oft Erscheinungsort: München, Nr.2/80 V. Jahrgang BEITRÄGE ZUR THEORIE UND PRAXIS INHALT Prostitution als Beruf Seite 1 - 8 Die Teilnahme der Frauen an der Sittlichkeitsbewegung von Anna Pappritz 9 - 18 19 Literatur zur Prostitution Wie hältst Du' s mit dem Patriarchat, Rudolf? (Teil II) Warum wir auf "Große Ratschläge" pfeifen 20 - 25 26 - 31 Feministische Literaturkritik: Bruckner/Finkielkraut "Die neue Liebesunordnung" , Schulte "Sperr-. bezirke", Schultz "ein mädchen ist fast so gut wie ein junge", Hans/ Lapouge "Die Frauen - Pornographie und Erotik', COURAGE-Sonderheft 32 - 39 Verlag: Inhaber: Verantwortlich für Inhalt, Vertrieb und Anzeigen: Mitarbeiter dieser Ausgabe: Der Feminist, Christrosenweg 5 8000 München 70, Tel. 089 - 7149187 Postscheckkonto München Konto Nr. 28035 - 804 FFP - Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei, G.b.R., München Geschäftsführerin Hannelore Mabry (Anschrift Verlag) Ingrid Braun, Franziska Keil, Hannelore Mabry, Solveig Senft, Ingrid Schölch Layout: Lorley Katz, Gabriele Gries (Titelblatt) Bezugsbedingungen Druck: Nachdruck: Information: DER FEMINIST erscheint unregelmäßig. Die Einzel- nummer kostet DM 4, -- zuzüglich Versandkosten im Inland DM 0,50 und im Ausland DM 0,75. Bitte Post- schecküberweisung mit Angabe der gewünschten Nr. und genauer Adresse vornehmen - siehe Seite 42! Olymp-Werbung GmbH., Schwanthalerstr. 164 8000 München 2 Auch auszugsweise nur mit Quellenangabe und Beleg- exemplar Mit Namen gezeichnete Artikel gehen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Überschriften und Zwischentitel ist die Redaktion verantwortlich. Für Beiträge im FEMINIST wird kein Honorar bezahlt. Für unverlangte Manuskripte bitten wir Rückporto *beizufügen.

beutung, die Gewalt blieb."Gerechtdt Tauschver- hältnisse gibt' s im Patriarchat nicht. Dann wäre es ja ein soziales oder feministisches System. Im Patriarchat wird gestohlen, vergewaltigt und gemordet, und das Patriarchat läßt sich auch durch List und Sabotage nicht abschaffen. Im Ge- genteil. Wer dieses System mit seinen eigenen Waffen zu schlagen versucht, wird mit ihm un- tergehen. Wir müssen die Symptome und die Widersprüche dieses Systems genauer untersuchen. Die Mono- gamie und die Prostitution sind nicht nur Änpas- sungen, sondern auch Widersprüche innerhalb eines Systems, das im Grunde auf Gewalt und nicht auf humanem Tausch basiert. Beide Insti- tutionen sind soziale Einrichtungen,und wir er- kennen in ihnen die Spuren des Emanzipations- kampfes den Frauen und Männer miteinander und gegeneinander führten und fülren. Alle heutigen sozialen Einrichtungen signalisieren nicht nur das Phänomen der Gewalt, sondern auch den Wi- derstand gegen die Gewalt, gegen die Ausbeu- tung und die Unterdrückung. Das Bevolutionäre der marxistischen Gesellschaftsanalyse ist nicht, daß sie die Monogamie und das Privateigentum als Hauptursachen der Prostitution und des Kapi- talismus brandmarkte, sondern daß sie erkannte, daß diese Institutionen keine Naturgesetzmäßig- keiten widerspiegeln, keine"natürlichen" Elnrich- tungen, sondern von Menschen gemachte, kultu- relle Einrichtungen sind, die wir verändern kön- nen und verändern müssen, wenn wir Humanität als Aufgabe, als Lebenssinn anstreben. Bleiben wir jedoch bei den Symptomen der Ge- walt sowie den unangemessenen Reaktionen ihnen gegenüber stehen, werden wir keine Strategien und keine sozialen Produktionsformen entwickeln können, die uns aus dem Teufelskreis der Gewalt herausführen. Auch Phyllis Chesler hat sich mit der Prostitu- tion nur am Rande beschäftigt, ihr ist aber gera- de das Phänomen der Gewalt, das in dieser Insti- tution so hautnah zu studieren ist, sofort aufge- fallen,und daß ökonomische Ursachen zur Erklä- rung dieses Phänomens in keiner Weise ausrei- chen: "Physische Brutalität in Amerikas Landes- nervenheilanstalten und Gefängnissen sind ein Spiegelbild für die Alltäglichkeit der Brutalität in der Gexsellschaft draußen vor den Gittern. Prosti- tution, Vergewaltigung und sexuelle Belästigung von Mädchen durch erwachsene Männer sind so verbreitet, daß sie quasi unsichtbar sind - außer wenn sie durch entstellende Sensationsberichte ins Bewußtsein gerufen werden." Und In der Fuß- note zur Prostitution heißt es hier: "Weibliche Prostitution und Harems hat es bei allen Rassen gegeben, In nahezu jeder uns überlieferten Kultur% ) in jedem Kontinent und in allen Jahrhunderten: Diese Formen der Ausbeutung sind älter als Katholizismus und industrieller Kapitalismus. Sie sind i m m e r ein Zeichen der r e l a t i v machtlosen Stellung der Frauen und ihrer weit- verbreiteten sexuellen Unterdrückung. Meist kennzeichnen sie auch den Ausschluß der Frau- en aus den wirtschaftlichen, politischen, reli- giösen und militärischen Bereichen oder deren untergeordnete Stellung darin."(Frauen - das verrückte Geschlecht, S.135/136) Cheslers Be- merkung, daß Gewalt und Vergewaltigungen in der Gesellschaft so verbreitet sind, daß sie schon wieder unsichtbar, d.h. gar nicht mehr registriert werden, können wir aufgrund unse- rer Erfahrungen und jahrelangen Straßendiskus- sionen nur bestätigen. Die traditionelle und all- tägliche Konditionierung dringt nicht ins Be- wußtsein, bleibt unreflektiert. Viele Mädchen und Frauen - besonders der Mittelschicht - die von Männern als Sexualobjekte eingeschätzt, be- handelt und ausgebeutet werden, spüren die Dis- kriminierung nicht (mehr). Sie streiten jede Un- gleichbehandlung zwischen Männern und Frauen ab "Das war vielleicht früher so ! Heute werden Frauen und Männer völlig gleich behandelt !Ich verdiene "sogar" mehr als mein Mann ! Etc." Keiner Prostituierten gelingt eine derartige Verdrängung bzw. Realitätsblindheit. Die Auf- stiegschancen,die Frauen aus der Unterschicht (und besonders der ländlichen Gebiete!) und im Verhältnis zum Mann auch in der Mittelschicht haben, die sind ihr bekannt. "Für das Geld, das man angelernten oder ungelernten Frauen in der Fabrik oder sonstwo anbietet, geht doch kein Mann, kein Schwarzer und kein Gastarbeiterar- beiten. Da geh ich doch lieber auf den Strich!" Daß die Prostituierten diesen Beruf in erster Linie wegen des hohen "Stunden"- bzw. "Halb- stundenlohns" aufnehmen und beibehalten, ist allgemein bekannt. Dennoch geht die ökonomi- sche Rechnung bei den wenigsten auf. Abgese- hen davon, daß den meisten Prostituierten das schnell aber dennoch sauer verdiente Geld vorn Zuhälter und vom Staat häufig bis auf den letz- ten Heller wieder abgejagt wird,und viele im Alter auf die Sozialhilfe angewiesen sind (lt. SZ vom 24.6.80 ist das durch die "Profumo-Affäre" z.Zt.der Regierung Harold Macmillan bekannt gewordene Callgirl Christine Keeler bereits mit 36 Jahren an diesem Punkt angelangt!), ist die mit diesem Beruf verbundene ununterbro- chene Diskriminierung als Frau, als Mensch schwer zu verkraften. Die Begegnung mit der Praxis dieses Berufs (Einsamkeit, Haß, Beleidi- gungen,Selbstverachtung)hat auch Kate Millett tief betroffen. In "Sexus und Herrschaft" greift 2

über Sexualität ernsthaft nachdenkt, hat die gan- ze Gattungsgeschichte des Menschen und mehr am Hals. Die Arbeit ist die erste Kategorie der Sexualwissenschaft. Während das noch bestrit- ten werden muß, ist allgemeine Überzeugung, daß es eine Sexualtheorie außerhalb einer um- fassenden Persönlichkeitstheorie nicht geben kann. Die aus der gesellschaftlichen Dialektik wie der Knochen aus dem Fleisch herausgelöste Psyche (samt Sexualität) ist aber entsubjekti- viert - und sei die psychologische Theorie in sich noch so "stimmig" und begeistere sie einen noch so sehr." Warum allerdings ausgerechnet die A rbe i t ei- ne Schlüsselkategorie zur Erklärung sexueller Verhaltensweisen darstellen soll, das erfahren wir nicht. Prostituierte werden schon seit dem Altertum (Griechen und Römern) von allen männlichen "Arbeitern" besucht - von Freien wie Sklaven, von manuellen wie intellektuellen Arbeitern, von Rentnern und Studenten, von Sol- daten und Arbeitslosen, von Künstlern und Be- amten. Weder die Befriedigung in der Arbeit, noch die Höhe der Bezahlung der männlichenAr- heiter und Müßiggänger (Reiche und Arme) scheint einen erheblichen Einfluß auf die sexuel- len Neigungen und Gewohnheiten von Männern zu haben, die Frau als Sexualo b j e kt zu betrach- ten und zu behandeln. Die Reichen können sich das zwar ökonomisch öfter leisten, die Armen können auch hier weniger "konsumieren" bzw. beide Männerklassen , nach unserer Definition: alle männlichen Patriarchen holen sich das, was sie an Sexualität von Frauen nicht f re i w i 1 - lig - aus persönlicher Neigung oder sexueller Begierde der Frau - erhalten, mit Gewalt . Wobei in unserer Definition von Gewalt bereits das intellektuelle und ökonomische Moment ne- ben dem rein physischen enthalten ist. Die Professoren der "Sexualwissenschaft" (Frau- en scheinen in dieser Fakultät genauso geringe Aufstiegschancen zu haben wie in anderen, bzw. geringere!) sollten mal darüber nachdenken, wa- rum ihre Sexualbedürfnisse und ihr Sexualver- halten von dem der Frauen in allen Kulturen und Vermögensklassen stark abweicht und offensicht- lich nur für Männer "Ablaufrinnen" institutiona- lisiert werden. Müssen? So erfahren wir durch Simone de Beauvoir ("Das andere Geschlecht", S.533 ff.) : "Die Perserkönige ließen ihre Gat- tinnen an ihren Festen teilnehmen, so erzählt Montaigne und billigt ihre Weisheit. Sobald je- doch der Wein sie ordentlich erhitzte und sie der Wollust völlig freien Lauf lassen mußten (!), schickten sie sie in ihre Gemächer zurück, um sie an ihren unmäßigen Gelüsten nicht teilnehmen zu lassen und ließen an ihrer Stelle Frauen kom- 4 men, denen sie solche Achtung nicht schuldig waren. Um die Sauberkeit von Palästen zu si- chern, braucht man Ablaufrinnen, sagten die Kirchenväter." Und zur Prostitution bemerkt sie u.a.: "Die Prostituierte ist ein Sündenbock. Der Mann lädt auf sie seine Schändlichkeit ab und verleugnet sie dann." Und auch die folgen- de Aussage finden wir diskussionswürdig: "In der Prostitution kann die männliche Begierde, da sie nicht auf das Einzelne, sondern auf die Art ausgeht, sich an jedem beliebigen Körper befriedigen. Gattin oder Hetäre vermögen den Mann nur auszubeuten, wenn sie einen persön- lichen Einfluß auf ihn ausüben." Diese Argu- mentation finden wir allerdings bei Engels und Bebel nicht, an deren theoretischer Position sie ansonsten festhält. Wir beließen es nicht bei ausgiebigen Litera- turstudien. Die Leser finden auf S. 19 eine Auflistung der von uns mehr oder weniger in- tensiv bearbeiteten Werke und auch auf S. 32 f. wichtige Rezensionen zum Thema. Weitere Quellen folgen im Text. Die Dissertation von Dorothea Röhr (Frankfurt 1972) und die Di- plomarbeit von Bergmann/Höhler (Marburg 1977) über Prostitution konnten wir leider bis- her nicht erhalten. Eine 2. Diplomarbeit, die sich mit dieser sozialen Institution beschäftigt, machte kürzlich Schlagzeilen in "Die Tageszei- tung" , Berlin, 7.7. 8 0:"Prostitutionsvertrag und die Ökonomie der Sexualorgane" (siehe auch S. 30/31). Barbara Agnoli wirft da dem diese Ar- beit betreuenden und zu benotenden Professor, ihrem Ehemann Johannes Agnoli (Die Transfor- mation der Demokratie) vor: "Agnoli hielt zwar die Arbeit für die schlechteste von allen, die er bisher über Frauenfragen gelesen hatte, wollte aber die Note ' sehr gut' geben - ich war (bin) der Ansicht, daß dies eine erbärmlich ' schowC- nistische Einstellung und somit beleidigend ist. Angesichts seiner üblichen Prüfungspraxis hat- te ich den Eindruck, es handle sich hier um ei- ne Art ' Sonderrabatt' für nicht ernstzunehmen- de Frauen. Mir persönlich ist sie zuwider: die überhebliche Geste paternalistischer Souverä- nität..." Wir hoffen bis zur nächsten Ausgabe des FE- MINIST an diese Arbeiten noch heranzukom- men. Aber, wie bereits erwähnt: wir beließen es nicht bei Literaturstudien. Wir diskutierten lange in der Gruppe - auch über unsere eigenen Erfahrungen mit der Sexualität, individuellen Ansichten zur Prostitution etc. Einiges haben wir auf Band aufgenommen und werden wir in der nächsten Nummer auszugsweise veröffent- lichen. Wir machten auch ein Hearing über Pr°- stitution mit unseren männlichen FFP-Mitglie-

ministinnen in der "Abolitionistenbewegung". Im letzten Jahrhundert wurde die Bewegung gegen die Sklaverei, und von England ausgehend, die ge- gen Prostitution "Abolitionistenbewegung"genannt (Abolition=Vernichtung, Abschaffung) . Ja, und nicht zu vergessen: im Herbst 1975 hatten wir mit unseren Flugblättern die direkt Betroffe- nen erreicht. Die Konfrontation mit der Prosti- tuierten (der Anonymität halber heißt sie hier) "Nina" gab an unserem Infostand einen Auflauf! Sowas ist zwar keine Seltenheit, aber Ninas Pro- test gegen unsere Politik brachte endlich mal neue Argumente in die Debatte. Empört begann sie: "Habt' s Ihr das Flugblatt gemacht hier? Ihr spinnt' s wohl! Von wegen Beseitigung der Pro- stitution! Was stellt' s Ihr Euch denn vor? Habt Ihr Arbeit für uns? Wo sollen wir denn hin? Was habt' s Euch gedacht, als Ihr das auf Euer Flug- blatt draufschriebt? Ernährt Ihr uns in Zukunft- he?" Während der temperamentvollen Auseinan- dersetzung spürten wir aber, daß wir irgendwie zusammengehörten, aber die Sache war eben komplizierter, als wir bisher angenommen hat- ten. Wir brauchten eine gemeinsame Strategie, und Nina fand uns zum Abschied auch nicht mehr völlig beknackt, steckte uns einen Schein in die Spendenbüchse und nahm unser revolutionäres Blatt mit. Wir wollten den Kontakt vertiefen.Aber es vergingen vier weitere Jahre bis wir durch ei- nen neuen Anstoß motiviert wurden, das Phäno- men Prostitution endlich so gründlich,wie es uns als kleine Gruppe ohne staatliche Förderung und eine theoretisch und praktisch zusammenarbei- tende Frauenbewegung eben möglich ist, aufzuar- beiten. Man hatte uns die "Sperrbezirke"von Re- gina Schulte zur Besprechung geschickt (siehe da- zu auch S. 32 f.). Diese Dissertation über Pro- stitution im letzten Jahrhundert, die die Selbst- entfremdung, ja totale Gehirnwäsche der Autorin durch das Patriarchat sichtbar macht, empörte uns. Da wir durch das Handbuch der Frauenbewe- gung und durch die Zeitschrift"Der Abolitionist" und die "Abolitionistischen Flugschriften" - spe- ziell Heft 5:"Die positiven Aufgaben und straf- rechtlichen Forderungen der Föderation" von A. Pappritz iind Katharina Scheven,Dresden1913,seit langem mit den historischen Tatsachen vertraut waren,und das Thema auch durch die neue Frau- enbewegung - wenn auch ungenügend - wieder an die Öffentlichkeit gebracht worden war, fanden wir es ungeheurlich, was heute an deutschen Univer- sitäten als wissenschaftliche Arbeit anerkannt wurde. Wir waren so naiv zu glauben, da hätte man was aus seiner nationalsozialistischen Ver- gangenheit gelernt und wäre gegen ideologische Vereinnahmungen inzwischen gefeit. Daß man die politischen Kämpfe der Abolitionistenbewegung total unterschlagen,und dem überhaupt erst zu erklärenden Phänomen der"käuflichen Liebe" gleich eine Ideologie - den "patriarchalischen Neomarxismus" - überstülpen darf, empörte uns. Und Regina Schulte verfiel dieser Mode unkritisch und unbedarft. Daß der Mann hei der Prostitution als Haupt - na c h f r a g e r auftritt, wird von Schulte nir- gends problematisiert. Die Institution als sol- che ist hei ihr ein Faktum, das keiner weiteren Erklärung - außer der der ökonomischen Not- lage der Frauen im Frühkapitalismus - bedarf. Verglichen mit Schulte mausern sich da Engels und Bebel direkt zu feministischen Gesell- schaftsanalytikern! Die Abolitionisten, bei de- nen auch einige wenige Männer - wie im FFP - den Kampf mittrugen, prangerten den Mann als Hauptschuldigen der Prostitution an. Die öko- nomische Not erkläre lediglich, warum Frauen diesem Gewerbe nachgingen. Aber ohne Nach- frage kein Angebot. Sie klagten zentral die zü- gellose, egoistische und gewalttätige Sexualität des Mannes und eine ausschließlich von ihm und für ihn errichtete "Doppelmoral" an: " ...daß man sich schließlich daran gewöhnte, in der "doppelten Moral" ein Naturgesetz zu se- hen, diese Gründe sind für den Tieferblicken- den, den historisch Gebildeten nicht schwer zu erkennen. Diese Gründe haben einen zweifa- chen Ursprung, einen sozialen und einen physio logischen. Die physische Überlegenheit des Mannes brachte es mit sich, daß der Mann das Weib unterjochte, sie zu seinem Eigentum, sei- ner Sache machte; sie selbst und ihre Kinder waren ihm bedingungslos untergeben, er durfte mit ihnen schalten und walten, wie er wollte; sie verkaufen, verjagen, töten, wie es ihm be- liebte...Die zweite Wurzel...Weil die Natur die Frau allein mit den Folgen des Geschlecht9- verkehrs belastet hat, glaubt der Mann, sich selbst von aller Verantwortung im außereheli- chen Verkehr entbinden zu können... Das Recht des Stärkeren hatte die "d oppe 1 te Mo ra 1" auf allen Lebensgebieten gezeitigt und wir begegnen ihr, wenn auch im Absterben be- griffen, noch heute, im Verhältnis zwischen Herren und Untergebenen, zwischen Arbeitneh - mern und Arbeitgebern, zwischen Arm und Reich, zwischen Mann und Weib. Auf allen Le- bensgebieten aber ist die soziale Entwicklung bemüht, diese "doppelte Moral" zu bekämpfen und an ihre Stelle die Gerechtigkeit und Gleich- berechtigung zu setzen... nur im Geschlechts- leben ist kaum eine Änderung bemerkbar. Hier steht noch immer die "doppelte Moral", d.h. die Ausbeutung des Schwächeren, in voller Blüte...Darum hat es sich die Interna- 6

