4. Jahrgang Nr 1/75 2,-DM München FRAUEN FO RU 'VI \r Stimme der Feministen zwischen Mann und Frau- Partnerschaft ein VNeisser Elefant!

EIN WORT IN EIGENER SACHE 110041.0000.0000.00000000000000.000.0000.0 • Als Lernprozeß und zur Stärkung feministischen Bewußtseine ::teilen wir - ganz im Gegensatz zu den offiziellen Institu- tionen und Tagungen, die das Patriarchat mit unseren Steuergeldern 1975 anläßlich des "Internationalen Jahres der Frau" veranstaltet - unsere persönlichen Erfahrungen in der neuen Frauenbewegung mitteilen und die Karten zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA des FRAUENFO- RUM e.V. offen und schonungslos auf den Tisch legen. Nach über 3 Jahren unermüdlicher Arbeit für die politische Auf- klärung der Frau und den Feminismus heute unsere Bilanz: Datum Dez.1971 Juli 1972 Dez.1972 Juli 1973 Dez.1973 Juli 1974 Dez.1974 Mitglieder Sozialstruktur 11 114 185 1) 268 Alter: 18 - 80 Jahre Beruf: kl.u.mittl.Ange- stellte u. Beamte, Hausfrauen, Studen- tinnen Bildung: ca.75% Volks- bzw. Mittelschule, der Rest Abitur, ca.5-10 % Akademiker Publikationen Flugblätter INFORMATION DES FRAUENFORUM MÜNCHEN Auflage 500 Ex., 20 Seiten, DM 1, 50 Auflage 1000 Ex., 25 Seiten, DM 1,50 Auflage 1600 Ex. , 27 Seiten, DM 1,50 FRAUENFORUM- STIMME DER FEMINISTEN Auflage 2100 Ex., 32 Seiten, DM 1,80 Auflage 3000 Ex., 44 Seiten, DM 1, 80 Auflage 4600 Ex., 44 Seiten, DM 2.- 1) natürlich ha- ben wir wie je- de organisation ein paar mit- glieder in 3 j ah- ren verloren, ein paar mehr als von den abos (in 2 jahren le- diglich 12!) - denn praxis ist anstrengender als theolie... Geleistet wurde diese Arbeit in Schulungskursen, Arbeitskreisen, öffentl.Veranstaltungen, Straßenaktionen und durch die Zeitung - und zwar von einer Frau hauptberuflich (2 Jahre unentgeltlich und im 3.Jahr für eine Aufwandsentschädi- gung von DM 300. -pro Monat) und von 10 - 20 aktiven Mitgliedern"nebenberuflich" (unter Verzicht auf Freizeit undEr- holung meist neben Beruf und Haushalt). Einerseits sind wir stolz und glücklich, daß wir durch unseren unermüdlichen Einsatz inzwischen die grösste Emanzipationsgruppe der BRD geworden sind, aber andererseits traurig und besorgt, weil es n u r 267 Eintritte (davon 40 % außerhalb Bayerns) waren... Auf die weibliche Bevölkerung insgesamt haben das FRAUENFORUM und die anderen Emanzipationsgruppen zwar einen Einfluß ausüben können, denn das politische Bewußtsein und Interesse der Frauen ist lt. neueren Umfragen in der BRD an- gestiegen - dennoch: für eine große politisch einflußreiche Frauenbewegung muß der Boden hierzulande erst bereitet werden.Daß die Saat eines Tages aufgeht, dafür -das hat die Vergangenheit inzwischen gezeigt! - leistet unsere Zeitung mehr als unsere Diskussionen auf Veranstaltungen in München und anderen Orten. Umso schwerer fällt es uns, Euch mitzuteilen, daß das FRAUENFORUM - STIMME DER FEMINISTEN im Jahr 1975 nur unregelmäßig erscheinen kann. Das hat folgende Gründe: Mit der bisherigen personellen und finanziellen Ausstattung ist eine kontinuierliche Arbeitsleistung nicht zu erbringen. Wenn noch nicht einmal das Existenzminimum einer hauptbe- ruflich arbeitenden Kraft gesichert ist, und Regierung und Massenmedien ebenfalls keine Hilfeleistungen geben, sondern beharrlich die Anerkennung der Gemeinnützigkeit und der besonderen Förderungswürdigkeit verweigern, dann verwunlrt es sicher auch niemand mehr, daß wir mit unserem Vereinsziel - z.B.der materiellen Verwirklichung des § 3 Abs.2GG - noch nicht weitergekommen sind. Die ständige Gefährdung und Diskriminierung durch das Patriarchat wird aber hoffent- lich wenigstens den Frauen und Frauengruppen allmählich bewußt machen, daß s i e sich die Diskriminierung und den Frauenhaß untereinander keine Stunde, keinen Tag länger leisten können! "Gemeinsam sind wir stark" nicht durch 150 kleine Diskussionsgrüppchen fiber die BRD verteilt, sondern nur durch Handeln, durch politisches Wissen und seinen Einsatz - durch Konzentration unserer Kräfte in einer Großorganisation: einer feministischen Partei. Lorley Mabry, die für diese Idee in Wort und Tat tagtäglich eintrat, muß 1975 ihren Forschungsauftrag erfüllen und sich aus der praktischen Arbeit des Feminismus sehr zurückziehen. So wie der theoretische Stand des Feminismus derzeit in der BRD beschaffen ist, finden wir ihre Entscheidung aber nicht nur notwendig, sondern auch unerläßlich für unsere weitere Aufbauarbeit im Frauenforum. Erst die systematische Analyse des Patriarchats liefert uns die richtige politi- sche Strategie! Deshalb schlagen wir folgende Bestelluntu zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Wer sein Abo für das Jahr 1975 schon im Voraus bezahlt hat, bekommt den überschüssigen Betrag am Ende des Jahres zurück oder er wird für das Abo 1976 gutgeschrieben oder er spendet ihn dem FRAUENFORUM - STIMME DER FEMI- NISTEN oder er schreibt uns eine Karte, daß er dafür 2 Hefte einer Nummer wünscht zum Weiterverkauf bzw. Ge- schenk an andere Frauen. Diejenigen mögen selbst wählen! Wer noch nicht bezahlt hat, bekommt ab jetzt mit jeder Lie- ferung eine Zahlkarte, deren Betrag er bitte möglichst umgehend an uns überweist. Da wir von dieser Nummer 5000 Exemplare drucken ließen, ist unser Konto überzogen und wir sind auf die Zahlungsmoral der Feministen wie der Buchhandlungen dringend angewiesen! Spenden, Tausch-bzw. kostenlose Anzeigen für unsere Zeitung in anderen Zeitschriften sind weiterhin jederzeit willkom- men. Wer eine Anzeige in unserer Zeitschrift wünscht, hier unsere Preise: für 1/4 Seite DM 150.- , für 1/2 Seite DM 250.- , für 1/1 Seite DM 400. - Und bitte in Zukunft immer beachten unsere neue Adresse für Bestellungen der Zeitschrift: Bezahlungsweise unserer Zeitschrift für 1975 vor: FRAUENFORUM e.V., 8 MÜNCHEN 34, POSTLAGERND Die Jah an• e 1972 und 1973 sind ver riffen noch zu erhalten sind: Nr.1/74 Hauptthema: Die Emanzipation der Frau in der kommunistischen Gesellschaft Nr.2/74 Hauptthema: Warum die Frauenbewegung nicht vor dem Feminismus (Nur noch wenige Exemplare) (Eine Antwort auf den Vulgärmarxismus) zu schütze n ist DM 2,30 (einschl.Versand) DM 2,30 (einschl.Versand) Nr• 3/74 Hauptthema: Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit: ein Ladenhüter! (Was wir unter FEMINISMUS verstehen) DM 2, 30 (einschl.Versand) Nr.4/74 Hauptthema: Die Ohnmächtigen 6 Millionen Achtung! : DM 2,50 (einschl.Versand) Ab Nr.1 75 kostet jede Zeitung einschl.Versand DM 2„12 - Das Jahresabo 1974 kostet einschl.Versand DM 8.- (4Hefte) 1

und für welches Ziel oder besser bis zu welchem Ende sie da mitspielen bzw. mitspielen sollen. Betrachten wir die Partnerschaft zwischen Mann und Frau etwas genauer in den drei Bereichen, die das Leben beider Partner entscheidend be- stimmen und grenzen wir das Problem hier mal n u r auf die ökonomische Ausbeutung - die "weißen Elefanten" - ein: 4- in der Familie 0- in der Wirtschaft 11- in der Kultur (Politik, Religion und Wissen- schaft). In der FAMILIE steckt der männliche Partner den sogenannten "Ernährerlohn" ein, der zwi- schen 0 und 35% über dem des außer Haus arbei- tenden Lohnes des weiblichen Partners rangiert. Zwar hat der weibliche Partner einen gewissen Anspruch auf diesen Ernährerlohn, wie hoch dieser jedoch anzusetzen ist, darüber befindet weitgehend der männliche Partner. Daß nach § 1356 BGB die Frau außer Haus arbeiten darf, wenn es sich mit ihren Pflichten in Ehe und Fa- milie vereinbaren läßt, aber außer Haus arbei- ten muß, wenn der männliche Ernährerlohn nicht ausreicht, ist als klassenspezifische Va- riante des Patriarchats allgemein bekannt. Ar- beitet die Frau "lediglich" im Haus, so ist sie Leibeigene des männlichen Partners und zum Teil gar nicht oder durch geschlechtsspezifische Renten schlechter als der männliche Partner im Witwenstand versorgt. Wird die Partnerschaft nicht mehr auf Lebenszeit geschmiedet (Schei- dung), zahlt der weibliche Partner meist eben- falls für seine un- bzw. unterbezahlte Haus- und Erzieherarbeit drauf: "Er" findet keinen Anschluß oder Aufstieg mehr im erlernten Be- ruf, hat weniger Aussicht auf Wiederheirat - oder gar den Status eines "weißen Elefanten" in der Ehe. In der WIRTSCHAFT hat der männliche Partner außer dem Ernährerlohn auch alle Schaltstellen der Macht (hohe Positionen, die Bestimmung der wirtschaftlichen Entwicklung etc.) für sich reserviert. Bei der geschlechtsspezifischen Bewertung der Arbeit, bei den Beförderungs- kriterien, den tariflichen und außertariflichen Entscheidungen kann zwar von einer T e i 1 habe des weiblichen Partners, jedoch weit präziser von Sexismus, Herrschaft und Zuweisung durch den männlichen Partner gesprochen werden. In der KULTUR das gleiche Bild. Im politischen Bereich (Partei, Gewerkschaft, Parlament etc.) hält der weibliche Partner 0 - 7% der Mandate besetzt, eine besonders marginale Rolle (Rand- Position) nimmt er in der Regierung und inner- halb der Ministerialbürokratie ein. Die Partner- schaft der "Genossen" gleicht der der "Par- t 'freunde" der Konservativen - es ist eine ideale Partnerschaft für Patriarchen, in der der weibliche Partner als Schriftführer und Arbeitsbiene sowie als Aushängeschild und Alibifrau für die weibliche Wählerschaft fun- giert. In Religion und Wissenschaft beobachten wir dasselbe Phänomen. Der weibliche Part- ner ist Erfüllungsgehilfe, Zulieferer, G-ötzen- diener für den weißen Elefanten. Versucht er in Theorie und Praxis dieses patri- archalische System anzugreifen und zu verän- dern, dann häufen sich n u r für den weib- lichen Partner "Rollenkonflikte" und "Doppel- belastungen" in und außerhalb der Familie. Hinzukommt, daß Frauen ihre Arbeitskraft, ihre Anstrengungen - ihnen selbst entfrem- det durch jahrtausendelange geschlechtsspe- zifische Konditionierung durch den "Stärkeren" - als unbedeutend, niet schöpferisch und zweitrangig einstufen. Feministen haben alle uns beizenten Gesell- schaften als PATRIARCHATE ' erkannt und analysiert. Seit einiger Zeit bemühe ich mich, diesen Begriff Patriarchat neu zu definieren, präziser zu fassen, den sozialen Wandel dieser Institution aufzuzeigen, die Möglichkeit und die Bedingungen seiner Aufhebung zu erfor- schen. Die Definition, die mir nach reiflicher Prüfung als die sinnvollste erscheint, lautet: Das Patriarchat ist das Herrschafts- • . • . • • .. • • zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA • • • e • ••• • • • • • • • •- • • . dem system, Aus- .; »129u. tp.r.s...(kiirperlich, intellektuell • • •• • • • .e.•••• •• und .ökonomisch Gesetz Die einzige Chance für die Ausgebeuteten be- steht darin, die weißen Elefanten in diesem System zu erkennen, sie vor die Tür zu setzen, eines natürlichen Todes sterben zu lassen. 4) Siehe in diesem Zusammenhang die ge- schlechtspezifischen Untersuchungsergeb- nisse hinsichtlich einer Höherbewertung männlicher intellektueller Leistung seitens der Studentinnen, dargestellt und interpre- tiert von Christiane Schmerl "Misogyne Ein- stellungen bei Frauen" in: FRAUENFEIND- LICHKEIT von Hans Dieter Schmidt u.a. München 1973. 5) Die Vorstellung von Matriarchaten ist zwar noch bei einigen zu finden, ich selbst neige jedoch der Ansicht zu, diese lediglich als Mythen, Projektionen, Wunschbilder zu in- terpretieren. Es spricht im Grunde alles gegen ihre Existenz - besonders in der Frühgeschichte der Menschheit. 6) Bis vor kurzem verwendete ich in der Den- 3

