()CR CENilNisti, BEITRÄGE ZUR THEORIE UND PRAXIS Nr.1/1977 II.Jahrg. DM 3,50 Mit oder ohne Marx zum Feminismus E3rief einer Hausfrau Lohn für Hausarbeit: Unterstützung des Kapitalismus? Frau Carrar und ihre Gewehre Was uns mißfiel Feministische Literaturkritik

titt ODER OHNE zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA MA x Nun kann es sich bei dieser Frage naturgemäß nur um die Theorie, die philosophischen und politökonomischen Analysen von Marx handeln; denn er selbst ruht - wie bekannt - seit dem Frühjahr 1883 auf dem Londoner Friedhof. Aber bevor wir in dieser Ausgabe des FEMINIST knochentrocken der Marx' schen Theorie den Kampf ansagen, wollen wir auch noch ein paar Sätze zum Ehemann und Vater Marx - in der Familie "Mohr" genannt - verlieren. Das Patriarchat im trauten Heim Denn nicht nur als Theoretiker, wie wir nach- her sehen werden, ,entpuppt sich Karl Marx als Patriarch. Schier unermüdliche, nie entlohnte weibliche Hilfskräfte des Mohren waren die Ehefrau Jenny und seine drei Töchter: Jenny, Laura und Eleanor ( drei weitere eheliche Kin- der starben vor der Zeit) sowie die Haushälte- rin Helene Demuth. Fünf Frauen befreiten ihn nicht nur von der Haus- und Erzieherarbeit, sondern sorgten ständig für die körperliche, emotionale und geistige Wiederherstellung sei- ner Arbeitskraft. Sie stärkten sein Selbstbe- wußtsein durch Anerkennung und Bewunderung des großen Denkers. Sie halfen beim Zusam- mentragen des Materials in den Londoner Bi- bliotheken und beim Abschreiben der unleser- lich geschriebenen Manuskripte :"Im Dezember 1859 bemerkt Jenny (Mutter) scherzhaft in ei- nem Brief an Engels:' Ich glaube meine Töchter werden mich bald außer Dienst setzen, und ich werde dann in die Liste der'Versorgungsberech- tigten' kommen. Schade, daß keine Aussichten auf Pension da sind für meine langjährigen Se- kretärdienste.' Laura erhielt eine Lesekarte für die Bibliothek des Britischen Museums. Dorthin begleitete sie Marx, um ihm bei der An- fertigung von Auszügen und bei deren Systema- tisierung zu helfen." 1) Für diesen aufopfernden Einsatz "belohnte" Marx nicht nur Ehefrau Jenny mit sechsmaliger Schwängerung: er"schenkte" auch dem guten Geist Helene Demuth einen Sohn. Die Vater- schaft brummte er dann auch noch - neben der wirtschaftlichen Erhaltung der Marx' schen Fa- milie I - dem Freunde Friedrich Engels auf. Marx befürchtete zu Recht, daß Jenny seinen sexuellen Freistil durchaus nicht mit Freude von Hannelore Mabry und Anerkennung quittieren würde. Schließ- lich waren die Lebensbedingungen im Londo- ner Exil häufig bescheiden genug, so daß - abgesehen von aller ehelicher Moral - dieser Kindersegen eine echte Zumutung war Ein wenig Selbstkritik drückt sich denn auch ab und an in seinen Briefen aus. So schreibt er am 31.7.1851 an Engels:"Ich wäre längst auf der Bibliothek fertig. Aber die Unterbrechun- gen und Störungen sind zu groß, und zu Haus, wo alles immer im Belagerungszustand sitzt und Tränenbäche mich ganze Nächte durch en- nuyieren (verdrießen) und wütend machen, kann ich natürlich nicht viel tun. Meine Frau tut mir leid. Auf sie fällt der Hauptdruck, und au fond (im Grunde) hat sie recht. Il faut que 1' Industrie soit plus productive que le mariage (Das Gewerbe muß produktiver sein als die Ehe). Trotz alledem erinnerst Du Dich, daß ich von Natur trdb peu endurant (sehr wenig geduldig) bin und sogar quelque peu dur (ein wenig hart), so daß von Zeit zu Zeit mein Gleichmut verloren geht."2) Und am 18.6.52 an seine Frau:"Liebes Herz, Dein Brief hat mich sehr gefreut. Du brauchst Dich übrigens gar nicht zu genieren, mir immer alles mitzu- teilen. Wenn Du, armes Teufelchen, die bittre Realität durchmachst, ist es nichts weniger als billig, als daß ich wenigstens ideal die Qual mitdurchlebe. Ich weiß übrigens, wie unendlich elastisch Du bist und wie das geringste Günsti- ge Dich wieder neubelebt. Hoffentlich hast Du diese Woche noch oder höchstens bis Montag andre 5 it." 3) Von einer Revolutionierung oder gar Aufhebung patriarchalischer Geschlechtsbeziehungen im Haus ist bei ihm wenig zu merken. Zwar sind gedankenlose Erniedrigungen des weiblichen Geschlechts und Sexismus nicht seine charak- teristischsten Merkmale, dennoch war er nicht frei davon. So schreibt er am 2.4.1851 an Engels:"Meine Frau ist leider von einem Mäd- chen und nicht von einem garcon (Jungen) ent- bunden." 4) Und wenn er Männer verachtete und lächerlich machen wollte, stellte er sie als Frauen dar. Louis Blanc heißt dann "la blanche Louise" oder "fausse pleureuse"(fal- sche Heulliese) und weiter: "Louise spricht nie aus Improvisation. Er schreibt seine Reden 1 1

Proletariat im FEMINIST 1/76 - Beginn einer feministischen Klassenanalyse - , in der ich Marx' unpräzisen, weil geschlechtsneutra- len Begriff für die Klasse der Eigentums- , der Besitzlosen dieser Erde - die sog. Arbei- terklasse - durch die p r o l e s = die Mütter ersetzte, wurde von der sogrNeuen Linken", wie von der Jungmädchenbewegung bzw. der von der Mutterfrage "befreiten" - sich selbst fälsch- licherweise als antiautoritär bezeichnenclen - Frauenbewegung ebensowenig diskutiert. Der Politökonomie weicht "man" , wo "man" kann (innerhalb wie außerhalb der neuen Frauenbe- wegung) aus. Ja, sogar die marxistischen Fe- ministinnen sind zum Teil wieder hinter den einmal gewonnenen Erkenntnisstand zurückge- fallen. Mit dem diesem Artikel folgenden Bei- trag von Joan Landes 12a)" Lohn für Hausarbeit: Unterstützung des Kapitalismus?" gelang einer marxistisch orientierten Theoretikerin das pa- triarchalische Meisterstück, eine von Marx eindeutig beabsichtigte historisch-materialisti- sche Kritik des bürgerlichen Idealismus (Hegel) noch konsequenter als Marx selbst - und das ist übrigens mein Hauptangriff gegen ihn! - w i e - der zu idealisieren,d.h. ihres materia- listischen Gehalts zu entleeren. Die Klas- s e nb ezie hung - und das bedeutet nichts anderes als eine Ausbeuter- beziehung - zwischen Männern und Frauen bleibt im Dunkel. Warum haben wir uns dennoch die große Mühe gemacht, den zum Teil schwer, zum Teil auch leicht falsch zu verstehenden Artikel von Landes zu übersetzen? Unsere Übersetzungsprobleme beruhten zum einen auf Ungereimtheiten, die durch die Autorin selbst verursacht waren - durch ihre unzulässige Übertragung des Marx' schen Entfremdungskonzepts auf die Haus- und Erzieherarbeit. Sie hätte für ihr Vorhaben einen eigenen Entfremdungsbegriff aufstellen müssen, da Marx seiner für die Beschreibung der Ent- fremdung der Frau durch die Haus- und Mütter- arbeit höchstens in einer seiner vier Dimensio- nen - wenn überhaupt! - herangezogen werden kann. Zum anderen mag das Verständnis- sowie Übersetzungsproblem durch die sicher benutzte englische Fassung des Marx' schen Textes noch verschärft worden sein. Und ferner wurden uns Begriffe wie "liberale" Feministen, "sozialistisch-feministisch ' differenzierte' Fa- milie" u.a. auch durch den Zusammenhang, in dem sie gebraucht wurden, nicht klarer. Die Diskussion in der BRD bewegt sich noch immer in Schlagworten wie "bürgerliche" und "soziali- stische" Frauenbewegung bzw. heute "radikal- feministische" und "sozialistisch-feministi- sche" Richtung. Sog."liberale" Feministen, die eind'Vertragsfamilie" bei gleichzeitiger "Befreiung" der Mutter für die außerhäusli- che Arbeit fordern, kennen wir hier nicht. EE sei denn, die SPD-FDP- Frauen hegen solch( Vorstellungen und haben sie nur noch nicht in Gesetzesvorschlägen formuliert? Anderer- seits werden bei uns SPD-FDP- Funktionärin nen nicht als Feministen eingestuft. Und unsE re DKP und weiter "links" von ihr angesie- delte Gruppen haben unserer Kenntnis nach auch kein theoretisches Modell vorliegen, nac dem im "Sozialismus im Überfluß" das bür- gerliche Familienmodell- genauer :das patri- archalische Familienmodell - wieder einge- führt werden soll. Lediglich in der Praxis heute würden sich sicher viele Frauen in den Ostblockstaaten über eine derartige Alterna- tive freuen, da sie von der patriarchalisch durchgeführten Lösung der Frauenfrage - als der Doppel- und Dreifachbelastung für Mütter besonders hart betroffen sind. Der "ökonomi- sche Sozialismus" (ein meiner Meinung nach mißverständlicher Ausdruck von Landes ; sie versteht darunter einen Sozialismus, indem wirtschaftliche Sorgen überwunden sind! ) ist weder auf unserer gesamten Erde, noch in einem einzigen Lande bis jetzt erreicht bzw. bald in Sicht... Durch Joan Landes Artikel wird offenkundig, welche Probleme auftreten, wenn junge Aka- demikerinnen versuchen patriarchalische Theorien feministisch aufzuarbeiten. Faszi- niert von Marx' Methode anhand der sozialen Widersprüche eine gesellschaftliche Beziehun zu untersuchen, die Widersprüche zwischen Theorie und Praxis, sowie die Widersprüche innerhalb der Theorie selbst aufzuspüren, ge- raten marxistische Feministen unversehens in die Lage, diese Widersprüche wieder einzu ebnen, zu verharmlosen, ja sogar wieder völ- lig weg zu diskutieren. Der große Meister kann doch höchstens im Detail geirrt haben! Dies erklärt auch die krampfhaften Bemühun- gen dieser Autorinnen, die Löcher bei Marx irgendwie zu füllen oder durch eine Neudefini- tion zu retten, was doch nicht zu retten ist. Wenn nämlich Haus- und Erzieherarbeit p r o duktiv e Arbeit ist, dann müßte im Grunde die gesamte Mehrwerttheorie sowie die Klas- senanalyse neu aufgerollt werden - der Mane- sche Theoriekompaß wäre nicht mehr so ein- fach aus der Tasche zu ziehen. Landes verläß deshalb auch schnell den schwankenden Boden der Politökonomie. Ob die Hausarbeit nun pro

Frauenlos DEUTSCHE ZEITUNG 11.2.1977 vom patriarchalischen "Ernährer" bemesse- ne Hand- oder Taschengeld nicht abhängig ge- macht. Darüber klären sogar die Massenme- dien des Patriarchats inzwischen angemesse- ner auf als die femini s ti s c h e Zeitschrift QUEST, frau hält es kaum für möglich... nas Oberlandesgericht Oldenburg hat _IU festgestellt: tiegusfrauenarbeit sei mit dem G e er e•rüften Wirt- -scha terin angemessen bewertet. Der dafür von der Gewerkschaft Nahrung— Genuß—Gaststätten gemeinsam mit dem Landesverband Oldenburg im Deut- schen Hausfrauenbund ausgehandelte Tarif beträ e tsche M Wer- den davon für Kost un gis 55 Mark abgezogen, bleiben noch 1170 Mark — monatlich, wohlgemerkt. Ein Signal für die Hausfrauen? Sie wissen nicht erst durch das Urteil, daß ihre Tätigkeit kein Privatvergnügen, sondern — und das haben Arbeitsphysiologen und Psycho- logen belegt — harte Arbeit ist. Bei der tariflich festgesetzten Summe von einem „angemessenen Entgelt" zu sprechen, ist allerdings gewagt. Der Versuch, die Lei- stung der Hausfrauen zu quantisieren, muß scheitern, solange das Hausfrauen- dasein immer noch dem „Ernährer", al- so dem verdienenden Ehemann, als selbstverständliches Frauendasein gilt. Klage wurde ja auch nicht gegen den Ehemann erhoben, sondern gegen die Haftpflichtversicherung, die den durch einen Unfall verursachten Arbeitsaus- fall der Hausfrau erstatten sollte. Wenn erst der Mangel die Arbeit aufwertet — sollten sich dann nicht die Hausfrauen gewerkschaftlich organisieren, um für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne zu kämpfen? zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA RO jedes Kind sehr schnell, daß die hierarchischen Strukturen durch die eigene wirtschaftliche Ab- hängigkeit von ihrem "Ernährer" verursacht werden. Diese Abhängigkeit ist von den Betrof- fenen(Frauen und Kindern) sehr schnell festzu- stellen und nachzuweisen. Im Volksmund heißt das!'wer das Geld hat, hat das Sagen"oder auch: "des Brot ich eß, des Lied ich sing". Und wir ge- wollen doch als Wissenschaftler ruhig etwas zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA nauer definieren und den geschlechtslosen Be- griff "hierarchisch" in der Familie durch "pa- triarchalisch" ersetzen: denn wer hier von wem ökonmisch abhängig ist, das ist sehr genau aus- zumachen 1 Die Forderung" Lohn für Hausarbeit" wird von Landes gar nicht bzw. falsch verstan- den vom Tisch gewischt: "Sie ( und das sind wir: radikale Feministen! - Einfügung H.M.) haben nicht begriffen, daß eine Entlohnung, selbst wenn sie möglich wäre, weder die Produktions- beziehungen, noch die Tatsache ändern würde, daß die Hausfrau ja bereits am Lohn ihres Mannes teilhat."(Hervorh.-H.M.) Landes scheint als marxistische Feministin der Utopie anzuhängen, daß "sein" Geld längst "un- ser" Geld ist und daß "wo Du hingehst, da will auch ich hingehen" geschlechtsunspezi- fi s c h in der Realität praktiziert wird! Selbst die'ipatriarchalische" Sozial- und Wirtschafts- statistik erlaubt in keinem Land der Erde eine derart naive Interpretation über die Streitfrage "Lohn für die Hausarbeit" ,wie sie Joan Landes anbietet. Die offensichtlich panische Angst, daß diese Forderung "die Arbeiterklasse" spalten könnte ( als ob die nicht durch die Arbeiter seit Jahrzehnten gespalten wäre! Wo sind die Gewerk- schaftsbosse, die die Leichtlohngruppen für Frauen in echter Klassensolidarität abgeschafft hätten?), schränkt Landes Wahrnehmungsfähig- keit und ihr feministisches Erkenntnisinteresse völlig ein. Hausarbeit scheint ihr in der Praxis jedenfalls nicht untergekommen zu sein, denn sonst wären selbst ihre Zukunftsvisionen nicht derart monströs: "Der zentrale Widerspruch der Hausarbeit für den Kapitalismus - der sich auf einige weiterreichende Aspekte der Entfrem- dung bezieht - liegt zwischen der Art und Weise, in der sie heute verrichtet wird, und einer zu- künftigen, menschlicheren Produktionsform, i n der sie nicht mehr nach der Arbeits- zeit bemessen würde ."(Hervorh. -H.M.) Du gute Göttin! Haus- und Erzieherarbeit brachte immer und wird auch in Zukunft, wenn eine Ent- lohniug eines Tages erreicht sein wird, gegen- über aller anderen Lohnarbeit,stets unbezahlte Uberstunden (abends, nachts, Wochenenden - Kin- der interessiert kein Tarifvertrag! ) mit sich bringen. Von der Arbeitszeit wird auch das Weil Hausarbeit keine Lohnarbeit, sie nicht quantitativ, sondern qualitativ von Marx ein- geordnet wurde, zählte er sie selbst zu den nicht entfremdeten Arbeiten. Bevor wir noch kurz auf die durch eine evtl. Entlohnung der Haus- und Erzieherarbeit von Joan Landes (einschließlich aller Vulgär- marxisten) befürchteten, angeblich die Arbei- terklasse spaltenden Konsequenzen eingehen, wollen wir zum besseren Verständnis der ge- samten Problematik, jetzt erst einmal die vier Dimensionen des Marx' schen Entfrem- dungsbegriffes vorstellen. Nach Marx ist die eigentliche Ursache der Entfremdung in der Arbeitsteilung zu sehen. Um die Ent- fremdung, die sich in der kapitalistischen Gesellschaft im sogenannten "Warenfetischis- mus" manifestiert, eines Tages aufheben zu können, spricht Marx deshalb konsequenter- weise in seinem gesamten Werk immer wie- der von der Notwendigkeit der Aufhebung der Arbeitsteilung - ja sogar von der Aufhebung der Arbeit selbst! 14) Die Arbeitsteilung macht er letztlich für die Entstehung, Ent-