tionale Förderation zur Aufgabe gestellt, auch auf diesem Gebiete Wandel zu schaffen, die dop- pelte Moral zu bekämpfen, und an die Stelle des Rechtes des Stärkeren auf Ausbeutung des Schwä- cheren gleiches Recht und gleiches Gesetz für Mann und Weib zu setzen."(Abolitionistische Flugschriften, Heft 5, S.3f. ) Und in dem Handbuch der Frauenbewegung heißt es: "Die Ursache n der Prost ituti on sind dreifacher Art: die Geringschätzung des Weibes überhaupt, die schlechte, wirtschaftliche Stellung der Frau, die starke Nachfrage von seiten des Mannes...Der Mann ...hat von jeher der schwächeren Frau die Konsequenzen seiner oder der gemeinsam be- gangenen Handlung aufgebürdet. Diese männlich- einseitige Auffassung, die Frau allein für die Un- sittlichkeit verantwortlich zu machen, hat durch das Jahrtausende währende Übergewicht des männlichen Geistes eine solche suggestive Wirk- samkeit ausgeübt, daß auch edle Frauen vollstän- dig in diesem Vorurteil befangen waren."(Siehe S.9 dieses FEMINIST 2 /80) Die Bewegung beschränkte sich aber keineswegs darauf, die Öffentlichkeit durch Bücher, Zeit- schriften und Veranstaltungen etc. aufzufordern, sich mit für die Abschaffung der Prostitution ein- zusetzen. Sie versuchte durch Gesetzesvorlagen den Reichstag zu bewegen zur - Aufhebung der Reglementierung - Abschaffung der Bordelle Änderung der Strafprozeßordnung (z.B. Neu- schaffung einer Schutzbestimmung"gegen Aus- beutung der wirtschaftlichen Abhängigkeit des weiblichen Geschlechts zu unsittlichen Zwek- ken" und zur Heraufsetzung des Schutzalters von 14 auf 16 Jahre etc. - Reform der Sittenpolizei. Außerdem verlangten sie weibliche Fabrikinspek- toren, Polizeimatronen und im gesamten Justiz- wesen die Einstellung weiblicher Schöffen, Richter und Gefängnisleiter und Gesetzgeber( !),"denn wir sind überzeugt, daß die wahrhaft gerechte Bewer- tung beider Geschlechter erst dann Platz greifen wird, wenn auch die Frau in der Rechtspflege ih- rem maßgebenden Einfluß Geltung verschaffen kann, denn auch hier ist das Hauptgewicht auf ei- ne Änderung in der Auffassung, in der Gesinnung zu legen. An Stelle des Begriffs der Strafe, der V e rge ltung soll der Begriff der Fürsorge,der Rettung, der Erziehung treten." (Flugschrift, 5.12) Diese Feministinnen begriffen auch, daß ohne po- litische Organisierung nichts auszurichten war: "die Förderation (ist) von jeher lebhaft für ein freies Vereins- und Versammlungsrecht eingetre- ten, sie tritt ferner ein für die Organisation der Arbeiterinnen, um diesen einen auskömmlichen Lohn zu gewährleisten, ihr ganzes Lebensniveau 8 zu heben, sie zu dem Gefühl der Menschenwür- de zu erziehen, sie mit den zu ihren Gunsten erlassenen Schutzbestimmungen bekannt zuma- chen und sie zu befähigen, für Durchführung und Verbesserung derselben einzutreten; in erster Linie für eine Verkürzung der Arbeitszeit ..., Verbot der Nachtarbeit und ausreichenden Wöchnerinnenschutz. Ferner fordern wir Aus- dehnung der Schutzgesetze auf die landwirt- schaftlichen Arbeiter, auf die in der Hausindu- strie beschäftigten, auf die häuslichen Dienst- boten."(Flugschrift, S .7f. ) Nichts davon hält Regina Schulte der Erwähnung wert. Sie liebedienert der patriarchalischen "Linken", indem sie in Nebensätzen den "bür- ge rlichen" Frauenrechtlerinnen das soziale und politische Engagement abspricht. An deutschen Universitäten studieren heute leider mehrheit- lich Frauen, die den revolutionären Geist der Frauenrechtlerinnen des letzten Jahrhunderts nicht mehr begreifen, geschweige denn achten und weitertragen. Unter den heutigen Akademi- kerinnen und "bürgerlichen" Frauen sind Femi- nistinnen eine Rarität! Und was die männliche "Linke" an den Universitäten angeht, die über- trifft in Ignoranz und Arroganz noch Franz Jo- sef Strauß. Die Frauenbewegung - ob "autono- me" oder die in patriarchalischen Organisatio- nen integrierten "Frauengruppen" - haben sie zwar ah und an auf den Lippen, aber nicht im Kopf ("Wie kommt man in den Kopf?" - Frage auf dem "Großen Ratschlag", siehe S.26 f.) und nicht im Herzen (Wie kommt man in das Herz?). In USA haben es die Frauen an den Uni- versitäten wenigstens bis zu "women studies" gebracht, aber hierzulande scheint Tucholsky recht zu behalten: "Der Mensch zerfällt in zwei Teile: in einen männlichen, der nicht denken will, und in einen weiblichen, der nicht denken kann." Tucholsky vergaß hinzuzufügen: - Nach jahrtau- sendelanger patriarchalischer Gehirnwäsche! Aber vielleicht erklärt sich die Denkfaulheit des Mannes - speziell des deutschen Mannes - auch noch anders? : "Er ist ein Mann. Und das genügt." Ehenfalls von Kurt Tucholsky. Also, die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungs denn die feministische Auferstehung geht los; zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA weiter Fortsetzung im Frühjahr 1 981 Prostitution im Beruf" Teil 9 im FEMINIST Nr. XI

sucht. Die Gesundbefundenen erhalten zunächst e.ne wohlwollende Ermahnung.3) Bei einer zweiten Arretierung jedoch werden sie zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA „zu Protokoll verwarnt ... ln dem „Warnungsprotokoll" ist insbesondere hervorgehoben, dass sie, wofern sie wiederum in verdächtiger Weise aufgegriffen werden sollten, unter eine spezielle sanitätspolizeiliche Kontrolle gestellt werden. Die so Verwarnten werden den Exekutiv- beamten der Sittenpolizei vorgestellt. Die Eltern und Vormünder der Verwarnten werden zuweilen (I) von dem schlechten Lebenswandel letzterer seitens der Behörde in Kenntnis gesetzt. 4 beraubung rechtfertigen, weder bei Männern noch bei Frauen. Auch das preussische Gesetz zum Schutz der persönlichen Freiheit vom zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 12. Februar 185o gieht ein so weitgehendes Recht nicht, so dass vielleicht davon gesprochen werden kann, dass eine Lücke in der Gesetzgebung existiert und die nötige Fürsorge gegen die Verbreitung ansteckender Krankheiten nicht gegeben ist, dass aber keineswegs behauptet werden darf, dass das polizeiliche Ermessen auf diesem Gebiete mangels gesetzlicher Bestimmungen schrankenlos walten könne. Gleichwohl beansprucht die Polizei, wenigstens in grösseren Städten, fast durchweg das Recht. Frauenzimmer. welche als obdachlos, oder unter Umständen, welche einen Verdacht der Unsittlichkeit rechtfertigen, in polizeiliche Obhut geraten, ohne weiteres auf ihre geschlecht- liche Gesundheit zu untersuchen, d. h. sie einer schmählichen körperlichen Untersuchung zu unterwerfen, und sie dehnt dieses Recht sogar dahin aus, dass Frauenzimmer, bei denen auf diese Art eine Geschlechtskrankheit konstatiert ist, unter Kontrolle gestellt werden. Ferner heisst es in einer Entscheidung des Landgerichts zu Köln vom 21. November 1889: die Polizeibehörden leiten ihre Befugnis zur Zwangsunterstellung denn auch nur aus einem (— eine Interpretation der §§ 6 und 12 des Gesetzes zum Schutze der persönlichen Freiheit vom 1.2 Februar 1850 enthaltenden —) Reskripte des Ministers des Innern vom 7. Juli 185o her, wonach, abgesehen davon, dass die Prostituierten zur regelmässigen Beibringung von Gesundheitsattesten angehalten werden können, den Polizeibehörden auch im allgemeinen diejenigen Befugnisse zustehen sollten, welche zu einem erfolgreichen Einschreiten gegen das Treiben der der Prostitution ergebenen Frauen- zimmer erforderlich sind. Da die §§ 6 und 12 des Gesetzes vom 12. Februar 183o nur von der Befugnis, Personen in vorläufige polizei- liche Verwahrung zu nehmen und an Orten. welche der Polizei als .Aufenthaltsorte liederlicher Frauenzimmer bekannt sind, zur Nachtzeit Haussuchungen vorzunehmen. handeln, so konnte auch das er- wähnte Ministerialreskript den Polizeibehörden nicht die Befu g nis geben, über das ihnen zur Feststellung und zur Ver- hinderung strafbarer Handlungen naturgemäss zustehende allgemeine Cberwachungsrecht hinaus Frauenspersonen gegen deren Willen die mit der Zwangsunterstellung verbundenen, in den Verwarnungs- protokollen aufgeführten Beschränkungen aufzuerlegen, welche die ganze Person ergreifen, diese öffentlich als er.dgiltig dem Laster ergeben bezeichnen und dieselben aus jeder ehrlichen Arbeitsstelle und aus der Gesellschaft aller anständigen Personen ver- treiben.' Die thatsächliche Einschreibung erfolgt in Berlin, welches als Prototyp für andre Orte gelten mag, nach der Darstellung des Königl, Polizeipräsidiums „sofern die unzüchtig umherschweifenden, von den Beamten der Sittenpolizei aufgegriffenen Dirnen nicht erklären, dass sie ihr schimpfliches Gewerbe fortzusetzen gesonnen sind, erst nach wiederholter Verwarnung, und kann auch dann noch abgewendet werden, wenn die Mädchen sich einer Besserungsanstalt zuführen lassen (was freilich in zehn Jahren nur zweimal passiert ist). Durch Verfügung vom 2. Mai 1886 ist angeordnet. dass die Stellung unter Kontrolle in einem motivierten, von dem Abteilungsdirigenten zu unterzeichnenden Beschlusse auszusprechen ist. und das vorangehende Verhör sich auf die Umstände und Ereignisse, durch welche die Frauenspersonen der Prostitution zugeführt sind, zu erstrecken hat. ferner, dass die unter väterlicher oder vormundschaftlicher Gewalt stehenden Dirnen erst dann unter Kontrolle gestellt werden dürfen, wenn die an den gesetzlichen Vertreter zu richtende Aufforderung, die Schutzbefohlenen in einer anständigen Familie unterzubringen, ohrie Erfolg geblieben ist." Trotzdem befanden sich unter den 846 im Jahre 1898 in Berlin unter sittenpolizeiliche Kontrolle gestellten Mädchen 229 älinorenne, d. h. solche, die noch nicht das 21. Jahr er- reicht hatten, und andrerseits 9 Frauen zwischen 40 —50 Jahren. Auch nach erfolgter Eintragung wird, wie das Polizeipräsidium mitteilt. den Prostituierten der Rettungsweg offen gehalten. Sobald sie ehrliche Arbeit nachweisen, werden sie von der Kontrolle vorläufig entbunden. und wenn eine unauffällige (?;) Beobachtung die Annahme rechtfertigt, dass sie sich wieder an ein ordentliches .und arbeitsames Leben gewallt haben, definitiv aus derselben entlassen. Auch die übrigen deutschen Staaten besitzen keine die Kontrolle ausdrücklich gestattende Gesetzgebung. Trotzdem ist im Laufe dieses Jahrhunderts allmählich in den grossen und mittleren Städten der meisten deutschen Staaten ein Kontrollsystem nach dem üblichen französischen Muster eingeführt worden. Die Handhabung dieses Systems ist eine mannigfaltige. Ich folge in einer kurzen Wieder- gabe dieser Verhältnisse den Ausführungen von Dr. A. Blasch k o in seinem Buche: „Hygiene der Prostitution und venerischen Krankheiten." 1) Trotzdem der Wortlaut des § 18o des Reichsstrafgesetzbuches vom Jahre 18711761) das Halten von Bordellen als strafbare Handlung deutlich erkennen lässt und das Reichsgericht selbst in einem Erkenntnis vom 29. Januar 1883 das Bordellhalten, selbst mit polizeilicher Genehmigung, für strafbar erklärt hat, bestehen, zum Teil unter ausdrücklich gegebener Polizeierlaubnis, in verschiedenen Städten Bordelle fort. Biaschko nennt Altona, Braunschweig, Chemnitz, Düsseldorf, Halle, Hamburg, Königsberg, Magdeburg, Mannheim, Nürnberg, Strassburg und eine grosse Zahl mittlerer und kleinerer Städte. Es besteht ausserdem. und zwar scheint das in wachsendem Masse eingeführt zu werden, in andren Städten ein System , das Blaschko als das der Bordellstrassen bezeichnet. So ist in Bremen schon 1878 zur Unterbringung der Prostituierten eine aus 26 Häusern bestehende Sackgasse eingerichtet worden, ein Beispiel, dein wiederum verschiedene Städte. Dresden, Leipzig, Magdeburg, Essen, Krefeld, Erfurt, Flensburg, Halberstadt, Hildesheim, Schwerin i. M., Freiburg i. B. gefolgt sind. Blaschke) fährt dann wörtlich fort: Da. wo keine Bordelle existieren, spielt sich die Überwachung der Prostituierten etwa folgendermassen ah: Auf Grund von Beobachtungea der Beamten der Sittenpolizei, sowie auf Grund irgendwelcher Denunziationen von Privatpersonen. Konkurrentinnen, Nachharn. jungen Männern, die sich durch ein Mädchen infiziert glauben. werden cLe- jenigen Mädchen, welche sich der gewerbsmässigen Prostitution ver- dächtig gemacht haben, arretiert und „auf Geschlechtskrankheit" unter- 3) Handbuch der Hygiene, 4o. Liefertu.g, Jena zgoo. 5. sß 3. n Der S t8o, neuer Wortlaut der ,let Heinze von loco, lautet: ‚Wer gewohnhe4ts- mässig oder aus Eigennutz durch seine Vermittelung oder durch Gewlhrurg oder Ver- scliar,:g von Gelegenheit der Unzuoht Vorschuß leistet, wud wegen Ru;- pelei mil Gefingnis nicht unter einem Monat bestraft: auch kann zugleich auf Geldstr.:1.e vor einhunderifcufzig bis zu secnstausen.! Mark. auf Verlust der b..Irgerlichen Ehrenrechte, sowie auf z u2,si rk e, von Polizeiaufsicht erkannt werden. Sind mildernde Umstande vorhanden, so kann die Gefizirnisstrafe bis auf einen Tag ertn1ss.r werden.• 10 Es scheint fraglich, ob in der Praxis alle diese Garantien für ein korrektes Verfahren stets innegehalten werden. und ob nicht hier und da ein etwas summarisches Verfahren geübt wird. Das Fehlen einer, wenn auch noch so einfachen gerichtlichen Verhandlung, die Gesetzes- unkenntnis, die Schüchternheit und Bestürztheit des vielleicht zum ersten Male bei so lockerem Lebenswandel ertappten Mädchens fordern namentlich die unteren Polizeiorgane zu Miss- und Übergriffen geradezu heraus. Auch erschweren in der Praxis die Erkundigungen, welche die Polizei über ein vorläufig von der Kontrolle entbundenes Mädchen einzuziehen pflegt. demselben die Möglichkeit. eine dauernde Arbeits- stelle zu finden." Dieser nüchterne ärztliche Bericht beweist wohl genugsam, dass die Kontrolle eine ungesetzliche Institution ist, dass sie .das weibliche Geschlecht geradezu vogelfrei macht und einen Teil desselben zu Menschen zweiter Klasse, zur Ware, herabdrückt. Ausserdem hat die Kontrolle sich als vollkommen unwirksam erwiesen, die Gesundheit des Volkes zu schützen, wie aus dem Bericht der Brüsseler Konferenz 5 hervorgeht. In England haben die Geschlechtskrankheiten während des Bestehens der Kontrolle zugenommen; nach Abschaffung derselben im Jahre 1884 hielt diese Steigerung während der ersten drei Jahre an, um in den nun folgenden Jahren von 1888-98 ganz regelmässig und sehr erheblich abzunehmen.') Josephine E. Butler und die Gründung des britischen, kontinentalen und allgemeinen Bundes zur Bekämpfung des staatlich regulierten Lasters. Mit einer Indolenz, die nur durch Unkenntnis zu ent- schuldigen ist, haben die Frauen die schmachvolle Institution der Reglementierung der Prostitution . geduldet, bis endlich eine Engländerin, Mrs. Josephine Butler, in dem edlen Drange, ihren unglücklichen Geschlechtsgenossinnen zu helfen und die Gesellschaft von diesem Schandfleck zu befreien, im Jahre 1875 den „britischen, kontinentalen und allgemeinen Bund zur Bekämpfung des staatlich regulierten Lasters" gründete. Er nahm später den Namen ,Federazion abolitionniste internationale" an. Die Satzungen des „Britisch-Kontinentalen und Allgemeinen Bundes zur Bekämpfung des staatlich regulierten Lasters" lauten: 3) WS-s mit den Kranken geschieht, dzrober enthalten die ofEriellen Berichte keine Aj,,a ber.; offenbar werden diese zum rrA,s•en Tet. sofort (ihn. vorherige Ver.varnung eingeschrieben. 1) Die BekamPfun der Geschlechtskrankheiten und die internationale Brasse:er Konferenz vom 4-8 September ity». von F. E. Hopf. Leipzig .87). n Dr. A. Blaschko: a.a.0.5.69ff.

