oefe (111INIVI* BEITRÄGE ZUR THEORIE UND PRAXIS Erscheinungsort: München Nr. 2/1976 I. Jahrgang INHALT Warum die Männer wirklich herrschen Seite 1 - 7 Sich organisieren um Macht und Einfluß zu gewinnen 8 - 16 Feminismus und Krieg 17 - 19 Nicht der Besitz eines Penis definiert und determiniert einen Mann 20 - 26 Feministische Literaturkritik Das Geld fließt zum Patriarchat zurück 27 - 33 34 - 36 Warum ich Mitglied des Förderkreises wurde 37 - 38 Leserbriefe Notizen 38 - 41 41 Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Hannelore Mabry Mitarbeiter: Grafik: Redaktion, Vertrieb und Anzeigen: Bezugsbedingungen: Druck: Nachdruck: Information: Ingrid Braun, Ingrid Bummer, Edelgard Deschka, Roland Keil, Ursel F.Leue, Liz 0' Sullivan, Ursula Sattler, Renate Wiggershaus Lorley Katz; die Photographie wurde aus DIE l'EAU, 2.Weltausstellung der Photographie, Hamburg 1968, entnommen DER FEMINIST, Christrosenweg 5, 8000 München 70, Te1.089 - 7149187, Postscheckkonto München 28035-804 Der Feminist erscheint unregelmäßig. Die Einzelnummer kostet DM 3, 50 zuzüglich Versandkosten Inland -, 50 DM und Ausland -, 75 DM. Bitte bei Bestellungen gleichzeitig die Postschecküberweisung mit Angabe der gewünschten Nr. vornehmen, siehe auch S.33 und 41. Olymp Werbung GmbH. , Schwanthalerstr.164 8000 München 2 Auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion, Quellenangabe und Belegexemplar Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Überschriften und Zwischentitel ist die Redaktion verantwortlich. Für Bei- träge in DER FEMINIST wird kein Honorar bezahlt, die Zeitschrift wird vom FFP finanziell und personell unterstützt.

ER PROZENTUALE ANTEIL WEIBLICHER ABGEORDNETER IN 8 WAHLPERIODEN IM DEUTSCHEN BUNDESTAG Parteien 1.Wahlp. 2.Wahlp. 3.Wahlp. 4.Wahlp. 5.Wahlp. 6.Wahlp. 7.Wahlp. 8.Wahlp. CDU/CSU I 8,3 % 1 7,6 % 1 7, 9 % I 7,2 %1 5,9 70 1 5,6 % I 6,4 % 1 7,5 % SPD I 11,4 % 12,3% 12,2% 10,3%Q 1 I 8,8 % 1 7,6 % zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA I 5,3 % 6,7 % FDP 5,3 %4._ 5,7% i 7,0% 6,0% 4,0%Q 7,0% 1 4,7% 10,0% 6,9 % ; 6,6 % 5,8 70 -1; 7,3 % INSGESAMT 9, 0 % 8,8 70 1 zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 9, 2 % 1 8,3 % 1 1 gegeben worden, wie - weil sie nach Tausenden von Jahren Patriar- chat resignierten, passiv und ohne Hoffnung sind - weil sie sich selbst und die anderen Frauen nicht achten - weil aus ihrer allgemeinen Misere sie nach wie vor ein einzelner Mann retten soll - weil ihre Sozialisation und die geschlechts- spezifische Arbeitsteilung und die damit ver- bundene politisch-ökonomische Machtlosig- keit ihnen kaum Möglichkeiten eröffnet, neue Verhaltensweisen und Verkehrsformen einzu- üben etc. etc. etc. Wir wollen jetzt aber zwei Einstellungen disku- tieren, die in der neuen Frauenbewegung häufig anzutreffen sind und die, wenn sie nicht kritisch aufgearbeitet und überwunden werden, den Auf- bau einer machtvollen, handlungsfähigen politi- schen Organisation - sei es nun eine Feministi- sche Partei oder/und eine Feministische Ge- werkschaft - total blokieren. Es handelt sich um die Einstellungen 1.) Parteien sind stets patriarchalisch, autori- tär, hierarchisch und deshalb generell ab- zulehnen und 2.) "Autonome Frauenbewegung" heißt: Männer raus! Natürlich gibt es für beide Einstellungen triftige Gründe und wir verstehen und teilen manches Argument von Anhängerinnen dieser Einstellun- gen. Die Parteimüdigkeit und -feindlichkeit ist nicht nur in der Bewegung, sondern innerhalb der gesamten weiblichen Bevölkerung sehr ver- ständlich, denn sie hatten und haben in diesen patriarchalischen Hochburgen nichts zu sagen. WIR DÜRFEN FORM UND INHALT NICHT IN EINEN TOPF WERFEN Nirgends zeigt man Frauen so brutal und eindeu- tig, daß sie als Gruppe oder Klasse nicht be- rücksichtigt werden müssen. Denn es Ist ja lei- der war: die Klassensolidarität existiert noch nicht. Die Politikerinnen dürfen in den Entschei- dungszentren lediglich auf Kosten der Ohnmacht aller Frauen und Mütter ein parasitäres Dasein 2 fristen. Solange sie dort als Erfüllungsgehil- fen des Patriarchats fungieren, dürfen sie die kontingentierten Alibiplätze einnehmen. Dabei wird gar nicht abgestritten, daß einzelne Frau- en ihren "Mann" besser standen und stehen als mancher Mann, denn intellektuelle Begabung, Persönlichkeit und kreative Potenz sind durch die Biologie nicht geschlechtsspezifisch ver- teilt. Diskriminierung und Ausbeutung ist ein rein kultureller Akt. Die "Offenheit" des pa- triarchalischen Systems erweist sich dadurch, daß die Frau als Einzelne Karriere machen darf, wenn sie die ideologischen Systeme des Mannes - sei es der Religion, des Kapitalis- mus, des Marxismus, des Anarchismus etc. - nicht in Frage stellt. Aber ein Arbeiter unter den CSU-Bundestags- abgeordneten macht die CSU noch nicht zur Arbeiterpartei. Und eine Frau im Kabinett ist für den Feminismus so irrelevant wie der Ar- beiter in der CSU für den Sozialismus oder Kommunismus. Du kannst fast sicher sein, sie ist die letzte, die es wagt, gegen ihre pa- triarchalische Partei zu stimmen, wenn diese frauenfeindliche Gesetze im Parlament durch- setzen will (siehe in diesem Zusammenhang H. Mabry: Unkraut ins Parlament, speziell S. 122-128). Dieser Sachverhalt ist den meisten Frauen der feministischen Bewegung bekannt, dennoch müssen die Wurzeln für ihre Partei- feindlichkeit woanders gesucht werden. Die oben geschilderte Situation der Frau in Män- nerparteien erklärt eherdie Parteifeindlichkeit außerhalb der Bewegung. Deshalb stellen wir auch seit Jahren fest, daß es zwar schwierig, aber dennoch etwas leichter ist,die weibliche Bevölkerung von der Notwendigkeit einer Fe- ministischen Partei zu überzeugen als die sich aus der Studentenbewegung rekrutierenden Ak- tivistinnen der neuen Frauenbewegung. Die Parteifeindlichkeit dieser jungen Frauen wird aus einer anderen Quelle gespeist: aus der an- tiautoritären Studentenbewegung und der männ- lichen anarchistischen Linken. Welche ideolo- gischen Anleihen hier gemacht wurden und werden, hat sehr treffend Rita Mühlbauer in ihrem Artikel "Strategiemodelle der neuen

Anarchistische Gruppen, die die menschliche Abhängigkeit im Grunde bagatellisieren, wenn sie Parolen ausgeben wie :"Wir wollen alles !" und an "absolute Freiheit" glauben, zeigen da- mit, daß sie nicht in der Lage sind, die sozia- len Fragen zu beantworten. Sie wollen die alten Institutionen wie Familie, Parteien, Staat etc. zerschlagen, aber sie haben bis heute keine Lö- sung für die Probleme gefunden, die überhaupt zur Bildung dieser Institutionen führten. Insti- tutionen sollen den Verkehr an sich "Ungleicheru (z.B. Frauen und Männer, Junger und Alter, Kranker und Gesunder) regeln und sie dienen meist der Sicherung der Herrschaft, der Macht, aber sie bieten auch die Möglichkeit der Kon- trolle der Macht. Mit der Zerstörung oder Auf- lösung von Parteien z.B. verschwindet keines- wegs politische Macht und Herrschaft. Es wer- den lediglich neue Institutionen entstehen, die den "Austausch" unter Ungleichen versuchen werden zu regeln. Die theoretische Dürftigkeit des anarchistischen Ansatzes wird von der Amerikanerin Marian Leighton in ihrem Artikel "Der Anarchofeminis- mus" in LOUISE MICHEL (siehe unsere Buchbe- sprechung S.31 ) sogar kurz gestreift, ohne daß sie allerdings Konsequenzen daraus zieht: "Wenn die klassischen Anarchisten selbst auch nicht wesentlich über die Schaffung eines Klimas hinausgegangen sind, das der Untersuchung sol- cher Gebiete wie Subjektivität zuträglich ist, so haben sie doch ständig eine ausgefeilte Kritik an den verschiedenen Formen der Organisation und Führung geleistet."(S.27) Unsere Ansicht hingegen ist, erst wenn wir Organisationen mit überschaubarer d. h. kontrollierbarer demokra- tischer Führung institutionalisieren, verliert Macht und Herrschaft ihren irrationalen Charak- ter: sie muß sich legitimieren und verantworten. WIR WOLLEN LASTENAUSGLEICH! WIR WOLLEN SOZIALE UND NICHT NUR BIO- LOGISCHE VÄTER! Parolen wie "Wir wollen alles!" konnten nur von Männern und Kindern aufgestellt werden. Von den einen, weil sie ihre Interessen und Bedürf- nisse nicht mehr mit den anderen Menschen in Ausgleich, in Übereinstimmung, bringen wollen und den anderen, weil sie es noch nicht können. Frauen und besonders Mütter mit Kleinkindern fordern dagegen:"Wir wollen auch etwas! Wir wollen Lastenausgleich ! Wir wollen soziale und nicht nur biologische Väter!" Um die totale Verwirrung, die anarchistisches Denken auslösen kann, zu erkennen und ad absur- dum zu führen, empfiehlt sich das Studium der Schriften Louise Michel' s, einer frühen Anar- chistin, derem gesellschaftspolitischem En- gagement und persönlichem Mut dennoch un- sere Bewunderung gilt. In "Der doppelte Kampf der Frau" verkündet sie, daß jede Frau allein zur Erkenntnis ihres Befreiungs- kampfes kommen müsse und niemand "als die Liebe zur Freiheit" ihr dabei helfen könne. Eine derartige Empfehlung kann nur dem Pa- triarchat dienen; denn,obwohl durch ihre bio- logisch bedingte größere Unabhängigkeit dazu in der Lage, hielten sie nicht allzuviel von Einzelkämpfen! Das sollte uns immerhin zu denken geben. Die Ausplünderung und Unter- drückung ganzer Volksstämme gelang ihnen nur, wenn sie sich mit ihresgleichen verbün- deten. Um die Geschlechtsunterdrückung auf- zuheben, bedarf es der Erkenntnis der Solida- rität unter Frauen weit mehr als einem ledig- lich subjektivem Freiheitswunsch. Wie soll sich dieser bei Frauen und Müttern bilden, wenn er weder verkündet noch strukturell ab- gesichert werden kann? Weit besser als die Anarchisten haben die Ka- pitalisten das Wesen des Menschen, d.h. die potentielle Ausbeutbarkeit aufgrund sei- ner individuellen Unterschiede und generellen Abhängigkeit erkannt und für sich zu nutzen gewußt. Sie haben diese Abhängigkeit auf der einen Seite völlig totalisiert und auf der ande- ren Seite sie aus seiner Erkenntnis verbannt, sodaß das Individuum seine Atomisierung, Entfremdung und Vereinsamung als Mensch. am Ende noch für das Höchstmaß seiner in- dividuellen Freiheit hält. Der individuelle Freiheitsbegriff ist ebenso unbrauchbar wie die revolutionären Parolen der Männer von Gleichheit und Brüderlichkeit, die stets die andere Hälfte der Menschheit nicht nur verbal ausschloß. (Siehe hierzu un- sere Ausführungen im FRAUENFORUM , Stim- me der Feministen, Nr. 3/74:"Freiheit,Gleich- heit, Brüderlichkeit - ein Ladenhüter !" ) Die Anziehungskraft, die der Anarchismus den- noch auf manche Frauen ausübt, liegt sicher zum Teil auch in seiner Theorielosigkeit. Statt systematischer Gesellschaftsanalyse, um die sich der Marxismus bemüht, bietet er lediglich ein paar emotional befriedigende Thesen an: die Flucht aus der beengenden Wirklichkeit, der Sprung in die Illusion wird einem leichtgemacht. Schwer macht er es da- gegen, den Mann als den Unterdrücker und Ausbeuter der Frau zu entlarven, da die Ur- sachen von Herrschaft und Macht aus dem Blickfeld entschwinden bzw. sie nur noch in Institutionen wie Staaten, Parteien, Bürokra-

