxisten auch nicht mehr weiter hin- terfragt! Bei hochdotierten männlichen Angestellten und freiberuflich Tätigen wie Ärzten, Gewerbetreibenden etc. dürfte der patriarchalische Mehrwert, der durch die geschlechtsspezifische Arbeitstellung und durch die Versklavung der Hausfrau und Mutter einzustreichen ist, erheblich sein. Bei manchen reicht er ohne weiteres

Modellbeispiel IV: Frau und Mann außer Haus arbei- tend mit 2 Kindern, d.h. 6 1/2 Std. unbezahlte Haus- u. 6 Std.unbezahlte außerhäusliche Arbeit! 1 Std. . 21/2 Std. 11/2 Std. 11/2 Std. 3 Std. 5 Std. .• 2 K. Kinder, Kranke, Alte Mann Frau "Kapi- tal" produktive die unbezahlte Hausarbeit: der patriarchalische Mehrwert 25 - 40 % niedrigeres Existenzminimum . «I> dip 3 2 1 tägl Ar- bei zeit in Std. 13t led. ,gesch >verw.ohne Kinder etc verh. ohne Kinder led.gesch. verh. verw. mit mit Kindern Kindern verh. ohne Kinder verh. mit Kindern FRAWSW 11. led. ,gesch. verh. verw. ohne ohne Kinder etc. Kinder led. ,gesc verw. mit Kindern 11)KNNKR verh. mit Kinder die unbezahlte produktive außerhäusliche Arbeit: der kapitalistische Mehrwert die bezahlte unproduktive außerhäusliche und häusliche Arbeit (wird vom Arbeitgeber in Geld oder Naturalien als dynamisches d.h. historisches E3dstenzminmum bezahlt) Gruppen nach sozialer Be- lastung Schaubild Über die bezahlte unproduktiv e und die nicht bezahlte p r o du k t i v e Arbeitszeit von Frauen und Männern im PATRIARCHAT vorn außerhäuslichen Verdienst zur Verfügung steht ist generell niedriger als die der Männer. Das Schaubild sagt noch nichts über die Höhe der Bezahlung, sondern le- diglich über die Anzahl der nicht bezahlten Arbeitsstunden etwas aus. Das individuelle Existenzminimum, die nicht produktive , mit 5 Std. angesetzte (bei Marx auch not - we nd ige gegenüber der Mehr-) Arbeit, wird allen be- zahlt, ob vom außerhäuslichen Arbeitgeber gegen Geld oder vom Hauspatriarch gegen Kost und Logis. Die insgesamt zu leistende außerhäusliche (bezahlte und unbezahlte) Arbeits- zeit ist auf der Grafik durch weiße Kästen sichtbar gemacht. Ein Teil der produktiven Arbeit wird also vom Kapital vereinnahmt und der für das Patriarchat produktive Teil der Arbeitszeit wurde durch Muster kenntlich ge- macht. Und zwar gehen wir hier von der Voraussetzung aus, daß die Männer die Hausarbeit ganz auf ihre Frauen wälzen, d.h. nur die, die keine Frau im Haushalt haben, sie selbst erledigen. Sicher trifft dies nicht so total zu. Das Patriar- chat wurde von manchen Frauen und Müttern im Haus schon angegriffen und zum Teil erfolgreich. Wir haben deshalb bei der besonders betroffenen Fruppe IV eine Strichellinie eingezeichnet, die den "Emanzipationsstand" bei Männern schätzt, d.h. die Mithilfe im Haushalt zu einem Drittel etwa der berufstätigen Frau abnimmt. Da es aber sogar in den "sozialistischerf'Staaten noch totale Hauspatriarchen gibt, haben wir auch diese Möglichkeit im Schaubild belassen. Bei der aufzuwendenden Zeit für Hausarbeit sind wir von folgender Annahme als Durchschnittswerte ausgegangen: Zeitaufwand für die Erhaltung der Arbeitskraft bzw. die Be- treuung der zum Haushalt gehörigen erziehungs- od. pflege- bedürftigen Personen a) für die Frau täglich 1 1 /2 Std. /2 Std. b) für den Mann täglich 1 /2 Std. c) für eine Pflegeperson täglich 2 d) für die zweite Pflegeperson täglich 1 Std. e) für die dritte und jede weitere 1 1 Pflegeperson je täglich 1 Std. Ob die Pflegeperson ein Kind, eine Kranke oder eine sich nicht mehr selbst versorgenkönnende alte Person ist, ist im Grunde belanglos, und daß wir die Zeit mit zunehmen- der Anzahl der zu versorgenden Personen (ab der zwei- ten) auf eine Stunde begrenzen, hat seine Erklärung da- rin, daß wir davon ausgehen, daß mehrere Personen sich gegenseitig helfen können und die Hausfrau oder den Haus- vater (derjenige, der die Hausarbeit eben realiter ver- richtet) entlasten. Bei einer Bezahlung der Hausarbeit ist also von der wirk- lichen Anzahl der zu leistenden Arbeitsstunden insgesamt auszugehen. Daß die Ausbeutung in der Frauengruppe IV nicht nur nach unserem Schaubild am höchsten ist, macht auch eine andere Tatsache deutlich: diese Frauen ster- ben im Durchschnitt - im Gegensatz zu den Nurhausfrau- en - vor den Männern. Die Doppel- und Dreifachbela- stung ist deshalb generell abzulehnen - von der höchsten ökonomischen Ausbeutung, die die berufstätigen Mütter trifft, einmal ganz zu schweigen! Hinzukommt, daß unser Schaubild die unbezahlte produk- tive Arbeit am Wochenende nicht mitenthält. Sonnabend und Sonntag fallen aber in allen Haushalten - besonders denen mit Kindern - weitere unbezahlte Arbeitsstunden an, die überwiegend wieder von den Frauen geleistet wer- den. Weil diese Arbeitszeit nicht berücksichtigt wurde, gibt die Grafik besonders bei der Frauengruppe VI ein falsches Bild. Insgesamt zeigt sich, daß die Frauenfrage die Kinder-, Kranken- und Altenfrage ist. Kinder haben auch Väter, alte Menschen haben auch Söh- ne. Aber die Söhne und die Väter haben die Hausarbeit fast ausschließlich den Frauen und Müttern aufgehalst und sie haben bis heute politisch so gut wie gar nichts getan , um den außerhäuslichen Arbeitstag auf 5 Stunden für Frau und Mann einzuschränken, um die Hausarbeit mit der Frau wirklich teilen zu können. Alle sog. Befreiung der Frau für die außerhäusliche Arbeit ohne eine Begrenzung der gesetzlichen Arbeitszeit für 12

ve , sondern produktive Arbeit - und zwar sowohl für das "Kapital" wie für das "Patriarchat". Sie wird als Sklavenarbeit verrichtet und der aus Ihr erpreßte patriarchalische Mehrwert ist größer als der von Marx analysierte kapitalistische Mehrwert. Deshalb ist "Lohn für Haus a r b e i t" die wichtigste fe- ministische Forderung. Der Kampf um dieses strategische Ziel kann als Transmissionsriemen vom Kapitalismus und vom patriarchalischen Sozialismus zum Fe minis m u s angesehen und benutzt werden. Die Aufhebung des patriar- chalischen Mehrwerts muß in jeder feministischen Politik Priorität haben... Karl Marx war als praktischer Philosoph und Humanist aus- gezogen und kehrte als patriarchalischer Ökonom zurück ... Dennoch: Er hat unter Aufbietung seiner ganzen Ar- beits- und Lebenskraft einen wichtigen Baustein zur Theorie und Praxis der Aufhebung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen geliefert. Die Nichtbezah- lung menschlicher Arbeitskraft ist e ine Form der Aus- beutung. Aber nu r den Abhängigeren, den Schwächeren, kann man ausbeuten, und nur durch politische Arbeit ist diese patriarchalische Ausbeutung zu überwinden. Unsere Devise kann nach allem nur sein: Mit Marx, gegen Marx und über Marx hinaus zum FEMINISMUS ! Wir brauchen die internationale theoretische und politische Ausein- andersetzung zwischen Feministen und Marxisten Unsere obigen Ausführungen erleichterten hof- fentlich auch dem marxistisch nicht geschulten Leser die Einsicht in unsere Behauptung, daß die politökonomischen Aussagender spa- nischen Feministinnen einen Rückfall weit hinter den revolutionären Ansatz von Dalla Costa/ James (Die Macht der Frauen und der Umsturz der Gesellschaft) darstellen, die die Hausarbeit als produktive Arbeit einstuften und ihre Ent- lohnung forderten. Wir können an dieser Stelle nicht auf theoretische Mängel sowie Widersprü- che in der Strategie Dalla Costa' s u.a. einge- hen. Wir können nur unser Bedauern darüber ausdrücken, daß diese Arbeiten im deutschspra- chigen Raum nie systematisch und kritisch dis- kutiert wurden. 23) Die hiesige Frauenbewegung glaubt offensichtlich noch immer ohne Theorie und ohne politische Strategie überleben zu kön- nen. In dieser Hinsicht sind die Spanierinnen mit mehr Problembewußtsein eingestiegen. Was ihre Bemühungen und ihre Grundeinstellung zur Organisations- und Parteifrage betrifft, sind sie sogar den Italienerinnen um Längen voraus: Sie passen sich nicht mehr einfach dem antipar- lamentarischen, anarchistisch-spontanistischen Trend an, der seit der Studentenbewegung von der Mehrheit oppositioneller Jugendlicher - wie auch der neuen Frauenbewegung - verfolgt wird. Daß sie auf theoretischem Gebiet - speziell der Politökonomie - wieder hinter den einmal er- reichten Erkenntnisstand zurückfallen, ist auch nicht weiter verwunderlich; denn seit 1972 ist keine internationale wissenschaft- liche Debatte in Gang gekommen. Lediglich in England reagierten 1973/ 74 ein paar Männer der "Neuen Linken" auf die Heraus- 14 forderung durch Dalla Costa/ James. Diese Herren versuchten recht geschickt dem Angriff auf die marxistische Theorie die Spitze zu neh- men. Sie erkannten den revolutionären Spreng- stoff, der im Ferninismus verborgen liegt. 24 ) Da stellte tatsächlich eine Klasse, die es nach eigener Terminologie überhaupt nicht gab oder geben konnte - die Frauen und Mütter - , das so mühsam errichtete "fortschrittliche" Patri- archat, den Marxismus, wieder in Frage. Und das in einer Situation, In der an allen Orten und Enden noch der Kampf mit den nach wie vor mächtigen "archaischen" Patriarchaten (Christentum, Islam, Feudalismus, Kapitalis- mus u.a.) tobte. In einer derartig bedrängten Lage wollte man von einer neuen Klasse - den Hausfrauen und Produzentinnen der Ware Ar- beitskraft - nichts wissen. Außerdem waren und sind die "Halbmündigen" und "Unmündigen" mit ihrer Emanzipation auch noch gar nicht an der Reihe. Kein Marxist wollte da eigenmäch- tig historische Gesetzmäßigkeiten aufheben bzw. bürgerlich verlogen was von "Ladies first!" oder "Nach Ihnen, gnädige Frau l" fa- seln! 24a) Wie wir wissen, geht die Frau im Marxismus in der Klasse des Vaters, der ledigen Mutter ( wenn der Vater unbekannt ist) oder des Ehe- mannes auf und unter. Damit die politökono- mischen Feministinnen diese Klassenidentität nicht eines Tages grundsätzlich in Theorie und Praxis in Frage stellen, werteten die engli- schen Neo-Marxisten (Secombe, Harrison, Gar- diner u.a.) die Hausfrau und Mutter nun doch etwas auf. Die Hausarbeit wird nach 150 Jah- ren der dialektischen Untersuchung für würdig befunden und man macht auch ein paar Zuge- ständnisse: Die Nichtexistenz der Hausfrau und Mutter wird von diesen marxistischen Out- sidern aufgehoben, die besondere Qualität der Hausarbeit bei der Produktion und Reproduk- tion des Kapitalverhältnisses wird wahrgenom- men und neu bewertet. Die Herren leugnen

