Frauenforum - Stimme der Feministen zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Erscheinungsort: München III. Jahrgang Nr. 4 / 1974 Die einzige Alternative zum linken und rechten Patriarchat! INHALT Vorwort Die Ohnmächtigen 6 Millionen Zehn Weisheiten der Vernunft in Zeiten des Patriarchats Warum Bundestreffen der Frauenforen vom 15. bis 17. Nov. 1974 in Bonn? Wo ist die Pille für den Mann? Feministische Literaturkritik An Alle von Allen Antifeministen 1974 Frauen Leserbriefe Notizen Seite 1 2 - 7 7 8-17 18 - 19 20 - 27 28 - 29 30 - 32 33 34 - 39 40 - 42 Verleger und Eigentümer: Frauenforum e.V. , 8 München 70, Christrosenweg 5 Tel. 089/749187, Postscheckkonto München Nr. 270114-802 Herausgeber für das FF und Redaktion: Hannelore Mabry Mitarbeiter: Bezugsbedingungen: Edda Bock, Edelgard Deschka, Gudrun Eichen, Waltraud Fiebig, Gerhild Grolitsch, Valerie Haering, Kaye Kirkham, Inge Latz, Hannelore Schröder, Margot Schröder, Magda Stroh Das "FRAUENFORUM' erscheint vierteljährlich. Die Einzelnummer kostet DM 2, -- zuzüglich Versandkosten -.50 DM Im Jahresabonnement DM 8, -- zuzüglich Versandkosten ... 2.-- DM Bitte für Bestellungen auf Seite 41 den Bestellschein ausfüllen und an das F F 8 München 70, Christrosenweg 5, schicken. Grafische Gestaltung: Gabriele Gries Druck: Nachdruck: Olymp Werbung GmbH, Reprografischer Betrieb 8 München 2, Schwanthalerstr. 164 auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion, Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.

Die Ohnmächtigen 7 7 sechs Millionen Die UNO (Charta der Vereinten Nationen, gegr. 1945, nachgebildet dem 1939 "außer Tätigkeit gesetzten" 1 Genfer Völkerbund) erklärte 1975 zum Internationalen Jahr der Frau . Die Öffentlichkeit soll dadurch auf die in aller Welt noch praktizierte Dis- kriminl erung des weiblichen Geschlechts in Punkto Bildung und Ausbildung, Sexuali- tät-, Familien- und Scheidungsrecht, be- ruflichem Aufstieg, Lohnfrage und politischer Repräsentanz etc. hingewiesen werden. Auch bei der UNO sind die Frauen in erster Linie als Putz- und Büropersonal und keineswegs als Vertreterin der Mitgliedsländer zu glei- chen Teilen wie der Mann bei Tagungen anzutreffen. Auch die diesjährige UNO-Ta- gung zur Bevölkerungsfrage machte da keine Ausnahme, obwohl die Reproduktion der Menschheit fast ausschließlich der Frau auf- gebürdet wurde und wird und sie keineswegs mit Geburtsvorgang und Stillzeit endet. Von Selbstbestimmung der Frau ist in den meisten Mitgliedsstaaten keine Rede: der Mann behält sich die bevölkerungspoli- tische Planung und Entwicklung zumindest offiziell (Regierung/Wissenschaft) allein vor - bzw. mit ein paar Alibifrauen, die seine patriarchalischen Entscheidungen nicht generell in Frage stellen. Abtreibungs- verbote, Vergewaltigungen, Kriege, kinder- feindliche Erziehungs-, Wohn- und Wirt- schaftsverhältnisse sind Realitäten, mit denen Frauen und Mütter sich in diesem Herrschafts- system konfrontiert sehen. Ihnen haben die Schlauen das Genick gebrochen Dennoch beschleicht die Herren hin und wieder ein schlechtes Gewissen, oder was treibt sie sonst für die Gleichberechtigung der Geschlechter - wenigstens verbal - ein paar Sätze zu verlieren? Oder bewirken die Befreiungsversuche unserer Schwestern in USA und in Skandinavien solche Be- schwichtigungsgesten? Denn die meisten Frauen hierzulande haben das Patriarchat seit dem Ende der zwanziger Jahre nicht mehr in Frage gestellt bzw. zu stellen versucht. Wie Hannelore Brüschke-Schrö- der (Göttingen) sehr richtig schrieb: ihnen "haben die Schlauen (Herren -Einf. H. M. ) das Genick gebrochen". Man/frau kann sagen, die Gehirnwäsche, der Identitäts- verlust der Frau, gelang ihnen fast total. Die "Partnerschaftsideologie" wurde so verinnerlicht, daß eine Wahr- nehmung der ungeheuerlichsten Diskrimi- nierung nicht mehr zugelassen, sondern Gesehenes und Gehörtes, das sich mit dieser Partnerschaftsideologie nicht ver- trug, sofort ins Unterbewußte verdrängt, irrational verklumpt, als dumpfer Schmerz isoliert wurde. Nicht nur in den sog. traditionellen Frauenverbänden und in sog. "gemischten" Verbänden und Par- teien, sondern auch bei den Genossinnen der studentischen und außerparlamenta- rischen Linken funktionierte dieser Ver- drängungsprozeß beängstigend exakt. Der Fetisch „Partnerschaft" wurde zum Morgen- und c4bendgebet Je ferner das Ziel, je mehr benötigt man/ frau den Glauben. Das "Jahr der Arbeit- nehmerin", das der DGB-Vorsitzende Vetter 1972 ausrief, war bereits ein erster peinlicher Zwischenfall. Wie läßt sich in so einem Jahr erklären, daß in den eigenen Reihen des Patriarchat mäch- tiger als vor 2o Jahren im Sattel sitzt? Wie verträgt sich mit Partnerschaft, daß selbst bei den zwei Gewerkschaften (Textil und Bekleidung sowie Handel, Banken und Versicherungen), die mehr weibliche als männliche Mitglieder zählen, die ersten Vorsitzenden Männer sind, die hauptamt- lichen Gewerkschaftssekretärinnen z. B. in Bayern seit den 6oer Jahren von 6 auf 2 abgesunken und last not least auch der Abstand zwischen Frauen- und Männer- löhnen sich sogar noch vergrößert hat? Die Frau enhewegung, die sich 1) laut sprachregelung des model-creifelds "staatsbürgertaschenbuch", münchen 1971, seite 788 Anfang der 70er Jahre auch in der BRD zu rühren begann und in mühsamen und schmerzlichen Prozessen seit dem langsam

Abschaffung erst mühsam erarbeiten und her- stellen müssen und die sog. traditionellen Verbände sind überfordert, weil sie das Patriarchat verdrängen und deshalb zum ele- mentaren Protest, zu solidarischen Aktionen für eine feministische Gesellschaftsordnung noch nicht fähig sind. Diese schizophrene Situation - wenn auch nur diffus - aber doch als ein gemeinsame s Problem in beiden Lagern im Jahre 1974 erkannt zu haben, ist ein erster Lichtblick! Es wird nach neuen Bündnismöglichkeiten und "Partnerschaften" wenn schon noch nicht immer gesucht, so doch wenigstens die Mög- lichkeiten dazu überlegt. „alte und Neue" Frauenbewegung ffenkundig. Vertrete- vielleicht ließ sich ein Stück machbaren Weges, der weiterzuführen vermöchte, erkennen. Deutlich wurde, wie sehr wir alle auf der Suche sind..." (Irmgard von Meilbom in "Informationen für die Frau", Nr. 7/8, 1974)"Sie rauften sich zusam - men...die Vertreterinnen der alten und neuen Frauenbewegung..." Beide Seiten hätten in Loccum zugegeben, daß sie aufeinander angewiesen sind, stellt Claudia Pinl in ihrem Bericht in "Korrespondenz, die Frau" Nr.7/8,1974 fest. Daß es nicht nur verbale Akte blieben, sondern die offene Gesprächs- und ge- meinsame Handlungsbereitschaft der "Loccumer" sich fortsetzte, ist besonders erfreulich, wichtig und ermutigend. Nichts wird letztlich unserer Sache mehr dienen als Beweise an Solidarität und Zusammen- arbeit von Frauen! So ermöglichte Hilde- gard Lüning in der Kirchenfunk-Sendung des Süddeutschen Rundfunks "Situation, Dokumentation und Aktion" in einer fast 2-stündigen Berichterstattung über die neue Frauenbewegung u. a. Gesine Strempel von der Berliner Frauengruppe "Brot und Rosen" und mir als Vertreterin des Münchner Frauenforums, feministische Ge- danken und Z Tele den Hörerinnen und Hörern einmal "unverfälscht" - d.h. nicht willkürlich oder/und böswillig zusammenge- schnitten, entstellt, uminterpretiert und vor allen Dingen zeitlich angemessen! - vorzustellen. Leona Siebenschön entschloß sich nach Loccum spontan eine erst anders geplante Fernsehsendung über "Schönheit" mit den Frauen des Münchner Forums zu drehen und feministische Gedanken zu diesem Begriff kollektiv zu erarbeiten. Last not least lud mich der Vorstand des Frauenrats zu einer offenen Gesprächs- runde mit den Vertreterinnen der pa- triarchalischen Massenmedien in meiner Eigenschaft als Redakteurin des "Frauen- forum", die Stimme der Feministen, ein. Die Presse war recht zahlreich erschienen, "Südd. Zeitung" , "Spiegel" und " Zeit" glänzten allerdings durch Abwesenheit, aber Funk, Fernsehen und mehrere größere Tageszeitungen hatten die Einladung befolgt. (Daß kein Mann sich blicken ließ, war wohl nicht direkte Absicht des Frauenrates, son- Erste Ansätze zu einer feministischen Politik wurden in Loccum, i ozyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA rinnen und Nachfafihn der ersten Frauenbewe- gung und der zweiten Frauenbewegung spürten, daß es ihre gemeinsame Aufgabe sein wird, das patriarchalische System zu überwinden. Nicht nur ich persönlich registrierte in Loccum eine Klimaänderung. Andere Ta- gungsteilnehmer berichteten"...Die Zuhörer sind still geworden. Man merkt: das hier läuft anders. Keine Rolle. Statt Brillanz - Nachdenken...hier werden die Arbeitsergeb- nisse unverkrampfter zur Diskussion ge- stellt, als das auf Tagungen sonst üblich ist... und das Wunder geschieht: die schwei- gende Mehrheit spricht. 12o Frauen, 120 Ge- sichter - aber alle sagen 'wir' . Und wissen, daß es trotz aller Verschieden heit paßt, daß sie um das etwas weniger an Entfremdung ringen, das die Frau einzubringen hat... Das ist Feminismus - der sich als System der Hilfe statt des Systems der Gewalt begreift..." ( Worte aus Inge Sollwedels Bericht über Loccum in der "Frankfurter Rundschau" v.1o.8.74) . "Es waren Tage voller Spannung. Gehörtes weckte Zustimmung bei den einen, Erstaunen bei vielen, Negation und Abwehr bei den anderen. Entziehen wurde unmöglich, man wollte und mußte sich der 'Beunruhigung' stellen . Patentlösungen erwartete keiner, aber Gespräch mit der Presse 2) bei der wochenendtagung der evangelischen akademie über die "emanzipation der frau" vom 21. - 23. juni 1974 hielt h. mabry den im "frauenforum" nr. 3/74 abgedruck- ten vortrag: "freiheit, gleichheit, brüder- lichkeit - ein ladenhüter!" 4