IIEULSISIIIEN in der limsliessioirit en meisten Leserinnen und Lesern ist Gunild Feigenwinter, Herausgeberin der HEXEN- PRESSE und Mitglied des Frauenforums, durch ihre scharfzüngigen und brillanten Artikel auch im FRAUENFORUM (Nr.2 und 3/74) bereits bekannt. Wir alle warten auf die nächste Nummer der HEXENPRESSE schon seit Monaten und hoffen, daß die familiären Belastungen und die derzeit noch zu mageren feministischen Hilfen im Basler Raum die Herausgabe nicht weiterhin blockieren. Intern sind wir ja nach wie vor im Kontakt und versuchen unsere Ge- danken zu Theorie und Praxis auszutauschen und Ratschläge und Kritik einzuholen. Über manches Problem haben wir nächtelang diskutiert und auch lange Briefe in Basel und Mün- chen verfaßt. So sandte ich Gunild kurz vor Drucklegung noch schnell das Vorwort zur 2.Auflage des UNKRAUT INS PARLAMENT und finde ihre Vorschläge und "kritischen Glossen" so wichtig und diskussionswürdig, daß ein größerer Kreis von Feministen sich mit ihnen auseinandersetzen sollte. Das Buch ist inzwischen auf dem Markt (Andreas Achenbach Verlag, Lollar über Gießen, 1974, 305 Seiten, DM 13.-) und wen es interessiert, der soll- te sich an unserer feministischen Diskussion beteiligen. Es folgen Passagen aus Gunilds Brief vom 16.10.74: Liebe Lorley, in kürze zum text - vorwort zu unkraut: ich finde ein paar stellen noch zu überprüfen, da es sich um eine wichtige ver- öffentlichung handelt und als bilanz der bis- herigen dt. bewegung gelten soll, daher mei- ne anmerkungen... Zu seite 4: die erste hälfte der seite ist aus- gezeichnet, vor allem das prinzip der ausbeu- tung durch die körperlich stärkeren "vor der phase ihres eigenen körperlichen verfalls" ist sehr klar und deutlich ausgesprochen - diese biologische stärke, kulturell verstärkt, bleibt bei den marxisten im nebel, - und "natur" etc. untersuchen sie immer exklusiv ge- schlechtsunspezifisch, als eine natur außer- halb "des" menschen, "der" sie verändert. Sie an ihren eigenen verfall zu erinnern, ist das beste, was wir den herrn zu bieten haben und ist sehr feministisch - überhaupt sind wir außerordentlich dazu geeignet, sie immerfort an die zeit, wo sie in den windeln liegen wie an die zeit, wo sie wieder von uns gepflegt werden, zu erinnern. Ich vermisse diese per- spektive in so gut wie allen mir bekannten dt. Veröffentlichungen zur sache. - Das patriar- chat ist nämlich nicht die herrschaft der al- ten männer, wie millett meint, sondern pri- mär der jungen vitalen, die aber für ihr al- ter vorsorgen - nicht der ganz jungen natür- lich._ Zu seite 5: Die defensive verwahrung gegen feminismus = lesbentum rückt hier meiner mei/lung nach die lesbische richtung ins unpo- litische lager, eine umkehreng des vorwurfs also, das haben wir aber nicht nötig; man sollte diese ideologischen ungenauigkeiteni) nicht weiter honorieren durch nochmalige erwähnung, - so als käme von dort der größte angriff. Das stimmt ja auch nicht, der feminismus scheitert in der brd bis jetzt noch nicht an der gleichsetzung zwi- schen feministisch = lesbisch, sondern an der gleichsetzung feministisch = unpolitisch. Da kannst du ja ruhig schreiben, daß du die foren für die politischsten gruppen hältst. Aber das "lesbentum" gleich anschließend ist eine überakzentuierung von etwas, das den feminismus doch nicht gefährdet! Im übrigen kann feminismus und lesbische bewe- gung durchaus gleichlaufen, unter der vor- aussetzung nämlich, daß die lesbierinnen eben politisch radikal werden, was ja durch- aus drinliegt. Ich denke nur "wären wir erst mal alle lesbisch..." Solange aus der dt. lesbenbewegung noch nicht solche idio- tismen zutage gefördert werden, "die he- terofrauen (bzw. das, was sie sich so dar- unter vorstellen) hätten die bewegung ruiniert,:' solange muß man doch nicht gegen sie pole- misieren. Und als radikalisierender faktor kann das lesbentum ohne weiteres in der bewegung wirken, zumal es wirklich keine "politische" bewegung ohne "private" eman- zipation gibt. Zudem kommt mir schon das wort "lesbentum" leicht degradierend vor, 1) Daß lesbische Frauen die Gleichsetzung radikaler Feminismus = Lesbentum häu- fig selbst vornehmen, und auch zum Teil Mitglieder des Frauenforum e.V. als re- formistisch, unpolitisch und patriarcha- lisch abqualifizieren (die Red.). 5

Nun aber zurück: das beispiel bzw. der ver- gleich mit den arbeitern, denen zärtlichkeit etc. untereinander nichts nütze, halte ich für schief, denn die herren arbeiter haben kein interesse an änderung ihrer sexuellen bezie- hungen sowohl untereinander noch zu ihren arbeitgebern. Hingegen haben frauen sehr wohl ein interesse an auflösung sexueller ab- hängigkeiten von männern und hinwendung zum eigenen geschlecht - auch sexuelle - kann durchaus ein mittel sein zur solidarisierung gegenüber ihren sexualherren. Da werden se- xuelle abhängigkeiten zu männern gestört, die uns in der tat verhängnisvoll sind - das trifft für die arbeiter ja gar nicht zu, die brauchen keine sexuellen solidaritätsübungen, weil sie von keinen männern sexuell unterdrückt wer- den. Hier unterschätzt du doch die sexualität, quasi als einen ganz unpolitischen sektor - im widerspruch zu obigen sätzen. Wenn sexualität ein machtverhältnis ist wie heute und bisher, dann ist aufgabe sexueller bezie- hungen zu den herren, etwa in form von les- bentum, ein politischer akt, freilich kein aus- reichender. Wenn du aber auf die ungenügen- de form dieser zärtlichkeit für unsere weite- ren vorhaben eingehen willst, dann vergleiche doch lieber mit dem, was uns näher liegt - nicht mit den arbeitern, deren ökonomische und politische interessen dadurch nicht geför- dert würden, sondern mit der kinderarbeit, die durch keine lesbische verhaltensform be- seitigt wird. Zärtlichkeit untereinander nutzt uns eben gar nicht, solange wir noch die kin- der der dann abwesenden väter hüten. Groß- kapital ist eine form der ausbeutung, hetero- sexualität (zumeist zwangsweise in unserer kultur) eine andere, größere. Gegen großkapi- tal hilft keine homosexualität, aber gegen he- terosexualität hilft homosexualität sehr wohl. Homosexuelle liebe unter arbeitern steht wie gesagt nicht zur debatte, da die herrn von ihren herrn nicht sexuell ausgebeutet werden im gegensatz zu uns. Hier sprichst du der Sexualität die politische dimension ab, und das ist nicht angebracht, auch wenn die mei- sten deutschen frauengruppen die sexualität noch lange nicht politisch, d.h. feministisch diskutieren. Und nun weiter: "Die Sexualität... aber die Folgen der Sexualität". Was du da als "die Sexualität" bezeichnest, lorley, ist eben die männliche sexualität. Und im lichte dieser verktimmerten, auf den gewaltsamen koitus reduzierten, im beischlaf gipfelnden männersexualität ist dann alles andere, alles w a s un s betrifft und nicht den mann, die bloßen folgen . So weit dürfen wir nun doch nicht den herrn auf den leim gehen, daß wir uns noch ihren sexualitätsbegriff zu eigen machen. Was ist denn schwangerschaft und geburt und stillen, wenn nicht weibliche se- xualfunktionen, aber nicht folgen! Die fol- gen dieser unserer sexualität, die nicht mit dem samenerguß endet, ist unsere unter- drückung. Die juristin hildegard krüger, eine radikale präfeministin (hat den kom- mentar zum deutschen ehe recht verfaßt, müßten wir unbedingt mal ausgraben - in der zeit der cdu lange jahre weit und breit die einzige kämpferin für die rechte der frauen im ZGB, verhöhnt vom"spiegel", schikaniert von ihren kollegen), schrieb mal vor jahren in den "frankfurter heften", der koitus sei nur das präludium zu dem viel wichtigeren und dramatischeren geschehen: der geburt - und so ist' s ja, auch wenn wir verhüten, die potentielle schwanger- schaft ist und bleibt unser anteil an der sexualität, das sind nicht folgen, das ge- hört dazu. Genau das ist es ja, was die kerle den mädchen einreden und schmack- haft machen wollen: die folgenlose sexuali- tät - ihre! Sexualität und ihre folgen - für die frau. Nein, wir müssen endlich den herrn klarmachen via politik, daß unsere sexualität für sie folgen haben muß. In- haltlich stimmen wir, glaube ich, überein, ich finde nur deine formulierung mißver- ständlich und schädlich. Zu seite 6, fußnote 19: "Die Patriarchalin- nen" - da er unterhielten wir uns ja schon mal, und so erfreut ich bin, hier nicht den patriarchen beiderlei geschlechts zu begegnen, muß ich doch noch anmerken, daß ich diese damen, auch wenn sie hier wiederum vorkommen, nicht deshalb besser charakterisiert finde. Daß sie das system insgesamt nicht in frage stellen - wie wahr. Daß sie dran profitieren, ist mir weniger klar - erstens, wie sieht denn ihr profit aus verglichen mit dem der patriarchen? Und zweitens gibt's bekanntlich keine frau- en, von denen das patriarchat nicht profi- tierte, - keine. Gibt es eine einzige n i c h t sexistisch unterdrückte frau? Die frage ist da, wer von wem profitiert. Das patriar- chalische system von ihnen oder sie vom system, ich glaube, hier liegt eine schlich- te umkehreng des sachverhaltes vor. Vom system profitieren tun nur die, die nicht von ihm betroffen sind, - man könnte ge- nausogut sagen, sie profitieren von ihrer

gros der frauen und ihren derzeitigen kulturzu- stand zutrifft, aber ich assoziiere eben auch, daß intellektuelle schwäche sehr wohl auf seiten unserer gegner zu verzeichnen ist und da möch- te ich mich nicht verbünden. Auch die masse faschistischer wähler zählt nicht zu den intel- lektuell starken. Es widerspricht auch irgendwo dem gedanken, daß wir die männlich-patriarcha- lische potenz, muskelkraft, gewalt eben nur noch durch intellektuelle stärke, die die ihre übertrifft, bezwingen können. Indem die herrn eben zu dumm sind, die sozialen p'robleme der welt zu lösen, müssen wir uns was einfallen lassen. Schutz der schwachen ist schon recht - aber verbünden mit den einsichtslosen, und das wäre auch drin, ich weiß nicht ... auch will ich mich nicht mit d e m schwächeren verbünden, sondern mit d e r schwächeren. Wir behaupten auch, die stärkeren Ideen zu haben, da sind wir nicht schwächer, und wir müssen auf das intel- lektuelle brachliegende potential der frauen set- zen, sonst kommen wir siehe nirgends hin. Un- ter d e in schwächeren versteht man hier ga- rantiert einen mann. Das sind aber nicht unsere primären bündnisse, sondern wenn wir mal eine gewisse verbündung unter uns geschafft haben, wirst du sehen, aus dem jenseits natürlich, wie die männer (die schwächeren) nachrennen, ohne daß wir denen das bündnis anbieten. Es wird ih- nen, wollen sie überleben, auch gar nichts anderes übrigbleiben. (Auch die verbindung vieler intellektuell schwacher ist noch keine stärke sondern eine christliche unionspartei.) Soweit meine kritischen glossen, benutze sie ... Die letzte Die letzte nummer ist wieder sehr gut, nur wie gesagt finde ich ein bißchen zuviel män- ner drin. Wo jetzt das jahr der frau auf uns zukommt, können wir uns ja auf was gefaßt machen. Das ist die sternstunde von frau ren- ger, focke und christa meves, nicht wahr. Und auch die herren bevölkerungsstrategen sind nun am zuge. Ach wie schön. Höre gera- de i m radio über weiteren unterirdischen atomversuch, diesmal Udssr - und wir kom- men gerade aus den höhlen. In "Ms." war eine gute zeichnung - da sieht man eine frau mit dem kopf aus dem meer auftauchen, und über ihren kopf gestülpt ist ein käfig. Wir sind die letzten irren, mit lichtblicken, wir erken- nen das grausige noch kurz vor schluß. - Ich habe eine kellerwohnung in lörrach, als wie in einer graft. Aber ich werde noch ein biß- chen von unter der erde bohren. - Mache mal wenn auch kurze ferien! Was nützt uns eine idee, die wir nicht mehr vertreten können, weil wir ruiniert sind. Weiteres mündlich... herzlich Gunild. 4) FRAUENFORUM 4/74 1 Hausarbeit und Ausbeutung Eine marxistische Analyse von HODEE EDWARDS/ Übersetzung von Hannelore Schröder Es ist die These der Autorin, daß Frauen ALS FRAUEN eine KLASSE bilden, abgesehen von anderen Klassen, zu denen sie auch noch gehören, wem sie Lohnarbeiterinnen, Gehaltsempfänge- rinnen usw. sind. Sie bilden eine Klasse, deren Hauptaufgabe in dieser imperialistischen Gesell- schaft die Produktion der einzigartigen Ware Ar- beitskraft ist. Eine Gesellschaft, die alle neo- kolonialistischen Gebiete einschließt und weite Teile der sozialistischen Welt wiedererobert hat. - Frauen müssen diese Ware REproduzieren und produzieren, das - und das allein - ist die Punktion der "Kinderaufzucht" als Hauptteil der Hausarbeit der Frau. Die so produzierte Arbeitskraft wird in erster Linie von Männern I) angeboten und verkauft - besonders im Westen. Männliche Arbeitskraft für den Markt vorberei- ten, das ist es, was Frauen hauptsächlich tun, wenn sie Kinder aufziehen. Sie tun die Arbeit ohne Lohn: es ist eine Tatsache, die dokumen- tiert werden muß, daß nämlich der Lohn des Mannes die Kosten der Unterhaltung von Frau und Kindern deckt. Wenn der Staat, oder in einigen Fällen die Un- ternehmer, einen echuß zum Lohn für"Kin- deraufzucht" zahlen mehr, den Lohn des MANNES durch Krumen I , so ist das nur eine Art I) (Fußnoten mit römischen Zahlen sind Fußno- ten der Redaktion. Fußnoten mit arabischen Zahlen sind Fußnoten der Übersetzerin.) Für die deutsche Leserin haben wir hier ei- ne etwas freiere Übersetzung gewählt, um die marxistische Terminologie besonders zu verdeutlichen. 1) Gedacht ist wohl an Kindergeld. 9