und die "Öffentliche und unentgeltliche Erzie- hung aller Kinder". Bei den Spanierinnen erfährt diese Forderung einerPfeministischerr Begründungszusammen- hang und lautet im Abschnitt Z i e l e de r Partei : "Deshalb nehmen wir uns als Femi- nistische Partei die Abschaffung der Familie als legale, einheitliche und obligatorische Insti- tution für die Befriedigung der materiellen und gefühlsmäßigen Bedürfnisse des Mannes (1) vor. Die hauswirtschaftliche Produktionsweise muß durch staatliche Dienstleistungen ersetzt wer- den." 27) Ein "hohes Gehalt für die Hausarbeit" wird deshalb als rückständig angesehen bzw. als "Reform" abgelehnt, Man befürchtet, daß eine derartige "Reform" die "weibliche Revolte lähme" ,die "die Zerstörung der Familie als primäre ökonomische Verursachung weiblicher Ausbeutung" zum Ziel habe. 28) Nun, wenn schon an dem Begriffspaar "refor- mistisch" - "revolutionär" festgehalten werden soll so ist unsere Bewertung eine völlig ande- re: Revolutionär - und vor allen Dingen femi- nistisch - ist die Forderung "Lohn für Hausar- beit" und rückständig - um nicht zu sagen direkt unsinnig - ist die Forderung "Abschaffung bzw. Zerstörung der Familie". Mit dem Begriff Aufhebung (auch Abschaf- fung) wird bei Marx ein dialektischer Entwick- lungsprozeß im Sinne Hegels gekennzeichnet. These und Antithese werden in der Synthese "aufgehoben". Also nicht die Zerstörung bzw. endgültige Vernichtung der These wie der Anti- these ist beabsichtigt, sondern eine qualitative Veränderung, eine Form- eine Strukturverän- derung wird dialektisch beschrieben, als ein wechselseitiger Prozeß analysiert. Ansonsten hätte Marx nie von "Aufhebung der Arbeitstei- lung", ja sogar "Aufhebung der Arbeit" sprechen können. Feministen sollten - und nicht nur um Mißver- ständnisse auszuschließen - überhaupt auf die Hegel' sche Ausdrucksweise verzichten. Sie sollten unserer Ansicht nach von V e r ände - rung der Familie, aber nicht von Abschaffung oder Zerstörung dieser sozialen Institution sprechen. Denn die Familie dient nicht nur und ausschließlich der" Befriedigung der materiel- len und gefühlsmäßigen Bedürfnisse des Man- nes". Frauen und Kinder haben ähnliche Be- dürfnisse, und es geht einfach darum, die S t r u kt u r der Familie - rechtlich und ökono- misch - so zu verändern, daß die Befriedigung der Bedürfnisse aller Familienmitglieder bes- ser gewährleistet ist. Und unter diesem Aspekt sind sowohl die "unentgeltliche außerhäusliche Erziehung und berufliche Ausbildung der Kin- 16 der" wie die "Entlohnung der Hausarbeit" (wenn sie für einen anderen erbracht wird) wichtige feministische Forderungen. Sie tra- gen alle dazu bei die patriarchalische Struktur der Familie "aufzuheben", aber die Vorzüge dieser sozialen Institution zu bewahren. Wir sind der Ansicht, daß die Mehrheit der be- troffenen Frauen und Mütter die Kindererzie- hung auch keineswegs völlig an den Staat ab- treten will. Nicht nur in den kapitalistischen, sondern ebenso in den sogenannten sozialisti- schen Ländern wünschen die Frauen eine Um- verteilung der Lasten. Sie wollen die Hausar- beit und Kindererziehung sowohl mit den Män- nern wie mit dem Staat teilen. Es geht um die Aufhebung der Überforderung von Frauen und Müttern, um die Neuverteilung der Ar- beit und der Verantwortung auf meh- rere Instanzen. Der Vater sowie außerhäusli- che Klein- und Großgruppen sollen die Entla- stung bringen. Die ökonomische, psychische und physische Ausplünderung der Mütter soll beendet, die patriarchalische Struktur der Familie überwunden werden. Aber wie unsere Feministische Mehr- w e r t th e o r i e gezeigt hat, sind Fälle denk- und in der Realität nachweisbar, in denen so- wohl die Ehefrau wie die erwachsenen Söhne und Töchter durch die patriarchalische Grund- struktur profitieren können. Kinderlose "Nur- hausfrauen" können zu Ausbeuterinnen männ- licher Arbeitskraft werden, wenn ihnen der Ehemann die Hälfte des Familienlohns zur Ver- fügung stellt und auch "erwachsene Kinder" können durch unbezahlte Hausarbeit von Müt- tern und Großmüttern zu "patriarchalischen" Ausbeutern "verzogen" bzw. assozialisiert werden. Auch innerhalb der Familie sind die Ausbeutungsmöglichkeiten zahlreich und viel- schichtig. Sie müssen präzis und differenziert analysiert und empirisch überprüft werden. Mit ihrer Forderung "Abschaffung der Familie" schütten die Spanierinnen das Kind gleich mit dem Bade aus. Damit ist nichts gewonnen. Wir sollten ganz im Gegenteil unsere Aufmerk- samkeit auf die Veränderungsmöglichkeiten konzentrieren, die sich in der Familie und in. Kleingruppen generell schon heute bzw. über- haupt leichter anpacken lassen. Innerhalb der Familie hat nämlich der Mann die Macht und die Möglichkeit, das Patriarchat sowohl psy- chologisch wie sexuell und ökonomisch abzu- schaffen. Er muß seine Frau und seine Kin- der nicht ausbeuten. Er kann schon Feminist, er kann schon sozialer Lebenspartner sein. Allerdings ist seine Bereitschaft zur Änderung

erst recht aufgrund unserer 10jährigen prakti- schen politischen Arbeit zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen. Eine Komponente, sei es nun der Besitz oder Nichtbesitz an Produk- tionsmitteln oder sei es das biologische Ge- schlecht, reicht zur politischen Klassenbildung nicht aus. Und die zweite, im Grunde genommen "sekundäre" Komponente, das Klassenbewußt- sein bzw. die Klasse "für sich" oder auch die Bewertung der Klasse "an sich" scheint zur Bildung einer politischen Klasse sogar noch wichtiger, noch ausschlaggebender als die erste, die "primäre" Komponente, die Klasse "an sich" zu sein. Wir schlagen vor, die primären Komponenten (Geschlecht, Schulbildung, Einkommen etc.) als latente Klassen zu definieren. Latent deswe- gen, weil durch diese Komponenten die M ö g - lichke i t von Gewaltanwendung sowie die Mög- lichkeit der Klassenbildung bzw. -organisation gegeben ist. Sowohl die körperlichen Unterschie- de (FraA-Mann, jung-alt, gesund-krank) wie die ökonomischen, wie die intellektuellen usw. las- sen sich als spezifische Potentiale der Un- terdrückung und Ausbeutung ausmachen. Eine m a n i f e s t e politische Klassenbildung kommt aber erst zustande durch die Bew e rtung einer oder mehrerer latenter Klassensispositionen bzw. primärer Komponenten. Erst wenn das kulturelle Moment - die Reflexion - hinzu- tritt, wird aus einer bzw. meist mehreren la- tenten Klassenlagen eine manifeste politische Klasse. Erst wenn Frauen und Männer die indi- viduellen, intellektuellen und ökonomischen Un- terschiede (Potenzen) wahrnehmen, die eigenen Möglichkeiten in diesen Kräfteparallelogrammen einschätzen lernen, verbünden sie sich nicht mehr instinktiv mit dem Stärkeren (das Kind mit der Mutter bzw. dem Vater), sondern begin- nen sie kulturelle, politische Bündnisse aufzu- bauen. Sie nehmen mehr und mehr die Möglich- keiten wahr, die ihnen die "Natur" als Individu- um - wie als gesamte Gattung - zur autonomen Gestaltung offen läßt. Sie erkennen, sie lernen, daß "Stärke" sich aus mehreren Faktoren zu- sammensetzt und das eine durch die andere Po- tenz ersetzt, kompensiert werden kann. Sie stel- len fest, daß sich ein Bündnis mit dem kö rper - lich Stärkeren für sie mitunter weniger "aus- zahlt" als mit dem i nt e 1 le ktu e 11 oder aber dem ökonomisch Stärkeren. Wieder ein(e) andere(r) baut auf den moralisch Stärksten. Sicherheit und Geborgenheit sind relative Kom- ponenten. Immer steht letztlich die individuelle Entscheidung an, die verschiedenen Komponenten (Potenzen) - sowohl individuell wie kollektiv - zu bewerten. Es gibt Sozialpsychologen, die die These aufstellten, daß jede Entscheidung dem Menschen Angst einflößt. Angst als konstitutive Komponente Ob die/der Einzelne sich an die jeweils herr- schende Gesellschaftsstruktur anpaßt oder sie bekämpft, ist aber nicht nur eine Frage der Kräfteverhältnisse, sondern auch des individuel- len Temperaments und der Sinngebung, der Be- wertung des Lebens und des 'Todes. Die Bewer- tungen und die Bündnismöglichkeiten wechseln, so wie die eigenen Kräfte wachsen und vergehen. Auch der gesellschaftliche Druck unterliegt Schwankungen. So wechseln auch Angst und Un- sicherheit, je nachdem,wie bedeutsam das Er- eignis für den Einzelnen ist. Die Angst bleibt eine konstitutive Komponente. Da es keine glei- chen Kräfteverhältnisse zwischen Lebewesen gibt und die Anwendung von Gewalt potentiell immer möglich ist, sind besonders Begegnun- gen mit Fremden, ungewohnte Situationen und Prüfungen mit Angst besetzt. Wie läßt sich also die Angst mildern? Wie ler- nen wir mit den Naturunterschieden und mit der Androhung von Gewalt besser fertig zu werden? Welche Möglichkeiten haben Frauen und Kinder sich vor körperlichen Züchtigungen und Verge- waltigungen zu schützen? Welche Gegenstrate- gien haben sich bewährt, welche gesellschaftli- chen Institutionen bieten den Schwächeren tat- sächlich Schutz? Uns scheint es wichtig, unter dem Gesichtspunkt der Angst Institutionen wie die Prostitution, die monogame Ehe, die Ho- mo-, Bi- und auch Heterosexualität, die Ent- scheidung für oder gegen Kinder, für oder ge- gen die außerhäusliche Berufstätigkeit der Frau, für oder gegen militärische Verteidigung und Atombewaffnung etc. genauer zu untersu- chen. Jede Entscheidung ist Reaktion und Ak- tion in einem. Sie basiert auf der individuellen Lebens - und das heißt auch Angsterfahrung. Sie basiert auch auf der individuellen Kenntnis unserer Gattungsgeschichte und der Möglich- keit,uns mit anderen Menschen darüber auszu- tauschen. Denn je mehr wir mit anderen über unsere Probleme und Ängste reden, umso eher stellen wir fest, daß die Bedrohung sich für die Individuen verschieden darstellt. Nicht alle Frauen sehen im Mann ihren schlimmsten Geg- ner. Die meisten verbünden sich heute noch lie- ber mit ihm als mit einer Feministin. Die eine fürchtet sich vor körperlicher Gewalt, die an- dere mehr vor der Berufswelt, die dritte fürch- tet mehr als alles andere die Armut und eine 18