FU Berlin, Prof. Dr .Jürgen Krupp, Uni- versität Frankfurt, Prof. Dr. Franz Pög- geler, Universität Aachen, Prof. Dr. Hel- ge Pross, Universität Giessen, Inge Soll- wedel, Frankfurt. ("Informationen für die Frau", Nr.7/8,1974) "Ganz bewußt sei ...darauf verzichtet worden, das Gremium ausschließlich mit Frauen zu be- setzen, um der Anrüchigkeit ( I ) eines ' Weiber- zirkels ' entgegenzuwirken". ("Korrespondenz, die Frau", Nr.7/8,1974) - Hoch lebe die "Partnerschaft"! Doch zurück zum offenen Gespräch zwischen Presse und Frauenrat: Die teilweise recht pa- triarchalischen Wendungen einiger Journalistin- (Ria Theens von der "Rheinischen Post" nen beschwerte sich in der Ferienzeit "für so eine Sache" über 1 Stunde beansprucht zu werden) und Vorschläge, die im wesentlichen in einigen "technischen" Hilfen gipfelten (der Frauenrat möge kurze, übersichtliche Presseinforma- tionen an die Redaktionen schicken, anstatt mit "Wälzern" aufzuwarten!), verbreiteten auf bei- den Seiten eher Ratlosigkeit. Auf die Fragen der Presse: welche Aktionen denn nun eigent- lich geplant und über was konkret berichtet werden solle, fielen die Antworten des Frauen- rats äußerst kümmerlich aus. Man/frau konn- te nur mit ein paar Tagungen aufwarten. Eine soll am 8./9. Januar 75 das Jubeljahr einläu- ten. Das Plenum des Bundestages möchten die Patriarchen aber dafür ungern öffnen - der Fall ist noch unentschieden. Die andere soll auf europäischer Ebene im Mai/Juni 75 mit Vorträgen über UNO, UNESCO, Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und Frauenrechts- kommission die Öffentlichkeit faszinieren. Welche Öffentlichkeit eigentlich? "Erfahrungs- gemäß werden bei all diesen Kongressen und Tagungen die ohnehin informierten und organi- sierte Frauen die Säle füllen. Wie wird man aber der Aufgabe gerecht, auch andere Schich- ten von Frauen zu erfassen, sie über ihre Rechtslage zu informieren und Aktivitäten an- zuregen?" ...kommentiert Sigrid Latka-Jöh- ring in ihrem Pressedienst ("Frau in Bonn", Ausgabe Nr.51). Um die politische Bildung und Aktivität. der Mädchen und Frauen insgesamt anzuheben, flössen die Gelder besser zur Basis einerseits zu den Frauenforen, den Frauenzentren, und andererseits in eine zu bildende feministische, wissenschaftliche Kommission, die Lehrinhalte, Lehrprogramme für Kindergärten, sämtliche Schultypen und berufliche Ausbildungsgänge neu zu konzipieren hätte. Daß sich die Frauenreferentin des Familienmi- 6 nisteriums zu diesem Pressegespräch nicht persönlich zeigte, die Atmosphäre überhaupt eher von Konkurrenz- und Prestigedenken als feministischer. Schützenhilfe beherrst war, dämpfte optimistische Erwartungen. Alle drei Parteien (Frauenrat-Frauenreferat-Presse) sind so stark in ihre patrt_trchalischen Insti- tutionen eingebunden und von ihnen abhängig, was zur totalen Lähmung feministischer Aktio- nen rührt und auch die - durch unsere Sozia- lisation und unterdrückte Lage verursachte - Frauenfeindlichkeit begünstigt. Ein Klima- wechsel läßt sich da durch Appelle an den "Gu- ten Willen" nicht auslösen, sondern nur durch die Erkenntnis,daß alle Frauen einen gemein- samen Feind haben: das Patriarchat. Solange jedoch die "Partnerschaftsideologie" vor- herrscht und individuelle Konkurrenz- und Stresssituationen unter Frauen nicht bewußt bekämpft werden, läßt sich eine gemeinsame Strategie für 6 Millionen organisierte Frauen nicht finden. Entlohnung der Haus- und Erzieherarbeit Feministische Politik beginnt damit, wenig- stens das eine oder andere Ziel gemeinsam an- zugehen. Für das "Internationale Jahr der Frau"bietet sich zum Beispiel eine große Frau- endemonstration an - getragen von allen Ver- bänden des Frauenrats. Zur Mobilisierung der Unorganisierten könnte die Presse wichtige Schützenhilfe leisten. Wenn eine Forderung ge- funden wird, die bei einer großen Mehrheit der weiblichen Bevölkerung "ankommt", die ihre Bedürfnisse und Interessen wirklich erfaßt, wird der Erfolg nicht ausbleiben. Mein Vor- schlag lautete deshalb in Düsseldorf: Großde- monstration zum 1. Mai mit dem Slogan "Entlohnung der Haus- und Erzieherarbeitl" Generell wird sich zeigen, daß ohne in- haltliches Programm, ohne die feministische Analyse der patriarchalischen Gesellschaft, auch im "Internationalen Jahr der Frau" die al- te wie die neue Frauenbewegung nur Flickwerk zu leisten vermag - bestenfalls ein wenig Soli- darität von Frau zu Frau versucht und eingeübt wird. Individuelle feministische Versuche kom- men für unser Geschlecht aber erst dann zum Tragen, wenn sie als bewußte politische Akte begriffen werden. Gemeinsam sind wir stark als Feministen - auf dem Weg zu dem gemein- samen Ziel FEMINISMUS . Wenn wir dieses Ziel, diese gesellschaftliche Veränderung nicht vor Augen haben, bleiben nicht nur 6 Millionen- sondern 30 Millionen - ohnmächtig. Wenn diese