in der Prostitution - der öffentlichen - zeigt sich der "Warencharakter" und die Entmensch- lichung noch nackt und eindeutig. Dem Kapital (haha) gelang es bis heute nicht,die Frauen in gleichem Ausmaß zu Kunden von Puffs und Be- suchern von Pornofilmen zu manipulieren. Da- gegen gelang es den Männern,die Ausbeutung der Frauen in einer Weise zu perfektionieren, daß die Mehrzahl des weiblichen Geschlechts - gleich welchen Bildungsstandes: die patriar- chalisch ausgebildete Akademikerin dürfte in- zwischen die entfremdetste Frau sein! - diese gar nicht mehr wahrnimmt. Der durch eine pa- triarchalische Theorie bei Joan Landes bewirk- te Verdummungsprozeß hat solche Ausmaße an- genommen, daß sie den Status der Leibeigen- schaft offensichtlich für akzeptabler,zumindest für nicht negativer,als den des bezahlten Lohnarbei- ters hält. Denn von einer Veränderung der Pro- duktionsbeziehungen für die Frau und Mutter - vom Feudalismus zum Kapitalismus oder zum"so- zialistischen Patriarchat"- will sie nichts wissen. Wenn es den Frauen nicht gleich gelingt, mit der eigenen Entfremdung die der Täter mitaufzu- heben, dann sollen sie eben in ihren archaischen Familienstrukturen verbleiben - zwischen Opfern und Tätern wurde im Vulgärmarxismus nie dif- ferenziert. Im Grunde sitzen im rechten und linken Patriarchat die Unternehmer mit den Ar- beitern im gleichen Boot: beide sind lediglich Knechte des Kapitals. Und der Arm des Kapitals ist so lang, daß er bis in die Familie reicht. Da auch in ihr alle im gleichen Boot sitzen und wenn die Frau mal vom Mann zusammengeschla- gen wird, nur das Kapital in den Fäusten zuckte, ist es wirklich unnötig , Lohn für die Hausarbeit zu verlangen. Das Kapital entlohnt ja die Arbei- terklasse , es produziert sie und reproduziert sie in einem fort! Nicht nur die Familie funktio- niert bei Marx für das Kapital "geschlechtsneu- tral': nein,sogar das "primäre" Klassenverhält- nis löst sich in manchen Sätzen und dialektischen Analysen im Kapital selbst auf. Neben den ge- nialen Leistungen darf man/frau die genialen Fehlleistungen dieses großen Denkers nicht über- sehen... Dennoch hätte Marx sicher nie - wie Landes heu- te - behauptet, daß eine Änderung der Produk- tionsverhältnisse (zum Beispiel von Fronarbeit zur Lohnarbeit) keine Bewußtseinsveränderung bei der betroffenen Klasse (der Bauern, Arbeiter, Neger oder Frauen) bewirke. Der Kampf um die Entlohnung der Hausarbeit ist eine soziale Re- volution und kein technischer Vorgang. Die Ba- gatellisierung dieses Kampfes durch Vulgär- marxisten zeigt überdeutlich, wie wenig sie von Marx"wahrem"Wesen, seiner politischen Ethik, begriffen haben. Im Gegensatz zu den sozia- len Revolutionen bewirken alle technischen, bürokratischen, industriellen, durch das Ka- pital (haha)ausgelösten Revolutionen nur eine Veränderung der Form, der äußeren Erschei- nung menschlicher Beziehungen: das Patriar- chat wechselt lediglich seine Kleider. Marx hat im Kapitalismus deiirr ransmissions- riemen" gesehen, der zwischen Feudalismus und Sozialismus seine Aufgabe hat.In diesein. Sinne können wir die Entlohnung der Hausar- beit und die "Vertragsfamilie"auch als Trans- missionsriemen zu einer nicht mehr patriar- chalisch strukturierten Familie begreifen. Sollten die Verfechter der Vertragsfamilien allerdings von gleichen Partnern (in diesem Falle Frauen und Männern) ausgehen und glei- ches Recht für Ungleiche zum Gesetz erheben, dann haben wir lediglich ein neues patriarcha- lisches Recht wie das neue Scheidungsrecht, nicht aber ein soziales feministisches Fami- lienrecht. Vom Patriarchat war und ist nichts anderes zu erwarten. Immerhin macht der Widerspruch, den glei- ches Recht für Ungleiche erzeugt: eine Ver- schärfung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, ganz klar, daß es sowohl "na- türliche" wie kulturelle, politische Gewalt- verhältnisse gibt,die nur durch ungle i c h e s Recht für Ungleiche eines Tages über- wunden werden können. Innerhalb dieses Kampfes um humanere, nicht-entfremdete Produktions- und Reproduktionsverhältnisse zwischen Menschen WDerhaupt und zwischen Frauen und Männern, erhält die Forderung "Lohn für Hausarbeit" eine wichtige politische Dimension. Lohn für Hausarbeit ist der Trans- missionsriemen zwischen der Leib- eigenschaft der Mütter und einer feministischen Gesellschaft Durch die von Frauen und Männern insgesamt aufgebrachte Arbeitszeit (Arbeitskraft) inner- halb und außerhalb des Hauses wird das sog. Sozialprodukt eines Landes erstellt. Der Wi- derspruch zwischen der gemeinsamen Erstel- lung und der "privaten" - in unserem Falle in erster Linie "patriarchalischen" - Aneignung des Produkts wird durch die Forderung Lohn für die Haus- und Erzieherarbeit zentral ins Bewußtsein gerückt. Die Verschleierung der geschlechtsspezifischen Ausbeutung der Frau innerhalb und außerhalb der Familie wird durch eine öffentlich geführte Debatte in Zu- kunft schwieriger sein. Diese politökonomi- sche Forderung wird den emanzipatorischen 9 1

und auf welche Weise die nicht-entlohnte Haus- und Erzieherarbeit schon immer mehrwertbil- dend, produktiv für das Kapital und für j e - den mit einer Frau zusammenleben- d e n Mann gewesen ist. Auch sie haben sich bis heute nicht gefragt, wie es überhaupt mög- lich war, - daß Marx diesen Faktor übersehen konnte - daß die Leibeigenschaft mit der Industriali- sierung und dem Frühkapitalismus in allen anderen Bereichen nur nicht in de r Famili e aufgehoben wurde - daß unverheiratete, kinderlose Arbeiter im- mer "Ernährerlohn" (international ca.30-35% Unterschied zwischen Frauen- und Männer- löhnen) beziehen, dagegen außer Haus arbei- tende ledige und geschiedene Mütter als Ar- beiterinnen noch niedriger als ledige männ- liche Neger oder Gastarbeiter entlohnt wer- den. Daß demzufolge Rassismus und Chauvi- nismus schwächer als der Sexismus ausge- prägt sind - daß die eigenen Genossen keinerlei theoreti- sche und/oder praktische Hilfe bei der Lö- sung der Frauen- und Kinderfrage leisten, sondern die marxistischen Feministinnen im Gegenteil lächerlich machen oder totschwei- gen. Vielleicht ist auch diese Isolierungsangst, der feministische Marxistinnen in den eigenen Rei- hen ausgesetzt sind, eine Erklärung dafür, daß Joan Landes wieder hinter die einmal erreichte Argumentationsleistung von Dalla Costa/James zurückfiel? In der Tat ist in der BRD der Dis- kussionsstand bei den Linken und bei den mei- sten Aktiven oder wenigstens mit der neuen Frauenbewegung Sympathisierenden beschämend niedrig. Gunild Feigenwinters Situationsschilde- rung hinsichtlich des Zustands in den "Frauen- zentren" - und wir möchten hinzufügen auch eini- gen Frauenbuchläden (siehe S.31/2) - kann nur beigepflichtet werden:"Die Zahl der Schwestern, die sich stark wähnen, wenn sie gemeinsam den Geist aufgeben, nimmt zu." 17) Ein Argument gegen unsere Forderung "Lohn für Hausarbeit" erschien uns bei Landes sowohl sehr beachtenswert wie schizophren. Landes lehnt die Bezahlung nicht nur mit den bekannten vulgär- marxistischen Thesen ab (damit werde die ge- schlechtsspezifische Rollenteilung zementiert und das"konservative" Denken der Frau erhalten), sondern in erster Linie weil die Entlohnung der Hausarbeit die Spaltung der Arbeiter - klasse v e r s c h ä r f e ! Gleich schlecht oder gleich gut entlohnte Gruppen inne r halb der Arbeiterklasse (z.B.Arbeiter und Angestellte, Frauen und Männer) bekämpfen sich demnach intensiver als besonders ungleich entlohnte Gruppen. Ökonomische Gleichheit und mehr Demokratie in der Familie vermindere die Klassensolidarität - welch' absurde Vor- stellung! Nur aus der Perspektive eines pa- triarchalischen Arbeiters wird diese Annah- me nachvollziehbar: Denn der Kampf um die Erhaltung von Privilegien wird von der herr- schenden Klasse stets erbittert geführt. Da- mit ist aber zugleich bewiesen, daß es nicht nur ein antagonistisches Klassenverhältnis gibt, sondern wenigstens zwei. Und, daß das erste antagonistische Klassenverhältnis in der Geschichte das zwischen Frauen und Männern war. Deshalb kann auch erst nach Aufhebung des ersten Klassenwiderspruchs eine Klassensolidarität zwischen Frauen und Männern gegenüber dem Kapital sich entwik- kein - das ist die feministische Sicht der Klassenproblematik. "Produktive" und "unproduktive" Arbeit im FEMINISMUS Wir werden bei unserer feministischen Ana- lyse einige marxistische Grundbegriffe bei- behalten, da sie uns zur Beschreibung von Ausbeutungsverhältnissen besonders sinnvoll erscheinen. Das Patriarchat und der Kapita- lismus - als eine bestimmte historische Aus- prägung desselben - beruhen ihrer Funktions- weise nach auf der Au sbeutung des Men- schen durch den Menschen. Ausdrücke, wie sie Marxinder Mehrwerttheorie be- nutzte, beleuchten diesen Sachverhalt präzis, z.B. der Begriff "produktive" Arbeit. Pro- duktive Arbeit ist in jedem Fall g e s e 11 - scha ft 1 i ch e Arbeit, bei der nicht der Pro- duzent, sondern der Besitzer der Arbeitskraft einen zusätzlichen Gewinn (Mehrwert) ein- streicht:"Produktiver Arbeiter zu sein ist da- her kein Glück, sondern ein Pech." Und genau in diesem Sinne verstehen wir auch die Haus- und Erzieherarbeit als "produktive" Arbeit, produktiv für das "Kapital" und für jeden Mann, der mit einer den Haushalt versorgenden Frau zusammenlebt (egal ob Großmutter, Mutter, Ehefrau, Freundin oder Tochter). Mit Marx sind wir - wie gesagt - einig, was die Arbeitsteilung und die Beurtei- lung der menschlichen Arbeitskraft "an sich" betrifft: nur die Arbeitskraft kann einen Mehrwert, kann Wirtschaftswachstum produ- zieren. Die Produktionsmittel (Kapital, Boden, Maschinen etc.) sind ohne den Einsatz mensch- licher Arbeitskraft wertlos - in ihnen steckt keine wertschaffende Kraft. Sie werden erst durch die Benutzung , Anwendung, Veränderung 11