Wenn die Arbeit nicht so rasche Fortschritte aufweist, wie sie vielleicht hätte aufweisen sollen, so dürfen wir das wohl zum grossen Teil dem Umstande zuschreiben, dass die deutschen Frauen sich schon im alleemeinen scheuen, aus dem ihnen von der Häuslichkeit gebotenen Wirkungskreise herauszutreten. diese Scheu jedoch doppelt empfinden, wo es sich um die Teilnahme an einer Beweguag handelt, über deren ganze Wichtigkeit sie sich noch nicht klar geworden sind. Um so höheren persönlichen Wert hat das Vorgehen dieser Frauen, die in der Arbeit des Kulturbundes zuerst die schwierigste Seite der Frauenbewegung, die Sittlichkeitsfrage, in Angriff nahmen, die ohne Scheu vor der Verkennung, der sie vielfach ausgesetzt waren, das Gewissen der wohlbehüteten Frauen der bürgerlichen Gesellschaft wachrüttelten und ihre Aufmerksamkeit auf die gefährlichste Wunde unsres Volkskörpers lenkten, um für die Versuche der Heilung die notwendige Mitwirkung der Frau zu gewinnen. In den ersten beiden Versammlungen, die der Berliner Zweig-verein des Kulturbundes im ersten Jahre seines Bestehens veranstaltete, wurde eine Petition an den Reichstag verlesen und angenommen, die darauf anträgt, die Regulierung der Prostitution als eine mit der hohen Aufgabe des Staates unvereinbare Einrichtung abzuschaffen. Dieselbe lautet: Hoher Reichstag' An den hohen Reichstag wenden wir uns mit der Bitte, den § 361 No. 6 des R. St. G. B. und die sich darauf stützende Einrichtung der Sittenpolizei abschaffen und die Verfolgung aller Vergehen wider die öffentliche Ordnung und den öffentlichen Anstand nicht der dis- kretionAre.n Gewalt der Polizei. sondern, wie jede andre Missethat, dem gewöhnlichen Gerichtsverfahren übergeben zu wolien. Erstens steht der § 361 No. 6 des R. St. G. B.. durch die An- erkennung der Unzucht als ein Gewerbe, mit dem Geiste des § 18o des R. St. G B. in Widerspruch, der bestimmt ist, dem Vorschubleisten der Unzucht vorzubeugen; zweitens ist seine Grundlage fehlerhaft. weil einerseits die Unsittlichkeit an sich nicht bestraft werden' kann, andrer- seits der Begriff des Gewerbes die Unsittlichkeit ausschliesst. Die Gesetze, bestimmt Sitte und Ordnung aufrecht zu erhalten, können niemals einen Beruf anerkennen, der denselben widerstreitet. Die unbeschränkte diskretionäre Gewalt, die der Sittenpc.lizei der Frau gegenüber erteilt wird, stellt diese ausserhalb des gemeinen I:echtes, und die Massnahmen, die demgemäss ihr gegenüber getroffen werden, stehen im Widerspruehe mit den Verfassungsgesetzen aller deutschen Länder (mit den Art 4. 5. 7 und 8 der Preuss. Verfassung). die doch sicherlich auch auf die deutsche Frau. als Staatsbürgerin, Anwendung finden. und ihr für Gerechtigkeit und Sicherheit ihrer persönlichen Freiheit Gewähr leisten. Indem die Gewalt der Sittenpolizei nur den Frauen gegenüber zu vollem Ausdruck kommt. die gezwungen sind, sich ihr Brot zu erwerben. und nicht durch zufällige Au( sere Verhältnisse geschützt werden. schafft sie nicht nur einen Unterschied der Geschlechter. sondern auch der verschiedenen Klassen vor dem Gesetz. Sie bedroht jedoch andrerseits die Sicherheit all er Frauen. da dem Gutachten eines untern Polizei- beamten anheim gegeben wird. ihr Benehmen und Leben zu beurteilen, sie, auch ohne thatsächiichen Grund. zu verhaften, und gegen sie die beschimpfenciste Anklage zu erheben. der gegenüber sie, ohne gerichtliche Untersuchung und ohne Verteidiger ihre Unschuld zu be- weisen haben, wiewohl nach allgemeinem Gerichtsganue ihnen die Schuld bewiesen werden müsste. Selbst ein gegebenes Geständnis ist in diesem Falle wertlos, weil es wahrheitswidrig, nur unter der Autorität der Polizeibeamten erklärt wird. Ist eine F: auin die Hände der Sittenpolizei gefallen, so wird dieselbe, ohne dass eine gesetzliche Untersuchung oder ein Urteilsspruch vorliegt, einem Verfahren unter- zogen. das sie amtlich brandmarkt, sie aus der Gesellschaft ausstösst, ihr die Möglichkeit raubt, sich auf ehrliche Weise ihr Brot zu erwerben, sie der vollsten Ausbeutung ihrer Person durch andre Preis giebt und sit einem ärztlichen Zwangsverfahren unterwirft, das unsre Strafgesetz- gebung als zu entwürdigend für das Gesetz und als zu schmachvoll für eine Frau — selbst als Strafe für eine schwere Missethat — niemals in die Gesetzgebung aufnehmen würde. In einzelnen deutschen Ländern iin Elsass-Lothringen, in Baiern, in Sachsen, in Hessen-Darmstadt, in der freien Reichsstadt Lübeck etc.) geh; noch heute die Sittenpolizei so weit, dass dieselbe ihre obrig- keitliche Genehmigung zum Halten öffentlicher Häuser ertheilt, trotzdem die Besazer dieser Häuser nach der Entscheidung des Reichsgerichtes (Leipzig, 29. I. 80.) nach 18o des deutschen Straf- gesetzbuches strafbar sind, und es andrerseits zur amtlichen Aufgabe der Polizei gehört. jede Missethat oder gesetzwidrige Handlung zur Anzeige zu bringen. Da für eine Frau kein Grund vorhanden ist, freiwillig ihre Freiheit aufzugeben, um in einem solchen Hause ihren Erwerb mit dem Hausbesitzer zu teilen und ihm wie eine Sklavin in allen Stücken dienstbar zu sein, ist ein weitverzweigter Handel mit Frauen entstanden, bei dent jedes Mittel angewandt wird, um dieselben durch Gewalt, Betrug. List oder falsche Vorspiegelungen in diese Hauser zu locken. Durch Zwangsmassregeln darin zurückgehalten — wie sich durch die neuesten Nachforschungen mehr und mehr heraus- gestellt hat — vertauschen sie den Kerker, in dem sie mit obrigkeit- 12 licher Genehmigung zu Zwecken des Lasters gefangen gehalten werden, nur um ebenfalls hinter Schloss und Riegel zwangsweise im Hospital von den Folgen der ersten Kerkerhaft geheilt und wieder zu Zwecken des Lasters beauehbar gemacht zu werden. Durch den Handel mit Frauen für die öffentlichen Häuser entstehen für jedes Mädchen. die ihren Broterwerb ausser dem elterlichen Hause suchen muss, ernstliche Gefahren, die oft trotz der grössten Sorgfalt nicht abgewendet werden können, und der die unschuldigsten (und zugleich gesuchtesten) am leichtesten zum Opfer fallen. Und zwar sind es, da bei den deutschen Verhältnissen die Frau mehr als anderswo auf den eigenen Broterwerb angewiesen ist, auch vorzüglich die deutschen Mädchen, die den Gegenstand dieses Handels, sei es im Inlande oder nach dem Auslande hin, bilden. Allen diesen ebelstAriden gegenüber und in Anbetracht: I. dass durch die Einrichtung der Sittenpolizei die Unsittlichkeit genehmigt wird, indem man versuch:, dieselbe zu regeln und in feste Bahnen zu lenke::. anstatt Mann und Frau. die sich Störungen des bürgerlichen Lebens durch Unsittlichkeit zu Schulden kommen lassen, auf Grund der Erregung öffentlichen Ärgernisses zu strafen, 2. dass durch dieselbe eine Anzahl Frauen indirekt zur Unsittlich- keit gezwungen und andrerseits der Unsittlichkeit des Mannes Vorschub geleistet wird, indem auf Kosten von Freiheit und Gerechtigkeit Vorkehrungen getroffen werden, ihn darin zu schützen; 3. dass durch dieselbe, unter dem Vorgeben, die Allgemeinheit zu schützen, nur die Frau sanitären Massregeln unterzogen wird, während es fast ausschliesslich der Mann ist, der das Krankheitsgift in die Familien trägt und die Gesundheit der künftigen Generation gefährdete 4. dass diese sanitären Massregeln im Volke den Glauben an die Notwendigkeit der Unsittlichkeit des Mannes fördern, ohne demselben dabei eine wirkliche Sicherheit zu bieten, da man nicht im stande ist dieselben der einzelnen Frau gegenüber so weit auszudehnen, um einen wirklichen Schutz zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA zu gewähren, noch alle unsittlichen Frauen ihnen unterziehen kann. dcss es die Aufgabe der Frau ist. über Sitte und Ordnung zu wachen. da ihr die Obhut und das Wohl der Familie anver- traut ist, halten wir es für unsre Pflicht. uns mit unsrer Bitte an den hohen Reichstag zu wenden, diese Einrichtung abschaffen zu wollen. die jedem göttlichen Gebote und menschlichen Gesetz widerstreitet, Tausende von Frauenleben opfert, deren Aufrechterhaltung kein einziger Mann die Stirn haben würde, für sich selbst zu fordern, und die doch für die Männer im allgemeinen gefordert wird, eine Einrichtung. die das Voll: irre leitet, die Sittenbegriffe verwirrt, die Frau zur Sklavin des Lasters macht. und die Grundlage aller Ordnung und Sittlichkeit. die Achtung vor dem Gesetz und vor der Frau untergräbt. (Berlin.. den 5 März 1883.) Der Verein entsandte im November 1883 den gesamten Vor- stand als Deputation zu den Ministern des Kultus, Herrn von G ossler. und der Justiz, Herrn Dr. Friedberg. Frau Guillaume-Schack entwickelte vor dem Kultusminister in längerer Ansprache die Ziele des Bundes, und dieser äusserte den Wunsch, dass alle auf die Arbeiten des Vereins bezüglichen Schriften dem Ministerium eingesandt werden möchten. Später empfing er in persönlicher Audienz die Schriftführerin Frl. M. Räuber, die ihm die Schriften des Bundes überreichte. Im Laufe des zweiten Jahres wandte sich Frau Guillaume- Schach: in einer Eingabe an den Minister des Innern, Herrn von Pu ttk am er; die grundlose Arretierung zweier unbescholtener Mädchen gab ihr Veranlassung, auf eine Abschaffung der sitten- polizeilichen Übergriffe zu dringen. Da der Minister aber „aus Mangel an Zeit" es ablehnte, sich mit dem Anliegen des Vereins zu beschäftigen, so reichte Frau Guillaume-Schack dieselbe Petition dem Kultusminister ein und erweiterte ihre Bitte dahin, der Kultus- minister möge die Einberufung einer medizinischen Kommission zur Prüfung der allgemeinen Gesundheitsverhältnisse veranlassen. In dieser Petition weist der Kulturbund auf den \Viderspruch hin, der zwischen dem System der Reglementierung und dem Reichsstrafgesetzbuche besteht; er beleuchtet die Art und Weise, in der dieses System zur Anwendung gelangt und betont schliesslich die in moralischer Hinsicht verhängnisvolle Wirkung. welche die Einrichtung der Sittenpolizei in ihrer heutigen Gestalt ihrer ganzen Natur nach auf das Volk ausüben muss. Die Petition erwähnt die Thatsache, dass von 96 Strafgefangenen im Alter von 10-15 Jahren allein 42 unter sittenpolizeilicher Kontrolle standen und sich in der Charite drei syphilitisch erkrankte ein- geschriebene Mädchen unter i6 Jahren befunden hätten. Die Petition weist ferner auf die soziale Ungerechtigkeit hin, die darin besteh:. dass die Sittenpolizisten ausdrücklich angewiesen sind, ein scharfes Auge auf den ärmeren Teil der weiblich(n Be- völkerung zu haben, und dass ein von diesen verdächtigtes Mädchen nur durch eine entehrende Untersuchung im stande ist.

Die Arbeitsgebiete des Vereins und das Interesse für seine Ziele sir.d in den elf Jahren seines Bestehens bedeutend gewachsen. Durch Herausgabe und Verbreitung von Flugschriften und Broschüren zur Sittlichkeitsfrage übte der Verein „Jugendschutz" eine rege propagandistische Thätigkeit. Die von der Vorsitzenden zusammengestellten und verbreiteten Schriften über Hvgieine und Erziehung erhielten auf der ersten Ausstellung für Frauenhygieine in Petersburg im Frühjahr 19oe-, das „Ehrendiplom"..) Die Samm- lung enthält Schriften ethischen, pädagogischen, hygieinischen Inhaltes, auch Übersetzungen bedeutender Flugschriften des Aus- landes. Neben dieser propagandistischen Thätigkeit hat sich auch die praktische Arbeit des Vereins kräftig entwickelt. Von dem Ge- danken ausgehend, dass die Prostitution mit wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen aufs engste verknüpft ist, versuchte der Verein dem Schlafstellenunwesen entgegenzuwirken durch Be- gründung zweier Heime für alle:nstehende erwerbsthatige Mädchen, die mit ca. 7o Plätzen im ganzen von Anfang an sehr gut besucht wurden. Später wurden Haushaltungskurse mit diesen Heimen verbunden, unr' 1895 wurde eine Rekonvaleszenten-Station für unbemittelte Mädchen dem Heim I angeschlossen. Der Verein. vermittelt ebenfalls Frauen und Mädchen unentgeltlichen Rechts- schutz. Ein andrer Weg der vorbeugenden Thätigkeit, den der Verein beschritt, war die Gründung eines Kinderhortes, der von etwa 5o Knaben und Mädchen täglich besucht wird, und eines Kindergartens, in dem 30 Kinder Aufnahme finden. Neben diesen praktischen Aufgaben versuchte der Verein, seinen Grundsätzen entsprechend, durch Petitionen an die mass- gebenden Behörden seine Grundsätze in der Gesetzgebung und Verwaltung zur Geltung zu bringen. So beantrage er im Jahre 1892 beim Berliner Polizeipräsidium die Anstellung von Polizeimatronen und Schutzdamen, zum Schutz der unschuldigen und zur Beeinflussung der schuldigen eingelieferten Frauen, Mädchen und Kinder, allerdings ohne Erfolg. Im Jahre 1893 reichte der Verein gemeinsam mit 18 Frauenvereinen dem Kaiser eine Petition „gegen die staatliche Protektion der PrDstitution" ein. Darauf erfolgte durch das Civilkabinet der folgende Bescheid: „Seine Majestät geruhten von der Petition, wie dem mit derselben ein- gereichten Werke „Hygiene der Keuschheit" Kenntnis zu nehmen und zum Ausdruck zu bringen, dass Allerhüchstdieselben dieser so ernsten und für unser Volkswohl so wichtigen Frage volles Interesse zuwenden. Seine Majestät haben den Minister des Innern mit der Prüfung des Immediatgesuchs zu beauftragen geruht." Später haben sich noch 29 Zweigvereine des vaterländischen Frauenvereins dieser Petition angeschlossen. Dieselbe hatte den Erfolg, dass im Jahre 1894 die Vorsitzende des „Jugendschutz", Frau Hanna Bieber-Böhm, im Auftrage des Ministers des Innern zu einer Unterredung mit Graf P ü ekler aufgefordert wurde, der ihr die Weisung erteilte. die Wünsche der Frauen schriftlich zu formulieren. Diese „Vorschläge zur Bekämpfung der Prostitution" reichte Graf Pückler dem Ministerium ein, das Frau Bieber-Böhm später mitteilte, „dass ihre Vorschläge, insbesondere die beantragte Überweisung jugendlicher Prostituierter in Zwangserziehungs- anstalten, zum Gegenstand eingehender Erörterungen gemacht worden seien und bei dem bevorstehenden, die jugendlichen Übel- thater betreffenden Gesetze wieder in Erwägung gezogen werden sollen". Der Wortlaut der Vorschläge ist folgender: „Nicht in Häuser des Lasters wollen mir unsre verirrten Schwestern als Sklavinnen gebracht sehen, nicht unter Sitte gestellt wollen wir sie wissen: Ebenso wenig wollen wir die sogenannte freie Prostitution, ohne ärztliche Untersuchung geduldet sehen. Wir gestatten uns daher: Vorschläge für eine Reform zu unterbreiten, welche bei de n jetzt besteh e nd en Gesetzen betreffs der Prostitution möglich ist. Da Gefängnisdirektoren und höhere Polizeibeamte uns zugeben, dass die jetzt üblichen kurzen Haftstrafen nicht die geringste Besserung der Prostituierten zur Folge haben, da ausserdem erwiesen ist, da.s das jetzt übliche Zusammen- sperren der Inhaftierten mit den allersch:echtesten Elementen — ohne genügende Aufsicht — auf Mädchen, die zum ersten Mal arretiert werden, im höchsten Grade verderblich und demoralisierend wirkt, bitten wir, I. die zum ersten Mal festgenommenen Frauen auf das strengste von den schon auf der Sittenliste stehenden getrennt zu halten, sowohl auf den Polizeirevieren, wie bei der Überführung. sowohl im Warte- raunt und den, Gefängnis des Polizeipräsidiums wie in den Hafi- gefangnissen ; 1) Vgl der. Litteraturr.achwc.s ur...cr IV. 14 2. um Anstellung von pädagogisch gebildeten Polizeimatronen, zunächst in allen grösseren Städten, deren Obhut alle Frauen bei ihrer Einlieferung sofort unterstellt werden. — — Wir empfehlen ferner: 3. Baldige Approbation und Anstellung von weiblichen Ärzten, zu- nächst für die Untersuchung der zum ersten Ma! Eingelieferten, da die Untersuchung durch einen männlichen Arzt geeignet ist, das Scham- gefühl auf das äusserste zu verletzen, und da :Missgriffe bei der Arretierung ja immerhin nicht ausgeschlossen sind. 4. Ausweisung aller ausländischen Prostituierten über die Landes- grenze (nach § 362 Strfg.). 5. Keine neuen Einschreibungen in die Sittenliste, sondern Hinweis an alle Polizeirichter (Amtsrichter) auf die dringende Not- wendigkeit, möglichst bei der erstmaligen Haftstrafe die Überweisung an die Landespolizeibehörde behufs Zwangserziehung für 1 -2 Jahre auszusprechen (nach § 362 Strfg.). 6. Alle bei des Inhaftierung geschlechtskrank befundenen Personen direkt aus den Krankenhäusern (nach der immer nur ungenügend erfolgten Heilung) zur Nachbehandlung in besondere Zwangserziehungs- anstalten zu bringen (nach § 362 Strfg.). 7. Umwandlung der jetzigen Arbeitshäuser in Zwangserziehung,s- anstalter, unter der Leitung gebildeter Frauen. 8. Reform der Frauengefängnisse, z. B. speziell des Haftgefängnisses in der Barnimstrasse zu Berlin, in folgenden Punkten: a) In allen Abteilungen Anstellung pädagogisch gebildeter Frauen als Aufseherinnen. — — b) Einführung eines täglichen Unterrichts durch Frauen. c) Aufhören der Massenquartiere , in denen in durchaus unzureichendere, Raum und bei ungenügender Aufsicht eine Menge von schlechten Elementen Tag und Nacht zusammen- gepfercht werden. d) Einrichtung einer genügenden Anzahl von Einzelzellen. e) Erhöhung der Mauer an der Strasse, über die hinweg jetzt mit Leichtigkeit Verständigungen mit den Bewohnern der gegenüberliegenden Häuser bewerkstellilt werden können. Ferner empfehlen wir: 9 Errichtung von zahlreichen staatlichen und privaten Zwangs- erziehungshäusern in allen Provinzen mit Anstellung pädagogisch gebildeter Frauen zur Leitung derselben und zwar: a) für sittlich gefährdete erwachsene Personen, welche wieder zu nützlichen Gliedern der menschlichen Gesellschaft gemacht werden sollen; b) für gefährdete Kinder unsittlicher Eltern. Io. Als wichtigstes der Verwahrlosung vorbeugendes Mittel: Vermehrung und Förderung der Kinderhorte, in denen die schul- pflichtigen Kinder von Eltern, die tagsüber auf Arbeit sein müssen, liebevolle Aufsicht und Erziehung erhalten. Vorgehen gegen das Schlaftellenunwesen, welches der Unsittlichkeit in der schlimmsten Weise Vorschub leistet. e Ausser diesen schon sofort möglichen Reformen gestatten wir uns zu beantragen: 1. Änderung des Gesetzes über die Zwangserziehung für Kinder und Überführung der Gefährdeten, noch ehe sie zu Verbrechern geworden sind, in Anstalten. 2. Änderung des Absatzes 6 des § 361. Wegfall der kurzen Haftstrafen und Ersatz derselben durch zwangsweise Unterbringung aller wegen Unsittlichkeit inhaftierten Personen .) in Erziehungs- anstalten auf 1-2 Jahre. Der zweite Teil der Schrift begann mit einem auf wissen- schaftliche Autoritäten') gestützten Protest gegen die Auffassung. dass die Prostitution ein notwendiges Übel sei, weil der Fort- pflanzungstrieb unbedingt befriedigt werden müsse. Sie verlangt Keuschheit der Jünglinge und Mädchen bis zur Ehe und vertritt die Überzeugung. dass dieses Ideal durch gesunde Erziehung zur Selbstbeherrschung zu erreichen sei. Auch in dieser Beziehung stellt die Verfa'sserin bestimmte Forderungen auf: Zu den Ursachen, welche den Fortpflanzungstrieb künstlich über- reizen und ins Krankhafte steigern, gehören besonders: I. Der Alkoholgenuss, der nach Aussage der Gefängnisdirektoren und Ärzte 90 aller Sittlichkeitsvergehen verursacht. 2. Falsche Lebensweise: überreiche reizende Nahrung und Luxus- gewohnheiten der Einen: Unbildung, Not, enge \Vohnungsverhältnisse der Anderen. 3. Anreizung durch schlechte Lektüre und Schaustellungen, Kellnerinnenkneipen, zweideutige Balllokale, Nachtcafds u. s. w. 4. Die Straflosigkeit der Unsittlichkeit. Es muss daher die dringende Bitte der Frauen an die Behörden dahin gehen. die genannten Ursachen abstellen zu helfen. 1 1) Unter ,Per,nnen• versteht das Gesetz Minner und Fraue.h. tj VgL Vorschläge S. o.