Worum Bundestreffen der Fruilentoren vom libis11 % In beide 19 • Bonnr‚ Die erstenFRAITENFOREN in der BRD ent- standen im Umkreis oder direkt als Frauen- emanzipationsgruppen bei einigen Volkshoch- schulen (VHS). Frankfurt machte unseres Wissens den Anfang mit 5 Frauenforen in den verschiedenen Stadtteilen. Seit dem Jahre 197o fanden hier regelmäßig Treffen statt - besonders für interessierte Hausfrauen und Mütter, deren Kinder während der wöchent- lichen Diskussionsnachmittage auf Kosten der VHS betreut wurden. Ähnliche Initiativen waren auch in Ulm bei der VHS versucht worden und später folgten Diskussionsforen bei der VHS Köln und im Jahr 1972 auch bei der Otto-Suhr-Volkshochschule in Berlin. Das dortige Frauenforum leitete Gesine Strempel, die seit einem Jahr auch der Grup- pe BROT UND ROSEN angehört und das wich- tige Frauenemanzipationsbuch von Shulamith ins Deut- Firestone "The Dialectic of Sex" sche übersetzte. Mit den ab 1970/71 in vielen Städten der BRD sich bildenden "losen bzw. unorgani- sierten Frauenemanzipationsgruppen ver- banden sich die Teilnehmerinnen und Dozen- tinnen der VHS-Frauenforen vor allen Dingen im bundesweiten Kampf für die Abschaffung des § 218, bei Bürgerinitiativen für Kinder- gärten, Wahlkampagnen (z.B. "Frauen wäh- len Frauen!") und Aktionen zum Muttertag. Das erste eigenständige Frauenforum - also unabhängig von einer VHS - wurde im Januar 1971 nach einem "Politischen Nachtge- bet" (Veranstaltungen in der Antoniter-Kirche) über Emanzipation von Ursula Erler2x , Erika Klug und Ursula Linnhoff3x in Köln Aründet. Dieses autonome Frauenforum wurde als "eingetragener Verein" konstituiert und seine Zielvorstellungen liegen in der Verwirkli- chung der im Grundgesetz garantierten Gleich- berechtigung der Geschlechter, dem Abbau der konventionellen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau, der Anhebung des politischen 1) 1) gerade beim s.fischer verlag erschienen. 2) "mütter in der brd", "die neue sophie" beide erschienen im raith verlag, starnberg. 3) "die neue frauenbewegung" u. redakteurin von "efa" (emanzipationszeitschrift von s. o. f. a., erscheint vierteljährlich). Engagements der Frau u. a. Leider führten ideologische Richtungskämpfe schon im ers- ten Jahr zur Spaltung dieses bereits auf ca. loo-15o Mitglieder angewachsenen Frauenforums. Die stärker marxistisch orientierten trennten sich von den mehr "sozial-liberal" ausgerichteten Frauen und formierten sich im Mai 1972 als S. 0. F. A. - Sozialistische-Feministische Aktion - Köln. Anstatt die Frauenfrage g e m e i n s am aufzuarbeiten- sowohl theoretisch wie praktisch - kennzeichnet die Bewegung leider sehr stark noch immer "individualis- tisches" und "familiäres" Verhalten. Die Brot und Rosen-Gruppe faßt dieses typische Unterdrücktensyndrom sehr treffend zusam- men: "Frauengruppen denken noch immer in Familieneinheiten, nur daß die Familie jetzt größer ist, nämlich die eigene Gruppe umfaßt, auf die man nichts kommen läßt und die man vor anderen Gruppen schützen muß. "4 Als die Soziologin Hannelore Mabrym im De- zember 1971 eine autonome Frauenaganisa- tion mit 11 Frauen gründete, wählten sie nach reiflicher Überlegung den Namen "Frauenforum München". Zuerst hatten die Frauen sich FFF - "Frauen für Frauen" - nennen wollen, aber dann waren sie über- eingekommen den Namen der bisher größten Frauenemanzipationsgruppe zu übernehmen, um Solidarität und den Aufbau einer Groß- organisation zu unterstützen. Der SFB (SozialistischerFrauenbund Westberlin) war zu dieser Zeit in etwa genau so groß und sicher noch aktiver als das Kölner Frauen- forum, aber die Münchner Organisation ver- stand sich von Anfang an als feminis- tisch und das Fernziel FRAUENPARTEI hatte die Initiatorin H. Mabry von Anfang an im Auge. Ähnlich wie die amerikanische Organisation NOW (National Organisation for Women), die Betty Friedan in den 60er Jah- ren gründete, strebten die Frauen hier eine starke Lobby, eine "pressure group", an, die auf Grund ihrer Gruppengröße tatsächlich die 6) 4) frauenhandbuch nr. 1, überarbeitete u. er - weiterte auflage, seite 34 5) "unkraut ins parlament" 6)"weiblichkeitswahn" 8

Satzung des FRAUENFORUMS § 1 NAME UND SITZ Der Verein rührt den Namen "Frauenforum e.V." nach Eintragung in das Vereinsregister. Er hat seiner Sitz in München. § 2 ZWECK, ZIEL UND AUFGABEN Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Gemeinnützig- keitsverordnung vom 24.12.1953. Etwaige Überschüsse dürfen nur für die satzungsgemäßen Zwecke ver wendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Gewinne oder Gewinnanteile und in ihrer Eigenschaft als Mitglieder auch keine sonstigen Zuwendungen aus Mitteln des Vereins. Es darf keine Person durch Ver' waltungsaufgaben, die den Zwecken des Vereins fremd sind oder durch unverhältnismäßig hohe Vergü- tungen begünstigt werden. Der Verein will sich auf überparteilicher und überkonfessioneller Ebene für die Verwirklichung der zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA im Grundgesetz garantierten Gleichberechtigung von Mann und Frau (Art. 3 Abs.2 GG) sowie für eine besse re Absicherung der Rechte und der Bedürfnisse des Kindes und des Jugendlichen einsetzen. Der Verein will die Interessen und Bedürfnisse der berufstätigen Frau, der Hausfrau und Mutter, der ledigen, verheirateten, geschiedenen und der verwitweten Frau ermitteln, artikulieren und vertreten. Er will generell die Eigeninitiative der Frau anregen und alle Bestrebungen unterstützen, die die mate- de rielle Gleichberechtigung und Emanzipation der Frau und Mutter zum Ziele haben. Der Verein will den Frauen helfen ohne Bevormundung durch männliche Ideologien, Dogmen, Institutionen und Organisatio- nen ihre eigene Identität in freier demokratischer Selbstbestimmung zu finden. ge Zweck und Ziel des Vereins sollen vornehmlich erreicht werden durch: 1. Anhebung der politischen Bildung der Frau. 2. Förderung der gesellschaftspolitischen Aktivität der Frau; Heranbildung der Bevölkerung zu bewußte Staatsbürgern; Gewinnung der Frauen zur stärkeren Teilnahme am öffentlichen Leben; Stärkung ihre Einflusses in Politik, Wirtschaft und Kultur. 3. Vermittlung von politischen, juristischen, sozialen und beruflichen Informationen und Kontakten zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA (VO' tri träge, Diskussionsabende, Hearings etc). 4. Propagierung der gesellschaftlichen Sicht und Aufgabe der Mutterrolle und gesetzliche Absicherung fel der Mutterfunktion in wirtschaftlicher, steuerlicher etc Hinsicht. 5. Aktivierung der gesellschaftlichen Verantwortung dem Recht des Kindes und des Jugendlichen gegen' über. Verwirklichung einernach wissenschaftlichen Erkenntnissen geleiteten Fürsorge, Betreuung Ei und Erziehung des Kindes zu sozial verantwortlichem Verhalten und Handeln. Verankerung und fine zielle Absicherung dieser Erziehungsaufgabe durch die Gesellschaft. 6. Beseitigung der Diskriminierung der Frau im Berufsleben, z.B. hinsichtlich des Lohnes, der Aus- /nj bildung und der Aufstiegschancen. § 3 MITGLIEDSCHAFT Die Mitgliedschaft kann von jeder Person durch schriftliche Beitrittserklärung an den Vorstand erwor' ben werden, wenn sie die Satzung anerkennt. Der Vorstand bestätigt den Beitritt. Die Mitgliedschaft wird beendet durch Tod, Austrittserklärung oder Ausschluß. Die Austrittserklärung muß schriftlich rd Sc: destens 6 Wochen vor Ablauf des halben Kalenderjahres an den Vorstand erfolgen. Über den Ausschluß De beschließt die Mitgliederversammlung mit 3/4-Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder. Ein Mit- su: glied kann aus dem Verein ausgeschlossen werden, wenn es sich eines groben Verstoßes gegenüber der in § 2 erläuterten Zwecken und Zielen des Vereins schuldig gemacht hat oder wenn es trotz zweimalige28 GF schriftlicher Mahnung 12 Monate mit dem Mitgliedsbeitrag ohne Begründung im Rückstand ist. Vor der Beschlußfassung über einen Ausschlußantrag ist dem betroffenen Mitglied Gelegenheit zur Stellun.gnahe gegeben. Der Ausschließungsbeschluß muß schriftlich begründet werden. Er ist dem betroffenen Mit- Be glied schriftlich zuzustellen. Die Mitglieder erhalten bei ihrem Ausscheiden oder bei Auflösung oder Aufhebung des Vereins nicht sa: mehr als ihre eingezahltenKapitalanteile und den gemeinen Wert ihrer geleisteten Sacheinlagen zurück. De Der Mitgliedsbeitrag beträgt monatlich DM 5. -, Schüler, Lehrlinge, Studierende und Fürsorgeem- da; pfänger bezahlen DM 2. -. Spenden und freiwillig höhere Mitgliedsbeiträge sind zur Verwirklichung der Wc in § 2 erläuterten Zwecke und Ziele des Vereins sehr willkommen. § 4 ORGANE DES VEREINS Die Organe des Vereins sind: a) der Vorstand b) das Forum c) die Mitgliederversammlung