SICH OR6MISEREN UM MACH? UND EINFLUSS ZU GEWINNEN ( ORGANIZING FOR IMPACT aus "Quest" vol. 11 Während der letzten paar Jahre fanden Frauen heraus, daß Kollektivität x) für CR - Gruppen (Bewußtseinsbildungsgruppen) gut, aber nicht unbedingt praktikabel für Kampfprojekte (poli- tische Aktionen) sein muß.1) Wann und wie soll nun das Ideal der Kollektivität ersetzt werden, und was sind die Konsequenzen von Neurege- lungen, die eventuell angenommen werden könn- ten? Für solch eine Diskussion gibt es zwei In- formationsquellen: Die Erfahrung der Frauen- organisationen und die Literatur über Organisa- tionstheorien. Leider gibt es relativ wenig Un- tersuchungen über die Organisationsstrategien, die von der großen Anzahl der im letzten Jahr- zehnt gegründeten Frauenprojekte entwickelt und angewendet wurden. -) Ich führe derzeit ge- rade solch eine Untersuchung über die Verge- waltigungskrisenzentren ( rape crises centers ) durch, und zu Beginn möchte ich hier einige der vorläufigen Beobachtungen anbieten, die bereits im Anfangsstadium der Untersuchung vorlagen. Auf der anderen Seite gibt es ein breites Feld an Literatur über Organisationstheorien. Die wohl nützlichste Information wurde von denen entwickelt, die eine Organisation als flexibel, dynamisch und reaktionsfähig gegenüber einer sich schnell verändernden Umwelt betrachten. Zusätzlich zu meiner Untersuchung über Verge- waltigun.gskrisenzentren möchte ich einige grund- legende, aber sehr nützliche Theorien über die Entwicklung von Organisationen in Betracht zie- hen, um innerhalb eines derartigen Bezugsrah- mens die Konsequenzen der von den feministi- schen Organisationen angewandten Organisations- strategien auszuwerten. Mein Hauptinteresse gilt dem Verhiiltnis zwischen Strategien und der Effektivität der Organisation; d.h. dem Ausmaß, in welchem eine Gruppe ihre Ziele verwirklicht. Barnard erläutert in seinem Klassiker "The Functions of the Executive" wie Organisationen ins Leben gerufen werden und was sie tun müs- sen, um zu überleben. "Eine Organisation ent- steht, wenn (1) Personen fähig sind, miteinan- der zu kommunizieren (2) sie gewillt sind, Ak- tionen miteinander durchzuführen ( 3 ) sie ein gemeinsames Ziel erreichen wollen." 3) Er weist außerdem daraufhin, daß das Hauptorga- nisationsproblem darin liegt, Menschen in Zu- sammenarbeit zu halten. Da Zusammenarbeit 8 no.3, Winter 1976) von Li z 0' Sulliv an Opfer miteinschließt, wird ein Individuum nur so lange in einer Organisation verblei- ben, so lange die damit verbundenen Vortei- le die Opfer WDerwiegen. Die Funktion des Managements einer Organisation besteht da- rin, solche Vorteile oder Anreize zu liefern, die Menschen bestärken, weiterhin zusam- menzuarbeiten. Selbstverständlich können diese Vorteile nicht die der Organisation zur Verfügung stehenden Mittel ülersteigen. Organisationen bestehen dann, wenn einige Menschen regelmäßig zusammentreffen, um. Aktionen zu planen. Viele Organisationen ge- langen niemals weiter als bis zu diesem Punkt. Man kann annehmen, daß ein frühes Zusammenbrechen dann eintritt, wenn das allgemeine Ziel befriedigt ist, wenn dieses Ziel den Mitgliedern nicht mehr wichtig ist oder wenn die Kosten der Zusammenarbeit einfach zu hoch sind. Die Frauenbewegung ist gekennzeichnet durch das Kommen und Gehen solcher (kurzlebiger) Organisationen. Während in einigen Fällen, besonders in CR- Gruppen, der Grund zur Auflösung gewesen sein mag, daß gemeinsame Ziele adäquat erreicht worden sind, lösten sich viele Grup- pen deshalb auf, weil die Vorteile die An- strengungen einfach nicht wert waren. Barnards Erkenntnisse über Anreize (incen- tives) sind von Clark und Wilson weiter aus- gearbeitet worden. Sie sehen drei Arten von verfügbaren Anreizen: der materielle Anreiz, der Anreiz der Solidarität und der Anreiz, ein Ziel zu erreichen. Der materielle Anreiz ist greifbare Belohnung, wie eben Gehalt und Zusatzvorteile. Der An- reiz der Solidaritiit schließt zwei Arten ein: Statusvorteile, die einem Individuum aufgrund seiner organisatorischen Rolle zustehen, und Vorteile, die allen Mitgliedern gleichermaßen zugänglich sind, wie eben Freundschaften in- nerhalb der Organisation. Der zielgerichtete Anreiz bezieht sich direkt auf die größeren Ziele der Organisation und das Gefühl der Belohnung, das man/frau erlangt durch das Arbeiten für die Erreichung solcher Ziele. 4) x) collectivity = im Sinne von gemeinschaft- lich erarbeitet. Die anderen Fußnoten S.15 f.

tergrundinformation zu liefern oder Zeugenaus- sagen und gesetzliche Aktionen (vor Gericht ge- hen etc.). Zum großen Teil hängt der Erfolg von der sichtbar gewordenen Glaubwürdigkeit der Organisation ab. Glaubwürdigkeit kann er- langt werden durch die Einbeziehung einflußrei- cher Personen in die Organisation oder indem frau/man dieselben Taktiken wie die institutio- nalisierte Opposition anwendet - wie Untersu- chung, Dokumentation und gesetzliches (gericht- liches) Manövrieren. Organisationen, die sich auf Druckgruppen- Taktiken verlegen, stellen fest, daß sie effek- tiv sein können, wenn sie eine kleine Kerngrup- pe von Aktivisten mit einer größeren Unterstüt- zungsgruppe ver- binden. Die Mit- glieder der Kern- gruppe bestim- men die Richtung für die Gruppe insgesamt durch Planung, Über- nahme der routi- nemiißigen Ver- waltungsaufgaben, Nachforschungen und Kontaktauf- nahmen. Dagegen rechnen sie mit der Unterstüt- zungsgruppe beim Ausführen der von der Gruppe gewählten Takti- ken. bunden sind, haben sich gewöhnlich aus sol- chen Gruppen zurückgezogen. Die National Organization for Women (NOW= Nationale Frauenorganisation) auf der ande- ren Seite besitzt einen beherrschenden Ein- fluß in der Frauenbewegung und baut auf Druckgruppen- Taktiken; ihre Effektivität scheint zum Großteil an ihrer Fähigkeit zu liegen, eine große Zahl von Mitgliedern an- zuziehen, die mit den politischen und gesetz- lichen Institutionen und den Massenmedien des Landes umzugehen verstehen. Wie viele Gruppen, die Druckgruppen-Politik prakti- zieren, wurde NOW zu einer Vielzweckorga- nisation. Die Annahme eines Programms, das sich mit vielen Gesell- schaftsproble- men beschäf- tigt, hilft einer Organisation in besonderer Weise. Es vermehrt die Anzahl der verfügbaren zielgerichte- ten und solida- rischen Anrei- ze, die Flexi- bilität der Or- ganisation und die Anzahl der potentiellen Berührungs- punkte mit an- Obwohl persönliche Verpflichtungen verwertbar sein mögen als ein Mittel zur Aktivierung von Mitgliedern, versucht die Gruppe doch meist die Mitarbeit der Mitglieder durch die Art , wie sie ihr Ziel definiert, spezifisch zu handhaben. Generell sollte das Ziel bestimmt genug sein, um die Gruppe von anderen zu unterscheiden; aber oft, wenn das Ziel zu spezifisch ist, kommt es vor, daß potentielle Teilnehmerinnen ausge- schlossen werden, und das kann zu Konflikten in der Gruppe führen. Zum Beispiel sind einige Antive rgewaltigungsgruppen auf dieses Problem gestoßen, als sie beschlossen, Frauen aktiv da- zu zu ermutigen, Vergewalt igungen der Polizei zu melden. Frauen, die an der Fairneß des amerikanischen Strafrechtssystems zweifeln oder die meinen, daß Frauen nicht den Schika- nen unterworfen werden sollen, die mit der be- hördlichen Aufklärung einer Vergewaltigung ver- deren Organisationen, was wiederum ihr An- erkanntsein als rechtmäßige Organisation mit einer sichtbaren Anhängerschaft und Kompe- tenz fördert. Andere Organisationen formieren sich nur wegen eines gesellschaftlichen Anliegens - drängen auf Veränderung - und lösen sich dann wieder auf. Unglücklicherweise wird Zeit verloren bis eine Gruppe erkennt, wie das Gesellschaftssystem tatsächlich funktio- niert, obwohl die wesentlichen Strategien je- der bekannt sein sollten, die sich durch den Lehrgang Bürgerkunde in der High-School hindurchgequält hat. Briefe schreiben und das Unterzeichnen von Bittschriften (Aufru- fen) klingt ganz gut, aber zu wissen, mit wem frau/man Kontakt suchen und welche In- formationen auszutauschen sind, wird höchst- wahrscheinlich zu besseren Ergebnissen fith- 10

zung der Arbeit auf eine Reihe sinnloser Be- schäftigungen. Statt dessen basiert er auf der Auffassung, daß jeder Person erlaubt sein soll- te , ihre Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Die Entwicklung von Fähigkeiten ereignet sich na- türlich nicht über Nacht. Eher vollzieht sich die Spezialisierung allmählich, indem eine Anzahl von Fähigkeiten erlangt und miteinander ver- bunden werden. Weil die Individuen sich in ver- schiedenen Bereichen zu spezialisieren wün- schen, und weil die Abhängigkeit der anderen vom Spezialgebiet jedes Einzelnen wächst, müß- te der Endeffekt dieser Anreize zur Weiterent- wicklung individueller Fähigkeiten ein System gegenseitiger Abhängigkeit sein.10) Ein Projekt erlaubt seinen Mitgliedern sich zu spezialisieren, wenn es sie ermutigt, neue Fä- higkeiten zu entfalten. Wenn diese Fähigkeiten einmal erlernt sind, kann die Person sich ent- scheiden, ob sie weiterhin dieselben Aufgaben verrichten will, zum Beispiel ein Notruftelefon bedienen oder eine neue Aufgabe übernehmen will. Mit anderen Worten: eine Organisation, die ihre Mitglieder behalten will, bemüht sich darum ihren Mitgliedern zu beweisen, daß sie wichtige und wertvolle Menschen innerhalb der Organisation sind, und trifft Anstalten,ihnen auf- grund langfristiger Teilnahme größere Vorteile einzuräumen. AUSSENBEZIEHUNGEN Der langfristige Einfluß einer Organisation be- stimmt sich nicht nur durch ihre innere Dyna- mik, sondern auch durch die Art der Beziehun- gen zu anderen Gesellschaftsgruppen - durch die sichtbar gewordene Legitimität der Organi- sation. Gesellschaftsgruppen beziehen mit ein: die Dienstleistungsempfänger , Gruppen, die di- rekt oder indirekt mit der Dienstleistung zu tun haben, und Organisationen, die das jeweilige Projekt unterstützen. Leider wird jede Art von Aktionen, die die Legitimität der Gruppe in den Augen eines Teils der Gesellschaft zu steigern vermag, sie in den Augen des anderen Teils ver- ringern. Bei feministischen Projekten ist deshalb eine Sache von äußerster Wichtigkeit, die Bestimmung ihrer Zielgruppen. Wen wollen sie erreichen? Nur Feministen? Nur bestimmte sozioökonomi- sche, ethnische oder rassische Gruppen? Welche unterschiedlichen Bezugsmuster verbindet frau/ man mit Gruppen, die als professionell glaubwür- dig in den Augen des Establishments gelten, im Gegensatz zu Gruppen, die Empfehlungsschreiben unwichtig finden und die es ablehnen, mit etablier- 14 ten Gruppen zusammenzuarbeiten? Derarti- ge Informationen würden den Gruppen helfen hinsichtlich ihrer Entscheidung, wieviel Le- gitimität sie benötigen, um eine Beziehung zu den Frauen, die sie erreichen wollen, überhaupt herstellen zu können. Da eine Or- ganisation einer Gruppe legitim, der anderen vielleicht fragwürdig erscheint, muß sie bei einem Projekt an einem gewissen Punkt ent- scheiden, welche Menschen sie erreichen möchte, oder welche Menschen sie errei- chen kann ohne für sie wichtige Werte aufge- ben zu müssen. ähnliche Fragen und Sorgen können sich ein- stellen in Bezug auf den Frauentyp, der er- faßt wird. Es kann sein, daß Gruppen, die "respektabel" erscheinen, mehr Teilnehme- rinnen anziehen als "alternative" Gruppen, dies hängt von der Art ihrer Dienstleistung oder Zielrichtung ab und von der Beschaffen- heit ihrer Bevölkerungszielgruppe. Eine Gruppe muß auch die Möglichkeit der politi- schen Bewußtseinsbildung dieser Frauen mit in Rechnung stellen. Beim Verkehr mit Institutionen, die direkt oder indirekt mit dem Anliegen des Projekts verbunden sind, können andere Probleme auftauchen. Im Falle einer erforderlichen Konzessionserteilung zum Beispiel kann die Institution eine fundamentale Macht über "Leben" oder "Tod" der Gruppe ausüben. Die Institutionen neigen jedoch eher dazu, eine neue Organisation mit Vorsicht und vielleicht auch mit Argwohn zu betrachten; denn die neue Organisation kann den Ruf der Institu- tion bedrohen oder auch die Möglichkeit des weiteren Wachstums der Institution zunichte machen. Wenn Institutionen beschließen, eine neue Organisation zu ignorieren, kann das Projekt seine C hance, Einfluß zu gewinnen, verlieren. Auf der anderen Seite können die Institutionen mit der neuen Organisation zu- sammenarbeiten, um ihren Einfluß zu stär- ken. Zum Beispiel gelang es einigen Verge- waltigungskrisnezentren an verschiedenen Schulungsprogrammen der Polizei und des ärztlichen Personals mitzuwirken, in erster Linie jedoch, weil es ihnen gelang, die be- treffenden Institutionen davon zu üb er zeu- ge n , daß sie wertvolle Informationen zu lie- fern und sie auch kompetent aufzubereiten imstande seien. So wird die wahrgenommene Legitimität einer Organisation möglicher- weise direkt beeinflußt durch die Art, wie sie sich präsentiert. Zum Beispiel stellen ge- wisse Projekte vielleicht fest, daß traditio-