jekt und das ausbeutende Subjekt - die Men- fitierte. Jede Arbeitskraft, die niedriger als schen - aus dem Auge, nicht mehr das Sein mit der in a) an der Weltproduktivität orien- bestimmt das Bewußtsein, sondern der neue tierten Einheitsentlohnung pro geleistete Ar- "Weltgeist" das KAPITAL bestimmt das Sein. beitsstunde abgespeist wird, ist nach femi- In der Mehrwerttheorie gelang Marx keine sinn- nistischer Definition demnach unter die p r o- volle Verbindung zwischen Hegels Dialektik und duktiv e Arbeit einzuordnen. historischem Materialismus: den "rationalen Der Definitionsirrtum hinsichtlich der Lohn- Kern in der mystischen Hülle" entdeckte er arbeit ist Marx durch die totale Koppelung der nicht. Das wahre Wesen der Ausbeutung, die Lohnarbeit an das kapitalistische System =- Erpressung unbezahlter Arbeitszeit (ein Raub terlaufen. Hätte er die Analyse der Lohnar- statt Tausch!) seitens des anfangs nur körper- beit durch Anschauungsmaterial, das der- lich, inzwischen aber auch kulturell Unabhängi- zeitige "sozialistische" Staaten ( die sich im geren , Stärkeren, mystifiziert sich wieder im Übergang zum Kommunismus befinden und be- Kapitalverhältnis. Der tote Hegel war stärker, reits die Vergesellschaftung von Boden, Kapi- Marx "kokettierte ...mit der ihm eigentümli- chen Ausdrucksweise" im Kapitel über die Mehrwerttheorie nicht ungestraft. 2°)Wie Marx sehr richtig an anderer Stelle vermerkte :"Wir leiden nicht nur von den Lebenden, sondern auch von den Toten. Le mort saisit le vif! (Der Tote packt den Lebenden! )...und Feministen wollen auch nicht mehr länger vom toten Marx genarrt werden. Die Einengung der Zwangs- arbeit, der produktiven Arbeit , d.h. der aus- gebeuteten Arbeitskraft auf die L ohna rb e i t war eine theoretische Sackgasse. Warum Lohnarbeit nicht in jedem Falle produktive Arbeit sein muß, und produktive Arbeit keineswegs immer Lohnarbeit war und ist Produktive und Lohnarbeit sind aus folgenden Gründen nicht identisch: 1.) Lohnarbeit "an sich" kann, aber muß nicht ausgebeutete Arbeitskraft beinhalten. Lohnarbeit "an sich" heißt lediglich eine in Geldform ent- lohnte Arbeit. Zum Beispiel in einem Weltwirt- schaftssystem, das Geld lediglich als Rechenein- heft, Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmit- tel ohne Zins funkt ion einsetzt und einen Einheitslohn für jede geleistete Arbeits- stunde nach der jeweiligen Arbeitsproduktivität (im Weltmaßstab) errechnete und auszahlte bei international festgelegter gleichei. Arbeitszeit, wäre Lohnarbeit des ausbeuterischen Charakters entkleidet. Dieser humane, aber bis jetzt in kei- nem patriarchalischen System beabsichtigte oder errechnete Einheitslohn wäre nicht mehr pro- duktiv für das "Kapital", es wäre die erste so- zialpolitisch sinnvolle Entlohnung des Menschen durch den Menschen. Wir sind weiter denn je davon entfernt... 2.) Obwohl keine Lohnarbeit, war Sklavenarbeit, Fronarbeit und alle Haus- und Erzieherarbeit stets produktive Arbeit, wenn der Eigner dieser Arbeit sei es direkt durch Mehrarbeit, sei es durch Einsparen eigner Arbeitskraft,daran pro- tal und Maschinen vollzogen haben) absicht- lich und unabsichtlich liefern, verbreitern können, so wäre ihm seine einseitige Interpre- tation der Lohnarbeit höchstwahrscheinlichauct korrekturbedürftig erschienen. Die "ökonomi- sche Verschleierung' der Ausbeutung wurde ja in den derzeitigen sozialistischen Län- dern nicht aufgehoben. Während die Aneignung, die Enteignung, sich im Kapitalismus die sog. Multis, die Banken und der Staat selbstherr- lich herausnehmen (auch die Kirche übt da kei- nerlei Bescheidenheit und baute nie auf die Freiwilligkeit ihrer Gläubigen im deutschen Vaterland!), tun es in "sozialistischen"Staa- ten die Führungsgremien von Partei und Staat. Nirgends geschah oder geschieht die Umver- teilung, die Enteignung des Mehrprodukts, nach Absprache mit den eigentlichen Produ- zenten! Die Stimme der unmittelbaren Produ- zenten ist sowohl in den "repräsentativen parlamentarischen Demokratien" wie in den "Volksdemokratien" total durch die patriar- chalische Arbeitsteilung ausgeschal- tet. Die unmittelbaren Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnisse verhindern, daß die Produzenten auf dem öffentlichen Markt und da,wo in ihrem Namen Gesetz oder Recht ge- sprochen wird, überhaupt erscheinen können. Die Methode, das Mehrprodukt, den Mehrwert, den Produzenten zu entreißen "legal" oder "il- legal", funktioniert seit alters her auf eine sehr einfache Weise - Marx nennt sie "die naturwüchsige Arbeitsteilung". Naturwüchsig nennen wir etwas präziser:nach dem "Recht" des Stärkeren, dann landen wir auch nicht am Ende beim "Kapital", sondern bei den Eigen- tümern des Kapitals, des Bodens, der Maschi- nen: es sind Menschen, meist Männer. Das Ka- pital ist uns ein zu geschlechtsneutraler Be- griff - er sagt uns zu wenig aus! Die einzelne Mutter, die einzelne Arbeiterin, hat weder hier noch dort eine Ahnung über die Größe des von ihr produzierten, ihr aber"naturwüchsig" 13

e ven als beim Lohnarbeiter sein. In diesem Sin- ne war Joan Landes Ausspruch, daß die Haus- frau bereits am Lohn des Mannes teilhabe, wohl auch gemeint. Es hätte von ihr dann aber eben- falls der qualitative Unterschied deutlich gemacht werden müssen, der hier besteht: Die Hausfrau und Mutter verrichtet S kl av n- rb e it beim Hauspatriarchen und erhält dafür a Kost und Logis (ihr Existenzminimum). Wie hoch das Mehrprodukt, der Mehrwert, also der Teil ist, den der Hauspatriarch von seinem"Er- nährerlohn", von seinem Gesamteinkommen, fü r sich einbehält und den er ihr eben nicht als eigenen Hausfrauenlohn auszahlt, bleibt bei Marxisten im Dunkel. Die Analyse endet beim nicht mehr spezifizierten Ernährerlohn. Und, daß es auch nur einen männlichen Ernährerlohn zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA gibt, das wird von Marxisten auch nicht mehr weiter hinterfragt! Bei hochdotierten männli- chen Angestellten und freiberuflich Tätigen wie ;rzten, Gewerbetreibenden etc. dürfte der p a - triarchalische Mehrwert, der durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und durch. die Versklavung der Hausfrau und Mutter einzu- streichen ist, erheblich sein. Bei manchen reicht er ohne weiteres auch noch zur Unterhal- tung einer "Nebenfrau"- der Bezahlung eines zweiten Sexualobjekts und einer daraus entsprin- genden evtl. Nachkommenschaft. Nicht alle Pa- triarchen empfinden gegenüber ihrem sexuellen Freistil allerdings ökonomische oder sonstige Verpflichtungen! Wie wir wissen, erhalten 50 - 60 % der geschiedenen Frauen und Mütter keinen Unterhalt für sich und ihre Kinder von ihrem Er analysierte nicht den individuellen Arbeits- lohn, sondern den gesamtgesellschaftlichen, den durchschnittlichen Arbeitslohn - das Ver- hältnis von Kapital und Arbeitskraft "an sich". Er setzte nicht den individuellen Arbeitslohn zu anderen individuellen Arbeitslöhnen, die in der Gesamtgesellschaft gezahlt werden, in Beziehung. Die Ausbeutung, die hier allein aufgrund patriarchalischer Bewertung der Arbeitsplätze, der angeblich unterschiedli- chen Qualität der Arbeit ( für die Gesellschaft? - daran wird am wenigsten gedacht worden sein, denn die Müllabfuhr ist da sicher wich- tiger als der hochbezahlte Konstrukteur von Atomwaffen! ),erfolgt, hat ihn offensichtlich nicht interessiert. Marx klagt nur das kapi- talistsiche System an, einen Teil der von den Produzenten erbrachten Arbeitsleistung, Ar- beitszeit nicht entlohnt zu haben. Dieser Teil erscheint zwar nicht im Lohnzettel, er steckt lediglich im Tauschwert der Ware. Hier irrte Marx. Hier vollzog er einen unzu- lässigen Sprung, der allein durch dialektische Abstraktion "gelang", der aber die tatsächli- chen materiellen Verhältnisse - die ökonomi- sche Ausbeutung von über 60% der arbeitenden Weltbevölkerung! - wieder verschleierte. Marx elementares Anliegen, das sein gesam- tes Werk durchzieht, galt der Emanzipation des Menschen, seiner Befreiung aus archai- schen wie kapitalistischen Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen. Aber bei seiner Mehrwerttheorie schoß er durch dialektische Abstraktion am eigentlichen Ziel und Erkennt- nisinteresse vorbei: durch diesen unzulässi- gen und unlogischen Sprung entlarvte er nur höchstens 40% der Ausbeutung - gesamtwirt- schaftlich gesehen. Zur Darstellung des Mehrwerts benutzte er mitunter die Formel Der patriarchalische Mehrwert ehemaligen Hauspatriarchen, obwohl sie einen juristisch einklagbaren Unterhaltsanspruch in der Tasche haben. Im Patriarchat sind eben die Widersprüche zwischen Theorie und Praxis- und wie wir sehen auch innerhalb einer Theorie! - mitunter gravierend. Hier liegt auch die Er- klärung dafür, daß viele Frauen, die durch ihren Ehestand dem sog. Bürgertum zugerechnet wur- den (zum Beispiel von Marxisten im Unterschied zu Feministen!), nach der Scheidung ins Prole- tariat, ja sogar auf die ökonomische Stufe der Sozialempfänger absinken. Marx hat ja - wie bereits gesagt - den Teil, den der Sklavenbesitzer aus der produktiven Ar- beit der Sklaven herauspreßt, nicht einmal ab- strakt in seine Mehrwerttheorie aufgenommen, da er lediglich den im Warentausch ver- borgenen Mehrwert herausdestilisierte. Er ent- mystifizierte die Warenwelt als eine Welt von eigeronnener Arbeitskraft", in der ein Teil der Arbeitskraft unbezahlt blieb: der Mehrwert. m c + v wobei m den Mehrwert und c das konstante Kapi- tal(Geld, Maschinen, Rohstoffe etc . ) und v das variable Kapital (die Arbeitskraft, die Lohn- summe) darstellen. Für die Rate des Mehrwerts verwendete er folgende Ableitung u.a. : Mehrwert Wert der Arbeitskraft - Notwendige Arbeit _Mehrarbeit Unbezahlte Arbeit Bezahlte Arbeit 22) Wobei Arbeit immer als Arbeitskraft verstan- den wird. An der letzten Formel sehen wir, daß die abstrakte Übertragung der Ausbeutung auf die Ware im Grunde völlig unnötig war und 15

fang an verraten und ausgeplündert - weil auch bei ihnen bisher nur das pa- triarchalische Recht des Stärkeren galt Solange es in den "sozialistischen"Staa- 8 Stun- ten den außerhäuslichen Arbeitstag von zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA den für beide Geschlechter und in den kapitali- stischen Staaten die "Nurhausfrauen" gibt (die- jenigen ohne Pflegepersonen, Gruppe V, sind un- serer Ansicht nach allerdings wirklich schon heute ein Anachronismus und auch nichts ande- res als Patriarchalinnen, die von der nicht be- zahlten Arbeit der Mütter wie die Patriarchen selbst profitieren!), haben wir es überall mit patriarchalischen Staaten zu tun. Der folgenreiche Sprung Marx' von der unbe- zahlten Arbeitszeit zum Gebrauchs- und Tausch- wert der Ware hat - wie wir gesehen haben - nichts an Erkenntnis gebracht, sondern im Ge- genteil, zur Verschleierung des größten Teils des gesellschaftlichen Mehrwerts geführt: die nicht bezahlte und besonders produktiv e Hausarbeit sparte Marx in seiner Mehrwert- theorie einfach aus. Sie wurde als Produktion von Gebrauchswerten - jedoch nicht von Tausch- werten - der unproduktiven Arbeit zugerechnet. Um seine völlig verkürzte Mehrwerttheorie überhaupt aufrecht erhalten zu können, mußte er sich auch bei seinen Konkretisierungsver- suchen von produktiver und unproduktiver Ar- beit in Widersprüche verstricken und mußte be- sonders das Argument des "A rb eit -E r s pa - r en s" immer zurückweisen. 23) Denn dieses hätte ihn ja wieder auf den direkten Tausch der Arbeitszeit zurückgeworfen. Aber wie unsere feministische Mehrwerttheorie aufgezeigt hat, ermöglicht tatsächlich allein dieser Arbeitszeit- tausch, der häufig auch als Raub, Nötigung und alles andere als ein gerechter Tausch vollzogen wurde und wird, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Das Argument des Arbeit- E rsparens war völlig richtig und sowohl Smith und ganz besonders Marx irrten in ihrer Be- wertung in dieser Frage - z.B. der Dienstboten- arbeiten. Die Verfechter des Phänomens des Arbeit-E rsparens (Garnier, Lauderdale, Ganilh, Destutt de Tracy und Rossi u.a.) brachten logi- sche und überzeugende Einwände. Es läßt sich überhaupt nicht abstreiten, daß z.B. ein Unter- nehmer, der sich sein Essen nicht selbst kocht, seine Wäsche nicht selbst wäscht etc. , sondern einen Dienstboten dafür einstellt und ihn sehr niedrig entlohnt, in dieser Arbeitszeit also selbst einen wesentlich höheren Profit machen kann - und zwar nicht allein durch den Verkauf von Waren, sondern auch, weil er sich selbst als Geschäftsführer ein viel höheres Gehalt std. zubilligt" als seinem Dienstboten. Nur durch "Arbeit-Ersparen" (indem andere in dieser Arbeitszeit schneller und billiger arbeiten als mann selbst!) entsteht individuelles Eigen- tum (Mehrwert für den Käufer der Arbeits- kraft). Und so hat auch das Arbeit-Ersparen. den Männern durch den Einsatz billiger weib- licher Arbeitskräfte im Haus einen üppigen patriarchalischen Mehrwert eingebracht. Je- de nicht bezahlte und jede niedriger bezahlte weibliche Arbeitsstunde gegenüber der höher bezahlten männlichen vermehrte und vermehrt diesen geschlechtsspezifischen Mehrwert. Des- halb kann unsere Forderung in allen patriar- chalischen Ländern dieser Welt nur lauten: Lohn für die Haus- und Erzieher- arbeit! Schluß mit der ökonomischen Aus- beutung der Mütter im und außer Haus! Auf- hebung der geschlechtsspezifischen Arbeits- teilung - eines asozialen Tauschs von Arbeitszeit! Erst, wenn diese Arbeit im Haus dem Arbeitsaufwand und den qualitativen An- forderungen entsprechend entlohnt wird, wer- den Männer sich an der Arbeit stärker be- teiligen und auch stärker mit dafür kämpfen, daß wir zur Arbeitszeitverkürzung insgesamt kommen. Sie werden erst, wenn sie diese Ar- beit ausführen,erkennen, daß Kinder Mütter und Väter brauchen und das jeder Mensch - ob Frau , ob Mann - auch einen Anspruch auf außerhäusliche Beschäftigung hat. Erst, wenn beide Geschlechter zu gleichen Teilen Haus- und Sozialarbeit und außerhäusli- che politische Arbeit leisten, werden wir humanere Zustände auf dieser Erde schaffen. Denn die Qualität, der Inhalt meiner Arbeit be- stimmt mein gesellschaftliches Bewußtsein. Allein wegen ihrer Arbeits- und Produktions- weise überbewerten Frauen das Subjektive, das Individuelle und Männer das "Objektive", das Theoretische und Technische. Die Polarisie- rung der Arbeitswelten führte nicht nur zur ökonomischen Ausbeutung der Frauen durch die Männer, zur Entfremdung der Geschlechter im sexuellen, gefühlsmäßigen und intellektuellen Bereich, sondern zum Verlust des "Gattungs- menschen" überhaupt: Kommunikation, Ver- ständnis und Liebe können sich unter den ge- schlechtsspezifischen Produktions- und Repro- duktionsverhältnissen nicht entwickeln. Erst, wenn die Haus- und Sozialarbeit paritätisch ge- teilt und sie allen nach ihrem zeitlichen Auf- wand entlohnt wird, werden wir - und wieder sehr gern gemeinsam mit den Männern! - den nächsten Schritt tun: für einen humanen, dem jeweiligen Stand der Weltproduktivität entspre- chenden Einheitslohn für alle Menschen kämp- fen. Denn solange die einen auf Kosten der an- 19