gangen wurde. 20 000 Flugblätter wurden ge- druckt - sehr originelle Plakate selbst ge- malt,tmd mit Presse und Fernsehen erlebten dann 500 Münchner die erste Großveranstal- tung des Frauenforums. Zum einen car Erfolg der Aktion und zum anderen das Bedürfnis, die gemachten 'Erfahrungen an andere Frauengrup- pen weiterzugeben, führten zu dem Einfall eine eigene kleine Zeitung zu versuchen. Die Nr.1 der INFORMATIONEN DES FRAUEN- FORUMS MÜNCHEN erschien in einer Auflage von 500 Ex. hektographiert. Nummer 2 stellte die Gruppe bereits mit einem Titelblatt und einer Auflage von 1000 Exemplaren her. Sie hatte als Hauptthema den Bericht über die Ablehnung der Anerkennung der Gemeinnützig- keit des Frauenforums durch die bayerischen Finanzbehörden (wir kämpfen seit über 2 Jah- ren darum!). Von Anfang an, gingen die Frau- en des Münchner Forums mit ihrer Zeitung auf die Straße und diskutierten mit der Be- völkerung über die Frauenfrage, um neue Mit- glieder und aktive Feministen zu gewinnen. Dem Frauenforum gehören in der BRD in- zwischen ca. 25o Mitglieder an. Die Zeitung heißt seit der Nr. 2/74 FRAUENFORUM-STIM- ME DER FEMINISTEN und erscheint alle 3 Monate in einer Auflage von 3000 Ex. Außer durch Straßenaktionen, wird sie im Abonne- ment, durch andere Frauengruppen und im Buchhandel vertrieben. Neben der publizis ti- schen Arbeit konzentriert sich das Münch- ner Frauenforum um die Eingliederung neuer Frauen in einen gemeinsamen Arbeits- und Bewußtseinsprozeß in monatlichen Vollver- sammlungen, Schulungskursen und Arbeitstref- fen, die alle für Gäste offen sind. Lediglich die sog. "Aktivengruppe" (AG), die jede Wo- che privat zusammenkommt, ist auf Mitglie- der beschränkt. Diese AG besteht aus dem 7-köpfigen Vorstand (siehe Satzung Seite 10/11) und weiteren 5-lo aktiven Kräften. Ohne 1-3 hauptamtlich für das FF arbeitende Femini - stenkönnen wir auf Dauer überhaupt nicht überleben - das zeigt die 3 jährige Erfahrung überdeutlich! Nur durch die Opferbereitschaft vieler Frauen - Arbeitszeit und Kapital! - kommen wir Schritt für Schritt weiter, und diese Erfolgserlebnisse - vor allen Dingen ständige Anwachsen der Bewegung! - geben uns 7) durch die Agitation "Frauen wählt Frauen" und die Aufklärung über die Möglichkeit in Bayern auf den Wahllisten die Frauen "nach vorne zu häufeln", erreichten das FF eine beachtliche Steigerung des weiblichen An- teils u. a. im Münchner Rathaus. 12 die Kraft ‚die Frustrationen (z . B. den Frauenhaß in den eigenen Reihen, der durch unsere Sozialisation im Patriar- chat unvermeidlich immer und überall wieder schmerzlich erfahren wird!) und den unerhörten Streß (der durch unsere Doppel- und Dreifachbelastung als berufs- tätige Mutter z . B. verursacht wird) zu ertragen. Die größten Erfolgserlebnisse - außer der ständig anwachsenden Nachfrage für unsere Zeitung - sind die durch unser Vorbild angeregten neugegründeten autonomen Frauenforen in der BRD: FF - Bonn, Köntakta.dressen: Franziska Kelz-Blank, 5205 St. Augustin, Im Wehrfeld 9-11 Tel. 02241 -'3145 Gesine Schi e, 53 Bonn-Beuel,Wei- denweg 24. Tel. 02221-441355 *FF - Ingolstadt, Kontaktadresse: Eva-Maria Stark, 8o71 Ingolstadt- Zuchering, Winden , Hopfgartenweg 1, Tel. 08450 -670 *FF - Wuppertal, Kontaktadresse: Elfi Clemens, 56 Wuppertal 2, Ottostraße 31 Sowohl die Aktivitäten zur Abschaffung des § 218, wie die Aufklärungsarbeit über das frauenfeindliche Familien- und Scheidungs- recht und der Entwurf eines feministischen Alternativmodells durch das FRAUENFORUM wie gemeinsame Aktionen zum Muttertag, und ständige Emanzipationsbestret 'ul ei innerhalb und zwischen den Frauenforen verlangen jetzt eine bessere Koordi und Integraiicy. So machte das Frauen- forum Bonn im August den Vorschlag zu einem überregionalen Treffen und schickte die folgende Einladung mit dem l«.7ntwurf eines Grundsatzpapiere' an ca. 25o Ad- ressen. Die Arbeitstagung soll in erster Linie die Organisationsarbeit vereinfachen und zum Teil neue politische, strategische Schwerpunkte für das Jahr 1975 setzen. Sie soll den Erfahrungsaustausch verbes- sern und einzelnen Mitgliedern des Frauen- das! forums in anderen Städten (Kontaktfrauen), Mut und Hilfe zum Aufbau einer eigenen Gruppe geben. Bis jetzt kann man sich bei folgenden Kontaktfrauen des FF in der BRD informieren: Berlin: Elisabeth Mühlfriedel, 1 Berlin 38, Bergengrünstraße 25a Göttingen: Hannelore Brüschke-Schröder, 34 Göttingen, Postf. 618, Tel .o551-71183

BARI3ELIES CHARLOTTE GESINE •• :• :• :• i• ii• iseee• • • • • • • eee• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • »* • • :• >.• • • • • EVA FRANZISKA THERESE keiten in den Weg, so daß es bisher nur zu einem Arbeitstreffen von ca.80 Feministen aus 8 Ländern am 24./25.März 1973 in Brüssel kam. Über den derzeitigen Stand der inter- nationalen Kontakte und die Absicht, diese Ideen 1977 doch noch zu verwirklichen, gibt der Leserbrief von Patricia Burnett (USA) auf Seite 34 Auskunft. Erfreulicherweise hat es in Dänemark in die- sem Sommer wieder - wie schon 1972 - mit einem Frauenlager in Femö geklappt, und auch in Frankreich veranstaltete die MLF (mouve- ment de liberation des femmes) ein Feriense- minar vom 3 . -31 . August in der Nähe von Arcachon an der Westküste Frankreichs. Das Thema dieses Seminars lautete "Politik und Psychoanalyse" und die Ergebnisse und Erfah- rungen, die dort gemacht wurden, sind in der in diesem Jahr eröffneten 1. feministischen Buch- handlung in Paris sicher zu erfahren: La Libraire des Femmes, 68 rue de Saint- Pefes, Paris 7 Ale Te1.222o208 Leider konnte niemand von uns hinreisen und darüber berichten. Dagegen freuten wir uns in München während der Ferienmonate über Besuche von Femini - sten aus USA und Frauengruppen aus der BRD und der Schweiz. Doch zurück zu den Initiatorinnen unseres ersten überregionalen Treffens der Frauen- foren in Bonn: Sie haben eine neue Variante in unsere Arbeitgebracht, in dem sie un- erhört produktiv mit dem Dichten und Kom- ponieren feministischer Lieder begonnen haben. Kostproben brachten wir bereits in früheren Nummern des FRAUEN FORUM.In Kürze erscheinen die Lieder samt Noten als Buch und sollen mit Musik und Interpreta- tion durch das Frauenforum Bonn einem breiten Publikum zur Buchmesse im Okto- b er in Frankfurt vorgestellt werden. Welche Freude und Solidarität gemeinsame feministische Arbeit verschafft, spricht aus vielen Nachrichten der Bonner an uns: "...Das ist also unser Arbeitskreis Ka- barett - leider ist Inge Latz, unsere wirk- lich geniale Musikerin nicht drauf, weil sie am Klavier sitzt... Inzwischen sind weitere Lieder entstanden. Wir hatten kürzlich Interessenten als Zuhörer dabei, als wir unsere Lieder probten. Die Frauen brachen in Tränen aus, und wurden ganz erregt.Die Texte in Verbindung mit der Musik rütteln wach - natürlich nicht über den Intellekt, son' dem über Gefühle. Aber egal wie wir uns vergrößern und unsere Botschaft vermitteln, Hauptsache sie kommt an..." 14

- d , p q q r s r t s u 4 : t 4 u 1 v - 4 4 w v - 4 4 - 4 w 4 4 x 4 4 y x z y z 4 - 4 4 4 1 - 4 4 - 4 1 TAGESORDNUNG für Arbeitstagung über bundesweite Organisation aller Frauenforen, ko- operierenden Frauengruppen und Kontaktfrauen vom 15.- 17.November 74 in Bonn Freitag, den 15.11. - Begrüßung der Teilnehmerinnen u. t Beginn 17 00 Kurzinformation über Sinn und Zweck des Treffens - Organisatorisches (Übernachtung, Tagungsort etc.) - Vorstellung der Gruppen und Kon- Sonnabend, den 16.11. taktfrauen Diskussion über: 9 - 13 0 Mittagspause 15 - 1900 - Grundsatzpapier des FF-Bonn als Präambel und Satzung des FF-Mün- chen als allgemeine Satzung der Frauenforen - Eingetragener Verein, Beantragung von Gemeinnützigkeit und beson- derer Förderungswürdigkeit - Zusammenarbeit und Arbeitsteilung zwischen den Frauenfore- -and in- nerhalb eines Frauenforums - Regelmäßige Delegiertentreffen - Zeitschrift FRAUENFORUM-STIM- ME DER FEMINISTEN - Gründung eines Frauenforums-Ver- lages Sonntag, den 17.11. - Zusammenfassung der Ergebnisse 9 - 12° des Treffens - Festlegung des nächsten Termins - Presse-Erklärung und evtl. Pres- sekonferenz Die Arbeitstagung in Bonn soll in erster Linie die Or- ganisationsarbeit vereinfa- chen und für das kommende Jahr politische und strategi- sche Leitlinien setzen. Wir wollen unsere bisherigen Er- fahrungen austauschen und einzelnen FF - Mitgliedern in anderen Städten Mut und Hilfe zum Aufbau einer eige- nen Gruppe geben. Das Patriarchat kann nur ge- meinsam bekämpft werden, deshalb solidarisiert Euch in den Frauen- foren! Ab 1975 werden wir fortlau- fend über die verschiedenen Frauenforen und FF - Kon- taktfrauen in der BRD be- richten. Die Januarnummer wird sich u. a. mit den Er- gebnissen und Beschlüssen unseres überregionalen Treffens in Bonn beschäfti- gen. Damit Übernachtungsprobleme und andere organisatorische Fragen vom Frauenforum Bonn bewältigt werden kön- nen, bitte bei der Koordina- torin Gesine Schütt so früh wie möglich die Ankunft an- melden (Anschrift Seite 12 1). In unserem kurzen historischen Abriß über die Entstehung und Entwicklung der FRAUENFOREN in der BRD darf auf keinen Fall die HEXENPRESSE Zeitschrift für feministische Agitation vergessen werden, die seit Oktober 1972 eine erstklassige publizistische Schützenhilfe leistet! Bisher sind drei Nummern dieser scharfen, brillanten Kritik des Patriarchats erschienen, die vierte steht kurz vor der Auslieferung. 8) 8) Die "Hexenpresse" wird in unregelmäßigen Abständen von unserem Mitglied Dr. Gunild Feigenwinter in Basel herausgegeben. 16 3111;?EitCNPXt5SE ltiTscHRIFT FÜR gemityiST150-4E. AGITATION DIe 'MALI IS'TFRGI GGBORGM 019t1PE 4-- 3.NOV1793 MARK GOUGES DE0.4T6 016 6RKUNRUNG DER N FrZ.7.4. NO Vteletlk en NI j/4 FR.],-