Lockwood Carden' s"The New Feminist Mo- vement"(New York: Russel Sage Foundation 1974). 3) Chester Barnard"The Functions of the Exe- cutive"(Cambridge:Havard University Press, 1938),S.82-86. 4) Peter B. Clark and James Q.Wilson"Incen- tive Systems: A Theory of Organization", Administrative Science Quaterly, 6,1961, S. 129-166. 5) James Q.Wilson"Political Organizations" (New York: Basic Books, 1973), S.46. 6) Mathew Holden,Jr." Imperialism' in Bus- reaucracy", American Political Science Review, 60, 1966, S. 943-951, bietet eine ex- zellente Erörterung über das Wie und Wa- rum des Wachstums von Organisationen. 7) David Katz and Robert L.Kahn "The Social Psychology of Organization" (New York: John Wiley, 1966), S.76-77 8) Freeman, op.cit., S.126-127. 9) Wilson, op.cit. , S.225-230, behandelt die Wirkung bezahlter Mitarbeiterinnen auf eine Organisation. Über das Beispiel von Ungehorsam wurde in einem Brief der Pittsburgh "Aktion gegen Vergewaltigung" im Juli 1975 berichtet. 10 )Victor A. Thompson "Modern Organization" (New York: Alfred A. Knopf, 1961), S.25-39. LIZ 0' SULLIVAN lehrt "Öffentliche Verwal- tung" an der Arizona State University und un- tersucht Vergewaltigungskrisenzentren, um herauszufinden, wie Frauen ihre Energie effektiver einsetzen können. Grafiken von BETHIA STONE. Die Übersetzung ins Deutsche besorgten INGRID BUMMER und ROLAND KEIL (Washington, USA) und Hannelore Mabry. HINEIN IN DEN AKKORD von Renate Wiggershaus (1975) Große Hallen, stickige Luft, Schmutz, Staub, Wichtigtuer, Schwätzer, die einen beglotzen, die einen einschätzen, die einen ausfragen: Na, was macht die Liebe, Schätzchen, noch unschuldig? Sogar der eigene Meister ist scharf. Jeder duzt jeden. Jeder zieht über jeden her. Jeder will bei seinem Meister Punkte sammeln. Jeder will der bessere sein. Alles Arschkriecher. Schwätzer. Und jeden Morgen dasselbe: Du ziehst dich um, du stichst deine Karte, und hinein in den Akkord! Und dann die Blicke des Meisters, wie dir das langt, wie dich das ankotzt, wie dich das ekelt. Jeden Morgen dasselbe. Du ziehst dich um, du stichst deine Karte, und hinein in den Akkord! Und dann die Blicke des Meisters. Wie dir das langt. Wie dich das ankotzt. Jeder duzt jeden. Jeder zieht über jeden her. Jeder will der bessere sein. Wie dich das ekelt... und jeden Morgen dasselbe! Große Hallen, stickige Luft. Schmutz, Staub. Wichtigtuer, Schwätzer, die einen beglotzen. Sogar der eigene Meister ist scharf. (Nach Zitaten von Jungarbeiterinnen aus J.Dehlers Buch Jungarbeiterinnen , Materialien zur Frauenemanzipation, Raith-Verlag 1974) 16

Die Zeit drängt. Die Menschheit gleicht einem Kind, das mit Streichhölzern spielt. Können wir Frauen es uns leisten, diesem Spiel mit dem Freuer tatenlos zuzuschauen? In Nordir- land, wo sogenannte "Christen" sich seit Jah- ren blutig bekämpfen, haben Frauen sich end- lich zu Friedensaktionen zusammengeschlossen. Wieviel Blut muß noch fließen, bis wir Frauen uns auch in der BRD auf unsere politische Ver- antwortung besinnen? Schaut man auf die Frauenbewegung hierzulan- de, so kann einem wirklich angst werden. Po- litisch tut sich da wenig. Allenfalls zerbricht man sich den Kopf über sexuelle Fragen und gibt Rat und soziale Hilfestellung in Sachen § 218. Das spart dem Staat noch Geld und än- dert nichts an den politischen Machtverhält- nissen. Inzwischen geht weiter ein Drittel unserer Steuern in die Aufrüstung. Dafür wird in allen anderen Bereichen gespart, besonders im so- zialen und Bildungs-Sektor. Hunderte von Kriegsdienst-Verweigerern, die nicht anerkannt wurden, sitzen im Gefängnis oder in Arrestzel- len. Das Militär wird als unabänderlich hinge- nommen. In den pazifistischen Organisationen finden sich junge Männer zusammen, die den Widersinn von Kriegen im Atomzeitalter be- griffen haben. Wo ist die mächtige pazifistische Frauenbewegung, die für Abrüstung eintritt? Ja - leider steckt der Feminismus noch in den Kinderschuhen. Die meisten Frauen haben ihre politische Aufgabe noch nicht begriffen. Sie denken über ihre Nasenspitze und ihre engste Familie nicht hinaus, genauso, wie es eine uralte Tradition ihnen beigebracht hat. Aber so darf es nicht bleiben ! Wir brauchen selbstbewußte, kritische und aktive Frauen, die neue Wege gehen, die von ihren Gehirnen Gebrauch machen und auch den Mund auftun. Die - zusammen mit feministisch gesinnten Männern an der Politik der Zukunft arbeiten. Die große Mehrzahl der Menschen will ja in Frieden leben und sollte sich nicht von einer kleinen Minderheit von Militärs und Rüstungsproduzenten beherrschen lassen. Lei- der ist das Waffengeschäft eines der einträg- lichsten in der Welt, - jedenfalls solange sich die Völker aufeinander hetzen lassen, so- lange die Feindbilder funktionieren. Hierzulande macht man uns Angst vor den bösen Kommunisten, der "aggressiven" Sowjetunion und faselt von "Abschreckung" ,bzw. "Gleichgewicht des Schreckens" . Über Methoden eines gewaltlosen - statt des militärischen - Widerstands gegeneinen Angreifer hört man 18 offiziell überhaupt nichts. Aber die Menschen in der Sowjetunion - Männer, Frauen und Kinder - sind genauso friedlich wie wir (?). Sie sind ebenfalls Opfer ih r e s patriarchalischen Systems - wie wir des unseren. Am schlimmsten aus- gebeutet vom Patriarchat werden die Völker der "Dritten Welt", wo der Hunger an der Tagesordnung ist. Mit einem Bruchteil der Rüstungsmilliarden (700 Milliarden Dollar 1975) könnte der Hunger in der Welt ge- stillt werden. Aber das interessiert das Patriarchat nicht, denn es verdient mehr am Krieg, und es bleibt durch Mord an der Macht. Wie lange werden Frauen und Mütter ihre Henker als "Volksvertreter" noch selber wählen und unterstützen? Was können wir tun? 1. Wir dürfen nicht resignieren! Wenn es eine Zukunft geben soll, müssen wir die Initiative ergreifen. Das Patriar- chat - diese primitive, menschenver- achtende Gewaltherrschaft, - paßte vielleicht in die Steinzeit. Unsere Pro- bleme kann es nicht lösen. Wir brauchen die Intelligenz aller Menschen, beson- ders aller Frauen und eine internatio- nale Zusamenarbeit. 2. Erzieht die Kinder zu Pazifisten und Kriegsdienstverweigerern ! Kriegs- spielzeug ist unsittlich. Lehrt die Kin- der, daß man mit Menschenleben nicht spielt! Lehrt sie, daß Kriege eine Bar barei sind wie Menschenfresserei und Sklaventum! Bringt den Kindern, auch den Mädche politische Bildung bei! 3. Schließt euch zusammen! Arbeitet mit in feministischen und pazifistischen Organisationen! Kümmert euch um die Tagespolitik und überlaßt sie nicht den "Berufspolitikern"! Diskutiert, re- det mit, klärt andere auf! Helft beim Abbau von Feindbildern! Seid kritisch, laßt euch nicht aufhetzen! Was heute noch als Utopie, als Zukunfts- vision erscheint, eine Welt ohne Kriege muß von uns verwirklicht werden. Die Probl eme unserer Zeit, die "Grenzen des Wachstums", werden neue Lösungen erzwingen. Feministen sind bereit für die Zukunft. Nächste Seite: Ein durch Napalm in Cham Che, Südvietnam, schwer verbranntes Kind. (Photo: John Schneider, New York)

‚lie der Sesitz eines Penis ciertiert und determiniert einen ltfam... EINE ANTWORT zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA AN VOLKER ELIS PILGRIM von Ursel F. Leue Seit ich Sie gelegentlich im Fernsehen beobach- ten konnte, hatte ich den Wunsch - mit dem müßtest Du Dich mal sehr lange und eingehend unterhalten. Ein Wunsch, der mir beim Be- obachten von Männern in der Öffentlichkeit höchst selten kommt. Jetzt habe ich Ihre Über- legungen über den "Untergang des Mannes" ge- lesen und nun wird' s unabweislich, ernsthaft ein Gespräch zu versuchen. Daher diese Form: Keine Kritik, eine Erwiderung. Was mir an Ihrem Buch auffiel ‚waren im wesent- lichen drei Stränge der Beweisführung, die ich nicht mehr gern ins neue Verständnis der Frau- en verwoben sehen möchte: - Sie sprechen von dem Mann und de r Frau, obwohl Sie Ihren Faden nur vom (falsch verstan- denen) Orient über Jehovah zu Zeus und den Chri- sten spinnen. Völlig unbeachtet bleibt Rom, ob- wohl gerade dort Europa gegründet wurde. - Daraus folgt, daß Ihre Frauen (außer der züch- terischen Großtat der Klitoris) im Grunde unbe- wegt bleiben, bloßes Material, das allein von dem von Ihnen sehr früh und sehr vage einge- führten Patriarchen bearbeitet wird. Damit be- stätigen Sie (ohne zu wollen und zu wissen?) gerade die Tatsache ,daß die Frau ihrer ge..3chicht- lichen Existenz beraubt ist. Alles, was sie ihr lassen, ist die Biologie, auch ihre Menschlichkeit ist bloß organisch (Klitoris), ansonsten bleibt sie Sinnbild des Gottesfriedens im Paradies, dieser alten Chimäre des christlichen Abendlandes. -Drittens tun sie genau das, was in diesen Zu- sammenhängen immer getan wird:Sie verwischen die Frauentypen. Die präzise Bestimmung der Beziehung von Frau zu Frau ist in Ihrem Buch nicht enthalten. Aus der Monomanie des Mannes heraus aber wurde schon immer die Beziehung von Mann zu Mann, von Mann zu Frau und von Frau zu Mann untersucht .Die Frage der Bezie- hung von Frau zu Frau aber ist die zentrale Fra- ge für das Frauenbild der Zukunft(das heißt frei- lich auch, die Urteile des Mannes treten hierin zurück). Ihr Buch, lieber Pilgrim, ist daher von mir wie ein Vexierbild gelesen worden, gestatten Sie mir daher, Ihnen einige Blickwinkel aufzuzeigen, die aus Ihren Bildern andere Gesichter aufschim- mern lassen. Da ist z. B. der Mythos von der Schlange, die Sie als weibliches Sexsymbol gegen eine angebliche 9n Identität mit dem Penis setzen.Ich weise darauf hin, daß sie ein vor-geschlechtliches Symbol ist:Als solches taucht sie in den Mythen der Jäger- und Sammlerkultur auf, die sich nie von exakter Naturbeobachtung getrennt hatte.Die Frühmenschen werden das Sichhäuten der Schlange beobachtet ha- ben, das Entstehen von" Leben" aus einer "toten" Haut. So war es nur folgerichtig, daß die Schlange für sie eine Botin zwischen der (Leben spendenden)Weltallseele und dem Men- schen wurde .Wenn die Horde sich in magi- schen Rausch versetzte, um eine "Reise"zu dieser Seele anzutreten, formierte sie sich als Schlange.Im "Sweet Chariot" der ameri- kanischen Spirituals ist die mythische Zu- sammenschau von Gefährt(Schlange)und Bote noch deutlich spürbar, Animismus und Chri- stentum finden eine neue Figur. Die frühen Jäger litten psychologisch schwer an der Tatsache, daß ihre "Nahrung aus Le- ben bestand", so erfanden sie die ewige (Weltall-)Seele, die auch das getötete Tier wieder zusammensetzen und damit zum Le- ben erwecken kann. Dies geschah auch mit dem menschlichen Kind, das erst durch Zu- tritt dieser Seele lebendig wurde (der Mut- terkuchen war die "Nahrung" dieser Seele). Die Schlange als Mittler und Botin zwischen Seele und Mensch fuhr daher auch in die Frau- en, charakteristischerweise nicht in die Schei- de, sondern in andere Körperöffnungen wie den Nabel,z.B., vor allem aber in ihr Ohr. Offenbar konnte man sich in einem primiti- ven Natur- und Physikverständnis nicht vor- stellen, daß der Ort des Ausstoßes der glei- che war wie der des Empfangs. Gerade diese "physikalische"Vorstellung des Verhältnisses von Mutter und Kind zeigt, daß hier eine pri- mitive Ursache-Wirkung-Vorstellung herr- schte. Wenn Sie (wie spätere Mythen) sich die Schlan- ge in diesem Zusammenhang ansehen, wird sie Ihnen in einem anderen Licht erscheinen. Trotz aller Sexsymbolik ist die alte Wurzel nicht aufgehoben: Die Schlange flüstert Eva ein, sie sei unsterblich, während Gott Vater dröhnt, Du bist sterblich. Die Schlange, die dem schlafenden Gilgamensch das Kraut der Unsterblichkeit klaut, stellt die alte Weltord-