und Frauen ausgesetzt werden, und die mitunter zu einem totalen Identitätsverlust führen, las- sen sich auch noch in den "feministischen" Ana- lysen nachweisen. Dieses Phänomen in dem uns vorliegenden spanischen Manifest aufzudecken und einer kritischen Diskussion zugängig zu ma- chen, war - und ist im FEMINIST immer wieder - eines unserer Hauptanliegen. Der Entfrem- dungsprozeß hinterläßt seine patriarchalischen Spuren nicht nur in den "feministischen" Texten. Er kann so weit gehen, daß Akademiker von der betroffenen Mehrheit weder sprachlich noch in ihren Zielvorstellungen mehr verstanden wer- den. Und dies ist bei allen "Feministinnen" der Fall, die gar keinen Versuch der" Übersetzung" bzw. Vermittlung zwischen Universität und Be- völkerung unternehmen und die sich allein ans akademische Patriarchat richten. Das alles er- schwert unseren Befreiungskampf, denn beide Gruppen ( die Intellektuellen wie die gesamte weibliche Bevölkerung) sind aufeinander ange- wiesen. Viele betroffene Frauen und Mütter haben die Doppel- und Dreifachbelastung satt. Und sie er- fahren auch im Alltag, daß die geschlechtsspe- zifische Rollen- und Arbeitszuteilung nicht durch die Familie "an sich", sondern durch die Männer (und auch durch einige Patriarchalin- nen, die von der geschlechtsspezifischen Ar- beitsteilung profitieren) erzwungen wird. Sie sehen und wissen es alle: die geschlechtsspezi- fische Arbeitsteilung be s t e h t auch au ß e r Haus. Der einzige, aber durchaus gravieren- de Unterschied: außer Haus wird Putzen, Ko- chen, Waschen, Kinderbetreuung, Krankenpfle- ge, Nachhilfestunden - kurz, jede Art von Dienstleistung für einen anderen - zeit- lich fixiert und entlohnt. Aber was die Aufhebung der geschlechtsspezifi- schen Arbeitsteilung betrifft, so scheint die "Aufhebung" bzw. Änderung der Arbeitsteilung außer Haus noch viel schwieriger als im Haus zu sein. Es ist eben leichter einen Mann, einen Menschen zu überzeugen als die Mehrheit der beherrschten Frauen und Männer. Die Mehrheit vermeidet die Konfliktaustragung mit den Vor- gesetzten, mit der institutionalisierten Ordnung, sie schweigt oder / und stützt das System der Herrschenden. Man hat ihnen ja auch die Vor- züge der etablierten "Ordnung" lang genug ein- getrichtert. Am Ende glauben sie es dann selbst, daß der Kommunismus inhumaner und mörderi- scher als ein atomarer, ein Dritter Weltkrieg , daß Feminismus "wider die Natur" ist und daß das Patriarchat die "natur" - und "gottgewollte" Ordnung verkörpert. Deshalb sollten wir mißverständliche und irre- 20 führende Schlagwörter und illusionäres Wunsch- denken immer meiden und uns stattdessen ge- nau umsehen, wo unsere tatsächlichen und po- tentiellen politischen Verbündeten zu finden sind. Falsche Parolen müssen entlarvt werden Die in der Frauenbewegung kursierenden - zum Teil auch von den spanischen Autorinnen aufgegriffenen - verbalrevolutionären Thesen und Zielvorstellungen müssen endlich als theo- retisch abgestandene, einem patriarchalischen Marxismus und Anarchismus entliehene Paro- len zurückgewiesen werden. Sie helfen den be- troffenen Kindern, Müttern und Vätern, die in manchen Ländern der sog. Dritten Welt am Rande des Existenzminimums leben und den- noch für menschenwürdigere Zustände kämp- fen, nichts. Und sie sind auch zur Politisie- rung von Frauen und Müttern hierzulande un- brauchbar und schädlich. Diese scheinrevolu- tionären Forderungen des 19. Jahrhunderts lenken von den drängenden Problemen heute - Zerstörung der Umwelt, Aufrüstung für den Dritten Weltkrieg, Gewalt als Form der Auseinandersetzung im Kleinen wie im Großen - ab. Wir sind der Ansicht: wir müssen all' unsere Kräfte und unsere politische Aufklä- rungsarbeit darauf konzentrieren, daß die Mehrheit der Unterdrückten ( und das bedeutet auch - wie wir zu zeigen versuchten - die füh- renden Männer!) das patriarchalische "Over- kill- System" endlich abschafft und eine neue humane Gesellschaftsordnung errichtet. Ge- lingt uns dies nicht, dann werden Massenmord und Massenselbstmord unser und unserer Kin- der unrühmliches Ende sein. E in Geschlecht allein - ob Männer oder Frauen - kann die Menschheit nicht befreien, es kann sie nur friedlich oder gewaltsam zum Aussterben ver- urteilen. Das haben uns die Männer bereits seit Jahrtausenden bewiesen. Wir brauchen ihre Fehler nicht zu wiederholen. Für uns gibt es nur eine Alternative: Frauen und Männer lernen doch noch etwas aus ihrer Geschichte und emanzipieren sich als Men- schen, d.h. wir verändern unsere Institutio- nen mit Wissen und Gewissen in Zukunft ge- meinsam. Die Frauenfrage ist letztlich die Kinder - und die Väterfrage. Deshalb wollen wir auch die Familie als eine soziale Institu- tion erhalten bzw. sie zu einer solchen erst wirklich entwickeln. Wem nützen Sprüche wie "Abschaffung der Fa- milie", "Abschaffung der Hausarbeit", "Ab-

werden alle politisch autonomen Bestre- bungen und alle feministischen T h e o r i e ange- bote ungelesen und unbesehen als überflüssig, kindisch, lächerlich, als "Quatsch" abgetan. Da unterscheidet sich ein deutscher Soziologie- professor wie Oskar Negt weder im Tonfall noch in der Wortwahl vom sogenannten "kleinen Mann" auf der Straße. Da zeigte sich beim "Großen Ratschlag" (Frankfurt 1980) der Antifeminismus nicht nur klassen- und bildungs-, sondern auch geschlechtsunspezifisch. Und auch ein Jürgen Habermas hat den von ihm propagierten "herr- schaftsfreien Dialog" zur Demokratisierung der Gesellschaft mit Feministinnen bis heute nicht gesucht. Feminismus als Philosophie, als Po- litökonomie, als Theorie und akademische Dis- ziplin - nein sowas! Während man im "sozialistischen" Rußland die Feministinnen durch Berufsverbot, Gefängnis, Psychatrische Anstalten und Ausweisung mund- tot macht, ihnen jede Möglichkeit zur öffentli- chen Debatte über Feminismus nimmt, sie wie Verbrecher verfolgt, vertraut man im kapitali- stischen Westen auf' s Lächerlichmachen und den "freien" patriarchalischen Markt und auf die Selbstjustiz des patriarchalischen Mannes. Schließlich hat sich der individuelle Konkurrenz- kampf schon seit Jahrtausenden zur Disziplinie- rung und Ausbeutung "schwacher" Männer vor- züglich bewährt - warum sollte er bei Frauen versagen? Der patriarchalische Konkurrenz- kampf im Kleinen belebte das Geschäft und im Großen war und ist man ja durch Mono- und Oligo- pole gesichert. Die Massen disziplinierte und manipulierte man am besten mit "Brot und Spie- len" und die Einzelkämpferinnen und -kämpfer, die immer wieder aufs Neue den Aufstand gegen dies mörderische System probten, die konnte und kann man dann leicht als Anormale, Fru- strierte, Terroristen und Volksschädlinge iso- lieren. Verabscheuen sie Gewalt und Terror, nun,dann sind es eben Illusionisten, Träumer und Spinner, und diese Menschen sind schon we- gen ihrer Sensibilität und Friedfertigkeit für Führungspositionen ungeeignet. Aber die Utopisten, die Feministen, die Pazi- fisten, ja alle gewaltfreie Opposition scheinen die Patriarchen dennoch zu fürchten. Der herr- schaftsfreie Dialog kommt trotz laufender Dis- kussionsangebote unsererseits einfach nicht in Gang. Warum blocken sie ab, was fürchten sie? Politische Feministen verfügen nur über geistige und moralische Waffen, mit denen sie angreifen und sich auch verteidigen müssen... Die Furcht vor politischem Feminismus - orga- nisiert in einer Feministischen Partei - ist lei- der auch da anzutreffen, wo der politische Laie sie kaum vermuten würde: in der neuen Frau- enbewegung selbst. Viele Frauen verwechseln die Ursache mit der Wirkung. Für sie ist nicht das Patriarchat, das System der Gewalt, das "Recht" des Stärkeren, das größte Übel, sondern die Institutionen (Familie, Partei, Parlament, Staat), in denen sie die Unterdrük- kung erfahren. Die Institution soll weg. Sie verkennen, daß das Patriarchat bereits v o r den Institutionen wirksam war, "natur- wüchsig" operierte und funktionierte, ja, daß die Institution das E rge b n i s der gewaltsa- men Auseinandersetzungen zwischen Starken und Schwachen, die erkämpfte "legalisierte" Form von Gewaltanwendung ist. In die Institu- tion fließen somit auch einige Interessen bzw. verausgabte Kräfte des"schwächeren" Kämp- fers ein. Sie trägt nicht nur den Stempel des Stärksten, des Siegers. Institutionen sind Ba- stionen des Waffenstillstandes. Sobald zum Beispiel durch technische, intellek- tuelle Innovationen oder durch "Klassenkämpfe unter Männern" sich die Konstellationen für Frauen verändern,und sie sich durch neue Kämpfe eine Aufhebung des Status quo (z.B. in puncto Arbeitsteilung oder Entlohnung) erhof- fen, kommt es auch in den Institutionen zu Ver- änderungen - mitunter also als Endergebnis der neuen Kämpfe, mitunter erfolgt der sozia- le Wandel auch "kampflos", eingeleitet von den Stärkeren selbst, die (aufgrund der durch Inno- vationen ausgelösten Kräfteverschiebungen) gewisse Zugeständnisse machen, um ihre ge- nerelle Vormachtstellung neu abzusichern. Feministen, die unserer Gesellschaftsanalyse des Patriarchats zustimmen, lehnen Gewaltan- wendung zur Durchsetzung politischer Ziele grundsätzlich ab. Wir wollen überzeugen und nicht erpressen, foltern und töten. Deshalb kämpfen wir ausschließlich mit geistigen und moralischen Waffen. Und wenn wir in diesem Kampf erfolgreich sein wollen, dann sind wir immer auf die Unterstützung und Solidarität der Unterdrückten und Ausgebeuteten angewie- sen. Aufgrund all dieser Überlegungen kommt einer feministischen Gesellschaftsanalyse und einem feministischen Parteiprogramm eine besonders große Bedeutung zu. Mit derartigen Arbeiten präsentieren wir unsere neuen Waffen, mit de- nen wir den Status quo in Frage stellen, neue politische Verbündete gewinnen, die Solidari- tät der Frauen erhöhen, das Patriarchat be- kämpfen bzw. zur freiwilligen Abdankung brin- gen wollen. Das "Manifest" der Spanierinnen ist ein Ange- bot, eine Herausforderung. Wir begrüßen je- 22

halb der Familie - Alle arbeitsfähigen Mitglieder der Gesell- len und Medien aufgedeckt und kritisch re- flektiert werden. schaft haben zwischen dem 14. und 60. Lebensjahr zwei Stunden täglich Sozialar- beit zu leisten (Kindergarten, Altersheim, Gefängnis, Krankenhaus etc.). Falls Klein- kinder, pflegebedürftige alte oder kranke Menschen zum Haushalt gehören, kann die Sozialarbeit auch zu Hause abgeleistet werden. - Verkürzung des außerhäuslichen Arbeits- tags auf vier bis fünf Stunden. - Lohn für Hausarbeit als Übergangslösung (bis zu dem Zeitpunkt der Herabsetzung des außerhäuslichen Arbeitstages auf 4-5 Stunden; da erst dann der Beruf der "Nur- hausfrau" oder des "Nurhausmannes" weitgehend überflüssig geworden ist). - Gleicher Lohn für jede Arbeitsstunde (Welteinheitslohn). - Überführung von Grund, Boden und Pro- duktionsmitteln in Gemeinschaftseigentum. - Abschaffung des Militärs, internationale Entwaffnung. - Abschaffung des § 218 bzw. Einführung eines § 218 a für Männer (Freiheitsstrafe für Männer, die Frauen in oder außerhalb der Ehe gegen ihren Wunsch schwängern). - Presse-, Religions-, Demonstrations- und Versammlungsfreiheit. - Verbot der Verherrlichung von Sadismus und Gewalt in den Medien; Sexismus, Ras- sismus und Militarismus müssen als inhu- mane Einstellungen in den Familien, Schu- - Umfassende Sexualaufklärung, Empfehlung partnerschaftlicher und humaner Empfäng- nisverhütung (Sterilisation zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA des Mannes u.a.). - Abschaffung der 5 % Klauseln bei allen - Wahlen; Diskussion über und evtl. Einfüh- rung des "Imperativen Mandats" und des Volksentscheides. Frauenquotierungen im Bereich derAusbil- dung, im Berufsleben und im politischen Bereich (bis die jahrtausendelange Diskri- minierung von Frauen und Müttern ausge- glichen ist bzw. sich ein partnerschaftli- cher Trend durchgesetzt hat). Wir können das Patriarchat nur bekämpfen und überwinden durch den individuellen und kollek- tiven bewußten Verzicht auf die An- wendung von Gewalt, d.h. durch eine politische Emanzipation von Frauen und Männern. Theoretisch und praktisch basieren unsere fe- ministischen Ziele auf den Bedürfnissen eines jeden Kindes, das nach Völkermord, Krieg, Konzentrationslager und nach Hiroschima ge- boren wurde und das uns Erwachsenen immer ausgeliefert war und ist. Ändern wir - Frauen und Männer - unsere inhumanen Wertvorstel- lungen und Verhaltensweisen nicht, dann er- ziehen wir die nächste Generation erneut zu Verbrechern und Selbstmördern und dann sind wir offensichtlich unfähig etwas aus unserer Vergangenheit zu lernen. Hannelore Mabry 1) COURAGE, Berlin, September 1979: "Feministische Partei in Spanien", S.24-26 la)Dieselbe Einschätzung der derzeitigen politischen Situation gewann ich durch Interviews mit aktiven Feministinnen in Barcelona im Juni 1978 - siehe in diesem Zusammenhang: "Zwei Tage in Bercelona", DER FEMINIST Nr. 2/78 - und durch Gespräche mit Feministinnen im Juli 1981 in Barcelona. 2) Mabry, Hannelore: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - ein Ladenhütern FRAUENFORUM Nr. 3/74 3) Popper, Karl W.: "Was ist Dialektik?" in LOGIK DER SOZIALWISSENSCHAFTEN (Herausg. Ernst Topitsch), Köln- Berlin 1967, S.286/7. Ein Aufsatz, der die wissenschaftlichen Probleme der Sozialwissenschaften sehr klar formu- liert und der den dogmatischen Kern in der dialektischen Methode Hegels entlarvt: "Dank der Dialektik ist die anti- dogmatische Attitüde verschwunden, und der Marxismus hat sich als ein Dogmatismus etabliert, der durch Verwen- dung der dialektischen Methode elastisch genug ist, jedem zukünftigen Angriff auszuweichen. Somit ist er zu dem ge- worden, was ich als doppelt verschanzten Dogmatismus bezeichnte habe." 3a)Marx, Karl: DAS KAPITAL, Bd.1, Berlin 1972, S.185 bzw. PARTIDO FEMINISTA, tesis,Ediciones de Feminismo, Barcelona 1979, S.59 4) Dalla Costa, Mariarosa/ James,Selma: "Die Macht der Frauen und der Umsturz der Gesellschaft': Berlin 1973 5) Marx, Karl: DAS KAPITAL, Bd.1, S.597/8 6) ders., S.185/86 7) ders., S. 597 8) Anna Jutta PIetsch hat in ihrer Dissertation die drei Bedeutungen, die dem Begriffspaar bei Marx zukommen, he- rausgearbeitet und auf die dritte, die politUsche Dimension hingewiesen: "Der dritte Punkt, der für die Unter- scheidung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit ausschlaggebend war, ist die Funktion, die sie als Instru- ment der Klassenauseinandersetzung, zur Erklärung von Klasssenbewußtsein, als Kampf- und Kritikbegriff besessen hat." Pletsch, Anna Jutta: "Das Reduktionsproblem und die Kategorien produktive und unproduktive Arbeit, Frank- furt 1979, S. 137 f. 9) Marx, Karl: DAS KAPITAL, Bd.1, S. 417/18 1 0)Meyer, Thomas: "Der Zwiespalt in der Marx' schen Emanzipationstheorie': Kronberg Ts.1 973 11)Siehe in diesem Zusammenhang auch Mabry, Hannelore: "Alle sind zur Philosophie berufen oder: Das Proletariat heute", DER FEMINIST Nr.7 (1 /79) 24