duktion von Arbeitskraft. Das ist zumindest ein guter Grund dafür, warum die Sklaverei des weiblichen Teils der Gattung NIEMALS über- wunden wird, ohne eine Revolution, die zum Sozialismus führt: darum muß der Sozialismus das strategische Ziel der Frauen sein. Aber ein Sozialismus, in dem Frauen nicht wie im Kapitalismus und allen vorangegangenen Klas- sengesellschaften lediglich Anhängsel der Män- ner sind. Gleichzeitig ist der Kampf für die Befreiung der Frauen die unabdingbare Vorbedingung, die "Vorbereitung der ideologischen Basisar- beit, die getan werden muß unter dem Kapi- talismus" - für den Erfolg EINER JEDEN so- zialistischen Revolution. Frauen sind NICHT lediglich "ein nützlicher Verbündeter", wie - historisch bedingt - Männer bis zu Lenin, und Lenin einschließlich, sich vorstellten. Frauen produzieren eine EINZIGARTIGE Ware, die zum einen eine Ware ist (im Privatbesitz von Männern jedoch als einer KLASSE) und zum anderen das WESENTLICHSTE Produktions- mittel, ohne welches das kapitalistische - oder irgendein anderes - System nicht funktionieren könnte. So stellt sich heraus, daß die verachtete Haus- arbeit der Frau, bei objektiver Analyse, die größte ölfflomische Quelle des kapitalistischen Systems 'ist, eine Quelle, ohne die das hauptsächlichste Produktionsmittel so knapp werden würde wie ein gutgebautes Auto. Weil sie, und nur sie allein, diese Verhält- nisse kennen und erfahren, müssen Frauen ihren eigenen Weg der Analyse und Lösung der Komplexität dieser Widersprüche finden. Die erste Aufgabe für beide, für sie und für männliche Theoretiker der Strategie einer sozialistischen Revolution, MUSS SEIN, zu er- kennen, daß IN DIESEM MOMENT der Wider- spruch zwischen Sklaven und Sklaven-Besitzern - Sklaven, die laufend Arbeitskraft produzie- ren - Vorrang haben muß, zumindest für die Sklaven selbst. Die TAKTIK betreffend, ist die Frauenbefrei- ungsbewegung ein absolut unerläßlicher zentra- ler Bestandteil einer revolutionären Bewegung, aber sie wird als solche nur funktionieren, Wenn die Theorie und Praxis der Frauen sich konzentriert auf ihre EIGENE Befreiung. IV) und auch jedes sozialistischen Systems, so lange die Haus- und Erzieherarbeit weiter- hin vorrangig (nicht entlohnt) und fast aus- schließlich von Frauen geleistet wird. Anderenfalls wird niemand befreit werden, wie die Geschichte beweist. Nur durch die Untersuchung, Dokumentation und Interpretation der Rolle der Frauen als Produzentinnen dieses einzigartigen Pro- duktionsmittels Ware wird ihre wahre ökono- mische und gesellschaftliche Position jemals verstanden werden. Eine Untersuchung, wie ich sie mir vorstel- le, würde als Ausgangsbasis folgende Über- legungen an den Anfang stellen (es wird zweifellos noch andere geben): 1 Arbeitskraft ist die einzige Ware, die Mehrwehrt produziert. Sie ist eine Ware, etwa wie ein Auto, aber kein Auto kann Mehrwert produzieren. Arbeitskraft als Ware ist eigentlich weni- ger ein Auto als ein riesiger Hochofen, beispielsweise, d. h. sie ist eine Ware, die zur gleichen Zeit als Produktionsmit- tel dient. Aber im Gegensatz zum Hoch- ofen produziert sie Mehrwert. Kein Hoch- ofen kann Mehrwert produzieren, nur die menschliche Arbeitskraft, die ihn bedient, kann das. Verkauf - gesellschaftlich gesehen - sich nicht verwirklicht in einem Profit für ihre Eigentümer. ALLER Mehrwert, den sie produziert, gehört dem KÄUFER. jArbeitskraft ist die einzige Ware, deren 4 Arbeitskraft it die einzige Ware, die die Kapitalisten " als Klasse nicht besitzen. Diese Ware ist im Besitz von Männern der Arbeiterklasse, scheinbar in ihrem individuellen Besitz, tatsächlich aber im Besitz einer KLASSE (von Sklavenbesit- zern: MÄNNER ALS EINE KLASSE be- sitzen "die Produktionsmittel" ihrer Wa- re Arbeitskraft, nämlich die Frauen.) Arbeitskraft ist die einzige Ware im ka- V) Hier ist H. Edwards - wie auch an man- chen anderen Stellen ihrer Analyse - et- was ungenau. Die Kapitalisten "besitzen" wie die Arbeiter ihre eigene individuelle Arbeitskraft, die sie - im Unterschied zu den Arbeitern - einsetzen können, aber nicht müssen. Sie können "erleben nur durch den Ankauf fremder Arbeitskraft. den Unterschied zwischen Unternehmern und Eigentümern gilt es zu ziehen - be- sonders im Hinblick auf das Klassenver- hältni s zwischen Mami und Frau: der Mann ist in der Familie "Eigentümer" seiner eigenen und der Arbeitskraft seiner Frau, "außerhalb der Familie ist er nur Eigen- tümer seiner eigenen Arbeitskraft. 11

warum das System die ledige Frau nicht "als eine wirkliche Frau" betrachtet, son- dern als ein Verlust für sie (die Frau) selbst und für ihre Gesellschaft, was sie unter den jetzigen Verhältnissen auch ist. b) Außerdem wird deutlich, daß die Be- freiung der Frau NIEMALS verwirklicht wird nur durch den Beginn des Sozialis- mus. Wenn nicht Frauen in großer Zahl T, das Problem der patriarchalen Kleinfa- milie in Angriff nehmen und lösen, und eine Alternative dazu finden, werden alle sogenannten sozialistischen Revolutionen in das strikt konventionelle Familiensche- ma zurückfallen. Man befrage die Geschichte der letzten 5o Jahre! Eine zu erwartende Entgegnung auf die These "Frauen produzieren Arbeitskraft" ist: "Mit- telschicht-Frauen tun das nicht" und/oder "die Frauen der Herrschenden produzieren keine Arbeitskraft". Ich stimme überein mit R.Dunbar, die sagt, daß die Begriffe "Mittel- klasse-Frauen" und "herrschende-Klasse-Frau- en" unmöglich sind. Es ist doch vielmehr so: es gibt Frauen, die in der Mittelschicht-Um- gebung "ihrer"Männer leben, in der Umge- bung der herrschenden Klasse, der "ihre" Männer angehören. Ich übergehe die "Mittel- schicht"-Situation, denn die Mittelschicht ge- hört zu den Erscheinungen, die historisch gesehen - ausstirbt: die meisten Mittelschicht- Männer sind - nach Marx' scher Definition - als hochbezahlte Diener großer Korporationen oder der Regierung in' die westliche Arbeiter- Aristokratie integriert. Während Frauen> die in der Umgebung der herrschenden Klasse leben, ERBEN PRODUZIEREN - nicht Ar- beitskräfte - und sie sind verantwortlich da- für, sie so zu erziehen, daß sie in die herrschende Klasse passen. Das ist es, was sie TUN müssen, das ist es, was sie IMMER GETAN HABEN, und zwar lange be- vor "die Geschichte als eine Geschichte der Klassenkämpfe" begann. Frauen, die der herrschenden Klasse angehören, sind die e1rIgr22. Frauen, deren Geschichte aufgezeich- net wurde (von Männern). Ihre Sklaverei war offensichtlich, buchstäblich und ohne Frage von Anfang an vorhanden. Bebel bezeichnete sie als die erste Sklaverei in der mensch- lichen Geschichte. So ist nicht zu erwarten, daß - da die männliche herrschende Klasse ihre eigenen Frauen versklavte - jene Frauen der produzierenden Klassen oder Zwischen- klassen (vor dem Kapitalismus) frei gewesen __ wären. Aber wenn nicht, in welcher Lage befanden sie sich? Marx hat darauf hingewiesen, wie der Lohn die Ausbeutung der Arbeiterklasse (männlich )durch die herrschende Klasse verschleiert. Eine ähnliche Analyse wurde nun in Angriff genommen, die aufzeigt, wie die Institution Familie - unterstützt und verstärkt durch das verinnerlichte tiefein- gravierte weibliche Stereotyp (Leitbild) - die Ausbeutung der Frauen durch die Männer, ihre Eigentümer, verschleiert. Die Geschichtsschreibung ist im großen und ganzen von Männern geschrieben, die nicht einmal im Traume daran dachten, die Aktivitäten der Frauen, ihren "intellek- tuellen Heldenmut", aufzuzeichnen, sondern als irrelevant betrachteten. Wie wurde die weibliche Sklaverei ver- schleiert, die unverhüllt begann und schließlich als selbstverständlich akzep- tiert wurde? Welche FORMEN hat die Verschleierung angenommen? Wie steht es mit den Frauen der ANDEREN Klassen - außerhalb der herrschenden Klassen - in. ALLEN vorangegangenen Gesellschaftsfor- men? Diese Fragen müssen untersucht werden. Da sexuelle Betätigung eine unerläßliche Voraussetzung für die Produktion von Erben oder Arbeitskräften ist, war es nur "natürlich", daß die Unterwerfung der Frauen - ihre Sklaverei - ihre Hauptauf- gabe in DIESER Form finden mußte. In den feudalen Gesellschaften war die Form der Unterwerfung der Frauen (der herrschenden Klassen) ganz unverhüllte Sklaverei und ganz offensichtlich sexuell: sie waren unter Schloß und Riegel, gezwungen zur Segrega- tion (Absonderung), unter Zwang festge- halten in "Frauengemächern" - und der un- verhohlene Grund dafür war die Produktion von "garantiert 100 % reinen" männlichen Erben. Wie aber ist es mit der Produktion von Arbeitskräften in einer Epoche, wenn ihre "Eigentümer" leibeigene Sklaven waren? Welche Form hatten die Familien der unter- worfenen Klassen? Gab es eine "Sklaven- familie"? Haben nicht die Männer der herrschenden Klasse mit den weiblichen Sklaven kohabitiert um in einer großen Zahl von Fällen die gewünschten Arbeits- kräfte zu produzieren? War das generell so? Gab es, wie in den anachronistischen Verhältnissen des Südens der USA vor dem Bürgerkrieg, eine Gruppe von männlichen 13

Er tut es, in dem er die gesellschaftlichen Produktionsmittel (privat) besitzt und in dem er Arbeitskraft - diese einmalige Ware - kauft und mit jenen Produktionsmitteln zu- sammen mehrwertschaffend einsetzt... Wenn man dies alles betrachtet OHNE ein althergebrachtes Interesse &IM der Fortdauer der weiblichen Sklaverei zu haben, wird deut- lich, daß es IMMER - durchgehend durch. ALLE Klassengesellschaften - einen anta- gonistischen und GRUNDSÄTZLICHEN männlich-weiblichen Klassenlemflikt gegeben hat und noch gibt, der "unter" der Oberfläche und/oder bei den sicht- baren Klassenkonflikten zwischen Männern wirksam wurde...DerPRIMÄRE Konflikt, der zwischen Männern und Frauen, wurde bis jetzt natürlich als nicht-existent oder "irrelevant' behandelt, weil die Geschichts- schreibung der angeblich "menschlichen" (in Wirklichkeit MÄNNLICHEN) Geschichte immer von Männern oder in dem von ihnen akzeptierten männlichen Standpunkt geschrie- ben worden ist. Alles das bedarf - und damit wird gerade begonnen - sorgfältiger Nachforschung. So wie die Schwarzen jetzt damit begonnen haben, alle Theorien, die über sie oder (das braucht man kaum hinzuzufügen) für sie von Weißen geschrieben wurden, zu verwerfen, so müssen jetzt die Frauen offen und mutig alle Theorien von Männern aller Farben über sie und für sie verwer- fen, nachdem sie sie auf ihre Wahrheit hin befragt haben. Ideologie "romantische Liebe". Deshalb stell- te er niemals Untersuchungen darüber an, wie Sexualität benutzt wurde, um die Aus- beutung der Frauen zu verschleiern. Wenn sie nur häusliche persönliche Dienste verrichteten und keine Ware produzierten, wie konnten sie dann "ausgebeutet' sein? Er war ein Gefangener - wie alle Menschen dieser Ära - des ganz traditionellen weib- lichen Leitbildes, das hinter der Maske der "romantischen Liebe" stand. Hinter dieser Maske zeigte sich ein Bild davon "wie Frauen sind", was bequemerweise "bewies", daß es ihre Aufgabe, Funktion, Pflicht und "Rolle des Lebens" war, Kinder zu gebären, um die Existenz der (männlichen) herrschenden Klasse und die Existenz der (männlichen) Arbeiterklasse fortzusetzen (üler ihre Leichen hinweg). Karl Marx sah also nur einen "grundsätzlichen Klassenkonflikt" und das war der zwischen Männern, und Frauen wurden geradezu aus der menschlichen Gattung hinausdefiniert, außer insoweit, als sie manchmal in den männlichen "Klassen- kampf' hineingezogen werden, um die vater- losen Kinder zu ernähren, ihr eigenes herren- loses Selbst, oder um die unzureichenden Löhne der Männer zu erhöhen. Und bei Diskussionen über diese mangelhafte Analyse von Marx war es eine Arbeiterfrau, die fragen konnte: "Aber was ist falsch daran, wenn mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus der menschzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA • lichen Gattung hinausdefiniert wird, wenn es tatsächlich so ist?" als ob nicht in jedem anderen Falle von Entscheidung über den Stellenwert irgendeines Phänomens die Männer auf halbem Wege stehen geblieben wären... Wenn es sich "nur" um Frauen handelt, die aus der Existenz herausdefiniert werden, dann verursacht das kein einziges Wimpernzucken. Es mag nicht ganz die feine Art sein, aber ich kann mich nicht enthalten zu erwähnen, daß Marx alle seine Werke schrieb während er von der unentlohnten Sklaverei von vier weiblichen Sklaven abhing (Ehefrau, Dienst- Mädchen und zwei Töchter). Kein Wunder, daß er das alles als "persönlichen häuslichen Dienst" betrachtete, der keine Produktivität beinhaltet ('Produktivität'nämlich im Sinne von der Herstellung von Gütern). Und obwohl er den Ehemann sogar als "Ka- pitalisten" in der bürgerlichen Familie be- zeichnete, und von der Ehefrau als "Proleta- riat" darin sprach, entging auch Engels dieser Aspekt der Unterwerfung der Frauen. Wie beu- tet der Kapitalist das Proletariat aus? 1 . 0 (Dieser Artikel erschten im Juli 1971 in: NO MORE FUN & GAMES1 The first revo- lution, a journal of female liberation, Cambridge, Mass., 1971) . zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA •••••••••• 0 Billie Jean King, erfolreichste Starathletin des Landes, er- klärte, sie nehme es nicht übel., wenn ihr Leute sagten, sie spie- le Tennis wie ein Mann.Aber sie ist zunehmend verärgert, wenn man sie fragt, wann sie eine Familie und einen Haus- stand gründen wolle. (New York Times, 1971) . 0 . 15

