OER ft11,11:Et BEITRÄGE ZUR THEORIE UND PRAXIS Erscheinungsort: München, Nr.1/81 VI. Jahrgang INHALT zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Seite Sexualität und "Schlüsselgewalt" Ein offenes Wort zur Prostitution Prostitution als Beruf, Teil 2 Feministische Literaturkritik: 1 - 7 8 - 11 11 - 21 21 - 27 Susan Brownmiller "Gegen unseren Willen", Betty Friedan "Das hat mein Leben verändert", Pieke Biermann "Wir sind Frauen wie andere auch lt; Hermann Bortfeldt "Die Unvergleichliche Revolution", Dora "Nichts geht mehr" u.a. Macht Pornographie aggressiv ? 28 - 29 Wer haut uns mehr in die Pfanne - Mediafrauen oder Unser Brief an Breschnew 39 Mediamänner 9 30 - Redaktion: Inhaber und Verleger: Verantwortlich für Redaktion, Vertrieb und Anzeigen: Mitarbeiter dieser Ausgabe: Layout: Photonachweis und Quellen: Druck: Nachdruck: Information: DER FEMINIST, Christrosenweg 5 8000 München 70, Tel. 089 - 7149187 Postscheckkonto München Konto Nr. 28035 - 804 FÖRDERKREIS ZUM AUFBAU DER FEMINISTISCHEN PARTEI (nicht eingetragener Verein, München) Am Nymphenbad 6,8000 München 60 Postscheckkonto München Konto Nr.170484 - 807 Hannelore Mabry (Geschäftsführerin) Anschrift siehe Redaktion Ingrid Braun, Susan Brownmiller, Uschi Conen, Gitta Crumley, Franziska Keil, Raymond Kuhlmann, Hannelore Mabry, Solveig Senft, Ingrid Schölch Lorley Katz, Gabriele Gries (Titelblatt) S. 5 Muang Thai, Cal() Garrubba :" Kinoreklame in den Straßen von Bangkok" ,S.29 Jean-Ph.Charbonnier:"La Nouvelle Eve" in Paris - beide aus 2.Weltausstellung der Photographie, Hamburg 1968; S. 14 (B.Berneis: "Prostitution") und S.18 (Pascin:"Ruminisches Volks- lied")aus: Eduard Fuchs "Sozialgeschichte der Frau". Frankfurt 1973; S,19 Heinrich Zilles "Moralpauke"aus: Otto Nagel "H Zille" .Henschelverlag Berlin 1968 Druck + Verlag der Arbeitsgruppe Psychologie München Westendstr .18, Tel. 089-509737 Auch auszugsweise nur mit Quellenangabe und Beleg- exemplar Für Beiträge im FEMINIST wird kein Honorar bezahlt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte bitten wir Rückporto beizufügen.

Lorley: Von wegen Kinder. Eine junge Frau aus meinem Bekanntenkreis lebt seit drei oder vier Jahren mit einem ver- heirateten Mann in trauter Bigamie. Der Mann besucht täglich seine beiden Frauen im gleichen Ort - allerdings nicht in der gleichen Wohnung. Man ist ja mündig. Und wenn' s der Ehe- frau auch gefällt , bitte schön. Aber ich finde, ganz so einfach ist es doch nicht. Der Mann hat zwei Kinder im Alter von sieben und neun Jahren. Haben wir als Feministen da jetzt gar keine Meinung dazu? Ob der zwei Kin- der hat ist Wurscht? Er ist ein guter Liebhaber, er versteht meine Bekann- te und sie ihn, und ein paar Kohlen kriegt die Ehefrau und die Kinderauch. Also fertig. Gitta: Ich finde aber allerhand, daß Du als Feministin die Mutter der Kinder ein- fach für mündig erklärst und damit hat sich' s. Die wird Mühe haben mit ihren zwei Kindern einen Liebhaber zu finden. Ganz davon abgesehen, die Arbeit und Sorge mit den Kindern, da wird der leibliche Vater auch nicht mehr allzuviel Zeit investieren. Geld verdienen muß der ja zwischendurch auch mal. Franziska: Also, was stellen wir uns nun un- ter einer "schönen" Sexualität vor? Wie soll die aus- sehen? Ingrid: Bis jetzt ist das meist so: die einen haben die schöne Sexualität und die an- deren die Kinder! Franziska: Ich glaube, daß die Sexualität ein Ingrid: Lorley: Uschi: Lorley: ter. Die können da eigentlich besser durchblicken. Für die Lust brauche ich die Vagina nicht und aus der Klito- ris kommen keine Kinder. Der Mann hat nur seinen Schwanz und er hat bis heute nicht gelernt, den richtig zu beherrschen. Wenn es überhaupt ein Naturwesen Mensch bzw. Natur als Geschlecht gibt, dann ist das gar nicht die Frau - wie uns die Herren Philosophen z.B. Hegel und Konsorten weismachen möchten -, sondern der Mann! Wahr- scheinlich haben sich diese Herren über ihren primitiven Sexualtrieb so geschämt, daß sie eine Philosophie be- nötigten, umsihre primitive Rumbum- serei zu verdrängen. Wie wir von unseren Prostituierten wissen, klappt es ja mit der Sublima- tion, die Herr Freud empfahl, nicht immer. Angeblich sind unter ihren Freiern auch große Sublimierer gewe- sen - zum Beispiel der berühmte Bach' interpret Karl Richter, der große Burg' schauspieler Josef Meinrad und der be- kannte Entertainer Thomas Gottschalk . Und Prostituierte gibt's - wie unsere Nina -, die hören Bach und Beethoven bevor sie auf den Münchner Straßen- strich gehen. Andere dichten und lesen Sartre - wie die inzwischen mit einem eigenen Werk rausgekommene Schwei' zer Prostituierte DORA. Solveig hör mal, angenommen, Du hät- test dieselben Möglichkeiten wie Herr Gottschalk und Herr Meinrad, also kei' ne Schwierigkeiten , interessante Lieb' haber durch Dein berufliches Milieu zu finden, würdest Du Dich dann eher selbst befriedigen, wenn Dich der Sexualtrieb "übermannt", oder würdest Du dann lieber 100, -- Mark für ' ne Nummer bezahlen? Ich würde erstmal die kostenlosen Sexualangebote vernaschen. Aus Geiz? Nee. Ich glaube ich hätte da Angst. Der Mann ist mir körperlich überlegen. Ich weiß nicht, ob ich den durch mein Geld so weit bringen kann, daß er mich sexuell befriedigt, wie ich es will, oder. ob er brutal wird und mich vergewaltigt - und das noch für mein Geld! Die bringen ja auch hin und wieder ProY stituierte um. Ich habe einfach kein Vertrauen; wenn jemand mir körperlict1 Trieb ist und die beiden Geschlechter Solveig: ziemlich gleich veranlagt sind. Das ist eine Hypothese. Und das wird auch im- Lorley: mer eine Hypothese bleiben, da der Solveig: Mensch in eine bestimmte Kultur hi- neingeboren wird und als reines Natur-, wesen nicht vorkommt. Wenn es ein , reiner Sexualtrieb wäre, dann könnten sich alle selbst befriedigen. Solveig: Wir müssen den Fortpflanzungstrieb vom Lusttrieb trennen. Zumindest ein-I mal analytisch, theoretisch. Frauen haben es da übrigens viel leich 2

Männer. die "Anmacher" und nicht selten auch Vergewaltiger, die dür- fen überall frei herumlaufen. wir nun wirklich unter einer femi- nistischen Sexualethik? Lorley: Ja, wie das ja unterschwellig Franziska: Die Spitze ist ja überhaupt, daß die Frau in Sachen Vergewaltigung den Beweis liefern muß, daß sie sich gewehrt hat - und das schon ab 14 Jahren. Andernfalls ist sie eine "Lolita" für das Männergesetz. Solveig: Das ist wie bei Jack the Ripper, wo den Frauen angeraten wurde, nicht allein auszugehen, damit sie nicht Gefahr laufen, abgeschlachtet zu werden. Da haben die feministi- schen Engländerinnen ganz richtig reagiert, indem sie ein Ausgehver- bot für alle Männer forderten. schon dauernd rauskam: wir wol- len Schutz für den Schwächeren und Gesetze, die gewalttätige Aggres- sivität eindämmen. Wir fordern ja bereits seit Anfang der 70er Jahre auf unseren Flugblättern einen § 280a für Männer - zum Beispiel. Wir brauchen dringend den kultu- rellen und politischen Einfluß, um eine feministische Ethik in die Me- dien, die Schulen und Universitä- ten, in die Erwachsenenbildung - überhaupt ins öffentliche Bewußt- sein bringen zu könneri. Uschi: Wir sollten Keuschheitsgürtel für Franziska: Bei unseren Diskussionen mit der Penisse herstellen und wir verwal- ten die Schlüssel. (Großer Beifall und Lachen) Lorley: Dann haben wir endlich eine sinn- voll geregel- te Sexualität, da die Her- ren auf frei- er Wildbahn ja nicht zu spannen vermögen, wann wir wirk- lich wollen. Gleichzeitig wird die Überbevölkerung auf faire und ge- sunde Weise geregelt: Keine Spi- ralen, keine Chemie- und Hormon- roßkuren mehr. Keuschheitsgürtel für Männer - das Patentrezept für eine schöne Sexualität. Das ist die "Schlüsselgevyalt", die wir Frauen brauchen! Gitta: Zu schön um wahr zu sein. Ihr seid vielleicht naiv ! In zwei Minuten ha- ben die Männer Euch den Schlüssel mit Gewalt abgenommen - der Pe- nis Ist eh' nur das Symbol für Ge- walt und Macht. Ingrid: Im Grunde die schwächste Stelle des Mannes. Lorley: Deswegen muß sie so herausgestellt und aufgeblasen werden. Solveig: Das ist stark. Lorley: Kostet übrigens mehr - wie wir von unserer Prostituierten Nina erfah- ren haben. Macht und Ohnmacht lie-' gen manchmal nah beinand. Uschi: Aber Spaß beiseite. Was verstehen 4 Bevölkerung kriegen wir dann ja immer vorgehalten: die Frau und Mutter brauchte gar nicht in die Öffentlichkeit und in die Politik. Wenn wir uns um unsere Kinder richtig kümmern würden, dann wär' die Welt schon in Ordnung. Als Mütter hätten wir doch die Macht. Wir sollten nach Hause ge- hen anstatt so gescheit daherzure- den. Uschi : Ich mach das ja auch bei meinem Sohn. Ich sag ihm, wenn er Sexualität ausüben will, daß damit ja auch ein anderer Mensch betrof- fen wird. Und daß er im anderen - dem Sexualobjekt also - den Men- schen sehen muß, auch als Kind, auch als Jugendlicher. Also nicht als jemandem, an dem er seine Sexualbegierde abreagiert. Ich bin auch der Meinung, daß Kin- der, die im Elternhaus genügend Zärtlichkeit :ind Gefühlswärme, er- fahren, daß (L gar nicht das Be- dürfnis haben, zu früh anzufangen. Ingrid : Das klingt ja alles sehr schön. Es ist auch richtig und wichtig. Aber die schöne Sexualität zu Hause - meist auch ne' Ausnahme ! -, die reicht doch bei weitem nicht aus. Kaum setzt das Kind einen Fuß vor die Tür, wird es mit Kitsch, Por- no und Gewalttätigkeit konfrontiert. Denk' bloß an die Illustrierten an den Kiosken, die Werbung an den Litfassäulen und die Kinoreklamen - von Peep-shows und Sex-shops

Gitta: Vorschriften machen. Dazu sind die Menschen doch viel zu ver- schieden in ihrer Entwicklung und Veranlagung. Da eine Norm auf- stellen - das geht doch gar nicht. Lorley: Warum nicht? Als große Linie - zum Beispiel wie früher die Kir- che: erst Heiraten, dann darfst Du. Da haben die Patriarchen auch immer Vorschriften erlas- sen - bloß in ihrem Interesse. Wir binden eben unsere Vorschrif- ten an unsere Lebenserfahrung und unsere Schutzinteressen. Daß sie nicht jede Frau und nicht jeder Mann befolgt, hat damit nichts zu tun. Aber eine grobe Erziehungs- regel - die auf Reife und Humani- tät beruht - kann nie schaden. Solveig: Graue Theorie ! Wenn wir die Macht verhätnisse nicht ändern, än- dern wir auch das Sexualverhalten der Menschen nicht. Die primitive Kraftprotzerei "Ich bin der Stärk- ste !", "Ich bin der Größte !" , "Ich pinkel am weitesten!" - das fängt doch schon bei den kleinen Buben an. Ingrid: Ich hab' da gute Vorschläge für Solveig: neue Erziehungsregeln. Die Wer- te müssen geändert werden. Was "stark" ist, also was Vorbild sein soll, das muß neu bestimmt wer- den. Zum Beispiel: Bei uns ist der Größte, wer den kleinsten Bogen pinkeln kann! Eine sehr so- lidarische Regel - und zwar nicht nur für Buben mit einem kleinen Penis, sondern auch für die Frau- en, die ja meistens immer noch die Klo' s putzen müssen. Lorley: Solveig: Wenn die Männer sie putzen müß- ten, würden sie schon lange im Sitzen pinkeln. Lorley: Ich hab' da auch noch was anzu- bieten: Der Stärkste ist, wer am langsamsten und geschicktesten einparken, am rücksichtsvollsten Auto fährt, aber nicht der, der mit dem dicksten Wagen protzt und mit 200 Sachen und kriminel- len Überholtouren andere gefähr- det. Franziska: Und in der Sexualität ist es auch Ingrid: so: Die besten Liebhaber sind die, die sich beherrschen können. Zum Beispiel die, die den coitus inter- 6 ruptus fein geübt haben, anstatt einfach zu verlangen: Nimm die Pille! Meisterschaft ist eben im- mer mit Arbeit und Sensibilität verbunden. Rumbumsen kann je- der. Ich finde die Macht- und Ohn- machtfrage ist ganz wichtig. Beim Sex versuchen sich auch manche zu rä- chen, die sonst nicht zum Zuge kommen. Zum Bei- spiel wenn ein Ehe- mann seine Frau geistig stark unter- drückt, dann fühlt sie sich überlegen, wenn sie ihren Mann ins Bett kriegt, da mit ihm rumhampelt und ihn da lächerlich machen kann, weil er da von ihr abhängig ist. Rachemotive bei den Unterdrückten - ob in der Ehe und/ oder bei den Prostituierten - sind im Patriarchat das direkt "Norma- le". Alles verdrängen können auch die Frauen nicht. Aber die Rache des kleinen Man- nes ist schlimmer - denn die wird in erster Linie an den Frauen ab- reagiert. Wer außer Haus laufend gedemütigt wird und im Berufsle- ben nichts zu sagen hat, der fühlt sich stark, wenn er Frauen blöd anmachen, sich als Schürzenjäger oder Hauspatriarch "bewähren" kann. Bei Frauen "schafft er an" ! Es gibt ganz seltsame Kompensa- tionsmöglichkeiten. Manchmal geht der Schuß auch nach hinten los. Was uns Nina da erzählt hat, so gibt's Freier, die muß sie ver- dreschen und demütigen. Da ver- langt sie mehr als nach "Haus- frauenart" - weil sie das pervers findet. Diese Kunden sind fast alle aus der Oberschicht: Richter, Bi- schöfe, Staatsanwälte etc. Sie er- tragen offenbar die eigene Autori- täts- und Unterdrückerrolle nicht und lassen sich "freiwillig" züchti- gen. Das sind aber wohl eher Ausnah- men. Der ganz gewöhnliche Sadis- mus ist jedoch weit verbreitet. Die meisten fallen immer noch