Zwei Reden zur Verteidigung der Vaterländer Seit sich die Proteste gegen den Nachrüstungs- beschluß und den Bau der Neutronenbombe in der Bevölkerung verstärken, wird in den Me- dien von einer neuen Friedensbewegung oder auch einem "Aufstand für den Frieden" gespro- chen - siehe in diesem Zusammenhang unseren (natürlich)nicht veröffentlichten Leser- brief an DIE ZEIT vom 25.7.1981 auf der fol- genden Seite. Daß die Frauenbewegung und auch immer mehr Frauen aus den unterschiedlichsten politischen Lagern ihre Stimme gegen den Rüstungswahn- sinn erheben, wird jedoch von der bundesdeut- schen Presse heruntergespielt bzw. gänzlich unterschlagen. Dabei fällt zumindest jedem Augenzeuge von Demonstrationen gegen Kern- kraftwerke und gegen den Nachrüstungsbe- schluß auf, daß annähernd die Hälfte der De- monstranten weiblichen Geschlechts sind. Nur ais Redner der Schlußkundgebungen - siehe da- zu auch unseren nebenstehenden Protesturief an die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden vom 6.9.1981 - oder zu den Hearings im Deutschen Bundestag bzw. dem "Forum Frieden" der SPD in Bonn sowie bei Podiums- diskussionen im Funk und Fernsehen holt man sich fast ausschließlich Männer als Repräsen- tanten der neuen Friedensbewegung ans Mikro- fon bzw. rückt sie so ins Bild, daß das Vorur- teil "Frauen interessieren und engagieren sich nicht für Politik." für Otto und Ottilie Normal- verbraucher unbedingt erhalten bleibt. Lediglich in der alternativen Presse wird ab und an mal ein Wort über die auffallend starke Beteiligung von Frauen bei derartigen politi- schen Demonstrationen und Aktionen verloren. Schon 1977/78 engagierten sich auffällig viele Frauen in der ANTI-URAN-BEWEGUNG in Australien: "Bestimmt die Hälfte der Aktiven, wenn nicht mehr, sind Frauen. Viele Mütter sind in der Anti-Uran-Bewegung aktiv geworden, weil es um Fragen von Leben und Tod geht, um die Gesundheit der zukünftigenGeneration. Es gibt z.B. WANE (Women against Nuclear Ener- gy) FANG (Feminist Anti-Nuclear-Group), die ECO-FEMINISTS und die Freunde der Erde, wo Frauen ganz besonders aufopfernd mitarbeiten und wo auch der Einfluß der Aborigines- Frauen, der schwarzen Australierinnen, deutlich gewor- den ist" - aus einem Interview Petra Kellys mit 26 Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V. Blücherstr. 14 5300 Bonn 1 München, den 5 . 9. 81 Liebe Freunde, heute bekamen wir Euer Informationsmaterial über die Vorbereitungen zum 10. Oktober in Bonn. Herzlichen Dank! Als feministische Gruppe haben wir mit Bedauern festge- stellt, daß die Frauenbewegung bei den Rednern der De- monstration nicht vertreten ist, noch nicht einmal bei der "Basis", d.h. bei den Rednern der Auftaktveranstaltun- gen. Dort werden als Vertreter der Basisbewegung ge- nannt: Bürgerinitiativen, Jugendvertreter, Schülervertre- ter ... Frauen kommen nicht vor. Sie werden nur einmal angesprochen und zwar bei der Empfehlung zum Zugver- lauf 3c: Frauenblöcke sollen gebildet werden . Also mal wieder stummes Fußvolk! Beim Vorschlag für den Ablauf der Schlußkundgebung stehen acht männlichen zwei weibliche Redner gegenüber, und diese beiden sind Vertreterinnen der Kirche und der Grünen, nicht der Frauen! Wer vertritt 50 % der Bevöl- kerung? Sind Frauen noch Immer unmündig? Man sollte meinen, daß wir noch hundert Jahre zurück sind, Frauen sich also um Politik nicht zu kümmern haben - eine der wichtigsten Kriegsursachen! Wir schlagen Euch deswegen vor, falls Ihr wollt, daß auch die Frauenbewegung zu Worte kommt, einer femini- stischen Rednerin die Gelegenheit zu geben, Im Namen der weiblichen Bevölkerung zu sprechen, entweder auf der Schlußkundgebung anstelle von N.N. über die Macht der Gewaltfreiheit, oder - dieser Titel wäre uns am liebsten, - über "Feminismus und Kriegsverhinderung". Oder - falls Feministen neben den Vertretern der herrschenden Parteien nicht zugelassen sind, - wenigstens auf einer der Auftaktkundgebungen als Vertreterin der Basis. Wir schlagen als Rednerin vor: Hannelore Mabry, Christ- rosenweg 5, 8000 München 70, Tel. 089/ 7149187. Wir bitten um baldige Nachricht, wie Ihr über unseren Vorschlag denkt. Mit solidarischen Grüßen! Ingrid Braun im Auftrag des Vorstands FÖRDERKREIS ZUM AUFBAU DER FEMINISTISCHEN PARTEI Am Nymphenbad 6, 8000 München 60 Tel. 089- 886734, Poschk.Mü.170484-807 DIE ZEIT Postfach 1101 2000 Hamburg 1 LESERBRIEF 27. Mai 1981 betr. :"Aufstand für den Frieden", Zeit, Nr.23, S. 9f. und " Fernseh-Vorschau: Opfer ihrer Rolle", Zeit, Nr.22 Im redaktionellen Teil von Karl-Heinz Janßens Bericht "Aufstand für den Frieden" kommt die neue Frauenbewegung so gut wie gar nicht vor - da proben nur die Grünen, die Linken und die Christen den pazifistischen Aufstand gegen

gemeinsamen Kampf gegen Krieg und Patriar- chat - wie gesagt - noch etwas. Nichtsdesto- trotz, zum Protest gegen den Nachrüstungsbe- schluß am 10. Oktober 81 werden wir in Bonn wieder zusammen auf der Straße sein - in der Hoffnung, daß sich die Solidarität durch laufen- de Übung mit der Zeit steigern läßt. Trotz des Boykotts der Massenmedien konnten wir durch unsere Flugblätter, Plakate und Mundreklame 350 - 400 Personen zu unserer "Muttertagsveranstaltung" in die Uni locken. Da Tatiana Mamonova leider noch zu wenig Deutsch, und wir zu wenig Russisch verstehen, übersetzte Claudia Wallrafen Tatianas Rede und Diskussionsbeiträge. Es zeigte sich nicht nur während der lebhaften Diskussion, sondern vor allen Dingen auch während des dreitägigen Be- suchs Tatianas bei der Aktivengruppe des FFP, daß Sprachbarrieren dieser Art zu überwinden sind. Weit schwieriger war und ist es, die Barrieren aufzubrechen, die durch die patriar- chalischen Ideologien in den Köpfen von Frauen und Männern aufgerichtet wurden. Noch ein Wort zur Überschrift "Zwei Reden zur Verteidigung der Vaterländer". Dieser und an- dere Titel wie "Muttermilch reicht nur für Kriege","Wir Männer sind Schweine" ,"Frei- heit, Gleichheit, Brüderlichkeit - ein Ladenhü- ter !" und nicht zuletzt der Titel dieser Zeitung DER FEMINIST wurden von uns als Provoka- tionen, als aggressive und ironisch- wider- sprüchliche Denkanstöße oder auch als humor- volle Versuche, Neugier und Nachdenken beim Leser auszulösen - zum Beispiel "Partner- schaft - ein weißer Elefant?"und "Zwei Reden zur Verteidigung der Vaterländer" - konzipiert, ausgewählt und eingesetzt. Denn die folgenden Reden sollen nicht nur der Entlarvung dienen, sondern den SLurz des Patriarchats, der Vater- länder auslösen. Wir verteidigen aber alle "Väter", die nicht nur ihre eigenen, sondern alle Frauen, Mütter und Kinder und auch die Mutter Erde tatsächlich schützen, die mit uns einen gemeinsamen politischen Kampf zur E nt- waffnung aller Länder führen. Diese Erklärung scheint uns aufgrund langer Erfahrung notwendig zu sein. Wir mußten im- mer wieder feststellen, daß patriarchalisch in- doktrinierte Leser und Leserinnen Ironie und Spott und auch die politischen Beweggründe der Provokation häufig gar nicht bzw. miß-verste- hen. Denn viele lesen aus Zeitmangel, manche aus Oberflächlichkeit und Dummheit nur die Überschriften, die Schlagzeilen. Sie meinen diese Art der Aneignung von Wissen reiche aus, um sich zu informieren und um Vorgänge um sie herum einordnen und (Fortsetzung S.32) 28 Die russische Feministin Tatiana Mamonova ainnim7un.Cni981 Kriegsdienstverweigerung aus der Sicht des Feminismus in der UdSSR - Der Antimilitarismus ist ein organischer Bestandteil des Feminismus. Heute, da wir uns am Rande einer ungeheu- ren Katastrophe befinden, kann es auch gar nicht anders sein. Der patriarchalische Kapitalismus, der in den ver- schiedensten Varianten überall in der Welt existiert, ar- tet immer mehr zur Phallokratie aus und führt die Welt zur Selbstzerstörung. Und die Phallokratie zerstört so- gar den Anschein der Moral und erhebt den Gewalttäter zum Götzen. Die fast ans Religiöse grenzende Verehrung der Gewalt zeigt sich besonders konzentriert in den Fernsehpro- grammen. Prügeleien, Brandstiftung, Mord, provozier- te Unfälle und Raubüberfälle treten überall in den ver- schiedensten Variationen auf - von der Sowjetunion bis zu den Vereinigten Staaten. Mich schockte die Überbe- tonung von Gewalt und Militarismus schon in den Trick- filmserien für Kinder, ob nun in Frankreich, England, Kanada, Griechenland oder der Schweiz. Kämpfe unter Wasser, Kämpfe in der Luft, Kämpfe auf fremden Plane- ten, von Supermännern ausgetragen, beherrschen die Kinderprogramme. Es wird gar kein Versuch unternom- men, überhaupt nur die Ursache dieser heftigen Feind- schaft und des Hasses zu erklären. In den Sendungen für Erwachsene, die sich auffällig an den Mann wenden, ist die Frau das bevorzugte Objekt der Gewalt. Im Kind setzt man uns Filmheldinnen vor, entweder schutzlos, vor Angst gelähmt, oder schreiend und kreischend, und in einem der letzten "komischen" Meisterwerke versucht sogar ein Elektrischer Stuhl, die Heldin zu vergewalti gen. Die Protagonisten in den zahlreichen Kriegs- und pseu- dorevolutionären sowjetischen Filmen tragen mehr und mehr schwarze Ledermäntel und sind mit Maschinenge- wehren ausgerüstet. Der Kapitän namens "Ivanov" un- terscheidet sich wenig vom Kapitän namens "Fljam". Wie soll sich ein Kind der Ausstrahlung eines braunge- brannten, männlichen, alles könnenden Kapitäns entzie- hen? Wenn ein Militärpflichtiger heute den Kriegsdienst ver- weigert, dann ist das ein Zeichen höchsten moralischen Protests. Sich während eines Krieges ihm zu entziehen, mag von vielen vielleicht als Feigheit ausgelegt werden, aber in Friedenszeiten ist es für die Herrn Generäle schwerer, die Kriegsdienstverweigerung mit diesem Argument glaubwürdig abzutun. Nur ein hoher Grad an kritischem Bewußtsein wird den Menschen zu solch ei nem Schritt führen. Militärzeit wird bei uns oft verglichen mit Gefängnis. Aber wenn das Gefängnis den Anspruch erhebt, das Ver- brechen zu ahnden, so ist die Armee die Kaderschmiede des Verbrechens. Und zwar eines gesetzlich geschützten Verbrechens. Die Armee nimmt dem Menschen die Ver- antwortung für das Verbrechen ab. Ist es etwa ein Verbrechen, einen anderen Menschen, den du nicht kennst, zu töten, nur weil er einer anderen Na- tion angehört? Dir redet man ein: er ist dein Feind. Wenn du ihn nicht tötest, tötet er dich. Ihm redet man das gleiche ein. Uns wird das solange eingeredet bis zu dem Moment, wo einer von uns anfängt, sich zu besin- nen: wer ist es eigentlich, der uns so etwas einredet, und was verfolgt er für Ziele? Wer hat etwas vom Krieg, wer hat es nötig, aus einem Blutbad eine Heldentat zu machen - ein Vaterlandsspektakel? Töte, Soldat, töte viele! Wenn es dir gelingt, dabei zu überleben, kriegst du eine Medaille. Wenn es dir nicht gelingt, kriegt der Soldat, der dich tötet, eine Medaille.