keiten mit ungewissem Ausgang aufsichzuneh- men. Wenn ihr aber jemals die Macht dieser Vertreterinnen der Ewigkeit entlarven wollt, so braucht Ihr dazu die Gefährtinnen, die lieber sterblich mit einem Mann, denn ewig (und ewig genügsam) mit Gott bleiben wollten. Sie sind es, die Euch unter der Fuchtel des Patriarchats bleiben lassen wollen, weil sie sich sonst ver- ändern müßten. Da Sie den Kampf der Frauen untereinander so unterbewerten wie die großen Patriarchen Marx und Bornemann, müssen auch Sie das Patriar- chat ins Gigantische aufblähen - so kann man das Patriarchat auch unsterblich machen, ich warne Sie! Alles, was Sie dem Patriarchen an- dichten, können Sie nämlich von der älteren und machtvolleren Mannesrolle, die des Oheims, ebenfalls behaupten. Der aber war kein Allein- herrscher, sondern herrschte zusammen mit 8 000 Jahre lang im soge- seiner Schwester über zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA nannten Mutterrecht. Die Machtkonstellation im Mutterrecht war ja nicht Herrschaft der Mutter, das ist eine Erfindung der Vaterrechtler, die sich als (besserer) Sukzessor beweisen wollten, sondern sie sah folgendermaßen aus: Eine Schwe- ster, die Mutter wird, bindet an sich einen Bru- der, der nicht in geschlechtliche Beziehung zu ihr treten darf. Er wird der Garant über die mütterliche Erbfolge, in ihr Geschlechtsleben greift er nicht ein. Beide zusammen herrschen über männliche wie weibliche Familienmitglie- der, sie stößt den Gatten aus dem Ehebett oder läßt ihn töten, der Sohn wird Arbeitssklave oder erhält die Empfehlung, in die Fremde zu gehen und sich einer anderen Frau anzudienen. Die Po- sitionen haben einen ungemeinen Vorteil für Mut- ter wie Onkel. der Besitz bleibt zusammen und wird durch die Männer der Geschlechtslinie, aber auch durch die unter der Mutter angesetzte Rang- ordnung von Schwestern und Töchtern vermehrt, ohne daß ihnen daraus Rechte entstehen. Es ist leichtfertig, lieber Volker, zu behaupten, das Patriarchat habe die Angst, getötet zu wer- den, zu Herrschaftszwecken erfunden. Sie war blutige Realität, bis sie sich mit der Erkenntnis von der Bedeutung des männlichen Samens nicht mehr vertrug. Sie sollten Frazer' s "Golden Bough" im Urtext lesen, nicht in der Verballhor- nung und Verdrehung durch Freud. Ich weise auf zwei "Oheim"- Geschichten hin, die als solche selten erkannt werden, einmal das Nibelungenlied, zum anderen die Machtstruktur des Römischen Reiches Deutscher Nation. Als sich Brünhild und Krierrbild vorm Dom zu Worms über den Vortritt in den Haaren lagen, ging es tatsächlich um Rangordnung, nicht um Eifersucht. Brünhild, durch den Lockvogel Sieg- fried in die Ferne gelockt wie einst Medea, war die Frau ohne Familie, vor allem ohne Brüder, von denen sie einen zum Oheim hätte wählen können. Zum anderen war sie daran gehindert worden, sich selbst einen Bettgenossen zu suchen. So war ihre Rolle im Haus von Burgund vorgezeichnet: Sie konnte nur rangniedere Schwester im Ver- hältnis zu Kriemhild werden, die sowohl über Brüder verfügte wie ihr Besitz durch den Bettgenossen Siegfried hätte gemehrt werden können. Mit Recht konnte Brünhild daher ver- muten, daß Kriemhild ihre Händchen zur In- trige der Braitwerbung nicht sauber gehalten hatte. Solange sie sich im Zank schwächen, ist aber auch Gelegenheit für den "Oheim" Hagen, die Lage auszunutzen, in der potente Frauen geschwächt werden. Durch den Mord an Siegfried stellt er nun auch die "Potenz" der zukünftigen "Mutter" Kriemhild unter sei- ne Botmäßigkeit (von der besiegten Brünhild ist eh' nicht mehr die Rede). Er probiert die Rolle als Oheim, der nur noch über die Ge- schlechterkette der Brüder und Männer herr- schen will. Der erste Teil der Sage ist daher auch nur das Präludium zum zweiten. Kriemhild, im Recht verkürzt, über den Bettgenossen selbst bestimmen zu können, nimmt sich als Schvert- hand für kalt geschmiedete Rache einen neuen Mann, der ihr im Grunde genau so wichtig oder unwichtig ist wie Siegfried. Als ihre Ein- ladung an Burgund ergeht, weiß nur Hagen, wohin die Reise geht. Aller glänzender Ritter- schnickschnack und alles Waffengeklirr ist nur Theaterdonner, der Kampf findet allein zwischen "Mutter" Kriemhild und "Oheim" Hagen statt. Der eröffnet den Tanz, indem er ihrem Kind den Kopf abschlägt und bekräftigt damit den Mord an Siegfried und seinen An- spruch, die mutterrechtliche Geschlechter- kette zu brechen und nur noch Garant von Männerherrschaft zu bleiben. Kriemhild' s Trauer um ihr Kind ist gering, die Annahme des Fehdehandschuh' s durch den Oheim legi- timiert ja ihren Kampf, für den alle sterben. Sie sehen, lieber Pilgrim, für Männerherr- schaft ist es nicht unbedingt nötig, daß die Rolle von Vater und Herrscher identisch sind, der nichtsexualisierte Bruder als Oheim tut' s auch. Aber das Plädoyer des Patriarchen für die Institution der Ehe, in der alle Lust stirbt, ist älteres Erbe und nicht von ihm erfunden, ist uralte Erfahrung des Oheims, daß sich ohne Liebe bessser herrschen läßt. Aber wir sollten auch nicht vergessen, daß Frauen hier mit ihm im Bunde waren, denen es ebenfalls 72

bleibt, als "innen" im Gegensatz zum Samen "draußen" steht. Folgerichtig ist dem Römer der Adoptivsohn genau so wichtig wie der leib- liche Sohn, die Fahltritte seiner Frau mit sei- nen Sklaven sind offenes Geheimnis, das nicht immer zur Bestrafung führt. Daß beide Geschlechter keinen Verlust in der Geschlechtlichkeit spüren, liegt daran, daß ihnen im neu errichteten Bezirk des Politischen so viele a-sexuelle Sensationen zuwachsen. So- wohl Frauen wie Männer treiben Politik quer durch die Familien, es zählt nur das Spiel mit durch Ego determinierten Personen, das viel reizvoller wird als der im Grunde eintönige Geschlechtsverkehr, der sich erledigen läßt wie Essen und Trinken. Was hier geweckt wird, die Lust an der Politik, ist die Lust am Men- schen - der Römer entdeckt, erforscht und er- weitert "züchterisch" das Naturprodukt Mensch wie der alte Orient Pflanze und Tier als Zucht- produkte der Natur hinzufügte. Labil ist diese nie geschlagene Idee Rom/Euro- pas nur in Beziehung zu den biologischen Mäch- ten der Familien. Der Dualismus Europas ist daher auch nicht so sehr der der Geschlechter, als der von Biologie und Politik, von denen je- weils einer immer mal wieder zum Zuge kommt. Weil sie aber so konträr stehen, muß der Fami- lienherrscher (in Nachfolge des griechisch- christlichen Patriarchen) in der Familie die Lust abtöten, damit er seiner Lust und Teilhabe an der a-sexuellen Politik frönen kann. Der po- litische Mensch aber muß seine Lust zur Bio- logie degradieren, damit die Familie nicht wie- der Macht gewinnt. Das sind die Kreuzfäden, die sich in unserer Geschichte immer wieder zu unentwirrbaren logischen Knäuel verfitzen, nicht aber der plakative Gegensatz der Geschlechter, geschweige denn die unterschiedliche Rangord- nung von Mann und Frau. Die Rangminderung der Frau erfolgt von einer anderen Seite: Von der Beschneidung ihrer p o - litischen Potenz durch die nachfolgenden Jahrhunderte, die sowohl vom christlichen Pa- triarchat, aber auch bei der Umwandlung von Politik in Sachverstand usw. ausging. Da Sie, lieber Pilgrim, weiter den römischen Sohn bei ihren Erwägungen unterschlagen ha- ben, den eigentlichen Träger der Emanzipation vom Familienverband, so sehen Sie nicht, daß in der europäischen Geschichte es keineswegs nur die Väter, sondern auch die Söhne (die Trä- ger der Revolutionen) waren, die die Frau aus der historisch-logischen Entwicklung hinaus- drängten. Hierzu benötigen sie den Patriarchen nicht. Im geschichtlichen Bewußtsein unseres Kontinents wird die Mitwirkung von Frauen an 24 Revolutionen immer unterschlagen. Die "fre- chen und aufsässigen" deutschen Frauen der Reformation (so z.B. Prälat Alessandro) haben nicht nur die Religion ihres Mannes ge- wählt, sie besaßen die Kraft und Stärke, ih- ren Mann zum Aufbruch in ein seinem Glau- ben geneigteres Land zu veranlassen. Ein Vater kann zwar einen solchen A u fb ruch diktieren, das Ankommen und Bleiben aber, das Heimischwerden kann von Frauen unter Diktat nicht vollzogen werden, sie aber konn- ten es. Die zarten, patristisch deformierten Frauen Spaniens teilten in Südamerika alle Entbehrungen mit ihren Männern, neben den späteren Freiheitskämpfern ritt immer eine Frau. Das Charakteristikum tiefgreifender Revolutionen ist es daher, daß sie nur dann Erfolg haben, wenn auch die Frauen von ihr ergriffen werden. Die gemischte Gesellschaft der Revolutionäre steht daher auch immer gegen beharrende Männer und Frauen. Dies scheint übrigens eine biologische Wur- zel zu haben, wir wissen von sozial hochor- ganisierten Affenhorden, daß die führenden Weibchen oft den Anstoß zu einem "Trip", aber auch zur großen Wanderung mit Revier- wechsel geben, wenngleich nur der Affenboss als "Standarte" das Signal zur Abreise geben darf. Damit bin ich bei dem Punkt angelangt, der noch tiefer als das Drinnen und Draußen der Römer verankert ist, dem Unterschied zwi- schen sichtbar und unsichtbar. Als Mann plä- dieren Sie, lieber Pilgrim, selbstverständ- lich für die visuellen Beweise und folgen da- mit der alten Biogrammatik, daß nur der, der sich visuell durchgesetzt hat, herrscht, das ist aus diesem Grunde in der Affenhorde das Männchen. Haben Sie sich schon einmal realisiert, wie den Frauen die Züchtung der Klitoris gelingen konnte? Ein unsichtbares, nur taktilen Reizen aufgeschlossenes Organ? Sie können sicher sein, daß sie Züchtung "unter Ausschluß der Öffentlichkeit" erfolgte: Weibchen mit diesem Mutationsprodukt am Körper mögen sich betastet und ihre dadurch hervorgerufenen Sensationen zugeflüstert haben, dann müssen sie dazu übergegangen sein, Zuchtwahl durch Kindstötung von Mäd- chen zu üben. Da sie die Wichtigkeit dieses Organs aber eben nicht visuell sichtbar "be- weisen" konnten ( etwa wie eine Ejakulation und Erektion visueller Beweis ist ), dürfte allein der sozial-sexuelle Erfolg im Ge- schle chtsverkehr mit den Männchen aus- schlaggebend gewesen sein. Das aber bedeu- tet Rangordnungszwist unter Frauen, der sie