pressemitteilung: in der brd gibt es seit einigen jahren wieder eine frauenbewegung, die aus einer grossen zahl ständig wachsender frauen- gruppen besteht. diesen gruppen ist es in kurzer zeit gelungen, ein bewußtsein über die diskriminierung der frauen in allen gesellschaftlichen bereichen zu schaffen und es frauen zu ermöglichen, aktiv gegen ihre ökonomische, sexuelle und psychische ausbeutung zu kämpfen. dies geschah bisher vor allem im kampf der frauengruppen für die ersatzlose streich- ung des § 218, in der aufdeckung von sexismus (sexismus = jede form der geschlechtsdiskriminierung), in der aufklär- ung über die schädlichkeit aller zur verfügung stehenden verhütungsmittel, in der aufklärung über frauen bisher vorent- haltenen schonenden abtreibungsmethoden (siehe dazu die sachlich falsche broschüre des bundesgesundheitsministeriums "unsere kinder sollen wunschkinder sein", erschienen in ca. 700.000 facher auflage, vergl. dazu "frauenhandbuch nr.1" von brot rosen). dieses kuratorium nimmt keine kenntnis von den aralysen und kämpfen der frauenbewegung. damit ist es selber ausdruck für die aufrechterhaltung der frauendiskriminierung: denn ein einziges mitglied der in allen städten der brd vertretenen autonomen gruppen der frauenbewegung in ein kuratorium einzuladen, das zur hauptsache aus vertretern solcher macht- gruppen besteht, die für die aufrechterhaltung der unterdrückung der frauen verantwortlich sind, ist kein gremium für die abschaffung der unterdrückung der frauen. der zynismus gegenüber frauen drückt sich ausserdem noch in der summe der für dieses jahr zur verfügung stehenden gelder aus, so hat z.b. die UNO für das jahr der frau 40Q000 dollar zur verfügung gestellt, dagegen für das jahr der menschenrechte 2 millionen dollar (s .offenen brief an den generalsekretär der UN, verabschiedet auf dem int.frauen- kongress in frankfurt am 17.11.74). die bundesregierung hat isher für die autonomen frauengruppen gar nichts, für den dt.frauenrat nach informationen 3 millionen dm ausgegeben ', während allein der zuschuß der regierung für die stadien- ausbauten der fußballweltmeisterschaft ca. 250 mill. dm betrug. dieses kuratorium, das angeblich beiträge zur verbesserung der lage der frauen leisten will, muß als farce zurückge- wiesen werden. so ist z.b. der präsident der bundesvereinigung der dt.arbeitgeberverbände, h.m. schleyer, in das kuratorium eingeladen worden, der u, a. verantwortlich ist für die beibehaltung der leichtlohngruppen. einen wesentlichen beitrag zur aufrechterhaltung der allgemeinen diskriminierung der frauen leisten auch die massen- medien, deren repräsentanten in diesem kuratorium vertreten sind (ard: h. bausch, zdf: k.holzamer, zeitungsverleger: j. binkowski, zeitschriftenverleger: a. strothe). so bedeutete z.b. die absetzung eines panoramabeitrags, der für die frauen eine lebenswichtige aufklärung üler eine schonende abtreibungsmethode enthielt, einen politisch aktiven akt der entmündigung von frauen. die ld.rehen, von altersher ein erbfeind der frauen, im kuratorium vertreten durch j.döpfner und h. class, provozieren durch ihre haltung zur abtreibungsfrage, daß weiterhin frauen durch die Illegalität bei der abtreibung krank, sexuell miß- braucht, verstümmelt werden und sterben. es ist klar, daß dieses kuratorium keine gemeinsamen interessen hat und daher auch keine gemeinsamen veranstaltungen planen und durchführen kann. im anhang fügen wir einen katalog von projekten der frauenbewegung für das nächste jahr bei, deren finanzierung bean- tragt wird. brot rosen : projekte zum jahr der frau: 1. antrag auf finanzierung eines kultur-kongresses der autonomen frauengruppen. es sind vorgesehen: - eine ausstellung "frauen in der kunst", siehe anlage 1 - ein film- und videofestival, siehe anlage 2 - eine ikonografie der frauen, siehe anlage 3 - sammlung und unterstützung bisher noch vereinzelter arbeitsgruppen zu problemen der kulturellen unterdrückung der frauen, sowie zu alternativen ansätzen einer autonomen weiblichen kultur. in diesem zusammenhang wären beispielsweise folgende projekte in angriff zu nehmen: frauen in sprache und literatur, der musik und in den massenmedien. detaillierte anlagen werden nachgereicht. 2. ein wesentlicher teil der arbeit der berliner frauengruppe brot rosen wie auch anderer frauengruppen besteht in der Propagierung des gedankens der verantwortung der gesamten gesellschaft für die reproduktion ihrer natürlichen grund- lagen, d.h. der kinder. in diesem zusammenhang ist es dringend notwendig, einige fragen der theoretischen und empiri- schen klärung zuzuführen: es sind die volkswirtschaftlichen kosten der bisherigen familialen verantwortung für die versorgung und erziehung der kinder zu ermitteln, sowie die, die volkswirtschaft wahrscheinlich wesentlich geringerbelastenden kosten einer von der gesellschaft voll finanziell getragenen kinderversorgung- und erziehung. ebenso müssen die folgeprobleme einer vollen vergesellschaftung der kindererziehung, wie z.b. freisetzung von haus- frauen für berufstätigkeit, wirkeng auf die familienstruktur, ideologiebildung u. ä. untersucht werden. ein derartiges forschungsprojekt, dessen thematik mit den autonomen frauengruppen zu diskutieren und festzulegen ist, müsste finanziell grosszügig gefördert werden, um die wissenschaftlichen grundlagen einer theorie der befreiung der frauen zu erarbeiten. 3. finanzierung eines tribunals und einer dokumentation über die verbrechen an frauen, das durchgeführt werden soll von der LIGA FÜR FRAUENRECHTE. (aus dem inhalt: unterschiedliche rechtslage von männern und frauen, §1356 BGB, härtere verurteilung von frauen bei gleichen straftaten, sexuelle gewalttätigkeiten an weiblichen gefangenen, schädigungen von frauen durch unzureichende verhütungsmittel, unzureichende medizinische versorgung, schlecht durchgeführten abtreibungen, dokumentationen über Vergewaltigungen, prostitution, pornografie, öffentlich geduldete demütigungen und diskriminierungen von frauen, physische und psychische schäden durch schlechte arbeitsbedingungen u.a.m.) helke sande r, kuratoriumsmitglied x) nach unseren informationen hat die bundesregierung 3 mill. ausgeschüttet für das frauenreferat beim bundesministe- rium für jugend, familie u.gesundheit (das für die programmgestaltung des intern.jahres für die frau zuständig ist) einschliesslich dem inzwischen eingerichteten kuratorium u n d einem kleinen jährlichen zuschuss an den deut- schen frauenrat (dachorganisation der 6 mill, organisierten frauen, siehe nr.4/74 FRAUENFORUM). - die redaktion. 17

FRAUENFORUM MÜNCHEN e.V. 8 München 70, Christrosenweg 5 den 21. Juli 1974 An das Präsidium des Bayerischen Landesfrauenausschusses 8 München 40 Winzererstr. 9 Betr.: Aufnahmeersuchen des Frauenforum Mtinchen in den Bayer. Landesfrauenausschuß Sehr geehrte Frau Geisendörfer! In Beantwortung Ihres Schreibens vom 16. Juli 1974 teilen wir Ihnen mit, daß die geringfügige Satzungsänderung (nämlich das Wort München als Name im Titel unseres Vereins fallen zu las- sen - siehe Protokoll vom 10. Dez. 1973, Tagesordnungspunkt IV), die auf unserer letzten Voll- versammlung einstimmig beschlossen wurde, erst nach der Wahl eines neuen Vorstandes nach der nächsten Vollversammlung (im Dezember 1974) zur Eintragung in das Vereinsregister kom- men wird. Die Kosten für die Eintragung sowie die Bemühung des Notars wollen wir nur einmal vornehmen und da es sich ja hier lediglich um einen formalen Akt handelt, • der die Arbeit im- seres Vereins nicht berührt, finden wir auch keinen Grund darin, die Aufnahme des FF in den Landesfrauenausschuß weiterhin zu verzögern. Ziel und Zweck des Vereins hat sich nicht geändert - weder in der Satzung noch in der Realität. Unsere überregionale Arbeitsweise liegt seit der Gründung vor. Je mehr Mitglieder in der BRD zu uns stießen, umso mehr wurde es für die Öffentlichkeit bekannt. Inzwischen verschicken wir 880 Zeitungen jeder Nummer des FRAUENFORUM nach außerhalb und die verschiedenen Orts- gruppen arbeiten kontinuierlicher und systematisch. Eine Verzögerung der Entscheidung Ihrerseits - denn das Wort München hatte nie einen örtlichen Politischen Sinn, sondern manifestierte lediglich die Gründung unserer Organisation in dieser Stadt - von der Eintragung dieser geringfügigen Namensänderung abhängig machen zu wollen, halten wir für Verschleppungstaktik. Wir haben uns überhaupt gewundert, daß wir auf unser letztes Schreiben erst nach bald 4 Monaten eine Antwort erhielten. Mit freundlichen Grüßen FRAUENFORUM MÜNCHEN e.V gez. Hannelore Mabry, Susanne Geyer BAYE RISC HE R LANDESFRAUENAUSSCHUSS 8 München 40,den 6. August 1974 -Präsidium - An das Frauenforum München e.V. 8000 München 70 Christrosenweg 5 Bayerischer Landesfrauenausschuß (BayLFA); hier: Aufnahmeersuchen vom 27 . 6 .1973 Sehr geehrte Frau Mabry! Die Vollversammlung des Bayerischen Landesfrauenausschusses hat in ihrer Sitzung am 21.5.74 in Nürnberg beschlossen, über den Aufnahmeantrag des Frauenforums erst nach Eintragung der geänderten Satzung in das Registergericht endgültig zu entscheiden. Nach Eingang Ihres Schreibens vom 21. Juli 1974 wird Ihr Antrag nochmals dem Geschäftsord- nungsausschuß und dann der Vollversammlung zugeleitet. Sie werden gebeten, sich bis dahin zu gedulden und dem Bayerischen Landesfrauenausschuß evtl. einige verschiedene Exemplare Ihrer Zeitung "Frauenforum" zu übersenden. Mit freundlichen Grüßen gez. Ursula Wolfring, Vizepräsidentin Fern . nisten DRAUSSEN VOR DER TÜR 19

zutragen, wobei ein bürokratischer Akt (unzäh- lige Unterlagen) von unserem Verein zu er- bringen ist, den unsere fast ausschließlich berufstätigen Frauen und Merlasteten Mütter beim besten Willen nicht auch noch leisten kön- nen - ganz abgesehen von der vorgeschriebe- nen, aber bis heute fehlenden 50 % Eigen- bzw. Fremdbeteiligung durch andere Institu- tionen an den Gesamtkosten des Seminars!? Obwohl das FRAUENFORUM e .V . zur Zeit die größte Emanzipationsgruppe der BRD ist - ca. 270 Mitglieder, davon ca. 40 % außerhalb Bayerns -, reicht unsere Mitgliederzahl nicht annähernd hin, um regelmäßig eine Zeitung zu erstellen, Büroräume und Büropersonal sowie Fachkräfte zur politischen Bildung bezahlen zu können. Seit Jahren sind wir immer wieder auf der Suche nach einem geeigneten Raum für un- sere wöchentlichen Treffs, da die Gastwirt- schaften wegen der zu mageren Zeche uns im- mer wieder vor die Tür setzen. Es ist ein Teu- felskreis, den Armut und Überarbeitung den Frauen flicht. Die ihn erkannt haben und die gegen das Patriarchat (laufende Diskrimi- nierung und Ausbeutung der Frau) den Kampf aufgenommen haben, sie sind noch zu wenige. Sie werden außerdem durch "Patriarchalin- nen" und ein Heer von total im Patriarchat (ideologisch und ökonomisch) integrierten Frauen - selbst innerhalb der Bewegung! - geschwächt und teils auch direkt bekämpft. Die Mehrheit der Frauen wurde psychisch und physisch durch ihre Sozialisation innerhalb patriarchalischer Institutionen verstümmelt, gebrochen. Viele kommen nie zum Nachden- ken, sie wissen nicht, was sie tun: daß sie nämlich ihr eigenes Ende beschleuni- gen! Einmal wieder die BILDzeitung gelesen und die pausenlose Berieselung durch die pat- riarchalische Kultur (Film, Fernsehen, Li- teratur etc.) registriert, dann weiß man/frau allerdings wieder, warum wir noch so wenigp sind. *aeine Ausstellung „LA DONNA' in Italien Nicht nur im Inland sondern auch mit ihrer Kul- turpolitik im Ausland beweist die Bundesregie- rung und das Goethe-Institut,daß Feministen nicht gefragt und nicht "vorgezeigt" werden sollen. Da plant "man" eine Buchausstellung anläßlich des Internationalen Jahres der Frau in Italien, aber die personelle Betreuung und Repräsenta- tion dieser Ausstellung (Seminare, Podiumsdis- kussionen etc.) besorgen keineswegs Frauen der neuen Frauenbewegung - da liegen nur ihre Bücher und Zeitschriften vor - sondern Frauen und Männer, die entweder das Patriaracht selbst darstellen oder ihm Hilfsdienste leisten. Nicht mit Autorinnen der Bewegung können die Italienerinnen und Italiener diskutieren, sondern mit: Herbert Christ, FDP-Bundestagsabgeordneter Dieter Lattmann, SPD-Bundestagsabg. Prof. Horst E. Richter, Psychoanalyse Dr. Wolfgang Scheuble, CDU-Bundestagsabg. Prof..Helge Pross, Soziologie Dr. Anke Riedel-Martiny, SPD-Bundestagsabg. Ursula Schleicher, CSU-Bundestagsabgeordnete Dr.Ingrid Langer- El Sayed, Soziologie. Die Ausstellung und der Katalog der 620 Bü- cher und Zeitschriften wurde zusammengestellt von der Ausstellungs- und Messe-GmbH des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Frankfurt/Main. Der Botschafter der BRD in Rom, Prof. Dr. Hermann Meyer-Lindenberg, schreibt in seinem Vorwort: daß die Ausstellung deutscher Bücher zum Thema DIE FRAU "Anlaß für die Goethe-Institute in Rom und Neapel (war), deutsche und italienische Wissenschaft- ler einzuladen, um in gemeinsamer Diskussion diesen soziologischen Fragenkomplex zu erör- tern" ( LA DONNA, Una Mostra del libro della Repubblica Federale di Germania, S.XII). Für Frauen handelt es sich NICHT um einen soziologischen Fragenkomplex SONDERN um die soziale Frage 411111111, des Jahrhunderts ! 21