Von links nach rechts: Tatiana Mamonova, Claudia Walirafen (Übersetzerin) Hannelore Mabry Ingrid Braun Thomas Rödl tinnen, Fallschirmspringerinnen - und wie viele von Ihnen sind gefallen! Heute denkt man meistens nur an die Kran- kenschwestern. Inzwischen hat die Frau ihre Persönlich- keit erheblich erweitert. Wiederum in den 60-er Jahren drehte man bei uns den Film "Die Flügel" mit Maja Bulga- kova in der Hauptrolle. Die Heldin ist keine Schönheit, sie war Pilotin im Krieg. Dem Flugzeug gehört ihre Leiden- schaft. Aber man erlaubt ihr nicht, zur geliebten Sache zu- rückzukehren. Und so entführt sie eines Tages ein Flug- zeug aus dem Hangar zum Himmel und nimmt dabei das Ri- siko auf sich, bitter dafür bezahlen zu müssen ... Eine Unzahl von Denkmälern ist dem Unbekannten Soldaten auf unserer Erde errichtet worden - aber kein einziges Denkmal der F rau , die vom Soldaten vergewaltigt wurde. Hannelore Mabry Frauen und Kriegsdienst - Frauen in die Bundeswehr - diese Thematik wurde im letzten und dieses Jahr auch in den auflagenstärksten Zeitschritten der "Neuen Frauenbe- wegung" diskutiert. Alice Schwarzer wagte sogar zum ersten Mal in ihrem Blatt eine inha l t l i c h e Auseinandersetzung mit den Geg- nerinnen ihres - wie wir sagen - "Konsum-Feminismus". Sie richtete in der Ausgabe vom Dezember 1980 eine neue Rubrik In EMMA ein: Feministinnen kontrovers, und begann sie mit "Frauen in' s Militär" . Den Ge- genpart übernahm Sybille Plogstedt von der COURAGE. Dieses wichtige Forum Feministinnen kontrovers ist allerdings eine Eintagsfliege geblieben - eine Fortset- zung folgte bis jetzt nicht. Inzwischen bietet man uns wie- der die gewohnte Kost: "Konsum- Feminismus" und politi- schen Antifeminismus. Die feministische Opposition wird von Schwarzer weiterhin totgeschwiegen oder sie stellt sie ähnlich unfair vor, wie man das von ausgesprochen patriar- chalischen Blättern gewohnt ist. In der Mai-Ausgabe geht es zum Beispiel um eine andere wichtige Frage - nämlich die Forderung Lohn für Hausarbeit . Schwarzer ist gegen Lohn für Hausar- beit und wiederholt alte und bereits in der ersten Frauen- bewegung überholte Argumente. Aber die Gegenposition läßt sie nicht mehr selbst zu Wort kommen, die unter- schlägt, entstellt und diffamiert sie ähnlich unfair wie das nationalsozialistische Blätter mit ihren politischen Gegnern, den Sozialisten und Pazifisten etc., zu tun pflegten und pfle- gen. Eine faire inhaltliche Auseinandersetzung oder gar die Möglichkeit, als Opposition selbst zu Wort zu kommen, wird von EMMA genauso verhindert wie von den patriar- chalischen Massenmedien. Aber wir sind sowohl auf EMMA, wie auf COURAGE und vor allen Dingen auch auf die Massenmedien angewiesen, wenn wir eine humanere Gesellschaft schaffen und Kriege wirklich verhindern wollen. Wie bekannt unsere Analysen und unsere politischen Zie- le werden, hängt nicht zuletzt von der Höhe der Auflage einer Zeitschrift - wir produzieren nur zweimal im Jahr 4000 Exemplare! - und der Häufigkeit der Fernsehsen- dungen ab, die sich mit Feminismus und Pazifismus be- schäftigen.Aber da war die Bereitschaft der hiesi- gen Lokalredaktionen - ob beim Fernsehen, Funk oder Ta- geszeitungen -, Öffentlichkeit für diese Ver- anstaltung h e r z u s t e 11 e n, wieder ein Schlag ins Wasser! Da könnte sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG z. B. mal eine Scheibe von der BASLER ZEITUNG ab- schneiden. Dort hat man Tatjana Mamonova bereits mit Bild und drei großen Spalten vorangekündigt und eine vol- le Seite im Feuilleton nach ihrem Vortrag in der Wochen- endausgabe gebracht. Dagegen in München - vom MERKUR bis zum BLATT eine patriarchalische Einheits- front! In der Öffentlichkeit, in der Politik ist die Frau so gut wie nicht vorhanden. Selbst die wenigen Alibifrauen wer- den übersehen. Wer kennt schon die Namen der ein oder zwei weiblichen Bundestagsabgeordneten seines Landes - zum Beispiel hier in Bayern? Wer kennt ihre politi- sche Position und Bedeutung inne rhalb ihrer Partei? Wer weiß, daß zum Verteidigungsausschuß des Bundes- tages 27 ordentliche Mitglieder gehören und daß von die- sen 27 tatsächlich zwei weiblichen Geschlechts sind und daß diese beiden Frauen der CDU/CSU angehören? Als radikale Pazifistinnen wären sie sicher nicht zu ihrem Mandat gekommen! Da die Parlamentarierinnen weder innerhalb ihrer Par- tei, noch gar zum gesamten Patriarchat in Opposition stehen, vergißt sie die Presse dann auch. Aber wenn du schon a 1s Frau in der Politik kaum wahrgenommen wirst, a 1s Femine itin geht es Dir eher noch schlimmer! Wirst Du in den Medien ausnahms- weise doch mal erwähnt, dann mit 95 %iger Sicherheit negativ. Ob "Rechte" oder "Linke" - in der Praxis ist da kaum ein Unterschied. Und wenn Du dann auch noch - füreinen Feminismus mit dem Mann - für eine Feministische Partei und Gewerk- schaft - für Feminismus als politökonomische Analyse und neue philosophisch-politische Pos i t i on eintrittst, dann bist Du gleich gar nicht gefragt - nicht in den patri- archalischen Massenmedien und nicht bei Alice Schwar- zer. Solche Gedanken sollen nicht unters Volk kommen! Da gefällt dem Patriarchat schon besser, was EMMA verkündet - zum Beispiel zur Frage "Frauen Ins Militär". Ich zitiere: "Es gibt Formen des Pazifismus, die nicht menschliche Güte, sondern politische Dummheit sind" 30