9) Hodee Edwards: Hausarbeit und Ausbeutung, in: FRAUENFORUM, Stimme der Femini- sten, Nr.1/1765, S.9-15 10)Mariarosa Dalla Costa/Selma James: Die Macht der Frauen und der Umsturz der Ge- sellschaft, Merve Verlag Berlin 1973 11)Hannelore Schröder: Politökonomie der Haus- arbeit und Feminismus, in: LINKS, Soziali- stische Zeitung, Nov.1976 12a) nach 18! 12)DIE HEXENPRESSE, Nr.5/1976, Stimme für den feministischen Widerstand, Versandstelle für die BRD :419 Kleve, Lindenallee 123 13)Karl Marx:Die Frühschriften, Stuttgart 1971, S.237 14) Ebda. S.395 f. u.a. alstaatsillusion und der Widerspruch von Lohnarbeit und Kapital, sowie Bischoff, Ganß- mann, Kümmel, Löhlein: Produktive und un- produktive Arbeit als Kategorien der Klassen- analyse, in:SOZIALISTISCHE POLITIK, 2 Jg. Nr. 6/7 , Juni 1970, S.4-90 17)DIE HEXENPRESSE, op.cit. S.34 18)Karl Marx: Das Kapital, Bd.III, Verlag Ull- stein GmbH. , Frankfurt, Berlin, Wien 1971, S.776 12a)DER FEMINIST Nr. 1/ 77,S.22 f. 19)Karl Marx: Das Kapital, Bd. I, op. cit. S. 723 20)Ebda., S.27 und S.15 21)Ebda., S.562 22)Ebda., S.556 23)Karl Marx/Friedrich Engels, Bd.26/1, 15)Dalla Costa/James, op. cit. S.14/16 16)Wolfgang Müller, Christel Neusüß: Die Sozi- Theorien tler den Mehrwert, Dietz Verlag Berlin 1973, 5. 154 f. und 5.269 f. BRIEF LINER HAUSERA Anita Nickel (Abschrift) An das Landesamt für Besoldung und Versorgung in NRW - Rechtsabteilung - Völkinger Str.49 4000 Düsseldorf Betr.: Pers.Nr. B 610014 - E.Nickel - PKZ 060533 ..(e041, ift',"44fetAltrefiet! 4723 Neubeckum, 22.2.1977 G. -Moll-Str.25 hier: Antrag auf Aufteilung des Nettoeinkommens im Rahmen der Gleichberechtigung Sehr geehrte Herren, hiermit bitte ich darum, nicht länger als 'Anhängsel' des unter o. g. Pers. Nr. geführten Beamten (Staatsdieners) E. Nickel betrachtet zu werden: Seit 1960 habe ich meine Pflichten, die sich aus der Eheschließung ergaben - vorrangig also die Bereitstellung und Er- ziehung von Nachkommen - selbständig und ebenfalls staatsdienend' erfüllt: Es ist daher nicht länger hinzunehmen, daß der Einkommensanteil, der im Grund mir - als Hausfrau und Mutter - zusteht, in einem Ortszuschlag, dem Kindergeld sowie der Lohnsteuerveranlagung 'untergeht' . Ich bitte daher darum, diesen Betrag in künftigen Gehaltsabrechnungen gesondert auszuweisen und auch an mich persön- lich zu überweisen (Postscheckamt Dortmund, Kt.1054 42- 463). Eine 40-jährige Hausfrau ist kein Kind, das mit der Aushändigung eines Taschengelds zufrieden sein muß. Welcher Mann wäre wohl umgekehrt mit einer derartigen 'Hand- habung' einverstanden? ! Es ist mit Sicherheit nicht zulässig, daß Oberlandesgerichte immer dann, wenn es einer Frau zum Nachteil (im Hinblick Z.B. auf eine von ihr zu leistende Geldstrafe) oder umgekehrt einem Mann zum Vorteil (seine Geldstrafe würde nur nach seinem halben Nettoeinkommen berechnet) gereicht, davon ausgehen, daß der Ehefrau die Hälfte des Einkommens zu- steht, sondern dies muß auch in der Praxis derart durchgeführt werden: Erst, wenn eine Frau tatsächlich über das ihr Zustehende verfügen kann, geschieht 'Recht' . Eine Mutter muß z.B. die Möglichkeit haben - nachdem sie mit dem Vater gemeinsam die Unterhaltskosten für den Familienbetrieb gedeckt hat - zu entscheiden, ob sie mit ihrem Anteil einen Autokauf unterstützen oder lieber mit dem Zug fahren will etc.etc. (Ich möchte es Ihrer Abteilung überlassen, zu überprüfen, ob das dem Vater verbleibende halbe Einkommen dann noch angemessen höher ist als das eines alleinstehenden Beamten in der gleichen Besoldungsgruppe sowie der gleichen Dienst- altersstufe - was ja mit Sicherheit gerechtfertigt wäre, denn ein Vater erbringt neben seiner Berufstätigkeit die zusätz- liche Leistung der Sorge und Verantwortung für die Kinder.) Bei dieser Gelegenheit bitte ich gleichzeitig darum, auch meinen Anteil an der Alterssicherung seit Beginn der Familien- führung (Geburt des ersten Kindes am 3.2.1960) auszugleichen und von jetzt an auf einem getrennten Konto zu führen.Ich möchte über die Höhe der mir zustehenden Altersversorgung unterrichtet werden, damit ich beurteilen kann, ob ich evtl. zusätzliche Vorsorgemaßnahmen zu treffen habe oder nicht. Außerdem möchte ich gern in Zukunft im Krankheitsfall meine Anträge auf Beihilfe selbst stellen u. wäre für die Über- sendung der entsprechenden Formulare dankbar. (Mit der von mir erbetenen Lösung mache ich noch keine Aussage darüber, ob ich das halbe Nettoeinkommen als ' ange- messenes' Einkommen für die Führung eines 6-Pers. -Haushalts in meiner Dienstaltersstufe ansehe; sie stellt lediglich eine Mindestforderung dar.) Gerade 'der Staat' sollte m.E. bei der Realisierung der ja wohl hoffentlich noch unbestrittenen Gleichberechtigung' durch eine konsequente 'Einkommenspolitik' mit gutem Beispiel vorangehen: In keinem anderen Beruf wird den Ge- schäftspartnern bzw. Betriebsleitern die freiwillige Verbindung dadurch unmöglich gemacht, daß nur einem von ihnen die Verfügung über das Gesamteinkommen zuerkannt wird. Die von meinem Geschäftspartner' zeitweise durch nebenamtliche Tätigkeit (Überstunden) erzielten Einkünfte bitte ich bei der Aufteilung nicht zu berücksichtigen - ein gewisser' Anreiz' für die zusätzliche Arbeit sei ihm durchaus gegönnt.) PUr die baldige Beantwortung meines Antrags wäre ich dankbar. gez. Anita Nickel 21

in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet;` und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Hause". ) Innerhalb der Familie tragen die hierarchischen Strukturen (sowohl die Macht der Männer über die Frauen, als auch die der Eltern über die Kinder) dazu bei, die Arbeiter mit den hier- archischen Strukturen an ihrem Arbeitsplatz vertraut zu machen. Die Ideologie von der Fa- milie hilft, die Arbeiter zu lehren, daß diese Strukturen sowohl "natürlich", als auch legitim sind. Die Familie fängt auch den Schock auf, den die Individuen erleiden, wenn es ihnen nicht gelingt, die Freiheit zu erreichen, die ihnen die Gesellschaft aufgrund ihres Platzes inner- halb der gesellschaftlichen Arbeitsteilung ver- sprochen hatte. Sicherlich besitzt die Rolle der Frau als Pro- duzent der Ware Arbeitskraft+) eine konserva- tive Dimension, insofern wie ihre Arbeit den Arbeiter als Arbeiter erhält und garantiert, daß beide, sowohl Ehemann wie Ehefrau, nie etwas ande res sein werden als Arbeiter. Hierarchie und Repression sind charakteristisch für diesen in der Tat konservativen Aspekt der Arbeiterfamilie, und Frauen spielen eine wich- tige Rolle in diesen unterdrückenden Beziehun- gen. Gleichzeitig basiert die Reproduktion der Arbeiterklasse auf der Unterdrückung der F rau selbst innerhalb dieser leasse. Welches sind nun die tatsächlichen Widersprü- che, die in der Produktionsform der Arbeiter- familie enthalten sind? Die Hausfrau produziert Gebrauchswerte innerhalb der Familie, und so- mit besitzt ihre Produktion eine positive Dimen- sion: "...Frauen verrichten innerhalb der Familie nützliche Arbeit und können sich daher unter entsprechenden Bedingungen Vorstellungen von einem Leben ohne entfremdete produktive Tätig- +) Marx erkannte als erster, daß der individuel- le Arbeiter - tatsächlich die Arbeiterklasse als Ganzes - dem Kapitalisten nicht nur sei- ne Arbeit, sondern auch seine Arbeitskraft (oder die Fähigkeit zu arbeiten)verkauft.Da- für erhält der Arbeiter seinen Lohn. Also muß die Fähigkeit des Arbeiters zu arbeiten wie jede andere Ware Tag für Tag produziert und reproduziert werden.Daher rührt die Be- zeichnung "Ware Arbeitskraft" .Die Arbeit, diese Ware Arbeitskraft zu produzieren, wird zu einem großen Teil von der Frau in der Familie verrichtet. keit machen. Die seit kurzem unternomme- nen Versuche, die geschlechtspezifische Arbeitsteilung innerhalb der Familie aufzu- heben, vermitteln den Männern ähnliche Vor- stellungen... Sie sind nur insofern utopisch, wenn man nicht erkennt, daß sie nur einen Teilaspekt des Problems darstellen". 4) In dem Maße, in dem ihre häusliche Produk- tion auf die Befriedigung menschlicher Be- dürfnisse - und nicht auf die Produktion von Mehrwert - ausgerichtet ist, für die sie den Lohn (des Ehemanns) benötigt, betrachtet die Frau also die kapitalistische Welt aus einer anderen Perspektive als der männli- che Lohnempfänger. Nach Lise Vogel be- steht für die Frau die Welt aus Gebrauchs- werten, die darauf warten, konsumiert zu werden. Ihr Bewußtsein - d.h. sofern sie ausschließlich Hausfrau und nicht auch Lohn- empfängerin ist - unterscheidet sich daher vom Bewußtsein ihres Ehemannes, der die Welt in Form von Tauschwerten wahrnimmt. Hierzu Lise Vogel: "Die beiden Geschlechter, die einer immer brutaleren Arbeitsteilung unterworfen sind, tendieren dazu, die Beziehung zwischen Fa- milie undkapitalistischer Produktionsform von ganz verschiedenen Gesichtspunkten aus zu beurteilen. Hier liegt der Ursprung des Systems von Widersprüchen, cip der Familie im Kapitalismus innewohnen". Die Produktion von Gebrauchswerten inner- halb der Familie ist daher vergleichbar mit den organischen, nicht rationalisierten und qualitativen Dimensionen eines integrierenden Arbeitsprozesses, der für die vorkapitalisti- schen Gesellschaften typisch war. Gleichzei- tig ist die Familie aber eine echte kapitalisti- sche Beziehung. Als solche verkörpert sie eine dialektische Einheit zwischen der Pro- duktion für den Gebrauch und der Produktion für Tauschzwecke. Die Produktion innerhalb der Familie orientiert sich an den Tauschwer- ten, die durch den Verkauf der Arbeitskraft zu erhalten sind, selbst wenn diese Produk- tion zugleich die Produktion von Gebrauchs- werten für die ganze Familie ist. Wir finden also innerhalb der Familie einen Wesenszug der kapitalistischen Produktionsweise im Allgemeinen, nämlich den Sieg der Tausch- werte über die Produktion der Gebrauchswer- te. Die Ware Arbeitskraft wird produziert allein wegen ihres Tauschwerts und nicht wegen der Waren, die sie herstellen könnte, wenn wir eine wirklich menschliche Gesellschaftsform 23