ist die Pille zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA für den Mann? Diese Frage wollten wir erst als unseren Hauptartikel in der Nr. 4/74 diskutieren. Wir mußten ihn wegen der Aktualität des Treffens der FF's im November und der vielen Buch- besprechungen auf die erste Nummer des neu- en Jahres verschieben. Wir geben aber heute einige Denkanstöße zum Thema "Wo ist die Pille für den Mann?" und würden uns sehr freuen, wenn bis zum 1. Nov. 74 Beiträge von unseren Lesern eintreffen, die den einen oder anderen oder beide Aspekte der "Pille für den Mann" kritisch, oder auch humoristisch, je- doch vor allen Dingen f e m i n i s ti s c h auf- arbeiten: I 1) DIE PILLE FÜR DEN MANN _ GEGEN EINE UNERWÜNSCHTE UND UMDIS ZIP LINIE RTE BE F RUCH TUN G DER FRAU. Ob durch Pille oder durch Sterilisation des Mannes (Vasektomie ) die sexuelle Verantwortung bzw. ein Lastenaus- gleich bei der Verhütung ungewollter El- ternschaft in Zukunft erfolgt, oder ob die Pille in übertragenem Sinne als Denkzet- tel/Schmerzpille verstanden wird (z.B. eine Erhöhung der Unterhaltsbeträge für das Kind um 200%), uns drängte sich die- ses Thema besonders im Hinblick auf die skandalöse Behandlung und Argumenta- tionsweise des Patriarchats zum § 218 auf. Da wird von der Landesregierung Baden-Württemberg beim Bundesverfas- sungsgericht (eine einzige Richterin ge- hört diesem Gremium an!) ein Antrag auf abstrakte Normenkontrolle gestellt, mit dem Ziel, die Nichtigkeit des Gesetzes festzustellen. Die undiszi- plinierte Befruchtung der Frau durch den Mann kann ohne abstrakte Normen- kontrolle dagegen nicht ohne die Be- jahung der Mutterschaft durch die Ge- schwängerte und die soziale Sicherung von 1) sehr wichtig und informativ zu dem problem der sterilisation des mannes ist der aufsatz von wolfgang bartsch in der FRANKFURTER RUND- SCHAU vom 25.3.1972 (wieder abgedruckt in EMANZIPATION HEUTE Nr. 2, 1973 des "ar- chivs für gegenkultur & kinder-schüler und stu- denten buchladen, c/o gisela ottmer, 33 braun- schweig, altstadtring 26). 18 Mutter und Kind abgehandelt werden. Ob die "Väter" des Grundgesetzes von ihren "Söhnen" heute so oder so interpretiert werden, interessiert uns Frauen nicht. Wir lehnen konsequent die " au s s c h l i e ß- li che Willkür" 2) dieser patriarchali- schen Gesetzgeber über unsere geborenen und ungeborenen Kinder ab. eDIE PILLE FÜR DEN MANN - GEGEN SEINEN "ANGEBORENEN" ODER "ANERZOGENEN" AGGRESSIONSTRIEB. Diese Pille scheint uns weit vordringlicher zu sein. Der Gedanke wurde zuerst von Berit Aas, Bürgermeisterin von Asker und Abgeordnete des norwegischen Parla- ments, geäußert. Nach der Gewalttätigk.eit, die das männliche Geschlecht seit Urzei- ten "auszeichnet", halten wir so eine Pille für eine hervorragende Idee. Dann brau- chen die patriarchatsgeschädigten Frauen nicht mehr mit Librium, Valium etc. voll- gepumpt zu werden und die Millionenetats der nationalen Patriarchenarmeen (atoma- re und konventionelle) können zur Linde- rung.katastrophaler sozialer Mißstände bei uns und besonders in den Entwicklungslän- dern verwendet werden. Für die Feministen, die die Zeit nicht haben die Literatur zur Aggression durchzuarbeiten, eine kurze Übersicht über die drei wichtigsten derzeitigen Erklärungsmodelle (aus I. Eibl-Ei- besfeldt "Der vorprogrammierte Mensch", S.77): "a. Das lernpsychologische Mo- d e 11 geht davon aus, daß aggressive Verhal- tensweisen gelernt werden. Bereits in früher Kindheit führten aggressive Forderungen zum. Erfolg, der dieses Verhalten bestärke. Darü- ber hinaus spiele beim Erwerb aggressiver Verhaltensweisen soziales Lernen am Vorbild eine große Rolle (BANDURA und WALTERS 1963). b. Nachdem Frustrations-Aggres- si on s - Modell wird aggressives Verhalten durch frühkindliche Entbehrungserlebnisse 2) in der verfassungsklage lesen wir, daß die fristenlösung das ungeborene leben in den ersten 12 wochen seit der empfängnis "aus- schließlich der will "r der schwangeren über- antwortet".

Vorgänge Nr.8 (Herausg.): WOMEN' S LIB IN DER BUNDESREPUBLIK, Beltz Verlag Weinheim, 13. Jahrgang 1974, DM 10.- Der männliche Herausgeber G.H. meint im Vor- wort, daß die neue Frauenbewegung • - "wie schon die erste, immer noch und wieder- um eine kleine Intellektuellen-Bewegung ist und anscheinend vorerst auch bleibt" und • - "Die Frauen müssen die Emanzipation der (ihrer) Männer in ihre eigene Emanzipation auf- nehmen, um sich selbst befreien zu können" (deshalb erscheinen ihm auch die autonomen Frauengruppen äußerst problematisch!) und zum Schluß folgt das Eingeständnis, daß das Heft •- "ein paar Ansätze zum Nachdenken über Frau- enbefreiung (enthält), bei weitem nicht alle." - Wie wahr, wie wahr! - Nach Studium der "Women' s Lib in der BRD" und nach 2-3 Jahren eigener theoretischer und praktischer Arbeiten müssen wir die erste Be- hauptung für die z. Z. größte und bereits seit 1971 bestehende Emanzipationsgruppe - das Frauenforum München - als unwahr zurück- weisen. Wir sind zwar nur eine kleine Organi- sation bis jetzt (von ca. 230 Mitgliedern), aber Intellektuelle finden sich bei uns ungefähr in dem- selben Verhältnis wie in der Gesamtbevölkerung: ca. 1 - 3 Prozent! Die zweite These des Heraus- gebers stellt eine ziemlich banale Grundtatsache dar. Ohne Veränderung bzw. Emanzipation des männlichen Geschlechts ist die feministische Be- wegung noch nie gedacht, angestrebt und durch- geführt worden. Eigene politische Organisatio- nen beinhalten nicht ein Abbrechen jeder Inter- aktion (Kontakt, Wechselwirkung) zwischen den Geschlechtern im privaten wie öffentlichen Be- reich! Sonst hätte sich die Menschheit nicht bis zur Aufhebung des totalen Ausschlusses der Frau- en aus Kirche, Parteien, Gewerkschaften und Parlament vermehren, weiterentwickeln und die Frauen sogar einen Emanzipationsprozeß im letz- ten Jahrhundert beginnen können. Je näher sich Unterdrückte und Unterdrücker allerdings kommen (körperliche Vergewaltigung in und außerhalb der Ehe), umso schwieriger gestaltet sich der Be- freiungsprozeß für die körperlich Schwächeren. Die Ängste vor Gewalttätigkeiten und vor dem Ent- zug der sowieso äußerst bescheidenen sozialen Hilfen durch den Stärkeren (Unterhalt für die Kin- der) sind nicht theoretischer Natur und sitzen tief. Hier liegt auch die Erklärung für die Min- derheit, die wir bisher innerhalb unseres Geschlechts erst organisieren konnten! G.H. braucht aber keine Angst zu haben vor dieser Minderheit; denn Feministen streben die Veränderung der patriarchalischen Ge- sellschaft ohne chemische, konventionelle und Atom -Waffen an - allein mit passivem Wi- derstand, Streik und durch die Überzeugungs- kraft ihrer Argumente sowie das Vorbild so- zialeren und sozialistischeren (sprich: femi- nistischen) Verhaltens. Doch unsere Kritik gilt in erster Linie dem 3. Punkt des Heraus- gebers: Die "spezielle" Auswahl der Beiträge gibt nicht nur alles andere als einen reprä- sentativen Überblick über die Bewegung in der BRD, sie verhindert geradezu das zu er- fassen, was man als den Inhalt und das Ziel der zweiten Frauenbewegung mehr und mehr ausmachen kann: den FEMINISMUS. Die Auswahl in VORGÄNGE unterscheidet sich in ihrem Antifeminismus nur partiell und graduell von dem Machwerk des Autoren- kollektivs des AKE Bonn (Arbeitskreis Eman- zipation) in "Blätter für deutsche und inter- nationale Politik", Heft 7/1974 (Pahl-Rugen- stein Verlag Köln): ZUR ENTWICKLUNG DER FRAUENBEWEGUNG IN DEN USA, FRANKREICH UND DER BRD. Diesen Auf- satz ordnet aber fast jede Leserin sehr schnell als reine DKP/SED - bzw. Ostblock- staatenideologie zur Frauenfrage ein, da ihre zentralen Probleme hier kaum ange- sprochen werden. Gefährlicher sind deshalb - besonders für weibliche Studenten und Aka- demiker (und sie sind für die feministische Bewegung genauso wichtig wie die Hausfrau- en, Arbeiterinnen, Angestellten und Rentner- innen!) - einige Aufsätze der VORGÄNGE. Die Mehrzahl der heute politisch aktiven Frauen (zum Teil auch innerhalb der Bewe- gung) sind noch total abhängig vom Patriar- chat. Ihre "Autonomie" ist mehr verbal als real zu erkennen. Die Autorinnen, die in den VORGÄNGEN schreiben dürfen, sind fast alle Mitglieder entweder der SPD, FDP, DKP, Humanistischen Union oder/und der Gewerk- schaft. Bis auf Ausnahmen Schleich, Schöffel und Pini (hier ist die Darstellung der Situa- tion der Frau sehr treffend, aber die Konse- quenz: politisches Ziel und Strategieempfeh- 20