keine Feministen werden - stärken das Patriarchat. Keine Feministen - die Korrektur war nötig, denn auch die Frauen der NPD, der CDU-CSU, der FDP, der SPD, der DKP, der Grünen, der Gewerkschaft und der Trotzkisten, Maoisten, Marxisten-Leninisten etc. sind politische Menschen. Abe r diese politischen Positionen sind für Frauen- und auch für M ä n n e r - nach der heute vorliegenden neuen, der feministischen Gesellschaftsanalyse übe rh o lt . Nur wer die Augen vor der jahrtausendelangen Diskriminie- rung und Ausbeutung der Frau und Mutter ununterbrochen verschließt, kann diesen antiquierten und pseudorevolutio- nären Positionen noch nachlaufen. Wer sich aber mit dem Patriarchat, dem System der Ge- walt, bereits beschäftigt und kritisch auseinandergesetzt hat, ja, unter seiner Unmenschlichkeit kaum mehr atmen kann, der kommt zu anderen Ergebnissen und einer and- ren Bündnispolitik. Die oder der weiß, daß auch Unterwanderung und Doppel- strategie für politische Feministen derzeit nicht zu empfeh- len sind. In diesem Frühstadium der Bewegung - und dem noch herrschenden Personalmangel der Partei! - geht es erst mal um die Abklärung der politischen Inhalte und Zie- le des Feminismus. Denn solange noch einige - z. B. Ita- lienische - Autorinnen Buchtitel wie "Feminismus ist kein Pazifismus !" unter' s Volk bringen, und Thesen wie "Frau- en in die Bundeswehr" und "Kein Lohn für Hausarbeit" von Feministinnen verbreitet werden, kann der politische Zu- sammenschluß nicht erfolgen. Niemand - keine Frau und kein Mann - wird als Feminist geboren. Feminist zu werden, ist eine Kulturleistung. Aber viel Zeit zu dieser Kulturleistung läßt uns das Patriarchat nicht mehr - weder als Individuum, noch als politische Gruppe, noch als patriarchalische Nation. Die vielen Va- terländer haben abgewirtschaftet, aber bevor sie ihre Miß- wirtschaft, Ihren Größenwahn und ihr Versagen zugeben, reißen sie uns weiter mit in' s Verderben. Friedenssicherung ist im Patriarchat nicht möglich. Ohne Zusammenarbeit von Pazifisten und Feministen wird es nur einen Krieg nach dem anderen, bzw. den letzten Krieg zur Ausrottung der Menschheit, geben. ARD, Donnerstag, 3. September: „Sie —.er — Es', Frauen für den Frieden So viel dem Betrachter am Bildschirm (Fortsetzung von S. 28) bewerten zu können. Diese Leute irren sich. Dle Abstinenz, die mangelnde Bereitschaft sich mit anderen Ansichten, mit Andersdenkenden auseinanderzusetzen, war schon In der Vergangenheit der falsche, der mörderische und selbstmör- derische Weg. Er bringt weder Ruhe noch Sicherheit, er ermöglicht und erleichtert nur den Dritten Weltkrieg. Kon- sequent durchgeführt en- det dieser Weg in der permanenten Vermeidung eigenen Denkens und Re- flektierens, in der Miß- achtung, Verunglimpfung, ja der Vernichtung und Verbrennung der Schrif- ten Andersdenkender und der Ausrottung und Ver- gasung für "unwert" be- fundenen Lebens- was sich übrigens auch in der prahlerischen Mord- und Selbstmordempfehlung "Lieber tot als rot!" manifestiert. Jede Irrt- tattonjeder Widerspruch - und sei es in Form ei- nes Titels, einer Über- schrift - ängstigt und er- regt diese Leute, manch' einer ballt dann nicht nur die Faust in der Hose, im Zeichen einer unaufhaltsamen, den „Bild«-Ramsch des Privatfernsehens an- tizipierenden Niveau-Senkung auch zu- gemutet wird: eine Unverfrorenheit wie jene, die sich am Donnerstag der vergan- genen Woche nachmittags um 16 Uhr 15 ereignete, hat es, so weit ich sehe, bisher denn doch noch nicht gegeben. Der Frie- densmarsch der Frauen von Skandina- vien nach Paris, diese Demonstration in vorletzter Stunde: bewitzelt unter dem Aspekt ungeeigneten Schuhwerks! Der Marsch gegen den Krieg — das tertium comparationis hieß „kein ungetrübtes Vergnügen' — auf eine Ebene mit dem Marsch ins Gefecht gerückt! Und dann das Entscheidende, das nicht Hinzuneh- mende und darum einer entschiedenen Richtigstellung von seiten der Modera- torin, sie hieß Monika Mösslang, Bedürf- tige: „Es ist ,in'", wurde gesagt, „Auf- rufe für den Frieden zu unterzeichnen". In ist es! Die Kampagne für den Frieden: eine Modeerscheinung! Gewerkschafter, Geistliche, Politiker, die vor dem Rü- Flaps und Perfidie DIE ZEIT, 11 .9.1 981 zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Fernseh-Kritik sondern knüppelt gleich los. Aber selbst eine totale Absti- nenz in Punkto Lesen, Kommunizieren und Reflektieren bringt keine "Rettung" für das Individuum oder gar für die Masse der Ausgebeuteten und Unterdrückten auf dieser Er- de - die Neutronenbomben versaften denkende und nicht denkende, "rechte"und "linke" ,"humand'und"inhumane" Zeitgenossen. Die einzig sinnvolle und humane Reaktion auf die Frustra- tionen, Aggressionen, Lügen, Widersprüche und Verlet- zungen, auf Diebstahl, Mord, Totschlag, Folter und Krieg ist die,nach dem"Warum" und "Wieso", nach den Ursachen zu fragen. Wer oder was unterbindet die Neugier auf den anderen, die Kommunikation , die Diskussions- und Ver- sammlungsfreiheit, wer mißachtet und blockiert Menschen, die sich für mehr Gerechtigkeit, Humanität und Frieden einsetzen? Wer mißhandelt, vergewaltigt und tötet die Ge- waltlosen, die Waffenlosen? Wer verspottet die Schwachen und Abhängigen und bewundert die "Stärke", die Macht und das Durchsetzungsvermögen "an sich"? Wer droht und be- droht und operiert mit der Methode der "Abschreckung" und Angst? Wer schielt zum und liebedienert immer sei- nen Vorgesetztenunddem jeweiligen Establishment? Wer verfolgt rücksichtslos seine materiellen und Machtinteres- sen? Wer verrät seine Freunde und seine Humanität um einen Appel und ein Ei? "Momos" - alias Prof. Walter Jens - greift durchaus zu- recht in seiner Fernsehkritik (DIE ZEIT vom 11 .9.1981) den im Patriarchat allerdings allgemein üblichen arrogan- ten und inhumanen Ton, die oberflächliche und herablas- sende Kommentierung von Friedensbemühungen von Frau- en durch eine weibliche Patriarchalin, Monika Mösslang, an. Die meisten Mediafrauen und -männer (siehe auch un- seren Artikel"Wer haut uns mehr in die Pfanne- Media- frauen oder Mediamänner?"im FEMINIST Nr.11)versu- chen die Aufmerksamkeit auf ihren besonders"originellen" Stil, ihre "persönliche" Note etc. zu lenken, um bei harter Konkurrenz eine Medienkarriere zu machen. Die eigent- liche Nachricht, der politische Inhalt wird zur Nebensa- che. Innerhalb der Frauenbewegung spielen die "Media"- frauen Ehre meist bessere Ausbildung (Studium) und ihren Informationsvorsprung aus; In den Medien gelten sie als Expertinnen für Frauenfragen und -bewegung und haben so zweifellos für die Berichterstattung über Feminismus eine gewisse Monopolstellung. Bei Walter Jens selbst scheint sich eine Trendwende anzukündigen (siehe dazu "Antifemi- nisten 1973" im FRAUENFORUM 1/74).Hoffen wir, daß er seine öffentliche Kritik auf das männliche Patriarchat aus- dehnt, das sich die Herrschaft gewaltsam nahm und an den Schalthebeln sitzt. Monika Mösslang ließ sich "nur"kor- rumpieren. Die Hauptschuldigen sind die Patriarchen !! stungswahnsinn warnen: Beförderer eines schicken Trends! Entwicklungshelfer, de- nen der Nachweis am Herzen liegt, daß mit jeder gebauten Bombe in der Dritten Welt ein paar hundert Kinder mehr ster- ben: Trittbrettfahrer auf dem Modefeld- zug gegen den Krieg! Autoren vom Range Golo Manns, Lew Kopelews und Stefan Heyms: Unterschriftengeber, die ihren Namen nicht um der Sache willen aufs Papier setzen, sondern weil's „in" ist! Die Friedensbewegung: ein Problem der Haute Couture! Ich weiß, ich weiß: So war's natürlich nicht gemeint, wird man sagen, nicht mit dem Vergleich von Kriegs- und Friedens- marsch und der Bemerkung, daß dieser ungeachtet entgegengesetzter Intention so wenig Spaß mache, wie jener (als ob die Frauen sich um des Vergnügens willen auf den Weg gemacht hätten!), nicht mit dem Hinweis aufs Schuhwerk und nicht mit dem „in". Das sei, mag manch einer behaupten, halt nur eine Floskel, ein biß- chen flapsig, ein bißchen gedankenlos — aber noch lange kein Grund, um mit Ka- nonen auf ein im Grunde harmloses Nachmittags-Spätzlein zu schießen. Tut mir leid, da bin ich anderer An- sicht. Wer da sagt, es sei „in", Aufrufe für den Frieden zu unterzeichnen, macht aus der wichtigsten Sache, die es gibt, der Sache des Überlebens, eine Heino- und Jeans-Frage. Und dazu dann noch, ins Bild passend, dieser unglaublich dürftiger Film, nichtssagend und beliebig über den Friedensmarsch der Frauen — wenige Minuten nur hat man Zeit, und dann werden die auch noch mit Albernhei- ten, wie der Aufnahme einer Dame, die nicht antworten kann (sie hat nämlich beide Backen voll) verplempert ... und das in einer Sendung, in der die Pro- bleme der eigentlichen Mode (Franca Magnani auf den Spuren der italienischen Textilindustrie) mit einer Kenntnis und Präzision dargestellt wurden, wie sie das Friedens-Problem offenbar nicht ver- diente. Der NDR täte gut daran, die Sache ins Lot zu bringen: Mag sein, daß man- cher — die verantwortliche Redakteurin und Moderatorin voran — sich zumir dest im Nachhinein klar macht, welch, Perfidien eine flapsig-saloppe Redens- weise bisweilen befördert. Momos

'MAMA MAMOHOVA die aus der UDSSR ausgewiesene Feministin irviNT HACH MUH HCHEN Die Podiumsteilnehmer werden die Themen F raue n und Kriegs d i e n s t und Friedenssicherung, aber wie? kurz referieren und anschließend mit dem Publikum diskutieren. Wir wollen den Muttertag mit einem politischen Dialog zwischen Müttern und Vätern zwischen Müttern, Töchtern und Söhnen einleiten. Denn Hiroshima wird sich wiederholen, wenn Du und ich, wenn Frauen und Männer, wenn Mütter und Väter die Politik anderen überlassen. Wir trauen der Friedenspolitik Reagans, Breschnews, Schmidts und Thatchers nicht. Wir brauchen keine Vor- und Nachrüstung. Wir brauchen keine Feindbilder und keine Armeen. Wollen wir Kriege wirklich verhindern, brauchen wir Herz und Verstand und offene Diskussionen über die Ursachen von Kriegen. Wir wollen international mit allen Menschen zusammenarbeiten, die Kriege verhindern helfen, und die eine politische Verantwortung ihren Kindern und allen nach Hiroshima Geborenen gegenüber tragen. kommt alle ! Übrigens, über Sympathisanten und neue Mitglieder freuen wir uns immer: FÖRDERKREIS ZUM AUFBAU DER FEMINISTISCHEN PARTEI Organ: DER FEMINIST Beiträge zur Theorie und Praxis Am Nymhenbad 6 8000 München 60 Christrosenweg 5 8000 München 70 Tel. 089 - 7149187 DEUTSCHE FRIEDENSGESELLSCHAFT - VEREINIGTE KRIEGSDIENSTGEGNER Martin-Grelf-Str. 3 8000 München 2 Organ: ZIVILCOURAGE DFG-VK Bundesvorstand Rellinghauser Str. 214 4300 Essen 1 1.

"herrlich" den "Herrn" assoziiert (und bei dämlich die Da- me)? Lebhafte Zustimmung jedoch, wenn der Autor sagt, daß eine Veränderung der Sprache eine (eine!) notwendige Voraussetzung erwünschter Veränderung überhaupt ist. Woher kommt der "Feminismus", der Terminus nämlich? Aus dem Französischen, erfahren wir, und um 1900 herum bürgert er sich in Deutschland ein. Wir erfahren ferner, wie vielfältig er definiert wird; als "Ausdruck eines Bewußt- seins" (Alice Schwarzer) beispielsweise; als "the woman question" in der Encyclopedia Americana, die treffend hin- zufügt, diese Frage sei "so alt wie Adam und Eva"; sehr präzis schließlich (präzis und umfassend zugleich) als "neue Gesellschaftsordnung für beide Geschlechter" (Hannelore Mabry). Ausführlich auch über den Begriff "Prostitution", wozu Hoffmann bemerkt, daß dieser im feministischen Sprachge- brauch allmählich eine Extension erfährt, so weit, daß nur noch Vergewaltigung nicht von ihm erfaßt wird - er rügt es nicht, er stellt nur fest. Zu diesem Thema sei nur eben an- gemerkt, daß es noch der feministischen Diskussion be- darf; bis jetzt schwingt noch vielzuviel spießig Verachten- des mit, zuviel Unhistorisches (frau/man denke an die sa- krale Prostitution). Ausgezeichnet stellt Ulrich Hoffmann "die feministische Perspektive des Begriffskomplexes 'Sexualität" dar. Mit großer Zustimmung liest man ein Zitat, das sich dagegen wendet, theoretisches Denken, objektivierendes und syste- matisches Denken für "das angestammte Feld männlicher Herrschaft' (Johanna Wördemann, 1976) zu halten,ja, Theo- rie als "für die Frauenbewegung nicht brauchbar" zurück- zuweisen (Leserinnen und Leser des "Feministen" werden da nur lachen). Auch "Der Feminist" wird von Ulrich Hoff- mann unter die Lupe genommen und wenn nicht ausführlich, so doch vor allem endlich einmal objektiv abgehandelt, mit dem gebührenden Verständnis für seinen Titel: "Sofern der Begriff des Feminismus' erheblich weiter gefaßt und nur als Bestandteil (wenn auch wichtigster) eines übe rg re i - fenden politischen Anspruchs ... gefaßt wird und somit also auch die Unterprivilegierung von Männern mit-be- kämpft wird, gehören Männer ebenfalls zum Widerstands- potential und müssen extensional durch den Begriff 'Ferni- nismus' mit erfaßt werden. Sprachlich ist diese Arbeit nur durch den männlichen Artikel 'der' zu verwirklichen." Jeder und jedem, allen, die tiefer in die feministische Be- griffswelt eindringen wollen und die "die Anstrengung des Begriffs" nicht scheuen, sei Ulrich Hoffmanns Buch emp- fohlen. Hermann Bortfeldt Ihre Telefonnummer in Zeitungsanzeigen an: In der Frankfurter "Abendpost' allein erscheinen jeden Tag 10, 15, 20 und mehr "Dressman"- und "Gesellschafter"- An- zeigen. Schickedanz' Forschungen ergaben, daß Strich- jungen und Call-Boys zu 90% aus der Arbeiterklasse stammen und zwar aus Familien, die "ganz erheblich durch funktionale wie durch strukturelle Desorganisation" gekennzeichnet sind. Viele der Jungen, die sich prosti- tuieren, sind Waisen, kommen aus "Fürsorge"-"Heimen", haben nie - darauf weist der Autor besonders hin - Mut- terliebe kennengelernt. Meistens finden sie das Anschaf- fen "trostlos", manche tragen sich mit Freitod-Gedanken; im allgemeinen machen sie weiter, hauptsächlich deshalb, weil sie nun mal "ein freies Leben" kennen- und schätzen gelernt haben. Die "andere Seite" gleich mit untersucht zu haben, das ist das besondere Verdienst des Verfassers, nämlich die Frage zu stellen: Was sollen die Freier ei- gentlich machen ohne die Jungen-Prostitution, die "in der Tat unentbehrlich für alle diejenigen" ist, die "außer- stande sind, auf dem freien Sex-Markt" einen für sie ad- äquaten Partner zu finden? Bedeutsam ist, was Hans- Jo- achim Schickedanz über die"Bekämpfung" und die (zum Teil!) ungerechtfertigte Kriminalisierung der Jungemän- ner-Prostitution sagt. Mit Sätzen wie dem, daß die männ- lich-homosexuelle Prostitution in das "Grundphänomen der kapitalistischen Gesellschaft' einzugliedern sei, das "Entfremdung" heißt, bekennt sich Schickedanz zum Mar- xismus - die völlige Abwesenheit des Feminismus-Be- griffs in seiner Gesellschaftskritik kennzeichnet ihn als einen etwas altertümlichen Marxisten. Den Zusammen- hang zwischen der universalen Diskriminierung der Frau, der landläufigen Diskriminierung der Prostitution und seinem Thema, den sieht er nicht. Sein Stil ist von Ungezogenheiten nicht gänzlich frei; so irrt er beispielsweise, wenn er glaubt, daß sehr viele sei- ner Leser wüßten, was unter "Irrumatio" zu verstehen ist - man muß es auch gar nicht wissen. Das alles schmä- lert keinesfalls sein avantgardistisches Verdienst; auch dem Verlag ist zu danken. Seine begrüßenswerte Gesin- nung gibt der Autor mit eigenen Worten vortrefflich wie- der: "In keinem Moment meiner Arbeit habe ich das Ideal frei- er Sexualbeziehungen zwischen den Menschen aus den Au- gen verloren; von Anbeginn der Arbeit wurde ich von der Intention geleitet, daß der Kampf, dieses Ideal zu errei- chen, niemals aufgegeben werden dürfe." Hermann Bortfeldt Judith Jannberg: ICH BIN ICH ( aufgezeichnet von Elisa- Hans-Joachim Schickedanz: HOMOSEXUELLE PROSTITU- TION, Eine empirische Unter- suchung über sozial diskrimi- niertes Verhalten bei Strichjun- gen und Call- Boys; Frankfurt zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 1979, 254 S., DM 24, -- beth Dessai ), München 1980, 282 S., DM 26, -- Wo ist die Kulturschande zu finden, in der Homo-Prosti- tution oder in dem, was die daran nicht Beteiligten von ihr halten? Hans-Joachim Schickedanz geht auf neue Art an das Problem heran und hat es als überhaupt Erster als gesell- schaftliches Problem untersucht. Er schätzt (er schätzt aber nicht bloß so, er hat Feld-Untersuchungen vorgenom- men), daß es in der Bundesrepublik mit West-Berlin rund 5000 männliche Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren gibt, die sich hauptberuflich prostituieren und etwa 15000, die das nebenberuflich tun. Die meisten "Freier", ihre Kunden also, gehören zur Altersgruppe der 30- bis 50-jährigen, sind zu einem hohen Prozentsatz verheiratet, kommen na- hezu ausschließlich aus der sogenannten Mittelklasse und viele von ihnen sind Ärzte, Juristen, Studienräte und Pfar- rer. Der Kontakt zwischen den beiden beteiligten Parteien wird in Bedürfnisanstalten ("Klappen" in der Milieusprache), in (Haupt-)Bahnhöfen und in Stricher-Kneipen aufgenommen; Die Call-Boys, Oberschicht der Männerprostitution, geben 36 Eine Frau kämpft sich frei. Ein Kampf, der bis an die Grundsubstanz Ihrer eigenen Existenz geht, obwohl Ju- dith Jannberg ein wirtschaftlich abgesichertes Leben an der Seite ihres Ehemannes (Abgeordneter und Professor) und als Mutter von drei Kindern hätte weiterführen kön- nen. Aber da sind die Schläge, die sie von ihrem Ehemann be- zieht, wenn er, gestreßt von seinem Beruf, seine Unaus- geglichenheit kompensieren muß. Da sind die Vorwürfe, daß sie ohne Ihn "ein Nichts" ist und allein ihm ihren jet- zigen Status zu verdanken habe. Jeden Tag Bewunderung und Dankbarkeit, das hätte er gerne! Aber obwohl Judith Jannberg zuerst guten Willens in dem Stück mitspielt, er- kennt sie nach und nach, daß sie ihr Leben in die Hände eines Mannes gab, der es ohne Gewissensbisse für sich ausnutzte und verspielte. Ihm zuliebe gab sie ihren Be- ruf als Heimerzieherin und ihren Freundeskreis auf, in dem sie Zuneigung und Anerkennung gefunden hatte. Die Angst, den Kindern ein unvollständiges Familienleben aufzuzwingen, die Angst vor einer ungesicherten Existenz, lassen sie immer wieder zweifeln und vor dem letzten Schritt, der ein Ende Ihrer unwürdigen Rolle als bloßes