Ein oftenes Wort zuti:testlitvlion von Susan Brownmiller Susan Brownmiller ist Schriftstellerin und Kritikerin und aktives Mitglied der "New York Radical Feminists". Die folgende Rede wurde bei einem Marathon-Hearing über "Prostitution - ein Ver- brechen ohne Opfer" des Parlaments von New York State gehalten. 1 ) SUSAN BROWNMILLER: Meine Herren. Sie be- haupten, der Zweck dieses Hearings wäre Fak- ten über Prostitution zu sammeln, das Sie als "ein Verbrechen ohne Opfer" bezeichnen. Pro- stitution, meine Herren, ist ein Verbrechen. aber nicht ohne Opfer. Es gibt ein Opfer, und das ist die Frau. Mir ist zu Ohren gekommen, daß Sie letzte Wo- che ein paar dringende Anrufe einiger Frauen der Koalition der "New Democratic" erhielten. von ein oder zwei Bezirksvorsitzenden, die sie baten, diese heutige Veranstaltung zu verschie- ben. Die Frauen erklärten ihnen, daß die Frau- enbefreiungsbewegung die Prostitution als ein genauso wichtiges Thema wie Kindererziehung. wie gleicher Lohn für gleiche Arbeit, wie die Ehe, die Abtreibung, die Empfängnisverhütung und die Vergewaltigung betrachtet. Sie erzähl- ten Ihnen, daß sie eine gemeinsame Konferenz mit den "Radical Feminists" planen und daß die- se Konferenz bevor es zu einer neuen Gesetzge- bung kommt abgehalten werden soll, damit eine neue Sichtweise - die Sichtweise der Frau - zur Prostitution bekannt wird. Aber Sie weigerten sich das Hearing abzusetzen, da angeblich ge- nügend Beweis erhoben sei - im Klartext heißt das: genügend hinsichtlich Ihrer Einschätzung der politischen Macht der Frauen. Und deshalb müssen wir nun diese Sitzung hier - gegen unse- ren Willen - zu unserem Forum machen. Wir tun dies ungern, weil so überstürzt und übereilt wir alles nicht genügend ausarbeiten und vorbe- reiten konnten; ungern auch, weil ohne den demo- kratischen Willenbildungsprozeß, den unsere Frauenkonferenz haben würde. Wie viele andere Probleme, mit denen sich die Frauenbewegung beschäftigt, Ist das der Prosti- tution äußerst komplex, da es gewißermaßen auf wirtschaftlichen, psychologischen und sexuellen Gesetzmäßigkeiten und dem Gesetz der Vorherr- schaft des Mannes beruht. Es gibt allerdings auch einige, die würden sagen, daß das Gesetz der Vorherrschaft des Mannes in den drei Fak- toren, die ich nannte: Wirtschaft, Psychologie und Sexualität manifestiert wird. Und damit wir uns nicht mißverstehen, genau das habe ich vor- hin gemeint. (Beifall) Eine Tatsache der Prostitution ist Ihrer Auf- merksamkeit sicher nicht entgangen: die Käu- fer, diej enigen, die die Scheine in der Hand halten und die den Markt durch ihre Nachfrage anheizen, das sind alles Männer, meine Herren, Ihr Geschlecht ist das. In den vierziger Jahren stellte der Kinsey-Re- port - dies war wahrscheinlich die letzte brauch- bare Dokumentation über Sexualität -, stellte also der Kinsey-Report fest, daß zwei Drittel aller amerikanischen Männer einige Erfahrun- gen mit Prostituierten gesammelt haben. Im Jahre 1 964 schätzte R.E.L. Masters die Zahl auf annähernd 80 Prozent. Nun, ich glaube, wir brauchen - wenn ich mir die Männer hier so anschaue - nicht zu pokern, um rauszukriegen, wer von Ihnen da wohl noch ' ne reine Weste hat. Die Ware, die Ihr Geschlecht für Dollarnoten kauft, ist Menschenfleisch, meistens, aber nicht immer, meines Geschlechts. Nebenbei bemerkt "nicht immer", denn derzeit können Sie in dieser Stadt jeden Abend an der Ecke der 53. Straße und der Dritten Avenue Männer Mn' ner kaufen sehen. Hierüber spricht man weni- ger, aber es ist von Bedeutung. Und wieder sind die Käufer ausnahmslos Männer. Nun hält sich da eine Mythe, daß die weibliche Prostituierte Verkäuferin ihres eigenen Flei- sches sei, sie sei frei in ihrem Handeln, sie ha- be die Wahl, ihren Körper zu verkaufen, bewußt getroffen. Dies ist eine Männer- Mythe, meine Herren, eine, die Ihr Geschlecht in seinem ur' eigensten Interesse erfolgreich verbreitet hat. Damit haben Sie sich nicht nur von Ihrer Verant- wortung für dieses gemeine Verbrechen, den Körper eines anderen Menschen zu kaufen, be- freit, sondern damit haben Sie auf sehr beclueffie Weise Ihre Schuld auf unsere Schultern abge- wälzt. Die Gesetzgebung dieser Stadt zielt da- rauf ab, Frauen zu bestrafen und Männer unge" straft davonkommen zu lassen. Hinzukommt, daß das Patriarchat immer ver- sucht hat, seine Verbrechen zu verdecken: es hat versucht, die Frau, die sich prostituierte' von allen anderen Frauen der Zivilisation abzu- sondern. Man nannte sie "die Andere", brand" markte sie als schmutzige Frau, warf sie ins Gefängnis und erzählte uns ander'en, daß wir 8

Mann die Diamantenringe an dessen Fingern als sprortliche Spitzenleistung; das Schwein sagte: "Das Wichtigste ist, daß die Käufer von der Angst frei sind, sich dabei eine Geschlechts- krankheit zu holen. Die Mädchen werden jede Woche ärztlich untersucht und einmal im Monat müssen sie sich einer Blutuntersuchung unter- ziehen." Meine Herren, wenn Sie die Fleischprüfungsbe- stimmungen auf den Verkauf von Menschenfleisch ausdehnen wollen, dann nur über unsere Leichen. Die Frauenbefreiungsbewegung wird die Legali- sierung sexueller Sklaverei in diesem Staat nicht hinnehmen. Sicher, es gibt Probleme mit der Prostitution. Die drückte der Richter John. A. Murtagh zum Beispiel aus als er schrieb: "Die meisten, die Prostituierte aufsuchen, möchten als ganz normale Männer angesehen werden." Beim Richter Morris Schwalb wurde das offen- kundig, als er begann Prostituierte, die keinen Bürgen hatten, in seinem Gericht einfach fest- zunehmen, nachdem er von Freunden, die zu einer Juristentagung in die Stadt gekommen wa- ren, Beschwerden erhalten hatte. Sie verlang- ten sein Einschreiten, weil sie gerade von Frau- en auf der Straße belästigt worden seien. Nun, wenn der Richter Schwalb sich einen Rock an- ziehen würde und an irgend einem Nachmittag - ungeachtet seiner haarigen Beine - die 42. Straße oder auch die Fifth Avenue hinuntergehen würde, dann, glaube ich, wird er zum ersten Mal in seinem Leben zu verstehen beginnen, was Belästigung auf der Straße überhaupt bedeu- tet. Es sind Frauen, die Tag und Nacht auf den Straßen von New York City belästigt werden und sie werden von Männern belästigt und nicht um- gekehrt. Sicher, es gibt Probleme mit der Pro- stitution und bei Herrn Pete Hamill manifestie- ren sie sich eben in der Weise, daß er von Frau- en in sauberen kleinen Puffs träumt, die medi- zinisch ständig kontrolliert und zu einem auch für Arbeiter erschwinglichen Preis angeboten wer- den. Ein wirklich ernstes Problem unserer Gesell- schaft Ist, daß Frauen, die vorankommen wollen, ihren Körper verkaufen müssen, da ihnen keine andere Möglichkeit eingeräumt wird 15 000 Dol- lar im Jahr zu verdienen. Ein wirklich ernstes Problem unserer Gesellschaft ist, daß Männer der Ansicht sind, die Benutzung des weiblichen Körpers sei ein, wenn auch nicht direkt von Gott verkündetes, so doch zumindest ein käufli- ches Recht. Es hat mal eine vertiefende Studie gegeben über die Befriedigung, die Männer durch käuflichen Sex erhalten, und diese Studie wurde in den 20er Jahren durchgeführt. Vielleicht, meine Herren, sollten Sie Ihr Forschungsprojekt an dieser Stelle ansetzen. Dies ist möglicherweise die einzige Methode, die heutzutage und in dieser Zeit auf dem Gebiet der Prostitution noch neue Erkenntnisse erbringen wird. Sie könnten mit der Befragung bei Marshall Helfand beginnen, der laut New York Times vom 24. Juli festge- nommen und der Förderung der Prostitution be- schuldigt wurde. Herr Helfand ist Eigentümer des Mode- Zentrums "Tune Times" in der Eight Avenue Nr. 520, wenn Sie wissen wollen, wo Sie ihn finden können. Oder vielleicht las- sen Sie Herrn Weldon Case aus Elyria in Ohio herkommen. Herr Case wurde zusammen mit Herrn Helfand verhaftet und ihm wurde vorge- worfen,eine Prostituierte ausgehalten zu haben. , Vor Gericht erklärte er, daß er der Präsident der "Midwest International Telephone Compan? sei, die in zwölf Staaten Niederlassungen unter' hält. Ich könnte mir vorstellen, daß ein Boss eines Mode- Zentrums und ein Präsident einer Hauptverwaltung eines Großunternehmens eini- ge sehr interessante Einsichten gewonnen ha- ben in Bezug auf ihre Vorstellung von Männlich' keit und hinsichtlich ihres psychologischen Be- dürfnises, eine Frau für die Benutzung ihres Körpers zu bezahlen. In diesem Lande wird es so lange Prostitution geben bis Männer Frauen als Gleichberechtigte anerkennen. Und Männer werden Frauen nie- mals als Gleichberechtigte anerkennen, so lange es noch Prostitution gibt. Demnach müssen wir sowohl für die volle Gleichberechtigung der Frau wie für die Abschaffung der Prostitution kämpfen. Das eine kann nicht ohne das andere erreicht werden. Und bis wir dies geschafft haben - das ist jedenfalls meine Meinung -, ISt es direkt eine Sünde,eine Frau für ein Verbre- chen anzuklagen, in dem sie das Opfer ist. Allerdings ist es genauso tadelnswert,elnen Mann für den verbrecherischen Akt, eines an" deren Körper zu kaufen, nicht anzuklagen. , Damit möchte ich den formalen Teil meiner 13e weisführung abschließen. Ich hatte diesmal be- sondere Schwierigkeiten mit der Formulierung' denn, wie die Lyrikerin Adrienne Rich einmal in einem anderen Zusammenhang so treffend bemerkte: "dies ist die Sprache der Unterdrill ' ker". Und Du merkst sofort, wenn Du über Prostitution zu schreiben beginnst, daß Du die Sprache der Unterdrücker, die Sprache der Männer, gebrauchst. Die Institution bezieht zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA man auf Frauen: Prostitution. Aber es Ist der Mann, der den Kaufakt vollzieht. Es gibt kein bestimmtes Wort zur Beschreibung dieses 1 10

laden. Dachten wir. Unser Gemeinschaftswerk gefiel nicht allen Wir - Lorley Mabry, Ingrid Braun, Franziska Keil und Solveig Senft - nahmen einen neuen Anlauf. Wir versuchten unsere Reflexionen zur Prostitution vorzutragen und mit den Anwesen- den zu diskutieren. Lorley erläuterte die inhalt- liehe und personelle Aufteilung: Über - unsere Mot i vation sich mit dem Thema eingehender zu beschäftigen und die Frage, ob es außer kulturellen auch Sexualtrieb- Unterschiede zwischen den Geschlechtern gä- be bzw. über Sexualität als Naturbe- dürfnis werde sie referieren, dann - Ingrid über Mythen und Geschichte - einschließlich eines Exkurses über Klitoris- entfernung, und - zum Problem Prostitution und Ehe liefere Franziska einen Beitrag. Morgen nachmittag ginge es dann weiter mit - Prostitution und außerhäusliche Arbeitswelt, Prostitution und Recht und Prostitution in München dargeboten von Solveig. Unsere theoretischen Überlegungen und politischen Folgerungen wie - Prostitution und Ethik , Prostitu- tion "produktivste" Arbeit im Pa- triarchat? sowie Strategien zur Aufhebung der Prostitution werde sie zum Schluß zur Diskussion stellen. Sie erwähnte auch, daß wir uns über Beiträge nach jedem Themenkomplex und über Mitarbeit und neues Material für den nächsten FEMINIST freuen würden. Lorley berichtete, daß im Grunde das Buch "Sperrbezirke" uns motiviert hätte, uns syste- matischer mit der Problematik zu beschäftigen. Eine ausführliche Kritik dieser Arbeit - es han- delt sich um eine Dissertation über Prostitution im vorigen Jahrhundert - bieten wir übrigens im FEMINIST Nr. 10. Wir haben diese Arbeit u.a. mit dem TextvonAnna Pappritz "Teilnahme der Frauen an der Sittlichkeitsbewegung" (Handbuch der Frauenbewegung, II.Teil, Berlin 1902) - wiederabgedruckt ebenfalls im FEMINIST Nr.10 - verglichen, auch mit der Zeitschrift "Der Abonhontst", dem Organ zur Abschaffung der Prostitution Anfang dieses Jahrhunderts, und waren empört, daß so etwas als wissenschaftli- che Arbeit an deutschen Universitäten aner- kannt wird. Die Autorin Regina Schulte unter- schlägt historische Fakten und ideologisiert wie zu Zeiten des Nationalsozialismus. Sie stülpt nur statt Naziideologie einen patriarchalischen 12 Neomarxismus über Fakten und Geschichte, ja, über ein überhaupt erst zu erklärendes Phäno- men. Ein typischer Fall von Selbstentfremdung und Identitätsverlust, den die Frau durch jahre- langes Studium an patriarchalischen Universitä- ten erleidet. Daß der Mann als H auptnach - frage r bei der Prostitution auftritt, wird von Regina Schulte nirgends problematisiert. Die Institution an sich ist ein Faktum, das bei ihr keiner weiteren Erklärung bedarf - außer der der ökonomischen Notlage der Frauen im Frei- kapitalismus . Da gingen die Abolitionisten aber mit mehr Problembewußtsein an die Sache ran, obwohl ein paar Männer bei ihnen mitarbeiteten. Sie interessierten sich auch für die Nachfrager, die Kunden, die Käufer; denn die ökonomische Notlage erkläre lediglich, warum Frauen auf dem Sexualmarkt als Hauptanbiete r auftre- ten. Aber ohne Nachfrage kein Angebot. Und die Nachfrage scheint seit Jahrhunderten äußerst stabil zu sein. Über Bordellkonkurse hat man wenig gehört . Im Gegensatz zu Schulte interessierte uns die Tatsache, daß fast nur Männer als Nachfrager auf dem Sexualmarkt anzutreffen sind, sehr. Ist das Bedürfnis nach Sexualbefriedigung bei Frauen geringer ?Verkümmert ? Oder hat es was mit der Qualität zu tun? Sicher, Frauen verdie- nen weniger und wurden sexuell anders erzogen und bewertet als Männer. Aber diese Gründe schienen uns doch nicht ausreichend,dte derart geringe Nachfrage nach käuflicher Sexualität seitens des weiblichen Geschlechts zu erklären. Denn Frauen verstießen ja gegen andere Tabus - zum Beispiel gegen die Abtreibungsgesetze. Wie verhält es sich mit dem Sexualtrieb? Wel- chen Einfluß haben die rein körperlichen Unter- schiede - die Chromosomen und Hormone etc. - auf das Sexualverhalten bei beiden Geschlech- tern? Handelt es sich beim Sexualtrieb um ein Naturbedürfnis, dem die Menschen derart zwanghaft unterworfen sind wie dem Durst, dem Hunger und dem Schlafbedürfnis? Zur Frage des sexuellen Bedürfnisses finden sich in der Literatur nach wie vor noch zwei ideologische Positionen: - die Freud' sche Sexualtheorie und - die der Marxisten. Beide Positionen mitunter auch mit einem Zu- satz von Wilhelm Reich versehen. Allen gemeinsam ist, daß sie beiden Geschlech- tern diesen Trieb als Naturbedürfnis attestie- ren. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede, diesem Triebe nachzugehen, begründen beide allerdings rein kulturell bzw. entwicklungsge- schichtlich. Freud beschreibt diesen Verlauf als eine Familien-,eine Ödipustragödie und

e etrurid. PrOgitUttOn pretieren, als Versuche der Frau, sich vor Vergewaltigungen und ökonomischer Ausbeutung irgendwie zu schützen. Wir vermuten, daß die Frauen mit ihnen die Gewalttätigkeiten und die Unterdrückung durch den körperlich Stärkeren aufzuheben - zumindest einzugrenzen hofften. Denn höchstwahrscheinlich waren die Macht- verhältnisse in den Urhorden noch eindeutiger und auswegloser als heutzutage: Ungefähr der gleichen Anzahl körperlich abhängiger und schwächerer Frauen standen die stärkeren Män- ner gegenüber. Rein körperlich waren sie der Übermacht wie Kinder, Alte und Kranke ausge- liefert; da waren ihre Chancen,fair und partner- schaftlich behandelt zu werden,gering. Wie wir aus Überlieferungen wissen, waren Mädchen bzw. weibliche Neugeburten und alte Frauen (Witwenverbrennungen etc .) am meisten gefähr- det. Welche Möglichkeiten bestehen für Frauen und Mütter da überhaupt? Zum einen die Dezimierung der Männer durch List ( G Aufhetzung der Männer gegeneinan- der etc.) und zum =inderen durch geistig-seelische Überle- , enheit die körperlich Stärkeren für sich gewin- nen, sie durch Humanität und Liebe bändigen. Aber viele unserer Schwestern glauben auch noch an eine dritte Möglichkeit: Sie versuchen es im Alleingang. Jede mit einem. Wir meinen, diese Möglichkeit hat sich inzwischen als Sack- gasse erwiesen. ln der Isolation verkümmern die Entwicklungsmöglichkeiten. Die geistig Star- ken schließen sich zuerst zusammen, lernen von' und miteinander, um sowohl die körperlich wie die zahlenmäßig Überlegenen in Schach halten zu können. Weil die meisten Frauen ins Haus gesperrt wurden oder auch hineinflohen, haben sie die Strategie von Männern außer Haus nicht beobachten können. Sie richten sich in Sackgas- sen häuslich ein und sie fühlen sich als Siegerin' nen. wenn sie einen Mann mit in die private Fe- stung ziehen können bzw. die Beute, die er mit anderen Männern ihrem eigenen Geschlecht ab- jagt, mit ihm verzehren darf. Viele haben aber inzwischen doch gespannt, daß monogame Ehe und Prostitution keinen Schutz vor Ausbeutung und Vergewaltigung bieten, daß eine nur auf ei- nen Mann ausgerichtete Behandlung und Strate- gie nichts bringt - außer die Aufspaltung der Gewalt in eine "öffentliche" (aus der sie bis heir te ausgeschlossen sind, obwohl hier auch ihre Lebenschancen festgelegt bzw. verbaut werden) und in eine "private". Männermacht können wir nur ge- meinsam dezimieren 14