nicht begriffen, daß eine Entlohnung, selbst wenn sie möglich wäre, weder die Produktions- beziehungen noch die Tatsache ändern würde, daß die Hausfrau ja bereits am Lohn ihres Mannes teilhat. Dies bedeutet jedoch nicht, daß die Frauen darauf verzichten sollen dafür zu kämpfen, daß das Kapital einen immer größe- ren Anteil an den Reproduktionskosten der Ar- beitskraft trägt. (2) Der zentrale Widerspruch der Hausarbeit für den Kapitalismus - der sich auf einige weiterreichende Aspekte der Entfremdung be- zieht - liegt zwischen der Art und Weise, in der sie heute verrichtet wird, und einer zukünftigen, menschlicheren Produktionsform, in der sie nicht mehr nach der Arbeitszeit bemessen wür- de. Die Schwierigkeiten, die sich nachkapita- listischen Gesellschaften aufgrund dieses Wider- spruchs stellen, sollen im folgenden untersucht werden. Aber das Unvermögen, diesen Wider- spruch zu erkennen, hat die visionäre Kraft des Sozialismus getrübt und hat dazu beigetragen, zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA irrige Strategien zu formulieren, durch die Frauen "für die Produktion" befreit (freigelas- sen) werden sollten. Man ignorierte die Tat- sache, daß sie als Hausfrauen ja bereits ein Teil der Produktion waren. Die Hausarbeit als ein Aspekt der entfremdeten Arbeit kann nicht dadurch nicht entfremdete Arbeit werden, in dem man die Frauen dazu "befreit", unmittelbar in den Arbeitsmarkt einzutreten. Andererseits ist die Hausarbeit eine Form von entfremdeter Ar- beit, die weit eher als die Fabrikarbeit die en- ge Verbindung zwischen Arbeit und Produktion für den Gebrauch behält und die deshalb auch eine Basis für menschliche Beziehungen weiter- hin erlaubt, die mehr persönlicher als verding- lichter Natur sind. Richtig verstanden weist die- ser Aspekt der Hausarbeit über die kapitalisti- sche Produktion hinaus und auf eine Arbeitswei- se hin, die weniger entmenschlicht ist als die Produktion von Tauschwert im Kapitalismus. Anstatt an die "Industrialisierung" der Frauen- arbeit im Haushalt zu denken, sollten die So- zialisten lieber die Möglichkeiten einer "Fa- miliarisierung" der Frauen- (und Männer)arbeit in der Fabrik erwägen. Diese beiden zentralen Widersprüche zeigen ei- ne Reihe von Faktoren auf, die ebenfalls genau analysiert zu werden verdienen: (1) Ja, sogar vom Kapitalismus selbst ist die "sozialistische" Forderung nach "Befreiung"der Frauen für die Produktion schon seit langem be- achtet worden. Ein Heer von verheirateten Frau- en hat sich gegenwärtig in den Arbeitsprozeß ein- gegliedert, und im Gegensatz zum Anfang dieses Jahrhunderts übersteigt ihre Anzahl die der un- verheirateten Frauen bei weitem. Diese Ent- wicklung hat den Antagonismus zwischen dem Eigentumscharakter der sexuellen Beziehun- gen im Kapitalismus und der kapitalistischen Ideologie vom freien Arbeiter auf einem frei- en Arbeitsmarkt verschärft und ausgeweitet. Mit anderen Worten, durch diese Entwick- lung ist den Frauen selbst der Widerspruch zwischen ihrem Status als Eigentümerinnen ihrer persönlichen Fähigkeiten (vor allem als Verkäuferinnen ihrer Arbeitskraft)und dem als Sexualobjekte der Männer behandelt zu werden, noch bewußter geworden. In die- sem Sinn hat - im Rahmen des Kapitalismus - die "Befreiung" der Frauen vom Haushalt die potentielle politische Opposition gegen kapitalistische soziale Maßnahmen gestärkt. (2) Ein anderer Faktor, den diese Wider- sprüche aufzeigen, ist der Antagonismus zwischen dem "weiblichen Ideal", in dessen Namen man alle Frauen auf ein Piedestal stellt und sie ermutigt zu glauben, daß sie ihre soziale Stellung durch Heirat verbessern können, und der tatsächlichen Aus- beutung aller Frauen der Arbeiterklasse auf dem Arbeitsmarkt. Von diesem Gesichtspunkt aus sollte meines Erachtens die Kritik des "Weiblichkeitswahns" erfolgen, wobei man vor allem die Betonung auf die Veränderung der persönlichen Beziehungen innerhalb der allgemeinen Dynamik des sozialen Wandels legen sollte. (3) Ein dritter wichtiger Faktor einschließ- lich des Widerspruches zwischen der Form der Frauenarbeit im Haushalt und ihrem pro- duktivem Inhalt wird sichtbar in der Inte- gration der Hausfrau in den Produktionsprozeß und in ihrer Isolation vom Standort der Pro- duktion von Tauschwerten. Diejenigen, die für die Eingliederung der Frau in den bezahl- ten Arbeitsmarkt und die gegen ihr Dasein als Hausfrau votieren, haben oft auf die Bin- dung der isolierten Hausfrauen an konservati- ve Institutionen in ihrer Umgebung wie Kir- chen, kleinen Läden, Schulen und Ähnlichem hingewiesen. Für sie ist die Tatsache, daß die Frau außerhäusliche Arbeit annimmt und der Gewerkschaft beitritt, der erste Schritt zu ihrer Befreiung. Andererseits haben die- jenigen, die eine Entlohnung der Hausarbeit befürworten,die Möglichkeit betont, daß auch in den Fambürgen soziale Kämpfe ausgetragen werden können. Obwohl ich mir bewußt bin, daß der Forderung nach Lohn für die Haus- arbeit Grenzen gesetzt sind, und obwohl ich keine Einwände gegen den Eintritt von arbei- 25

werden, die sowohl geringere Aufstiegsmög- lichkeiten als auch weniger immaterielle Be- lohnungen (z.B. Bildungsurlaub etc.) bieten. Aber selbst wenn die durch eine anhaltende ge- schlechtsspezifische Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt hervorgerufenen Hindernisse überwunden würden, könnten die erhöhte Ein- gliederung der weiblichen Arbeitskraft und die vertraglichen Familienbeziehungen zu einer Verschärfung der sozialen Zersplitterung, Ent- fremdung und Konkurrenz fuhren. Um beispiels- weise zu verhindern, wieder in die Defensiv- stellung einer Hausfrau ohne direkten, erzwing- baren Anspruch auf Entlohnung ihrer Arbeit zurückgedrängt zu werden, wären die Frauen zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA praktisch gezwungen, dafür zu kämpfen, daß alle menschlichen Beziehungen als vertrag- liche Beziehungen anzusehen sind.Der Hausar- beitsvertrag müßte ungeheuer detailliert sein C'gleiche Pflichten" - aber wer zieht die Kin- der auf?), damit auch die kleinste Aufgabe er- faßt wird. Wenn diese Situation, deren logische Konsequenzen ich aufgezeigt habe, einträte, wür- de der Sozialismus zu einem universellen, auf Konkurrenz aufgebautem Egoismus, wobei die Frauen in die "Rolle" von Bewahrerinnen einer letztlich extremen gesellschaftlichen Zersplit- terung gedrängt würden. In einer solchen "Rol- le" würde das soziale Sein der Frau in ein ver- tragliches Sein gezwängt, und die Frauen wären weiter denn je davon entfernt, ihre fundamenta- len menschlichen F ä h i g k e i t e n zu entwickeln, was ja schließlich der Sozialismus in morali- scher Hinsicht versprochen hat. Die zweite Alternative, worin die Frauen die Errungenschaften des Sozialismus als eine Mög- lichkeit begrüßen würden, ihre frustrierende Teilnahme am Arbeitsprozeß aufzugeben, ist ebenfalls unbefriedigend. Die meisten Frauen würden in den Haushalt zurückkehren. Wieder würden sie keinen unmittelbaren, erzwingbaren Anspruch auf Entlohnung ihrer Arbeit besitzen. Der erbitterte Kampf der Geschlechter würde verschlimmert und im Rahmen einer soziali- stischen Gesellschaft verewigt. Für den Mann bedeuten Heirat und Vaterschaft eine bestimmte Verpflichtung. Wieviel "Arbeit" er auch immer in der Fabrik leistet, wie sehr er sich auch an- strengen mag, jede zusätzliche Verpflichtung, die er seiner Familie gegenüber eingeht, muß von seinem Lohn bezahlt werden. In solcher Situa- tion wird er seiner Frau und seinen Kindern ge- genüber Haßgefühle hegen und wirtschaftlich ge- sehen, bleibt seiner Frau auch nichts anderes übrig, als ständig gegen ihre immer mißlicher Werdende Lage anzukämpfen. Bürokratische Funktionäre sind der Meinung, daß unter solchen Umständen die Hausfrau nichts anderes als ein "Parasit"sei. Sie nützen den Haß des Mannes auf seine Frau aus, um seine Unterstützung für den status quo ("Befreiung" der Frau für die Produktion? - Einf.H.M.) zu gewinnen. Marx sah als einzigen Ausweg aus dieser Situation die Steigerung der Produktivität der Arbeit, damit die Verteilung nicht mehr länger an qualitative Kennzeichen des so- zialen Werts gebunden sein müßte. Sozialer Überfluß erlaubte dann, daß die Frau nicht mehr vom Arbeitsentgelt ihres Mannes oder von seinei Fähigkeit, trotz ungünstiger Be- dingungen im Produktionsprozeß zu konkur- rieren, abhängig wäre. An diesem Punkt angekommen muß der marxistische Feminismus damit beginnen, Marx' Methode auf Probleme anzuwenden, die Marx nicht in Erwägung gezogen hat. Gleichzeitig muß er einigen Autoren, die sich an der Diskussion über die Hausfrauen- arbeit beteiligen und hoffen, die Frauen in die Produktion hinein zu "befreien", ebenso widersprechen wie den liberalen Feministen, die "gleiche Chancen" für die Frauen am Arbeitsplatz verlangen, d.h. denjenigen, die glauben, daß gleicher Zutritt zur Fabrikar- beit die Streitfrage beenden würde, wer die heute von den Frauen innerhalb der Fa- milie geleistete gesellschaftlich notwendige Arbeit verrichten wird. Anzuerkennen, daß diese Arbeit ja getan werden muß, heißt nicht, daß man auf die mißliche Alternative der Vertragsfamilie zurückgreifen muß, wie radikale Feministen vorschlagen. Deshalb trägt dieses Zukunftsbild eines ökonomischen Sozialismus dazu bei, die Entfremdung der Arbeiterklasse und insbe- sondere die der Arbeiterklasse angehören- den Frauen, sowie die entfremdenden Alter- nativen innerhalb der kapitalistischen Ge- sellschaft zu verstehen. Denn im Kapitalis- mus nehmen junge Arbeiter, sowohl männ- liche als auch weibliche, am Produktions- prozeß teil. Es ist unvermeidlich, daß die Männer irgendwann heiraten, sich "etab- lieren" und eine Frau - wenn auch nur für eine bestimmte Zeit - der Produktion ent- ziehen. Um diesen Prozeß zu begreifen, muß man den Reproduktionszyklus der Arbeiter- klasse als Ganzes betrachten. Sowohl im Kapitalismus wie auch im ökonomischen So- zialismus sind die Frauen bereits in den Produktionsprozeß "eingegliedert", z.B.in 27

lohnten Arbeiterschaft werden die Arbeiten nach Geschlechtern getrennt. Es ist nicht zu erwarten, daß allein durch Lohnzahlung die Frauen von der Hausarbeit befreit werden. Dies könn te sogar das Gegenteil bewirken, nämlich daß man sie auf diese Arbeit festlegt. Schon allein aus diesen Gründen erscheint die Forde- rung nach Lohn für die Hausarbeit unange- bracht. Die Verwirklichung dieser Forderung würde noch weit größere Schwierigkeiten he- ratneschwören. Die nächste Frage wäre nämlich: "Wer zahlt die Hausfrauenlöhne?" Bestimmt nicht die Kapitalisten Die am ehe- sten in Frage kommende Lösung wäre in dem Fall das individuelle (männliche - Einf.H.M.) Lohnpaket, welches bereits so konzipiert ist, daß es eine "nicht-arbeitende" oder eine unter- bezahlt arbeitende Ehefrau miteinschließt, wür- de jetzt formal geteilt werden - und zwar vom Unternehmer oder vom Staat. Oder der Staat würde diese zusätzlichen Kosten durch eine stärkere Besteuerung der Arbeiterklasse auf- bringen. Beide Lösungen würden die Spaltun- gen innerhalb der Arbeiterklasse verschärfen und die bereits vorhandenen Spannungen zwi- schen Männern und Frauen,Ehemännern und Ehefrauen noch erhöhen. Beide Alternativen würden zu einer zusätzlichen finanziellen Be- lastung der produzierenden (arbeitenden) Klas- se als Ganzes führen. Diejenigen, die be- fürchten, daß diese Folgerung allen Frauen zugunsten der Arbeiterklasse Opfer auferlege, müssen wir fragen: "Welche Frauen?" Wir müssen politische Strategien anbieten, die die verschiedenen Gruppen (sexuelle, rassische und/oder ethnische) innerhalb der Arbeiterklas- se vereinen anstatt sie voneinander zu trennen, ohne die Forderungen irgendeiner dieser Grup- pen zu opfern. Wenn man über diese aktuelle Streitfrage hi- nausblickt, kann man Probleme erkennen, die nicht in der "Hausfrauendebatte" auftauchen, die jedoch für jede vollständige Analyse der kapitalistischen Unterdrückung der Frau wich- tig sind. Wir müssen untersuchen: (1) Die Kaufkraft des Lohns und die Rolle der Frau als Konsumentin. (2) Die wichtige Rolle, die die sexuelle Ver- dinglichung (z. B. die Frau als Sexualobjekt - Einf.H.M.) in den familiären Beziehungen und in den Warenbeziehungen insgesamt innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft spielt. (3)Die Lage der Frauen in den verschiedenen Bereichen der Arbeiterklasse und inwieweit die Beschäftigung männlicher und weiblicher Gastarbeiter und die der Schwarzen und der spanisch-sprechenden Arbeiter zur Ver- stärkung der geschlechtsspezifischen Spal- tungen innerhalb der Arbeiterklasse bei- trägt... Solche Spaltungen bringen auch eine Wiederaufwertung des Hausfrauenstatus für manche Frauen mit sich und sie verewigen die Doppelbelastung durch die Fabrik- und Hausarbeit für die gewöhnlichen Lohnempfän- gerinnen. (4) Die Rolle der Familie heute und in der Zukunft als ein Teil der Fambürgen- und Klassen- umfassenden Organisierung. (5) Die Tendenz, die Frauen der Arbeiter- klasse auf verschiedene Weise zu benutzen (z.B. indem man willkürliche Entlassungen vornimmt oder sie zwingt, das Haushalts- budget zu strecken, um eine Inflation zu be- kämpfen). (6) Die damit verbundene Tendenz, sich der Hausfrauen als flexiblen Bestandteil der Ar- beitskraftreserve zu bedienen, womit billige und leicht abzubauende Arbeitskräfte zur Ver- fügung stehen. Es geht nicht mehr an, die Hausfrauen von den Frauen, die produktive Arbeiterinnen sind, zu trennen, nicht einmal für die Analyse. Wir müssen die gegenseitige Beziehung zwischen der im Haushalt und der in der Produktion geleisteten Arbeit verstehen, d.h. die Wechselbeziehungen zwischen Produk- tion und Reproduktion. Wir müssen erkennen, daß beide Arten von Arbeit Aspekte der ent- fremdeten Produktion innerhalb der kapi- talistischen Gesellschaft sind. Obwohl dies nur vorbereitende Erwägungen sind, weisen sie doch bereits in die Rich- tung, in der sich künftig theoretische Arbei- ten bewegen könnten. Die "Hausarbeitsde- batte" stellt einen wertvollen Beitrag dazu dar, denn sie vervollständigt frühere marxi- stische Untersuchungen. Dies bedeutet, daß die Debatte an sich noch nicht abgeschlossen ist, jedoch eine wichtige Ergänzung früherer Untersuchungen darstellt. Letztlich benötigen wir eine Analyse, die die Familie theoretisch als Zentrum der Reproduktion der Arbeits- kraft wie auch des individuellen Lebens identifiziert und dabei gleichzeitig die Klas- senbeziehungen klärt, die den Warenkreis- lauf des kapitalistischen Gesellschaftssystems charakterisieren. 1) Margaret Benston,"The Political Econ- omy of Women' s Liberation, "in Michele Garskof, ed. , Roles Women Play:Readings Toward Women' s Liberation, Belmont, California, 1971, 194-205;