chat wirklich politisch gefährlich wird! Arbeitsgruppe des Frauenforum MWichen. Brot Rosen: FRAUENHANDBUCH NR.1, 2. über- arbeitete und erweiterte Auflage, Berlin 1974, DM 6. - Ob die Frauen von Brot Rosen die Frage der Verhütung, der Abtreibung, der Selbstuntersuchung aufgreifen oder besonders auch im neu hinzuge- kommenen Kapital über den "Anteil der Frauen an der Menschwerdung des Affen" wichtige Daten und Informationen liefern - dieses aufklärerische Handbuch gehört einfach in die Hand jedes Mäd- chens, jeder Frau. Der Lernprozeß, den die Gruppe sowohl in der Theorie wie in der Praxis zurückgelegt hat, schlägt sich in dem nunmehr eindeutig radikal-feministischen Standort - gegen- über einem noch undifferenzierten feministisch- vulgärmarxistischen in der 1. Auflage- nieder. Denn, daß die Doppelrolle (und darin liegt in erster Linie die "private" Mutterschaft!) auch in sog. sozialistischen Ländern nicht aufgehoben wurde, ist eine bekannte Tatsache. Sie ist die eigent- liche Frauenfrage. Die Mutter "muß eben doch fragen, ob sie abends weggehen darf. Die Kinder- losen fragen nicht. Eine Mutter ist kein Mensch mit Rechten, eine Mutter ist nur ein Mensch mit Pflichten. Um die Voraussetzungen zu schaffen, daß auch eine Frau ein Mensch wird, muß daher von Frauen politi sch (Herv. -H. M.) die gesell- schaftliche Versorgung der Kinder durchgesetzt werden."(5. 40) Daß ein derartiges politisches Durchsetzungsvermögen eine andere Organisations- struktur zur Voraussetzung hat, als sie z.B. in CR-Gruppen und Frauenzentren bis heute in der BRD praktiziert wird, wird hier endlich auch als Problem formuliert! Quinte ssenz: 1)Kaufen, um die feministische Bewegung finanziell zu stärken 2)Lesen, um aus den bisherigen Erfah- rungen der Frauenbewegung zu lernen; denn "Wissen ist Macht" und "Glaube versetzt Berge"! Welche Berge? Berge von Schweiß, Arbeit, Beten und Tränen der Frauen brachten den Män- nern Berge von Wissen und Kapital im Laufe der Jahrhunderte ein... H. Mabry (Bestellungen: Maulwurf-Buchversand, 1 Berlin 62, Crellestr. 22, Bezahlung auf Postscheck- konto Berlin West 8501/102 Basis Verlag.) Caroline Muhr: FREUNDINNEN, Roman, Mün- chen 1974, DM 18, - Die belletristische Literatur von klassisch bis un- terhaltend hat ihr Teil dazu beigetragen, daß Be- ziehungen zwischen Frauen suspekt gemacht, hä- 22 misch verzerrt oder bis zur völligen Be- deutungslosigkeit heruntergespielt wurden. Der allgemeine Tenor: Zwischen Frauen gibt es keine ernstzunehmende Freund- schaft, Freundschaft gibt es nur zwischen Menschen, Menschen sind Männer; Frauen sind Rivalinnen oder bestenfalls Kaffee- kränzchenschwestern. Die Widerlegung dieser immer noch gängi- gen Meinung vollzieht Caroline Muhrs Ro- man in einem Bewußtwerdungsprozeß und in einer Handlung, die im Scheitern der beiden Romanfiguren erkennen läßt, daß die patriarchalisch orientierte Vorstellungs- welt bei Mann und Frau die Voraussetzung zur Freundschaft zwischen Frauen immer wieder blockiert. Dennoch wird die freundschaftliche Bezie- hung als neue menschliche Möglichkeit sehr deutlich sichtbar gemacht. Sichtbar wird auch ein leichter erotischer touch, der aber wohl bei jeder tiefreichenden gegen- seitigen Zuneigung zwischen Menschen (Männerfreundschaften eingeschlossen) na- türlich und selbstverständlich ist. Der Roman liest sich gut. Er gibt eine Menge Denkanstöße und macht der vorwie- gend auf den Mann hin erzogenen u.bezogen- en Frau klar, daß Selbstachtung die Voraus- setzung zur Emanzipation und Solidarität zwischen Frauen ist. Eine gute Ergänzung zu theoretischen Schriften. Barbara Lattegan Volker Elis Pilgrim: DRESSUR DES BÖSEN, Zur Kultur der Gewalt, München 1974, DM 26. - Die von Konrad Lorenz beobachteten Verhal- tensweisen von Graugänsen und Buntbarschen und Eigenheiten seiner Tante reichen nicht aus, um die These eines angeborenen Ag- gressionstriebes des Menschen wissen- schaftlich abzusichern. Unzulässige Verall- gemeinerungen aufgrund der Verhaltensfor- schung bei Tieren - in den seltensten Fällen handelt es sich um Feldstudien (Beobach- tungen in freier Natur)- warf Pilgrim weder als erster noch einziger mit Recht K. Lorenz vor. Aber der persönliche Bekanntenkreis und Pilgrims Literaturkenntnisse erlauben keineswegs profundere Aussagen über die "Kultur der Gewalt". Weder der "Unter- gang des Mannes" noch das neue Pamphlet "Dressur des Bösen" liefern wissenschaft- lich haltbarere Aussagen über die Ursachen aggressiven Verhaltens beim Menschen.