i geprüft und systematisch aufgearbeitet werden. Die neue Frauenbewegung hat in dieser Hinsicht seit über einem Jahrzehnt wieder wertvolle und Wichtige Arbeiten vorgelegt - in .kgypten zum Beispiel die Ärztin , Schriftstellerin und aktive Feministin Nawal el Saadawl. In dem kürzlich ins Deutsche übersetzten Buch "Tschador - Frauen im Islam" bemerkt sie: "Es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie es den Männern ge- lang, ihre außerehelichen Beziehungen zu Frauen zu rechtfertigen: Sie bemänteln ihre Lust mitder Religion und erhoben ihren Umgang mit Prosti- tuierten zum religiösen Ritus und heiligen Weihe- akt... Im Alten tgypten war es bei den vorneh- men Familien Sitte, die schönsten Töchter dem Gott Amoun, dessen Tempel in Theben steht, als Geschenk darzubringen. Im Laufe der Jahre wur- de aus einem solchen jungen Mädchen natürlich eine ältere Frau, die nicht mehr geeignet war. die Bedürfnisse der Priester zu befriedigen. Man entband sie dann unter feierlichen Zeremonien und Ehrbezeigungen von ihrem Amt... Diese Frauen waren nichts anderes als geheiligte Pro- stituierte, sie bildeten als die Gattinnen (Harem) des Gottes Amoun eine Schicht von Hoheprieste- rinnen." Ob in Form der Gastprostitution , bei der Familienväter oder Ehemänner nicht nur im an- tiken Phönizien als Zeichen der Gastfreundschaft männlichen Besuchern erlaubten, über ihre Töch ter oder Ehefrauen zu verfügen, oder ob im Mit- telalter als anerkannte Zunft, Prostitution scheint zum Patriarchat zu gehören wie Kaser- nen, Gefängnisse, Folter und Konzentrationsla- ger, wie Abschreckungs-, Angriffs-, Erobe- rungs- und Vernichtungskriege. Nach Meinung der Patriarchen braucht man all' diese Einrich- tungen angeblich zum Schutz des Lebens, der Ehre, der Freiheit und nicht zuletzt zum Schutz von Frauen und Kindern - 2um Schutz der Fami- lie. Franziska widmete sich dann der Thematik Prostitution und Familie .Zuerst stellte sie das patriarchalische Familienrecht, das auch in der heutigen Fassung noch eine miese Koppe- lung von Ökonomie und Sexualität darstelle, vor. Denn man habe nie ernsthaft beabsichtigt - die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung (innerhalb wie außerhalb der Familie) auf- zuheben eine volle Entlohnung der "Nurhausfrau" und Mutter und gleiche Renten für Frauen und Männer sowie gleiche Entlohnung außer Haus und gleiche Aufstiegschancen ( zum Beispiel durch Quo- tierung, um historisch gewachsener Män- nerkumpanei vorzubeugen, oder durch an- - 16 de re kompensierende Maßnahmen). Nach wie vor profitiere jeder Mann von der Nichtentlohnung der Hausarbeit. Es sei denn, er mache diese Arbeiten zur Erhaltung der eigenen Arbeitskraft selbst bzw. teile sein Er- nährereinkommen und seine höhere Rente frei- willig "halbe-halbe"mit seiner Frau, hebt also eine patriarchalische Gesetzgebung privat und individuell auf und verzichtet auf die allgemeine "öffentliche"Geschlechtsprivilegierung. Franziska hatte noch nie an einer Sommeruni von und für Frauen teilgenommen und noch nie ein Referat gehalten. Statt Abitur und Hoch- schulabschluß hatte sie aber viele Erfahrungen in der Praxis gesammelt - erst als Kindergärt- nerin, dann als Nurhausfrau und Mutter und als 50jährige nun nach Umschulung als Altenpfle- gerin. Sie hatte sich neben ihrer Berufstätig- keit, Haushalt und einem starken Engagement im FFP nach besten Kräften vorzubereiten ver- sucht. Aber einen Zeittest und eine Probe in kleinem Kreis hatte sie nicht mehr vornehmen können. So hielt sie sich zu lange mit der Ein- leitung auf und kam zur Darstellung unseres feministischen Familienkonzepts und neuen Wirtschaftsmodells nicht mehr. Franziskas et- was langatmige und "sensationslose" Einführung quittierte man allerdings anders als Lorleys nonkonformistisches und provokatives Auftre- ten ( Lorley entlarvt ja immer schonungslos die Fälle von Schwesterlichkeit und Frauenso- lidarität innerhalb der "Bewegung", die gar keine sind!). Franziska unterbrach man nicht und griff man auch nicht an. Dennoch spürte sie keine solidarische Auf- und Annahme als mehr und mehr den Saal leise verließen. Eine ungeübte Referentin, die "nur" ihre Lebenser- fahrung, ihren guten Willen und ihr politisches Engagement anbot, schien zu langweilen. Die meisten Besucherinnen - den Eindruck gewan- nen wir jedenfalls - wollten hier individuell konsumieren, waren noch auf dem "Ego-Trip", und nur eine Minderheit schien an einem Nä- herkommen, an einem Austausch über politi- sche Inhalte und Strategien, an einer Integra - tion der Gruppen und Grüppchen, an einem ge- meinsamen Lernprozeß und mehr Zusammen- arbeit interessiert zu sein. Das Patriarchat in der Frauenbew e- gung Diese Beobachtung und Erfahrung machten wir nicht nur während unserer Veranstaltung son- dern auch an unserem Info-Stand und bei den Großveranstaltungen - von unseren diversen Versuchen mit den Media-Frauen einen bes-

echniüdt zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Illarufcbta, fchmüdt öad ündbecn, frbmüdt bad .R i n D für Den MDernhantier! 13airin. 2iumantfcbts eimpticiffimut chend. Ökonomisch lasse sich in erster Linie die sexuelle Prostitution von Frauen und die - wenn auch wesentlich seltener anzutreffende - sexuelle Prostitution von Männern begründen. Ökonomisch lasse sich außerdem die allgemei- ne intellektuelle und moralische Prostitution. die bei beiden Geschlechtern im Patriarchat festzustellen sei, erklären. Mit der Ökonomie allein läßt sich vieles jedoch nicht abdecken und ohne Frage spiele das "tierische" Sexual- verhalten des Mannes bzw. eine biologisch be- dingte höhere Aggressivität hier auch eine Ro- le, die es noch weiter und präziser zu erfor- schen gilt. • Aber selbst die Entscheidung, die sexuelle Pro- stitution als Beruf zu ergreifen. wird nicht al- lein aus ökonomischen Motiven getroffen. Das bestätigte sich sowohl in unseren Interviews mit Prostituierten und Strichjungen in München wie auch durch die Beständigkeit und weite Ver- breitung dieses ältesten Gewerbes der Welt. Nicht allein die ökonomische Notlage der Frau- en im Frühkapitalismus und in den Ländern der sog. Dritten Welt treibt die Frauen in' s Milieu. Wo sich die Arbeits- und Sexualver- hältnisse durch die Gewalt des Stär- ke ren strukturieren, wehrt sich der Schwä- chere durch Prostitution und Kriminalität. Es sind die im Grunde untauglichen - da letztlich ebenfalls patriarchalischen - Versuche, der totalen Ausbeutung durch den Stärkeren zu ent- gehen. Prostitution ist der massenweise, aber dennoch individuelle Versuch innerhalb des Patriarchats sich anzupassen und zu über- leben. Die Ethik. das System als Ganzes, wird nicht in Frage gestellt, man möchte nur selbst zu den Stärkeren gehören. Aber mit Einzelkämpfern wird das System immer fer- tig... Die Frage einer individuellen wie kollektiven Moral läßt sich hier also nicht wegwischen. Zumindest in den hochindustrialisierten west- lichen Staaten können die Frauen das Existenz- minimum auch mit anderen Arbeiten - mit nicht sexueller, sondern geistiger und morali- scher Prostitution und mit anderer ausgebeu- teter Arbeit z.B., als Putzfrau und Altenpfege- rin etc. - verdienen. Wir sind jedenfalls der Ansicht: die politische Moral und die femini- stische Ethik läßt sich weder eingrenzen auf e in Gebiet (zum Beispiel die Sexualität) noch auf ein Geschlecht (zum beispiel dig; Män- ner). Deshalb verfolgen wir in Sachen Prosti- tution sowohl Nah- wie Fernziele. Unsere Nahziele : Aufhebung der Regle- mentierung, Abschaffung der Sperrbezirke sowie der Diskriminierungen durch Polizei und eine verlogene Sexualmoral. Unser Fe rnziel: Abschaffung der Prosti - tution insgesamt. Es geht um die generelle Strukturveränderung - die Überwindung des patriarchalischen Systems. 18

und Spannungen aufzuarbeiten, aus den Fehlern und Versäumnissen der Vergangenheit zu ler- nen oder gar ein Versuch zur Integration und bewußter Koordination war nicht festzustellen. Aber ohne Offenheit und Neugier, ohne solida- rische Aufnahme und ohne kritische Auseinan- dersetzung mit den Arbeiten unserer Vor- und unserer Mitkämpferinnen, kurz ohne Achtung ihrer Leistung und ihres Engagements, werden wir auf der Stelle treten. Wir werden noch nicht einmal die Positionen - geistig und materiell - halten können, die wir eroberten. Es wäre nicht das erste Mal. Literatur zur Prostitution Als wir anschließend mit einigen Seminarteil- nehmerinnen noch bis in die Nacht zusammen- saßen und über unsere Aktivitäten, unsere ge- meinsamen Erfolge und Mißerfolge, eben unse- re Gruppenerfahrung, die durch keine Einzeler- fahrung zu ersetzen ist, lebhaft diskutierten, kam wieder Hoffnung, Lachen, Zorn und Begei- sterung auf. Wem nützt auch unsere Frustration und Resignation? Nur dem Patriarchat! Und schließlich, was sind schon zehn Jahre? Für die einzelne Frau viel , für den Feminismus wenig. Die folgenden Aufsätze. Zeitschriften und Bücher dienten uns als Grundlage zur Bearbeitung des sozialen Phänomens Prostitution und zur Ausarbeitung einer eigenständigen feministischen theo- retischen Position. Unsere Klassifizierung soll eine rasche Orientierung ermöglichen. Von uns noch nicht gelesene Bücher und unsere eigenen Arbeiten blieben ohne Symbol. Der Begriff "patri- archalisch" versteht sich aufgrund unserer feministischen Theorie und trifft deshalb auch Autoren wie Marx, Freud und ihre Epigonen, wenn sie eindeutig ideologische Positionen erarbeiteten bzw. wiederholen. Unsere Symbole bedeuten: X patriarchalische Interpretation ansatzweise feministische oder sozialistische Aufklärung, aber Thema insgesamt nicht ernsthaft genug behandelt. Motiv eher Absatzsteigerung bzw. "Kassenfüller". sehr informativ und "geschlechtsunspezifische" Bearbeitung, bzw. bereits widersprüch- liche marxistische Interpretation (Theoriebrüche bzw. Ansatz zu nicht mehr system- konformer Argumentation). feministische Interpretation }UC XXX XXXX Atkinson, Ti -Grace: Amazonen Odyssee. Frauenoffensive, München 1978, 5.109 ff. Bebel, August: Die Frau und der Sozialismus. Berlin 1962, 12. Kapitel Beiträge zur 1. ,2. und 3. Sommeruniversität von und für Frauen, Berlin 1 977,1 978,1 979 Bergmann, Renate/ Höhler, Angelika: Das älteste Gewerbe, Diplomarbeit, Marburg 1977 Biermann, Pieke: Wir sind Frauen wie andere auch!, Hamburg 1 980 Bischof, Norbert/ Preuschoft, Holger: Geschlechtsunterschiede , Entstehung und Entwicklung Mann und Frau in biologischer Sicht, München 1 980 Borneman, Ernest: Das Patriarchat, Frankfurt 1975. S. 250-300 Brownmiller, Susan: Ein offenes Wort zur Prostitution, New York 1 971 Gegen unseren Willen, Frankfurt 1 978 200C X X2OCX 2000C 300C 3000C xx X 3000( x XX 200C xx Bruckner, Pascal/ Finkielkraut, Alain: Die neue Liebesunordnung, München 1 979 Chesler, Phyllis: Frauen - das verrückte Geschlecht ?, Hamburg 1 974 COURAGE, Berlin , Nr.1/1 977 und Nr. 1/1980 DAS DA, Monatsmagazin für Kultur und Politik, März 1 975 DER ABOLITIONLST, Herausg. Katharina Scheven, Dresden 1 902 - 1913 DER FEMINIST, München, Nr. 1/1977., Nr. 1 und 2/1 979, Nr. 2/1 980 und 1/1981 Dora: Nichts geht mehr, Stationen einer Frau aus dem Milieu, Zürich 1 980 zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA xx EMMA, Köln, Nr. 7/1 979:"Macht Prostitution frei?" xx Engels, Friedrich: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats ‚WC Fichte, Hubert: Interviews aus dem Palais d'amour etc., Hamburg 1 972 Fisher, Seymour: Der Orgasmus der Frau, Stuttgart 1 976 Flad-Schnorrenberg, Beatrice: Der wahre Unterschied, Freiburg i. Br. 1 978 FRAUENFORUM, München, Nr. 4/1 973 Freud, Sigmund: Abriß der Psychoanalyse - Das Unbehagen in der Kultur, Frankfurt 1 972 Fromm, Erich: Analytische Sozialpsychologie und Gesellschaftstheorie, Frankfurt 1 970 XXX ‚00‘ Die Kunst des Liebens, Ullstein Bücher 1970 Giesen, Rose-Marie/ Schumann, Gunda: An der Front des Patriarchats, Bensheim 1980 20

konkret: SEXUALITÄT, Heft 1 /1 979 und Heft 2 /1980, Hamburg, 106 bzw. 98 S., je DM 8, -- Uschi Conen sehluß, den sie in die Tat umsetzt, ist der, daß sie sich von ihrem Zuhälter endgültig trennt - ihn rausschmeißt. Den Parasiten der Dirnen gilt fortan ihr Kampf. Sie flieht zu Kurzurlauben an die Nordsee und beginnt zu schreiben. In "Nichts geht mehr" rechnet sie mit sich und dem Mi- lieu ab. Wenn ihre Selbstkritik weiter wächst und sie sich nicht auf den Lorbeeren ihres "Erstlings" ausruht, ge- lingt ihr vielleicht sogar das Aussteigen. heit "unter Bedingungen der Abhängigkeit vollzogene Arbeit': Sieben Frauen aus Asien und aus Europa und ein Mann, der Khunying Chutana Yossundra (Professorin an der Ramkhan- haeng- Universität Bankok) interviewt, untersuchen kritisch die Stellung der Frau in Thailand, deren Abhängigkeit und Unterdrückung in erster Linie in der patriarchalischen Fa- milienstruktur der traditionellen asiatischen Gesellschaft wurzelt. ". Die thailändische Frau ist immer als das Hinter- bein eines Elefanten bezeichnet worden. Das bedeutet nichts anderes, als daß sie hinter den Vorderbeinen herläuft. Und das Vorderbein Ist natürlich der Mann"- antwortet Prof. Yossundra auf die erste Frage von Bernhard B. Fricke. Die Frauen tragen seit jeher die Hauptarbeitslast in der Landwirtschaft, im Haushalt und im Kleinhandel und gesetz- lich waren sie immer benachteiligt. Bis Anfang dieses Jahrhunderts war den Männern offiziell Promiskuität gestattet. Sie hatten das recht ihre Frauen und Töchter zu verkaufen und zu verpfänden. Prostitution in den "Blumen- und Weidenvierteln" war ein wesentlicher Bestandteil der feudalen asiatischen Männerkultur. Die ständigen kolonisat orischen und imperialistischen Über- griffe in Südost- und Ostasien führten zu einer Strukturkri- se in der Landwirtschaft und im Handwerk. Landflucht und Massenarbeitslosigkeit trafen die Frauen besonders hart. Die wenigen Stellen im Haushalt oder der Fabrik werden miserabel bezahlt. In der Industrie erhalten die Frauen kaum 50% der Männer-Hungerlöhne, so daß Prostitution - wie im europäischen Frühkapitalismus - meist ihr einzi- ger Ausweg ist. Nicht selten werden Thailänderinnen noch immer von ihren hungernden Eltern an Bordelle verkauft oder von Zuhältern brutal zur Prostitution gezwungen. Zum Massenphänomen wurde Prostitution während der In- dochinakriege und jetzt durch die Tourismusindustrie. Bangkok, eines der rest and recreation*- Zentren der amerikanischen Militärurlauber wurde nun zum Eldorado der Sextouristen. Obgleich Prostitution In Thailand offiziell verboten ist, arbeiten die Hälfte der beschäftigten Frauen Bangkoks als Prostituierte. Zweidrittel davon sind geschlechtskrank. Die Nachfrage nach mandeläugigen Exotinnen Ist groß - vom Bankier bis zum Arbeiter - in jeder Preislage bieten namhafte Reiseunternehmen Geschlechtsverkehrs-Reisen an. Wer den weiten Weg scheut, der kann sich auch per Katalog asiatische Frauen ins Haus liefern lassen. Orga- nisierte Zuhälterringe versorgen, getarnt als Ehevermitt- lung, längst auch den bundesdeutschen Markt mit lukrati- ven Exotinnen - fürs Bordell wie zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA für die private Kundschaft. Die Regierungen unternehmen bis heute nichts gegen diesen Menschenhandel. Wir können diese Informative und kritische Dokumantation jedem empfehlen. Einziger Schönheitsfehler: die als An- schauungsmaterial eingeflochtenen Dokumente und Anzei- gen sind schwer lesbar, die Monitage der Texte zum Teil unübersichtlich - dafür kommt man aber im Preis entge- gen. Angeblich wurden vom Heft 1 trotz anfänglicher "zahlrei- cher Vertriebsbehinderungen" 100 000 Exemplare ver- lauft - wir meinen wohl eher wegen: denn "was verbo- ten ist, das macht uns (Männer - Einf.H.M.) gerade scharf'. So hören wir es von Wolf Biermann und darauf spekuliert auch manch' Porno-Film- Produzent, manch' ein Autor und Zeitungsherausgeber, manch' Theater- und Opernregisseur. Auf diese Weise hofft man sich ei- nen Namen und volle Kassen zu machen. Jüngstes Bei- spiel: Mozarts "Don Giovanni" in Kassel, wo der allge- waltige Herr Regisseur den Chor (abhängig und meist um den Arbeitsplatz bangend) nackt auf die Bühne schickte. Nach Ansicht der Macher wirkt "Sexualität Konkret" obs- zön "wegen seines Versuchs, die Erkenntnisse der Se- xualwissenschaft zu popularisieren, Ängste zu nehmen, Nöte zu erklären, kurz: die Geschäftsgrundlage der Por- no-Presse zu demolieren". Wir sind da anderer Meinung und fragen: we 1 c h e r Sexualwissenschaft und wessen Ängste und Nöte? Wir gehören jedenfalls nicht zu den "Lesern und fortschrittlichen Fachleuten" die "einhellig" auf diese Sonderhefte "positiv bis begeistert" reagieren. Für uns wird hier von konkret in erster Linie angeboten: eitle intellektuelle Geschwätzigkeit, statt ernstzunehmen- der kritischer Sexualwissenschaft,Dogmatismus und Ideo- logie, "linke" Phraseologie gewürzt mit Aktphotos und scharfen Zeichnungen (mitunter auch gesellschaftskriti- schen von Toni Ungerer): / Für uns hat die miese Sexualität nicht nur etwas mit der Sexual- feindlichkeit der Ka- tholischen Kirche und dem Kapitalismus, sondern mit der tota- len Unterdrückung und Mißachtung der Frau innerhalb des Patri- archats zu tun. Frau- en haben auch bei der "Linken" im Grunde keine Chance, sich po- litisch autonom und sexualwissenschaftlich zu entfalten. Und so staut sich beim Lesen mehr und mehr Ärger und Langeweile. Eine ausgesprochene Zu- mutung sind die pseu- dowissenschaftlichen ZEICHNUNG: TOMI UNGERER »Da, du Rotarsch, darfst mal mein Maß-- band knutschen« Solveig Senft Dora: NICHTS GEHT MEHR - Stationen einer Frau aus dem Milieu, Unionsverlag, Zürich 1980, 233 S., DM 22,80 Als Tochter einer jüdischen Mutter, die vor Hitler in die Schweiz geflohen ist, erlebt die Autorin eine wenig benei- denswerte Kindheit: wechselnde Väter, Pflegeeltern und Heimaufenthalte. Diese durch fehlende Liebe und Geborgen- heit geprägte junge Frau steigt, nachdem sie von verschie- denen Liebhabern enttäuscht, mehrmals geschwängert und schließlich mit einem Kind sitzengelassen wird, naiv und trotzig in die Prostitution ein. Das Kind wird Ihr genom- men: "Huren sind keine guten Mütter". Ihre Zuhälter bedeuten für Dora ein "Zuhause-haben", auch wenn sie dafür mit allem was sie hat bezahlt - psychisch und physisch bis an den Rand des Todes gequält wird. Mehr und mehr wird das "Zuhause" zur Farce. Der kühnste Ent- 22 Tiraden des Prof.Dr.med Volkmar Sigusch. Läßt man sich vom elitären Sprachstil der sogenannten "Kritischen Theorie" oder "Frankfurter Schule" nicht ins Bockshorn jagen und legt man den Kern seiner THESEN ÜBER NA- TUR UND SEXUALITÄT frei, so bleibt nicht viel mehr übrig als Ideologie, Banalitäten, ja eine direkt monströse Interpretation der Natur bzw. der biologischen Determi - nanten: "Die anatomisch- physiologische Ausstattung des Menschen bleibt der geschichtlich-gesellschaftlichen Bil - dung seiner Sexualität nicht ganz und gar äußerlich, zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA sie setzt Richtungen und Begrenzungen, wenn auch noch so