Die Massenmedien und der Feminismus Seit 1974 taucht auch in der BRD das Wort F e - mini s m u s in der Presse, im Radio und Fern- sehen mehr und mehr auf - ohne allerdings der Öffentlichkeit durch "Fachleute" (hier Femini- sten und Sozio-Linguistiker/Sprachforscher) vor- gestellt und erklärt worden zu sein. Die Inter- pretation ist dem Zufall ülerlassen und da"man" allenthalben höchstens üb e r sie, aber äußerst selten Feministen s e ib s t zu Worte kommen läßt, hat der Begriff bei Journalisten inzwischen eine von ein- bis zweideutige schillernde Bedeu- tung erfahren! Die Spitze leistete sich unseres Erachtens der SPIEGEL mit der Titelgeschichte "Frauenbefrei- ung durch lesbische Liebe?" (Nr.36, 2.Sept.74), in dem er Feminismus mit Lesbentum synonym gebrauchte (gleichsetzte). Man/frau muß sich einmal als Parallelfall den Titel "Sind die Brü- der Jesu (Jesuiten) latente oder manifeste Schwule?" vorstellen, um die politischen Inter- essen und Motive, die hinter solcher Meinungs- mache stehen, herauszufinden! Ganz auf diesem Niveau Journalismus liegt auch die Unterschla- gung unserer Richtigstellung: der Nichtabdruck unseres Leserbriefes vom 9.Sept.1974. Da wir uns der Öffentlichkeit seit langem in Wort und Schrift als "Vereinigung der Feministen"vor- gestellt haben und unser Publikationsorgan FRAUENFORUM den Untertitel "Stimme der Feministen" trägt, kann sich jeder ein Urteil bilden immer diese Form der Berichterstattung bzw. Informationsunterschlagung ! Pressekonferenz FrauenForum in München Um die gesamte Problematik mit den Massen- medien einmal direkt zu besprechen, verschick- ten wir am 5.01d.1974 ca. 25 Einladungen an Münchner Redaktionen ( darunter: Spiegel, Zeit, Süddeutsche Zeitung, Abendzeitung, TZ, Mün- chner Merkur, Bayerischer Rundfunk u. Bayer. Fernsehen) und an einige freie Journalisten. Lediglich d r e i freie Journalisten folgten der Einladung: 2 Amerikaner (Sender Freies Euro- pa) und eine Deutsche (sie schreibt für den "Ta- gesspiegel, Frankfurter Rundschau u.a.)... Wie "frau" sieht, ist eine direkte Information von der Quelle nur bei einzelnen - dem Femi- FRAUENFORUM MÜNCHEN e.V. 1. Vorsitzende Hannelore Mabry 8 München 70 Christrosenweg 5 Tel.: 0811 - 74 91 87 An den "Spiegel" 2 Hambur Brandswiete 19 München, den 9.Sept.1974 Betr.: Titelgeschichte "Frauenbefreiung durch lesbische Liebe?" in der Nr.36, v.2.Sept.1974 So erfreulich und positiv sich die Berichterstattung über lesbi- sche Liebe im "Spiegel" von den vorurteilsbestätigenden und volksverhetzenden Kommentaren des Itzehoer Mordprozesses in "Bild","AZ"," Zeit" etc. abhebt, so falsch, bedauerlich und die Leser irreführend ist die in diesem Artikel vorgenommene Gleich- setzung von Feminismus="Bewegungslesben"bzw.Lesbenturn!Das Frauenforum e.V.als die größte feministische Organisation der Blei und Herausgeberin der Zeitschrift FRAUENFORUM-STIMME DER FEMINISTEN fände es deshalb mehr als an der Zeit, daß der "SPiegel"überdiepolitische Theorie, diegesel 1- s ehaftspolitischen Ziele des Feminismus aufklärend informieren würde. Durch seine Gleichsetzung Femi- nismus--Bisexualität oder Lesbentum verfällt er in die alte Pa- triarchenstrategie:eine Solidarisierung der breiten Masseder Frau- en mit den politischen Zielen der demokratischen Frauenbewegung nur bewährten"Mitteln zu verhindern. Progressivität entpuppt sich am Ende als äußerst reaktionär - es kommt eben auf den Stand- om an! FRAUENFORUM e.V. Hannelore Mabry,l.Vors. FRAUENFORUM MÜNCHEN e.V. 1. Vorsitzende Hannelore Mabry 8 München 70 Christrosenweg 5 Tel.: 0811 - 74 91 87 An die Redaktion des/der München, den 5 . Oktober 74 Sehr geehrte Damen und Herren, das FRAUENFORUM e.V. lädt Montag, den 14.Oktober um 11 Uhr zu einer Pressekonferenz in den Konferenzraum im "Europäischen Hof', Bayerstr.31, ein. Wir würden gern die Thematik'Die neue Frauenbewegung und die Berichterstattung in den Massenmedien"mit Ihnen in einem offenen Gespräch behandeln. Besonders die folgenden Punkte erscheinen uns wichtig: - die Berichterstattung iffier den Itzehoer Mordprozeß, speziell die Gleichsetzung Feminismus=Lesbentum im"Spiegel"Nr.36 vom 2.Sept.1974 die neuerliche Ablehnung der Anerkennung der Gemeinnützig- keit des Frauenforum durch die bayerischen Finanzbehörden die Ablehnung bzw.Verschleppung des Aufnahmeantrages des Frauenforum vom 24.Juni 1973 in den Bayerischen Landes- frauenausschuß die Neugründung von Frauenforen in der BRD(Bonn, Ingolstadt, Wuppertal)und gemeinsame Straßenaktionen mit dem FRAUEN- FORUM-STIMME DER FEMINISTEN im Oktober. erstes Bundestreffen der Frauenforen In Bonn vom 15.-17.No- vember 1974 in Bonn. - - - Über Ihr Erscheinen freuen wir uns und sind mit freundlichen Grüssen das FRAUENFORUM der Vorstand gez. Hannelore Mabry 23

sie wenig bei. Aggressiv und polemisch hingegen ihre Ge- schlechtsgenossin Hannelore Mabry, Gründerin und Vor- sitzende des "Deutschen Frau- enforums", Feministin rein- sten Wassers..." Nun, eines könnten wir von der Essener Gruppe lernen: Männliche Feministen nehmen wir zwar auch in unsere Or- ganisation auf und die Eman- zipation beider Geschlechter liegt uns ebenfalls am Herzen - aber mit Freibier haben wir in München noch nicht aufwarten können... Vielleicht entdecken die bay- rischen Brauereien auch noch eine Sympathie für die Emanzipation und setzen uns nicht - wie die patriarcha- lischen Pächter - immer wieder vor die Tür, weil un- BaSEtikIRCHENeR RUNDSCHAU 1 18. Nov.en* Autorin Hannelore Mabry auf der „Emanzipationsfete": Nur eine Frauenpartei wird mit Diskriminierung der Frau Schluß machen Gelsenkirchen. „Die Männer lieben nur sich selbst. Die Frau erfährt täglich die Abhängigkeit vom Patriarchat in der Familie, im Beruf, in der Politik. Nur eine Frauenpartei wird eines Tages. in der Lage sein, die Diskriminierung der Frau in Politik und Gesellschaft zu beseitigen." Hannelore Mabry, Gründe- rin und Vorsitzende des Deutschen Frauenforums, will sich, wie 'sie am Freitagabend bei einer Podiumsdiskus- sion des Arbeitskreises „Emanzipation der Geschlechter" sagte, stark machen für die Gründung dieser Frauenpartei. mehr Unkraut im Bundestag!" Ihre oft so absolut, extrem vorgetragenen The- sen wie „Erst müssen die Frauen eman- zipiert werden, dann die Männer" blie- ben in der Diskussion mit Eheberatern, Psychotherapeuten und der bundesdeut- schen „Sex-Mutter" Beatlie Uhse alias Beathe Rotermund nicht unwiderspro- chen. Selbst die Verlegerin aus zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA dem kühlen Norden war der Meinung: „Eine Emanzipation der Frau, die dem Mann voranläuft, kann oder wird zu neuen Zwängen, letztlich wieder zu einer Form des Patriarchats führen. Aufsehen erregte sie wie Esther Vilar („Alle Frauen sind doch mehr oder we- niger nur Prostituierte.") durch ein. Buch: „Unkraut ins Parlament." Hanne- lore Mabry zur Erläuterung ihres Buch- titels: „Die wenigen Frauen wie Anne- marie Renger wirken wie eine Blume im Parlament. Aber sie sind doch nur Fei- genblätter, Unkraut! Wir brauchen Sie sprach sich wie die große Mehr- heit an diesem Abend für eine gleich- zeitige Emanzipation von Frau und Mann aus. Partnerschaftliches Verhal- ten wurde gewünscht. Doch in der Defi- nition, was Partnerschaft ist, taten sich die Diskussionsrunde und auch das Auditorium von rund 200 jungen Frauen und Männern recht schwer. sere Zeche zu gering ist?? Toleranz und Eifersucht Unkraut ins Pattarnent *113.- sachen, warum die Eifersucht Partner- schaft in der Familie, im Freundeskreis oder im Bekanntenkreis verdrängt. Nur Hannelore Mabry war klar in ih- rer Aussage: „Partnerschaft ist letztlich doch nur Schein-Partnerschaft, in der die Frauen wieder unterdrückt werden." Klaus-Peter Breuer, Psychotherapeut, war der einzige am Podium, der prag- matisch die Dinge aufzeigte: Er fragte konkret: „Was ist, wenn ich bei so vie- len hübschen Frauen an diesem Abend in Gelsenkirchen Partnerschaft pflege und morgen früh meiner Frau erzähle, zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA ich habe nach der Podiumsdiskussion mich partnerschaftlich nett noch über diese und jene Probleme unterhalten? Wird meine Frau diese Partnerschaft tolerieren? Was ist wenn sie brummt, nichts von Partnerschaft hält?" Breuer drängte auf eine Untersuchung der Ur- Es wurden auch zahlreiche Definitio- nen gegeben, wie „Eifersucht liegt in einem Besitzanspruch, in der Angst, den Partner, die Partnerschaft zu verlieren." Es gab auch die Aussage, daß es leich- ter sei, Frauen zu emanzipieren als Männer. Die Diskussionsrunde theoreti- sierte viel und war erschrocken, als ein älterer Mann satge: „Alles dummes Zeug. Die Emanzipation oder was das auch immer ist, belastet mich doch nur. Meine Frau will immer mehr von mir, und ich will doch nur meine Ruhe ha- ben!» die über die Emanzipation von Frau und Mann diskut!eren, sah man im Freizeithaus in gemischter „Sitz- im Kreis jene., ordnung" rund 200 Teilnehmer. Bei der Emanzipationsfete gab es Freibier und zwischen und nach den Diskussionen flotte (WR-Bild) . Alt Realklänge. 25

1 rem Modell bedeutet lediglich klare und über- schaubare Verteilung der Verantwortung nach innen und außen. Eine gewisse Hierarchie er- gibt sich allein aus dem unterschiedlichen Ar- beitsaufwand, den die Einzelnen für die Bewe- gung erbringen wollen und können! Als Organi- sationsmodell streben wir eine Rätedemokratie an, die sich durch jederzeit abwählbare - an die Basis gebundene Führungskräfte (impera- tives Mandat) auszeichnet. München hat sich deshalb auch von einer Kom- mission, die aus strukturierten wie unstruktu. - riertEnGruppen zusammengesetzt sein soll, nicht viel versprechen können und seine Mitarbeit in diesem Gremium von der Diskussion und dem. Abstimmungsergebnis bei der Jahresvollver- sammlung des FF im Dezember in München ab- hängig gemacht. Diese hat am 9. Dezember 74 mit einer Stimmenthaltung einstimmig beschlos- sen, keine Delegierte des FF e.V. zu den Sit- zungen der Kommission zu schicken, aber den Kontakt zu den Gruppen weiterhin zu pflegen. Zum Beispiel bei ad-hoc (eigens zu einem Zweck) -Aktionen, konkreten Anlässen etc. in jeder Weise zusammenzuarbeiten, jedoch den bundes- weiten Zusammenschluß mit anderen Gruppen erst dann wieder forciert zu betreiben, wenn der politische Bewußtseinsprozeß s o weit fortgeschritten ist, daß eine sinnvolle Zusam- menarbeit auch gewährleistet ist. Die Voraus- setzung dafür ist nach unserer Meinung zum einen die Existenz einer Gruppe, d.h. mindes- tens 5 beitragzahlende aktive Mitglieder und zum anderen je nach Größe - also möglichst mehrere - gewählte Führungskräfte bzw. legi- timierte Gruppenvertreterinnen. Bei einem Bundestreffen würde sich dann der Abstimmute- undDelegiertenschlüssel nach Mitglieder- stärke der Ortsgruppen anbieten 1. Hinzukommt, daß das Frauenforum mit der Herstellung und dem Vertrieb unserer Zeitung, den Straßenaktionen und dem weiteren Aufbau unserer Organisation auf Bundesebene voll aus- gelastet ist und daß wir - gerade nach den Er- fahrungen des Bundestreffens in Bonn - unsere wichtigste Aufgabe und Leistung in der politi- schen Aufklärung und feministischen Agitation durch unsere Zeitung sehen. Daß in den meisten Frauengruppen gerade diese Arbeit vernachläs- sigt, die Geschichte der ersten Frauenbeweggig 1) Gruppen von 268 Mitgliedern mit Gruppen von 10 Mitgliedern mit je einer Stimme zu be- denken, wie das die Bonner z. B. vorgeschla- gen haben, hat nach unserer Meinung mit De- mokratie herzlich wenig zu tun. und ihr Scheitern, sowie die Praxis der Män- nerparteien und die Frauenfeindlichkeit unter- einander viel zu wenig reflektiert und auf- gearbeitet wird, da s mußten wir wieder mit Be trübnis feststellen. Nicht um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, bringen wir jetzt eine Kritik an einer Person, genauer einem Schreiben, das Gesine Strem- pel (Brot Rosen) Lorley nach dem Bundes- treffen für unsere Zeitung als Leserbrief über- gab. Hier wird - wie auch in Bonn immer wie- der - der Buhmann/die Buhfrau in unserer angeblich autoritären Führungsstruldur , in der Person von Lorley, ausgemacht. Wir bringen die zur Veröffentlichung angegebenen Passagen aus diesem Brief und unsere Stel- lungnahme dazu n i c h t um Gesine als Person zu verletzen, sondern als Fallstudie einer typischen Haltung innerhalb der neuen Frauenbewegung, die uns ernstlich Sorge macht! Wir sehen in diesen Praktiken - politische Fragen zu personalisieren - die "Gefahr", die "Macht",in den eigenen Reihen anstatt im Patriarchat zu sehen und zu bekämpfen - ohne Kenntnis und Mitarbeit in unserer Gruppe Urteile und Unterstellungen über sie zu verbreiten etc. keine Anerkennung der Frau durch die Frau, gar keine neuen - oder gar feministischen! - Verhaltensformen... Aber urteilt selbst, ob wir zusammenfinden können, wenn wir uns s o ausdrücken, s o urteilen über Frauen der Bewegung, die ihre Arbeitskraft voll für den Kampf gegen die In - hal t e patriarchalischer Theorie und Praxis einsetzen: tt ... es ist mir nicht möglich Frauenbefreiung mit Führungskräften zu machen. Das ist so, als ob Du Frauen erst mal ankratzt, wie Du Dich gern ausdrückst, um sie dann wie Schäf- chen weiter zu leiten, jede mit den Fähigkei- ten, die sie im Patriarchat erlernen mußte. Es ist auch sinnlos, Struktur ohne Inhalte zu diskutieren, Inhalte gibt es zwar gerade vom Frauenforum nicht zu knapp (Satzung; Entschei- dung: nicht Feministinnen, sondern Feministen zu sagen; Grundsatzpapier der Bonner Frauen vom Frauenforum), es bleibt aber der Initiati - ve der einzelnen belassen, sich dazu zu äus- sern, die Meinung wird dann im Leserbrief abgedruckt "An alle für alle", aber nicht dis- kutiert.Verena Mützenbergs Einschätzung der neuen Frauenbewegung steht im krassen Ge- gensatz zu Eurer Satzung, der Brief wird ab- gedruckt, eine Auseinandersetzung findet je- doch nicht statt. Verena Mützenberg schreibt 27