tos zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA wis zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA MISSFIEL. Daß die Ansichten über den Feminismus selbst in der "Be- • • wegung'weit auseinandergehen, und daß über die Ziele und Strategien auch keine Einigkeit bis jetzt bestehen kann,leuch- tet jedem ein, der weiß, daß Frauen im Patriarchat soziali- siert wurden und ihre Abnabelung zu politischer und intellek- tueller Selbständigkeit sehr langsam vor sich geht. Dennoch finden wir erschreckend, welche Verhaltensweisen bei eini- gen Frauen, die sich angeblich dem Feminismus verpflich- tet fühlen!, gegenüber anderen aktiven Frauen und Frauen- gruppen gang und gäbe sind. Da diese Mißstände schon nicht mehr zu tolerierende Formen angenommen haben und der Bewegung insgesamt schweren Schaden zufügten (z.B. die skandalösen Vorgänge im FRAUENFORUM e.V. gegen den F F P Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei ( Treffen in den Räumen der Deutschen Friedens- gesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner e.V. jeden 1. und 3. Montag im Monat 19 Uhr, München2 Martin- Greif-Str. 3, Rückgebäude, Tel. 537260) An und an Lillemors Frauenbuchladen Frauenbuchladen GmbH. Arcisstr. 57 8000 München 40 Kiesstr. 27 6000 Frankfurt/Main Liebe Frauen, unsere Ansichten verfassen wir als offenen Brief, da wir die beschämenden Vorkommnisse Innerhalb der Frauenbewegung so nicht weiter hinnehmen wollen. Wir finden es notwendig, daß einmal generell von all denen, die sich zur Frauenbewegung zählen, zu den Diskrimi- nierungen unserer Gruppe und besonders zur Behandlung der von uns subventionierten Zeit- schrift DER FEMINIST Stellung bezogen wird. Sollten wir also auch in Zukunft bei Euch keinen Gesinnungswandel und kein solidarisches Verhalten uns gegenüber erfahren, so werden Wir diese schriftliche Auseinandersetzung im FEMINIST Nr.1/1977 (erscheint im Frühjahr) veröffentlichen. Eure einseitige Diskriminierung unserer Richtung innerhalb der Frauenbewegung wurde durch folgende Tatsachen manifest: 1.) Unsere Zeitschrift wird in Euren Läden nicht wie alle anderen Frauenzeitschriften der Bewegung gut sichtbar für Kunden ausgelegt. Im Münchner Frauenbuchladen liegt sie im 2. Hinterzimmer, zu dem z.B. Männer überhaupt keinen Zugang haben und auch Laufkundschaft nicht vordringt. Im Frankfurter Frauenbuchladen war sie überhaupt nirgends ausgelegt. 2.) Die verantwortlichen Frauen beider Läden weigerten sich von der Nr. 2/76 DER FEMINIST mehr als 3 bzw. 5 Exemplare in Kommis sion (!) zu nehmen, obwohl beide von der Nr.1/76 - trotz Lagerung im Hinterstübchen! - über 20 Exemplare verkauft haben und bei guter Plazierung 50 - 100 Ex. (wie in vielen anderen Läden der BRD) verkaufen könnten. 3.) Die Frauen des Frankfurter Ladens haben uns in ihrem impertinenten Brief vom 29.12.76 g e sie z t und damit offen gezeigt, daß wir nach ihrer. Ansicht wohl nicht zur Frauenbe- wegung gezählt werden sollen. Eine Frau des Ladens äußerte sich an unserem Informationsstand bei der Frankfurter Buchmesse Ende September 1976 über unsere Zeitschrift vor allen Umstehenden wie folgt: "Ach, DER FEMINIST - so' n Scheiß!" Als Lorley Mabry und Rosemarie Steinäcker, die unseren Stand dort betreuten, die Frau fragten, weshalb die Zeitschrift von ihr als "Scheiß" bezeichnet würde, merkten alle, daß die Frau des Frankfurter Buchladens unsere Zeitschrift offensichtlich nie gelesen hatte. Sie kannte weder unseren feministischen Klassenbegriff (siehe Nr. 1/76) noch den Grund, warum die Zeitschrift "Der" FEMINIST n heißt. Es war also eine reine Anpöbelei und Diffamierung unserer Arbeit. —ie Frauen des Münchner Ladens hatten bereits dieselbe negative Einstellung gegenüber der von uns früher herausgegebenen Zeitschrift FRAUENFORUM, Stimme der Feministen, bezogen. Unter Lorley Mabrys verantwortlicher Redaktion waren 13 Ausgaben davon er- schienen. Die Nachfolgerinnen, die die Verleumdungskampagne gegen sie in Gang setzten, brachten in 1 1/2 Jahren lediglich e ine Ausgabe zustande! Nicht nur DER FEMINIST und FRAUE NFORUM, sondern auch H.Mabrys Buch UNKRAUT INS PARLAMENT - immerhin die einzige wissenschaftliche und feministische Arbeit zur Situation der Frau in den Par- teien und im Parlament! - wurde in die hinterste Ecke verbannt. Nie hat man eine dieser Titel im Schaufenster gesehen. (Seite 2 siehe nächste Seite!) - 2 - 4.) alten Vorstand und ganz besonders gegen Lorley Mabry) und weiter zufügen, werden wir über eklatante Fälle von Diskriminierung innerhalb der Frauenbewegung auch in Zukunft nicht den Mantel des Schweigens breiten. So können sich auch alle anhand der zwei folgenden Bei- spiele selbst ein Bild machen, wie man uns und die Zeit- schrift DER FEMINIST behandelte und zum Teil nach wie vor behandelt: Einige Frauengruppen und besonders einige Frauenb u c h- 1 ä d e n versuchen ständig unsere feministische Richtung - meist ohne sie überhaupt zu kennen! - abzuwerten und unsere Zeitschrift ihrer Kundschaft vorzuenthalten - manchmal noch penetranter als die "bürgerlichen" und die "linken" Läden: eine Steigerung erlebten wir hinsicht- lich der Dogmatik und der Bevormundung der Leser nur in den DKP-Läden (da besteht für uns in der gesamten Postanschrift: z.Hd. der 1.Vorsitzenden Ursula Sattler Flößergasse lib 8000 München 70 Tel. 089- 7236876 Postscheck Mil 170484 - 807 München, den 19. 2 . 1977 BRD Vertriebsverbot!). Am 29.12.76 schickte uns der Frauenbuchla- den Frankfurt von den 15 gelieferten Exem- plaren (bis auf 3) alles zurück mit folgendem Text: "An den ' Feminist' - Vertrieb! Wir senden Ihnen hier- mit jeweils 12 Exem- plare der Nr.1 und Nr. 2 Ihrer Zeitung zurück. Sie Hißt sich in unse- rem Frauenbuchladen nur schwer verkaufen. Von der Nr.2 behalten wir vorerst 3 Exem- plare. Wir möchten Sie auch bitten, in Zu- kunft unsere Bestellung abzuwarten, da es für uns einen unnötigenbü- rokratischen Aufwand bedeutet, die überzäh- ligen Zeitungen zurück- zusenden. Im Übrigen fragen wir uns, wie Sie so selbst- verständlich davon aus- gehen können, daß wir den "Feminist" laufend in unserem Sortiment haben werden. Schon auf der Rückseite der Nr.1 erscheinen wir in dem Verzeichnis der Buchhandlungen und Ki- oske, die die Zeitung führen. Sie hätten zu- mindest mit uns Rück- sprache halten können, ob wir einverstanden sind. Mit freundlichen Grüs- sen gez. Gitta Monodieck" Da wir ein ähnliches "Entgegenkommen" seit Existenz des Frau- enbuchladens in Mün- chen erleben mußten und müssen, richteten wir unser Antwort- schreiben gleich an beide Läden. Eine Be- 31

GeBerliner Frauenzeitung RAGE COURAGE, Bleibtreustraße 48, 1 Berlin 12, Tel.: 030/8836529 • Tie 'e Bleibtreustraße 48 - 1 Berlin 12. Tel.: 030/883 65 29 Berliner Frauenzeitung COURAGE IS. Zurmühl) Berliner Bank. Kto.-Nr.: 1985083200 (BLZ 100 20000) Postscheckkonto: Sabine Zurrnühl, 21 188-106, PSch BInW Tlerlin, der lo.2.77 P-s' heute meiden. Trh bin jetzt für die Anze;gen 7rs'mAl möchte ich ')ich bitter, uns nlrbzusel'en, daß wir uns zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA zus"ändig und . ”eln Repro, das du bei uns rein haben walltest, lag die ,arze Zelt noch im Orner fair "rigenwerburg". kuße-dem haber wir wegen unserer enormer Auflngersteirer.m, RVindip an neuer Preislistrr gebastrlt und jetzt wich Sonde,preise flr Frwiennrojeirte erarbeitet. DR ein Austnunrh Mencitner Frauen werben für „ihre 66 Partei edi. München — Hannelore Mabry, Münchens bekannteste und streitbarste Frauenrechtlerin, geht wieder auf die Straße: Mit Diskussionsständen will sie auf ih- ren „Förderkreis zum Aufbau der feministischen Partei" aufmerk- sam machen. Erfolgreich, wie die erste Aktion vom vergangenen Samstag be- weist: Der Stand war ununterbro- chen belagert. Das Anliegen des So sagten wir es der AZ: Wir freuen uns sehr, wenn wir Antifeministen mit der Zeit überzeugen kön- nen: sogar Esther Vilar ist in- zwischen in einem Punkt unserer Mei- nung - jetzt fordert auch sie den 5 Stun- den- Tag! ureerer Aufligenznhl mit "dem Feministen" ( der selt- na-rrweise reinnitrh ist, zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA was ich überhaupt nicht knriere) krun realisierbar. Wir haben für 2rauennrojel.te Vorläufig ,ie'llstko,tenrrelm errechnet. Dir Grüße, die du uns wiege- 9-hinkt hast, wIrde dann 3oo,- Mark kosten. eine Größe vnr 99i nm mal 61 hoch würde So,- Laale kosten. Wenn du zu dlrsem 'ore's bei uns rein möchtest, so würde ich Dieb bitten, zu- sutzlich roch einige Anzeigen von uns in deine Zelt...rhrift re'nzure'mer. Tcti schicke dir eine Vorlage zu. So konntet Ihr es lesen: ABEND ZEITUNG München, 22.Februar 77 WIRBT für die femi- nistische Partei: Han- nelore Mabry. Foto: Haase Förderkreises, der seit gut einem halben Jahr existiert: die Lösung der Frauen- und Kinderfrage, er- zielt durch die feministische Par- tei, die „in zehn Jahren eine wich- tige politische Größe" sein will. Erreichen wollen die Förder- kreis-Frauen ihr Ziel durch den 5-Stunden-Tag — und damit be- finden sie sich in schönem Ein- klang mit „Anti-Feministin" Esther Vilar. Transparent gut erkennen. Bei gutem Wetter bilden sich häufig große Menschentrauben um unseren In- formationsstand und die Diskussionen mit der Be- völkerung zeigen uns Immer wieder, wie wichtig unsere politische Bildungsarbeit auf der Straße ist. Ohne ständige Konfrontation mit allen Bevölkerungs- kreisen verfällt frau/man leicht der Illusion oder der Resignation. Allein die ständige Auseinander- setzung mit der Realität erlaubt eine richtige Ein- schätzung des Gegners sowie der jeweiligen öffent- lichen Meinung. Nur die Praxis vermittelt eine Ein- sicht in das Ausmaß der politischen Apathie einerseits und des Dogmatismus, der Irrationalität und der aggressiven Gewalttätigkeit andererseits, das für patriarchalische Gesellschaftssysteme ins- r- Altulfr-.210"- "I'-‘111kb.Ä :I 1 1111111111111111131.111 FEMINIST\-7 eine FEMINISTISCHE PORTt fit liehen nrüßen '21. -'rid l'roniuR ••• t .t • gesamt typisch ist. Deshalb freuen wir uns über jede/jeden, die/der die sozialen Probleme - und besonders die Frauen- und Kinderfrage! - nicht mehr länger verdrängen, sondern gemeinsam mit uns lösen will! Feministen und solche, die es wer- den wollen: Kommt zu unseren Informations- und Arbeitstreffenan jedem 1. und 3. Montag im Monat in die Martin-Greif- Str.3 in den Räumen der DFG/VK. Am 4. Montag im Monat be- schäftigen wir uns Intensiv mit feministischer Theorie und Gesellschaftsanalyse. Beginn je- weils 1 9 Uhr . Telefonische Auskünfte unter 7149187 und abends unter 7236876. Werdet Mit - glied des FÖRDERKREISES ZUM AUFBAU DER FEMINISTISCHEN PARTEI (FFP), helft bei der der Verbreitung unserer politischen Ideen und Ziele, gebt unsere Zeitung an Interessierte weiter! der Förderkreis.