ve Umfrage bei 1 0-1 8jährigen Mädchen machen, was die von der aggressiven, sexuelle Rechte beanspruchenden Männer- welt - jung wie alt - halten! Und verantwortungsvolle Müt- ter (und mitunter auch Väter) denken über die Schutzbedürf- tigkeit von pubertierenden Mädchen anders als Herr Amendt: " ...die Schutzbestimmungen sind willkürlich und zudem diskriminierend. Diskriminierend, weil auch nach der Re- form des Paragraphen 175 jugendlichen Homosexuellen erst ab dem achtzehnten Lebensjahr die sexuellen Rechte zuge- standen werden, die Heterosexuelle bereits ab sechzehn be- anspruchen dürfen, 'egal mit wem' . Willkürlich weil... das Schutzalter 'bis sechzehn' fragwürdig ist... Wenn ich ... eine wissenschaftliche (!) Auseinandersetzung über die Sen- kung des Schutzalters fordere, dann nur deshalb, weil die Erfahrung lehrt, daß Gesetzesregelungen Ausbeutung und Unterdrückung nicht verhindern können. Wie auch immer: Mir geht es um die sexuellen Rechte von geschlechtsreifen Jugendlichen..." Alle Gesetze werden verletzt und gebro- chen - als wenn das ein Argument wäre! Trotzdem brauchen wir humane und soziale Gesetze zur Regelung der Beziehun- gen untereinander. Und wir finden auch die folgende Ansicht Amendts sehr suspekt rnd auch alles andere als wissen- schaftlich: "Verhinderte Prügelpädagogen benützen sie (die Parole 'Sexualität ist mehr' - Einf.H.M.), um Jugendlichen das Recht auf genitale partnerschaftliche Sexualität so lange wie möglich zu verweigern. Spätestens seitdem die Wasch- mittelindustrie den Slogan 'Rettet die Zärtlichkeit' innovier- te, sollte der Begriff Zärtlichkeit suspekt sein. Zärtlich- keit wurde zum wohlfeilen Ersatzangebot für das Sexuelle. Sexualität is t unteilbar, aber anders. Solange man Zärt- lichkeit gegen Sexualität auszuspielen versucht, so lange man das eine gewährt oder gewähren läßt, um das andere zu verhindern, degeneriert Zärtlichkeit zu einem neuroti- schen Bewegungsritual (!). Denn das Zarte und Sanfte kommt erst durch das Sexuelle hindurch zu sich." Um es noch einmal zu sagen, wir sind anderer Meinung: für uns gibt es kein Recht auf genitale partnerschaftliche Sexualität - weder für Erwachsene, noch für Jugendliche. Wovon wir allerdings sehr viel halten, das ist,mit Männern über die Theorie und Praxis des wahrlich abgegriffenen Wortes "Partnerschaft" mal ausgiebig und öffentlich zu dis- kutieren - zum Beispiel im bereits angekündigten Heft 3 oder 4 von konkret SEXUALITÄT. H.Mabry Annegret Stopczyk: WAS PHILOSOPHEN ÜBER FRAUEN DENKEN, Matthes & Seitz Verlag. München 1980, 370 S., DM 26, -- genheiten." Man könnte noch lange fortfahren. Früher mußte man sel- ber nach solchen Stellen suchen. Jetzt hat Annegret Stopczyk das Feld aufbereitet: 80 Philosophen von der Antike bis fast heute hat sie unter die Lupe genommen. Sie und der Matthes und Seitz Verlag haben sich verdient gemacht - um den Feminismus und um die Aufklärung schlechthin. Raymond Kuhlmann Hermann Bortfeldt: DIE UNVERGLEICHLICHE REVOLU- TION, Walter Verlag, Olten und Freiburg 1 980,436 S. ,DM 39, 50 Über die französische Revolution wurden viele Bücher ver- faßt. Sicher noch keines wie das vorliegende Werk von Bortfeldt, der unbestochen von Literaten und Geschichts- schreibern aller Zeiten, die politische Aktion der Frauen dieser Revolution nicht ausklammert, oder wie so oft ge- schehen, verzerrt, verleugnet, verunglimpft. Was Bort- feldt den Historikern vorwirft, sie hätten die essentielle Rolle der Frauen von 1 789 verschwiegen, übergangen oder dann, wo man sie nicht ganz vertuschen konnte, zu Marktweibern und Huren abgekanzelt, versucht er mit wissenschaftlicher Genauigkeit auf der Grundlage von so- zialpsychologischen und psychoanalytischen Aspekten den tatsächlichen Geschehnissen näher zu kommen. In seinem über 400 Seiten fassendem Stück Geschichte tastet er das historische, soziale, ideologische, psycho- logische und sexualpsychologische Umfeld jenes revolutio- nären Phänomens ab. Er nimmt die politischen Kräfte, die da wirken, zur Kenntnis - ohne Rücksicht auf das je- weilige Geschlecht des Handlungsträgers. Hieraus ent- steht die Einsicht, nicht nur in die Rolle der Schlüsselfi- gur Marie Antoinettes, sondern vor allem und wesentlich in das politische Handeln der sogenannten bürgerlichen Frauen Frankreichs. Bei dieser seiner Sicht der Dinge ohne Schablonen und Vorurteil, stellt sich für Bortfeldt auch klar heraus, daß der Zug der Pariserinnen nach Ver- sailles durchaus kein Zug der Marktweiber, Hegären und Huren war, sondern sich Frauen aus allen Vierteln und allen Schichten angesichts des Elends, des Hungers, der Unterdrückung auf dem Pariser Marktplatz eingefunden hatten. Bortfeldt zu diesem aktivierenden Moment der Revolution: "Es ist lächerlich, von weiblicher Intuition zu reden, wo überlegene Einsicht herrschte, gepaart mit Spontanität und mit dem Organisationstalent, über das Mütter und Hausfrauen, Händlerinnen und gewerbetreiben- de Frauen seit je verfügen müssen, und wo allem anderen zuvor - angesichts des Hungers, der Not, der Versailler Drohung, der Unschlüssigkeit der MÄnner - Verantwor- tungsbewußtsein herrschte..."(S.164) Kritisch fragt Bort- feldt nach der Position der Männer , die - ob rechts oder links - stets bemüht waren, und in ihrer Geschichtsschrei- bung weiterhin sind, die politischen Taten der Frauen zu verschleiern und zu diskriminieren: "Die berühmtesten Historiker werden zu Geschichtskritzlern, sobald es sich um den Frauenzug handelt..."(S.1 71) Es steht zum Schluß die Erkenntnis, daß Frauen die Revo- lution ausgelöst und in Gang gehalten haben, und zwar durchaus aktiv. Seine Aufforderung, "den Geschlechter- kampf als geschichtsbildenden Faktor anzuerkennen und den Zusammenhang zwischen dem sexuellen Vorstellungs- leben ("das nicht in jedem Volke dasselbe ist) und der ge- schichtlichen Wirksamkeit zu sehen"(S.418), verdient An- erkennung. Wenn sich in seinem Werk auch keine fundierte feministi - sche Theorie widerspiegelt, sondern bruchstückhaft Sze- nerien feministischer Aktivitäten auftauchen, so deshalb, weil dieser Mann offen genug war, zu sehen, was ist - ohne Vorurteil, ohne Schablone. Es sind sehr viele Seiten in einer kraftvollen, lebendigen Sprache von hohem literarischen Niveau zu lesen, aber es lohnt sich. die Wie ist das denn nun mit unseren Erleuchteten, die uns zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Fackel der Weisheit vorangetragen haben - was haben sie zum Mann - Weib - Verhältnis, zum Geschlechterkampf, zur Frage "Frau" zu sagen gehabt? Wenig Aufschlußreiches, viel Dummes haben sie gesagt, ,bis in die jüngste Zeit hi- nein. Nietzsche, der 1 900 starb und es schon hätte besser wissen können, kam nicht nur mit der Peitsche, sondern ritt auch auf dem Klischee herum: "Wenn ein Weib gelehrte Neigungen hat, so ist gewöhnlich etwas an ihrer Geschlecht- lichkeit nicht in Ordnung." Sein Lehrer Schopenhauer schwelgte im Misogynen: Des weiblichen Charakters "Un- gerechtigkeit", "instinktartige Verschlagenheit", "Hang zum Lügen" rührt von der "schwachen Vernunft" der Weiber her. Franz Brentano, der 1 91 7 starb, statuierte: "Unter- ordnung der Frau. Der Mann soll Vormund sein, nicht um- gekehrt." Für Ludwig Klages, der bis 1 956 lebte, ist der Mann mehr Denker als das Weib; "so denken denn Frauen öfter a n etwas als über etwas." Je mehr man In der Zeit zurückgeht, um so schlimmer wird es; selbst bei den Höchstangesehenen. Für Spinoza ist es eine "Unmöglichkeit, daß beide Geschlechter in gleicher Weise regieren, ge- schweige denn, daß Männer von Frauen regiert werden." Auch Kant kämpft mit im Geschlechterkampf: Frauen können die "Idee vom Ganzen" nicht fassen. "Das Ist dehr gut. Die Männer erholen sich bei Ihnen von den öffentlichen Angele- Ingrid Schölch 24

nen - zum Teil weil sie der Praxis nicht mehr gewachsen sind bzw. selbst zu solidarischer Zusammenarbeit nicht im- stande waren. Bis jetzt gelang es noch nicht eine gemeinsa- me theoretische und strategische Plattform des Feminismus zu erarbeiten und eine organisatorische Einheit herzustel- len bzw. sich überhaupt über eine Organisationsform zu ei- nigen und überregionale Abstimmungen und Wahlen durchzu- führen. So stehen glich in den Beiträgen der Berliner Sommeruniver- sität hervorragende feministische Analysen neben verwir- renden Arbeiten und Aktivitäten vod'Patriarchalinnen"(d.h. von Marxistinnen, Sozialdemokratinnen, DKP- und KB- und anarchistischen"Feministinnen"), die eine argumentiert für Lohn für Hausarbeit, die andere dagegen, die eine für, die andere gegen Pazifismus, die eine für, die andere gegen die Aufnahme von Männern in feministische Gruppen und Parteien etc. Insofern spiegeln die drei bisher erschienenen Dokumatationen (seit 1979 klappt' s auch mit der Dokumen- tation nicht mehr so recht!) den Zustand der Frauenbewe- gung recht genau - bis auf unsere Richtung, die besonders an den Universitäten und auch in der Berliner Frauenszene unterrepräsentiert und bewußt boykottiert wird. Aber insge- samt bleibt festzuhalten: Die meisten Thesen und Beiträge, die hier für die gegenwärtige und zukünftige Praxis gesam- melt vorliegen, müssen endlich innerhalb wie außerhalb der Bewegung gründlich diskutiert und zur Konsensbildung als wichtigstes Material aufgearbeitet werden - will nicht jede Frau und jede Gruppe und jede Generation wieder bei Null anfangen! Bei der Im März 81 durchgeführten "Hamburger Frauenwo- che", die rein organisatorisch und was die Fülle des Ange- bots betraf der Berliner Sommeruni durchaus das Wasser reichen konnte, mußten wir mit Betrübnis feststellen, daß frau in Sachen feministischer Analyse und politischer Theo- rie wieder weit hinter bereits erreichte Positionen zurück- gefallen Ist und auch die Sensibilität für die Unterwanderung, Verwässerung und Verelnanhmung des Feminismus seitens patriarchalischer theoretischer Positionen bereits im Schwinden begriffen ist. Wir empfehlen deshalb allen das Studium der Frühschriften. H.Mabry Pieke Biermann: "WIR SIND FRAUEN WIE ANDERE AUCH !",RowohltVerlag,Hamburg 1980, 238 S., DM 19,80 Mit Ihrem Erstling "Das Herz der Familie" konnte sie sich keinen Namen und kein Geld machen. Das Themd'Lohn für Hausarbeit", daß sie dort völlig unqualifiziert (es war ihre Diplomarbeit als Soziologin - siehe auch unsere Bespre- chung im FEMINIST 2 /77) abhandelte, war beim Patriar- chat nicht gefragt und auch in der Frauenbewegung wurde die Auseinandersetzung abgeblockt. Mit ihrem oberfläch- lich provozierenden 2. Buch ist es Pieke aber nun wohl ge- glückt, sich einen Namen und viellüicht auch etwas Geld zu machen. Das Patriarchat (der Rowohlt Verlag und die Mas- senmedien) witterte ein Geschäft : Denn, wenn eine "Fe- ministin" das "Anschaffen erhobenen Hauptes" empfiehlt, darf man darauf bauen, daß dies eine ähnlich zündende Wirkung auf Weiblein wie Männlein ausübt wie seinerzeit Esther Vilars "Nurhausfrauen"-Beschimpfung ( die, obwohl so dumm wie ihre Hausgockeln, diese angeblich doch mit Erfolg auszubeuten imstande seien). Das sind schließlich Aussagen und Weisheiten, die man selbst gelesen haben muß! Ein paar Schwestern - allen voran Alice Schwarzer- versuchten sich nun aber schnell von dieser "Feministin" zu distanzieren. Fürchtete man um' s Geschäft bzw. die eigene Auflage oder um den guten Ruf - den eigenen oder den des Feminismus? Pieke nimmt diesmal ja auch kein Blatt vor den Mund, sie will den vollen Durchbruch, sie will sowohl den "anständigen" Frauen wie all den miesen Männern mal Ihre Meinung sagen. Daß ihr selbst der volle Durchbruch Ins Patriarchat nun gelungen ist, das versteht sie offensichtlich nicht mehr oder noch nicht? Pieke wurde in dieses System hineingeboren - als weibli- 26 ches Wesen und arm: "...das hat mich so krank gemacht, immer mit den paar Kreuzern rumzuschieben, statt ir- gendwie locker sagen zu können:' Ich will jetzt das und das haben. Also her damit!' Nee, da mußt du immer erst überlegen, kannst du dir das überhaupt jetzt leisten, und muß nicht erst dieses oder jenes her... ?Das finde ich so zum Kotzen." Sie will nicht mehr "rechnen müssen": "Das Sperma der Zukunft: Geld !" "Ich möchte so viel Geld haben, daß ich' s vergessen kann, das Geld! Ich will nicht dauernd kucken und rechnen müssen: Wo ist die Butter zwanzig Pfennig billiger... da mußt du ja dann in vier ver- schiedene Läden gehn, und die sind eben weiter weg. Das ist mir alles zuviel Arbeit!" Da fand sie das Anschaffen bequemer: "Ich war froh, das war nämlich 'n Job, für den brauchte ich nix zu lernen...Dafür brauchst du keine ex- tra Ausbildung mehr." Und ihr Fazit am Schluß: "...we- niger Geld engt die Bewegungsfreiheit ein. Keine steigt um jeden Preis aus, denn genau um den Preis geht es." Aber Pieke Biermann weiß offensichtlich nicht, welchen Preis sie bezahlt. Sie tötet alles ab - und vor allen Din- gen die Frage ihrer eigenen Emanzipation. Die Käuflich- keit und Verkäuflichkeit des Menschen, die Enthumanisie- rung der Beziehungen untereinander hat sie akzeptiert. Aber Feministen werden sich vom Patriarchat nicht kau- fen lassen. Wir haben auch nicht die gleiche Währung. Und mit Prostitution steigen wir voll ins Patriarchat ein. Auf den Ratschlag können wir verzichten. Das soll nicht heißen, daß wir die Prostitution des Kör- pers für besonders unmoralisch halten. Ganz im Gegen- teil! Sie richtet nicht annähernd den Schaden an, den die Prostitution der sozialwissenschaftlichen und auch tech- nischen Intelligenz ihren Mitmenschen antut. Die Käuf- lichkeit der Intellektuellen, die die Verbreitung von Vor- urteilen und Lügen, das Verschweigen der Wahrheit zur Folge hat, ist für Kinder und Jugendliche - und ganz be- sonders für die Armen dieser Welt - weit verhängnisvol- ler und unmoralischer. Denn zur Bekämpfung der Armut und der Unterdrückung durch das Patriarchat ist Aufklä- rung, gemeinsames Lernen und Solidarität, d.h. ein ge- meinsamer politischer Kampf um menschenwürdige Löh- ne in aller Welt vonnöten. Die Armen und Schwachen (gei- stig, körperlich oder ökonomisch) einzeln auf den Strich - zum Anschaffen von Geld und Macht! - zu schicken , Ist ein patriarchalisches Verbrechen. Leider ist Pieke Bier- mann nicht die einzige Patriarchalin In der Frauenbewe- gung. Wer weiß wie's tarnte dann noch wäre, wenn mit dieser Selbstreinigung begonnen würde! Sie wäre dann höchstwahrscheinlich so stark wie die politische Protest- bewegung der Prostituierten! So stark wie die politische Protestbewegung der Hausfrauen, die vom Staat "Lohn für zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA gruppe aus 5 Frauen und in München kämpfen die Zuhäl- ter um die Aufhebung der Sperrbezirke.So stark sind in der Bundesrepublik die Frauen - ob Hausfrau, ob Prosti- tuierte - die Männer und der Staat werden mit Ihnen noch leicht fertig. Und Pleke Biermann und Alice Schwarzer und manch' andere "Feministin" hilft ihnen dabei... Hausarbeit" fordern - im Hamburg besteht die Kampf- H.Mabry Betty Friedan: DAS HAT MEIN LEBEN VER HINDERT, Beiträge und Reflexionen zur Frauenbe- wegung, Rowohlt Verlag, Hamburg 1977, 320 S., DM 19,80 Was ist wichtig, was sollten wir lesen? - werden wir oft von neu zur Frauenbewegung stoßenden Frauen gefragt, die wenig Zeit haben, die nach Berufstätigkeit und Haus- halt müde und abgespannt sind und mitunter auch im El- ternhaus oder in der Schule wenig zum Lesen angeregt wurden, so daß sie theoretisch anspruchsvolle und leider meist auch stilistisch trockene, mit Fremdwörtern ge- spickte Analysen meiden ? Wir haben ihnen früher im- mer Betty Friedans "Weiblichkeitswahn", Kate Milletts "Das verkaufte Geschlecht': Judith •Jannbergs "Ich bin Ich"