111111112111U1AKILE1111 Phyllis Chesler: FRAUEN, DAS VERRÜCKTE GESCHLECHT ? Mit einem Vorwort v.Alice Schwarzer, Rowohlt Verlag Hamburg1974 DM 28.- Daß Frauen der Geruch anhaftet, launisch und und =berechenbar zu reagieren, ist längst be- kamt; auch daß"man" sie unnatürlich, hysterisch oder gar verrückt schilt, ist nichts Neues.Wo- her das aber alles kommt, d.h. welche Ursa- chen diesaiVorwürfen zugrunde liegen, das er- klärt einleuchtend und zugleich exakt an Hand von Beispielen und Tatsachen, das neue Buch von Phyllis Chesler, das 1972 in New-York er- schien und nun mit einem Vorwort von Alice Schwarzer versehen, in deutscher Sprache vor- liegt. "Was kränkt, macht krank", sagt ein Sprich- wort zurecht, denn die Ursache psychischer Er- krankungen ist in der ständigen Tortur fortwäh- render Kränkungen zu suchen, denen viele weib- liche Patientinnen zuvor ausgesetzt waren. Wie in eine fremde, feindliche und völlig unverständ- liche Welt verschlagen worden zu sein, mußten sie sich als Frauen vorkommen, Opfer der sie umgebenden Gesellschaft. Sie schafften es nicht, ihre Rolle der Anpassung und Unterord- nung unter den Autoritätsanspruch des Mannes zu verkraften und reagierten mit Depressionen, Neurosen und Psychosen gegenüber den Forde- rungen ihrer Umwelt. Die Phalanx der männlichen Psychiater und das ihnen willfährig dienende weibliche Pflegeper- sonal bemüht sich nun in der Richtung, - wie Phyllis Chesler nachweist, - ihre Patientinnen doch noch den herrschenden Ansichten und Ge- pflogenheiten einzupassen, was denn auch öfter von den kranken Frauen scheinbar akzeptiert wird, nur um aus einer miesen Anstaltsatxnos- Phäre herauszukommen.Oft wird ihnen sogar empfohlen, sich einen Mann zuzulegen, um über den Weg eines heterosexuellen Geschlechtsle- bens wieder "normal" zu werden, fürwahr ein düsteres Bild! Niemand erkennt den wahren Grund ihrer Erkrankung, oder will ihn erken- nen, und daß ihre innere, oft unbewußte Auf- lehnung, ihre Unangepaßtheit, das unabdingbare Recht eines freien Menschen sein müßte. Wem fallen da nicht beim Lesen die bekannten Beispiele ruinierterprominenter Frauen ein, Opfer einer patriarchalischen Gesellschaft, aber auch die Dunkelziffer dürfte riesengroß sein. Joan Kennedy, die unglückliche Ehe- frau Ted Kennedys, die nur bei Wahlen nicht im Abseits steht, und die wegen ständiger Seitensprünge ihres Mannes in einer Nerven- heilanstalt Dauergast ist. Marylin Monroe, das bildschöne Geschöpf sanierte Holywood, hatte von früher Jugend an unter Gewalttaten und Haß zu leiden und endete, Arthur Miller trug dazu bei, im Selbstmord. Tina, von Ehe- mann Onassis mißhandelt, in dritter Ehe un- glücklich mit seinem Konkurrenten Niarchos verheiratet, suchte Trost im Alkohol und ver- giftete sich, - oder wurde vergiftet, - um ihrer unerträglichen Einsamkeit zu entfliehen. Diese Beispiele mögen für viele stehen, die den Inhalt des vorliegenden Buches noch er- härten. Im Ganzen: Ein erhellendes Werk, das weib- lichen und auch männlichen Lesern sehr zu empfehlen ist - ganz besonders aber denen " vom Fach " zur besseren Einsicht Elsie Gotsmann ( Dieses Buch ist inzwischen beim Verlag Neue Presse für DM 10. -- in verschiedenen Links- buchhandlungen erhältlich.) Lore Breuer: FRAUENHANDBUCH, Frauen- Verlag, Koblenz 1974,DM lo, 90 Obwohl Name und roter Einband dem "Brot Rosen"- Handbuch Nr. 1 Konkurrenz macht, kann dies vom Inhalt nicht gesagt werden. Die Herausgeber des Handbuchs schreiben, daß sie bei der Planung davon ausgegangen sind, "daß Frauen zunächst einmal wissen müssen, welche gesetzlichen und beruflichen Möglichkeiten , welche Angebote und Insti- tutionen ihnen offenstehen. Ob und wie sie sie nutzen, liegt bei ihnen."(S.3) Hier wird von einem idealistisch-bürgerlichen und po- sitivistisch-pluralistischen Vorverständnis ausgegangen, das mit feministischer Aufklä- rung und Wecken eines politischen Bewußt- seins - wie bei "Brot Rosen"—kaum etwas zu tun hat. Denn ob die Frauen z.B. die ihnen bis zu einem gewissen Alter (!)fo r m a l gcbo- tenen Umschulungs - und Weiterbildungsmög- lichkeiten nutzen können, hängt nicht nur von ihrer Kenntnis darüber, sondern ebenso vom 29

lichen Gonaden auftritt."(S. 149) Nur in Nebensätzen wird hin und wieder klar, daß eine geschlechtsneutrale Aggres- sionsforschung an dem Hauptproblem vorbei- schießt:"1968 hatten sie 1 bei ihren Unter- suchungen über die Beziehung zwischen Af- fektverhalten und Endokrinium eine bemer- kenswerte spezifische Beziehung zwischen Hypophysenvorderlappen - H o den -S y s t e m (Hervorh . -11.M. )und charakteristischen, emo- tionalen Verhaltensmustern (Feindseligkeit, Haß, Aggressivität)nachweisen können." (S. 150) Hier wird deutlich, daß das Hauptproblem in der Aggressivität des Mannes und nicht der Frau auszumachen ist. Das wird auch durch die Kriminalstatistiken immer wieder bestätigt. "Der Freiburger Professor Kai- ser berichtete, daß in den letzten Jahren im Bundesgebiet täglich nahezu 10 Erpressun- gen der Polizei zur Kenntnis gelangt seien, von knapp 3000 Fällen im Jahr jedoch nur ein Zehntel vor Gericht verurteilt werden konnten. Täter waren überwiegend Männer, speziell bei gewalttätiger Erpressung. Der Anteil der Frauen liege zwischen 9 und 13 % unter dem Durchschnitt der Kriminalität von Frauen überhaupt (12-18%)." ("Das Dorado der kriminellen Phantasie", SZ. 1.8.74). Deshalb kann auch Arno Plack' s Überbetonung der Mutterrolle nicht überzeugen. Ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Argumenta- tionsweise, die einen biologischen und hor- monellen Determinismus ablehnt: "Der zähe Glaube an eine uns angeerbte Aggressivität bietet im Verein mit der Möglichkeit gene- tischer Manipulation sittlich konservativen Gemütern Entlastung. Er entlastet sie von ihrer Mitschuld an der durch harte Trieb- frustation immer noch wachsenden aggressi- ven Gestimmtheit. Sie steigt, weil durch fortschreitend technisierte Abfertigung der Bedürfnisse des Kleinkindes der vitalpsy- chisch notwendige Leibkontakt Mutter - Kind weiter ausgeschlachtet wird. In den USA stillten 1966 nur noch knapp 20 % der Müt- ter... Wie gering das Verständnis für die ethische Bedeutung der Mutter - Kind -Be- ziehung auch hierzuland geworden ist, kann abgelesen werden an der Unbefangenheit, mit der Ignoranten versuchen, die Lacher auf ihre Seite zu ziehen... Die Rolle der Mut- 1) Persky,11., Zuckermann M., Curtis, GC: Endocrine function in emotionally disturbed and normal men. YOURNAL OF NERVOUS AND ME NTAL DISEASE , Vol .146(1968), p.488 Der "Frauenroman" ist tot Je%) E9 lebe der Roman für Frauen, die Männern nicht mehr aus der Hand fressen wollen: Freundinnen von Caroline Muhr 224 seiten. Leinen DM 18.— Schneekluth Verlag 7iinchen In allen Buchhandlungen Schneekluth ter-Kind-Beziehung für die Entwicklung ei- ner friedfertigen Charakterstruktur wird vom Pädagogen Hans-Ulrich Wintsch mit Recht wieder unterstrichen. Wenn bei ihm auch der Gedanke in der Umformung er- scheint, daß Mangel an mütterlicher L i eb e die spätere Aggressionsbereitschaft bestim- me, so soll die Verwendung des hohen Wor- tes nicht von den vitalen Komponenten der 'ersten Objektbeziehung' (SPITZ) spiritua- listisch uns ablenken."(S.23) Kein Wort von der Bedeutung väterlicher Haut-Kontakte. Auf väterliche Liebe scheint die Menschheit auch weiterhin nach Ansicht sich so progressiv vorkommender, aber nach wie vor patriarchalischer Wissenschaftler nicht angewiesen zu sein. Nur der böse - nach der Theorie der Linken - ebenfalls geschle- chtsunspezifische-Kapitalismus ist an allem schuld. So einfach ist das. Horst Röder: ABSCHIED VOM KLASSENBE- GRIFF? Ein Beitrag zur Analyse der marxistischen Soziologie in der DDR, Opla den 1972 , DM 29. - Hier handelt es sich um eine wissenschaftliche theoretische Arbeit, die am Beispiel der De- 31

rau FzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA und Kultur Zum zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA XIV.Deutschen Konsthistorikerta.g 1974 sich schon einmal mit dem Bild der Frau in der Malerei beschäftigt habe, antwortete G.Sprigath, die einzige weibliche Referentin in der progressiven Sektion, mit 'nein' . Ein ähnliches Bild boten die Diskussionen, auch hier schwiegen die weiblichen Teilneh- mer meistens, vor allem zu sich selbst, was eine Diskussionsteilnehmerin schließlich quittierte mit der Bemerkung:'Ich sehe zwar viele Kunsthistorikerinnen, aber ich höre keine' . (zit) Die eigenen Interessen wissenschaftlich, kul- turell und politisch zu vertreten, entspricht offenbar nicht dem Interesse der Mehrheit der Kunstwissenschaftstudentinnen, obgleich sie eigentlich die kulturelle und gesellschaft- liche Funktion ihres Faches erkennen müs- sten. Es sollte einem doch auffallen, daß weib- liche Kulturproduzenten in der Kunst eine Rarität sind, seltener noch als Schriftstel- lerinnen und engagierte noch seltener, enn sie nicht ganz fehlen. Wer einen kulturellen Randstatus hat, hat einen gesellschaftlichen. Das ist ein Kennzeichen rassischer Minder- heiten und unterprivilegierter Schichten bzw. Klassen.Die Unterprivilegierung der Frauen auf dem Kunsthistorikertag hat gezeigt wie sehr die Frauen ihre oktroyierte Statisten- rolle in Wissenschaft und Kultur akzeptie- ren, indem sie erstens nicht ihre Unterre- präsentiertheit bekämpfen und schon gar nicht thematisch ausscheren. Was die ohne- hin wenigen kritischen kunstwissenschaftli- chen Zeitschriften )betrifft, so ist das ge- kürzt abgedruckte`4Papier von I.Below(s.o.) immer noch der einzige Beitrag zum Thema 'Frau und Kunstwissenschaff'! Der Vorwurf geht an die Kunsthistorikerin- nen selbst, die die ihnen zugewiesene Rezi- pienten-Konsumenten-Randrolle in ihrem Fach nicht bekämpfen. Hier wird eine Mög- lichkeit, als Kulturkritikerin aufzutreten, ver- säumt.Die kurzen Abschnitte zur Rolle der Frau in der Malerei, die 2 \auftauchen, blei- ben somit den männlichen' Kollegen überlas- d man dieses Mal irgeneineri kritischen Vom 7.-12.10.fand in Hamburg der XIV. Deutsche Kunsthistorikertag statt. Wurde auf dem XIII. Kunsthistorikertag 1972 immerhin das erste Mal ein Papier verbreitet, das "Die Unterprivilegierung der Frauen in den. kunstwissenschaftlichen Institutionen" unter- suchte (Irene Below, Bielefeld)i , so erwarte- te Beitrag zum Thema 'Frau und Kunst' oder 'Situation der Kunsthistorikerinnen' umsonst, obgleich es von der Frage nach der Darstel- lung der Frau in den bildenden Künsten ver- schiedener Richtungen bis hin zum Thema Stellung der Frau im Kunstsektor noch keine veröffentlichten Analysen gibt. Im Rahmen der progressiv-kritischen Sektion der Kunst- wissenschaft, die zum Thema ' Realismus' referierte(u.a.Richard Hiepe u. Gabriele Sprigath/München)hätte man einen kritischen Beitrag über die Rolle der Frau in der re- alistischen Malerei, im politischen Plakat oder in der Sozialphotographie erwarten kön- nen. (Sprigath bot nur eine einzelne Analyse des Bildes 'Charlotte Corday' von Paul Bau- dry im Pariser Salon von 1861).Wenn auch die Kunsthistorikerinnen, die fast die Hälfte der Kunstwissenschaftstudenten ausmachen,in der Hierarchie unten sind und idealistische Methoden noch weitgehend das Fach bestim- men, so können sie doch nicht daran gehin- dert werden, sich unter dem Vorzeichen der materialistischen Methode mit aktuellen und notwendigen Themen zu beschäftigen, die ihre eigene Existenz und soziale Stellung betref- fen. Oder besser, gerade weil sie ' unten' sind, sollten sie das tun. Auf meine Frage, ob sie 1) gekürzt veröff. in:kritische berichte. mit- teilungsorgan des ulmer vereins für Imnst- wissenschaft heft 1,1973 p.59/6O die analyse der situation der kunsthistori- kerinnen ist beispielhaft für die unterpri- vilegierung der frau im kultursektor. von 116 stellen an kunsthistorischen instituten sind(nach erster erhebung)nur 7 weiblich besetzt, an museen sind von 346 stellen 85 weiblich besetzt. 2) so in der gerade erschienenen untersu- chung von berthold hinz :"die malerei im deutschen faschismus.kunst und konter- revolution"münchen 1974(hanser).dem thema 'die rolle der frau' werden einige seiten gewidmet. (p. 83-93)zur darstellung der frau in der kultur heißt es dort: "das bild der frau in malerei, literatur und film degradiert und verfügt die frau zur permanenten dienstleistung."(p.87) 33