Er muß ja "sein" Revier übersehen, es darf darin keinen weißen Flecken geben, und so er- setzt er die reale Teilhabe der Frau an seiner Welt durch ihr Bild. Er muß dies zwanghaft tun, etwa wie ein zuverlässiger Patrouillengänger im Dschungel, den jeder nicht begangene Ort ängstigt, weil dort das Gefahrvolle, weil Unbe- kannte, seine Landkarte in Unordnung bringen kann. Die Wurzel des Frauenhasses bei Män- nern mag gerade darin liegen, daß er sich einerseits zur Sicherung seiner Herrschaft an- dauernd mit der Erfindung eines Bildes der Frau beschäftigen muß, obwohl er andererseits ihr Geschlecht haßt, verachtet oder einfach für unwichtig hält. Hier ist er ganz eindeutig Ge- fangener seiner "Räume" und "Raumord- nungen". Hinzu tritt als für unser Jahrhundert wichtige Komponente die Erfahrung seines eigenen Le- bens, die heißt, tagtäglich wechsele ich meine Reviere: Ich verlasse frühmorgens das Revier meines Heims, ich orientiere mich an der Raumordnung meines Arbeitsplatzes, ich denke und betrete die Gefilde der Logik, ich springe in der Mittagspause zu meiner Freundin, um Eros zu erkunden usw. Aus diesem, jedem Mann der Gegenwart möglichen Revierwechsel ist ihm Erleichterung zugewachsen. Da aber tritt ihm nun das von ihm selbst gezeugte Bild der Frau beunruhigend entgegen, das er so statisch mit dem "Revier" Haushalt verknüpft hat. In diesem Bild tritt ihm die Einengung in ein Revier als Bedrohung entgegen, als mög- liches Zurückfallen in eigene Unfreiheit. Zu- dem kommt noch hinzu, daß die Frauen die Re- viere seiner Arbeitswelt betreten haben und ihn bedrohen wie ein fremder Affenhalbstarker eine Horde herausfordert. Diese Unsicherheit, lieber Pilgrim, ist nicht unbedingt sexuell be- dingt, sondern sie ist buchstäblich Unsicher- heit, die in sein Revierverhalten hineingebracht wird. Er muß sich nun einen neuen "Bild- Stell- vertreter" für die Frau in "seiner" Gesellschaft suchen und da gerät ihm alle Logik durcheinan- der. Er möchte die liebende Frau als Lustge- fährtin, aber er spürt auch die Bedrohung, daß aus ihr die Gluckhenne Mutter werden kann, die unbewegliche Reviere schafft. Er fürchtet die Konkurrenz der Frauen im Arbeitsbereich, aber er kann sich in immer höherem Maße mit ihr besser verständigen als mit der Daheimge- bliebenen, sie "gehört" ja zu seinem Revier im Gegensatz zur Hausfrau. Mit Geschlecht- lichkeit hat das nur noch im erwähnten Sinne zu tun, Lust oder Nichtlust könnte bei beiden nicht aus dem Sex erwachsen, sondern aus der Hin- gabe an eine gemeinsame Sache ( wie das z.B. 26 in technischen Berufen schon heute geschieht). Dies ist daher auch das letzte Argument mei- ner Erwiderung an Sie: Kommen Sie heraus aus Ihrer voluntaristischen Ecke, die sich ein personales Ziel sucht und aufbaut wie das des Patriarchen. Es gibt keine Person mehr, die Sie für den Zustand unserer Gesellschaft haftbar machen können. Ihre Predigt gegen den Patriarchen ist im Grunde Ausweichen vor der Erkenntnis, daß wir einer Struktur- veränderung unterliegen, die durch persona- le Macht nicht gesteuert wird noch zu steuern ist. Was nützte es z.B . dem Patriarchen, die Mutter an seiner Seite zu wissen, wenn sie überhaupt nicht begreift, wofür oder wogegen er kämpft? Was nützt es, eine Sexgespielin zu haben, mit der man nicht reden kann, weil ihre Welten getrennt sind? Was nützt einer Frau das Karrierestreben, wenn sie nicht be- greift, daß sie im Dienste von Mächten steht, die sowohl sie selbst wie den konkurrieren- den Mann zu zerbrechen sich anschicken? M.a.W. , die Frauenemanzipation ist eine dringliche Sache sowohl für den Mann wie die Frau, damit sie sich gegenseitig stützen kön- nen in einer Welt, die sie beide entfremdet. Die chthonisch ungebrochene Frau aber kann diese Hilfe nicht leisten, weil sie außerhalb der Zeit steht. Der Mann als Patriarch aber baut sich statt einer Gefährtin ein Spiegel- bild der eigenen Ängste auf, das ihm nichts hilft. Doch die Leistung der Frau, zu einer Gefähr- tin zu werden, muß sie selbst und niemand anders erbringen. Zum ersten Mal in der Ge- schichte müssen Frauen gegenein an de r kämpfen, denn bevor die Tochter und Schwe- ster sich nicht selbst von der Machtfigur der Mutter befreit haben, ist jedes Urteil und je- de Hilfe des Mannes unnütz. Dies ist die Stun- de der Töchter, lieber Pilgrim, und ich, ei- ne 55jährige, die Mutter zweier Söhne ist, weiß sehr wohl, was ich sage. Haben Sie Ge- duld, dies ist die Auflage für den Mann der Gegenwart, ob nach 2000 Jahren Befreiung durch den Sohn die Frau als Tochter das gleiche schafft! • Selbstbezogene Suche nach Erlösung, kontem- plative Nabelschau, das ist, was die"Dropoutdt auch immer denken mögen, keine Antwort. Das Glück liegt draußen, man erreicht es durch Interaktionen mit anderen. Man sollte versuchen, sich selbst zu vergessen, nicht sich selbst zu betrachten. Valerie Solanas • zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA • •

Aber nicht über dieses Phänomen zerbricht sich Janssen-Jurreit den Kopf. Sie befürchtet etwas anderes: "Jede Abtretung der reproduktiven Fähigkeit der Frau an die Gesellschaft (falls ei- ne künstliche Reproduktion möglich wäre) setzt bereits eine Gesellschaft voraus, die über die Reproduktion demokratisch bestimmt und in der Frauen keine Machtunterworfenen sind."(S.712) Und daß das Patriarchat bis zu dem Zeitpunkt einer eventuellen technischen "Lösung" der Frauenfrage entmachtet ist, das bezweifelt die Autorin. Auf Grund der Geschichte und ihrer eigenen Analyse ist ein gewisser Pessimismus ja auch durchaus berechtigt... Für die ständige Abtreibung der Frauenfrage durch das Patriarchat, verkörpert durch seine Parteien, Verbände, Gewerkschaften, seine Sprache, Religion und Wissenschaft auf der einen Seite und seine herausragenden Patriarchen wie Marx und Engels, Bachofen, Fichte, Freud, Levi- Strauss, Golo Mann und viele andere (gegen die Janssen-Jurreit kenntnisreich und herz- erfrischend zu Felde zieht!) auf der anderen Seite, BRD schreiben wollte und erst durch ihre Erfahrungen innerhalb des Frauenforum Bonn inspiriert worden sei, das Thema er- heblich auszuweiten. Da das ganze Wertsy- stem vom Mann beherrscht sei, müsse"frau" tiefer ansetzen. Marielouise Janssen-Jurreit hat viel Material zur Illustration des Sexis- mus herangezogen: in 37 Kapiteln, die sie in folgende Abschnitte gliederte Sexismus und Geschichte Evolutionismus als Sackgasse Die Frauenfrage Frauen ohne Programm Geschlecht und Ökonomie Biologie und Ideologie Sexualität und Gewalt Bewußtseinsstrukturen des Sexismus, attakiert und entlarvt sie als sexistisch, was Frauen und auch unzählige Männer längst als Naturgesetz, hohe Wissenschaft oder auch persönliches Glück oder Unglück eingeordnet haben. Da die Veränderungsmöglichkeit der Gesell- schaft die Demaskerade des Patriarchats voraussetzt und leider nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der neuen Frauenbe- wegung die genaue Kenntnis und kriti- sche Reflexion patriarchalischer Theorien noch Ausnahmen sind, ist das umfangreiche, aber gut lesbare Buch Frauen und Männern gleichermaßen zu empfehlen. mangelt es nicht an erdrückendem Beweismate- rial. Aber, daß die herrschenden Gedanken in jeder Epoche die Gedanken der herrschenden Klasse sind (Karl Marx, Die Frühschriften, Stuttgart, 1971, S.373), ist ja so neu auch wieder nicht und es wäre mehr als an der Zeit,"an der Schwelle der Wirklichkeit" die Frage der Frauenbefrei- ung endlich systematisch anzugehen. Und zwar, genau zu untersuchen, welche Methoden, wann und wo, im Kampf gegen das Patriarchat erfolg- reich waren und welche nicht. Denn jede Frau, wenn sie nicht ganz bewußt die Realität verdrängt, erlebt tagtäglich, was "frau' heute unter dem Begriff Sexismus subsumiert. Janssen-Jurreit definiert ihn so:"Sexismus war immer Ausbeutung, Verstümmelung, Vernich- tung , Beherrschung, Verfolgung von Frauen. Sexismus ist gleichzeitig subtil und tödlich und bedeutet die Verneinung des weiblichen Körpers, die Gewalt gegenüber dem Ich der Frau, die Achtlosigkeit gegenüber ihrer Existenz, die Ent eignung ihrer Gedanken, die Kolonialisierung und Nutznießung ihres Körpers, den Entzug der eigenen Sprache bis zur Kontrolle ihres Gewis- sens, die Einschränkung ihrer Bewegungsfrei- heit, die Unterschlagung ihres Beitrags zur Ge- schichte zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Als Kenner feministischer Literatur und Praxis fragt "frau" sich allerdings, ob we- niger hier nicht mehr gewesen wäre und ob nicht ein grundsätzliches Manko darin liegt, daß die Autorin die Abtreibung der Frauen- frage durch die Frauen ausspart? Geht Janssen-Jurreit da nicht ein wenig zu unkritisch über Tatsachen hinweg, die die Stabilität des Sexismus weiterhin absichern und die keineswegs nur mit dem Hinweis auf religiöse Bräuche etc. abgetan werden kön- nen? Die Frauenfeindlichkeit und die Frauenunter- drückung durch die Frau manifest iert sich wohl am grausamsten durch die Entfernung der Klitoris, die von den Müttern oder weib- lichen Dorfältesten nicht nur geduldet, son- dern in den meisten afrikanischen Stämmen selbst vorgenommen wird! Was treibt Frau- en und Mütter dazu, ihre eigene schmerzhaf - te Lebenserfahrung zu verdrängen und so jahrtausendelang als Handlangerinnen des Patriarchats zu fungieren? Und wie erklärt sich andererseits, daß Frauen in einigen wenigen Stämmen eigene Religionen, Ge- Bei der Lesung ihres Buches im Frauenbuchla- den In München berichtete die Autorin, daß sie ursprünglich ein Buch über Frauenpolitik in der 28 der menschlichen Gattung."(S.702)

Kampf der Suffragettes für das Frauenstimm- recht (sie kämpften keineswegs für das allge- meine Wahlrecht, 4 Millionen Männer besas- sen damals ebenfalls kein Stimmrecht!) in der Zeit von Oktober 1903 bis Juli 1912. Doch was passierte nach 1912? Was wurde aus den Suff- ragettes bzw. aus der Bewegung? Wann beka- , dest Ende 1974 stärksten feministischen politi- schen Organisation der BRD: Auf der einen Seite durch die generelle Ablehnung von Füh- rungskräften für die Frauenbewegung und auf der anderen Seite durch persönliche Diffamie- rung einer in diesem Punkt anders denkenden aktiven Feministin. (Siehe "Fraueninfo", Bonn, Nr.1/1974, S.1 ff. und "Frauenforum - Stimme men die englischen Frauen das Wahlrecht der Feministen", Nr.1/75, S. 26-28 und Nr. 2/75 (vermutlich 1918, als in England das allge- S. 8-11) Leider klaffen Theorie und Praxis bei meine Wahlrecht eingeführt wurde)? Wer war Janssen-Jurreit noch zu weit auseinander! ( f Kaethe Schirmacher? Leider fehlen in diesem Dabei wäre es gerade anhand der Erfahrungen i so lesenswerten Buch jegliche Ergänzungen, in der Praxis an der Zeit, sich mit Organisa- 1 die den Leser über die Zeit nach 1912 und tions- und Machtfragen ohne Illusionen ausein- ; über die Autorin informieren. anderzusetzen. "Die allzu einfache Formel - Als die Bewegung der Suffragettes durch Grün- mehr Frauen in den Bundestag, dann wird auch 1 dung der W.S.P.U. (Women' s Social and Poli- bessere Frauenpolitik gemacht - ist kaum ge- i cal Union) im Oktober 1903 entstand, waren eignet, die Reformprobleme (welche meint sie 1 die Aussichten auf das Frauenstimmrecht auf da wohl? -H.M.) in einer parlamentarisch- 1 einen absoluten Nullpunkt gesunken. Seit 38 repräsentativen Demokratie zu lösen."(5.352) Jahren (1865) kämpften die Frauen mit fried- Aber was dann, wenn noch nicht mal "Reform- lichen Mitteln - Petitionen, Schriften, Aufklä- rung ohne jeden Erfolg. Die Ansichten der probleme" innerhalb des patriarchalischen Bun- destags gelöst werden können? Wie soll dann Suffragettes über die Methode des Kampfes erst die kul tu relle Revoluti on . die Ab- war eine ganz andere und bei Frauen unge- schaffung des Sexismus, gelingen? wöhnliche: Ablehnung weiblicher Geduld und Fazit: Solange die politische Theorie und Praxis Hingabe, Ablehnung von ladylike-Methoden, an der Schwelle der Wirklichkeit haltmacht, . statt dessen kriegerische Taktik, Anwendung bleibt alles nur Theaterdonner! Und obwohl ein von Gewalt. Unter Gewalt verstanden sie z. B. Patriarch in Theorie und Praxis, lohnt sich Störungen von Versammlungen, Provokationen auch für Feministen noch immer die Lektüre i und ab 1911 auch Gewalt gegen Sachen (z.B. von Karl Marx: "Die Veränderung des Bewußt- ! das Einwerfen von Fenstern). Sie kalkulierten seins, abgetrennt von den Verhältnissen, wie ' alle daraus resultierenden Konsequenzen mit sie von den Philosophen als Beruf, d.h. a 1 s ein: Verhaftungen, Gefangenschaft, Hunger- Geschäft betrieben wird, ist selbst ein Pro- streik und Zwangsernährung, Folter. duk-t der bestehenden Verhältnisse und gehört : Wer gehörte zur Bewegung? "Die Suffragette- mit zu ihnen. Diese ideelle Erhebung über die I Bewegung ist eine tiefe Volksbewegung" und Welt ist der ideologische Ausdruck der Ohn- "Die W. S. P. U. rekrutiert sich aus allen macht der Philosophen gegenüber der Welt. Ständen der Bevölkerung." schreibt Kaethe Ihre ideologischen Prahlereien werden jeden Tag Schirmacher. Es gab auch immer Männer, die durch die Praxis Lügen gestraft." (Karl Marx, den Kampf der Frauen unterstützten, z.T. Die Fraschriften, a. a. 0. , S. 455) Männer in hohen Positionen, die ihre Stellung riskierten und von den anderen verhöhnt wur- den. Es war also "kein Krieg der Geschlech- ter". Auch wenn man weiß, daß es einfacher ist, sich für ein bestimmtes Ziel zu organisieren (Schlüsselziel), in diesem Fall für das Frau- enwahlrecht, so waren die Dimensionen der Bewegung doch ungeheuer: Massendemonstra- tionen bis zu 100 000 Teilnehmern, 1909 allein 20 000 Versammlungen im ganzen Land und 110 bezahlte Arbeitskräfte in der Organisation Geldsammlungen erbrachten Beträge bis zu 1 Million Mark (damalige Kaufkraft!). Nicht weniger eindrucksvoll sind die Beispiele für Solidarität und Opferbereitschaft. Es war ein Kampf bis zur Selbstaufgabe. Mehrere Frau- Wer heute noch glaubt, daß sich die Frauen seit der Jahrhundertwende geistig emanzipatorisch oder in ihrem politischen Denken weiterentwik- kelt hätten, wird seine Meinung geändert haben, wenn er dieses Buch gelesen hat. In Gefühlen von Bewunderung und Resignation kann man sich dann nur noch wünschen, die Frauen wären heute so weit wie damals in der englischen Frauenbe- wegung. Doch vorab eine Kritik an den Herausgebern im Frauen -Clit Verlag. Das Buch beschreibt den Frauen-Clit Verlag, Ber- lin 1976,156 S.,DM 8.-- Kaethe Schirmacher: DIE SUFFRAGETTES, Hannelore Mabry