129greigriv? 19 Jahre alt. Das Thema Se- Das erste Mal wurde ich mit Pornographie in einem Schulklo konfrontiert. Ich war damals acht oder neun Jahre alt und versuchte zu ka- pieren, was da auf der Klotür stand: "Ficken ist mein Leibgericht bis im Sack der Knochen bricht!" Da ich das Wort "ficken" nicht kannte. übersetzte ich es für mich mit "pinkeln" we- gen des bewußten Örtchens, um dem Ganzen einen Sinn zu geben; denn den Ausdruck "Sack" hatte ich auf der Straße schon mal gehört für "Pipi-Männchen", so hieß der Penis - dieses Wort war mir damals noch unbekannt !- hei uns zuhaus. Ich wunderte mich allerdings ein we- nig, daß Jungens pinkeln so toll fanden. Die zweite Konfrontation mit Pornographie wirkte noch lange als Schockerlebnis nach Ich war inzwischen zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA xualität war zu der Zeit noch weitgehend tabu - in der Öffentlichkeit und auch in der Fami- lie, zumindest in der Mittelschicht. Die Tät- lichkeiten von Männern, oder wie man heute sagt "das Anmachen", trafen uns deshalb wie aus heiterem Himmel - ob auf der Straße oder während der Ausbildung oder einer Autofahrt. So drückte mir 1949 ein Architekt während ei- nes Gesprächs über Innenarchitektur einen Stoß Photos in die Hand mit der Bemerkung: "Schauen Sie, meine neuesten Entwürfe !" Es waren Pornos; Männer mit Riesenpenissen, Gruppen-Sex-Photos. Die zynische und aggres sive Präsentation hatte traumatische Folgen. Monatelang sah ich Männer nicht als Men- schen, sondern als Penisse - in der Straßen- bahn, als Vorgesetzte etc. Der Mann hatte sich durch diese Pornos reduziert auf den Pe- nis. Ich fand ihn primitiv und abstoßend. Von "Penisneid" gar keine Rede. Als ich von die- ser Theorie wenig später erfuhr, erschien sie mir so lächerlich und penisfixiert wie die Pornos. Ich teile auch nicht die Ansicht Karl Kraus' : "Die Verteidigung (der Pornographie - H.M. ) hat darin zu bestehen, daß der angeklagteVer leger zugibt, er habe Schweinereien angeboten weil nach Schweinereien Nachfrage ist. Ein Freispruch, der aus anderen Gründen erfolgt, ist als unwürdig zurückzuweisen." Mit patriarchalischer Sexualität, Pornographie Penisschau, Pornofilmen werden Frauen kon- frontiert, nicht selten überfallen, auch wenn bei ihnen keinerlei Nachfrage nach sol eher sexuellen Anmache besteht. Die Nach- frage nach solcher Anmache ist bei Frauen immer sehr gering gewesen und geblieben - und keineswegs nur wegen ihrer geschlechts- spezifischen Sozialisation. Bereits im Kinsey- Report (1956) erwies sich: "Ein großer Teil der pornographischen Literatur dreht sich um detaillierte Schilderungen der Genitalbetätigung und Beschreibungen der männlichen Genitalbe- tiitigung. Es sind dies Elimente, an denen Frauen, unseren Untersuchungsergebnissen zufolge, im allgemeinen nicht interessiert sind... Derartige Elimente (z.B.in Pornos die Bewunderung der genitalen und kopulatori- schen Fähigkeiten des Mannes - H.M.) wer- den angeführt, weil sie von erotischer Bedeu- tung für die männlichen Autoren und für das aus männlichen Abnehmern bestehende Publi- kum sind" . (Das sexuelle Verhalten der Frau) Die Nachfrage nach "obszönen Darstellungen geschlechtlicher Vorgänge" (Fremdwörter-Du- den) ist bei Frauen eben gering, weil sie an- ders als Männer stimuliert, gereizt werden wollen. Sie sind nicht penisfixiert. Ihr Zentrum sexueller Erregung ist die Klito- ris. Das sollten sie aber in einer patriarchali- schen Kultur gar nicht erst erfahren. So schnitt und schneidet man sie in vielen Ländern Afri- kas und anderswo kleinen Mädchen auf barbari- sche Weise ganz früh heraus. In unserer "zi- vilisierten" Welt sorgte Freud dafür, daß die- ses Organ - zumindest theoretisch - als un- nötig und belanglos für ein ausgeglichenes "er- wachsenes" Sexualverhalten der Frau bewer- tet wurde. Die Unterdrückung der Frau in der Praxis wie in der Theorie hat im Patriarchat eine jahrtausendelange Geschichte... Wissenschaft im Dienst des Patriarchats ver- hindert und behindert eine humane Entwicklung. Aggressivität und Gewalt beherrschen alle ge- sellschaftlichen Beziehungen. Die Ursachen von Aggressivität und Gewalt werden selten und unangemessen untersucht. Aggressiv ist Pornographie weil sie von Pa- triarchen für Patriarchen gemacht wird. Und ein Patriarch ist nach unserer Definition ein Individuum, das den Schwächeren - körperlich, intellektuell und ökonomisch - ausbeutet, das seine naturgegebenen Vorteile und Gaben ge- wissenlos ausnützt. Macht statt Ethik, Gewalt statt Argumente strukturieren dieses Gesell- schaftssystem. Feministen wehren sich gegen eine Pornogra- phie, in der die Frau als Sexualobjekt des Mannes dargestellt wird. In der ihr aggressiv 28

Aus dem Ratschlag wurde Ratlosigkeit Wer haut uns mehr in die Pfanne- Mediamänner? Mediafrauen oder die das individuelle und politische Niveau unserer Gegner besonders idealtypisch entlarven und aus denen ersichtlich wird. we m es hier tatsächlich um politische Aufklärung geht und wer den solidarischen Dialog mit politisch und ökonomisch unterdrückten Gruppen wirklich wünscht und fördert. Da wir wissen, daß den meisten Männern - und leider auch Frauen! - die Diskriminierung der Frau durch die Medien (ob subtil oder grob!) gar nicht mehr auffällt, sie offen- Da wir durch unsere Lebenserfahrung und auch durch unsere sichtlich durch die lange Gewöhnung entsensibilisiert wur- Analysen als -bestimmendes Strukturprinzip des Patriarchats der zitieren wir einen Satz aus dem VORWÄRTS-Kom- die G e w a lt erlebten, aufdeckten und kritisieren, stehen mLili.4.1r. in dem wir "Frauen" durch eine andere diskrimi- wir aber nun seit Jahren vor dem Problem: Wie schafft man nierte Gruppe - die Neger - ersetzten: die Gewalt gewaltlos ab? Wie kann man sich bei einem bis "Der peinliche Auftritt der aggressiven Neger.... der an die Zähne bewaffneten Gegner überhaupt Stimme und Ge- schreienden Neger...lähmte das ganze Auditorium." hör verschaffen? Bei einem Gegner, der intellektuell, polit- Wir nahmen uns übrigens die einzelnen "Autoritäten"des ökonomisch, polizeilich und militärisch alles monopolisiert, SB und der sogenannten "alternativen","linken" und "grü- organisiert und institutionalisiert hat und der auch die Wis- nen" Szene wie Bahro, Marcuse (leider verstorben) u.a. senschaft und die Massenmedien beherrscht? So beherrscht, daß er meist gar keine direkte Zensur mehr ausüben muß, weiterhin vor, damit uns niemand sagen kann, wir hätten da die Mehrzahl der Intellektuellen die Gleichschaltung mit es nicht versucht. Aber weder einer der Frauen oder der herrschenden Ideologie und offiziellen politischen Mei- Männer unter den Anwesenden, noch die anschließend von nung bereits durch Selbstzensur besorgt? Ja fast automa- uns angeschriebenen Professoren Rolf Schwendter, Micha tisch, ohne Nachdenken,die Meinung von pol i t i s ehe n Min- Brumlik oder die Zeitschrift LINKS waren zu einer sach- derheiten (aber sozialen Mehrheiten wie die von Frauen und liehen Stellungnahme und einem politischen Dialog mit uns Müttern) unterdrückt und ihre Befreiungskämpferinnen, die bereit. Am frechsten reagierte bis jetzt Herr Bott vom engagierten Frauenrechtlerinnen, - wenn überhaupt -- als NDR. Er entblödete sich nicht nachmonatelanger Nichtbe- lächerliche Furien und individuelle, von "niemand" ernstzunehmende Querulantinnen der Leserschaft präsentiert? Welche publizistischen Möglichkeiten haben politische Feministen innerhalb des rech- ten wie linken Patriarchats auf unsachliche Berichte, auf Verleumdungen reagieren zu können? Außer in eigenen kleinen Zeitschriften praktisch keine! Ein männlicher Feminist ist für Herrn Bahro wie für die breite Masse "eine devote Spottgeburt"und sich mit Feminismus als Gesellschaftstheorie und politischer Richtung zu beschäftigen,hat man nicht nö- tig. Wer diese durchgängige Meinung des Patriar- chats nicht akzeptiert und zu durchbrechen wagt, dem zeigt man, wer der Stärkere ist, den läßt man ab- blitzen, mit dem redet man nicht. Wenn derartige "Außenseiter" dennoch auf Kommunikation und Dis- kussion beharren, dann werden sie als Störer und Stänkerer abqualifiziert. mit Tages- und Geschäfts- ordnungs- bzw. anderen formalen bürokratischen Disziplinierungsverfahren ausgetrickst und mit Be- rufung auf die "demokratische Mehrheit" (die ja in den meisten Ländern auch noch für die Todesstrafe und die Unterdrückung von Opposition ist!) kaltge- stellt und abgewürgt. Unter diesen Umständen ist es wahrlich verständlich, daß die eine oder der andere zum mörderischen und selbstmörderischen Terrori- sten degeneriert - eben die Hi nterhofansicht zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA des Pa- triarchats. Mit Einzelkämpfern- gewaltlos und ge- walttätig - wird man immer fertig im Patriarchat. Dafür hat man ja seine "Autoritäten", die für die Gruppe in der Stunde der Gefahr die Formulierung in die Hand nehmen und die ja dazu da sind, die Ord- nung wieder herzustellen und Zweifel und Ratlosig- keit bei den Individuen abzubauen, die durch neue Situationen und Gedanken aufkommen. In solchen Si- tuationen können sogar die Autoritäten das eigene Veranstaltungsziel "Über einen neuen Sozialismus" diskutieren zu wollen "zum Quatsch" erklären - so geschehen durch Prof.Dr.Osletr Negt beim vom SB (Sozialistischen Büro) 1 980 einberufenen "Gros- sen Ratschlag" in Frankfurt. Wir berichteten darü- ber bereits im FEMINIST Nr.1 0 und brachten dazu auch einige Pressekommentare (FR, ZEIT u."taz"). Wir möchten unseren Lesern auch den leicht gekürz- ten Bericht des VORWÄRTS und die Reaktion des "progressiven"Journalisten Gerhard Bott (NDR) nicht vorenthalten. Wir haben die Passagen unterstrichen, 30 Der peinliche Auftritt aggressiver Frauen Verkrampft, gefangen in der Schwäche, sich gegen eine Minderheit nicht durchsetzen zu können, hatte der „Ratschlag" begonnen. Als Rudolf Bahro und Peter Brückner, Oskar Negt, Christel Neusuess und Ursel Schmie- derer den „neuen Sozialismus" diskutieren wollten, hatte ihnen eine Vierergruppe mili- tanter Frauen das Podium und die Mikrofone streitig gemacht. Der peinliche Auftritt der schreienden Münchnerinnen, die jeden Appell anderer Frauen zurückwiesen und auf einer Diskussion über „Sozialismus und Fe- minismus" bestehen wollten, lähmte das gan- ze Auditorium. Die aggressive Gruppe ließ sich auch von dem völlig aggressionsfreien Publikum nicht beeindrucken, das per Hand- aufheben fast einstimmig den Einstieg in die Podiumsdiskussion gewünscht hatte. Eine der Frauen blieb auch dann noch auf dem Po- dium. nachdem die Redner mit mehr als ein- stündiger Verspätung - Rudolf Bahro wollte eigentlich gar nicht mehr - ihre Debatte he- gannen „Ich hin zeitweilig depressiv; zum Beispiel gestern Abend bei der Podiumsdiskussion und jetzt auch bald wieder", klagt Rolf Schwendter, Hochschullehrer und langjähri- ger Aktivist der alternativen Szene. In der- Gruppe, die über den „neuen Menschen" be- raten will, zeigt sich Verständnis. „Mich macht die Frage nach dem neuen Menschen ganz schüchtern", bekennt Jörg Bop2 und wünscht, man möge mit weniger morali- schem Rigorismus an Projekte herangehen, „Wir schielen ständig auf den Zeigefinger von Freundinnen und Freunden_ von 1 ehrera und Eltern. Das nimmt uns oft den Mut, Pro- jekte einfach anzugehen", meint der „Kurs- buch"-Autor („Vatis Argumente"). Seine These: Jener „neue Mensch" sollte sich einer- seits nicht anpassen, er müsse aber anderer- seits „noch erreichbar" sein. Er müsse ein un- verkrampftes Verhältnis zu den eigenen Schwächen haben. lausende sind gekommen. Alte Autos mit Kennzeichen aus der ganzen Bundesrepublik park ;n auf der Wiese rings um das Zelt am Frankfurter Rebstockgelände. Der Aufkleber _Atomkraft - nein danke" dominiert. Zum _großen Ratschlag", organisiert vom Soziali- stischen Büro (sb) in Offenbach, einer Orga- nisation undoginat:scher Linker, findet sich die hx- -1p0 der 60er Jahre ein - allerdings als Minderheit Vor allem aber kommt die Ju- 11II. WOrt; „grün" oder „alterna- reagie rt. Das ist die Mehrheit -. und diese Mehrheit ist im allgemeinen unter zwanzig Jahre im Durchschnitt alt Schließlich zieht der „Ratschlag" auch die Sektierer aus allen 1 eilen der Republik an, die a ie immer auf (jrotiveranstaltungen aut. Kundensuche ge- Das Sozialistische Büro hatte zum „großen Ratschlag" nach Frankfurt geladen. Doch statt des Ratschlags machte sich wieder einmal große Rat- losigkeit breit. in einer Krise." Wenn die ApO-Väter des großen Rat- schlags gehofft hatten, sich über die Diskus- sion aus der politischen Ratlosigkeit heraus- reden zu können, so wurden sie enttäuscht Das Publikum, das im Großzelt oder in Bür- ;:erhausern am Rande der Bankenstadt 1.rankfurt sich zusamm...nfand. mochte oft gar, nicht debattieren. Da kamen die mikrofon- trainierten DKP-Leute in den Diskussionen allzu leicht zu Wort Aber. Ihr Lieheswerheil stieß noch nicht einmal aul .Ahlehnung eh& auf Langeweile. Der _neue Sozialismus" tauchte in den Bei- tragen dann noch nicht einmal schemenhaft auf. VORWÄRTS, Nr. 28 - 3.,Juli 1 980 5000 kamen zum „großen Ratschlag" des Sozialistischen Büros. Von Michael Opoczynski hen. Das Sozialistische Büro rief zum „groben Ratschlag": samt 27. his 29. Juni sollte in Frankfurt beratschlag' werden. Und mehr als 5000 Menschen folgten der I- inladung, ge- lockt von Themen wie „Der neue Sozialis- mus", „Die Linke und der .neue Mensch'", .17;rikurrenz und Kriegsgefahr", „Sozialisti- sche Politik und internationale Krise", „von den Sinnen und dem Sinn". Den Sinn des Freirens erläuterte Dany Diner, Autor der sum sozialistischen Büro herausgegebenen Zeitschrift zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA , so: „Der große Ratschlag ist selbst Ausdruck einer Orientierungskrise .iuch innerhalb des sh. Das Sozialistische Bü- ro steckt von seiner politischen Substan, her Link szyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA

Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei (FFP) Am Nymphenbaci 6 8000 München 60 1 Einfluß auf die Themengestaltung nehmen und ingewisser Weise"Politik machen"können im Rahmen der genehmigten "Frauensendungen". Sie könnten mehr tun. Wir wissen, vas da und dort hinter den Kulissen abläuft, deshalb sind wir ja bei Politikern und Mediafrauen und Mediamännern so "beliebt"... München. den 23.12 . 80 Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei (FFP) Offener Brief Herrn Gerhard Bott NDR - Fernsehen Gazellenmp 57 2000 Hamburg 54 Lieber Herr Bott, ich darf Sie an unsere Schreiben vom 14.Juli und 18.Sep- tember 1 980 erinnern. Nachdem wir nun vier Monate lang vergebens auf Ihre Ant- wort gewartet haben, ist unsere Hoffnung, doch noch von Ihnen zu hören, ziemlich dahingeschwunden. Aber - viel- leicht kommt Ihre Antwort noch als Weihnachtsüber- raschung? Falls dem nicht so ist, möchten wir Sie bitten, uns die bei- den Zeitungen DER FEMINIST Nr. 1 /80 und 2/7 9 zurückzu- schicken, da wir ein armer kleiner Verein sind und nichts zu verschenken haben. Wir fügen eine 50 Pfennig-Marke bei für die "Büchersendung". Mit freundlichen Grüßen! Im Auftrag der Redaktionsgruppe gez. Ingrid Braun Diesen Brief vom 23. 12.80 erhielten wir mit dem Vermerk " Urschriftlich zurück: Liebe Frau Braun, leider kann ich Ihner Bitte um Rücksen- dung der Exemplare von "Der Feminist" nicht entsprechen, weil ich die mir seinerzeit zugesandten Exemplare nicht ar- chiviert habe. Was den Inhalt Ihrer Arbeit angeht. so kann ich nur sagen, daß ich - wenn auch nicht in der Form - so doch in der Tendenz mit der von Oskar Negt geäußerten Kritik übereinstimme. Mit freundlichen Grüßen gez. Bott 8/ I /81" Ja, über unsere theoretischen neuen Analysen und über un- sere spezifische politische Strategie (Feministische Partei mit Männern etc.) hört man so gut wie nichts in den Medien; dafür ist man sich einig in der Ablehnung unserer - beson- ders Hannelore Mabrys "aggressiven" Form. Die verletzt den "bürgerlichen Anstand" und die Spielregeln, die das Pa- triarchat seit Jahrtausenden ausgegeben hat. Ein solch'"an- maßendes, selbstherrliches Auftreten" schickt sich für eine Frau nicht. Da fühlen sich auch die meisten Frauen provo- ziert und sind pikiert: "Wie Ihr Euch immer aufführt und in Szene setzt!" "Eine Blamage Ist das!" "Überall wollt Ihr Euch wichtig machen - im Fernsehen etc." (Obwohl wir da gar nichts zu suchen haben; denn da bestimmen die Media- frauen, was "Feminismus" Ist!) "Euer 'Auftritt in der Nacht- sendung "Erbarmen mit den Männern"(7. 8.80, ZDF) war ja "peinlich","direkt unmöglich", meinten einige Mediafrauen anläßlich ihres Seminars "Braucht die Frauenbewegung die Medien" bei der Sommeruni der Frauen Im Okt.80 In Ber- lin. Denn die Damen haben auch nicht so gern, daß man kri- tisch beobachtet und öffentlich kritisiert, was sie machen und wie sie uns verschaukeln. Sie möchten den Rahm ab- schöpfen und hofften und nicht "angepöbelt" werden, daß sie zu wenig für die politische Aufklärung der Frauen täten. Beginnen wir mit dem Briefwechsel, den wir mit I nge von Bönninghausen vom WDR führten, dem Nachspiel unseres aggressiven Auftritts anläßlich ihres Seminars in Berlin, bei dem wir die Seminarteilnehmerinnen darüber aufklärten, daß keineswegs von allen Chefs und bei allen Sendern die Möglichkeiten über politischen Feminismus und überhaupt über die neue Frauenbewegung Sendungen zu ma- chen, so eingeschränkt, so boykottiert würden wie im Bay- erischenRunfunk und Fernsehen. Wir wissen,daß einige Mt- diafrauen - und gerade Inge v.Bönninghausen - durchaus 32 Frau Inge v.Bönninghausen WDR - Fernsehen Appellhofplatz 1 5000 Köln 1 München, den 6.10.1980 Liebe Inge v. Bönninghausen, bei der diesjährigen Sommer-Universität für Frauen in Berlin ist es leider nicht zu der von uns angestrebten Aus- sprache gekommen. Wir hatten versucht, in der von Dir angebotenen Veran- staltung "Braucht die Frauenbewegung die Medien ?" eine Klärung über Dein politisches Selbstverständnis bzw. Dein feministisches Engagement herbeizuführen. Uns interes- sierte, warum Du von den 10 bis 12 halbstündigen Sendun- gen über die Frauenfrage, die Dir der WDR ohne in - ha 1 tl i che Auflagen für 1 980 bewilligte, keine einzi- ge über das Problem, die Frauenbewegung und ihre politische Vertretung in der BRD, ma- chen willst. Daß Du bei dieser Serie die thematischen Schwerpunkte völlig autonom bestimmen kannst, gabst Du in Berlin in aller Öffentlichkeit zu. Da uns diese Fakten sehr früh bekannt waren, versuchten wir, Dich seit Anfang des Jahres dafür zu gewinnen, we- nigstens eine Sendung über die politische Dimension der Frauenfrage zu machen - nicht zuletzt sind wir Frauen 1980 wieder als Stimmvieh gefragt! Wir boten Dir Themen und etliche politische Aktionen in den letzten Monaten an, wie - Die Frauen und die Grünen - Die Frauen und die "Linke" - Die Frauenbewegung und die Bundestagswahl - Brauchen die Frauen eine eigene politische Partei bzw. eine Frauenpartei oder eine Feministische Par- tei? Von Dir I:am keinerlei Reaktion. Erst in Berlin auf der Sommer-Universität der Frauen bekanntest Du Farbe: Du erklärtest, die Frauen (oder die Frauenbewegung) und die Bundestagswahl seien Dir keine einzige Sendung von den 10 bis 12 genehmigten wert. Bürgerliche Parteien und Wahlen waren für Dich wie für die Mehrheit der Anwesenden (die Medienfrauen und die Aktivistinnen und Sympathisantinnen der neuen Frauenbe- wegung) ein alter Hut. Keine Minute der Diskussion und auch keine Minute der Öffentlichkeitsarbeit in den Mas- senmedien wollte man sich mit unserer totalen politischen Entmündigung als Frau beschäftigen. Im Gegenteil, Deine "politische" Haltung wurde bejubelt und beklatscht. Ob (Wahlboykott) und w I e die Frauen sich bei der Bun- destagswahl verhalten, ist also für das Emanzipationsver- ständnis von Mediafrauen - wie für weite Kreise der neuen Frauenbewegung - nicht von Bedeutung. Hannelore Mabry, die sich seit 10 Jahren für einen politi- schen Feminismus kämpferisch einsetzt, verließ nach die- sem fast einmütigen "politischen" Bekenntnis protestie- rend den Raum. Wie jeder weiß, kommt den Medien eine überragende Be- deutung hinsichtlich der politischen Information und Beein- flussung der Bevölkerung zu. Eine besonders hohe Ver- antwortung tragen deshalb die Medienfrauen innerhalb und außerhalb der Frauenbewegung. Aber was verkünden sie nach wie vor, wenn sie sich nicht total darüber ausschwel-

ren. Das "Berufsverbot" trifft in besonderem Maße aller- dings politische Feministen - von niemand groß beachtet und auch von "Linken" nirgends angeprangert! - Wir haben auch keineswegs "beliebig vom Thema abbrin- gen", sondern genau das Thema "Braucht die Frauenbewe- gung die Medien" und "nach welchen Kriterien ...werden die Wichtigkeit .von Themen bemessen" mit Beispielen aus der Praxis beleben und anhand der Medienpolitik der Inge von Bönninghausen diskutieren wollen. - Ob sich übrigens unser Diskussionsangebot "immer wei- ter von den Inhalten weg" in den letzten Jahren entwickelt hat, das können unsere Leser leicht selbst beurteilen. (Vie- len sind unsere Inhalte allerdings zu anspruchsvoll und zu unbequem (sie provozieren Verhaltensänderungen), deshalb lesen sie den FEMINIST gleich gar nicht.) Übrigens, Franziskas Kommentar zu den Argumenten Inge v. Bönninhausens fiel kurz, bayerisch und "akademisch professionell" aus: "Ein Schmarren!" Aus einem längeren Artikel "V ie 1 versprochen - wenig gehalten" der Zeitung der Organisation für die Sache der Frauen (OFRA) EMANZIPATION , Basel, Nr.10 des 6. Jahrgangs, der sich mit der 5. Sommeruniversität für Frauen in Berlin beschäftigt, haben wir die Passage, die sich auf unser Seminar bezog (siehe auch "Prostitution als Beruf',S.11-21) entnommen. Wir stellen diese Art der Berichterstattung - samt unserer Gegendarstellung und ei- nem Leserbrief von Gunild Feigenwinter hiermit zur Dis- kussion. Die intellektuelle und politische Fairneß bzw. schwesterliche Solidarität, die uns hier entgegenschlägt, ist uns leider nichts Neues. Wir erinnern an die Bespre- chung des FEMINIST in der "Münchner Frauenzeitung" - betr.: Anne Egolf zur Sommer- Uni in Emanzipation Dez. 10/1980 Sekretarinnen aller Herren - wer den Ernährerlohn einsteckt dank der Gratisarbeit der Haus- Anne Egolf hat an der Sommer- thi wahrgenommen, dass Hannelore Mahr), sich "durch aggressives Auftreten kritischen Fragen und konkreten Anwür- fen zu entziehen versucht". Nun ist die Verfasserin solcher Die Verfasserin des Artikels, Frau Anne Egolf, schreibt, dass sie später kam und früher ging. Sie schreibt nicht, ob sie zur 1. oder 2. Veranstaltung kam. Sie hat offenbar weder richtig zugehort noch jemals einen FEAHMSTEN gelesen, sonst wüsste sie warum unsere Zei- tung gerade "D e r Feminist" heisst - das wird in jeder Nr. erläutert ! So unterstellt sie auch. Hanne- lore Mabrvs feministische Ge- sellscherskonzeption sei ein "seichtes Gebikle". Solche Behauptungen müssen durch Beweis abgesichert sein. An- hand der Inhalte weist sich Kritik aus, nicht durch infame Verleumdung! Dieses "seichte Gebilde, konstruiert aus ober- flächlichen Patriärchatsanaly- Hannelore Mabry (Hrsg. "Der (sic!) Fe- minist") und ihre Jüngerinnenschar tra- ten mit dem Thema "Prostitution als Be- ruf' - dies sei nut Bezug auf das AAO- Referat besonders hervorgehoben ex- plizit als Forderkreis zum Aufbau der Fe- ministischen Partei auf. Seit langem schon ist Hannelore Mabry in der Frauenbewe- gung eine umstrittene Erscheinung. Inzwi- schen dürfte auch bis in die hintersten Reihen vorgedrungen sei, dass sie endgül- tig nicht ernstzunehmen ist. Mit aggressi- vem Auftreten versucht sie sich kritischen Fragen und konkreten Anwurfen zu ent- ziehen. Stur beharrt sie auf ihrer femini- stischen Gesellschaftsordnung, einem seichten Gebilde, konstruiert aus ober- flächlichen Patriarchatsanalysen und humanistischem Gefasel. Sie plädiert mit unbeschreiblicher Ignoranz jeglicher Be- dingungen für einen Welteinheitslohn von DM 4.- pro Stunde mit der Begrundung: alle etnischen Forderungen mussten an sich, fur sich und a pnon uherhoht sein, um sich vernehmlich muhtestieren zu können. Zur Prostitution in der ausser- häuslichen Arbeitswelt meinte Mahry, dass jede Frau ihrem Arbeitgeber Mehr- wert schaffe durch ihren Korper. Die an- gefuhrten Beispiele erschöpften sich dann allerdings in: Schauspielerin/Verkäuferin; Bar- u. Servierdame/Stewardess. Die Dis- kussion schleppte sich unter autoritarer Führung seitens der Frau Mahry mühsellg dahin. Die Losung aller gesellschaftlichen Probleme bietet die feministische Gesell- schaftsordnung, über deren prospektive Entstehungsgeschichte die Auffiaukreis- Gauen nur vage Äusserungen zu machen wissen. Das Zauberwort heisst "Analyse" und ich komme nicht um das Biermann- zitat herum, "ohne Analyse keine Wut". Die ohnehin nicht gut besuchte Veranstal- tung nahm sich im Verlauf der Zeit als ve- ritables Schrumpfkabinett aus. Ich habe auch nicht bis zum letzten Teil durchge- halten - kann sein, dass die Referentin heute noch nicht da ist. Ich sah noch ih- ren Verehrerinnenkreis eifrig Beifall nik- ken, dann zog ich hinter mir die Tur des Seminarraums zu„„ . Gegendarstellung zum Artikel: Viel versprochen, wenig gehalten (zur 5. Sommer- universität in Berlin) in EMAA'- ZIPATION, Dez. 1011980 sen und ma trist isch em G e f a se I." Die Sprache ist zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA (WS bekannt: Hitler und Himm- ler verwendeten die gleichen Begriffe. Faschismus ist das!! Wir sind entsetzt, dass solche Artikel von der Redaktion ver- öffentlicht werden! Offensicht- lich teilt man da diese Auf: fassung! Wir können in der Frauenbewe- gung stolz sein Lorley Afahrt. Feststellungen zwar nicht in der Lage, im Verlauf ihrer unqua- lifizierten Anwürfe auch nur eine einzige "kritische Frage" zu formulieret:, die sie als intellektuell überhaupt ernstzu- nehmen ausweisen würde. Da- für leistet sie gleich den geisti- gen Offenbarungseid, natürlich ohne es zu merken: "Stur be- harrt sie auf ihrer feministi- schen Gesellschaftsordiniie", schreibt dieses subalterne Kopf- ehen, den: die patriarchale imnit..• noch nicht suspekt ist. Als "oberflächliche Patriar- chatsanalyse" beliebt sie zu be- zeichnen, was sie nicht mehr kapiert, -- es übersteigt schlicht den Horizont dieser patriarchatsideologiehöreetz Dame, die gar nicht ahnt, welche autoritären Denkmuster sie da in ihrem schwachen Köpfchen hegt. Amüsant gera- dezu, dass in dieser linken Zei- tung ausgerechnet eine Vor- stellung wie der Welteinheits- loht: (hat etwas mit Klassen- unterschieden zu tun nein, sie begreifens nicht...) als der 11 ,1,-Tiff der IGNORANZ (sie) erscheint! von ander- weitigen Einheitsmodellen öko- nomischer oder politischer Theorie hat frau hier wohl noch nie gehört... Aber mann- liehe Utopien zu anaIvsieren das ist wohl veruzessch. Zur Prostitution "meint Hanne- lore Mabry, dass jede 1-rau ihrem Arbeitgeber Mehrwert schaffe durch ihren Korper". Das meint sie. Unerhört, Das Ungemein wühle Kopfehen dieser Frau Egolf kann es nicht fassen, dass frau zur Prostitu- tion etwas zu meinen wagt, was nicht WM den Hirnen der Puff- bnider aller Lander und ihrer linken Sympathisanten kommt. das verkraftet diese Dame nicht. Wer au: den: Verkauf vom: Frauen, am Verkauf unserer A rper verdient, wer damit seinen Profit macht nicht mir an den Prostituierten, auch un ‘leti Servierrochtern und frau. die mehr als ihre Arbeits- kraft zu Markte tragt, das auch nur zu denken (nicht auszu- denken) wäre in dieser Zeitung von Männern durch Frauen für Frauen Blasphemie. Denn was so eine richtige ideologische Hure des Patriarchats ist, die sorgt dafür, dass radikale femi- nistische Theoretikerinnen in diesem Dunstkreis linker Mannsgenossinnen gar nicht erst zu Wort kommen, dass ihn. Thesen gar nicht erst diskutiert werdet:, .sondern in Form von Anwürfen den offensichtlich ahnungslosen Leserinnen prä- sentiert. Wozu selber denken? Wir haben ja genug männliche Vordenker. Es ist das geistige Elend der Frauenbewegung, dass sich Kri- tikerinnen patriarchaler Theo- riesysteme von ignorante,' me- diokren Kopfehen, die nicht einmal die hier infrage gestell- ten Begriffe beherrschen, ge- schweige denn einen Dunst haben von ihren historischen Entstehungsbedingungen, an- pobeln lassen müssen. Gunild Feigenwinter als "umstrittene Erscheinung" zu haben, denn angepasst an diese Bewegung muss man sich ja schämen. Nach diesem Schreiben hat man das Gefühl, die ganze Be- wegung ist inzwischen auf der "hintersten Reihe" angelangt; auf der hintersten Reifte der Moral! Genau, Hannelore Ma- bry beharrt auf ihrer Gesell- schaftsordnung. Sie widerruft nicht, und wir bestärken sie darin. Die Zahl der "Jüngerin- nen" wird wachsen. wenn sie herausfinden, was in der Frauenbewegung sonst angebo- ten wird, und wenn sie den FEMINIST lesen' as ao CD • N CD CU A [44 w 71; 7; Ci) • Ce Grl ZZ O 0 E-4 < < • f:14 N N ZZ < < lok' 12' W Unwahr ist: "Die ohnehin nicht gut besuchte Veranstaltung wuchs sieh im Verlauf der Zeit als veritables Schrumpfkabinett zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA aus." Wahr ist: Unsere Veranstaltung "Prostitution als Beruf" war am ersten Tag übervoll, ca. 200 Frauen waren anwesend. Eine Gruppe von Frauen verliess den Raum, weil wir ihnen zuwenig "Berufsinformationen" liefer- ten. Das meinten sie wörtlich. Sie wollten ihre Emanzipation auf den: Strich holen, weil sie dort den Mannen: am besten das Geld wegziehen »innen, und hatten sieh von dieser Ver- anstaltung Praxisanleitungen erwartet. (Erstaunlich, da das Inhaltsverzeichnis unserer Ver- anstaltung im Programm abge- druckt warf) Aktienippe des FFP (Forderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei) Solveig Senf t Ingrid Braun Franziska Keil