ALLE viel ALLEN', L unter dieser rubrik kann jedes mitglied des FF schreiben, dichten und malen, ohne daß die redaktion irgendeinen einfluß auf die auswahl der einsendung, die form und den inhalt nimmt. rer- einzige beschränkung: die beiträge für "an alle von allen" dürfen nicht länger sein als 1/2 tik. seite din a4 eng beschrieben. sie müssen mit vollem namen und adresse versehen werden. er gehen mehr artikel ein als auf den dafür vorgesehenen zwei seiten platz haben, so wählen die mitglieder des monatlichen arbeitstreffen des FF die beiträge zur veröffentlichung aus. "CLUB OF ROME" ODER BANKROTT DES PATRIARCHATS Der ti Club of Rome" , eine Wisschenschafts- vereinigung von über 700 bedeutenden interna- tionalen Kapazitäten, traf sich mit den Vertre- tern der Macht, um die Überlebenschancen der Menschheit zu diskutieren. Trotz allgemeiner Ratlosigkeit, die düstere Zukunft betreffend, konnte man sich dann doch noch an einen Ret- tungsstrohhalm klammern, den die Professoren Mesarovic aus Cleveland USA und Pestel aus Hannover mit ihrer Studie "Menschheit am Wen- depunkt' anboten. Fazit: Der sichere Endkollaps dieser unserer Welt soll gemildert werden durch Aufteilung der Erde in 10 Regionen, die untereinander agieren und abhängig sind. Die Weltkrise könnte damit unterteilt und auf Zu- sammenbrüche regionaler Art, die sich aus unterschiedlichen Gründen und zu hoffentlich unterschiedlichen Zeiten ereignen, entschärft werden. Trotzdem müßten aber solche regio- nalen Katastrophen verheerende Auswirkungen auf das alle Regionen verbindende Weltsystem haben. Unsere Meinung dazu: Wer glaubt denn noch an das Funktionieren einer weltweiten Zusam- nienarbeit, die dieses Theoriemodell zur Vo- raussetzung hat! Was dieser männliche Ge- hirntrust unter Zuhilfenahme der Computer- technik, - also der Technokratie, - produ- zierte, ist lediglich eine wissenschaftliche Utopie. Die Männerherrschaft auf unserem Planeten sollte endlich offen und ehrlich ihren totalen Bankrott eingestehen. Sie trägt die Schuld an der Fehlentwicklung unserer Kultur bis hin zur Technokratie, der Herrschaft der Technik über den Menschen. Durch männliche Anmaßung und Machtmißbrauch wurden die Frauen eingeschüchtert, dumm gehalten und gezwungen mitzumachen. Blenden wir zurück zum Anfang des Zusam- inenlebens kleiner menschlicher Gruppen. Sie wanderten umher und sammelten ein, was die giitige Mutter Erde ihnen spendete. Ihre ge - die redaktion bärfähigen Mütter waren ihr höchstes Gut, waren sie doch die Vorbedingung des Fort- bestehens. Auf geheimnisvolle Weise mit der fruchtbaren Kraft der Erde verbunden, konnten sie lebendige Menschenwesen zur Welt bringen, waren deshalb hochgeehrt und durch Tabus vor Mißbrauch und über- mäßiger Fruchtbarkeit geschützt. Ihr wei- ser Rat, ihre Sehergabe und ihr Bezug zur Ordnung des Mondgestirns waren unentbehr- lich. Doch eine Rückkehr in diese Welt, die eine unvorstellbar lange Zeit andauerte, ist uns Heutigen unmöglich, sie ist unwie- derbringlich dahin. Was dagegen hat uns die Männerherrschaft bis heute beschert? Die genialsten Erfin- dungen männlicher Gehirne waren zugleich die zerstörerischsten in ihrer Auswirkung. Vernichtungswaffen mit unvorstellbarer Sprengkraft werden immer noch laufend hergestellt und Unsummen an die Rüstung verschwendet. Es genügt diesem Wahnsinn noch nicht, daß man damit unsere Erde schon mehrmals pulverisieren könnte. Machtgier und Geldgier multinationaler Männerkonzerne tragen die Verantwortung an der Zerstörung der Umwelt, einschließ- lich Luft und Wasser. Brutalität, Verach- tung der Frauen als einer entrechteten und versklavten Gruppe, rauschhafte Sucht und sexuelle Zügellosigkeit und der Zwang zu Geburten sind Männerwerk und als Folge davon eine rasch wachsende Übervölkerung der Erde, Hunger und Elend, wachsende Arbeitslosigkeit und Energiemangel, sowie zunehmende Inflationsraten. Es gibt keinen anderen Ausweg zur Rettung des Menschengeschlechts als die totale Um- kehr, weg von der alten, einseitigen Män- nerherrschaft, weg vom Macht- und Profit- denken, von Raubbau und Ausbeutung, ja Ausrottung von Menschen und Tieren. Doch es wäre ebenfalls eine Utopie, soviel frei- willige Einsicht von den Patriarchen dieser 35

zwei - geschont werden. wirklich zum kotzen.- VAM (ver- band alleinstehender mütter)hat eine statistik über ledige mütter und geschiedene frauen gemacht, hochinteressante zahlen !kennst du sie ?sonst schicke ich sie dir !- haltet durch!in deutschland gibt's schon wieder die reaktion, ohne daß es eine revolution hatte, marx 1848 - deutsch- land ist das letzte, für frauen... (Hannelore Brüschke-Schröder, 34 Göttingen, Postfach 618) 2.12ü3JJSIS DOROTHEA HALLER, 205 Hamburg 80, Altengammer Hauptdeich 34 Bevor ich Dich bzw. Euch mit meinen Anliegen über- falle, möchte ich mich kurz vorstellen und mein Vorha- ben erklären. Ich bin 24 Jahre alt, bin Studentin an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, ver- heiratet und habe eine 2-jährige Tochter. Seit etwa zwei Jahren beschäftige ich mich nun fast ausschließ- lich mit "Frauenemanzipation" (qua Bücherwälzerei und am eigenen Leibe) und habe nun vor (vorläufiges Ziel auf langfristigem Weg) mein Staatsexamen mit einer Ausstellung mit dem offiziellen Thema "Visuelle Darstellung der Thematik Frau und Umwelt in privaten und öffentlichen Bereichen" abzulegen... Anfangs hat- te ich vor, hier in Hamburg einen Fragebogen zu star- ten, den ich aber wegen meiner isolierten Arbeitsweise nicht bewältigen kann. Nun zu den Zielen meiner Arbeit . Ich möchte die Ausstellung so konzipieren (und hoffent- lich auch realisieren), daß sie zu einer (Wander) Aus- stellung in Stadtteilen, Schulen, Frauengruppen?, Be- trieben und Gewerkschaften benutzt werden kann. Da- bei soll erreicht werden, daß sich Frauen ihrer Lage als nicht selbstverschuldete individuelle bewußt über die Ziele der Frauenbewegung informiert und zu solidari- schen Handeln angeregt werden. Jetzt also zu meinen Fragen und Bitten an Dich bzw. Euch: Ich bin vor Kurzem auf Eure Zeitschrift "Frauen- forum" gestoßen, die ich im Vergleich zu einigen ande- ren Frauenzeitungen unwahrscheinlich gut finde und ideo- logisch voll unterstütze (es gibt einem etwas Mut, daß da noch mehr sind, so daß ich nicht ganz an meinem Ver- stand zweifeln muß)...Außer meiner persönlichen Be- geisterung für Eure Zeitung brauche ich sie auch für den Teil "2. Frauenbewegung". Die zweite Frage ist, ob ich Euch meinen Fragebogen s.o. schicken könnte, den Ihr beantworten oder mit neuen Ideen versehen wür- det. Das hängt natürlich auch von der Betroffenheit ab, denn wenn Euer FF "nur" aus Studentinnen und unver- heirateten, kinderlosen Frauen besteht, dann werdet Ihr teilweise mit den Fragen nichts anfangen können, viel- leicht tauchen dafür aber andere Gesichtspunkte auf. Deshalb lege ich heute nur meinen Entwurf bei, zu dem Du mit bitte schreibst, ob ich bei Euch Bereitschaft und Mög- lichkeit finden werde. Ich laste Dir da sicher sehr viel auf, aber ich habe durch das Lesen des FFs soviel Begeisterung und Vertrauen gewonnen, (sehe ich meine innerste Überzeugung vertre- ten, die ich aber durch meine verfahrene Situation (Mann, Kind) fast nirgends auch nur ansatzweise realisieren kann, da ich oft auch Angst vor der eigenen Courage ha- be, Konsequenzen zu ziehen. Dazu brauchte ich die Si- cherheit einer Frauengruppe) so daß ich glaube, auf Dein bzw. Euer Verständnis rechnen zu können. Ich wünsche Euch viel Erfolg und werde versuchen, was bei mir liegt, dazu beizutragen... * Name und Adresse der Redaktion bekannt Wir begrüßen die Gründung einer Frauenpartei, denn es ist bitter nötig, daß wir unser feministisches Anlie- gen mit dem größtmöglichen Nachdruck in der Gesell- schaft artikulieren. Wir müssen eine starke Kraft in der Öffentlichkeit werden! Ich hätte nur noch eine Fra- ge dazu: wenn wir uns als eine Partei formieren wol- len, die auf Länder- und Bundesebene wählbar sein soll, müssen wir dann nicht ein klares innen- und außen- politisches Konzept und ein ausgefeiltes Parteiprogramm haben? Natürlich ist das Anliegen, die Frau in Wirt- schaft und Politik dem Mann gleich zu stellen und sie aus den patriarchalischen Fesseln zu befreien - einer der Hauptpunkte der Partei; aber das alles muß ja in eine größere politische Konzeption gebracht werden, da- mit der Wähler weiß, welche Gesamtziele die Partei vertritt. Werden solche Überlegungen auf dem Bonner Treffen angestellt? Die Frauenforen müssen sich erst einmal auf Bundesebene formieren, das ist äußerst wichtig, damit dann die weiteren Strategien entwickelt werden können...Ich möchte, daß es zu einem Treffen von fortschrittlichen Theologinnen u. anderer Frauen mit den deutschen Bischöfen kommt. Wir müssen denen in aller Schärfe unsere Forderungen vortragen: es soll zu einer Gründung eines Emanzipationsforschungs- und Bildungszentrums kommen (die haben doch das Geld! !), damit die Frauen einen Ort bekommen, wo sie ihre An- liegen diskutieren und diese an die Bevölkerung heran- tragen können. Dieses Zentrum darf aber kein inner- kirchliches bleiben, es muß ein Zentrum für alle Femi- nistinnen werden! !... * Name und Adresse der Redaktion bekannt Ich war in der Buchhandlung und habe dort den Bücher- verkauf geregelt... Zum Bundestreffen in Bonn kann ich leider nicht kommen. Mein Mann könnte zwar die Va- terpflichten für die beiden Töchter (3 1/2 u. 7 Jahre) mal übernehmen, aber zwischen Können u. Wollen ist ein Unterschied. Die ersten paar Wochen habe ich die Zei- tung offen auf den Tisch gelegt u. gelesen. Mein Mann hat sie dann auch gelesen. Dann folgten Diskussion u. schließlich härtere Diskussion u. stärkste Auseinander- setzung. Um den schlimmsten Streit zu vermeiden, zog ich es vor, anscheinend desinteressiert zu sein u. nicht mehr fiber die Sache zu sprechen. Jetzt beschäftige ich mich mit der Sache nur noch in Abwesenheit meines Man- nes. Außerdem versuchte er, die Zeitung als Witzblatt darzustellen. Ich hoffe, daß sich durch den Verkauf der Zeitungen mal eine Gruppe findet. In meiner Umgebung zu Hause sieht es recht duster aus. Hier im Grünen (10 km vor Würzburg) sind lauter 1-3 Familien-Häuser mit schönen Vorgärten u. guten Patriarchalischen Fa- milien. Da meine Eltern in der Nähe wohnen (u. so die Kinder gut untergebracht sind) kann ich wenigstens 1 x in der Woche fast einen ganzen Tag in der Stadt für Be- sorgungen verbringen. Wenn mal eine Gruppe existiert könnte ich wenigstens alle 2 Wochen so den Besuch der Abendversammlungen unauffällig organisieren, da ich an meinem Stadttag immer bei meinen Eltern zu Abend esse u. dann relativ spät nach Hause komme. So habe ich doch noch einige Bewegungsfreiheit. Ab u. zu baue ich noch einen zweiten Stadttag ein, wenn nötig. Das große Handikap bei der Emanzipation ist eben, daß die verhei- ratete Frau u. besonders die Mutter durch den Mann sehr wenig Handlungsfreiheit hat... PETRA HAUNERT, 63 Giesen, Beethovenstr. 14 ...es war für micht (19) eine Psychobgiestudentin im 1. Semester, ungeheuer wichtig, per Zufall in einer Mainzer Buchhandlung etwas über Euch zu erfahren. Ich bin seit Jahren "Einzelkämpferin" gegen das Pat- riarchat, das uns Meran begegnet...Die Werbung für 37