sachkundig berichtigten und das Denken und Wir- ken einer frühen Feministin der Vergessenheit entrissen. Mathilde Franziska Anneke wurde totgeschwiegen auch "von den parteiblinden bür- gerlichen und sozialistischen Historikerinnen der Frauenbewegung - gestraft dafür, daß sie als Frau gekämpft hat, ohne sich irgendeiner von Männern bestimmten Partei zu unterwerfen!' Dabei war sie die erste Frau - v o r Louise Otto Peters! - die in deutschen Landen eine politi- sche Frauenzeitung herausgab: am 27.9.1948 in Köln die "Frauen-Zeitung". Die Biographie von Mathilde Franziska Anneke liest sich nicht nur äußerst spannend, sie ist auch idealtypisch für die meisten radikalen Fe- ministinnen des letzten Jahrhunderts: sie konn- ten und kamen nicht zu ihrem revolutionären Bewußtsein von der Theorie her, Universitäts- studien etc. , sondern durch die eigene Lebens- lage! Mit 19 Jahren verehelichte sie der durch Speku- lationsgeschäfte mittellos gewordene Vater mit einem vermögenden gräßlichen Patriarchen. Sie befreite sich nach der Geburt ihrer Tochter aus dieser ehelichen Leib-eigenschaft."Die Unter- haltsbeihilfe, die zu zahlen die Familie von Ta- bouillot in zweiter Instanz verurteilt wurde, be- trug ganze 8 Taler im Monat, eine geradezu lä- cherliche Summe, wenn man bedenkt, daß der Student Karl Marx in zwei Semestern 700 Taler ausgegeben hat. Die Gutbesitzerstochter und ge- wesene Frau eines reichen Adeligen und Kapita- listen erhielt als Lebensunterhalt eine Summe, die an der unteren Grenze des Existenzerhalten- den war - eine größere Verachtung konnte die männliche Justiz dieser Frau nicht zufügen. For- mell waren zwar ihre Prozeßgegner verurteilt worden, die Bestrafte aber war sie, ein'Opfer der preußischen Justiz'." Sie verdiente sich dann ihren Unterhalt als Ly- rikerin und politische Schriftstellerin und ihre leider verschollene Broschüre "Das Weib im Conflict mit den socialen Verhältnissen" (1847) scheint die erste einerseits kummunistische und andererseits radikal feministische Schrift gewe- sen zu sein, die eine Frau in Deutschland ver- faßte. Wir wollen von dieser faszinierenden Lebensge- schichte der Mathilde Franziska Anneke nichts weiter verraten, sondern allen den Kauf dieses Büchleins empfehlen! Es ist ein ausgesprochen sinnvolles Weihnachtsgeschenk für die weibliche Jugend der BRD, die ja zum Teil noch gar nicht reflektiert hat, daß nach dem neuen Familien- und Scheidungsrecht (speziell der sozialen Siche rung der Frau und Mutter!) sie sich selbst sehr bald in einem erheblichen Konflikt mit den sozi- 32 alen Verhältnissen befinden kann. H. Mabry An weiteren Neuerscheinungen erschienen in den letzten Monaten u. a. : John Stuart Mill/Harriet Taylor Mill/Helen Taylor: DIE HÖRIGKEIT DER FRAU, Texte zur Frauenemanzipation, Autoren- und Ver- lagsgesellschaft Syndikat, Frankfurt 1976, DM 16, --, 278 S. Ursula Linnhoff: WEIBLICHE HOMOSEXUA- LITÄT zwischenAnpassung und Emanzipa- tion, Kiepenheuer & Witsch, pocket 70, Köln 1976, DM 10,-- , 132 S. Erin Pizzey: SCHREI LEISE, Deutsche Ver- lagsanstalt Stuttgart 1976, DM 22, --,194 S. Leona Siebenschön: DIE UNFÄHIGKEIT ZU LIEBEN, C.Bertelsmann Verlag München 1976, DM 32, --, 251 S. Die von uns beabsichtigte Besprechung der feministischen Zeitschriften haben wir auf die nächste Nr. DER FEMINIST ver- schoben - zum einen aus Platzmangel, zum anderen, weil z. B. die Zeitschriften CLIO, COURAGE, DIE SCHWARZE BOTIN, FRAUEN UND FILM, LESBENPRESSE, Efa, FRAUENOFFENSIVE, IF, UNSERE KLEINE ZEITUNG und FRAUEN ZEITUNG-Frauen ge- meinsam sind stark trotz zum Teil mehrfa- cher Aufforderung bis heute kein Bespre- chungsexemplar an die Redaktion schickte. So etwas ist selbst bei patriarchalischen Ver lagen unüblich, gelinde gesagt... Wir danken deshalb besonders den feministi- schen Zeitschriften MAMAS PFIRSICHE, PROTOKOLLE, GRETE sowie der FRAUENZEITUNG des Frauenzen- trum Hamburg für ihr schnelles solidari- sches Reagieren und hoffen, daß die anderen Zeitungsmacherinnen das Material zur Re- zension in Kürze schicken. Daß hier nicht nur Arbeitsüberlastung und schlechte Orga- nisation als Ursachen für die Nichtbeantwor- tung unserer Post in Frage kommen, ist be- sonders betrüblich! Die ideologischen und persönlichen Differenzen innerhalb der Frau- enbewegung sind offensichtlich noch unüber- windlicher als zum Patriarchat der Linken und der Anarchisten, denn hier sind Tausch von Werbungsannoncen und Zeitschriften möglich, während die FRAUENOFFENSIVE mit der Verweigerung der Angabe von Grün- den einen solidarischen Tausch der Werbe- anzeigen ablehnte! Eine kritische Auseinan- dersetzung über die unterschiedlichen Inhalte der einzelnen Richtungen ist aber dringend

DAS GELD FuEssr ZUM •• PATRIARCiffir zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA ZURÜCK Der Stand der Prozesse zwischen FRAUENFORUM e.V . und HANNELORE MABRY Im Grunde ist es natürlich nicht richtig, nur von den oben angegebenen Kontrahenten auszu- gehen; denn in drei Verfahren sind die Mitglie- der des FFP ( Förderkreis zum Aufbau der Fe- ministischen Partei) nicht nur indirekt Mitklä- ger. Unser Förderkreis besteht derzeit aus ca. 80 % ehemaligen FRAUENFORUMS-Mitglie- dern und wir arbeiten nicht erst seit dem Sturz des alten Vorstandes am 18.10.75 aktiv zusam- men. Unsere Gruppe verfolgt das Prozeßgeschehen seit einem Jahr. Wir haben uns immer wieder gewundert, daß bei den diversen Gerichtster- minen vom FF (Frauenforum) meist nur der Anwalt oder die Anwältin erschien. Hin und wieder kam mal jemand vom Vorstand, aber von den Mitgliedern ließ sich - bis auf eines einmal! - niemand sehen in den 12 Monaten. Offensichtlich ist es denjenigen, die von der einst größten feministischen Organisation der BRD übriggeblieben sind, völlig gleichgültig, wo ihre Vereinsgelder hinfließen. Mit der jetztigen Führung des FF ist man sich wohl einig: lieber Tausende von DM für die patriar- chalischen Anwälte und Gerichte als eine müde Mark für den jahrelangen hauptberuflichen Ein- satz von Lorleys (Hannelore Mabry) Arbeits- kraft auszugeben! Wie wir bereits in DER FEMINIST Nr.1/76 ("Dokumentation einer permanenten Führungs- krise" und "Wie man ein Eigentor schießt") be- richteten, geht es bei den Prozessen in erster Linie um die Auszahlung der Gehälter für Nov. und Dez. 75 aufgrund des Anstellungsvertrages, den das FF mit Lorley im Juli 75 schloß und um die Erteilung der Entlastung für die Vor- standstätigkeit von Lorley Mabry und Ursula Sattler. In den außerdem anhängigen Verfahren geht es um die Kostenerstattung für die von uns einbe- rufene außerordentliche Mitgliederversamm- lung am 13.Dez.75. Diese außerordentl. Mit- gliederversammlung sollte die beiden Prozesse verhindern. Ein weiterer Prozeß wurde vom FRAUENFO- RUM gegen Lorley Mabry wegen der Herausga- be der Schreibmaschine in Gang gesetzt. Lorley hatte die Leihung der Maschine für die Zukunft abgelehnt wegen eines Zurückbehaltungsrechts bzw. Aufhebung der Geschäftsgrundlage. Wir wollen heute kurz den Stand der Prozesse 34 nach einem Jahr Laufzeit bekanntgeben: I ARBEITSGERICHTSPROZESS (wegen Fest- stellung der Unwirksamkeit der fristlosen Kündigungen) Am 7.Okt.1976 wurde in I. Instanz folgendes Urteil verkündet: 1.)Es wird festgestellt, daß das Arbeitsver- hältnis durch die fristlosen Kündigungen vom 31.10. und 27.11.1975 erst zum 30.11.1975 beendet worden ist. 2. )Die Beklagte wird verurteilt, an die Klä- gerin DM 3602,55 zu bezahlen. 3. )Im übrigen wird die Klage abgewiesen. 4. )Die Kosten werden gegeneinander aufgeho- ben. 5. )Der Streitwert wird auf 7190, -- festgesetzt. Aus der Begründung des Urteils geht dann weiter hervor, daß a) der Richter Hannelore Mabry den Arbeit- nehmerstatus absprach und sie zur "arbeit- nehmerähnlichen Person" erklärte. Da- durch kann die gesetzlich vorgeschriebene Mindestkündigungsfrist für Arbeitnehmer (in ihrem Falle Angestellte) von einem Mo- nat ausgesprochen zum Monatsende um- gangen werden. Da der Richter ferner eine Umwandlung der fristlosen Kündigung in eine "normale" gewährte, konnte diese bei "arbeitnehmerähnlichen Personen" zum 30. Non. 75 erfolgen und b) der Richter zwar zugeben mußte, daß kei- ner der vom FRAUENFORUM angegebenen "wichtigen Kündigungsgründe" aufrechtzu- erhalten war, er aber trotzdem die Um- wandlung der fristlosen in eine "normale" Kündigung zuließ. Gegen dieses Urteil hat Lorley aus zwei Grün- den inzwischen B e r u fung eingelegt: 1. )Die Aberkennung ihres Arbeitnehmerstatus kann für sie Folgen hinsichtlich der Ar- beitslosenhilfe, der Kranken- und Alters- versi cherung haben. Und gerade um Lor- ley Mabry nach den langen Jahren ehren- amtlicher Arbeit sozial etwas abzusichern, hatten wir ja den Anstellungsvertrag mit ihr im Juli 75 abgeschlossen! 2. )Weil die Umdeutung in eine "normale" Kün- digung nicht zulässig ist, wenn die wich- tigen Kündigungsgründe für eine fristlose Kündigung sich als unwahr herausstellen und nicht zuletzt weil durch diese richter-