Kultusminister um Einführung von hygienischem Unterricht omit Aufklärung über sexuelle Hygiene) für d:e heranwachsende Jugend petitioniert. Die Hauptthätigkeit des Berliner Zweigvereins liegt aber auf dem Gebiet der Propaganda. In jedem Winter ver- anstaltet er öffentliche Vorträge und Volksversammlungen, in denen Ärzte, Juristen und Pädagogen über das einschlägige Thema referieren. Auch ha: die Vorsitzende A. Pappritz selbst in ver- schiedenen Vereinen. wie auch in andern Städten Deutschlands Vorträge über die Zwecke und Ziele der Föderation gehalten. Die Thätigkcit des Hamburger Zweigvereins konzentriert sich hauptsächlich auf die Erteilung von Hygienekursen an die schul- entlassene Jugend und auf die Bekämpfung der in Hamburg noch üblichen Bordelle. Die Vorsitzende des Dresdener Zweigvereins, Frau Scheven. hat eine eingehende Enqut2te veranstaltet über das System der Sittenpolizei. wie es in de.n verschiedener. Städten Deutschlands gehandhabt wird und hielt darüber, als Vertreterin der deutschen- Zweigvereine Berlin, Dresden, Munehen, einen Vortrag auf dent Internationalen Kongress zu Lyon im Mai 1901. \Vas nur. die Vorbeugungsm assregeln anbetrifft, so stimmen die Vertreter beider Richtungen. sowohl die Anhanger der Föcieraticn. wie die Anhänger der Frau Bieber-1-;:',hrn voll- kommen überein. und München (Vorsitzende Frau Rohmeder). Sowohl die An- hänger der Föderation, wie die Anhänger der von Frau Bieber- Böhm geleiteten Bestrebungen bekämpfen beide die staatliche Reglementierung der Prostitution; der prinzipielle Unterschied der beiden Richtungen besteht in zwei Punkten: Frau Bieber-Böhm und ihre Anhänger fordern die Bestrafung der gewerbsmässigen Unzucht und die Anzeigepflicht der Ärzte. Die Föderation präzisiert ihren Standpunkt dahin'): „In Dingen der Prostitution verlangen wir vom Staate, dass er diejenigen Manifestationen der Unzucht bestraft, welche die Sittlichkeit andrer gefährden oder beein- trächtigen. Er muss deshalb gesetzlich vorgehen: a) wenn eine zweite Person unfreiwillig durch Betrug. Gewalt oder Ein- schüchterung zu unzüchtigem Handeln verleitet wird; b) wenn öffentliche Aufforderung zur Ausschweifung oder wenn Kuppelei vorliegt; c) wenn Minderjährige missbraucht werden. — Es dürfen weder die Prostituierten der Untersuchung, noch die Ärzte der Anzeigepflicht unterworfen werden." Die Föderation verwirft die Bestrafung der gewerbsmässigen Unzucht. erstens weil es ihres Erachtens fast unmögiich ist, den Begriff des „Gewerbs- mässigen- festzustellen. zweitens, weil die mit dem Strafverfahren verbundene Zwangsuntersuchung sich wenig von dem heutigen System der Reglementierung unterscheiden würde, und drittens, weil die ganze ‘Schwere des Gesetzes wieder allein auf die Frau, und zwar auf die ärmsten und schutzbedürftigsten unter den Frauen, fallen und damit für die doppelte Moral die Basis erhalten bleiben würde. Die Föderation verwirft aber auch die ärztliche Anzeigepflicht, weil ihres Erachtens dieselbe nur die Folge nach sich ziehen würde, dass die Patienten sich dem Arzte entziehen und dadurch die Verbreitung der venerischen Krankheiten noch mehr um sich greifen würde. Die Vorsitzende des Berliner Zweig- vereins der Internationalen Föderation ist allerdings im ersten Jahre seines Bestehens in einer Petition an den Reichstag auch dafür eingetreten, die venerische Ansteckung als „öffentliches", nicht nur als Antragsdelikt zu betrachten und dementsprechend die ärztliche Anzeigepflicht zu fordern, hat sich jedoch nach den eingehenden Erörterungen über dieses Thema auf der Konferenz zu Paris, Juni i9oo, gleichfalls für das von den übrigen An- hängern der Föderation vertretene Prinzip, diese beiden Forderungen zu verwerfen, entschieden. Die Föderation sieht im Gegenteil das wirksamste Mittel zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA zur Bekämpfung der venerischen Krankheiten in einer mögiichs: freien und humanen Behandlung der Geschlechtskranken; schon auf dem allerersten internationalen Kongress 1877 zu Genf wurde durch eine Resolution die Forderung zum Ausdruck gebracht. „dass alle diejenigen Hindernisse beseitigt «erden, welche heute noch der freien Behandlung der Geschlechtskranken in den liospitälern entgegenstehen". In demselben Sinne hat der Berliner Zweigverein der Internationalen Föderation im März 1901 an den Bundesrat eine Petition gerichtet mit dem Ersuchen. bei der bevorstehenden Revision des Krankenversicherungsgesetzes: Die Auffassung der Föderation, in der einfachen Prostitution kein Vergehen im strafrechtlichen Sinne zu sehen und die Be- strafung der gewerbsmässigen Unzucht abzulehnen, hat ihr wieder- holt den Vorwurf der Unsittlichkeit oder mindestens den laxer moralischerAnschauungen zugezogen. Die Gründerin derFöderation, Mrs. Josephine Butler, sah dies voraus, denn sie rief bereits auf dem ersten internationalen Kongress der Föderation 1877 zu Genf ihren Anhängern zu: ,,Nos antagonistes ne manque.nt pas de nous accuser d'etre les dgenseurs de rimmoralite. Nous avons ä faire les me:rnes tristes experiences que les anciens reformateurs. Nous avons vu, comme eux, beaucoup de timides et de circonspects nous tourner le dos, et abjurer le nom profane de la iibertd. Die Föderation vertritt den Grundsatz: t1 Die Gleichstellung der Frau vor dem Sittengesetz bedingt ihre Gleichsttllunz ir. ökonomischer. pädaz,,gischcr. rechtlicher und politischer Hinsicht. Wir verwerfen jedes Gesch!ech,.•-_, priviiegiuin des Mannes. Viellei•Alt hat die Föd-2ratit bisher ,:.ch zu ausschliesslich dem Rettungswerk zugewandt. Die soziai.:. Wirk3ainkeit cer Rettunu arbeiten aber ist. c.b!eich dieselben an sich gut und ni.'.tzl;ch sind,- doch von minimalem Wer:e. wenn man nicht zu gleicher Zeit die Wurzeln des t:bels erkenn: und dort ansetzt. D;e Wurzeln des Übels aber sind sehr vielzesLizig. sie bert:heri Zurr grüssten Teil in unseren sehr ref,irmbed;.irft:gen sozialen und ges etzlichen Hier muss nun der. Hebel ansetzen. dann erst kann die Frage der Ge- rechtigkeit und Freiheit für die Frau zelüst werden:. -s- 2, Die Statuten der deutschen Zweigvereine sind natür:ich identisch mit denen der internationalen Föderation 1angenenstnen auf dem Kongress zu Lyon. Mai 1901), wie sie auf Seite :63 an- gegeben sind. 1. die § 6a und 26a. welehe den Kassen das Recht geben: „den Versicherten, weiche sich eine Krankheit durch geschlechtliche Ausschweifung zugezogen haben, für diese Krankheit das statutenmässige Krankengeld gar nicht oder nur teilweise zu gewähren,' zu streichen, und jede Bestimmung zu Ungunsten der Geschlechtskranken aufzuheben. II. Die obligatorische Krankenhausbehandlung der Geschlechtskranken anzuordnen in folgenden Fällen: 1. Wenn nach Ansicht des Arztes wegen Schwere der Er- krankung oder wegen ungünstiger häuslicher Verhältnisse oder Gefahr einer Übertragung die Kur im Hause nicht durchführbar ist; 2. wenn der Kranke selbst die Kran'senhaushehancllung wünscht; 3. für die Angehörigen der Nahrungs- und Genussmittel- gewerbe (z. B. Bäcker, Schlachter, Kellner, Kellnerinnen. Tabakarbeiter u. a. m.), sowie für Berufsgruppen. welche. wie z. B. Barbiere, Friseure, Masseusen u. a. m. bei Aus- übung ihres Berufes in nahe Berührung mit andern Menschen kommen. Der Berliner Zweigverein der Föderation hatte ausserdem. dem Reichstag Petitionen eingereicht (zusammen mit dem Harn- betr-ger Zweigverein und dem Verein „Frauenwohl" Berlin) zur lex Heinze und zum Reichsseuchengesetz. Ferner hatte er beim Magistrat die Anstellung von Schulärztinnen beantragt und beim 7 Hoffet a. a. 0. 16 II nous appartiendra, seit qu'on nous blame. soit qu'on nous loue, de chüir le feu de la ITaie libert, et den nourrir la flamme en attendant de meilleurs jours; et tandis que, d'un cute, nous reprouvons la folie qui porte ä des ehzuigel:lents anarchiques et antisociaux les „pretendus" amis de la liberte, il nous faut, dun autre töte, faire face et rsister ä outrance aux assauts qu'on livre rnaintenant ä l'existance rni:rne de la liberte, par les alarmes. l'egoisme ou l'inficklite de la classe gouvernante. 1) VII. Die deutsche Frauenbewegung und die Sittlichkeitsfrage. 1. Die Teilnahme von Vereinen und einz2Inen Vertreterinnen der Frauenbewegung an der Sittlichkeitsbewegung. Neben diesen ausschliesslich der Sittlichkeitsbewegung dienenden Vereinen begannen auch andre in der Fratienbeweg,ung stehende Vereine sich mit dieser schv:ierigen Frage zu beschäftigen. An die damals bedeutendste Organisation der bürgerlichen Frauen- bewegung. den Allgemeinen Deutschen Frauenverein, trat schon 1876 die Aufforderung heran, die Bestrebungen der Föderation in sein Arbeitsprogramm aufzunehmen. Er lehnte diese Aufforderung ab, um sich die Arbeit für seine Aufgaben auf andren Gebieten, von deren Lösung er noch weit entfernt war, nicht durch einen Bericht u,^r :u 8141, I) Congrts de Geni.ve 2877. Tom, E; p. 661i

soweit es nicht in dem betreffenden Abschnitt der sozialen Hilfs- thätie-keit berührt ist, wird im Zusammenhang der konfessionellen Frauenbewegung (Teil I) zur Darstellung kommen. Das Organ dieser Vereine sind die in Berlin erscheinenden ..Frauenblätter-, Organ der deutschen Sittlichkeitsbewegung für die Frauenwelt. Herausgeber: Superintendent Niemann in Kvritz. 2. Die Beteiligung des Bundes deutscher Frauenvereine an der Sittlichkeitsbewegung..) Auch der Bund deutscher Frauenvereine nahm die Sittlichkeits- bewegung mit in sein Arbeitsgebiet auf. Auf der ersten General- versammlung des Bundes in München 1895 wurde die Einreichung einer Petition an den Reichstag behufs Abschaffung der gewerbs- mässigen Prostitution beschlossen, der die von Frau Bieber-Böhm ausgearbeiteten „Vorschläge zur Bekämpfung der Prostitution" als Begleitschrift beigefügt wurden. Die Petition wurde laut Reichs- tagsbeschluss dem Reichskanzler als „Material zur Abänderung der Gesetzgebung" überwiesen. Gelegentlich der Versammlung in Cassel 1896 wurde die Be- arbeitung der Sittlichkeitsfrage einer besonderen Kommission übenviesen, die unter die Leitung von Frau Bieber-Böhm gestellt wurde. Die Kommission wurde von der Generalversammlung zu- nächst mit der Abfassung einer Reihe von Petitionen und Flug- schriften beauftragt. die vor allem den erziehlichen Aufgaben im Kampf gegen die Unsittlichkeit gelten sollten. So wurde im Herbst 1896 eine Eingabe an den preussischen Unterrichtsminister geschickt um die Einführung hygienischen Unterrichts über die Folgen der Unkeus'2hheit und des Alkoholgenusses in Schulen. Sie erhielt die Antwort, dass das Notwendige und Zulässige jetzt schon geschähe. Die Versendung der Schrift von Professor Herzen „Wissenschaft und Sittlichkeit.. an Professoren und Rektoren der Universität mit der Bitte. sie unter den Studierenden zu verbreiten. erzielte eine Reihe von Svmpathieerklärangen aus den Kreisen, an die man sich wendete, aber allerdings auch ver- einzelte Proteste gegen die „Schamlosigkeit" des Vorgehens der- Frauen. ') Auch ein „Aufruf an die Mütter", der auf die Not- wendigkeit erziehlicher Vorbeugung gegen sittliche Gefahren hin- weit.:. wurde in Tausenden von' Exemplaren verbreitet. Eine Petition an den Minister des Innern, die Anstellung von Polizeinatronen betreffend, wurde abschlägig beschieden. Auf der Hamburger Generalversammlung 1898 legte Frau Bieber-Böhni der Kommission folgendes Arbeitsprogramm vor: 1. Fortsetzung der bisherigen' aufklärenden Thätigkeit durch Wort und Schrift. 2. Wiederholung bezw. Einreichung einer Petition an die Unterrichtsminister der deutschen Bundesstaaten betreffend Ein- führung des hygienischen Unterrichts an den Schulen und Fort- bildungsschulen. 3. Wiederholung hem. Einreichung der Petition an die Minister des Innern der deutschen Bundesstaaten um Anstellung gebildeter Polizeimatronen. 4. Wiederholung der Petition an den Reichstag betreffend Antrag Arenberg (lex Heinze). 5. Gesuch an die Rektoren der Universitäten, zur Sittlichkeits- frage und zu unserem Anschreiben an die Professoren und Lehrer Stellung zu nehmen. 6. Petition an die Justizminister der deutschen Bundesstaaten, den Schutz der Jugendlichen unter 18 Jahren nach § 56 des Strafgesetzbuches durch die Behörden ausüben zu lassen und die dagegen verstossende Praxis der Polizei, Jugendliche unter 18 Jahren auf die Liste der Prostituierten zu schreiben, zu unter- sagen. 7. Petition an den Kaiser als den Höchstkommandierenden der Armee, die Einführung von hygienischem Unterricht beim Militär zu verfügen, zur Aufklärung über die schädlichen Folgen der Unsittlichkeit und Unmässigkeit. Dieses Programm ist denn auch thats:ichlich die Richtschnur gewesen für die Thätigkeit der Sittlichkeitskommission. Die unter 6 genannten Forderungen der Kommission brauchten nicht mehr gestellt zu werden. da eine Verfügung des preussischen Justizministers vom 11. Februar 1899 der im Jahre 1895 in diesem Sinne gestellten Petition des Vereins Jugendschutz" bereits ent- 1) Vgl. die Berichte der Sittl,chke:i.komm.ss:on icr. Centr.ilblatt des Bunde, dewscher Frauenvereine. Marie Stritt ui,' Ika Freudenberg. Der Bund deutscher Frauen- vereine. Laegenberg tgoo. 1) Die Herzensche Schr ft wurde t9ot von dem Verein Jugendschutz neu heraus- gegeben und von tkm deraeiten Rektor der Berl:ner Univer,itat. Professor D. Harnack, init einem Vorwort versehen. 18 sprechen hatte. Dieser Erlass weist die Polizeiverwaltungen an: 1. In allen Fällen. in denen Minderjährige der gewerbsmässigen Unzucht verdächtig sind und eine an die Eltern oder Vormünder zu richtende Aufforderung, dem unsittlichen Treiben Einhalt zu than, ohne Erfolg bleibt, ist dem Vormundschaftsgerichte Mitteilung zu machen. 2. Werden die Kinder unter zwölf Jahren wegen liederlichen Umhertreibens aufgegriffen, so ist genau nach den Verschriften des Runderlasses vom 14. Juni 1878 über die Ausführung des Gesetzes vorn 13. März 18,8 (Minist.-Bi. 1878. S. 120' zu verfahren und beim Vorliegen einer strafbaren Handlung der Antrag auf Zwangserziehung zu stellen. 3. Wenn jugendliche Personen im Alter von 12 —18 Jahren der gewerbsmässigen Unzucht verdächtig sind und ihr Treiben eine straf- bare Handlung darstellen könnte, so ist stets der Staatsanwaltschaft Anzeige zu erstatten, um eine Bestrafung oder Überweisung zur ZwangserziAung herbeizuführen. Ausserdem werden die Vormundschaftsgerichte durch den Herrn Justizminister angewiesen, die ihnen von den Polizeibehörden oder der Staatsanwaltschaft bekannt gegebenen Fälle sorgfältig und mit thunlichster Beschleunigung zu prüfen. Ergiebt sich dabei die Notwendigkeit, den Eltern das Recht der Erziehung des im kindlichen Alter befindlichen oder diesem Alter nahestehenden Mädchens abzusprechen, so wird es sich für die Gerichte regel- mässig empfehlen, mit der Kommunalverwaltung wegen Übernahmt des Mädchens in die Waisenpflege in Verbindung zu treten, geeignetenfalls auch deren Vermittlung in Anspruch zu nehmen, uni die Aufnahme des Mädchens in eine auf privater Wohi- thätigkeit beruhende Anstalt zu ermöglichen. Ein andrer kleiner Erfolg der Frauenbestrebungen. entsprechend den von Frau Bieber-Bühm aufgestellten Forderungen. ist die im Sep- tember 1900 erfolgte Anstellung einer Ärztin. Frl. Dr. med. H ack er, bei der Berliner Sittenpolizei zur Untersuchung der erstmalig Inhaftierten. Die Petition an den Reichstag zu der „lex Heinze" wurde bei den Verhandlungen im Frühjahr Igexp nur, soweit sie Erhöhung des Schutzalters betraf, envälint. Die Ergänzungen des Straf- ge,etzbur..•hes, die bei der Beschlussfassung schliesslich die Maioritit erlangten, deckten sich mit den Forderungen der Kommission in einzelnen Punkten. der strengeren Bestrafung der Kuppelei (§§ 18o, 181), der Massregeln gegen die Zuhälter (§ 181a) und vor allem der Überweisung der laut § 361 No. 6 Verurteilten in eine Erziehungsanstalt (§ 362). Im Jahre 19ot reichte die Kommission den: Reichskanzler eine Petition. die Bekämpfung des internationalen Madehenhandels be- treffend, ein, und dem Bundesrat eine Petition, welche die Be- kämpfung der venerischen Krankheiten fordert. Auf die erste Petition erfolgte die Antwort, dass die Kaiserliche Regierung die Frage der Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels seit Jahren mit besonderer Aufmerksamkeit verfolge. Es sei anziinehnen, falls es zur Berufung eines Kongresses zum Zwecke der Unter- drückung dieses Handels kommen sollte, Deutschland sich daran in demselben Umfange beteiligen wird, wie die Regierungen der andren Länder. Dem Bunde deutscher Frauenvereine wird anheim- gestellt, sich mit dem Deutschen Nationalkomitee zu internationaler Bekämpfung des Mädchenhandels in Berlin in Verbindung zu setzen. Innerhalb des Bundes sind die beiden oben genannten Richtungen der Sittlichkeitsbewegung vertreten, denn fast alle deutschen Zweigvereine der Internationalen Föderation sind, ebenso wie die Jugendschutzvereine, Mitgliedsvereine des Bundes Deutscher Frauenvereine. Bei den vielen gemeinsamen Bestrebungen beider Richtungen hat sich, trotz der genannten prinzipiellen Unter- schiede, eine fruchtbringende Arbeit innerhalb des Bundes als vollkommen durchführbar erwiesen. ') 1) Die Sittlichkeitsbewegung vgl. Hardbuch der Frauenbewegung Teil L Zustuntneahang der deutschen Frauenbewegung

lie zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 1)iiitst This mit dem ,aftiorchat,Rigiolt? ( TEIL II und ALLE FRAGEN OFFEN ) Rudolf Bahro ließ unseren Brief v. 18.3.1980 (siehe FEMINIST 1/80) zunächst unbeantwortet. Er besuchte auch den Parteitag der GRÜNEN in Saarbrücken nicht. Erst das folgende kurze Schreiben v. 10.5.1980, dem er seinen graphi- schen Entwurf von 1972 über die Entwicklung der Menschheit vom "Archaischen Kommunis- mus"(Primitive klassenlose Gesellschaft) bis zum "Modernen Kommunismus" (Entwickelte klassenlose Gesellschaft) beifügte, zeigte, daß er die politische Auseinandersetzung mit uns nicht gänzlich abwürgen wollte: Bremen, 10.5.80 Liebe Hannelore Mabry Obwohl ich natürlich noch immer eine andere Vorstellung von der Einordnung der Fraueneman- zipation in die allgemeine habe, sehe ich inzwi- schen die Rückverbindung der ökologischen Kri- se bis in die Zeit, in der das Patriarchat ent- stand. Es ist jedoch jene aus einer mutterrecht- lichen Situation heraus zustandegekommene Ver- änderung des Naturverhältnisses (der Produk- tionsweise), die überhaupt in die Klassengesell- schaft hineingeführt hat, die Ursache auch des Übergangs zum Patriarchat - dieses daher kei- ne Endursache, für sich genommen. Es zu über- winden erfordert daher auch einen Angriff auf viel breiterer Front, und gerichtet gegen viel unspezifischere Ursachen, die mit moralisch- politischen Forderungen (deren Recht ich nicht etwa bestreite ) zwar in ihr Auswirkung zu be- schränken, aber nicht zu überwinden sind. Mein Gedanke ist, daß man eine Analyse unserer Gesamtverhältnisse braucht, und darunter dann auch in ihrem patriarchalischen Aspekt. Daß der zuletzt überwunden werden soll, war nie meine Meinung. Es handelt sich einfach um die metho- dische Frage, ob das "Menschheitsproblem" von heute direkt über die Frauenfrage angegangen werden kann oder ob dies eine zu schmale Stra- tegie impliziert. Ich habe erst mal auf der So- zialistischen Konferenz (Treffen der "Linken" Anfang Mai 80 in Kassel auf Anregung Bahros - Einf.H.M.) vorgeschlagen, das Thema Überwin- dung des Patriarchats zum Gegenstand einer um- fassenden linken Diskussion zu machen. Mit freundlichem Gruß 20 Ihr Rudolf Bahro Die bereits erwähnte beigefügte Graphik aus dem Jahre 1972 hatte Bahro mit folgendem Zu- satz versehen: "Mein Schema von den Gesellschaftsformatio- nen. Marxens Formationsbegriff war am geo- tektonischen Analogon entworfen. Er schließt den Gedanken von Überschichtung sozialer Ver- hältnisse, also auch Herrschaftsverhältnisse ein. Die bloße Liquidierung des Lohnarbeit- Kapital - Verhältnisses (einer mindestens"ter- tiären" Schicht) würde an sich viele ältereVer- hältnis se bestehen lassen. Ich glaube, man muß diese "Tektonik", die aus der Abfolge hervor- ging, studieren, um bis unten durchzudringen." ___ Ich machte mir nun ziemliche Gedanken, wie wir aus der Sackgasse "Ich sag mein schlaues Vers'chen auf und was Du versendest, das in- teressiert mich nicht !" wieder herauskommen konnten. Denn Rudolf Bahro ignorierte unsere feministische Marx-Analyse weiterhin. Die Marxismus- Feminismus - Auseinander- setzung (theoretisch und strategisch) war und ist unser wichtigstes Anliegen - wie jederweiß. Deswegen hatten wir den Briefwechsel aufge- nommen und selbstverständlich setzten wir die marxistische Theorie als beiden Seiten bekannt voraus. Nachhilfestunden in Sachen "Histori- scher Materialismus" benötigten wir nicht mehr. Was also tun? Den Griffel aus der Hand legen und resignieren? Nein, das kam für uns nicht in Frage. Wir hat- ten in unserem Leben mit Patriarchen wahrlich genug Erfahrungen gesammelt. Als erste Reak- tion war Bahros Verhalten völlig normal und systemkonform. Da gab's nur eh-1's: am Ball blei- ben, die Motive und Argumente patriarchali- sche r Positionen aufdecken. Und da Vergiftung des Gegners und Waffengewalt als politische Kampfformen bei uns ausscheiden, versuchte ich mit gutem Willen und Argumenten die Kar- re aus dem Dreck zu ziehen. Die Pfingstfeier- tage gingen mit der Analyse und der für mich sehr mühsamen Formulierung des nunmehr er- reichten Stands der Diskussion drauf:

meiner Auffassung froh sein, daß wir dazu nicht imstande sind! Wir sind immerhin schon dabei, unsere eigene wie die uns umgebende Natur durch unsere Kulturarbeit und unsere Kulturge- setze partiell zu zerstören. Tatsächlich haben wir unsere natürlichen und kulturellen Fähigkei- ten so vervollkommnet bzw. deformiert, daß wir heute alles Leben - menschliches und tie- risches - auf unserem Erdball vernichten bzw. wieder in unbelebte Natur zurückverwandeln können. Die Perfektion, die sich das Patriar- chat im Töten bis zum heutigen Tage angeeignet, erarbeitet hat, spricht wahrlich für sich! In krassem Mißverhältnis zu dieser Kulturlei- stung der Menschheit steht allerdings unsere Unfähigkeit, unsere Toten wieder lebendig ma- chen, unsere Lebenszeit um 100 oder 200 Jahre verlängern oder gar die Mutation vom Men- schenaffen zum Menschen selbst in Gang setzen zu können. Etwas kaputtmachen ist eben leich- ter als etwas aufbauen. Immerhin, die Erfor- schung und Bearbeitung unserer Umwelt hat uns - das nehmen wir wenigstens an - als erste Le- bewesen unseren Mond kurz besuchen und unse- re Erde mit Raketen umkreisen lassen. Aber weder als Individuum noch als Gattung können wir uns selbst schaffen. Die Natur ist uns über- legen und wir bleiben ihr ausgeliefert, von ihr abhängig. Wir wissen nicht wo und wie sie an- fängt oder endet. Aber wir wissen, daß wir alle sterben müssen. Deshalb strengen wir uns wohl auch mitunter so ungeheurlich an, wollen mit unserer Kultur die Natur überlisten oder ihr wenigstens unseren Stempel aufdrücken, unserer Existenz einen Sinn geben. Um unser kurzes Le- ben, unsere Wahrnehmungs- und Erkenntnis- grenzen, unsere Angst und Ohnmacht gegenüber der Allmacht der Natur aushalten, bewältigen zu können - vielleicht vollbringen wir deshalb unsere Kulturarbeit? Denn der Gedanke drängt sich auf: Gelingt uns die Kulturarbeit, die Sinn- gebung und die Entwicklung von Beziehungen zu unserer Umwelt nicht, dann entwickeln sich un- sere Fähigkeiten destruktiv, dann geraten sie wie eine Krebszelle außer Kontrolle. Offensicht- lich sind wir nur lebensfähig durch die Aufnah- me und Entwicklung von Beziehungen zur Natur in und um uns. Wir müssen diese Beziehungen, die Kommunikation mit unserer Umwelt aufbau- en und ständig weiterentwicklen. Unsere "Frei- heit" liegt darin, dieses Verhältnis, diese Ab- hängigkeit von der Natur selbst zu organisieren und zu strukturieren. Auch für wen oder mit wem wir in Beziehung treten, wem gegenüber wir Verantwortung übernehmen, können wir selbst bestimmen - gegenüber der Natur, dem Leben, dem anderen Menschen (einem oder gleich der gesamten Gattung gegenüber), einem Gott oder mehreren Göttern oder unserem ei- genen Gewissen gegenüber. Dieser Aufbau, diese Organisierung und Strukturierung unse- rer Arbeits-, Sexual-, Moral-, kurz, unserer gesamten Produktions- und Reproduktionsbe- ziehungen spielt sich in einem Bereich, einem Versuchsraum ab, der Dialog, Auseinanderset- zung, Experiment, Reflexion, Um- und Neuge- staltung zuläßt. Die Ein- und Unterordnung, die Macht- und Herrschaftsverhältnisse wer- den nicht einseitig durch Naturgesetze be- stimmt. Sobald wir sehen und hören und erst recht sprechen und lesen gelernt haben, ver- suchen wir da mitzumischen und unsere Mög- lichkeiten wahrzunehmen. Unser Verhältnis zur Natur bleibt äußerst zwiespältig wie alle Herrschaftsverhältnisse. Seit Menschengeden- ken bemühen wir uns um mehr Autonomie, um unsere Emanzipation - wie wir es nennen. Bei dieser unserer Auseinandersetzung, unserer gesamten Kulturarbeit, erscheint sie uns manchmal als Freund oder Förderin und manch- mal als Gegner unserer Autonomiebestrebun- gen. Und um auf Ihr Analogon zurückzukommen: Wegen dieser Möglichkeit der Selbstbestim- mung, der Mitbestimmung, der Eigenverant- wortung und Freiheit eignen sich Begriffe und Theorien der Naturwissenschaft auch nicht zur Darstellung und Erklärung gesellschaftlicher Prozesse und sozialer Systeme. Was die Kultur angeht, die machen, erhalten, verändern und zerstören wir selbst. Unsere Kulturgesetze sind weder so eindeutig noch so umfassend gül- tig wie die Naturgesetze. Sie sind - wie unse- re Existenz insgesamt - begrenzt und be- schränkt: sie gelten immer nur zeit- und raumbezogen, sie sind subjektiv und gruppen- spezifisch. Die Aufstellung, die Auslegung und die Befolgung von Kulturgesetzen wird von Indi- viduen und von Gruppen vorgenommen. Men- s chen bewerten, richten, demütigen und verge- ben. Menschen begrenzen die Rechte und Pflichten für Junge und Alte, für Frauen und Männer, für Schwarze und Weiße. Die einen stellen Gesetze auf, die die natürlichen Unter- schiede zwischen den Menschen potenzieren, verschärfen, die anderen mühen sich um die Institutionalisierung von Gesetzen, die die na- türlichen Unterschiede mildern, ausgleichen. Um unsere eigene Geschichte zu kennen und analysieren zu können, ist wichtig, genau fest- zustellen, wer welche Gesetze wollte und wer und mit welchen Mitteln sie durchsetzte. Und für wen er mit diesen Gesetzen Partei ergriff. Wegen unseren stets individuell und kollektiv 22

die meisten Mythen gilt: das Patriarchat war und ist die am häufigsten anzutreffende Gesell- schaftsordnung. Als e ine Form und Möglich- keit von Gesellschaftsordnung wird sie wohl auch immer bestehen bleiben, da Unterdrückung auf- grund von biologischen Unterschieden (Hormon- und Genbeschaffenheit, Alter, Geschlecht, Krank- heit etc.) nie völlig auszuschließen ist. Der Kampf gegen das Patriarchat wird erst dann zur Vergangenheit unserer Kulturgeschichte gehören, wenn es uns gelingt, ein nicht ausbeuterisches Verhältnis zur Natur und unseren natürlichen Fähigkeiten zu finden. Dies wäre nicht zuletzt das Ziel einer feministischen Kultur. Sowohl Christen wie Marxisten und unzählige Frauen und Männer haben sich für mehr Eman- zipation und Humanität immer wieder eingesetzt. Viele gaben ihr Leben dafür hin. Unsere Kultur- geschichte gleicht eher einem Auf und Ab, einem ständigen Versuch von rivalisierenden Kräften, eigennützigen und gemeinnützigen Interessen, kurzfristigen und langfristigen Überlegungen, Auftrieb und Hoffnung (wenn wir Achtung und So- lidarität spüren), Niedergeschlagenheit und Fru- stration (wenn man unsere Arbeit und unseren Einsatz mißachtet) als einem kontinuierlichen evolutionären Aufbau- und Entwicklungsprozeß. Zumindest, was die Humanisierung angeht - da gibt es Fortschritte und Niederlagen. Aber wer auch aus Niederlagen zu lernen versteht, wird neue Versuche wagen. Ein dogmatischer Marxis- mus, dem Sie zumindest theoretisch noch aufsit- zen, wird nicht mehr viel bewirken. Und was die Praxis betrifft, da beginnen Sie am besten immer mit der eigenen Person! Denn Ihr Vorschlag, das Thema Überwindung des Patriarchats zum Gegenstand einer umfassenden linken Diskussion zu machen, in allen Ehren; wenn er mehr als ein patriarchalisches Lippenbekenntnis ist, dann ist es nun an der Zeit zu meiner Marxismus - Analyse Stellung zu beziehen (DER FEMINIST 1 /77 und 1 /79 u.a.). Mit freundlichen Grüßen Ihre Hannelore Mabry P.S. Ein Zeichen praktischer Solidarität wäre zum Beispiel auch eine Spende für den FEMINIST - damit könnte man zur Überwindung des Patri- archats ein wenig beitragen. Ich erlaube mir, eine Zahlkarte beizufügen und mit getrennter Post geht der neue FEMINIST an Sie ab, der diese um- fassende linke Diskussion ebenfalls voranbringen möchte. Am 13.Juni 1980 begegneten wir uns dann noch ganz kurz anläßlich einer Podiumsdiskussion über Politik und Ökologie in München. Bahro und der Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz (SPD) versuchten sich da zu profilieren bzw. einen intellektuellen Machtkampf zu liefern. Die Bundestagswahl fordert jetzt den vollen Ein- satz aller führenden Parteiideologen. Siehe dazu und zum Briefwechsel Bahro - FFP (Teil I) auch den Kommentar der BASLER ZEITUNG (5.21) Rudolf Bahro beurteilt unser Verhältnis leider etwas anders als die Basler Zeitung. Von ei- nem öffentlichen Bekenntnis bzw. einer gewis- sen Liaison zwischen Sozialismus und Femi- nismus hält er nach unseren Erfahrungen - seit ihn die DDR außer Landes schickte - we- der theoretisch noch praktisch etwas. Das er- ste kurze persönliche Wiedersehen seit dem Karlsruher Parteitag im Januar verlief eher frostig. Bahro zeigte sich verärgert über die Veröffentlichung unserer politischen Korres- pondenz. Meinte, darin läge ein "Vertrauens- bruch". Wir äußerten unsere Verwunderung über diese seine Ansicht. Welches Vertrauen war denn gebrochen worden? Von einer per- sönlichen privaten Liebesbeziehung konnte hier ja wohl nicht die Rede sein und das poli- tische Verhältnis zwischen uns betrachteten wir seit unserer ersten Kontaktaufnahme als eine öffentliche Angelegenheit. Und selbst wenn Bahro hier etwas "Privates" im Sinne von "bürgerlicher Beziehung" gesehen hat, so sollte er inzwischen darüber informiert sein, daß Feministen seit ihren ersten Aktionen En- de der 60er Jahre mit der Losung "Das Priva- te ist das Öffentliche !" den politischen Kampf führen. Und was uns selbst betrifft: alle unsere Briefe, die wir in Sachen Feminismus - Sozialismus konzipierten und addressierten, sollten die öf- fentliche Diskussion beleben und voranbringen - sei dies unser Schreiben an den Lektor des Hanser-Verlags und Herausgeber der AKZEN- TE Michael Krüger (FEMINIST 1/78), an Her- bert Marcuse (FEMINIST lund 2/ 79) oder an Günther NenningvomNEUEN FORUM (FEMI- NIST 2/79). Nie sahen wir diese Briefe als "Privatbriefe". Welcher Privatbereich war hier denn schutzbedürftig, wem und welcher Sache gegenüber lag hier ein "Vertrauens- bruch" vor? Rudolf Bahro meinte, wir würden dazu noch von ihm hören. Allerdings ließ er auch unsere 3. Begegnung am 29.Juni 1980 - anläßlich des "Großen Rat- schlags" in Frankfurt - völlig ungenützt ver- streichen. Er bemühte sich dort weder vor, noch nach der Veranstaltung um ein klärendes Gespräch mit uns. Und bedauerlicherweise legte er es auch in seinen Podiumsbeiträgen nicht darauf an, die linke Diskussion über das 24

Wein' wir du hto Das Sozialistische Büro (SB) hatte diverse linkdt und Frauen - Gruppen zum "Großen Ratschlag" gebeten. Aus Versehen oder Absicht, diesmal erhielten sogar wir von der seit kurzem existie- renden Frauengruppe des theoretischen Organs des SB - der Hauspostille LINKS - eine Einla- dung. Unsere verschiedenen Versuche, die Redaktion von "Links" in den letzten Jahren für eine Grund- satzdebatte über theoretische und strategische Positionen des Feminismus zu gewinnen, waren leider immer gescheitert. Wir hatten den solida- rischen Kontakt nur bis zu einem Tauschabo aus- weiten können. Wollte das SB die Beziehungen zur Frauenbewegung jetzt doch bewußt aufnehmen und ausbauen? Denn außer der Einladung war noch etwas äußerst Irritierendes geschehen: Auf dem Veranstaltungsplakat (siehe S.25) prangten vier Putzfrauen in den besten Jahren! Sollte diesmal vielleicht über "Lohn für Hausarbeit" dis- kutiert werden? Die ökonomi- sche Unterdrückung der Frau endlich auch bei der "Linken" aufgegriffen und für den "neuen" Sozialismus in Theorie und Pra- xis verankert werden? Sollte die wesentlich intensivere ökonomi- sche Ausbeutung der Frau auch außer Haus (die geschlechtsspe- zifischen Lohn-, Steuer- und Ren- tenverhältnisse) endlich angegan- gen und eine neue Theorie - z.B. unsere feministische Mehrwert- theorie - anerkannt werden? Aber warum hatte man dann für die Eröffnungsveranstaltung Bah- ro und Negt, jedoch keine einzige Feministin zur Podiumsdiskus- sion geladen? Diese Patriarchen und Patriarchalinnen (Schmiede- rer und Neusüß) des alten Marx boten wahrlich keine Gewähr für einen" neuen" Sozialismus - es sei denn, man betrachtete Bah- ro' s Öffnung gegenüber ökologischen Problemen schon als das "Neue"! (Siehe hierzu auch "Wie hälst Du's mit dem Patriarchat, Rudolf ?" Teil I und II) Nun, wenn eben noch nicht zur Eröffnung, so würden wir aber sicher aus dem Programm erfahren, wie das SB die Frauenfrage in den Ar- beitskreisen am Wochenende anzupacken gedachte. Raltsti;Itee t Aber unsere Gesichter wurden lang und länger, auch hier hatte man mit Feminismus nichts im Sinn. Und das, obwohl die Frauen auf dem Plakat ratschlagten,und der "Große Ratschlag" sich zu einer "politischen Offenheit" bekennen wollte, die der Linken früher abgegangen sei. "Das Wort vom Ratschlag markiert zudem die endgültige Verallgemeinerung jener Wende, die sich von scheinbar sicheren Revolutionsstrate- gien traditioneller Art lossagt, um neue Wege zum alten Ziel zu suchen." (Dan Diner in der Nr.124 von LINKS) Im Programm stand, wenn wir uns recht erinnern, auch was von "Bezie- hungsknatsch" und daß verschiedene Strategie- fragen erörtert werden sollten - z.B. "Wie aggressiv darf ein Linker sein?" und "Wie kommt man in den Kopf?" Die letzte Frage ließ erkennen, daß auch das "alte Ziel" nicht mehr für alle "Linken"verbinci- lich war. Die Basis hatte sich vom alten Sozialismus mehr und mehr abgenabelt - und nicht nur organisatorisch, auch theo- retisch. Und am weitesten von der reinen Lehre abgewichen war die Frauenbewegung. Aber das schien das SB immer noch nicht zu beunruhigen. So' n The' ma wie "Sozialismus und Femi- nismus" war nicht vorgesehen. Das Plakat ein Bluff, eine uner hörte Frechheit bei dem Pro- grammangebot! Bei diesen "Lin- ken" mußte wirklich mal aufge- räumt und ausgemistet werden. Und auch den "linken" Frauen, die diesen Herren immer noch Gefolgschaft leisteten, mußten alte Reinemachfrauen mal die Meinung sagen, welchen nen sie hier aufsaßen bzw.wel- chen Verrat sie hier begingen. Denn die Frauenbewegung hatte sich von dieser "Linken" längst abgesetzt, aber leider in Isola' eo tion begeben, anstatt gemeinsam mit uns die ideologischen Machtburgen zu bekämpfen. So mußten denn eben eine Handvoll die Sache in die Hand nehmen. In München wurden die S10- gans beratschlagt und die Transparente genlait "Wo der Mann gedacht hat, soll auch die Frau den Verstand verli e i R R 1 iki b atosg et em„ atschlag jr FRANKFURT A. M., 27. Juni. Mit Ratlosigkeit und großen Problemen be- gann am späten Freitagabend in Frank- furt der „Große Ratschlag", zu dem das Sozialistische Büro (Offenbach) zahl- reiche linke Gruppen und soziale Be- wegungen eingeladen hatte. Das Sozia- listische Büro (SB) ist ein Zusammen- schluß verschiedener unabhängiger lin- ker Vereinigungen, Einzelpersonen und Basisgruppen. In dem mit knapp fünftausend Men- schen überfüllten Zelt auf dem Reb- stock besetzte eine Frauengruppe aus München das Podium und blockierte die vorgesehene Diskussion mit Oskar Negt (Hannover), Rudolf Bahro, Chri- stel Neusüss (Berlin) und Ursula Schmiederer. Die Münchner Frauen- gruppe, die zu dem „Förderkreis zum. Aufbau der feministischen Partei" ge- hört, forderte lautstark und mit hefti- gen Angriffen gegen die bundesdeut- sche Linke insgesamt eine Diskussion über „Sozialismus und Feminismus". Nach über einstündigen Vermittlungs- bemühungen durch Andreas Buro (So- zialistisches Büro) und mehreren Ab- stimmungen unter den Zuhörern begann schließlich die Diskussion „Ein neuer Sozialismus?" unter Beteiligung der Sprecherin der Frauengruppe, Hannelo- re Mabry. Nur auf Bitten war Rudolf Bahro zu bewegen, unter diesen Bedin- gungen auf dem Podium Platz zu neh- men. Bei Redaktionsschluß beherrschte jedoch die Frauengruppe die Diskus-, sion. Fron rter zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA RuncisdiQuizyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA t84 zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 26