Mütter und Frauen reagieren wie die Kinder aggressiv auf diese Methoden, aber sie haben sie nicht vorexerziert und eingeschleift: Die Dressur der Frau und Mutter - ihre Ausbeutung und Vergewaltigung - "besorgte" seit Urzeiten der Mann. H. Mabry Wolfgang Böhme, Hermann Greifenstein, Kurt Schmidt-Clausen (Herausg.): ZEITWENDE, Die neue Furche, 45.Jg., Heft 3, Gütersloh Mai 1974, DM 6. - Auch die Kirchen (hier das Verlagshaus Mohn als Mitgl. des Gemeinschaftswerks der Evan- gelischen Presse e.V.) versuchen jetzt das The- ma Aggression mit Hilfe der patriarchalischen Wissenschaft etwas zu differenzieren. Für die Problematik "Entwicklungsländer-Industrielän- der" reicht der bisherige Interpretationsrahmen nicht mehr ganz aus! Daß der Mensch von Na- tur aus "sündig" und "egoistisch" (besonders natürlich die geistig minderbemittelte Frau!) ge- boren und entweder im Laufe seines Lebens durch die Gnade des all mächtigen Herrn und Gottvaters - oder spätestens durch den se- ligen Tod - von seinen sündigen Trieben be- freit wird, leuchtet angesichts der ungeheuren Aggression, die von dieser Kirche auf die Men- schen (die in ihrem Machtbereich groß wurden) in Wort und Tat niederprasselte, nicht mehr völlig ein. Inquisition, Hexenverbrennungen, Bündnisse mit Faschismus, Kapitalismus und Kolonialherren, Einsegnung von Armeen, durch Abtreibungsverbot Millionen Frauen zu Kurpfu- schern und in den Tod getrieben etc. - die Kir- che sollte endlich das Ausmaß und die Ursache ihrer eigenen Aggressivität analysieren, da wird auch die patriarchalische Psychoanalyse nicht alle aggressiven Löcher stopfen können! Dennoch ist der Beitrag des Psychators und Psychoanalytikers Günter Ammon der einzige, der diesem Leserkreis ein paar aufklärerische Sätze anbietet. Seine Unterscheidung von "de- struktiver" und "konstruktiver" Aggression geht nicht von einem angeborenen Aggressions- trieb, sondern von zugefügten Frustrationen aus. Besonders sind natürlich wieder die Müt- ter! - ihr Fehlverhalten in den ersten Jahren dem Kind gegenüber - sowie eine"zerstörerisch organisierte Arbeitswelt" daran schuld, daß das Kind und der Erwachsene "ich"-schwach und destruktiv-aggressiv werden muß. Deshalb plä- diert A. für eine "konstruktive" Aggression, die dem Kind eine "Frustrationsregelung" er- möglicht - es lernen läßt. Auch hier wird 24 wieder sozialtechnisches Wissen und "Gewissen" zur Lösung von Konflikten ange- boten, aber aggressives Verhalten, das aus Frustration erwachsen ist und als r e akti v e s Verhalten eingeordnet wird, verständiger behandelt. Die s e x i s ti s c h e n Ursachen, die Mütter dahin treiben ihren Kindern auch Frustrationen zuzufügen, untersucht und er- kennt A. nicht. Dennoch ist er für die Thera- pie wenigstens auf dem richtigen Wege: "In den 18 therapeutischen Gruppen .... konnte ich immer wieder beobachten, daß erst nach Entwicklung einer Gruppenidentität mit der Fähigkeit, sich abzugrenzen, das einzelne Gruppenmitglied beginnen kann, eine eigene Identität zu bilden." (S.167/68) Deshalb ist es für jede Frau auch erst durch die Mitar- beit in der Frauenbewegung möglich, ihre eigene Emanzipation (als Geschlechtswesen) zu finden und zu realisieren! Der patriar- chalische und pastorale Schwachsinn - der speziell von Jürgen Hübner in "Sanftmut und Selbstverwirklichung?" noch verkündet wer- den darf, öffnet hoffentlich jeder Frau die Augen über den ungeheuren Machtapparat der Kirche. Bei dieser Patriarcheninstitu- tion ist nur auf Kontrolle von unten zu hoffen! Massenhafte Kirchenaustritte sind die ge- waltlosen Antworten zur "Ich-Werdung" der Frauen, die diese Kirche jahrtausendelang aggressiv verhinderte. H. Mabry Dr. K. Gehrmann, Prof. Dr . W . Hildebrandt, Prof. Dr. H. Lades, Dr. It. Müller-Sternberg (Herausg.): DEUTSCHE STUDIEN, Lüneburg März 1974, XII Jg. , Heft 45, DM5,30 Uns interessierte hier besonders der Aufsatz "Autorität-Befragung eines Tabus" von Walter Hildebrandt, des Mitherausgebers der von der Ostakademie herausgegebenen DEUTSCHEN STUDIEN (sie erscheinen seit 1963 im An- schluß an den VIII.Jg.des "Ostbriefs" viertel- jährlich). Ob die Autoritätskrisen, die innerhalb des Patriarchats auftreten - Hildebrandt diskutiert sie bei den Institutionen Kirche, Familie, Hochschule und Staat - auf gleiche Ursachen zurückzuführen sind wie die in der 2. Frauen- bewegung zu beobachtenden "Autoritätskrisen", gilt es zu untersuchen. Nach Hildebrandts Ar- tikel ist sein anthropologisches Vorverständnis in der Nachbarschaft der Theoretiker, die von einem a n g e b o rene n Triebverhalten ausge- hen, angesiedelt. Er spricht von einem "spe- ziellen Syndrom, einem "hohen Antriebsüber- schuß" - in Abwandlung zu Jungs "Libido",

s c h e n Z i e 1 e sie verfolgen und ob sie sich in den Institutionen und Organisationen, in de- nen sie leben und arbeiten - nicht zuletzt in der Bewegung selbst! - als Patriarchalin oder Femi- nistin verhalten. Die Frage von Autorität und Autoritätskrise ist ohne inhaltliche Analyse der Autorität und des durch sie vertretenen Wert- und Normsystems sowie der Wechselbeziehung zwischen diesen beiden Komplexen im Grunde unergiebig. H. Mabry I. Eibl-Eibesfeldt: DER VORGROGRAMMIER- TE MENSCH, Das Ererbte als bestimmender Faktor im menschlichen Verhalten, Wien- München- Zürich 1973,DM 30. - Nach Konrad Lorenz versucht nun sein bekannte- ster Schüler Eibl-Eibesfeldt die These von einem angeborenen Verhalten - speziell einem so- genannten Aggressionstrieb - durch gewisse Dif- ferenzierungen und vorsichtigere Formulierun- gen wie das aggressive Verhalten werde durch einen angeborenen Trieb "mit bestimmt" (S. 97), aufrechtzuerhalten. Seine Beobachtungen (spe- ziell filmischen Aufzeichnungen) des Sozialver- haltens von Taubstummen, Säuglingen und kul- turvergleichend von Eingeborenen verschiedener Stämme sowie Europäern fördern im Grunde nur bekannte Fakten zutage: daß den Menschen ein Hunger-, Durst- und Fortpflanzungstrieb eignet, daß er in seiner Motorik, seiner Mimik artspe- zifisch konditioniert ist (hier liefert er auch neues Beweismaterial). Daß der Mensch sich als lernfähiges Wesen "Kultur aneignet", gibt E.-E. unumwunden zu. Wo sich die Geister scheiden und er auch den Beweis in diesem Buche schuldig bleibt, das ist die Behauptung von einem angeborenen Aggressionstrieb und der erblichen Programmierung von ethischen Normen Die im Vorwort vorgenommene Zuordnung eines autonomen Menschen - seine Definition von Autonomie ist meines Erachtens irreführend und unbrauchbar - zu den beiden Hauptströmun- gen (entweder der "Umwelt" oder dem "Erbe" den entscheidenden Einfluß bei der Konditionie- rung des menschlichen Verhaltens zuzusprechen), kann nicht überzeugen. E. -E. unterscheidet bei seiner Beschreibung der kontroversen Ansätze - die Milieutheoretiker, die davon ausgehen, daß der Mensch "total durch seine Umwelt" gesteuert, konditioniert, programmiert wer- de z.B. Skinner und viele Psychologen, Pä- dagogen, Soziologen,polit. Wissenschaftler. Durch "aktuelle" Programmierung (kann man/frau sagen) bzw. durch "soziales Ler- nen" (wie es die Lerntheoretiker bezeich- nen) wird erwünschtes Verhalten (mittels Belohnung) oder unerwünschtes Verhalten (mittels Bestrafung/Sanktionen) erreicht bzw. verhindert. - und seine und Lorenz' Theorie fiber ein "angeborenes" Verhalten, 1) durch "stammesgeschichtliche Anpas- sung" progammiert (ein geschichtlicher Anpassungsvorgang steht meiner Meinung nach im Widerspruch zu"angeborenem" Ver- halten) und 2) gesteuert durch "ererbte Programme" (quasi artspezifisch vorprogrammiert). Der "autonome"Mensch ist nach E. -E. derje- nige, der durch sein angeborene s Verhal- ten sich einer totalen Programmierung durch die Umwelt entzieht. Unter der "Autonomie" des Menschen haben Psychoanalytiker, Psy- chologen, Soziologen und besonders Marxisten, last not least auch wir Feministen sich immer etwas anderes vorgestellt: nämlich die Fähig- keit des Menschen durch einen historischen Lernprozeß, durch Reflexion und Abwägung von alternativen Handlungen, emanzipatorisch zur Selbst- bzw. Eigenentscheidung zu gelan- gen. "Angeborene" Autonomie erscheint uns als ein Widerspruch in sich, die Kategorie des "Ich" (Freud), des handelnden "Subjekts", ist an Entwicklungs-, Lernprozesse gebunden. Das Buch ist in 4 Abschnitte gegliedert: im ersten prüft E.-E. inwieweit die Hypothesen der Ethologie (Verhaltensforschung speziell bei Tieren) auf menschliches Verhalten über- tragbar sind; im zweiten beschäftigt er sich mit dem Aggressionsproblem aus biologischer Sicht; im dritten untersucht er die "natürlichen Gegenspieler der Aggression": die "Binderitu- ale"; und im vierten Abschnitt vertritt er die Ansicht, daß die "stammesgeschichtlichen An- passungen" beim Gestalten kultischer Gegen- stände mitbestimmend seien. Die politische Brisanz bzw. den Vorwurf seine Argumentationsweise unterstütze reaktionäre Thesen wie die "menschliche Natur" ist besitz- gierig etc., versucht er abzuwehren (S. 68) wie auch eine wertende Entscheidung, ob dem Ein- fluß der "Umwelt" oder dem des "Erbes" ein höherer Stellenwert im menschlichen Verhal- ten zukomme: "Eine wertende Abwägung der einzelnen Anteile im Sinne ihrer Bedeutung (Wichtigkeit?) ist dagegen unmöglich. Kein physiologischer Prozeß läßt sich aus dem Funktionsganzen herauslösen und als 'wichti- ger' oder 'weniger wichtig' abschätzen." (S.70) Dem könnte man sehr wohl entgegenhalten, daß 26