Alibi-Rhetorik; aber trotzdem ist die "Männerherrschaft" als SYSTEM (mit sämtlichen Alibi-Möglichkeiten) zu ver- stehen. Die Verantwortlichkeit der Herrschenden für ihre Herrschaft wird damit in einen anonymen Bereich dele- giert, der sozusagen im Niemandsland liegt: "It seems a lot easier to blame nature than to blame men (although blaming society runs a close second), and often I find myself thinking that perhaps the rigors of biology (and of society! Anm. vm) will at least succeed in reducing the pain of the personal" (Ingrid Bengis: COMBAT IN THE EROGENOUS ZONE). Ich nehme an, daß Ihr dieses Buch kennt. Die Analyse von Ingrid Ben- gis zum Thema Männerhaß finde ich etwas vom Faszi- nierendsten, Ehrlichsten und Differenziertesten, was ich bisher zu diesem Thema gelesen habe. Ich hoffe, daß auch das BASLER FRAUENZENTRUM sich langsam - wenigstens innerhalb der helvetischen Grenzen, sehr bald aber auch außerhalb - in die (west-)europäische femi- nistische Diskussion einhäkeln kann ... MARY TUCHOLSKY, 8183 Rottach-Egern, Rosswand- weg 7 Dank für die neueste Nummer des FF, das wie immer aggressiv, bunt und informativ ist. Eine ungeheure Ar- beit, die Sie leisten! ...alles Gute weiterhin für Sie und das FF, das, was das äußere Gewand der Zeitschrift betrifft, ganz abgesehen vom Inhalt, immer attraktiver wird ... CAROLA BUDEUS, 5023 Lövenich, Malteserstr. 24 Für meine Diplomarbeit in Pädagogik suche ich drin- gend Material über die Lebenssituation ehemaliger Hilfsschülerinnen bzw. Schülerinnen der Sonderschule für Lernbehinderte heute in der BRD. Ich bin besonders interessiert an Material über: Berufstätigkeit, Rolle als Hausfrau, politisches Verhalten, seelisch körperliche Gesundheit, sexuelles Verhalten, Freizeitverhalten, Kon- sumverhalten. Für jeden Literaturhinweis oder einen Hinweis, der mir hilft, Arbeitsmaterial zu finden, wäre ich Ihnen sehr dankbar ... Wer helfen kann, möge ihr bitte direkt Be- scheid geben! - die Redaktion) MYT 17JEIV Berichte über Aktivitäten des FRAUENFORUM in den Massenmedien: Süddeutsche Zeitung: 4.Okt.74 "Straßenaktion des Frauen- forum". Süddeutsche Zeitung: 16. Nov.74 "Feministen schließen sich zusammen". Gelsenkirchener Rundschau: 18. Nov. .74 "Nur eine Frauen- partei wird mit Diskriminierung der Frau Schluß machen". Gelsenkirchener Stadtanzeiger: 18. Nov .74 "Aus der Sicht von Männlein und Weiblein". Westdeutsche Allgemeine Zeitung: 18. Nov. 74"Die Femi- nistin kämpfte, Beate Uhse war still'. Ruhr-Nachrichten: 18. Nov. .74 "Partnerschaft zwischen Mann und Frau läßt sich nicht herbeireden". Süddeutsche Zeitung: 18. Nov. .74 "Frauenbewegung auch weiterhin ohne Bundesvorstand'. Spiegel: 25. Nov .74 "Statt Blumen". Deutschlandfunk: 12. Nov. .74, 15 Uhr , Interview mit Hanne- lore Mabry über das Bundestreffen der Frau- enforen in Bonn. Bayerischer Rundfunk: 8.Dez.74, I. Pr."Kontakte" , Inter- view mit H. Mabry u. Gabriele v. Walter üler die Ziele des Frauenforum e.V. HANS KNOSPE , 6581 Herrstein/Nahe, Schloßweg 22 Durch Zufall - so sagt man halt! - nahm ich in einer Mainzer Buchhandlung Euer Heft Nr. 4 in die Hand. Ich kaufte es nach kurzem Heineinschauen. Daß ich auch nach genauem Durchlesen Eure Sache und Bemü- hen gut finde, möchte ich dadurch zusammenfassen,daß ich mit Zahlkarte ein Jahresabo für 75 bestellen wer- de ... Doch einen wunden Punkt habt Ihr bei mir ge- troffen und ich möchte es als kleine Mitarbeit verstan- den wissen: ich fand es einfach schade, daß mir da zweimal Nietzsche begegnete, und zwar ziemlich im- überlegt aus dem Zusammenhang gerissen, noch härter ausgedrückt: vergewaltigt nur für die eine Seite der Medaille ... Beide Zitate stammen ja aus dem gleichen Kapitel im Zarathustra, das ja mit dem wohl bekann- testen "Peitschen-Zitat" endet. Daß dies letzte Wort aber nicht Zarathustra spricht, sondern das alte Weib ihm als weisen Rat mitgibt, ist 1. oft gar nicht be- kannt und 2. eine interessante psychologische Note, üler die es sich sicher ausführlicher zu diskutieren lohnt. Ja, ich glaube sogar, daß gerade ein Nietzsche gedanklich hinter Eurer Idee stehen könnte. Kaum je- mand ruft so stark nach der Umwertung der bestehen- den Normen und Werte und die Schärfe seiner Worte in eine Richtung wird erst durch die Kenntnis der an- deren Richtung, die nicht weniger deutlich ist, verständ- lich und überhaupt sinnvoll ... Fragt doch mal ehrlich: wer hat z. B. den Zarathustra wirklich gelesen, seit er erwachsen ist? ! Doch wie oft wird er, nur leider meist mit den gleichen wenigen Zitaten verschaukelt?! .. Vielleicht sind die folgenden Nietzsche Gedanken viel deutlicher und finden auch mal ein leeres Fleckchen im Frauenforum: ... "Man muß es in aller Tiefe nachempfinden, welche Wohltat das Weib ist! ... Ich mag auch Euer Gesetz der Ehe nicht: mich ekelt seines plumpen Fingers, der auf das Recht des Mannes weist! ... Und besser noch Ehebrechen als Ehe-biegen, Ehe-lügen! - So sprach mir ein Weib: 'Wohl brach ich die Ehe, aber zuerst brach die Ehe - mich!' ... Das Mütterliche verehrt mir. Der Vater ist immer nur ein Zufall!..." - Soweit der "andere" Nietzsche! IIMIIIBIIIIIIMMIIIIIIIIIIIM1111•1111M111•11111918111111111111•11131111113•1311111111111.11111119.1113 Westdeutscher Rundfunk - Fernsehen: 12.Dez.74,16 20 , "Das Podium" - eine Diskussion über Femi- nismus mit Dr. Christiane v. Bries sen, Hannelore Mabry, Gisela Marx u.Alice Schwarzer, Gesprächsleitung:Dr. . Eva-Marie von Münch. 15 Sender Freies Berlin - Fernsehen: 22.Dez.74, 20 , "Wunschträume - Schönheit ... befreit". Sender Freies Berlin - Fernsehen: 23.Jan.75, 16 15 , "Auf dem Wege zum Matriarchat" mit Hannelore Mabry und Volker Elis Pilgrim. Die nächste HEXENPRESSE (Basel) wird im Januar 75 erscheinen. Thema : § 218 und das Bundesverfassungs- gericht. Bestellungen für Deutschland c/o Dr. .Gertrud Steege, 419 Kleve, Lindenallee 123 In Österreich hat der ROTSTRUMPF eine'Schwester'be- kommen - allerdings eine ganz unabhängige: AUF - Eine Frauenzeitschrift , Herausg. :Aktion Unab- hängiger Frauen (Redaktionskollektiv), 1090 Wien, Tend- lergasse 6 /1,2 ; erscheint vierteljährl. , ca.40 Seiten, Einzelheft 15 Schilling, Abo 50 Schilling. Hauptthema der 1 .Nr. :"Die Familie" (Analyse der herkömmlichen Fami- lienform u.Diskussion neuer Möglichkeiten des Zusam - menlebens Wieder zu haben in 2. erweiterter Auflage:UNKRAUT...! 39

San Francisco -- Inez Garcia, die Frau, die von zwei Männern im März dieses Jahres mit großer Brutalität ver- gewaltigt wurde und anschließend in Notwehr einen der beiden Angreifer erschoß, erhielt eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren bis lebenslänglich. - Am 21. Okt., dem Tage ihrer Verurteilung, fanden überall in den USA Solidari- tätsveranstaltungen statt. Im kalifornischen Monterrey, wo das siebenwöchige Gerichtsverfahren stattfand, ver- sammelten sich etwa 300 Feministen und Sympathisanten vor dem Gerichtsgebäude, als der gegen Frauen und Schwarze und Braune voreingenommene Richter sein Urteil fällte. Richter Lawson mußte sich damit abfinden, daß während des gesamten Verfahrens die Rufe "Befreit Inez" nicht aufhörten. - Der Richter Lawson, vor dessen Pri- vatresidenz in einem reichen Vorort von Salinas am 5. Okt. etwa 100 Personen demonstriert hatten, bevor die Polizei auf Richter Lawsons Geheiß die Demonstration für illegal erklärte, zeigte seine ganze Arroganz, als er einen Kautionsantrag des Verteidigers ablehnte, mit dem Ausspruch: "Inez Garcia ist emotionell nicht ausgeglichen und darum wird der Staat sich von nun an mit ihr beschäftigenl'Auch anderweitig fiel der Richter, ein 68jähriger Re- publikaner, durch Antifrauenaussprüche auf: z.B. befiehlt er den weiblichen Stenographen im Gerichtssaal, Röcke zu tragen und keine langen Hosen. Einen weiblichen Psychiater, die als Gutachter aussagte, nannte er "Madame", während er den männlichen Gutachter mit "Herr Doktor" anredete. Hier zeigt sich, daß Simone de Beauvoir recht hatte, als sie in ihrem Grußtelegramm meinte: "Die Gerechtigkeit in der Welt hat wieder einmal deutlich gemacht, daß die fundamen- talsten Rechte der Frauen einfach nicht zugelassen werden." (Aus: peoples translation service, 9.11.74, Berkeley, Cal.) - WICHTIG - WICHTIG - WICHTIG - WICHTIG - WICHTIG - WICHTIG - WICHTIG - WICHTIG - WICHTIG - Schon wieder ein Lokalwechsel: Ab Januar findet die monatliche Vollversammlung in der » GASTSTÄTTE VOLLMAR- HAUS Oberanger 38, Tel. 264436, im großen Saal, statt. Die Vollversammlung beginnt immer am 2. Montag jeden Monats umd 19 Uhr, für aktive Mitglieder bereits um 18 Uhrl Die Schulungskurse und das Arbeitstreffen werden ab 1975 nicht mehr in der alten Weise durch- geführt, da die Aktivgruppe des Frauenforum mit der Herstellung und dem Vertrieb der Zeitung voll ausge- lastet ist. Für den weiteren Ausbau unserer Organisation brauchen wir mehr arbeitsfähige Mitglieder, des- halb wird die Aktivgruppe, die im Gegensatz zur monatlichen Vollversammlung auf Mitglieder beschränkt ist, sich alle 8 - 10 Tage treffen. Raum wird noch gesucht. Wer aktive Feministin werden will, wendet sich bitte an: Dagmar Hoepp: Dienstag und Mittwoch vormittags von 8 - 12 Uhr, Tel. 8749 26 Rosemarie Steinäcker: Montag bis Freitag von 10 - 14 Uhr und 16 - 21 Uhr,evtl.Samstag/Sonntag,Te1.7231935 Gabriele Gries: Abends nach 19 Uhr, Tel. 156397 Gerhild Grolitsch: Dienstag ab 19 Uhr, und Samstag ab 14 Uhr, Tel. 378608 Wir bitten alle Mitglieder und noch unorganisierten Feministen uns im Januar bei unseren vier angemeldeten STRASSENAKTIONEN zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA im zu helfen. Die Unterstützung und Solidarität aller Frauen beim Aufbau unserer Organisation sind letztlich aus- schlaggebend für den Erfolg unserer Bewegung, denn nur gemeinsam sind wir stark! Deshalb kommt bitte alle zu den Straßenaktionen an unseren Informationsstand am Freitag, den 10. Januar 75 von 9.30 - 14.00 Uhr und am S a m s t a g, den 11. Januar 75 von 10.00- 14.00 Uhr Ecke Rosen- und Kaufingerstraße an der OSTSEITE und am Fr ei t a g, den 24. Januar 75 von 9.30 - 14.00 Uhr und am S a m s t a g, den 25. Januar 75 von 10.00 - 14.00 Uhr an unserem Informationsstand bei der Post in U-BAHN (Zugang Kaufhof) Schwabing am Feilitzschplatz (Ecke Leopold-/Herzogstraße). Bitte gebt unser "FRAUENFORUM - Die Stimme der Feministen" an andere weiter, damit die Gedanken und Ziele der neuen Frauenbewegung bekannt werden. Schreibt uns Eure Ansichten und Kritik. Die aktive Mitarbeit in den Frauenforen ist für das Wachsen und Gedeihen der "Feministischen Bewegung" unerläßlich. DESHALB KOMMT ZU UNS - WERDET MITGLIED IM FRAUENFORUM - Vereinigung der Feministen! hier abtrennen und zurücksenden Ich erkläre hiermit meinen Eintritt in das FRAUENFORUM MÜNCHEN e.V. und erkenne die Satzung des Frauenforum an. Mit der unterschriebenen Eintrittserklärung werde ich in den Mitgliederlisten des Frauen- forum geführt und bin mit dieser Eintragung Mitglied geworden. name: anschrift: unterschrift: beruf: telefon: datum: Ich bestelle hiermit das "FRAUENFORUM - STIMME DER FEMINISTEN" El ab Nr.1/1974 zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA jeweils pro Ex. DM 2.- + 0,50 Ver- Ei ab Nr.2/1974 jeweils pro Ex.DM 1,80 + 0,50 Ver- 71 ab Nr.1/1975 sandkosten (Ausland + 0,75 DM) ci ab Nr.3/1974 Name: rr ab Nr.4/1974 sandkosten (Ausland + 0,75 DM ) Zutreffendes bitte ankreuzen! Datum: Wohnort: Unterschrift:

Personenregister „Frauenforum“ Heft 1975, IV-1 Name Achenbach, Andreas Baudry, Paul Bausch, H. Beauvoir, Simone de Beham, Hermann Below, Irene Bengis, Ingrid Binkowski, J. Brandt, Angelika Breitenstein, Rolf Breuer, Klaus-Peter Breuer, Lore Briessen, Christiane van Brunswik-Titze, Karin Brüschke-Schröder, Hannelore Budeus, Carola Chesler, Phyllis Christ, Herbert Class, H. Curtis, M. Deschka, Edelgard Dohm, Hedwig Döpfner, Julius Dunbar, R. Dutschke, Rudi Edwards, Hodee Eichen, Gudrun Engelen-Kefer, Ursula Engels, Friedrich Erler, Ursula Feigenwinter, Gunild Focke, Katharina Folkers, Irmgard Frandsen, Dorothea Fuchs, Maria Garcia, Inez Gehlhoff, Walter Heftseite 5 33 17 41 20 33 39 17 40 2 25 29 39 40 Inhalt, 9, 37, 40 39 22, 29 21 17 31 Inhalt 30 17 13 4 9, 11 Inhalt 22 10, 12, 14, 15 30 Inhalt, 5, 8, 9, 40 8, 9, 16 40 22 Inhalt 41 22 Name Geisendörfer, Ingeborg Geyer, Susanne Gotsmann, Elsie Gries, Gabriele Grolitsch, Gerhild Haines, Elisabeth Haller, Dorothea Hartung, Cora Haunert, Petra Hiepe, Richard Hinz, Berthold Hoepp, Dagmar Hofmüller, Gertha Holzamer, K. Huber, Michaela Jones, Allan Jones, Jasper Kaiser, August Kennedy, Edward (Ted) Kennedy, Joan Khaled, Leila King, Billie Jean Knospe, Hans Koch, Marianne Krüger, Hildegard Kummer, Hans Lange, Helene Langer-El Sayed, Ingrid Lattmann, Dieter Latz, Inge Lawson, ? Lenin, Wladimir Iljitsch Lorenz, Konrad Mabry, Hannelore Magdoff, ? Heftseite 18, 19, 22 Inhalt, 19, 20, 32 Inhalt, 29, 36 Inhalt Inhalt, 34 18 37 Inhalt 37 33 33 Inhalt 40 17 38 34 34 30, 31 29 29 4 15 39 40 7 30 30 21 21 32 41 11 30 Inhalt, 1, 4, 5, 7, 18, 19, 20, 23, 25, 26, 27, 30, 31, 32, 39 4

Schlagwortliste „Frauenforum“ Heft 1975, IV-1 Ausländer/in Autonome Frauenbewegung Bayerischer Landesfrauenausschuss BayLFA Bayerischer Landtag Berufstätigkeit Bundestag Care-Arbeit Christlich Soziale Union CSU Deutscher Gewerkschaftsbund DGB Diskriminierung Emanzipation Emanzipationsgruppen bundesweit und örtlich Empowerment Erziehung Familie Familienarbeit Feminismus Feministische Partei Feministische Politökonomie Fernsehen Frauen in der Politik Frauenbewegung, historisch Frauengruppen Frauenpartei Gender Pay Gap Gewalt (systemische, Ausbeutung, Unterdrückung) Hausfrau Herrschaftsverhältnisse Homosexualität Internationale Frauenbewegung Internationales Jahr der Frau 1975 Italien, Frauenbewegung Kapitalismuskritik Katholische Kirche Kinder Kinderbetreuung Kriminalität Kulturbranche Leichtlohngruppe Lohn für Hausarbeit Lohnunterschiede aufgrund Geschlecht Männer Marxismus Mütter Patriarchat, Patriarchatskritik, Patriarchatsanalyse Politische Bildung Sexismus Sexualität Väter