Ouvertüre zum „Großen Ratschlag Montag, 30.6.80 Die Nacht der reitenden Leichen zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA A C RIES Donnerstag, 10.7. 80 DISKUSSO\ Ich finde Euch zum kotzen! Länger schon habe ich mich gewundert, geärgert, über die drittklassigen, infantilen "Feminismus" Veröffentlich- ungen Eurer Zeitung (von "Links" und anderen linken Wochenzeitungen gar nicht zu reden). "Feministische" Buchbesprechungen, die schon rein sprachlich (und das bei dem sonst professionell-journalistischen Stil der taz). unter aller Kanone sind. Beiträge, die inhaltlich nicht über Themen a la ich gebär mein Kind zu Hause mit Glück; Muttergöttin und böse Mütter, und wo pflanze ich Vergißmeinnicht und Verdräng es gern, hinausreichen. Sogenannter Feminismus, der eher verblödet, als soziale Realität (s. 1. Seite der taz vom 30.6.) reflektiert, analysiert, interpretiert, und wirkli- che Alternativen (!) vorstellt! Nach dem Artikel über den Frankfurter Ratschlag, insbesondere Eure Äußerungen über Hannelore Ma- bry, bestätigte sich mein Verdacht, daß das eine gezielte Taktik ist! Eine ebenso berühmte, wie fiese Methode, mit der auch der CiA schon erfolgreich manipuliert hat! Unliebsame pol., soz. Gruppen, bzw. gesellschaftliche Strömungen die ihren Unmut, Kritik am Bestehenden äußern (In Amerika z.B. die Schwarzen, hier praktiziert ihr das gleiche mit den pol. Feministen!) wird die Spitze gebrochen, indem man eigene, d.h. mit den eigenen Interessen verträgliche, scheinbare Identifika- tionsmöglichkeiten für die Unmuti- gen präsentiert. Statt Euch mit originären Theorie und Praxisan- sätzen von feministischer Seite auseinanderzusetzen, mit fern. Kritik an den Linken, discreditiert ihr diese, indem ihr einfach die Inhalte absprecht ("inhaltsloser Exhibitionismus") Wo habt ihr das nur gelernt, Ihr von der taz?? einer Zeitung, die aus Protest gegen interessengebundene bürgerliche T.Z.'s entstanden ist, eine Alternati- ve, noch dazu eine "Unabhängige" zu sein vorgibt. Auch ich war Augenzeugin in Frankfurt, aber im Gegensatz. ZU Gerd Bauer auch noch Ohrenzeu- gin. Um recht konkrete "soziale Realitäten" ging es den Waschwei- bern, auch wenn das "linke" Podium eine inhaltliche Auseinanderset- zung immer wieder abblockte. Von Ausbeutung war die Rede, von geschlechtsspezifischer Aus- beutung, Abhangigkeit und Aus- beutung; Renten, Steuersplitting, Prostitution kamen als Stichworte. Und gar von einer fern. Mehrwertte- hohe war die Rede, und kein linkes Herz schlug höher? Frankfurt. (taz). Auftakt und einzig originäre Veranstaltung des „Sozialistischen Büros" bildete eine Podiumsdiskussion am Freitagabend, bei der es um einen „neuen Sozialismus" gehen sollte. Mit von der Partie war neben den alteingesessenen SD-Denkern Oskar Negt, Ursel Schmiederer und Christel Neusüß auch der derzeitige Protagonist eines linken Engagements bei den „Grünen", Rudolf Bahro. Zwangsweise komplettierte sich die gelehrte Runde durch hannelore Marby, Radikalfeministin aus München und Chefideologin der Zeitschrift „Feminist". Zusammen mit drei M itstreiterinnen hatte sie zu Anfang das Podium erklommen, kostümiert wie die vier ratschlagenden Waschweiber auf dem offiziellen Kongreß-Plakat. Während jene resolute Dame also versuchsweise dem 1 lexenbesen die Sporen gab, hatten die SB-Veteranen ihre traditionellen Büroschimmel gesattelt. Einzig Bahro ritt mit den Schwierigkeiten des Jungreiters ein mattgrünes Einhorn. Inmitten der Manege sah man einen zaghaften Andreas Buro, den Moderatorenzylinder auf dem Kopf und in der Hand eine Dressurpeitsche von Löffellänge. Untertitel des maroden Szenarios: Die Nacht der reitenden Leichen. Was da als letztes Aufgebot einer einstmals richtungsweisenden Akade- mikerriege angetreten war, den 5000 zeltgästen „bestimmte Erlebnisse" zu vermitteln, „die vielleicht eure Phantasie anregen und eure Politik erweitern für den Alltagskampf" (Negt über Negt), war weitaus signifikanter für den gegenwärtigen Zustand des „Büros" als die unterschiedlichen Arbeitsgruppen die am folgenden Tag durchaus Anregungen und interessante Diskussionen bringen sollte. Lehrmei- sterlich verkaufte das Ursel Schmiede- rer die Analysen von vorgestern für die Politik von gestern, kritisierte zum dreihunderteinundzwanzigsten Mal die Theoriebildung der ML-Parteien und wollte so dem murrenden Publikum beweisen. daß die „Krise des marxismus" eben nur ein „Spruch" sei. Würde man, so die Professorin, nicht ide dogmatische Rezeption des Marxismus für den Marxismus schlechthin halten, sähe man stattdes- sen das originäre marxsche Verständnis von Theorie als Erklärung der Welt. dann gäbe es auch keine Krise. Kriseln tät halt nur der dogmatische Marxismus. Umsonst verwies Bahro darauf. daß das gesamte Begriffssystem des Karl Marx nicht mehr greife, noch nie richtig gegriffen habe - Ursel bestand auf ihrem Taschenspielertrick. Dessen zweite Variante war die umstandslose Übertragung er ML-Kri- tik auf die „Grünen", denen sie vorwarf nur „die - eine Herrschaft durch eine andere ersetzen" zu wollen. Demgegen- über propagierte sie offenere Struktur- enb wie die Netzwerke, die Negt später gar zu „Vorformen eines neuen Parteityps" erk!ärte. Oskar Negt stand ihr an Informationsdefiziten kauin nach: Die „Grünen" kämen zu früh. woran die Ungeduld der Ökologisten Schuld sei, Sieg sagten nicht was sie im Bundestag wollten und seien sich nicht im klaren darüber, daß dort die Staatsmacht gar nicht vorzufinden sei. Negt sprach sich fü r eine Arbeit mit und in den Institutionen aus, wollte aber Parlamente ausgenommen wissen. Er beschwor die Polarisierung zwischen SPD/FDP und Rechts und prophezeite eine Mehrheit von potentiellen Alternativwählern, die sich dann doch für die Sozialdemokratie entscheiden würden. Indem Negt den Ökologisten Machterwerb, „ein Näherrücken zum Machtzentrum" als Ziel ihrer Parlamentspolitik zuschrieb, befürch- tete er folgerichtig eine Resignation und 1.ntiNditisierting heim Mißlingen dieses 28 Ta9eszeifiunyu Ziels. Und alleine deshalb, so Negt weiter, müsse man sich gegen eine Wahlalternative zum jetzigen Zeit- punkt wenden. An dieser Stelle fühlte sich der Chronist subjektiver Weise an die gleiche Argumentationsfigur erin- nert, mit der einst dem Projekt „Tageszeitung" jedweden politischen Kredit verweigert wurde: wenn das Projekt baden ginge, so damals von SB-Seite, gingen zu viele Hoffnungen baden und außerdem sei der Zeitpunkt für eine linke Tageszeitung TU früh, die tragenden Kräfte zu schwach... Die Akademikermanie, Hoffnungen lieber antizipatorisch zu liquidieren als sich auf die realen Erfahrungen erstmal einzulassen zeigten sich auch an diesem Freitag als prägender Zug des „Sozialistischen Büros". Rudolf Bahro reagierte mit freundlichem Gleichmut. Er verwies auf die Unvollkommenheit des grünen Parlamentsansatzes, auf die Tatsache daß die Zahl der beunruhigten Menschen weitaus größer als die Linke ist und leitete daraus die Notwendigkeit ab, „dort wo Bewegung ist, bescheiden mitzuarbeiten". Negt sähe nicht, daß die Untauglichkeit des traditionellen Kategoriensystems einen „Durchgang durch die Praxis" notwendig mache. Allein die öffentliche Aufmerksamkeit, die das bloße Antreten der „Grünen" für die ökologischen Probleme erzeugt habe, rechtfertige schon das Unterfan- gen. Nicht verschwiegen werden soll, daß Christel Neusüß immer wieder vermitteln wollte, in ihren Beiträgen aber auch nicht auf neue Aspekte zu sprechen kam. Hannelore Marby glänzte durch inhaltslosen Exhibitio- nismus und reizte die Zuhörer in einem solchen Maße, daß eine Frau in der Nachbarschaft sich lauthals wünschte, Hannelores Mutter hätte dermaleinst schon die Kampfform des Gebärstreiks gekannt. Alles in allem der- Schwanengesang eines Schreibstubens- ozialismus und ein Bahro, dem auch nichts weiter blieb als seine bekannten Argumente zu reproduzieren, da sie im Podium offenbar niemand kannte. So war's denn wie im Hippodrom von Sezuan: ..Der Vorhang fällt, und alle fragen offen.- zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Gerd Bauer

Diskussionsleiters meinen Vorna- men- hieß diesen Abend "Marg" und durch die taz-Berichterstattung meinen Familiennamen - hieß immer "Marby" - und durch eine Zuhörerin auch noch das Lebens- recht. Das hat keinen "Linken" - es waren immerhin ca. 3-4000 zur Selbstbemitleidung (anstatt Selbst- kritik) versammelt - auch nicht Herrn Bahro oder Herrn Negt oder Frau Schmiedemeier oder Frau Neusüß - tangiert. Mit jeder Ideologie kann man sich hier noch eher verbünden als mit dem Feminismus. Die vier Frauen aus München und die zwei männlichen Feministen (die nach Bahros Ideologie "devote Spottgeburten" sind), die vom FFP (Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei) am "Großen Ratschlag" in Frankfurt die Auseinandersetzung Sozialis- mus /Marxismus und Feminismus endlich in Gang bringen wollten, wußten schon, was ihnen bevor- stand, deshalb hatten sie auf ihre aus München mitgebrachten Trans- parente u.a. folgende Slogans geschrieben: "Wo Männer ihre patriarchalischen Bollwerke (Christentum, Islam, Marxismus etc.) errichtet haben, wächst kein Gras mehr!" "Mit dem einen pennen sie, die anderen brauchen sie zum Tippen, Kochen und Klo putzen, und die alten verarschen sie auf ihren Titelblättern - das ist die Menschenachtung der Linken!" Die ungekürzte Veröffentlichung dieses Leserbriefes wäre ein erster Schritt zur Selbstkritik. Aber auch diesen bescheidenen Ansatz wird man sich wohl in der taz verkneifen, es sei denn, "devote Spottgeburten" wären schon in die Redaktion eingebrochen und begännen mit dem Kampf gegen Mn Faschismus und Patriarchat in den eigenen Reihen. Hannelore Mabry, München An die (Dieser Brief blieb unseres Zentralredaktion Wissens unveröffentlicht!) die Tageszeitung Wattstr. 11-12 1000 Berlin 65 München, 12.Juli 1980 Betr.: Druckteufelchen in der taz vom 10.7.80 und Gedanken zu den Ansichten eines "gefeuerten Brandstifters"... "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos !", denn erstaunt und erleichtert stellten wir fest, daß immerhin zwei feministische Protestbriefe zu Gerd Bauers Berichterstattung über den GROSSEN RATSCHLAG tatsächlich ungekürzt von Euch veröffentlicht wurden. Zumindest war dies die Absicht der Redaktion. Daß in Hannelo- re Mabrys Brief an zwei Stellen jeweils ca. 4 Zeilen wegfielen und damit der Sinn dieser Sätze "zum Herrn" war, geht offensichtlich auf das Konto eines überlasteten oder schlampig arbei- tenden oder gar echt frauenfeindlichen Setzers oder Druckers. Im Original stand im 2. Ab- schnitt: "Da ist dann auch...(siehe hier unsere Einfügung des ausgelassenen Textes S. 29 ) Und im 4. Abschnitt hieß es: "Diesen Titel....erhoK Doch diese Druckteufelchen verzeihen und ver- gessen wir gern, wenn Ihr die Anregung des von Euch gefeuerten Brandstifters (Redakteurs der Kulturredaktion, dessen Namen man uns leider vorenthielt) bald aufnehmt und in der taz ver- wirklicht. Wir stimmen keineswegs in allen Punkten mit der Argumentation dieses Brand- stifters überein, aber weitgehend mit folgenden Aussagen: "Wir (die Redaktion der taz stellenwenig freche Fragen, wir ent- tabuisieren kaum , das betrifft wiederum alle Ressorts. Dabei ist diese Republik, die Al- ternativbewegung und Linke oder auch die Ökolo- gie- und Frauenbewegung, das sind doch alles wahre Treibhäuser für Tabus und Engstirnigkeit. (Bei diesem Satz dürfte auch ein Druckteufelchen am Werk gewesen sein?) Hier bestände unsere Aufgabe, antizyklisch gegen Moden zu polemisieren, wider den Stachel zu 30 1 ö cke n . Aber anstatt kritisch zu hinterfra- gen, hängen wir uns an jeden Mist an, haben wir in weiten Bereichen eine bewußtlose Ver- stärkerfunktion, lassen uns funktionalisieren." Und auch hinsichtlich der Berichterstattung über eine Diplomarbeit und ihre Beurteilung durch Agnoli stimmen wir mit diesem Brand- stifter überein: "Es fehlen in der Zeitung im- mer noch die intellektuellen Köpfe, die skuri- len Originale, oder die literarischen Querköp- fe, alle die, die mehr als das übliche Szenen- Einheitsgestammel zu sagen haben. Letztes Beispiel in dieser katastrophalen Kette war der Umgang der Redaktion mit dem Genossen Ag- noli. Nach dem Motto: die "Bewegung der Be- troffenen" hat immer Recht. Dafür brauchen wir keine Zeitung! Natürlich war es richtig, diesen Text der Frauen zu dokumentieren, aber in derselben Ausgabe hätte der Johannes Agnoli denselben Platz zur Darstellung seiner Sicht- weise bekommen müssen. Außerdem, wenn Wir uns als Redaktion noch halbwegs Ernst nehmen wollen, müssen solche gravierenden Vorwürfe von uns selbst recherchiert, untersucht wer- den." Ganz in unserem Sinne! Die inhaltliche Auseinandersetzung zwischen "Linken" und"P°- litischem Feminismus" ist seit Jahren überf:41" lig. So liegt seit 1977 die feministische Kritik der Marx' schen Mehrwerttheorie: "Mit oder ohne Marx zum Feminismus?"(DER FEMINIST 1 / 77) vor und seit 1979 eine feministische Kri- tik des anthropologischen Vorverständnisses (Wesen des Menschen) von Marx sowie seiner "Geschichtsmethaphysik" und unsere Korrektur seines Klassen- bzw. Proletariatsbegriffes: "Alle sind zur Philosophie berufen oder das Proletariat heute" (DER FEMINIST 1/79). über diese tatsächlich neuen Arbeiten und feministi- schen Gesellschaftsanalysen wollten wir mit Linken und besonders mit den Veranstaltern - dem SB (Sozialistisches Büro) und den Redak- teuren von LINKS - anläßlich des "Großen Rat; schlags" und der total patriarchalisch geplante

iffMIN1811S(fIE sielltRAttlkKefIK Regina Schulte: SPERRBEZIRKE, Tugendhaftigkeit und Pro- stitution in der bürgerlichen Welt, Syndikat- Verlag, Frankfurt a.M.1979,272 S. ,DM18,— und Pascal Bruckner/Alain Finkielkraut: DIE NEUE LIEBESUN- ORDNUNG, Carl Hanser Verlag, München 1979, 321 S., DM 29,80 Es gibt gewisse Gemeinsamkeiten zwischen der Autorin Regina Schulte und dem Autoren-Duo von "Die neue Liebes- unordnung", die mich zu einer vergleichenden Besprechung stimulierten: - gleicher Jahrgang (Schulte geb. 1949, Finkielkraut 1949, Bruckner 1948) - gleiche Ausbildung (Bruckner und Schulte schlossen ihr Studium - beide offensichtlich über den 1 . Bildungsweg - mit einer Doktorarbeit an einer philosophischen Fakultät ab, Finkielkraut begann als Journalist und arbeitet jetzt als Lehrer) - die im gleichen Jahr erschienen Bücher beschäftigen sich mit dem gleichen Phänomen "Prostitution" . Jedoch nicht nur in der Form, sondern auch in der Bewer- tung der nackten Fakten unterscheiden sich die Arbeiten krass. Die Männer reiten eine wahrhaft erfrischende und unverblümte Attacke gegen die "Tyrannei des Genitals", die "Hodenrepublik", gegen total vom Mann bestimmte und be- herrschte Sexualbeziehungen. Aber beginnen wir mit unse- rer Geschlechtsgenossin. Regina Schulte bietet ihre offensichtlich - bis auf den Titel - formal nicht überarbeitete Dissertation über "Strukturele- mente der Prostitution in der 2.1ililfte des 19.Jahrhunderts" an. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls. Die "Sperrbe- zirke"sincl nicht nur ein langweiliges, sondern auch ein sehr ärgerliches, weil die Geschichte verfälschendes Zitaten- monstrum, mit dem der Syndikat-Verlag wohl 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte. Zum einen wollte man auch mal einen Titel anbieten, der das Geschäft zu beleben versprach, denn die Nachfrage nach Sexualität (ob aus Fru- stration oder Geilheit) beschränkt sich nicht auf eine einzi- ge Käuferschicht (das Angebot des Verlags konzentriert sich ansonsten weitgehend auf "linke" Intellektuelle). Und Pro- stitution ist kein klassenspezifisches Phänomen, so krampf- haft das auch Regina Schulte zu behaupten und anhand von Zitaten vorwiegend "linker"männlicher Autoren zu beweisen versucht. Zum anderen wollte man seine Leser auch fürder- hin ideologisch bei der Stange halten und nicht etwa ins La- ger des Feminismus abdriften lassen. In Sachen Theorie und Interpretation da hält die männliche "Linke" an der politökonomischenAnalyse von Marx fest - ganz gleich,ob diese sich nun zur Darstellung und Erklärung des sozialen Phänomens anbietet und eignet oder nicht. Alles beruht eben auf dem Widerspruch von gemeinsamer Produktion, aber privater Aneignung. Ergänzungen, Erwei- terungen und Wiederbelebungen der Theorie sind erlaubt, nicht jedoch die generelle Infragestellung. Dieses Denkver- bot, das besonders unter "Neomarxisten" grassiert, war sicher nicht die von Marx beabsichtigte Einstellung bzw. Wirkung seiner Theorie. Aber eine derartige Entwicklung hat er möglicherweise befürchtet, denn sein Ausspruch "Ich weiß nicht, ob ich Marxist bin", weist in diese Rich- tung. Methodische und analytische Zweifel sind aber Regina Schultes Sache nicht. Sie übernimmt jede Interpretation und Erklärung, die das linke Patriarchat ihr anbietet. Über die Strukturelemente des gesamten Systems - die Existenz des Patriarchats - ist sie sich offensichtlich nicht im Kla- ren. Und was wahrlich erschreckend ist, diese auffallend unkritische Haltung, dieses anscheinend durch nichts zu 32 stoppende Wiederkäuen patriarchalischer Thesen, ge- lingt Regina Schulte, obwohl sie - dies ist aus ihren Fuß- noten und ihrer Literaturliste zu ersehen - mit vielen namhaften Autorinnen der ersten Frauenbewegung, ja den radikalfeministischen Positionen einer Gertrud Guillaume-Schack, Lida Gustava Heymann, Hedwig Dohm, Rosa Mayreder, Käthe Schirmacher u.a. konfrontiert wurde und obwohl sie zu einer Zeit studierte und an ihrer Doktorarbeit saß, in der die sog. neue Frauenbewegung nicht nur an den Universitäten entstand, sondern bereits durch Bücher, Zeitschriften, Frauenhäuser und Frauen- kämpfe (z .B. zur Abschaffung des § 218) ins Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit in vielen Ländern einzudrin- gen vermochte. Und weiter gelingt ihr dies, obwohl ge- nau genommen schon das Thema "Prostitution" einen kritischen Emanzipationsschub bei jeder Frau auslösen müßte. Aber denkste ! Regina Schulte ficht eben nicht an, was Frauen zu die- sem Problem, dem "ältesten Gewerbe der Welt", sagten, schrieben, analysierten und was sie z.B. zur Aufhebung der Prostitution gerade in der 2. Hälfte des 19.Jahrhun- derts alles versuchten und leisteten. Sie hat nur Augen und Ohren für das, was Männer - überwiegend "linke" Männer - zu diesem Thema zu Papier brachten. Da ver- wundert es dann auch nicht weiter, daß zu den "Struktur- elementen" der Prostitution der Mann "als Nachfrager" nicht gehört bzw. mehr und mehr aus dem Blickfeld ver- schwindet und folgende Elemente für die Prostitution strukturbildend werden: das Geld, der Markt, das Bür- gertum, der Mittelstand, ja die Gesellschaft schlechthin. Da die Autorin meist auch die eitle Sprache, die hochge- stochenen und unpräzisen Formulierungen ihrer männli- chen Vorbilder und Vordenker übernimmt, verfließt ins- gesamt der Unterschied zwischen den Zitaten und Schul- tes verbindendem Text. Eigene Gedanken sucht frau eh vergeblich. Die schaurige Mischung, die sich sicherwe- nig Leser bis zum bitteren Ende zumuten, liest sich dann so:"Daß die Prostitution als ' Zunft' in die Gesell- schaft (!) integriert wurde, bedeutete also keineswegs eine Aufwertung des Gewerbes, sondern war die der mittelalterlichen Stadt (!) adäquate Form ihrer Kontrol- le und Unterwerfung unter moralische Maßstäbe und ge- sellschaftliche (!) Bedürfnisse ."(S.14) Mal ist es also die "mittelalterliche Stadt", mal "das Vergnügungsbedürfnis dieser Zeit", das "Genußleben deutscher Großstädte", "die Physiognomie der Straße", "das Marktpublikum" oder auch "die Familie", dann wieder sind es "einzelne Bevölkerungsschichten", die die Prostitution dringend benötigen. Und Schulte stimmt auch mit Herrn Blaschko völlig überein, nach dem zum Ende des letzten Jahrhunderts die Prostitution "eine für die Gesamtbevölkerung unentbehrliche Einrichtung" wur- de. Den Herren war die "Massenhaftigkeit" und "Öffent- lichkeit" als St rukturmerkmal der Prostitution in den modernen Großstädten aufgefallen und diese Art der Ver- kehrsformen hatte der "kapitalistische Markt" zuwege gebracht, "ebenso wie die Masse' der Prostituierten den Bedingungen von Angebot und Nachfrage, der freien Konkurrenz und des Konsumverhaltens unterworfen ist." (S.15) Derartig markante und präzise Aussagen folgen Schlag auf Schlag! Ich gewann den Eindruck: Je abstrak- ter und unsinniger eine Formulierung war, je geeignter erschien sie Regina Schulte als Zitat. Diese "goldene Regel" hinsichtlich der Auswahl Ihrer "Beweisstücke" prägte sich Schulte offensichtlich während Ihres Stu- diums an deutschen Universitäten ein. Vielleicht hatte sie mit dieser Regel besonders gute Noten bei Seminar-