mit einer Gebühr (z.B . den teuren Entla- stungsprozeß, Streitwert DM 10 000. --) zum Abschluß bringen zu können. Wir hatten hier von Anfang an gegen eine Beteiligung von An- wälten plädiert und waren auch ohne Anwalt erschienen. Obwohl uns im Gegensatz zum FRAUENFORUM keine zwei Referendarinnen als Mitglieder zur Verfügung standen, stimm- ten wir gegen die Anwesenheit der RA Waeg- ner - vergeblich! Unser Vergelichsvorschlag wurde überhaupt nicht angehört, dafür eine neue Satzung ohne Diskussion mit den Mit- gliedern durchgepeitscht. Kosten für die An- wesenheit der Anwältin berufung der außerordentl.Mitgliederver- sammlung zum 13.12.75 entstanden sind. Nachdem unserer Aufforderung an den Vor- stand, die ca. 1000. -DM zu ersetzen, nicht nachgekommen worden war, hatten wir ei- nen Zahlungsbefehl gegen das FF erlassen) Die mit dieser Angelegenheit verbundenen zwei Verfahren sind die einzigen, die rechtskräftig abgeschlossen worden sind und zwar beim Vereinsregistergericht wurde am 26. 5. zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 76 durch Beschluß verkündet, das das F1{AUENFO- RUM an die 20% Minderheit die ca. DM 100. - Gerichtskosten , die wir als Kläger vorgestreckt hatten, an uns zurückerstatten muß, und beim Amtsgericht wurde am 28.6.76 ein Ver- gleich vor dem Richter geschlossen, nachdem das beklagte FRAUENFORUM an die 20% Min- derheit DM 400.- zur Abgeltung des Klagean- spruchs (unsere Anwalts- , Porto- und Papier- kosten) zu bezahlen hat. Die der Gruppe also nicht rückerstatteten weiteren DM 500.- haben wir geminsam aufgebracht. Der Schaden nix. das FRAUENFORUM - weil sein Vorstand gesetz- und satzungswidrig dem Verlangen der 20% Minderheit zur Einberufung der Versammung nicht nachgekommen war - beläuft sich jedoch auf das Vierfache! Kosten für das FRAUENFORUM in dieser Sache: DM ca. 500.- ca. 400. - Sollte das FRAUENFORUM alle noch an- hängigen Verfahren verlieren , so muß der Verein insgesamt für das starrsinnige Verhalten seiner nach dem Sturz des alten Vorstands am 18.10.75 amtierenden Vor- standsmitglieder ca. 10 600.-- DM ca. DM 250.-- aufbringen. Hinzukommen , wie gesagt, noch die ca. DM 2000.- für den Vergleich bzw. die Durchführung der außerordentl. Mitglie- derversammlung vom 13.12.75. Und hinzu- kämen außerdem die zwei Gehälter für Lor- ley Mabry. Es wurden also vom Verein ca. 13 000.-- DM riskiert, um ca. 8000.- (ein- schließlich des Urlaubsgeldes, der Sozial- versicherung und der Steuern etc.) nicht an Gehalt auszahlen zu müssen. Daran kann wohl jeder am objektiven Geschehen interes- sierte Mensch ersehen, wieviel Geld in der angeblich leeren Kasse des FRAUENFORUM gewesen ist, denn noch müssen die Vor- standsmitglieder des FF das finanz.Risiko der Prozesse nicht - wie Mabry und Sattler - selbst tragen. Solange noch das ange- sparte Vereinskapital reicht, werden die pa- triarchalischen Anwälte in erster Linie durch die nicht entlohnte weibliche Arbeitskraft der aktivsten Kräfte der Frauenbewegung fi- nanziert. FAZIT: Einige Frauen versuchen offensicht- lich die weibliche Arbeitskraft noch stärker auszubeuten als das Patriarchat. Weil sie Lorley Mabry die - umgerechnet auf ihre ins- gesamt v i e r Jahre vollen Arbeitseinsatz für das FRAUENFORUM - bescheidenen DM 400. -- (brutto) m o na tl i c h nicht gönn- ten, wird nun dieses angesparte Kapital - im Falle des Unterliegens des FF ca.13000. - Anwalts-u. Gerichtskosten! - zum Patriarchat hingetragen:Wahrlich, wir leben in finsteren Zeiten... Der Förderkreis (FFP)' ca.1100.- (siehe oben) (für RA Dr.Waegner im Zah- lungsbefehl-Verfahren, wir ver- traten uns um die Kosten niedrig zu halten, wieder selbst!) (für RA Dr.Waegner für seine Bemühungen für den Vorstand, die a. Mitgl. -Versammlung beim Vereinsregistergericht zu ver- hindern, sowie seine Anwesen- heit und Beteiligung bei dieser. Gemeinsam mit dem Vorstand war es besonders ihm zu " ver- danken, daß es dort nicht zu ei- nem annehmbaren Vergleich vereinsintern gekommen ist!) insgesamt. DM ca.2000.- V Weitere Unkosten, die das FRAUENFORUM für die "Bemühungen" seines Anwaltshehe- paares Dr.Waezner aufbringen muß: . E in Schreiben an II. Mabry wegen der Heraus- gabe der Vereinsunterlagen DM 527. - Wegen seiner Anwesenheit bei der ordentl. Mit- gliederversammlung am 24. Febr.1976? bei der unsere Gruppe zum letzten Mal versuchte ver- einsintern einen vernünftigen Vergleich zustan- dezubringen, um die Verfahren teilweise nur 36

eine Frau noch unmöglicher zu durchbrechen... Meinen Erfahrungen nach zu urteilen, muß ich feststellen, daß alle Vorsätze und Resolutionen über die Gleichberechti- gung der Frau, wie sie von den Vereinten Nationen im Jahre 1975 dokumentiert worden sind, nur leere Phrasen in einem angeblich fortgeschrittenen Land, wie die BRD es sein soll, zu sein scheinen. . . Und die Frage, die mir sehr am Herzen liegt, "warum ist das Wort feministisch so in Verruf gekommen?" Ist das eine re du c ti o a d ab su r du m Taktik? Warum sollte eine Feministin we- niger fraulich sein als eine versklavte Frau? Die Ame- rikanerin beweist in dieser Beziehung sehr viel Mut. Fehlt es den deutschen Frauen daran? ... Ich... fange an, meinem eigenen Lande die mittelalterlichen Vorurteile ge- gen Frauen sehr übel zu nehmen... Selbstverständlich werde ich Mitglied des Förderkreises... P.S. UNKRAUT hatte ich mir vom Verlag bestellt. Zu die- sem Buch kann man Dir nur gratulieren. Was für eine Ar- beit das war... MILLY MOLLIER 5095 Burscheid I ...Hier meine Beitrittserklärung. Ich habe mich sehr ge- freut, daß Ihr weitermacht, hatte es aber auch nicht an- ders erwartet. Die dummen Prozesse werdet Ihr auch noch überstehen. Fest davon überzeugt bin ich, daß ein Teil der Mitglieder des FRAUENFORUM e.V. sowieso reumütig wiederkommt. In jedem Fall würde ich die hauptamtlich arbeitenden Kräfte finanziell absichern und wenn es nur mit einem Anspruch fair die Zukunft ist, da- mit so eine Schweinerei nicht noch einmal passieren kann . . . Anliegend die Durchschrift meines Schreibens an das FRAUENFORUM e.V. mit meiner Kündigung. Den letzten Anstoß dazu hat mir das Rundschreiben von Rosemarie Steinäcker gegeben , obwohl ich schon lange mit dem Gedanken gespielt habe...Das FRATJENFORUM e.V. dürfte langsam aber sicher seinem Ende zugehen, denn ich bin überzeugt davon, daß es nach dem Rund- schreiben von R.S. noch weitere Austritte geben wird. Nach dem letzten Rundschreiben vom FRAUENFORUM, das ich im März erhielt, ist mir aufgefallen, daß der augenblicklich amtierende Vorstand und auch die Aktiven- gruppe alle erst relativ kurz dem Verein angehören. Ich werde das Gefühl nicht los, daß die von irgendeiner Sei- te eingeschleust worden sind, um den Verein zu zer- stören. Mag sein, daß ich mit meiner Annahme falsch liege, aber merkwürdig ist es z.B. bei Pat Reber, Dorothee Lieres, Simone Reimann, Monika Hoppe und Anita Junker, die ja alle erst 1975 eingetreten und sofort in die Opposition gegangen sind. . .Ich versuche demnächst an einem Wochenende nach München zu kom- men, um bei einer Straßenaktion mitmachen zu können und um Euch auch mal persönlich kennenzulernen... ei)elkyi t ANGELIKA MÜLLER Overbergstr.29, 4400 Münster ...erstmal gratuliere ich zum gelungenen Wurf! ! Mir scheint, ihr habt bereits mit der ersten Nummer voll euren Anspruch eingelöst, die Leser zur Entscheidung zu zwingen - Wischi-Waschi-Gerede ist da nicht mehr möglich, jeder muß nach der Lektüre "bekennen" wo sie/er steht. Insbesondere der erste Artikel liefert end- lich die nötigen Grundlagen für eine fundierte Auseinan- dersetzung mit allen denen, die sich marxistisch,"links", sozialdemokratisch oder sonstwie politisch verstehen. Was in "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit..." erst anklang und angreifbar blieb weil noch nicht tief genug greifend, wird jetzt "handfest". Ich hoffe sehr, daß die- se politische und theoretische Fundierung des Feminismus in der Zeitung weitergeführt wird (als nächstes vielleicht den Mehrwert-Begriff? !) vor allem auch durch öffent- liche Diskussion, sprich Medien, und (konstruktive) Kritik von allen Seiten, auch wissenschaftlicher! .. . Ich habe hier mit mehreren ? u. d' über den Feminis- mus diskutiert, wobei mir immer wieder auffällt, wieviele Kenntnisse und Zusammenhänge mir noch fehlen, um anderen unsere Sache überzeugend darle- gen zu können. U.a. ist das natürlich auch ein Zeitpro- blem (alles wird "nebenbei" gemacht - um so wichtiger sind bezahlte, hauptberufliche Feministen, die sich dieser Sache widmen! !). Von einer Person wurde u.a. kritisiert, wie "denn das konkret aussehen soll". Gemeint ist: wie soll die Gesellschaft mit 4-5 Std. Arbeitszeit, Lohn für Haus- Erzieher usw. -arbeit, (also mit unseren ganzen Forderungen) existieren, ohne P l e i t e zu gehen . Also: wo soll das Geld herkommen...Inzwischen peil- ten wir "Pi mal Daumen" und denken: wenn die Gelder statt in die Rüstung und an die Konzerne an den Staat fließen - dann hat er ja. -W ir finden diese Idee so groß- artig wie einfach, das macht uns unsicher und wie er- reichen wir das. ..Da ich darauf zugegebenermaßen mehr polemisch als sachlich reagiert habe, dies aber doch wohl eine wichtige Frage und häufig wiederkeh- rende Kritik ist, fände ich es sehr gut, wenn Ihr da- zu schon mal einen Artikel ins Auge faßt - also zur Begründung unserer einzelnen Forderungen sowie zur realpolitischen Durchsetzung. (Solche Sachen scheinen mir auch zu wichtig, um sie kurz als Antwort auf einen Leserbrief zu formulieren). Übrigens wird von Euch/uns wieder mal mehr verlangt als "normal": die rüdesten Wesen beiderlei Geschlechts reagieren beim Lesen eurer Artikel (wobei ich die al- ten Hefte meine) plötzlich ungeheuer sensibel auf sprach- liche Polemik, oder das, was sie so nennen möchten. (Wer nicht verstehen will, findet viele Ausreden). Im Interesse der Sache meine ich deshalb, daß der Fe- minist auf sich selbst ein ebenso feines Auge werfen sollte - die Forderungen und Begründungen müssen für den Leser immer verständlich und einsichtig sein und Kritik immer sachlich. Ihr könnt Euch das lei- sten. \Vas ich selbst auch noch für wichtig halte, ist eine ausführlichere Begründung für die Notwendigkeit von Führungskräften (5.11) - die ich selbst für richtig hal- te... Zur Kritik zuTanner-milieu du monde - fällt mir ein: ist Tanner denn nun ein Feminist ??? Leider habe ich den Film nicht gesehen, aber fast schon zu viele Rezensionen dazu gelesen und gesammelt. Die sind so voll von Begeisterung, daß ich stutzig werde - oder hat in der Branche eine Tendenzwende stattgefunden? Ich meine, Ihr solltet genauer hinter den Film haken und auch hinter die Rezensionen! (z. B. Jo Chluori in Film - kritik 3/76: S.144: "Dann erfanden die feministischen (!) Männer den wohlwollenden Aussauger, den soft male chauvy") . Es muß Euch doch auch in der Seele weh tun, wo und wie der Feminismus überall verhunzt wird... Derzeit scheint es in einem bestimmten Teil der Frauenbe- wegung (wo bewegt sich da was? ?) Mode zu sein, anderen vorzuwerfen, sie hätten den falschen femini- stischen Standpunkt. Falls Ihr auch mit solchem Ruhm bekleckert werdet, wünsche ich Euch viel Kraft für feministischen Widerstand' I gänge im Forum sowie der ganzen "rosa-roten" Be- wegung in der BRD und anderswo,finde ich sehr gelun- gen, aber vielleicht führt Ihr sie auch konsequent weiter in den folgenden Hef ten, damit der Bezug zu unserer gegenwärtigen Geschichte (!) auch bestehen bleibt. INGE NAGEL Gaoua B.P.3,118pital, Haute-Volta, A fricrup le I,' Quest Eure Analyse der Vor- ...Ich danke für die Ubersendung der Zeitschriften. Es war wirklich eine große Freude für mich, das Werk