Bedeutung und Aussagekraft über die politischen Interessen der Studentinnen auf Null absinken und verkleistert auch noch die als Datum durchaus interessante Information, daß sich 1 975 nur noch 4% der Studentinnen der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften (Gruppe 1), dagegen 10% der Studentinnen der Naturwissenschaften (Gruppe 3) als"christ- lich-humanistisch"einstuften (Gruppe 2 sind die Juristinnen und Wirtschaftswissenschaftlerinnen). Mit dem bisher Ausgeführten in engem Zusammenhang steht das größte Manko der Befragung: Es kann mit dem von den Autorinnen erarbeiteten Fragebogen allein die Unzufrieden- heit hinsichtlich der Form, der Vermittlung, dem Ablauf, der Technik (z.B. auch Baustil der Unis etc.) - also der äu ße re n Struktur patriarchalischer Wissenschaft gemes- sen werden. Die Unzufriedenheit mit den Lehr- und For- schungs I nha ite n, mit den patriarchalischen Theorien, läßt sich mit diesem Kategorienapparat nicht ermitteln. Und dies, obwohl man zu Beginn die Bedeutung auch dieses Fak- tors zum Ausdruck brachte: "...müssen sie (die Studentin- nen) sich in einer Institution zurechtfinden, die in keiner Weise von ihnen mitgeformt worden ist und deren Inhalte den bisherigen Endpunkt männlicher Geistes- und Wissen- schaftsgeschichte darstellen" und auch in einem Erlebnis- bericht einer Studentin heißt es unmißverständlich: "Die Terminologie war so ausgeleierter Marxismus, daß ich mich am liebsten übergeben hätte...Aufmerksam hörten die Genossen um mich herum zu, stellten idiotische Fragen, wann denn welche Klassen in Lateinamerika den Klassen- kampf endlich siegreich bestehen wollten... mir kam das vor, als seien sich alle einig über die Auslegung einer Welt, die ganz die Ihre war, aber doch nicht meine! ...Ich be- schloß, ...Seminare nur zu besuchen, wenn Scheine erfor- derlich sind, dabei feministische Standpunkte zu vertreten und zu erforschen und mich einen Scheißdreck darum zu kümmern, was alle anderen dazu sagten." Im kategorialen Fragebogen nichts von alledem. Und auch die einzige Mög- lichkeit für die Studentinnen von sich aus die Thematik an- zuschneiden, unterblieb offensichtlich. Die FrageMas würden Sie aus der Sicht Ihrer eigenen Erfahrungen an Ver- änderungen Ihres Studienganges wünschen?" (wieder ist die Frage schon aufs Formale gerichtet!) nutzte niemand zu inhaltlicher Kritik - es sei denn, man überinterpretiert die meistgenannte Antwort:"Mehr Praxisbezug bzw.Projekt- studiengänge" als "inhaltliche" Kritik. Aber diese inhalt- liche Kritik wird sicher auch von männlichen Kommilitonen häufig geäußert. Insgesamt krankt die Untersuchung von Kassner/Lorenz al- so einerseits an einer zu subjektiven und theoretisch unge- nügenden Sichtweise ( um die Mütter und die älteren Frauen und um die durchaus meß- und nachweisbaren objektiven Behinderungen sowie die Feministische Theorie wird ein zu großer Bogen gemacht) und andererseits an einer nicht systematisch genug durchgeführten Begrenzung der Arbeit bzw. eine Beschränkung und Konzentration auf die schrift- liche Befragung von Studentinnen mittels eines qualifizier- ten Fragebogens. Dennoch begrüßen wir die Arbett und hof- fen, daß sie zu einer repräsentativen und radikalfeministi- schen neuen Studie anregt. Und was die Problematik "an sich" betrifft: Trotz mannigfacher Schwierigkeiten auf den frauenfeindlichen Unis sollte sich kein weibliches Wesen vom Studium abschrecken lassen; denn am Fließband, im Büro oder in der Ehe und an anderen patriarchalischen Arbetts- oder Ausbildungsplätzen geht es bestimmt nicht frauenfreundlicher zu. Immerhin - die Aspasia auf dem Umschlagbild lächelt ganz zuversichtlich unter ihrem Trau- erschleier. Offenbar traut sie sich die Entmachtung der patriarchalischen Universität doch zu? Also: Studieren - ja! Anpassen - nein! Ingrid Braun / Hannelore Mabry Gertraude Kittler: HAUSARBEIT, München 1980, 202 S., DM 16,-- Dieses - wir möchten ausnahmsweise einmal sagen Gott sei Dank unlesbare! - Traktat wurde Im Sept. 1 979 als Diplomarbeit von der Soziologiestudentin Kittler unter dem Titel "Die Veränderung der Hausarbeit und Einschät- zung ihres Stellenwertes im 20. Jahrhundert" der Univer- sität Bielefeld vorgelegt und anerkannt. Die im Grunde verantwortungslose "Betreuung" und Bewertung von Di- plomarbeiten - dem Studierenden wie einer kritischen Wissenschaft gegenüber - Ist Eingeweihten und manch' Betroffenem bekannt. In der Regel stecken die Betreuer und Prüfer nicht allzu viel Zeit in diese Aufgabe. Sie be- schäftigen sich lieber mit eigenen Forschungsarbeiten u. Veröffentlichungen, da sie für ihre wissenschaftliche Karriere ausschlaggebender und lukrativer sind. Früher begrüßten bzw. vermißten die meisten Diplomanden eine anteilnehmende und anregende Kommunikation und eine konstruktive Kritik mit bzw. durch den Betreuer. Diese Arbeit schienen die Prüfer gar nicht zu Ende gelesen zu haben - der Stil war ja auch tatsächlich streckenweise unzumutbar! Nach der qualvollen Lektüre bis zum bitte- ren Ende hatte ich das Bedürfnis mit der Autorin direkt Kontakt aufzunehmen. Ich erkundigte mich u.a. nach der wissenschaftlichen Betreuung. Gertraude Kittler hielt nicht viel davon: "Ich war froh, daß Ich so frei arbeiten konnte. Ich habe mir die Literatur ganz allein zusammen- gesucht. Mir ist nichts empfohlen und nicht ' reingeredet' worden von meiner Betreuerin!" Sie schätzt die Ausein- andersetzung mit Experten auf diesem Gebiet offensicht- lich nicht oder füllt sie sich dem wissenschaftlichen Dis- kurs nicht gewachsen? Jedenfalls kam sie unserer Bitte nach einer inhaltlichen Aussprache und Diskussion des von ihr aufgegriffenen Themas HAUSARBEIT nicht nach. Nun, Fachfrauen und Fachmänner auf diesem Sektor sind auch unter Dozenten und Professoren an deutschen Uni- versitäten seltene Erscheinungen. Sozialwissenschaftler und Politökonomen, die sich sowohl in der marxistischen wie in der feministischen Theorie gut auskennen, die tat- sächlich die "Produktivitätsdebatte" sowohl in der Litera- tur wie im politischen Tageskampf verfolgten und verfol- gen. Der Streit um die sog. "produktive" und "unproduk- tive" Arbeit und die Debatte um die Mehrwerttheorie als adäquate Darstellung des kapitalistischen Systems wurde bereits im letzten Jahrhundert mit Vehemenz geführt und seit über 10 Jahren haben sich politökonomisch und theo- retisch engagierte Feministinnen dieser schwachen Stel- le in der marxistischen Theorie zugewandt. Die "Ein- schätzung des Stellenwertes" der Hausarbeit ist nämlich für die Feministische Theorie von ausschlaggebender Be- deutung - nicht nur theoretisch, sondern auch strategisch - wie die Forderung"Lohn für Hausarbeit' (und der Streit in der Bewegung um diese Forderung) auch beson- ders anschaulich zeigt. Und hier geht es tatsächlich um weit mehr als einen akademischen Kategorlenstreit - wie wir in dieser Zeitschrift seit Jahren aufzuzeigen versu- chen. Diesen Sachverhalt in seiner vollen Tragweite zu erkennen und die Einschätzung des Stellenwertes der Hausarbeit durch die verschiedenen Repräsentanten die- ser Debatte präzis vorzustellen und in ihrer Bedeutung einzuordnen, überstieg die Fähigkeiten von Kittler bei. weitem - was sie allerdings nicht hinderte, es zu tun. Den feministischen Marx-Kritikern (bei ihr ist es der "sozialistisch-feministische Flügel der Frauenbewegung") wirft sie vor, daß sie "ein fundiertes Marx-Verständnis völlig" bzw. "die nachfolgenden weitgehend vermissen lassen" und fahrt wenig später fort"Bei näherem Hinse- hen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß nicht nur die Frauenbewegung...hinter der Studentenbe- wegung herhinkte, sondern die kleine Gruppe der um Theorieaneignung bemühten Frauen, die die In diesem Sta- dium übrigens bezeichnenderweise noch weitgehend von Männern getragene Debatte verfolgte, den hilflosen Re- privatisierungstendenzen weiter Teile der Neuen Frauen- bewegung nichts entgegenzusetzen hatte als den 'Schutz vor Irritationen' bietenden Rückzug in die Rationalität zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA des unbesehen übernommenen, in sich geschlossenen Sy- 4