Reduktion des Gehalts der Marxschen Begriffe, in ihrer ausschließlich technischen Verwendung. Als konträr er- scheinen diese Strategien nur in ihrem Ansatz; der Effekt ist hingegen in beiden Fällen derselbe: die Abblendung der gesellschaftlichen und damit zugleich der (von Rubin aller- dings an keiner Stelle angesprochenen) politischen, revolu- tionären Dimension der Marxschen Kategorien."(S.8/9) Die Diskussion über Marx' Werk wurde besonders im aka- demischen Bereich im letzten Jahrzehnt in der BRD wieder intensiv geführt. Allerdings hat sich hinsichtlich des Be- griffes "produktive Arbeit" die Situation gegenüber der von Rubin im Jahre 1924 beschriebenen kaum verändert: "Es muß leider festgehalten werden, daß kein Bereich der brei- ten kritischen Literatur über Marx so von Uneinigkeit und begrifflicher Verwirrung gekennzeichnet ist wie diese Fra- ge, und dies gilt für Marxisten ebenso wie für ihre Gegner. Einer der Gründe für diese Verwirrung ist die Unklarheit über Marxens eigene Ansichten über die produktive Arbeit." (S.237) Rubin gelingt ausgezeichnet, Marx' Intentionen verständlich und angemessen zu interpretieren. Seine STU- DIEN sind sowohl als Einführung wie als Zusammenfassung der Marx' schen Werttheorie sehr zu empfehlen. Was allerdings auch diesem Marx-Kenner entging, ist, daß die Marx' sche Mehrwerttheorie durch ihre Konzentration auf die Analyse der Lohnarbeit im Kapitalismus versäum- te auch die Mehrwertbildung in den vorangegangenen Pro- duktionsformen (im Feudalismus z.B.) und in den inner- nerhalb des Kapitalismus als Überbleibsel der Sklavenhal- tergesellschaft fortbestehenden Produktionsformen (im Haushalt z.B.) genau zu analysieren und darzustellen. Den bei Marx vergessenen patriarchalischen Mehrwert entdeckte auch Rubin nicht.( Siehe in diesem Zusammenhang unsere Ausführungen auf S. 1-20 dieser Zeitschrift: "Mit oder ohne Marx zum Feminismus?" ) Und das, obwohl er das Wesen der Marxschen Werttheorie voll erfaßt hatte: "Der Schlüssel zur Werttheorie ist nicht im Tauschakt als solchem, in der materiellen Gleichsetzung der Waren als Werte zu suchen, sondern in der Art und Weise, in der in der Warenproduktion A rb e 1 t gleichgesetzt und verteilt wird."(S.56/57) Für die politökonomisch Interessierten, die sich mit der Auseinandersetzung zwischen Marxismus und Feminismus beschäftigen, ist dieses Buch dennoch ein echter Gewinn. Es trägt nicht nur zur Begriffsklärung bei, es ist auch im Unterschied zu dem Traktätchen FE MINIS- MUS ODER EROTIK Meister Marx adäquat: humanistisch aufklärend und einer gewissenhaften Analyse verpflichtet. H.Mabry Hedwig Dohm: DIE ANTIFEMINISTEN, Verlag Arndtstr.31, Frankfurt, 1976, 167 S.,DM 9, -- Es ist sehr zu begrüßen, daß der Verlag Arndtstr. , Frank- furt, den reprint wenigstens eines Buches von Hedwig Dohm (1833-1919) kürzlich besorgte. Diese radikale Feministin des letzten Jahrhunderts ist leider weithin völlig vergessen. Mit den 1902 erschienenen ANTIFEMINISTEN - das sie selbst ein Buch "der Verteidigung, nicht des Angriffs" nannte - wandte sie sich nicht gegen Personen, sondern Ideen:" wich schreibe keine Kritiken, meine Feder ist nur mein Schild zur Abwehr der tödlichen Streiche, die man ge- gen mich als Weib führt."(S.1/2) Die Antifeministen teilt sie in vier Kategorien ein: 1. Die Altgläubigen 2. Die Herrenrechtler, zu denen ich die Charakterschwa- chen und die Geistesdürftigen zähle. 3. Die praktischen Egoisten. 4. Die Ritter der mater dolo r os a.( Unterabteilung: die Jeremiasse, die auf dem Grabe der Weiblichkeit schluch- zen.) Der Analyse und herzerfrischenden Darstellung der Gegner der Frauenbewegung ist auch nach 80 Jahren wenig hinzuzu- gügen. Die Taktik der Gegner ist ebenfalls die gleiche ge- blieben:"Entweder lesen sie die Schriften der Feministen nicht, oder sie geben sich den Anschein, sie nicht zu ken- nen, um sich des Versuches ihrer Widerlegung enthalten zu dürfen. Im wesentlichen besteht ihre Beweisführung - wenn wir von gelegentlichen ethischen und ästhetischen Gefühlsschaudern absehen - in Behauptungen. Und immer behaupten sie dasselbe - dasselbe. Der Tropfen höhlt den Stein, wieviel mehr das weiche Menschenhirn... Eine schlaue Taktik, die Begründungen und Widerlegungen der Frauenpartei (!) zu ignorieren, denn die Leute lesen in der Regel nur diejenigen Zeitungen, Journale, Bücher, die ihren Anschauungen entsprechen."(S.3/4) Wir sehen: was die Forderung nach einer Frauenpartei, einer Feministischen Partei, betrifft, da hat sich gar nichts geändert. Diese Forderung wird weiterhin von allen Antifeministen - auch innerhalb der Frauenbewegung! - ignoriert oder als "politischer Unsinn" ohne jede sachli- che Begründung abgetan (siehe in diesem Zusammenhang die Besprechung vom UNKRAUT INS PARLAMENT im magazin des SOZIALDEMOKRAT Nr.4/75). Aber trösten wir uns mit Hedwig Dohms Erkenntnis: "Die Zeit ist die größte Revolutionärin; nur schreitet ihr eherner Schritt langsam, langsam aufwärts... Die Revolution der Frauen will die Emanzipation der größeren Hälfte des Menschen- geschlechts...Der Kampf gegen diese Ideen ist ein Todes- kampf. Die Geister in der Luft kämpfen mit, aber - für uns." (S.166/7 ) H.Mabry Lucienne Lanson: VON FRAU ZU FRAU, Piper Verlag München Zürich 1977, 391 S. ,DM 24, 80 Die 1975 erschienene amerikanische Originalausgabe wur- de zum Bestseller - mit Recht! Auch ich habe das Buch in einer Nacht ausgelesen und war über die ausgezeichnete, sowohl informative wie spannende Darstellung des Stoffes begeistert. Ohne Besserwisserei und Sentimentalität, da- gegen mit Engagement und Verantwortung klärt uns hier eine Gynäkologin über alle wichtigen körperlichen Vor- gänge, Möglichkeiten und Krankheiten auf. Frauen "jeder Altersstufe, jeder gesellschaftlichen Stellung, jeden Bil- dungsgrades und jedweder sexueller Neigung" wollte Lan- son mit ihrem Buch erreichen und das ist ihr meiner Mei- nung nach (und die hohe Auflage bestätigt es!) auch mei- sterhaft gelungen. Ob über Menstruation, Geschlechtsver- kehr und Empfängnisverhütung oder über Geburten und Wechseljahre, ob über die verschiedenen Geschlechts- krankheiten und Krebsarten - die Information ist umfas- send, gut gegliedert und in jeder Hinsicht anschaulich aufbereitet. Jedem Mädchen und Jungen sollte frau/man diese Lektüre in der Pubertät zugängig machen. Ein wei- teres, gleich gut aufgemachtes Buch über die Sexualität des Mannes sollte folgen, damit beiden Geschlechtern ein sinnvolleres, verständnisvolleres Umgehen miteinan- der möglich wird. Die patriarchalische Sex- und Porno- welle hat dazu jedenfalls nichts beigetragen. Und ohne Humanität und ohne Wissen herrscht weiterhin Aberglaube, Angst, Unsicherheit und Ausbeutung. Dieses Buch kann den Arztbesuch und selbstverständlich auch die Krebsvorsorgeuntersuchung nicht ersetzen. Im Gegenteil: es wird das vernünftige, gewissenhafte Ver- halten dem eigenen Körper gegenüber anregen und stei- gern und bei vielen ein emanzipatorisches Sozial- und Sexualverhalten zwischen den Geschlechtern erst ermög- lichen. Es ist deshalb zu wünschen, daß VON FRAU' ZU FRAU in Deutschland sowohl von Frauen wie Männern ge- lesen und eine weite Verbreitung finden möge. H.Mabry Bereits in der letzten Ausgabe des FEMINIST wollten wir mit den Besprechungen der neuen feministischen Zeit- schriften beginnen. Inzwischen ist die Zahl weiter ange- wachsen und wir haben uns entschlossen,in jeder Nummer einige Rezensionen zu bringen. Wir beginnen heute mit: COURAGE , Berliner Frauenzeitung, Endredaktion: Ele Schöfthaler, Sabine Zurmühl, ca . 60S . , DM 3, -- Die Zeitschrift "Courage", die ohne einen Pfennig eigenes 35

deutlich, daß diese Frauen den politökonomischen Sexismus von Marx und den der heutigen Neomarxisten nicht aufgear- beitet haben. Andererseits reflektieren den eigenen Sexismus die "Anti-Mann"- Bewegung der Frauenzentren und die sich selbst aleradikalfeministisciPeinstufenden Lesbierinnen nicht. Eine systematische Kritik des patriarchalischen So- zialismus hat keine der drei Richtungen bis jetzt in Angriff genommen. Denn sonst müßte die Parole lauten: nach dem Sozialismus brauchen wir den Feminismus! Und nicht: So- zialismus und Feminismus oder "Befreiung und Sozialis- mus" - wie frau hier immer wieder liest und hört. Marxisten predigen ja auch nicht "Idealismus und Materialismus", son- dern nach Aberglaube und Religion nun historischer und dialektischer Materialismus. Abgesehen aber von dieser noch nicht abgeklärten, aber sehr wichtigen Frage, was die Redaktion von "Mamas Pfirsiche" unter p olitischem Feminismus eigentlich versteht, ist die Lektüre dieser Zeitschrift sehr zu empfehlen! Besonders in der letzten Doppelnummer finden sich einige sehr interes- sante und gute Beiträge - zum Beispiel "Sexualität und Kopfarbeit unter der Glasglocke: Sylvia Plath" von Susanne Röckel und "Wie können Frauen als ' Menschen' schreiben?" von Ute Tempel. Sehr beachtlich fand ich auch den Artikel von Heide Heinz:"Prinzip Sexismus - erste Auseinanderset- zung mit Marielouise Janssen-Jurreit". Heide Heinz kreidet Janssen-Jurreit u.a. zu Recht an, daß J. -Jurreit mit psy- choanalytischen Argumenten patriarchalische Dichter und Denker "entlarvt", obwohl sie die Psychoanalyse generell des Sexismus bezichtigt. Heinz fährt fort :"Damit macht sich M.Janssen-Jurreit, indem sie sich selbst widerspricht, des Sexismus schuldig."(S.54) Diese Argumentation hinkt. Denn demnach wäre Sexismus, wenn man/frau sich selbst wider- spricht! Sich selbst widersprechen zeigt meiner Meinung nach nicht Sexismus an, sondern theoretische Mängel - zum Beispiel, daß man/frau ohne Logik und/oder ohne kritische systematische Gesellschaftsanalyse an ein Problem heran- ging. Sexismus ist hingegen ein soziales Phänomen, ein Sozialverhalten, das auf einem Vorurteil basiert. Dieses Vor- bzw. Fehlurteil wird aufgrund einer unbewiesenen Hy- pothese und/oder aufgrund falscher Tatsachendarstellung gefällt und aus Bequemlichkeit (zum Beispiel der Vermeidung "kognitiver Dissonanzen") aufrechterhalten. Mir scheint, J. -Jurreit scheiterte bei der Entlarvung des Sexismus nicht an ihrem Vorurteil, sondern Im Gegenteil an der Fülle des von ihr zusammengetragenen Materials - an der "Ubiquität des Sexismus". Ihre Widersprüche lassen sich durch theo- retische Mängel, nicht jedoch durch den ihr unterstellten Sexismus, erklären, während die theoretischen Mängel von Marx und Freud u.a. tatsächlich durch den Sexismus dieser Herren verursacht wurden. Jurreit sieht den Wald vor lauter Bäumen häufig nicht, Marx dagegen sieht am Ende nur noch den Wald, aber die Bäume nicht mehr. Fehlte bei den Patri- archen eine wissenschaftliche Überprüfung ihrer Theorien über die Frau, so bekommt andererseits J.-Jurreit das Phänomen"Sexismus" nicht richtig in den Griff, weil sie im Grunde ohne eine Arbeitshypothese an den Stoff heranging. Die meisten Autorinnen vori'Mamas Pfirsiche"- und gerade auch Heide Heinz - bemühen sich dagegen ernsthaft um eine theoretische Durchdringung des von ihnen bearbeiteten Ge- bietes. Wer sich also für Literatur, Politik und Feminismus inter- essiert, wird hier engagierte und kritische Analysen finden. Ich würde allerdings sehr begrüßen, wenn die Redaktion einmal genau unterscheiden bzw. präsisieren würde, was sie selbst unter - bürgerlicher , - marxistischer und - feministischer Literaturkritik versteht? Den eigenen Standort gilt es abzu- klären - für Euch selbst, wie für die Leser! H.Mabry PARTNERIN Verlag u. Herausgeberin S.H.G.Richter,Ber- lin, 36 S. , erscheint monatl., DM 2, -- von der halben Größe üblicher Zeitschriften, der Umschlag Jeweils in einer anderen Farbe jedoch mit gleichem Em- blem: Weiblichkeitsring, hier mit doppeltem Kreuz un- ten, darinnen schemenhaft wie in einem Spiegel zwei küssende Frauenprofile und mehrere Enfacetypen. Die Redaktion (verantwortlich: Christine Koller) versucht, die Welt der traditionellen Lesbierinnen mit der der sog. Bewegungslesben zu verbinden. Homosexuelle Frauen möchten die Isolierung überwinden, in die sie durch eine total vom Mann bestimmte Kultur gedrängt wurden. Obwohl die meisten Beiträge eher durch guten Willen, Freude, sich ohne Bevormundung ausdrücken zu können, denn durch künstlerische Qualität, Originalität oder fun- dierte Analyse auffallen, hat frau hier ehrgeizige Pläne: die "partnerin" schrieb für 1977 einen "Frauenliteratur- zg' aus und veröffentlicht in jeder Nummer jetzt Bei- träge der Teilnehmerinnen. An jedes Thema geht frau hier heran - Politik, Kernkraft- werke, Frauen in der DDR-Armee, Arbeitslosigkeit und natürlich immer wieder die eigene Homosexualität und dies auch in Form von Fortsetzungsromanen. Zu loben ist dabei jedoch in erster Linie, daß frau überhaupt aktiv wird und die Lesbierinnen ihre Probleme in einen gesell- schaftlichen Zusammenhang zu bringen versuchen. In ihrer "Besprechung" des FEMINIST Nr. 1/76 hat SHG ihren Lesern allerdings Fehlinformationen aufgetischt. Sie schreibt "Weitschweifig wird in den Zeitschriften FRAUENFORUM und DER FEMINIST die Fehde beschrie- ben, erklärt und verteidigt... ganz davon abgesehen, wel- che Seite im Recht ist, so ist ein derart konsequent durchgeführter Streit keinesfalls dazu geeignet, das An- liegen der Frauen auch nur einen Schritt weiterzubringen:' Eine falsche Information ist, daß beide Seiten in ihren Zeitschriften über die Spaltung und jetztige Bedeutungslo- sigkeit des Vereins (u.a. in 1 1/2 Jahren eine einzige Zeitschrift erschienen!) ausführlich berichtet hätten. Wahr ist, daß nur DER FEMINIST die Verleumdungen gegen H.Mabry und den alten Vorstand als unrichtig aus- gewiesen und die Hintergründe des Sturzes aufgedeckt hat. Das FRAUENFORUM hatte guten Grund über die eigenen Schandtaten zu schweigen. Selbst die Mitglieder werden über die verlorenen Prozesse bzw. den Stand der noch laufenden Verfahren nicht informiert! Und wer in der Frauenbewegung sich vor einer eigenen Stellungnah- me drückt "ganz davon abgesehen, welche Seite im Recht zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA ist" (ich finde,es entspricht der patriarchalischen Presse ohne eigene Recherchen anzustellen, Verleumdungen wei- terzugeben!), der macht sich die Sache doch moralisch- politisch etwas zu leicht. Frauen der Bewegung hätten im Grunde die Verpflichtung gehabt, sich eingehend mit den beschämenden Vorkommnissen im'Prauenforum" zu be- schäftigen und für die Zukunft daraus zu lernen - oder sich jeglicher Kritik enthalten müssen. So einfach wie es sich SHG und die meisten anderen Frauen machten, geht es jedenfalls meiner Ansicht nach nicht! Sonst treten wir wirklich nur auf der Stelle... Liane Shilling In der nächsten Ausgabe des FEMINIST werden wir die Besprechung der feministischen Zeitschriften fortsetzen - und zwar handelt es sich noch um folgende Ausgaben: PROTOKOLLE (Münster), FRAUEN UND FILM (Berlin) und BLÄTTER des iz3w (Freiburg). Weiter forderten wir Rezensionsexemplare an von: CLIO, LESBENPRESSE, NE BE NW1DERSPRUCH , SCHWARZE BOTIN, UNSERE KLEINE ZEITUNG (alle Berlin) und EFA und EMMA (Köln) sowie FRAUENOFFENSIVE (München). Keine die- ser Redaktionen reagierte bis jetzt! Da von Gemeinsamkeit in der Frauenbewegung bis jetzt leider keine Rede sein kann, fallen auch alle Aktionen - regional wie überregional - seit Jahren äußerst küm- merlich aus. Die einzige Ausnahme war die vom früheren FRAUENFORUM am 25.2.1975 organisierte Frauende- monstration anläßlich der Ablehnung der sog. Fristenlö- sung des §218 durch das Bundesverfassungsgericht.Durch wochenlange Vorbereitungen und Kontaktgespräche mit an- 37