Die "Sperrbezirke" wirkten auf mich streckenweise wie ein intellektueller Dressurakt oder die Pflichtkür, die eine phantasielose, weil total angepaßte Schülerin vor ihren pa- triarchalischen Preisrichtern läuft. Im Patriarchat wird eben jede/r zumindest zur intellektuellen Prostitution ab- gerichtet. Wir haben es wahrscheinlich am häufigsten mit einer Mischung von Konditionierung und Verrat bzw. zum Verrat zu tun... Eine Erholung ist deshalb für Feministen jede Ausnahme, jeder Versuch des Kampfes oder Widerstands gegen patri- archalische Verkehrsformen. Die bis auf kleine Längen bzw. Wiederholungen insgesamt brilliant formulierte Streitschrift für eine "neue Liebesunordnung" von Bruckner und Finkiel- kraut ist ein solcher Versuch. Da wird den heutigen patri- archalischen Ideologen und Sexologen mal gehörig der Marsch geblasen, den Neofreudianern und Reich-Anhängern scharf die Leviten gelesen:"So entpuppt sich die Orgasmus- verherrlichung (die Reich ins Leben gerufen hat und die von allen Medikastern des Zipferls im Chor nachgebetet wird) als ein Phänomen, das man als genitale Tyrannei bezeich- nen könnte, das heißt als dreifache Einschränkung: als Fest- legung der Sexualität auf die Geschlechtsorgane und auf die Geschlechtslust, als Projektion des männlichen Geschlechts- apparats auf die weibliche Sexualität und schließlich als aus- schließliche Eingrenzung der männlichen Sexualität auf den Penis ...Gewiß sieht Reich das Begehren als anonyme Libi- do, doch bezieht er diese Anonymität wieder auf den Unter- leib als höchste Wirklichkeit... Es hat ganz den Anschein, als wolle er für sein Plädoyer zugunsten der Sexualität da- durch Verzeihung erbitten, daß er uns sagt: wenigstens lassen wir sie nicht aus der kleinen Genitalzone, aus dem Wäldchen der Schamhaare heraus (insofern gleicht er Freud, der das Unbewußte in die Familie des Ödipus verbannt)." (S.42/43) Und weiter heißt es:"Als wissenschaftliche Diszi- plin beweist die Sexologie heute durch ihre Simplizität, daß sie nicht in der Lage ist, die Elemente der weiblichen Se- xualität in ihrer radikalen Fremdheit zu erfassen. Insbeson- dere leidet die Sexologie Reichscher Provenienz seit je un- ter der Furcht vor der Frau als dem anderen... Reich tole- riert die Frau nur in der Pose der Unterwerfung, als Ab- ziehbild der männlichen Erotik, als Negativ oder Hohlform des männlichen Phallus... Für die Anhänger Reichs ist das Entscheidende, den Geschlechtsakt in dem Sinne zu erledi- gen, in dem man im Deutschen davon spricht, daß man'ei- nen Widersacher erledigt' .Der Orgasmus muß der letzte Augenblick sein, der düstere Höhepunkt eines Todesstoßes, einer Hinrichtung...Als ob die' Orgasmusformel' - der Rhythmus von Expansion (Spannung, Ladung) und Kontraktion (Entladung,Entspannung) - nicht eine maskuline Formel wä- re, die nur auf die Hälfte der Menschheit zutrifft!"(S.35 f.) Diese beiden Männer reflektieren, was sie lesen, sie ver- arbeiten theoretische und praktische Erfahrungen und sie lesen was Frauen, was Feministinnen zu Sexualbeziehungen äußern. Sie vergleichen staunend die "potentielle Unermeß- lichkeit weiblicher Lust" mit der "kläglichen Lust" des Mannes : "Den anderen als Frau erkennen heißt, über die außerordentliche Lust, zu der sie fähig ist, nicht im unkla- ren bleiben."(S.175) Die Verschiedenheit, Andersartigkeit sexuellen Verhaltens und Erlebens führen Bruckner und Finkielkraut - den Ein- druck gewinnt frau jedenfalls - nicht nur auf kulturelle, son- dern auch auf biologische, auf "Natur"unterschiede zwischen den Geschlechtern zurück. So erklären sie sich auch die ge- ringe Nachfrage der Frau bzw. das geringe Angebot an männlicher Prostitution: "Wäre eine Prostitution für Frauen (bei der die Frauen die Kundschaft abgeben würden) anders als äußerst aufwendig denkbar? Wie soll man die weibliche Lust berechnen, wie sie in kleine Teilbeträge zerlegen, um sie messen zu können? Kein Zufall, daß die Prostitution heute ihre einzige nennenswerte Kundschaft unter Männern findet - das gilt für männliche Prostituierte wie für weibli- che und Transvestiten."(S.126) Und auch in dem Katalog "Tausend und drei Gründe, heute Freier zu sein" kommen 34 ganz andere, interessantere und einleuchtendere Argu- mente als z.B. bei Regina Schulte zur Sprache. Die mei- sten haben wenig mit den angeblichen Hauptursachen der Prostitution zu tun, die allerdings in den beiden hier be- sprochenen Büchern auch wieder angeführt werden: - Monogamievorschrift - sexualfeindliche Religionen (Christentum, Islam etc.). Wenn wir uns die von Bruckner/Finkielkraut "spontan", d.h. ohne theoretischen Bezug aufgelisteten Argumente für die Langlebigkeit des "ältesten Gewerbes" näher an- schauen und je länger wir selbst über dieses Phänomen nachdenken, so drängt sich ein ganz anderer Begründungs- zusammenhang auf: Das Monogamiegebot und die Sexual- ethik der Kirchen waren bereits Versuche, den "natur- wüchsigen" Sexualtrieb des Mannes kulturell zu steuern. Es handelte sich damals und auch heute noch in erster Li- nie um einen Machtkampf unter Männern. Die intellek- tuell Stärkeren zwangen den körperlich Stärkeren das der Gattung homo sapiens entsprechendere Ausleseverfahren bzw. Hierarchie- und Ordnungsprinzip auf. Das Patriar- chat der Urhorde (Führungsanspruch aufgrund von Kör- perkraft) wird vom intellektuellen Patriarchat in seine Schranken verwiesen (Führungsanspruch aufgrund geisti- ger Überlegenheit). Frauen, Kinder und die im Hahnen- kampf unterlegenen Männer werden zwar auch weiterhin verlauft, versklavt, vergewaltigt und umgebracht, aber zunehmend durch religiöse Gesetze, patriarchalische Ideologien und positives Recht. Irrationale Naturkräfte werden rational gebändigt, intellektuelle Vergewaltigung legalisiert. Daß Frauen sich gegen diesen kulturellen Fortschritt innerhalb des Patriarchats (Monogamie, Sexualethik etc.) keineswegs wehrten, ja ihn überwiegend begrüßten, leuchtet ein. Das neue Auswahl- bzw. Hierar- chieprinzip eröffnete auch für sie eine Möglichkeit ihre Unterdrückung und Ausbeutung zu mildern. Durch die Entwicklung ihres geistigen Potentials war ihre körperli- che Abhängigkeit zu kompensieren. Ganz in diesem Sinne interpretierte auch noch 1980 der Moraltheologe Prof.Dr.Johannes Gründel die Sexualethik der katholischen Kirche. Auf meine Frage, wie die Kir- che zur Prostitution stehe, erwiderte er: "Die Kirche hat die Prostitution nie verboten, sondern immer als - sagen wir - "kleinstes Übel" toleriert. Durch diese Institution war die Masse der Frauen noch am ehesten vor Verge- waltigungen durch Männer zu schützen." Eine Befreiung der Frauen durch die Kultivierung des Se- xualtriebs des Mannes zeichnet sich langfristig unserer Meinung nach auch durchaus ab, "kurzfristig" aber ging die Sache für viele Jahrtausende erstmal völlig schief, da es innerhalb des Patriarchats nicht zu einer allgemeinen, d.h. Frauen und Männer gleich bewertenden, sondern zu einer sattsam bekannten "Doppelmoral" kam. Die Männer hatten z.B. die Monogamie ernsthaft gar nicht für sich, sondern nur für die Frauen ins Auge gefaßt und auch zur brutalsten Ausführung gebracht - sei es als patriarchali- sches Familien- und Scheidungsrecht , sei es durch Keuschheitsgürtel, Klitorisentfernung, Witwenverbren- nung und last not least die Prostitution. Und über das sexuelle Patriarchat, die eindeutig ge- schlechtsspezifische Sexualmoral und -praxis, lassen Bruckner/Finkielkraut im Unterschied zu Schulte nie den geringsten Zweifel aufkommen. Allerdings der wichtigste Faktor - die Gewalt - wird auch von diesen Autoren nicht genügend analysiert. So ist für mich die patriarchalische Doppelmoral ganz eindeutig ein Ansatz zur Humanisierung, ein kultureller Fortschritt gegenüber nackter Gewaltanwendung. Unter den 1000 und 3 Gründen, warum der Mann trotz "Liberali- sierung" der Sexualmoral auch heute noch zur Prostituier- ten geht, taucht folgendes Argument auf: "Weil man hier das Recht erwirbt, sich ausschließlich an die Mechanis- men der eigenen Lust zu halten. Weil man sich von der Pflicht zur Gegenseitigkeit befreit. "(5.190) Immerhin,

bleiben müssen, sondern wachsen können, wenn sie nur aufhören, stets die Brötchen für die großen Männer zu backen und sich in selbstverständlicher Weise dazu be- kennen, lieber Fahrrad zu fahren als mit Puppen zu spie- len. Im Unterschied zu "Tschau Bambola", einer Geschichte, die sich ausschließlich mit Rollenverhalten beschäftigt, ist in "Lisa und die Brötchen" schon ein weiterer entschei- dender Schritt gemacht, indem die Möglichkeit zur politi- schen Aktion für die kleine Lisa aufgezeigt wird. Lisa sucht "das große Haus der Männer" auf und schaut selbst, was da gespielt wird. Eine sehr empfehlenswerte Losung und ein sinnvolles Ge- schenk für kleine Mädchen und Jungen! Ingrid Schölch stellt die Autorin anhand von vielen praktischen Beispielen die "mehr oder weniger bewußt ausgeübte Vorbereitung von Mädchen auf 'weibliche' Funktionen" dar. Sie entlarvt als Hauptfunktion der Schule: eine systematische Abrichtung auf die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Patriar- chat. Schulverwaltung, Lehrkörper, Lehrinhalte und Ver- haltensweisen - alles gehorcht dieser Gesetzmäßigkeit. "Die Schülerinnen lernen schnell auf Lehrer zu reagieren, die mit ihnen herumflirten. Mit dem steigenden Konkurrenz- kampf in der Schule können sie es sich kaum leisten, solche Möglichkeiten nicht auszunutzen, besonders, wenn die Leh- rer intellektuell sowieso nicht soviel von den Mädchen hal- ten wie von den Jungen. So kaufen sie sich ihre Kleidungs- stücke eine Nummer kleiner oder lassen einen Knopf mehr an der Bluse auf."(Aussage einer Gesamtschullehrerin,Bd.1, S.117) Obwohl also Mädchen bis zum Eintritt in die Puber- tät längst kapiert haben, daß sie ihren Körper einsetzen müssen, um nicht völlig im Konkurrenzkampf mit Jungen zu unterliegen, regen sich Elternverbände und Katholischer Frauenbund noch immer über die technische Sexualaufklä- rung durch die Schule auf. (Allerdings sind auch wir für ei- ne weit grundlegendere - eine feministische !- Sexualaufklä- rung.) Was hat nun Dagmar Schultz zur Überwindung des Sexismus in der Schule vorzuschlagen? Sie plädiert für die Einführung sog."women studies"(Frauenforschung) an den Universitäten und Schulen und für die Aufnahme der Untersuchungsergeb- nisse dieser women studies in die öffentlichen Curriculas. Durch die neu gewonnenen Erkenntnisse der Frauenfor- schung sollen Lehrinhalte und Schulpraxis verändert wer- den. Schultz gelingt insgesamt eine sehr anschauliche Darstel- lung der Fakten. Man kann die Arbeit jedem Interessierten Laien und besonders allen Pädagogen nur wärmstens em- pfehlen. Für radikale Feministen ist das Ganze aber etwas zu brav. Bewußtseinsbildung und Selbsterfahrung reichen nicht aus. Wenn Schultz die öffentlichen Curricula und die totale Abrichtung auf einen geschlechtsspezifischen Arbeits- markt aufheben bzw. einen bemerkenswerten Einfluß auf sie ausüben will, dann ist die Politisierung und Organisierung der weiblichen Bevölkerung unerläßlich. Denn diejenigen, 3 die an der patriarchalischen Struktur profitieren -Kirche, Kapitalismus und alle Männer - werden freiwillig keinen cm ihrer Macht aufgeben. Aber, und hier sehen wir das Manko: mit der politischen Dimension in der Frauenbe- wegung hat Schultz offensichtlich nichts im Sinn. Da möchte sie nicht gegen den Strom schwimmen, sondern weiterhin ganz "weiblich" bleiben; denn politische Zusammenarbeit, Organisation, parlamentarische Vertretung etc., diese The- men werden ja seit Jahren in der Bewegung verdrängt und verteufelt. Falls die Autorin es nicht wissen sollte: für Er- ziehung und Ausbildung hat die SPD/FDP ungefähr dasselbe auf der Palette, die "Rollenklischees" dürfen aufgehoben werden. Sogar die CDU/CSU läßt da die Frau heute schon "frei wählen" ! Dagegen bleibt die autonome politische Ver- tretung - angestrebt durch eine FEMINISTISCHE PARTEI - für alle tabu. Diese Aktivitäten darf es gar nicht geben - auch beiDagmarSchultz. Denn, wie sollen wir uns sonst er- klären, daß sie alle Frauengruppen und -initiativen der BRD in ihrem Verzeichnis (S.443f.)anführt bis auf unsere, den FFP? Und warum taucht auch unter den Zeitschriften der Bewegung der FEMINIST nicht auf? Wer so lange wie sie in der Frauenbewegung aktiv Ist, kennt uns ja. Warum werden wir also unterschlagen? Darauf hätten wir von der Autorin gern mal eine Antwort! Franziska, Ingrid, Lorley und Solveig, FFP Adele Turin und Margherita Saccaro: TSCHAU BAMBOLA und LISA UND DIE BRÖTCHEN, LimmatVer- lag Zürich1979,34 S., DM 15, -- pro Buch Lebhaft bunt und sehr geschickt illustriert sind die Ge- schichten von Lisa und Nina, zwei kleinen Mädchen, die auf- decken, daß kleine Mädchen und Frauen gar nicht so klein 36 Rose Sohol: WOMAN CHIEF, Verlag Sauerländer, Aarau- Frankfurt-Salzburg 1979, 104 S. , DM 14, 80 Rose Sobol hat mit ihrem Mann, dem Jugendbuch-Autor Donald J.Sohol u.a. "Stocks and Bonds" verfaßt. Für die- se Arbeit zeichnet sie allein verantwortlich. Aus den Ta- gebuchaufzeichnungen des Pelzhändlers Edwin Thompson, der "Woman chief' persönlich kannte, und eigenen Studien über die Prärieindianer komponiert sie eine spannende Erzählung. Der Vorfall ist an sich authentisch: Eine ein- zige Frau hat es geschafft - und nicht etwa bei den India- nerstämmen, die Land bebauten, sondern bei dem Jäger- und Kriegerstamm der Krähenindianer - sich die Häupt- lingswürde zu erkämpfen. Wie das möglich war? Durch die Bewunderung und Überbietung patriarchalischer Tu- genden. Women Chief ist die wahrlich tollkühne Geschich- te einer "Patriarchalin", d.h. aus Frauenverachtung und Unterdrückung nur eine Lehre ziehen zu können: noch bes- ser und geschickter als der Mann zu jagen, zu stehlen und zu töten. Hätte sie ihren ungeheuerlichen Mut und ihre Geschicklichkeit und Intelligenz eingesetzt, um die patri- archalische Kultur der Krähenindianer zu stürzen, wäre "Woman chief' sicher kein Häuptling, dafür aber die er- ste Feministin ihres Stammes Mitte des letzten Jahrhun- derts geworden. Rose Sohol verharrt In unkritischer Be- wunderung ihrer Heldin gegenüber. Daß der "Stärkste an die Spitze muß", stellt sie nicht in Frage. Es ist deshalb auch nicht weiter verwunderlich, daß es nur eine Frau schaffte und daß die Indianer von den Weißen grausam un- terjocht wurden. Insgesamt eine frustrierende Lektüre! Und wenn es schon eine Patriarchalin sein muß, dann ra- ten wir doch lieber Rosa Luxemburg zu lesen - sie ist auch schon für junge Leserinnen bekömmlicher, da eine kritische Denkerin eh schon eine gebrochene Patriarcha- lin ist. Zumindest das ökonomische und militärische Pa- triarchat hat auf diese mutige Kämpferin und politisch emanzipierte Frau keine Faszination mehr ausgeübt... H . M. Brigitte Krause und Stefanie Ritter: FREMDE SCHWE- STER LIU, Frauenbilder aus der VR Chi- na, Selbstverlag, Hamburg 1979, 120 S. , DM 25, --(Postscheckkonto 114924-205) "Auf der Suche nach neuen Lebensformen, die menschli- cher, freier, gleichberechtigter sein sollen"fuhren die bei- den Hamburgerinnen mit 21 Frauen aus Berlin und Am- sterdam 1977 drei Wochen in die VR China. Was sie dort alles erlebten, sahen, reflektierten, in Bildern und Reise- protokollen festhielten, faßten sie anschließend in diesem lebhaft Illustrierten Bildband zusammen. Und nicht zu- letzt die vielen Gespräche mit den Chinesinnen bestätig- ten immer wieder: Im Vergleich zur völligen Rechtlosig- keit und Unterdrückung der Frau im alten China, ist zwei- fellos ein erheblicher Fortschritt erzielt worden.Die rechtliche Gleichstellung schlug sich in der Erziehung, Ausbildung und im Berufsleben nieder. Hausarbeit und Kindererziehung sind weitgehend vergesellschaftet. Es gibt auch keine offizielle Prostitution mehr."Das Schel-