oder Nr. 1/80 Die Aktivgruppe des FFP München gez. Franziska Keil Solveig Senft Ingrid Braun Mechthild Niemann Peter Rother u.a. LÖSUNG DES RÄTSELS: Trostpreis: Gegen Überweisung von DM 4,50 auf das Postscheckkonto DER FEMINIST, München Konto - Nr. 28035 - 804 erhält man des Rätsels Lösung, die im FEMINIST 1/81 im Mai abgedruckt wird. Und was Ille betrifft, sie wird ja hoffentlich den Mut ha- ben, unseren Leserbrief ungekürzt zu veröffentlichen: denn: "Auch ein Klagelied zu sein im Munde der Gelieb- ten ist herrlich !" (Schiller) und konservativ beim "Nebenwiderspruch" oder beim Partnerschaftsbegriff der CDU/CSU stehen (Gummers- bach - Bericht). Unsere heutige Leserzuschrift endet mit einem P re is - r ätse 1 an die "taz" - LESER, da die Redaktion offen- sichtlich geistig und politisch durch uns überfordert wur- de. Wo liegt der Unterschied in der politi- schen Berichterstattung zwischen der Frauenseite der "taz" und dem "Bayern- kurier"? 1. Preis: ein Geschenkabo DER FEMINIST für 1981 2. Preis: ein Einzelexemplar DER FEMINIST Nr.2 /78 wegungsfrauen" ekelten Hannelore Mabry derart an. daß sie unter Protest das Podium verließ. Das war ihre Antwort als Feministin zum Podiumsthema: "Den Parteien noch eine Chance? - Frauengruppen zur Gleichberechtigungspolitik der etablierten Parteien". Man hatte ihr freiwillig eh nur 2-3 Minuten offizielle Rede- zeit auf dem Podium zur Darstellung ihrer politischen Po- sition einräumen wollen. Sie ließ sich allerdings nicht tech- nokratisch bzw. formal abwürgen. Ihre Kassandrarufe sprengten den üblichen Rahmen und verschreckten nicht nur die Damen: Der Herr vom Frauenreferat des Innenministe- riums zog sich dezent ( "Ich möchte mich auf dieser Tagung nicht mehr äußern" war sein letzter Wille) zurück. Alles keine politischen Nachrichten für die "taz"? Inhaltslos und noch nicht mal "flockig" war da die Bericht- erstattung über die Gummersbacher Tagung. Noch inhalts- loser, aber dafür im Jargon der "linkeri'Szene fiel die Be- sprechung der Hauspostille des "Förderkreises zum Aufbau der Feministischen Partei": DER FEMINIST auf derselben Seite der "taz" aus. Die verantwortliche Redakteurin ist die bereits erwähnte Hannelore Mabry. Verschwiegen wird, daß sie, bzw. diese "aufrechten Feministen" aus München bereits seit 1 971 - und nicht wie hier behauptet wird seit 1976! - "den Kampf gegen das Patriarchat aufgenommen haben". Nach Meinung der "taz": "lautstark", dickhalsig und langweilig", "alles trocken und abgehangen". Wir nehmen doch an. daß es sich bei der Dame um "Ille" handelt - die einzige weibliche Re- dakteurin der "taz" -, da ihr "der Mut vorm Busen stehen- geblieben ist" nach der Lektüre des FEMINIST. Ille versteht unter "abgehangen" wohl unser historisches Material? Denn allein 1/3 des FEMINIST Nr.10, den sie sich zur Besprechung erbeten hatte, besteht aus dem Ab- druck des Handbuchs der Frauenbewegung (II.Teil. Berlin 1901, S. 154-192) : ein Bericht über die feministische I3e- wegung zur Abschaffung der Prostitution im letzten Jahr- hundert. Außerdem wird uns oder den Schwestern des letzten Jahr- hunderts "verlogene Moral" vorgeworfen. Wir wissen nicht wem gegenüber und nicht warum dieser Vorwurf erhoben wird. Wir wissen nur, daß unsere Moral sich mit der Mo- ral der anonymen Schreiberin nicht im geringsten verträgt. Wir finden nämlich äußerst unmoralisch und politisch ver- antwortungslos, wenn man Kampfgenossinnen gegen das Pa- triarchat so billig und ohne ein einziges Argument verleum- det. Auf welcher Seite steht die Redakteurin der Frauen- seite der "taz" denn eigentlich? Marxisten haben für sie nichts mit dem Patriarchat zu tun und männliche Femini- sten sind für sie offensichtlich ein Widerspruch. Für uns ist eine feministische Marxistin ein politischer Widerspruch, aber das übersteigt wohl das theoretische Fassungsvermö- gen der flockigen Schreiberin. Sie hat laut Aussage ihrer männlichen Kollegen auf der letzten Buchmesse nichts mit dem FEMINIST Nr.1/77 und 1/79 (Mabrys Marx-Kritik)an- fangen können, die wir der "taz" bereits im Juli 80 zusand- ten. Mabry meinte daraufhin, die Herren dürften sich auch durchaus selbst mit der Marx-Kritik des FEMINIST ausein- andersetzen. Die Antwort war Grinsen. Sicher, wenn man was über Frauenbewegung in der "taz" diskutiert, dann bestimmt nichts theoretisches. Schick sind Artikel über "Hundert Schwänze" (übrigens gar nicht so schlecht gewesen - der Mann!) bzw. eine Generaldebatte über die Linke und die Sexualität. Aber was eine Frau zur Theorie zu sagen hat, das interes- siert dort niemand. Gar zu alternativ möchte man nun auch wieder nicht sein. Die "Rezensentin" des FEMINIST gesteht in einem - ihrem letzten - Satz auch ihre theoretische Überforderung: "Auf Seite 26 treffe ich auf eine "Patriar- chalin" und gespannt, worin sie sich unterscheidet von an- Kurz vor der diesjährigen Sommeruniversität sandte ich deren Frauen, von Feministinnen oder gar dem Feministen, an Dich persönlich unsere Zeitschrift "Der Feminist", erfahre ich lediglich etwas über ihre Anhänglichkeit an Nr.10, zur Besprechung. Karle zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Inzwischen sind zwei Ausgaben von "Emma" erschienen Ja, in der BRD und in der DDR bleibt man lieber anhänglich Unsere jahrelangen Bemühungen, mehr Unterstützung durch Mediafrauen und -männer zu finden, waren ab und an auch mal erfolgreich ( der Göttin sei. Dank!): aber das war eigentlich bzw. hauptsächlich bei solchen Redakteu- ren, Journalisten und Interviewern gelungen, die man als nicht in ganz bestimmte Gruppen und Cliquen eingebunden, sondern als eher freischaffende und freischwebende In- tellektuelle bezeichnen kann. Sobald eine spezifische po- litische Bezugsgruppe, ja eine Parteibindung gegeben war, zeichnete sich auch der Konkurrenz- und Macht- kmmpf ab. Und nichts anderes spielt sich natürlich auch in der Frauenbewegung ab. Die personellen und ideologi- schen Machtkämpfe sollten aber mit Argumenten und of- fen ausgetragen werden. Sie müssen auch sein. Solidari- tät und Integration kann nur ein Ergebnis bzw. ein Pro- zeß sein. Erst müssen die Inhalte und politischen Ziele abgeklärt und Mehrheiten für sie gebildet werden. In die- ser Hinsicht stehen wir noch ganz am Anfang. Und ohne Informationen und genaue Nachrichten ist es für die Frau- en nicht möglich sich zu orientieren und zu wählen. Des- halb finden wir die Taktik bzw. den patriarchalischen Machtkampf, den EMMA führt: uns durch absolutes Tot- schweigen als Alternative auszuschalten, besonders mies. Seit Jahren versuchen wir, diesen Kampf offen mit ihr auszutragen. Bis heute vergeblich. Es folgt zum Abschluß unsere Korrespondenz und unsere unveröffent- lichten Leserbriefe (selbstredend nur Kostproben, da sonst diese Nummer nur aus Briefen bestünde!) an und mit unseren beiden großen Schwestern: COURAGE und EMMA. Kein Unterschied. Politisch werden die Frauen ins "lin- ke" und "rechte" Patriarchat wieder integriert. Liebe Alice! Dez.1980 mit dem Barte." 36

nicht in' s Rutschen kommen, niemand darf verärgert eher, Zeitschriften, Pamphlete und Thesen erwähnen und werden: nicht die Industrie, nicht die Medien, nicht die kommentieren, die Alice Schwarzer und der sogenannten Parteifrau (DKP,SPD, FDP, CDU/CSU, Grüne), nicht der autonomen Frauenbewegung genehm sind oder hat bei ihr Frauenrat, nicht der Katholische Frauenbund und vor die feministische Opposition der lediglich geschlechtsauto- allem: nicht die Konsumenten! nomen Bewegung auch eine Chance? Wie man das macht, das hat die Patriarchalin Schwar- Werden wir in der nächsten Folge, die die Gründerzeit (ab zer von ihren Kollegen bei "Bild", "Brigitte" und "Spie- 1971) dokumentieren soll, auch etwas über die frühesten gel" etc. sehr gut gelernt: EMMA ist leicht lesbar, ge- deutschsprachigen und überregionalen Zeitschriften der fällig aufgemacht, sie arbeitet mit Demagogie, Nachrich- Bewegung erfahren: tenunterschlagung und Manipulation. - die INFORMATIONEN DES FRAUENFORUM MÜNCHEN Wir glauben, es ist jetzt wirklich an der Zeit, daß diesem (Juni 1972), ab 1973-76 FRAUENFORUM - Stimme der "Konsum-Feminismus" a la Schwarzer Einhalt geboten wird Feministen (Herausg. Hannelore Mabry) von allen ernsthaften Feministen. denen es n i c h t nu r - die HEXENPRESSE - Zeitschrift für feministische Agi- um ihre individuelle Existenzsicherung geht, sondern die tation (Okt.1 972, Herausg. Gunild Feigenwinter) auch noch eine Verantwortung der Sache gegenüber haben, - efa Emanzipation - Frauen -Argumente (Köln 1973) wie auch gegenüber der Masse der ausgebeuteten Frauen. - FRAUENZEITUNG - Frauen gemeinsam sind stark Mit "Konsum-Feminismus" werden wir nie stark - im Ge- (regional wechselnd ab 1973) ? genteil: wir haben seit 1979 bereits an Einfluß verloren. Diese ersten Zeitschriften erschienen neben dem berühm- Es ist höchste Zeit, daß sich die Kräfte überregional zusam- ten FRAUENHANDBUCH (1972) von "Brot und Rosen" als menschließen, denen eine humane und geschlechtsunspezi- erste Frauenprojekte in Selbstverlagen. fische Entlohnung wichtiger ist Werden nun in EMMA so wichtige Dokumente wie die wis- als "Patchwork","Paperback' und "Penetration", senschaftliche Streitschrift für eine Feministische Partei: gleiche Aufstiegschancen und Renten wichtiger Hannelore Mabry UNKRAUT INS PARLAMENT (München als Frauenfeste, Hexensabbat und lila Latzhosen, 1971, 2.Auflg.1 974) und die theoretischen Arbeiten, die Aufhebung der Arbeitsteilung, Lohn für Hausarbeit und Ver- sich ab 1972 /73 (balla Costa/James) und als erste deut- kürzung des Arbeitstages auf 4-5 Stunden wichtiger sehe Beiträge an 1973/4 (Mabry) argumentativ und kri- als "Männer raus !" , Geschlechtsfanatismus und körper- tisch mit dem Marxismus auseinandersetzten und so eine licher Mutterrausch, eigene feministische Theorie entwickelten, der Nennung Entmilitarisierung und Verhütung des 3. Weltkrieges wich- für würdig befunden? Oder verbleiben diese Schriften auf dem Schwarzer - Index? Werden diese Thesen und Doku- tiger als "Emanzipation" und Politisierung der Frau durch mente von der EMMA-Geschichtsschreibung wie den diver- feministische Unterwanderung der Bundeswehr sen Frauenkalendern und Zeitschriften- und Bücherbiblio- Verantwortung unsern Kindern bzw. der nächsten Genera- graphien der Bewegung weiterhin unterschlagen? Bleiben tion gegenüber wichtiger "Der Feminist" und "die Patriarchalin" Tabubegriffe? Beilage: Leserbrief (die Kopie bitte an Frau Dr. Karin Schrader-Klebert in Wien weiterleiten - vielen Dank!) Betr: Serie "Die neue Frauenbewegung: So fing es an" Redaktion EMMA Kolpingplatz la 5000 Köln 1 München, den 17.2.1981 als "Kiss-in in Berlin" und "Frauenländer auf Femö" Bisher kam der "EMMA-Feminismus" - und leider nicht Wir mit unserer Auflage von 4000 DER FEmINIST(der noch nur dieser! - ohne eine Struktur- und Funktionsanalyse dazu nur zweimal im Jahr erscheinen kann) sind nicht in der des Patriarchats und ohne ein politisches Programm und Lage, allein diesen Kampf gegen "Konsum-Feminismus ohne - eine demokratisch gewählte politische feministische Orga- Eure Unterstützung zu führen. nisation aus. Mit diesem Feminismus vertrug sich sowohl Wir appellieren an Eure Solidarität! eine Parteizugehörigkeit bei der FDP-SPD und DKP wie eine generelle Parteifeindlichkeit. Das einzige, was mit Die Mabrysten Solveig Senft, Franziska Keil, Monika Auer, Ingrid Braun, diesem Feminismus nicht zusammengehen konnte oder ge- Wolfgang Oeschger, Anne Sellmaier, Edelgard Deschka, hen sollte, betraf das Geschlecht: Männer waren nicht ge- Hannelore Sittenauer fragt und auch keine Frauen, die eine Feministische Partei und eine Feministische Gewerkschaft forderten. So auto- nom und so alternativ wollte frau nicht werden. Im Gegen- teil, alles schien sich plötzlich mit dem Emma-Feminis- mus eher zu vertragen als die politische Theorie und Stra- tegie, die Hannelore Mabry seit 1971 propagierte. Da war und ist auch keine Geschlechtssolidarität mehr vorhanden. Dies Phänomen sollte Karin Schrader-Klebert mal analy- sieren. Was ist das für eine merkwürdige feministische Position bzw. feministische Bewegung, die EMMA propagiert und zu fördern versucht? Da wird die radikalfeministische Forderung "Lohn für Hausarbelt"mit vulgärmarxistischen Argumenten abgelehnt und zum "Wahlboykott"bzw.zur"ak- tiven politischen Verweigerung" und zu einer Kombination von Feminismus und Militarismus("Feminismus ist kein Pazifismus"nennen das einige italienische Feministinnen) aufgerufen, aber neue - tatsächlich alternative! - parla- mentarische Strategien zur Lösung der Frauenfrage wer- den boykottiert? Ob Karin Schrader-Klebert sich da eine Kursabweichung In EMMA erlauben darf und nun doch alle - zumindest inner- halb der Bewegung - bekannten und wichtigen politischen Richtungen des Feminismus vorstellen darf, ist also die Frage. 1 969 beeinflußte sie entscheidend die gerade einset- zende theoretische Diskussion in der BRD, dann haben wir nichts mehr von ihren Aktivitäten In Sachen Feminismus vernommen - weder literarisch noch praktisch. Deshalb sind wir jetzt sehr neugierig, wie sie nach 10 Jahren der Entwicklung die diversen Strömungen und Initiativen der Wir sind ja neugierig, ob in den nächsten Folgen der Serie über die neue Frauenbewegung ähnlich unseriös verfahren wird, wie im Bericht "Feministisches Wunderland" (oder: "in München kann frau gut lustig sein") - zu Papier gebracht von LOTTA BEWEGUNG ! Nur ein Glück, daß man dieser "Kampf-Bewegung" nicht die neue Serie anvertraute, sondern der Philosophin Karin Schrader-Klebert. Die Serie soll laut "Emma über Emma" "zur Auffrischung unseres eigenen feministischen Gedächtnisses und zur An- regung auch all der Frauen, die ...die wichtigsten Aufsätze, Flugblätter, Pamphlete und Thesen aus über zehn Jahren neuer Frauenbewegung" nicht kennen, "ein Stück wichtiger Frauengeschichte" dokumentieren. Wir sind sehr neugierig,wie gesagt, wie es nun nach der Einleitung und dem sehr stark gekürzten - seinerzeit alle intellektuellen Feministen faszinierenden - Arilkeente kul- turelle Revolution der Frau" von Karin Schrader- Kichert (EMMA, Febr. 1981) weitergehen wird. Wird Sch rader- Klebert nach Art der Redaktion dieses Blattes nur die Bü- 38