HESSISCHE NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE (30.Oktober 1976) Was war los im Frauenforum? Zu dem Artikel „Frauenpartei — für immer eine Utopie" (Aus- gabe vom 25. September) erhiel- ten wir unter der Uberschrift „Was im Frauenforum e.V. tat- sächlich geschah" von Vorstand und Aktivgruppe des „Förder- kreis zum Aufbau der feministi- schen Partei" eine Zuschrift, die wir auszugsweise wiedergeben: .Es ist unwahr, daß die 1. Vorsitzende H. Mabry das Heft allein in der Hand hielt und die anderen Frauen nichts zu sagen hatten." Wahr ist, daß ein 7köp- figer Vorstand und eine wö- chentlich tagende Aktivgruppe (Forum) gemeinsam die Politik plante und nach Diskussion und Beratung alle entscheidenden Fragen demokratisch abge- stimmt wurden... Nach dem Sturz von H. Mabry wurde die Satzung geändert: jetzt gibt es nur noch drei — gegenüber frü- her sieben — Vorständen, und wenn eine Vorsitzende abwe- send ist, kann nunmehr die 1. Vorsitzende tatsächlich allein entscheiden! Es ist unwahr, daß die Orga- nisation jetzt 400 Mitglieder zählt, wahr ist, daß vor dem Sturz H. Mabrys und der Spal- tung des Frauenforum rund 300 Mitglieder dem Verein angehör- ten. Durch die von einer kleinen Oppositionsgruppe angestachel- te Palastrevolution verlor das FF e. V. im zweiten Halbjahr 1975 und im ersten Halbjahr 1976 über 150 Mitglieder. Da man sich von der anerkannten Expertin in Sachen Frauenfragen Hannelore Mabry „emanzipier- te", ist der Verein heute poli- tisch bedeutungslos: Seit einem Jahr erschien lediglich eine Zeitschrift „Frauenforum — Stimme der Feministinnen", während unter dem Vorsitz von H. Mabry vier Zeitschriften in doppelt so hoher Auflage pro Jahr erschienen. Der alte Vorstand und weitere aktive Mitglieder haben mit Hannelore Mabry eine neue Or- ganisation konstituiert: den Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei". Hanne- lore Mabry gibt seit Juli 1976 die neue Zeitschrift .Dej Femi- nist" heraus. Wenn überhaupt eine Frauenpartei oder femini- stische Partei keine Utopie blei- ben soll, dann müssen Frauen zuerst einmal lernen, sich vom Patriarchat zu befreien — an- statt von ihren engagiertesten und kämpferischsten Führungs- kräften in der Frauenbewegung. Am Sturz H. Mabrys hat poli- tisch und ökonomisch (Anwälte und Gerichte) allein das Patriar- chat profitiert. Die Frauenbewe- gung schoß dagegen ein beschä- mendes Eigentor durch diesen Rufmord an Hannelore Mabry." triarchats, sondern endlich einmal die In- halte und politischen Konzeptionen des Fe- minismus vorzustellen und kritsich aufzuar- beiten. Wir empfehlen als wichtigste Grund- lage für eine derartige Debatte die folgende - in diesem Blatt allerdings nie besproche- ne! - Literatur: ...x) Wir fänden es eine Tendenzwende in der ZEIT, wenn Sie diesen unseren Leserbrief in voller Länge veröffentlichen würden, denn unseren feministischen Standort hat man schon viel zu lange unterdrückt! FÖRDERKREIS ZUM AUFBAU DER FEMINISTISCHEN PARTEI gez. Ursula Sattler, 1 .Vors. Anlage FEMINIST Nr.1 und 2/1976 zur Be- sprechung und Beiträge aus der Na- tionalzeitung Basel (wir würden uns freuen, wenn Sie uns diese bei Ge- legenheit wieder zurücksenden könn- ten- im Voraus besten Dank!) außerhalb der sog. neuen Frauenbewegung materielle, in- tellektuelle und emotionale Unterstützung finden. Ein klein wenig besser sah es damit noch in der ersten Frauenbewegung aus, aber in den letzten Jahren verbot die patriarchalische Studentenbewegung die Anerkennung persön licher Leistung zumindest theoretisch (denn ihre männlichen Idole Dutschke, Cohn-Bendit, Che Guevara etc. wurden wei- terhin hoch verehrt). Die Frauen jedenfalls verwechselten bei der Übernahme der antiautoritären, anarchistischen Ideologie den Begriff "Autorität" mit "autoritärem Verhal- ten" und die wenigen Theoretikerinnen des Feminismus müssen ohne eine Friederike Engels oder Augustine Bebel versuchen zu überleben... Lediglich eine oberflächliche apolitische neue (?) "Zärtlich- keit" darf unter Geschlechtsgenossinnen getragen werden. Eine theoretische und strategische Klärung über das, was FE MINLSMUS als Gesellschaftsprogramm leisten kann und sollte, das bleibt weiterhin im Dunkel. Alice Schwarzers EMMA und ihre anderen Publikationen sind gegenüber einem Politökonomischen Feminismus besonders indifferent. Sie verschweigt seine Existenz penetrant. Wenn überhaupt eine Trennungslinie von ihr gezogen wurde, dann gegenüber der patriarchalischen Sexualität. Die Folgen des Beischlafs - die Kinder - blieben für sie eher irrelevant. Die Vaterfrage stellte sie nicht. Die Politökonomie des Patriarchats wird von Emma nicht tangiert - deshalb die enorme Schützen- hilfe durch die Massenmedien! Alice Schwarzer verlangt keinen Lohn für die Hausarbeit, sie findet Männerparteien und -gewerkschaften zur Lösung der Frauenfrage offen- sichtlich geeigneter und ungefährlicher als eine eigene Frau- en- bzw. Feministische Partei. Und feministische Theorie hält sie für ebenso überflüssig und entbehrlich wie Eva Man von Münch in der ZEIT - und mit ihnen alle EMMA-Rezen- senten der patriarchalischen Massenmedien. Wenn es nur tim die beste Verpackung und nicht mehr um den Inhalt des Feminismus geht, dann mag EMMA vielleicht die derzeit "beste feministische (?) Zeitung" sein. Wenn frau/man sich allerdings einem gesellschaftskritischen und analytischen Journalismus oder gar Feminismus verpflichtet fühlt, dann ist sowohl die Informationsbreite wie die Bewertung, die dieses Thema in der ZEIT erfährt, nicht von der der Springerpresse zu unterscheiden. Es ist wahrlich deprimie- rend, wie theoriearm, oberflächlich und einseitig die Mas- senmedien der BRD im Unterschied z. B. zur NATIONAL- ZEITUNG (Basel) - siehe Beilage! - über Feminismus "in- formieren". Gerade weil hierzulande die feministische theoretische De- batte überall unterdrückt wird, hätte die ZEIT wenigstens die intellektuelle Verpflichtung das hier Versäumte nachzu- holen und nicht nur Bestseller des Kapitalismus und des Pa- Nichts dergleichen ist geschehen! x) da es sich weitgehend um die Literatur handelt, die wir zum Ar- tikel "Mit oder ohne Marx zum Feminismus?"in dieser Ausgabe S.20/21 angaben, haben wir sie hier weggelassen. FFP Förderkreis zum Aufbau der Feministischen Partei z.Hd.der 1.Vorsitzenden Ursula Sattler, Flößergasse 11b 8000 München 70 Te1.089-7236876 Postscheck München An die Redaktion 170484-807 DEUTSCHE ZEITUNG Christ und Welt Postfach 2703 4000 Düsseldorf München, den 27.2.77 Betr.: Leserbrief zu "Die Abtreibung der Frauenfrage" (Ernest Borneman) DZ vom 25.2.1977, S.13 Die geschlechtsspezifischen Isolierungstendenzen, die Herr Borneman bei der neuen Frauenbewegung als sexual- faschistisch anprangern möchte, lehnen wir zwar aus theo- retischen und strategischen Gründen ab. Bornemans Inter- pretation dieses sozialen Phänomens muß allerdings ent- schieden widersprochen werden, denn die vorhitlerschen und derzeitigen ! Männerbünde lassen sich mit den Männer ausschließenden heutigen Frauenzentren in keiner Weise vergleichen. Die Isolierung vom Mann hat bei den Frauenzentren ihre Ursache in Angst und Ohnmacht, es ist die berechtigte - durch Erfahrung erwachsene! - Furcht vor körperlicher, ökonomischer und intellektueller Verge- waltigung durch den Mann. Dieser geschlechtsspezifische Ausschluß hat nichts gemein mit dem Größenwahn, der selbstherrlichen Anmaßung sowie der bewußten Vertrei- bung des Schwächeren durch den Stärkeren, wie sie von den Männerbünden gegenüber der Frau jahrtausendelang praktiziert wurden! Wenn wir dennoch Hoffnungslosigkeit und Frustration empfinden, wenn wir die Entwicklung der neuen Frauenbe- wegung analysieren, dann hat das andere Gründe: im Ver- gleich zur alten Frauenbewegung im 19. Jahrhundert - denn wir befinden uns ja ebenfalls erst im Frühstadium der neuen Frauenbewegung! - ist die Qualität und Quantität des heutigen feministischen Aufbruchs leider noch mini- mal. Die Zahl der Trägerinnen und der Mitglieder der al- ten Frauenbewegung war bedeutend höher und die Solidari- tät größer. Da aber die alte Frauenbewegung der Fehler beging sich in die Männerparteien und -gewerkschaften Anfang des Jahrhunderts zu integrieren, sind sie letztlich gescheitert und die Urenkelinnen müssen bei Null wieder beginnen. Wir bedauern allerdings, daß sie kaum die 39

Erscheinungsort München Nr.1/1977 II. Jahrgang BEITRÄGE ZUR THEORIE UND PRAXIS INHALT Mit oder ohne Marx zum Feminismus? Brief einer Hausfrau Seite 1 - 21 21 Lohn für Hausarbeit: Unterstützung des Kapitalismus? 22 - 30 Frau Carrar und ihre Gewehre Was uns mißfiel Feministische Literaturkritik 30 31 - 33 34 - 37 Leserbriefe, die nicht veröffentlicht werden 38 - 40 Notizen 41 Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Hannelore Mabry Mitarbeiter: Grafik: Redaktion, Vertrieb und Anzeigen: Bezugsbedingungen: Druck: Nachdruck: Information: Ingrid Braun, Edelgard Deschka, Ursula Howard, Joan Landes, Anita Nickel, Sybille Rott-Illfeld, Liane Shilling, Renate Wiggershaus, Costma Frey Jürgen Forster und Lorley Katz Die Zille-Zeichnung In der Titelblattmontage und auf Seite 10 ist dem Buch Otto Nagel: H. Zille, Henschel- verlag Berlin 1968, S.42, 169 u.170 und die Zille- Zeichnung auf Seite 4 dem Buch "Mit Vater Zille unter- wegs", Fackelträger-Verlag, Hannover 1953 entnommen. Der FEMINIST, Christrosenweg 5, 8000 München 70, Tel. 089- 7149187, Postscheckkonto München 28035-804 Der Feminist erscheint unregelmäßig. Die Einzelnummer kostet DM 3, 50 zuzüglich Versandkosten Inland -, 50 DM und Ausland -, 75 DM. Bitte bei Bestellungen gleichzeitig die Postschecküberweisung mit Angabe der gewünschten Nummer vornehmen, siehe auch S.41 Olymp Werbung GmbH. , Schwanthalerstr.164 8000 München 2 Auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion, Quellenangabe und Belegexemplar Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Überschriften und Zwischentitel ist die Redaktion verantwortlich. Für Bei- träge in DER FEMINIST wird kein Honorar bezahlt, die Zeitschrift wird vom FFP finanziell und personell unterstützt.

Personenregister „Der Feminist“ Heft 1977, II-1 Heftseite 10 10 2 39 22, 29 21 1 34 30 39, 40 36, 41 30 Name Abendroth, Wolfgang Altvater, Elmar Barre, Poulain de la Bebel, August Benston, Margaret Bischoff, Joachim Blanc, Louis Bonard, Abel Bookchin, Murray Bornemann, Ernst Braun, Ingrid Brecht, Bertolt Brüschke-Schröder, Hannelore 4, 21 Chatterley, Constance Che Guevara, Ernesto Cohn-Bendit, Daniel Dalla Costa, Mariarosa Demuth, Helene Deschka, Edelgard Dohm, Hedwig Dutschke, Rudi Edwards, Hodee Engels, Friedrich 34 39 10, 39 4, 10, 11, 21, 22, 30, 40 1 41 35 10, 39 4, 21 1, 20, 21, 30, 39 Feigenwinter, Gunild 4 Forster, Jürgen 41 Frey, Cosima 30, 41 Ganilh, Charles 19 Ganßmann, Heiner 21 Garnier, ? 19 Garskopf, Michele 29 Gerstein, Ira 30 Haase, ? 33 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 13 37 Heinz, Heide Hippel, Gottlieb von 2 Inhalt Horlacher, Michael 10 Horn, ? Howard, Ursula 41 40 Irigaray, Luce Name James, Selma Janssen-Jurreit, Marielouise Katz, Lorley [s. Mabry, Hannelore] Koller, Christian Köllner, Lutz Kümmel, Gudrun Landes, Joan Lanson, Lucienne Lauderale, ? Löhlein, G. Mabry, Hannelore Mao Zedong Marx, Eleanor Marx, Jenny Marx, Karl Marx, Laura Meyers, C.H. Mill, John Stuart Monodieck, Gitta Müller, Angelika Müller, Wolfgang Münch, Eva Marie von Nagel, Otto Negt, Oskar Neusüß, Christel Neusüss-Fögen, Annette Nickel, Anita Nickel, E. Offe, Claus Ollmann, Bertell Plath, Sylvia Rechier, Léon Ricardo, David Richter, Horst Eberhard Röckel, Susanne Heftseite 4, 10, 11, 21, 30 37 41 37 3, 20 21 5, 6, 7, 9, 11, 22, 30, 41 35 19 21 Inhalt, 1-3, 7, 22, 24, 27, 29-35, 38-40 28 1 1 1, 4-16, 18- 23, 26-28, 30, 34, 35, 37, 38 1 38 2 31 36 21 39 41 10 21 34 21, 41 21 10 22, 30 37 2 2 40 37

Schlagwortliste „Der Feminist“ Heft 1977, II-1 Autonome Frauenbewegung Berufstätigkeit Care-Arbeit Emanzipation Empowerment Erziehung Familie Familienarbeit Feminismus Feministische Partei Feministische Politökonomie Feministische Zeitschriften Frauenbewegung, historisch Frauenpartei Gender Pay Gap Gesundheit Gewalt (systemische, Ausbeutung, Unterdrückung) Hausfrau Herrschaftsverhältnisse Kapitalismus Kapitalismuskritik Kinder Kinderbetreuung Kulturbranche Leichtlohngruppe Lohn für Hausarbeit Lohnunterschiede aufgrund Geschlecht Männer Marxismus Mütter Patriarchat, Patriarchatskritik, Patriarchatsanalyse Sexualität Väter