des Begriffs von Frauenbefreiung auf den außerhäuslichen Bereich ist besonders deshalb so fatal, weil sie ein Amt be- kleidet, das an sich schon Signalwirkungen setzen könnte: Sie ist seit einem Jahr Leiterin des Arbeitsstabes Gleichstellung im Bundesfamilienministerium. Eine solche Stelle möchten die weiblichen SPD-Abgeordneten auch in Bayern einrichten, zumindest verkaufen sie diese Anregung im Bundestagswahlkampf. Die Herren der Partei ge- statteten ihnen sogar ein Hearing darüber im Bayerischen Landtag. Bei dieser Veranstaltung hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, die eingeengten Frauenemanzipationsvorstellun- gen von Frau Kutsch selbst kennenzulernen. Sie warb für die SPD anläßlich der Frage "Lohn für Hausarbeit" mit dem spontanen Bekenntnis:"Hausfrauengehalt?- Da bin ich dage- gen!" Putzen müßten sowieso alle Frauen, die Berufstätigen noch nebenbei. Abgesehen davon, daß Lohn für Hausarbeitei- ne zentrale, internationale Forderung weiter Kreise der neu- en Frauenbewegung ist und auch in der Auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Feminismus eine bedeutende Rolle spielt, bezieht Frau Kutsch in dieser Frage auch wahltak- tisch eine sehr ungünstige Position in einem Land, wo die Mehrheit der Wählerinnen in Franz Josef Strauß den angeb- lichen Garanten eines gesunden deutschen Familienlebens sieht. Frau Kutsch scheint es auch nicht zu beunruhigen, daß sich in München bereits ein Verein "Mutter als Beruf' (seit der Gründung 1979 schon fast 6000 Mitglieder!) bildete. Die größte Wählergruppe (ca .65% der Frauen sind sog. Nurhaus- frauen und Mütter) soll ökonomisch weiter leer ausgehen. Für Marlies Kutsch hat Marx noch immer recht: Da gibt es nur einen Tauschwert von Arbeitskraft, nämlich den, der sich in klingender Münze niederschlägt. Daß Hausfrauen und Mütter - wie inzwischen sogar die Wissenschaft zugibt - nicht nur häufig einen liingeren Arbeitstag haben als erwerbstätige Männer, sondern ihre Arbeitskraft auch einen Tauschwert = Mehrwert darstellt (Feministische Mehrwerttheorie), das alles hat Kutsch bis heute nicht realisiert. Die Vorstellungen von Frauenbefreiung, die die meisten SPD- und FDP-Frauen noch pflegen, stammen aus dem letzten Jahrhundert, aber selbst damals gab es schon radikalere Positionen. Der Ver- lag, sonst einem noch traditionelleren Frauenbild verbunden (Christa Meves), hat sich immerhin schon bis zu diesem SPD-Standpunkt entwickelt. Er hat auch - wie wir erfreut feststellten - unsere Anregung aufgenommen, einmal eine Autorin sich zur neuen Frauenbewegung äußern zu lassen. Irma Hildebrandt wollte zwar keinen Überblick über die Ent- stehungsgeschichte sowie die verschiedenen theoretischen und strategischen Positionen dieser Bewegung geben, sie wurde im Grunde mehr indirekt veranlaßt, sich mit dem Phänomen "Feminismus" zu beschäftigen. Als Germanistin und Lehrerin mit Literatur schon von Berufs wegen konfron- tiert, interessierte sie die Frage: "Warum schreiben Frau- en?" Hinzukam ein ausgesprochener Boom an "Frauenlite- ratur" in den letzten 10 Jahren. Hildebrandt wurde von "aus- sen", den politischen Ereignissen wie der Studenten- und Frauenbewegung, angestoßen und aufgescheucht. Sie spürte keinen "Rollenhader", keinen"Befreiungsnotstand" - der Ein- druck entsteht jedenfalls beim Lesen. Die Lehrerinnentätig- keit schien sich mit 4 Kindern verbinden zu lassen oder hat sie da mal 10 Jahre aussetzen können außer Haus? Aber wer weiß, vielleicht gab es noch Personal "wie in alten Zeiten", denn eine Silvia Plath hätte die Situation der Schriftstellerin und Mutter kaum in dieser Weise zu Papier gebracht:"Es kommt hinzu, daß die jungen Frauen, die sich der Literatur verschreiben... , dazu eher als die Männer imstande sind, ganz einfach weil sie entsprechend der noch immer wirksa- men Rollenverteilung In der Gesellschaft Im allgemeinen nicht in der Weise dem Zwang zu einer geregelten Berufs- aufnahme und vorgezeichneten Laufbahn unterliegen, wie das bei den Männern nach wie vor zu beobachten ist. Die Ge- schlechterrollen gleichen sich zwar... zur Zeit langsam an, und doch bleiben den Frauen noch immer mehr Chancen, be- ruflich zu experimentieren...Schreiben (Ist) schließlich Heimarbeit...und Heimarbeit immer In erster Linie eine 38 Domäne der Frauen...Sieht man von einer Spitzengruppe ab, könnte man auch die Schriftstellerei nüchtern als eine Nebenerwerbstätigkeit bezeichnen, die sich durchaus or- ganisch mit dem Hauptberuf des Ehemannes oder Lebens- gefährten verbinden läßt."Und sie sinniert weiter über die schriftstellernden Ehefrauen:"Immerhin sollten wir froh sein, daß es solche Fälle gibt, weil auf diese Weise die Zahl der schreibenden Frauen größer ist, als wenn nur die männerunabhängige Schriftstellerin, wie es die Feministinnen sich erträumen, als schreibende Frau ak- zeptiert würde."(S.15/16) Damit weiß die Leserschaft nun auch gleich Bescheid, was es mit den "Feministin- nen" für eine Bewandnis hat. Das sind nach Hildebrandt Frauen, die"realitätsblind","mit sektiererischem Eifer an ihrer Antimännerwelt basteln" ,"in den Tag hinein dö- send", "wenig vom Kind", dafür "viel mehr vom §218" sprechen und ihr"spetakulärster Strang ist zweifellos der Lesbianismus",und damit auch keine Mißverständnisse in der öffentlichen Meinung aufkommen können: "Der Name Alice Schwarzer steht als Markenzeichen für den deut- schen Feminismus" .."ihre eingängig einfache Feminis- mustheorie, die sie in' Der kleine Unterschied und seine großen Folgen' darlegt", ist "für viele Feministinnen zur Bibel der Frauenbefreiung geworden" . (S.100) Mit dieser "Oberemanze"im Rücken, die die bestehenden Herr- schaftsverhältnisse durch "Koitusverweigerung"u.a.be- seitigen will, beschäftigt sich Hildebrandt der Auflagen- höhe vors EMMA entsprechend ausführlich, alle anderen Zeitschriften der neuen Frauenbewegung werden z.T. namentlich kurz angeführt und wenn doch ein halber Satz über sie verloren wird, so In einer Weise, daß man erkennt, diese Autorin hat mehr als die Überschrift nicht gelesen und zum Teil sich auch bei dieser nicht das min- deste gedacht. Denn wie könnte sonst DER FEMINIST in schwesterlicher Eintracht neben "Lesbenfront","Partne- rin","Schwarze Botin","efa","Emma","Clio"und "Cou- rage"auftauchen, Zeitschriften, die insgesamt so charak- terisiert werden:"Und überall wird mit dem Rigorismus von Bilderstürmern der Mann vom Sockel geholt." (S.123) Und wenig vorher hieß es zu der "Aussperrung der Män- ner" hei der Frauen-Sommer-Uni 1979 (die Ich dort öf- fentlich kritisierte, siehe FEMINIST 1/80) : "Aber das ist ein Punkt, bei dem Feministinnen keinen Spaß ver- stehen: Männer haben in ihren Frauenzentren, Frauen- buchläden, Frauenkneipen, Frauenkabaretts, Frauenverla- gen nichts zu suchen." Daß DER FEMINIST auf dem In- dex in 80% der Frauenbuchläden sowie "feministischer" Literaturverzeichnisse steht,und der Inhalt und die Stra- tegie dieser Zeitschrift sich in die einfache Feminismus- theorie von Alice Schwarzer nicht häkeln läßt, ist wohl auch der Grund, weshalb sich Hildebrandt gar nicht erst auf ihn einläßt und auch verschweigt, daß die "streitbare Frauenrechtlerin Hannelore Mabry" Autorin eines wichti- gen Buches über die Bedeutung weiblicher parlamentari- scher Arbeit für die Emanzipation der Frau: "Unkraut ins Parlament"und Herausgeberin der ersten kontinuier- lich erscheinenden Zeitschrift der Bewegung FRAUEN- FORUM (1972-1976) war. Nun, Politik, Philosophie und Ökonomie sind nicht die Spezialgebiete von Irma Hilde- brandt, und auch der Ehemann - Soziologe - , mit dem sie laut eigener Aussage "das Thema immer wieder kri- tisch diskutierte", hat vom Feminismus offensichtlich wenig Ahnung, sonst hätte er sicher die Banalitäten ver- hindert, die über Kate Millett, Karin Schrader- Klehert u.a. hier verbreitet werden. Und dann hätte er sicher auch gegen Passagen wie die folgende etwas eingewendet: "Wenn von der Hinwendung der Frauen zu gesellschaftspo- litischen Fragen die Rede ist, sollte freilich nicht nur an die professionellen Schriftstellerinnen ... gedacht wer- den. Andere Namen müßten hier genannt werden, um an- zudeuten, wie viele unter den verschiedensten Aspekten auf diesem Felde tätig sind. Die Reihe geht von Marga- rete Mitscherlich bis Christa Meves, von Carola Stern

%IzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA NN` erkitm".4- itreA. 44,44 Im Dez. 1978 bemühten wir uns um die Mitgliedschaft im • DEUTSCHEN FRAUENRAT (Bundesvereinigung Deutscher Frauenverbände und Frauengruppen gemischter Verbände) und ebenso um die Aufnahme in den • BAYERISCHEN LANDESFRAUENAUSSCHUSS. Nach unserer Kenntnis ist bis zum heutigen Tage keine Orga- nisation der neuen Frauenbewegung in diesen beiden Gremien vertreten. Wir wissen allerdings nicht, oh außer uns - d.h. dem FRAUENFORUM e.V. 1974 und dem FFP (Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei) 1978 - ein anderer feministischer Verband (z.B. die Frauenzentren oder Frau- enhausgruppen) jemals einen Aufnahmeantrag stellte. Wir - wie gesagt - versuchten bereits anläßlich der Konstituie- rung des Bayerischen Landesfrauenauschusses 1974 unser Glück bzw. die Intensivierung der Kontakte mit den"etablier- ten" Frauengruppen und mit den verschiedensten offiziellen Institutionen. Man wollte uns aber nie dabei haben. Im Jahre 1974 begründete man die Ablehnung noch verhältnismäßig of- fen: "Die Ziele des Frauenforum München e.V . , das sich zur sogenannten neuen Frauenbewegung (Feministen) zahlt, stim- men nicht mit der Zielsetzung des Bayerischen Landesfrau- enausschusses überein, wie sie in § 1 seiner Geschäftsord- nung niedergelegt ist. Auch Arbeitsweise und Argumentation der neuen Frauenbewegung unterscheiden sich grundsätzlich von Arbeitsweise und Argumentation der im Bayerischen Landesfrauenausschuß vertretenen Verbände," Im Jahr 1980 liest sich die Ablehnung schon technokratischer.Die perfek- te Patriarchalin meidet inhaltliche Aussagen. Diesmal muß der FFP vor der Tür bleiben, weil: "Nach §2 Abs.lNr.lund 2 der Geschäftsordnung des Bayerischen Landesfrauenaus- schusses (GO-BayLFA) können nur solche Verbände aufge- nommen werden, die im Freistaat Bayern auf Landesebene organisiert sind. Das Tätigkeitsgebiet des Förderkreises zum Aufbau der Feministischen Parteierstreckt sich nach §1 seiner Satzung auf die Bundesrepublik Deutschland und West- Berlin; dementsprechend haben Sie in dem dem Schreiben vom 28.3.1979 beigefügten Formblatt auch lediglich Angaben über die Bezeichnung und Organisationsform des Verbandes auf Bundesebene gemacht. Da der Verband somit nicht auf Landesebene organisiert ist, erfüllt er eine wesentliche Auf- nahmevoraussetzung nicht; es konnte deshalb dahingestellt bleiben, ob die übrigen Aufnahmevoraussetzungen gegeben sind. Abgesehen hiervon läßt auch die Geschäftsordnung ...nach ihrem Sinn und Zweck eine Aufnahme von sog. Förderkreisen, deren Zweck und Aufgabe in der Gründung oder Unterstützung einer Partei besteht, nicht zu. §2 Abs. 1 Nr.3 GO-BayLFA sieht zwar eine Mitgliedschaft politi- scher Parteien im Bayerischen Landesfrauenausschuß vor, beschränkt dies aber auf die im Bayerischen Landtag ver- tertenen politischen Parteien. Durch die Aufnahme von Förderkreisen würde diese Bestimmung umgangen, da dann im Bayerischen Landesfrauenausschuß über diesen Umweg auch politische Parteien vertreten sein könnten, die dem Bayerischen Landtag z.B. wegen der 5%-Klausel nicht angehören." (aus dem Ablehnungsschreiben der Vize- präsidentin Annemarie Gössel v.11.1.1980) Unsere Schwestern lernen schnell in den"gemischterl'und traditionellen Verbänden, das Taktieren und Manipulieren mit patriarchalischen Satzungen, GO-Anträgen, 5%-Klau- seln etc. etc. Wenn man im Patriarchat aufsteigen will, muß man die Erwartungen und Bedürfnisse der Herrschen- den und nicht die der Beherrschten erfüllen, das kapieren sie alle schnell. Nur eins haben sie den Männern bis heu- te noch nicht abgeschaut oder nachgemacht: Geschlechts- solidarität! Da sind ihnen die Männer nach wie vor über- legen, da kennen die Männer auch kaum mehr die von ih- nen ansonsten so starr festgelegten Klassenschranken, da verbrüdern sie sich eher mit dem Klassenfeind als mit der Schwester der eigenen "Klasse" ! Und die eine Alibi-Ministerin - z. Zt. Frau Huber - juckt auch nicht im geringsten, ob sich Frau v. Meibom (Vor- sitzende des Deutschen Frauenrats) als Delegierte beider Weltfrauenkonferenz in Kopenhagen unter dem Patronat von zwei Männern "die noch dazu in ihrem Amt mit solchen(!) Fragen sonst nicht befaßt sind"blamiert fühlt. Genauso wenig, wie es Frau v. Meibom juckt Feministinnen jahre- lang vor der Tür stehen zu lassen; denn seit dem 27.3.79 haben wir vom Deutschen Frauenrat nichts mehr gehört, wie man unseren Antrag nach 11 Monaten (!) auf der Jah- reshauptversammlung am 9.11.79 denn nun beschieden hat. Solche Schwestern hat man auch auf Bundesebene of- fensichtlich nicht gern am Tisch... Unsere Zeitschrift DER FEMINIST erhalten Sie in MÜNCHEN in folgenden Geschäften, Kiosken: ZENTRUM: Buchhandlg. Bergt, Müllerstr.44 Buchhandlg. Grau, Augustenstr. 3 Buchhandlg. Hugenduhel, Salvatorplatz 2 Gaststätte Fraunhofer, Fraunhoferstr. 9 Joh. Palm' s IIofbuchhandig., Sendlingerstr. 37 Kiosk Dietlinger, U-Bahn-Bahnhof Sendlinger Tor Naturkostladen, Jahnstr. 20 Photo Porst, Drescher, Lindwurmstr. 147 Theatiner Filmkunst, Theatinerstr. 32 Zeitschriften Hahn, Reichenbachstr. 16 Zeitschriften Herbst, Lindwurmstr. 43 Zeitschriften Herzog, Sternstr. 28 Zeitschriften Hoffmann, Kazmairstr. 17 Zeitschriften Knobloch, Sternstr. 18 Zeitschriften Lang, Müllerstr. 53 Zeitschriften Plabst, Rothmundstr. 6 Zeitschriften Radlhrunner, Thierschstr. 5 NYMPHENBURG - NEUHAUSEN PASING: Buchhandlg. 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In eigener Sache Diese Zeitschrift wird vom FFP (Förderkreis zum Aufbau der FEMINISTISCHEN PARTEI) seit 1976 herausgegeben. Zum FFP gehören Frauen und Männer (ca. 25%) aus dem In- und Ausland ( ca.10%). Die jüngste Feministin ist hei uns 21 und die älteste 90 Jahre alt. Auch was die Bildung und die Berufstätigkeit betrifft, sind wir alles andere als homogen. Seit unserer Gründung sind wir langsam aber stetig gewachsen. Dennoch sind wir immer noch viel zu wenige - sowohl aktive, wie passive Mitglieder und Förderer. Etliche Zeitschriften der neuen Frauenbewegung sind bereits wieder einge- gangen (FRAUENZEITUNG -Gemeinsam sind wir stark; FRAUENOFFENSIVE, efa, Mamas Pfirsiche, FRAUENFORUM, PROTOKOLLE u.a.), der Verlag FRAUENPOLITIK (Münster) befindet sich in Liquidation. Auch unser Überleben ist auf Dauer nur zu sichern, wenn mehr Frauen und Männer sich für politischen Fe minis mus engagieren. Alle, die un- sere Arbeit gut und wichtig finden, bitten wir deshalb um Unterstützung - aktiv und passiv! Sei es durch Mitgliedschaft, Abonnement, Spenden oder Mundreklame, durch die Gewinnung neuer Buchläden, Kioske etc. um die Auflagenhöhe zu steigern. Alle unsere Redaktionsitzungen in München sind öffentlich. Zweimal im Monat führen wir Straßendiskussionen durch an unserem Infos tand in der Fußgängerzone. Kommt zu unseren Treffen, schaut Euch an,was und wie wir arbeiten. Am 13. Juni 1980 haben wir für die nächsten zwei Jahre folgende Feministen in den Vorstand gewählt: Franziska Keil, 1. Vorsitzende, Solveig Senft (stellvertr. Vorsitzende) und Ingrid Braun (Schatzmeisterin). Unsere Vereinsadresse: Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei, c/o Ingrid Braun, Am Nymphenbad 6, 8000 München 60, Tel. 089- 886734 oder 7149187 (Redaktion). Postscheckkonto des FFP: Postscheckamt München Konto-Nr. 170484 - 807 Folgende Schwerpunkte wurden in den bis jetzt erschienenen Ausgaben behandelt: DER FEMINIST Nr. 1/76 (I) * berichtet über die Spaltung des FRAUENFORUM e.V. und über die Neugründung des FFP. Der Hauptartikel "Wer oder was ist ein Feminist?" beginnt mit einer feministischen Klassenanalyse u.erklärt, warum die Zeitschrift "der" Fe- minist heißt. Außerdem ist die Satzung des FFP enthalten. DER FEMINIST Nr. 2/76 (II) * beschäftigt sich im Aufsatz "Warum die Männer wirklich herrschen" mit dem Anarchismus aus der Sicht der Frauenfrage und mit der Parteifeindlichkeit der neuen Frau- enbewegung, mit "Feminismus und Krieg" und V.E.Ptlgrim's "Untergang des Mannes". DER FEMINIST Nr. 1/77 (III) stellt eine Kritik der Marx' schen Theorie aus der Sicht des Feminismus dar u. untersucht, inwieweit der Marx' sehe Entfremdungsbegriff auf die Haus- und Erzieherarbeit an- wendbar ist und begründet die Forderung "Lohn für Hausar- beit". Entwurf einer feministischen "Mehrwerttheorie" . DER FEMINIST Nr. 2/77 (IV) * In "Viele, aber nicht alle Wege führen zum Feminismus" setzen wir uns mit den Zielen und Methoden auseinander, die die FEMINISTISCHE PARTEI von patriarchalischen Par- teien u.Ideologien unterschieden würde. Außerdem wird un- ser 5-Stunden-Modell für Frau und Mann für die BRD kon- kretisiert u, unsere feministische Klassenanalyse diskutiert. DER FEMINIST Nr.1/78 (V) versucht anhand von H.Beecher-Stowe (Onkel Tom' s Hütte), Angela Davis und H .Mabry die Unterschiede zwischen christ- lichen, marxistischen u. feministischen Wertvorstellungen aufzuzeigen; außerdem beschäftigen wir uns mit Bahro' s "Alternative"und U. Leue mit:"Vom Märchen, daß ein Mann seine Frau ernähre..." DER FEMINIST Nr. 2/78 (VI) * berichtet über die Frauenbewegung in Spanien (Interviews) und über die Parteiensituation in der BRD-einschließlich der "Grünen". Es wird ein Kommentar zum "Stern-Prozeß"ge- geben:"Frauen sind keine beleidigungsfähige Gruppe-wirk- lich?" und in allen Ausgaben findet sich die "Feministische Literaturkritik" (hier z.B über die "Schwarze Botin"). DER FEMINIST Nr.1/79 (VII) * kritisiert die Philosophie und das anthropologische Vorver- ständnis von Marx in dem Artikel "Alle sind zur Philosophie berufen oder:Das Proletariat heute" und über unseren Bei- trag bei der Frauen-Sommer-Uni 78 "Lohn für Hausarbeit als Strategie des Feminismus" Ist das Protokoll abgedruckt. Außerdem eine Kritik der Zeitschrift EULE. DER FEMINIST Nr. 2 /79 (IX) * Mit unserer "Theorie des Patriarchatd'schließt der Brief- wechsel, den wir mit Herbert Marcuse in seinem letzten Lebensjahr aufnahmen. Es folgt eine Diskussion über den Artikel "Alle sind zur Philosophie berufen"und H.Mabry's Kritik an Günther Nennings politischer Position "Wir Männer sind Schweine", NEUES FORUM (Wien). DER FEMINIST Nr. 1/80 (IX) enthält 2 ausführliche Berichte über die Sommeruni der Frauen 1979 - speziell eine Analyse des Projekts Frauen- partei. Ferner unsere Beurteilung der GRÜNEN und eine Auseinandersetzung mit Rudolf Bahros Position. DER FEMINIST Nr. 2/80 (X) * beschäftigt sich mit Prostitution: welche Bedeutung hat dies Problem heute für die Frauenbewegung im Verhält- nis zu der des letzten Jahrh. und welche kommt ihm für die feministische Analyse zu. Ferner setzen wir unswie- der mit der "Linken" - u.a.Pahro - kritisch auseinander. Über unseren Verlag kann ferner bezogen werden: FRAUENFORUM - Stimme der Feministen, Nr.2/75: Muttermilch reicht nur für Kriege elk Der Seperatismus der Männer 4. Das Urteil von Karlsruhe DM 2, -- FRAUENFORUM - Stimme der Feministen, Nr. 3/75: Rein ins Geschäft dilb Unsere Schwestern in Indien 4" Theorie und Praxis des Frauenforum os. Besprechung von Bornemans "Patriarchat" DM 2, -- Zusätzlich jeweils Versandkosten 0, 50, bzw. 0, 75 Ausland. >4- Ich bestelle ein Einzelexemplar FRAUENFORUM Nr. DER FEMINIST Nr. Ich abonniere den FEMINIST ah Nr. Bis einschließlich DER FEMINIST Nr. 2/79 kostet ein Exemplar DM 3,50 + 0, 50 Versandkosten im Inland und + 0,75 im Ausland. Ah Nr. 1/80 mußte der Preis auf DM 4, -- wegen der allgemeinen Teuerung angehoben wer- den + Versandkosten. Das Jahresabo (2 Ausgaben) kostet DM 9, -- Inland und DM 9,50 Ausland. Der Preis ist i m V o r a u s zu entrichten auf das Postscheckkonto DER FEMINIST, München, Konto Nr. 28035 - 804. Bitte genaue Wünsche auf der Überweisung vermerken samt Adresse etc., dann folgt Ware postwendend! Ansonsten hier ausschneiden und an den Verlag schicken. Name Anschrift Datum Unterschrift Ich erkläre meinen Eintritt in den FFP (Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei) und erkenne die Satzung an (veröffentlicht im FEMINIST 1/76 und 2/77): Name: Beruf: Anschrift: Telefon: Datum: Unterschrift: (Mitgliedsbeitrag DM 10,-- , Sozialtarif DM 5, -- für Studenten, Kleinstrentner, Arbeitslose) Postscheckkonto Förderkreis z.Aufbau d.Ferninist.Partet, Mü 170484!