oder auch nur diskriminiert werden...Ich weiß nicht, ob Du die "Psychologie der lesbischen Liebe" von Charlotte Wolff kennst, die eine sachliche Information versucht. Wenn G. Feigenwinter meint (Frauenforum Nr. 1/75) sie wür- de sich verwahren gegen eine Diskriminierung heterosexueller Frauen durch nicht heterosex. , so scheint sie sich zu täuschen über die tatsächlich vorhandenen interfamiliären und intergesellschaftlichen repressiven Mechanismen, die ein freies Handeln in dieser Hinsicht für viele überhaupt aussichtslos erscheinen lassen. Abweichungen von der Norm werden geächtet, entweder ganz sublim, oder aber offen: "Für lesbische Liebe ist in unserer Gesellschaft kein Platz, da stehen Recht und Gesetz hinter mir" ist nicht nur die Einstellung weniger. Und gerade Frauen scheint eine solche Form der Existenz geradezu Angst einzujagen. In großen Städten vielleicht nicht mehr, aber Du scheinst nicht zu berücksichtigen, daß die Kirche noch immer Macht hat und ausübt, zumindest in kleinen Orten und ländlichen Gebieten bzw. bewußt katholischen Gegen- den: Ich lege Dir mal eine Kopie bei aus einem kl . Büch- lein eines Paderborner Geistlichen, auf dessen Erschei- nen kürzlich in der hiesigen Tageszeitung hingewiesen wurde - großartiger Titel: "Die Frau in der Literatur", wobei es sich um recht willkürlich zusammengestellte - einseitige - Darstellungen der Frau, wie sie zu sein "habe", wie ihr Wesen "ist", handelt. Gelobt wird die Frau, die auf ihre Rechte (gegenüber dem Mann) ver - zichtet. "Der Weg zum Frieden ist eben nicht Macht, sondern Dienst" heißt es da zum Beispiel. (Gerade nicht: Gedient hat die Frau während unserer gesamten neuen Zeitrechnung, und es hat immer Kriege gegeben. Zum Frieden führen kann nur Macht , und zwar weiblich-männlich - g e i s t i g e !)...Wenn eine Mut- ter "versagt", (hart wird, an sich denkt, den Mann ver- urteilt). wird nicht nach den Ursachen gefragt, die ein solches Verhalten bei ihr ausgelöst haben, sondern es heißt einfach: "Eine solche Mutter kann dem Mann und den Kindern den Frieden versagen und die letzte Lebens- hoffnung zerstören, kann alles Leben ersticken und das ganze Haus dunkel machen." Und weiter: "Die Frau, die alles nur fair sich will, verkehrt ihre Natur ins Gegenteil, sie wird zur Hexe, wie beim Mär- chen Hänsel und Gretel" ...Wenn Du einerseits nicht be- streitest, daß vieles an der Sexualität, die Frauen oft in ihren Ehen zugemutet wird, nicht ihren tatsächlichen Bedürfnissen entspricht, so müßte "frau" andererseits auch zugestehen, daß für die emotionalen Bedürfnisse vieler Frauen eben nur eine andere Frau auf der "glei- chen Wellenlänge" liegt... Ob eine solche Freundschaft bzw. emotionaleLiebe zu einer anderen Frau sich in Ausnahmefällen auch evtl. sexuell äußert, das eben müß- te - m.E. - völlig diesen zwei Menschen überlassen bleiben...Wahnsinn ist es nach meiner Auffassung, wenn zwei geschiedene Frauen, die ihre Ehe- und Mutterpflich- ten ... erfüllt haben, sich vor einem männlichen Gericht verantworten müssen (wie es kürzlich in Amerika geschah), weil sie beschließen, nun nicht wieder zu heiraten, son- dern miteinander eine Lebensgemeinschaft zu bilden. Der eigene ältere Sohn der einen setzt seine Mutter unter Druck und droht mit Auszug, weil sie so etwas Schänd- liches tut. Und das Gericht hält die beiden Frauen zu- sammen für nicht "fähig", dem minderjährigen Sohn der einen ein rechtes Zuhause zu bieten, er wird dem Vater zugesprochen, der wieder geheiratet und damit eine "or- dentliche Familie" gegründet hat. Ich jedenfalls kann mir vorstellen, daß zwei Frauen eine liebevollere Umgebung für ein Kind darstellen können als es z.B. patriarchalisch strukturierte Familien u.U. zu leisten vermögen.Derar- tige Fälle sollten m.E. Bewegungen wie unsere durchaus auf den Plan rufen... Es sind ja immer Männer, die der Frau vorschreiben, welche Lebensform für sie "richtig", "nützlich", "erlaubt" ist. Selbst, wenn es um die Ver- teidigung ihrer eigenen Bedürfnisse geht (siehe neues Familien- und Scheidungsrecht !).sind es nicht in er- ster Linie Frauen, also die Betroffenen selbst, die für eine Änderung - der gesellschaftlichen Normen - kämpfen, sondern Männer, die die "Sache in die Hand nehmen" ...Für heute wünsche ich Dir (und dem Häuf- chen der "sieben Aufrechten") Mut zum Durchhalten: "Was der Mensch sich vorstellen kann, das kann er auch verwirklichen !" . . . ELFRIEDE RAQUET-SCHÜTZ Ortsstr. 92 7867 Herrenschwand ...Ich komme immer wieder zu dem Schluß, daß nur noch eines die Menschheit vorm Untergang retten kann, und das ist die Abschaffung sämtlicher Armeen der Welt. Wie könnten wir in der Zeitung darstellen, welch ein Wahnsinn Waffen sind? Wie können wir dar- stellen, daß Kriminelle k ranke Leute sind? In meinen Augen ist jeder Mensch krank, der etwas tut, was er von keinem anderen getan haben will. Wir müssen tu'- bedingt mit allen Leuten. die gegen Kriege sind, Kon- takt aufnehmen, egal welche politische Richtung sie vertreten... GERTRUD WEINGARTEN Abert Straße 6 8036 Herrsching ...Heute überweise ich per Postscheck DM 150. -- für den Förderkreis der Feministischen Partei... Meine Hochachtung für die erste Nummer unserer Zeitschrift! ! ! Falls sie sich auf diesem Niveau hält, habe ich wieder Hoffnung fair die - für unsere Be- strebungen... MONIKA WALTHER Wolbeckerstr. 78, 4400 Münster ...Wir müssen jeden Tag lernen, lernen und lernen und zudem vor allem lernen mit Härte unseren Stand- punkt (den wir auch erst nach und nach genau kennen) einzunehmen...während dieser Klatsch und die schwe- sterlichen Feindschaften was Grausames an sich haben. Z.B., auch wenn ich nicht mit DirriI.Mabry - die Red. übereinstimme, so habe ich eine Wut, mit welcher Mißachtung dauernd über Dich gesprochen wird, immer- hin ist der "Feminist" zu weit größeren Teilen lesbar als diese aufgemotzten Blättchen. Ich meine frau müßte mspektieren, daß da eine Frau arbeitet... LTRSE L F. LEUE Wetzlarer Str. 4, 1000 Berlin 33 Viel Glück für den"Feminist", ich finde es durchaus richtig, daß jetzt auch Dinge innerhalb des Frauen- lagers veröffentlicht werden, auch dann, wenn sie auf Einzelne ein schlechtes Licht werfen könnten. Wie wollen Frauen jemals aus ihrem Auqariumdasein her- aus, wenn sie sich nicht der Kritik stellen? INGRID BUMMER c/o Interaction Center, 492o Piney Branch Road, N. W Washington, D . C . ...Nun möchte ich ...fragen, warum ihre neue Zeitschrift "D e r Feminist" einen männlichen Artikel trägt? Sowohl für mich als auch für Roland, da wir beide versuchen, un- seren Sprachgebrauch zu revolutionieren, auch wenn es manchmal zu kompliziert erscheint, ist dies wirklich nicht verständlich. Diese Zeitschrift ist doch h a up tsächlich von Frauen für Frauen geschrieben, um den Bewußtseins- s fand vor allem unter den Frauen zu heben, um Solidari- tät zu entwickeln.Dies schließt den Emanzipationsprozeß von Männern nicht aus. Aber deswegen muß frau doch nicht gleich die Männer wieder in den sichtbaren Mittel- punkt stellen, dadurch, daß frau der Zeitung den Titel "D e r Feminist" gibt. Die Geschichte zeigt, daß die Frau in unserer Gesellschaft kein eigenes Geschichtsbewußtsein entwickeln konnte, und dieses erst initiiert und verselb- ständigt werden muß , wie eben durch eine Zeitschrift. Die Sprache ist nun einmal die Verkörperung eines be-

Die Zeitschrift DER FEMINIST erhalten Sie in den folgenden Buchhandlungen, Kiosken Schwabing: MÜNCHEN Zentrum: Akademische Buchhandlung, Veterinärstr.1 Autorenbuchhandlung , Wilhemstr .41 Basis, Sozialwissenschaft. Fachbuchh. , Adalbertstr. 41b Buchhandlung Bernsdorf , Amalienstr.67 Buchhandlung Lehmkuhl, Leopoldstr. 45 Kiosk Bischof , U-Bahn-Bahnhof Universität Kiosk Bischof, U- Bahn-Bahnhof Schellingstr. Kiosk 2 F. Müller, U- Bahn-Bahnhof Giselastr. Künstlerecke Rösser, Türkenstr. /Schellingstr. Lillemor' s Frauenbuchladen, Arcisstr. . 57 Melody Maker, Adalbertstr. 25 Off-Off-Theater, Postdamer Str. /Ecke Leopoldstr. Schreibwaren S. Herbst, Hohenzollernstr. 21 Schwabinger Bücherstube, Hohenzollernstr .23 Schwabinger Bücherturm, Hohenzollernstr. 120 Uni- Service, Kaulbachstr. Zeitschriften H.Konzog, Adalbertstr. 6 Zeitschriften Reiche, Winzererstr.43 Zeitschriften Schermelleh, Hohenzollernstr.36 Gauting_ Buchhandlung P. Kirchheim, Bahnhofplatz 6 Haar. Papier Bathelt, Am See 33 AACHEN AUGSBURG BERLIN BIELEFELD BONN BOCHUM ESSEN BRAUNSCHWEIG BREMEN FRANKFURT FREIBURG GIESSEN GÖTTINGEN HAMBURG HANNOVER HEILBRONN HEIDE LBERG Buchhandlung babula, Pontstr .133 Probuch, Gögginger Str.38 Brigittes Bücherladen, Heiligkreuzstr.18 Buchladenkollektiv , Politische Buchhand- lung , Savignyplatz 5 Commune, Unter den Eichen 84 d Frauenbuchladen Labrys, Yorkstr .22 Politisches Buch, Lietzenburgerstr. 99 Buchhandlung an der Uni, Benedikt Luce, Jakob- Kaiser- Str. 1-3 Buchhandlung Ludwig Röhrscheid, Am Hof Universitätsbuchhandlung Bouvier H . u. Co. Am Hof 32 Politischer Buchladen, Im Westenfeld 22 Büchermarkt - Internationale Presse- Poster Shop, Rathenaustr.2 Buchhandlung Karl Pfankuch Kleine Burg 11-13 Buchladen B.Wassmann, Am Wall 164 Buchladen Verlag 2000, Jügelstr .1 Bockenheimer Bücherwarte GmbH. , Bockenheimer Landstr.142a Fachbuchhandlung für Psychologie, Dietmar Klotz, Kiesstr.38 Frauenbuchladen GmbH. , Kiesstr.27 Wissenschaftl. Buchhandlung, Theo Hector, Gräfstr. 77 Polit. Buchhandlung Jos Fritz, Wilhelmstr . 15 Mabula-Buchhandlung, Bismarkstr. 9 Buchladen Rote Strasse, Rote Straße 10 Maldoror-Buchvertrieb u. Versand, Am Melle Park 117 Buchhandlung "Die Hälfte des Himmels" Schlüterstr. 79 Päki Pädagogik-Kinderbuch, Schlüterstr. 86 Hahnsche Buchhandlung, Leinstr.32 Internationalismus, Königswörtherstr .19 Buchhandlung a. Markt Dr. Fred Hagenmeyer, Kramstr. 6 Buchhandlung Jörg Burkhard, Marstallstr.11 MONDO, Uniplatz 2 Bund- Verlag GmbH. , Schwanthalerstr. 64-66 Gaststätte Fraunhofer, Fraunhoferstr. 9 Kiosk Dietlinger, U-Bahn-Bahnhof S endlinger Tor Werkstattkino, Fraunhoferstr . 9 Wissenschaft. Buchhandlung Robert Lerche, Waltherstr. 2 Zeitschriften H. Breyer, Residenzpostamt Zeitschriften Hahn, Reichenbachstr.16 Zeitschriften A. Knobloch, Sternstr . 18 Zeitschriften Seidel, Müllerstr.4 Nirm2henburz - Neuhausen: Buchhandlung Hugendubel, Nymphenburgerstr .188 City markt, Nymphenburgerstr.179 Kiosk Pointer, Laimerstr. 23 B2genhausen-Haidhausen: Zeitschriften L. Czech, Einsteinstr. 133 Zeitschriften Wittke, Richard-Strauss-Str.25 Thalkirchen: Zeitschriften Adler, Thalkirchner Platz 10 Großhadern: Zeitschriften P. Leichtl, Würmtalstr. 94 KOBLENZ KÖLN LANDSHUT MAINZ MAR BURG MÜNSTER OLDENBURG PFORZHEIM SAARBRÜCKEN STUTTGART VAREL Buchhandlung Reuffel, Löhrstr. 94 Bücherstube am Dorn, Neumarkt 2 Buchhandlung H. Gonski, Neumarkt 24 Der andere Buchladen, Zülpicher- str. . 194 Buchhandlung Moll&Hülser, Ker- penerstr. l/Universitätsstr. Neuer Kurs, Zülpicherstr.37 Universitätsbuchhandlung Dr, J. C.Witsch, Zillpicherstr.178 Buchhandlung Paul Dietl, Grasgasse 320 Universitätsbuchhandlung Ph. Krüll Theaterstr. 62 Politische Buchhandlung Roter Stern, Weihergarten 6 Politische Buchhandlung Roter Stern , Am Grün 29 Rosta, Sozialistische Buchhand- lung, Königstr .17 Carl v. Ossietzky Buchhandlung, Bergstr.1 Buch-Kaiser, Westliche 1 Am Marktplatz Politischer Buchladen E . Beth/Paul Dudweilerstr. 69 Buchhandlung Wendelin Niedlich, Schmale Str.14 Buchhandlung Meike Carls, Neue Str.23 WUPPERTAL-BARMEN Buchhandlg. Albert Röder WÜR ZBURG AUSLAND AMSTERDAM BASEL ZÜRICH Werth 62 Neuer Weg, Peterstr. 8 Uitgeverij en boekhandel Van Gen- nep BV, Nes 128 Buchhandlg. Tanner Books, Streitg. Bücher Anne-Marie Pfister, Petersgraben 18 Pinkus, Froschaugasse Frauenbuchladen, Stockerstr. 37 Bücher-Bazar, Mühlegasse 13 Eco- Libro,Engelstr.62

Reber, Patricia Reich, Wilhelm Reimann, Simone Rühle-Gerstel, Alice Sattler, Ursula Schirmacher, Käthe Schneider, John Schwarzer, Alice Siebenschön, Leona Solanas, Valerie Stein, Leopold von Stone, Bethia Sullerot, Evelyn Suttner, Bertha von Taubert, Rold Taylor Mill, Harriet Taylor, Helen Thompson, Victor A. Tiger, Lionel Vilar, Ester Waegner, ? Walther, Monika Weingarten, Gertrud Weininger, Otto Weisgerber, Leo Wiggershaus, Renate Wiley, John Wilson, James Q. Wolff, Charlotte 38 39 38 33 Inhalt, 31, 34, 35, 41 30, 33 18 21 32 26, 33 25 16 33 17 31 32 32 16 1, 7 25 35, 36 40 40 21 6 Inhalt, 16 16 8, 16 40