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Ph.Krüll, Theaterstr. 62 LÜDENSCHEID Bücher u. Kunst Dalichow, Schemperstr .12 MAINZ Bertold Brecht Buchhandlg., Klarastr. 21 Buchladen am Kirschgarten, Kirschgarten 28 Johannes Gutenberg Buchhandlg., An der Uni MANNHEIM Buchhandlg. Behagel, M 1, 10 Buchhandlg. Leydorf, L 3, 1 Frauenbuchladen Xanthippe, T 3, 4 MARBURG A ltstadtbuchhandlg . Flemming, Barfüßerstr .12 MÖNCHENGLADBACH prolibri Buchladen, Regentenstr. MÜHLHEIM Bücherarten Hahn, Hagdorn 3 12 0 Buchhandlg. Gnoth, Bachstr. 28-30 Buchhand1K. Hermann, Mercatorstr. 10-12 buchladenzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA MÜNSTER Alternativ-Presse, v. Esmarchstr. 32 , Oststr. 194 ERLANGEN Uni-Buchhandlg. Mencke-BlaesIng, Universitätsstr. 16 Saftladen, Altstädter Kirchplatz 1 ESSEN Internationale Presse, Büchermarkt, Rathenaustr.2 Polit. Buchladen Bundschuh, Stoppenberger Str. 13 ESSLINGEN Buchhandlg. Thiel, Am Kronenhof 7 Bücher-Zeitschriften Nistler, Rathausplatz 11 Provinzbuch, Grabbrunnenstr. 8 ETTLINGEN Braunsche Buchhandlg., Schillinggasse 3 Zeitschriften E.v.d.Heuvel, Marktplatz 5 FRANKFURT Bockenheimer Bücherwarte, Bock. -Landstr. . Bürobedarf Mosters, Adalbertstr. la Fachbuchhandlg. Klotz, Kiesstr. 26 Kiosk Leibold-Talu, Sandgasse 6 (Passage) FREIBURG Frauenbuchladen, Brombergstr. 23 Rombach Center, Bertoldstr. 10 Walthari, Buchhandlg.i. d .Uni, Bertoldstr. 26 Buchhandig. Schöningh, Salzstr. 61 Frauenbuchladen, Sophienstr. 14-16 NÜRNBERG Die Bücherkiste, Jakobstr. 26 OLDENBURG Carl v. Ossietzky-Buchhandlg.,Bergstr.1 OPPENHEIM Zeitschriften Ling, Krämerstr. 12 OSNABRÜCK Autonomie Buchladen, Martinistr. 101 Buchhandig. Jonscher, Domhof 6 B PFORZHEIM Buch Kaiser, Westliche 1 RASTATT Buchhandlg. Kirchhoff, Kaiserstr. 21 RECKLINGHAUSEN Altstadt-Buchhandlg. , Breite Straße 9 Cosmic Cowboy, Herrenstr. 10 Buchhandlg. Alby, Holzmarkt 2 REUTLINGEN Jacob Fetzer Buchladen, Rokenstr. 4 RÜSSELSHEIM Bücherhaus Jansen + Weber Schäferg.2 SAARBRÜCKEN Akademische Buchhandlg. Köhler, Kaiserstr. 21 Politischer Buchladen, Johannesstr. 3 FREUDENSTADT Buchhandlg. Im Atrium,Straßburgersi r SIEGEN Bücherkiste Weidenauer Str. 224 Kurbuchhandlung Schöpp, Promenadeplatz Ruth Nohl,Buch-u.Kunsthandlg.,Hauptmarkt 22 GELSENKIRCHEN Buchladen Trotz alledem, Grillostr.41 STUTTGART Das Buch Lange Str. 11 Buchvitrine Junlus, Sparkassenstr. 4 GIESSEN Kleine Freiheit, Bismarckstr. 9 J.Ricker'sche Uni-Buchhandlg., Ludwigsplatz 12 Uni-Buchhandlg. Holderer, Neuenweg 4 GÖTTINGEN Buchhandlg. Vaternahm & Co. ,WeenderStr18 Buchladen Rote Straße, Rote Straße 10 Laura, Frauen-u. KInderbuchladen, Burgstr. 3 HAGEN Buchhandlg. Zuelch, Heidenstr. 12 Buchladen Quadrux, Lange Str. 58a HAMBURG Arbeiterbuch, Grindelhof 45 Buchladen in der Osterstr., Osterstr. 156 Der Zauberberg, Schlüterstr. 79 Heinrich Heine Buchhandlg., Grindelallee 26 Buchhandlg. Niedlich, Schmale Str. 9 TÜBINGEN Bücherstube Hohnerlein,Hirschgasse 2 ULM Aegis-Buchhandlg., Hafengasse/Breite Gasse Bücherstube Dörrte, Frauenstr. 36 WETZLAR Buchhandlg.am Dom, Kunkel, Entengasse 2 Neue Bücherstube, Krämerstr. 19 WIESBADEN Buchladen am Sedanplatz,Westendstr. 1 WITTEN Buchhandlg. Krüger, Bahnhofstr. 30 WORMS Wormser Büchereck, Zornstr. 1 WUPPERTAL-BARMEN Buchhandlg. Röder, Werth 62 WUPPERTAL-ELBERFELD Buchhandlg. Nettesheim, Herzog-/Ecke Bankstr. der andere buchladen, Marienstr. 20a .40

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DER FEMINIST Nr. 1/8 0 (IX) enthält 2 ausführliche Berichte über die Sommeruni der Frauen 1979 - speziell eine Analyse des Projekts Frauen- partei. Ferner unsere Beurteilung der GRÜNEN und eine Auseinandersetzung mit Rudolf Bahros Position. DER FEMINIST Nr. 2 /80 (X) ' beschäftigt sich mit Prostitution: welche Bedeutung hat dies Problem heute für die Frauenbewegung im Verhält- nis zu der des letzten Jahrh. und welche kommt ihm für die feministische Analyse zu?Ferner setzen wir unswie- der mit der" Linken" - u.a.Bahro - kritisch auseinander. DER FEMINIST Nr. 1 / 81 (XI) * Bringt den zweiten Teil von"Prostitution als Berur.Aus- serdem wird gefragt: "Macht Pornographie aggressiv?" und zum Antifeminismus der Massenmedien"Wer hautuns mehr in die Pfanne- Mediafrauen oder Mediamänner?" DER FEMINIST Nr. 2/81 (XII) Dritte Grundsatzkritik am Marxismus :"Die Familie und der 'patriarchalische' Mehrwert" , außerdem Bericht über unsere Antikriegsveranstaltung mit der russischen Femi- nistin Tatjana Mamonova (Paris). Folgende Schwerpunkte wurden in den bis jetzt erschienenen Ausgaben behandelt: DER FEMINIST Nr. 1/76 (I) zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA berichtet über die Spaltung des FRAUENFORUM e.V. und über die Neugründung des FFP. Der Hauptartikel "Wer oder was ist ein Feminist?" beginnt mit einer feministischen Klassenanalyse u.erklärt, warum die Zeitschrift "der" Fe- minist heißt. Außerdem ist die Satzung des FFP enthalten. DER FEMINIST Nr. 2/76 (II) * beschäftigt sich Im Aufsatz "Waium die Männer wirklich herrschen" mit dem A na rchis mus aus der Sicht der Frauenfrage und mit der Parteifeindlichkeit der neuen Frau- enbewegung, mit "Feminismus und Krieg" und V.E.Pilgrim'e "Untergang des Mannes". DER FEMINIST Nr. 1/ 77 (III) stellt eine Kritik der Marx' schen Theorie aus der Sicht des Feminismus dar u. untersucht, inwieweit der Marx' sche Entfremdungsbegriff auf die Haus- und Erzieherarbeit an- wendbar ist und begründet die Forderung "Lohn für Hausar- beit". Entwurf einer feministischen "Mehrwerttheorie" . DER FEMINIST Nr. 2/ 77 (IV) * In "Viele, aber nicht alle Wege führen zum Feminismus" setzen wir uns mit den Zielen und Methoden auseinander, die die FEMINISTISCHE PARTEI von patriarchalischen Par- teien u.Ideologien unterschieden würde. Außerdem wird un- ser 5-Stunden-Modell für Frau und Mann für die BRD kon- kretisiert u. unsere feministische Klassenanalyse diskutiert. DER FEMINIST Nr. 1/78 (V) versucht anhand von H.Beecher-Stowe (Onkel Tom' s Hütte), Angela Davis und H.Mabry die Unterschiede zwischen christ- lichen, marxistischen u. feministischen Wertvorstellungen aufzuzeigen; außerdem beschäftigen wir uns mit Bahro's "Alternative"und U.Leue mit "Vom Märchen, daß ein Mann seine Frau ernähre..." DER FEMINIST Nr. 2/78 (VI) * berichtet über die Frauenbewegung in Spanien (Interviews) und über die Parteiensituation in der BRD-einschließlich der "Grünen". Es wird ein Kommentar zum "Stern-Prozeß"ge- geben:"Frauen sind keine beleidigungsfähige Gruppe-wirk- lich?" und in allen Ausgaben findet sich die "Feministische Literaturkritik" (hier z.B über die "Schwarze Botin"). DER FEMINIST Nr.1/ 79 (VII) * kritisiert die Philosophie und das anthropologische Vorver- ständnis von Marx in dem Artikel "Alle sind zur Philosophie berufen oder:Das Proletariat heute" und über unseren Bei- trag bei der Frauen-Sommer-Uni 78 "Lohn für Hausarbeit als Strategie des Feminismus" Ist das Protokoll abgedruckt. Außerdem eine Kritik der Zeitschrift EULE. DER FEMINIST Nr. 2 /79 (Dr) 4 Mit unserer "Theorie des Patriarchatd'schließt der Brief- wechsel, den wir mit Herbert Marcuse in seinem letzten Lebensjahr aufnahmen. Es folgt eine Diskussion über den Artikel "Alle sind zur Philosophie berufen"und H.Mabry's Kritik an Günther Nennings politischer Position zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA sind Schweine", NEUES FORUM (Wien). Ich abonniere den FEMINIST ah Nr. Bis einschließlich DER FEMINIST Nr. 2 /79 kostet ein Exemplar DM 3,50 + 0,50 Versandkosten im Inland und + 0,75 im Ausland. Ah Nr. 1 /80 mußte der Preis auf DM 4, -- wegen der allgemeinen Teuerung angehoben wer- den + Versandkosten. Das Jahresabo (2 Ausgaben) kostet DM 9, -- Inland und DM 9,50 Ausland. Der Preis ist i m V o raus zu entrichten auf das Postscheckkonto 11111 DER FEMINIST, München, Konto Nr. 28035 - 804. Bitte genaue Wünsche auf der Überweisung vermerken samt Adresse etc., dann folgt Ware postwendend! Ansonsten hier ausschneiden und an den Verlag schicken. Name Anschrift Ich erkläre meinen Eintritt in den FFP (Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei) und erkenne die Satzung an (veröffentlicht im FEMINIST 1/76 und 2/ 77): Name: Beruf: "Wir Männer (Mitgliedsbeitrag DM 10,-- , Sozialtarif DM 5, -- für Studenten, Kleinstrentner, Arbeitslose) Postscheckkonto Förderkreis z.Aufbau d.Feminist.Partet, Mt' 170484! Datum Unterschrift Anschrift: Telefon: Datum: Unterschrift:

Plogstedt, Sybille Popper, Karl Reiche, ? Richter, Karl Rödl, Thomas Roman, Jo Rossi, ? Russel, Bertrand Sauer, Brunhilde Schickedanz, Hans-Joachim Schirmacher, Käthe Schmidbauer, Wolfgang Schwarzer, Alice Secombe, Wally Sellmaier, Anne Senft, Solveig Stalin, Josef Stoehr, Irene Suttner, Bertha von Terékova, Valentina Topitsch, Ernst Wallrafen, Claudia Wördemann, Johanna 30 24 37 37 27, 30, 33 Inhalt, 35 13 31 25 Inhalt, 36 37 37 19, 27, 30, 31, 36 14, 25 Inhalt, 37 Inhalt, 35, 42 29, 35, 39 25 31 29 24 28, 30 36