In der BRD und im AUSLAND erhalten Sie diese Zeitschrift in folgenden Geschäften: HAGEN Buchhandlung_ Zuelch, Heidenstr. 12 HAMBURG Arbeiterbuch, Grindelhof 45 Buchladen in der Osterstr., Osterstr. 156 Der Zauberberg, Schlüterstr. 79 Hamburger Bücherstube, Neuer Wall 13 Heinrich Heine Buchhandlg.,Grindelallee 26 W. Mauke Söhne, Schlüterstr. 12 Nautilus, Buchhandlg. , Bahrenfelder Str. 68 Pädagogik-Kinderbuch, Schlüterstr. 86 Reuter & Klöckner, Buchhandlg. , Binderstr. 19 Schwarzmarkt, Bundesstr. 9 Stuka, Von Melle Park 5 HANAU Bücherstube Dausien, Hospitalstr. 4 HANNOVER Buchladen, Königsworther Str.19 Fr. Weidemann' s Buchhandlg. , Georgstr. 11 HEIDELBERG Libresso-Journal, Brückenstr. 7 HEPPENHEIM Bücherstube May, Wilhelmstr. 43 IDSTEIN Hexenbuchladen, Obergasse 6 INGOLSTADT Bahnhofsbuchhandlg. Menig, Hauptbahnhof Buchhandlg. Schönhuber, Theresienstr. 6 KAISERSLAUTERN Geschwister Schmidt Buchhandlg., Karl Marx Str. 15 KARLSRUHE Buch Kaiser, Kaiserstr. 199 Bücherladen Lustig, Kaiserstr. 65 9 Frauenbuchladen Johanna m.d.Teepott,Viktoriastr. Uni-Buchhandlg. Kellner+Moessner, Kaiserstr. 18 KÖLN Der andere Buchladen, Zülpicherstr. 194 Frauenbuchladen, Moltkestr. 66 Neuer Kurs, Zülpicherstr. 39 KONSTANZ Buchladen Zur schwarzen Geiss,Obermarkt14 KREFELD Buchladen Am Schinkenplatz,Alte Linner Str. LAHNSTEIN Unser Laden, Bahnhofstr, 1 216 LANDSHUT Buchhandlg. Pegasus, im Auerhaus, Altstadt Uni-Buchhandlg. Ph.Krüll, Theaterstr. 62 LÜDENSCHEID Bücher u. Kunst Dalichow, Schemperstr .12 MAINZ Bertolt Brecht Buchhandlg., KLarastr.21 Buchladen am Kirschgarten, Kirschgarten 28 Johannes Gutenberg Buchhandlg., An der Uni MANNHEIM Buchhandlg. Behagel, M 1, 10 Buchhandlg. Leydorf, L 3, 1 Frauenbuchladen Xanthippe, T 3, 4 MARBURG Altstadtbuchhandlg. Flemming, Barfüßerstr.12 MINDEN Frauenbuchladen, Stiftstr. 54 MÖNCHEN -GLADBACH Marcel Stodieck,Buchhandlg., Bismarckstr. 38 prolibri Buchladen, Regentenstr. 120 MÜNSTER Alternativ-Presse, v. Esmarchstr. 32 Buchhandlg. Schöningh, Salzstr. 61 Frauenbuchladen, Sophlenstr. 14-16 NiIRNBERG Die Bücherkiste, Jakobstr. 26 OFFENBURG Ute Geriets, Bücher, Klosterplatz OLDENBURG Carl v.Ossietzky-Buchhandlg,, Bergstr.1 OSNABRÜCK Autonomie Buchladen, Martinistr. 101 AACHEN Augustinus-Buchhandlung, Pontstr. 66/68 babula, Buchhandlung GmbH, Pontstr. 133 Buchladen Pontstr. 39 Frauenbuchladen, Bergdriesch 14 M. Jacobi' s Nachf. ,Buchhandlg. , Büchel 12 ASCHAFFENBURG Buchhandlg. Diekmann, Herstallstr. AUGSBURG Bliche r-Seitz, Memminger Str .6 pro - buch, Gögginger Str.34 BADEN - BADEN Buchhandlg.Werner Straß, Merkurstr.3 BENSHEIM Buchhandlg. Böhler, Marktplatz 6 BERLIN Akadem.Buchhandlg.Haller-Schmidt,Habel- schwerdter Allee 23 (Dahlem) Buchhafidlg. Kiepert, Hardenbergstr. 4 Buchhandlg. Klepert, Garystr. 46 Bücher-Cafe Jungnischke, Knobelsdorffstr. 27 Das Politische Buch, Lietzenburger Str. 99 Frauenbuchladen Miranda, Nazarethklrchstr. 42 Frauenbuchladen Labrys,Hohenstauffenstr. 64 Frauenbuchladen Lilith, Knesebeckstr. 86-87 Politische Buchhandlg. am Savignyylatz Prinz Eisenherz, Bülowstr. 17 Zeitschriften Ballarin, Knesebeckstr. 12 BIELEFELD Buchhandlg. Luce In der Uni, Hauptgebäude Buchhandlg. Scharf, Stapenhorststr. 13 Buchladen Eulenspiegel, Niederwall 46 BOCHUM Buchhandlg. Brockmeyer, Filiale Uni-Laden Buchhandlg. Schaten, Uni - Buchladen I BONN Buchladen 46, Kaiserstr. 46 Zeitschriften Müller, Bahnhofsvorplat z BREMERHAVEN Renate Stenzels Lädchen, Rickmersstr.17 BRUCHSAL Ott & Braunbarth, Kaiserstr. 30 DARMSTADT Bessunger Buchladen, Bessunger Str. 96 Buchhandlg. Schlapp, Schulstr. 5 Darmstädter Bücherstube, Friedensplatz 4 Georg Büchner Buchhand1K.,Lautenschlägerstri 18 DORTMUND Buchhandlg. 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FREIBURG Buchhandlg.W.Mersch, Talstr. 9a Frauenbuchladen, Brombergstr. 23 Rombach Center, Bertoldstr. 10 Walthari, Buchhandlg.i.d.Uni, Bertoldstr. 26 GIESSEN Ferbersche Uni-Buchhandlg.,Seltersweg 83 Kleine Freiheit, Bismarckstr. 9 J. Rlcker' sehe Uni-Buchhandlg., Ludwigsplatz 12 Uni-Buchhandlg. Holderer, Neuenweg 4 GÖPPINGEN Buchhandlg. Thomas Roos, Gartenstr. 39 GÖTTINGEN Buchhandlg. Vaternahm & Co. ,Weender Str. Buchladen Rote Straße, Rote Straße 10 78 Laura, Frauen- u. KInderbuchladen, Burgstr. 3 40 ESSEN Buchhandlg. G.D.Baedeker,Gladbeckerstr. 6 (Uni) Internationale Presse,Büchermarkt,Rathenaustr. 2 Polit.Buch laden Bundschuh, Stoppenberger zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Str.13 Buchhandlung Jonscher, Domhof 6 B PFORZHEIM Buch Kaiser, Westliche 1 REUTLINGEN Jacob Fetzer Buchladen, Rokenstr. 4 RÜSSELSHEIM Bücherhaus Jansen + Weber, Schäfergase SAARBRÜCKEN Akademische Buchhandlg. Köhler, Kaiser- Politischer Buchladen, Johannesstr. 3 str.21 SIEGEN Bücherkiste,WeIdenauer Str.224 Ruth Nohl,Buch-u.Kunsthandlg.,Hauptmarkt 22 STUTTGART Das Buch Lange Str. 11 Buchhandlung Niedlich, Schmale Str. 9 TÜBINGEN Bücherstube Hohnerlein,Hirschgasse 2 Thalestris Frauenbuchladen, Bursagasse 2 ULM Aegis-Buchhandlg., Hafengasse/Breite Gasse & Co. ,Hirschstr. 4 Fachbuchhandlg. Hofuran zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA WETZLAR Buchhandlg. am Dom, Kunkel, Entengasse 2 WIESBADEN Buchladen am Sedanplatz,Westendstr, 1 WORMS Wormser Büchereck, Zornstr. 1

In eigener Sache Diese Zeitschrift wird vom FFP (Förderkreis zum Aufbau der FEMINISTISCHEN PARTEI) seit 1976 herausgegeben. Zum FFP gehören Frauen und Männer (ca. 25%) aus dem In- und Ausland ( ca.10%). Die jüngste Feministin ist bei uns 21 und die älteste 90 Jahre alt. Auch was die Bildung und die Berufstätigkeit betrifft, sind wir alles andere als homogen. Seit unserer Gründung sind wir langsam aber stetig gewachsen. Dennoch sind wir immer noch viel zu wenige - sowohl aktive, wie passive Mitglieder und Förderer. Etliche Zeitschriften der neuen Frauenbewegung sind bereits wieder einge- gangen (FRAUENZEITUNG -Gemeinsam sind wir stark; FRAUENOFFENSIVE, efa, Mamas Pfirsiche, FRAUENFORUM, PROTOKOLLE u.a.), der Verlag FRAUENPOLITIK (Münster) befindet sich in Liquidation. Auch unser Überleben ist auf Dauer nur zu sichern, wenn mehr Frauen und Männer sich für pol i t i s chen Fe m i n i s m u s engagieren. Alle, die un- sere Arbeit gut und wichtig finden, bitten wir deshalb um Unterstützung - aktiv und passiv! Sei es durch Mitgliedschaft, Abonnement, Spenden oder Mundreklame, durch die Gewinnung neuer Buchläden, Kioske etc. um die Auflagenhöhe zu steigern. Alle unsere Redaktionsitzungen in München sind öffentlich. Zweimal im Monat führen wir Straßendiskussionen durch an unserem Infostand in der Fußgängerzone. Kommt zu unseren Treffen, schaut Euch an,was und wie wir arbeiten. Am 13. Juni 1980 haben wir für die nächsten zwei Jahre folgende Feministen in den Vorstand gewählt: Franziska Keil, 1. Vorsitzende, Solveig Senft (stellvertr. Vorsitzende) und Ingrid Braun (Schatzmeisterin). Unsere Vereinsadresse: Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei, c/o Ingrid Braun, Am Nymphenbad 6, 8000 München 60, Tel. 089- 886734 oder 7149187 (Redaktion). Postscheckkonto des FFP: Postscheckamt München Konto-Nr. 170484 - 807 Folgende Schwerpunkte wurden in den bis jetzt erschienenen Ausgaben behandelt: DER FEMINIST Nr. 1 / 76 berichtet über die Spaltung des FRAUENFORUM e.V. und über die Neugründung des FFP. Der Hauptartikel "Wer oder was ist ein Feminist?" beginnt mit einer feministischen klassenanalyse u. erklärt, warum die Zeitschrift "der" Fe- minist heißt. Außerdem ist die Satzung des FFP enthalten. DER FEMINIST Nr. 2 / 76 (II) * beschäftigt sich im Aufsatz "Warum die Männer wirklich herrschen" mit dem A na rchis mus aus der Sicht der Frauenfrage und mit der Parteifeindlichkeit der neuen Frau- enbewegung, mit "Feminismus und Krieg' und V.E.Ptlgrim's "Untergang des Mannes". DER FEMINIST Nr. 1 / 77 (III) stellt eine Kritik der Marx' schen Theorie aus der Sicht des Feminismus dar u. untersucht, inwieweit der Marx' sehe Entfremdungsbegriff auf die Haus- und Erzieherarbeit an- wendbar ist und begründet die Forderung "Lohn für Hausar- beit". Entwurf einer feministischen "Mehrwerttheorie" . DER FEMINIST Nr. 2/ 77 (IV) *- In "Viele, aber nicht alle Wege führen zum Feminismus" setzen wir uns mit den Zielen und Methoden auseinander, die die FEMINISTISCHE PARTEI von patriarchalischen Par- teien u.Ideologien unterschieden würde. Außerdem wird un- ser 5-Stunden-Modell für Frau und Mann für die BRD kon- kretisiert u. unsere feministische Klassenanalyse diskutiert. DER FEMINIST Nr. 1/78 (V) versucht anhand von H . Beecher-Stowe (Onkel Tom' s Hütte), Angela Davis und H.Mabry die Unterschiede zwischen christ- lichen, marxistischen u. feministischen Wertvorstellungen aufzuzeigen; außerdem beschäftigen wir uns mit Bahro's "Alternative"und U.Leue mit:"Vom Märchen, daß ein Mann seine Frau ernähre..." DER FEMINIST Nr. 2/ 78 (VI) * berichtet über die Frauenbewegung in Spanien (Interviews) und über die Parteiensituation in der BRD-einschließlich der "Grünen". Es wird ein Kommentar zum "Stern-Prozeß"ge- geben:"Frauen sind keine beleidigungsfähige Gruppe-wirk- lich?" und in allen Ausgaben findet sich die "Feministische Literaturkritik" (hier z.B über die "Schwarze Botin"). DER FEMINIST Nr. 1/ 79 (VII) * kritisiert die Philosophie und das anthropologische Vorver- ständnis von Marx in dem Artikel "Alle sind zur Philosophie berufen oder:Das Proletariat heute" und über unseren Bei- trag bei der Frauen-Sommer-Uni 78 "Lohn für Hausarbeit als Strategie des Feminismus" ist das Protokoll abgedruckt. Außerdem eine Kritik der Zeitschrift EULE. DER FEMINIST Nr. 2 / 79 (IX) Mit unserer "Theorie des Patriarchatd'schließt der Brief- wechsel, den wir mit Herbert Marcuse in seinem letzten Lebensjahr aufnahmen. Es folgt eine Diskussion über den Artikel "Alle sind zur Philosophie berufen"und H .Mabry' s Kritik an Günther Nennings politischer Position "Wir Männer sind Schweine", NEUES FORUM (Wien). DER FEMINIST Nr. 1/80 (IX) enthält 2 ausführliche Berichte über die Sommeruni der Frauen 1979 - speziell eine Analyse des Projekts Frauen- partei. Ferner unsere Beurteilung der GRÜNEN und eine Auseinandersetzung mit Rudolf Bahros Position. DER FEMINIST Nr. 2 /80 (X) ' beschäftigt sich mit Prostitution: welche Bedeutung hat dies Problem heute für die Frauenbewegung im Verhält- nis zu der des letzten Jahrh. und welche kommt ihm für die feministische Analyse zu. Ferner setzen wir uns wie- der mit der "Linken" - u.a.Pahro -kritischauseinander. Über unseren Verlag kann ferner bezogen werden: FRAUENFORUM - Stimme der Feministen, Nr.2 /75: Muttermilch reicht nur für Kriege in Der Seperatismus der Männer zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 4. Das Urteil von Karlsruhe DM 2, -- FRAUENFORUM - Stimme der Feministen, Nr. 3/ 75: Rein ins Geschäft Unsere Schwestern in Indien 4. Theorie und Praxis des Frauenforum in, Besprechung von Bornemans "Patriarchat" DM 2, -- Zusätzlich jeweils Versandkosten 0, 50, bzw. 0, 75 Ausland. >4- Ich bestelle ein Einzelexemplar FRAUENFORUM Nr. DER FEMINIST Nr. Ich abonniere den FEMINIST ah Nr. Bis einschließlich DER FEMINIST Nr. 2 / 79 kostet ein Exemplar DM 3.50 + 0, 50 Versandkosten im Inland und + 0,75 im Ausland. Ab Nr. 1 /80 mußte der Preis auf DM 4,-- wegen der allgemeinen Teuerung angehoben wer- den 1- Versandkosten. Das Jahresabo (2 Ausgaben) kostet DM 9,-- Inland und DM 9,50 Ausland. Der Preis ist i m Voraus zu entrichten auf das Postscheckkonto DER FEMINIST, München, Konto Nr. 28035 - 804. Bitte genaue Wünsche auf der Überweisung vermerken samt Adresse etc., dann folgt Ware postwendend! Ansonsten hier ausschneiden und an den Verlag schicken. Name Anschrift Datum Unterschrift ------ Ich erkläre meinen Eintritt in den FFP (Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei) und erkenne die Satzung an (veröffentlicht im FEMINIST 1/76 und 2/77): Name: Beruf: Anschrift: Telefon: Datum: Unterschrift: (Mitgliedsbeitrag DM 10, -- , Sozialtarif DM 5, -- für Studenten, Kleinstrentner, Arbeitslose) Postscheckkonto Förderkreis z.Aufbau d.Feminist.Partei, Mü 170484!

Maltseva, Natalja Marcuse, Herbert Marie-Antoinette Marx, Karl Koedt, Anne Kraus, Karl Kuhlmann, Raymond Lapouge, Gilles Lasareva, Natalja Lenz, Marlene Luxemburg, Rosa Mabry, Hannelore 21, 27 28 Inhalt, 24 21 39 35 39 Inhalt, 1-7, 11, 12, 15, 16, 17, 19, 22-26, 27- 29, 31-39, 42 39 30, 42 24 13, 15, 20, 21, 27, 36, 42 2 Meinrad, Josef 21, 26 Millet, Kate Möller-Arnsberg, Ulrich 11 Mozart, Wolfgang Amadeus 22 41 Müller, Adelheid 10 Murtagh, John A. Nagel, Otto Inhalt 30, 31 Negt, Oskar 15, 21 Nemilow, A.W. Nenning, Günther 42 30 Neusüß, Christel 36 Niemann, Mechthild 24 Nietzsche, Friedrich Oeschger, Wolfgang 38 30 Opoczynski, Michael 12, 21 Pappritz, Anna Pascin, Jules Inhalt 21 Pittner, Ulrike 35 Pitzen, Marianne Plogstedt, Sybille 37 20 Preuschoft, Holger Reich, Wilhelm 12, 15 Rich, Adrienne Richter, Karl Röhr, Dorothea Rother, Peter Rühle-Gerstel, Alice Saadawi, Nawal el Sartre, Jean-Paul Schenk, Herrad Schiller, Friedrich Schimke, Anneliese Schmiederer, Ursula Schölch, Ingrid Schopenhauer, Arthur Schrader-Klebert, Karin Schuchardt, Helga Schulte, Regina Schumann, Gunda Schwalb, Morris Schwarzer, Alice Schwendter, Rolf Sellmaier, Anne Senft, Solveig Sherfey, Mary Jane Sigusch, Volkmar Sittenauer, Hannelore Spinoza, Baruch de Stopczyk, Annegret Thai, Muang Ungerer, Toni Vilar, Ester Yossundra, Khunying Chutana Zille, Heinrich 10 2 27 36 27 16, 21 2 35 36 35 30 Inhalt, 24 24 38 35 12, 21 20 10 26, 36, 37, 38 30 38 Inhalt, 1-7, 12, 17, 22, 33, 34, 36, 38, 39, 42 21 22, 23 38 24 24 Inhalt 22 26 22 Inhalt