AN ALLE VON ALLEN unter dieser rubrik kann jedes mitglied des FF schreiben, dichten und malen, ohne daß die re- daktion irgendeinen einfluß auf die auswahl der einsendung, die form und den inhalt nimmt. einzige beschränkung: die beiträge für "an alle von allen" dürfen nicht länger sein als 1/2 seite din a4 eng beschrieben, sie müssen mit vollem namen und adresse versehen werden. gehen mehr artikel ein als auf den dafür vorgesehenen zwei seiten platz haben, so wählen die mitglie- der des monatlichen arbeitstreffen des FF die beiträge zur veröffentlichung aus. einsendeschluß für die nr. 1/75 ist der 15.11.74. die redaktion 411111IIMMIIMMI, .111«sfammi DAS MÄRCHEN VON DER PRINZESSIN AUF DEN ERBSEN nacherzählt für Patriarchen (frei nach H.CH. Andersen) Es war einmal ein Mann, der wollte eine Fräu- lein heiraten, aber es sollte eine wirkliche Fräulein sein. Da reiste er in der ganzen Welt herum, um eine solche zu finden, aber überall war da etwas im Wege. Fräulein gab es genug, aber ob es wirkliche Fräulein waren, konnte er nicht herausbringen, immer war etwas, was nicht in der Ordnung war. Da kam er wieder nach Hause und war ganz traurig, denn er woll- te doch gern eine wirkliche Fräulein haben. Eines Abends zog ein furchtbares Wetter auf; es blitzte und donnerte, der Regen stürzte herunter, es war ganz entsetzlich. Da klopfte es an die Haustür, und der alte Herr ging hin, aufmmachen. Es war eine Fräulein, die draußen vor der Türe stand. Aber wie sah sie vom Regen und dem bö- sen Wetter aus! Das Wasser lief ihr von den Haaren und Kleidern herunter und lief vorne in die Schuhe hinein und aus den Hacken wieder heraus, und sie sagte, daß sie eine wirkliche Fräulein sei. "Ja, das werden wir schon erfahren!" dachte die alte Dame, aber sie sagte nichts, ging in die Schlafkammer hinein, nahm alle Betten ab und legte Erbsen auf den Boden der Bettstelle, zu Buchstaben angeordnet, die Worte bildeten und folgende Frage stellten: "Frau oder Fräu- lein?" Darauf nahm sie zwanzig Matratzen, legte sie auf die Erbsen und dann noch zwanzig Eiderdaunenbetten oben auf die Matratzen. Da sollte nun die Fräulein die ganze Nacht lie- gen. Am Morgen wurde sie gefragt, wie sie ge- schlafen habe. "Oh, schrecklich schlecht!" sagte die Fräulein. "Ich habe meine Augen die ganze Nacht nicht geschlossen! Gott weiß, was da im Bette gewe- sen ist. Ich habe auf etwas Hartem gelegen, 28 sodaß ich ganz braun und schwarz über mei- nem ganzen Körper bin! Es ist ganz entsetz- lich!" Nun sahen sie wohl, daß es eine wirkliche Fräulein war, da sie durch die zwanzig Ma- tratzen und die zwanzig Eiderdaunenbetten die Erbsen verspürt hatte. So empfindlich konnte niemand sein, außer einer wirklichen Fräulein. Da nahm der Mann sie zur Frau, denn nun wußte er, daß er eine wirkliche Fräulein be- sitze und sie und die Erbsen kamen auf die Kunstkammer, wo sie noch zu sehen sind, wenn sie niemand genommen hat. Und das Rätsel: "Frau oder Fräulein?" ist bis heute nicht gelöst worden. Oder? - Oder wissen Sie die Antwort, können sie erraten, - Sie Mann oder Männlein... So, das ist eine wahre Geschichte. dieses märchen ist mir zum thema: frau oder fräulein eingefallen. ich weiß nicht, ob man es herausliest, ich verstehe es so: die fräulein, die der prinz/mann findet, sind deshalb keine wirklichen fräulein, weil sie in wahrheit alle frauen sind, die sich aber die herabsetzung "frl." bieten lassen müs- sen; das "wirkliche" frle i das er sucht, ist so was blödes, irrationales wie in dem mär- chen, in wahrheit gibt' s es - das fräulein - aber nicht. es ist eine fiktion. (Edda Bock, Gauting, Zugspitzstr. 15) EIN HOCH AUF EIN NICHTS! Holadrihil Holadriho I Es lebe hoch der Embryo! Die Höhen, in denen wir schweben, Gehören dem werdenden Leben. Ist Leben bereits geworden , Darf man es staatlich ermorden In Uniform und mit Orden. H eil ! Holadrihil Holadrihol Es lebe hoch der Embryo!

cAntiteministen 1974 DAS Zeitechrfft für Philosophie und Sozialwissenschaften Hannelore Mabry 8 München 70 Vertriebsnetz der Feministen leider noch nicht so ausgebaut Die Bilder gleichen sich bei rechten und linken Patriarchen: Was nicht in die eigene Argumenta- tionskette hineinpaßt ist unwissenschaftlich, da wird nicht argumentiert, sondern einfach behauptet, nichts bewies en etc. Diese "Vorwürfe" erhoben die Herrschen- den schon immer, wenn die Beherrschten versuchten, sie zu kritisieren. Die Reaktion der Bür- gerlichen auf die "marxistische" Wissenschaft wiederholt sich heute bei den Vulgärmarxisten: auf altbekannte und dennoch schwache Weise versuchen sie die gezielte Kritik und lästige Fra- gen der Feministen abzuwimmeln. Es geht um Hannelore Mabrys Antwort auf Frigga Haugs Artikel im ARGUMENT 83 "Verteidi- gung der Frauenbewegung gegen den Feminismus". Schon bevor wir die Antwort im FRAUEN- FORUM Nr. 2/74 abdruckten, bot H. Mabry sie dem ARGUMENT, dem KURSBUCH und dem NEUEN FORUM (Wien) an, da das ist wie das marxistische (selbst in der kapitalistischen Bundesrepublik). Der An- griff gegen den Feminismus begann bezeichnenderweise von "links". Für das "rechte" Patriarchat hat die Diskrimi- nierung der Frau und das Vor- urteil von der "Überlegenheit des Mannes" annährend na - tu rge s e t zli c hen Cha- rakter. Wenn die Wissen- schaft dennoch durch Intelli- genztests, Einstellungs- und Vorurteilsforschung etc. Er gebnisse zutage fördert, die den Sexismus (erlernte und durch patriarchalische Herr schaft erzwungene Verhal- tensweisen) aufdeckt und nachweist - dann versucht man/frau diese Informa- tionen einfach durch eine Fülle von Glaubensartikeln, "Grundwahrheiten über das Wesen der Geschlechter", zu neutralisieren und zu baga- tellisieren. Schwieriger ist da die Lage für die "Gleich- heitsideologen" der Linken. Der Vulgärmarxismus ist durch das Aufkommen des Feminismus sowohl theore- tisch wie strategisch exi- stenziell bedroht, deshalb befolgt man/frau hier die Parole: "Wehret den Anfän- gen!" Aber schauen wir uns die Be gründung der ablehnenden Haltung der ARGUMENTE - 30 Ihr Zeichen Ihr Schreiben vom 1 3 . 2 ((inser Zeichen fh Tag 21 . 2 . 7 4 Frauenbund Westberlin abziehen und ebenso wie Redaktion Das Argument • 1 Berlin 33 • Altensteinstraße 48 a • Telefon (030) 8 31 49 15 Eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter Nr. 88/1967 Geschäftsführer: Dr. W. F. Haug, Berlin, Dr. Christof Müller-Wirth, Karlsruhe 7.7 Frigga Haug meinen Artikel dort zur Diskussion stellen. wenn wir den Text für den Sozialistischen herzlichen Dank für die Replik auf meinen Artikel in Argument 83, über die wir - nach- dem die Redaktion sie gelesen hat - in einer der nächsten Sitzungen entscheiden werden. Ein Exemplar des Abzugs geht Dir zu. Freundliche Grüße Inzwischen wird es sicher in Deinem Sinne sein, Redaktion Das Argument • 1 Berlin 33 • Altensteinstraße 48 a Christrosenweg 5 Liebe Hannelore Mabry,

wird sicherlich auf Jahre hinaus vervielfältigt und verbreitet. Zu diesem Unmut kam noch der Be- richt von Gesine, daß im Frauenforum Berlin (oder Frauenzentrum heißt es wohl) F. HAUG zu einer Diskussion kam und keine einzige Frau ihren Thesen widersprach, weil sie einfach iler- fordert waren und gegen einen Gegner ihrer Klasse nicht antreten konnten. Ich bin deshalb sehr froh über Deine phantastisch gelungene Analyse, ich finde sie einfach erstklassig, vor allem weil sie so sachlich und so ausgezeichnet dokumentiert war. Nun kann ich beruhigt meine Notizen wegwerfen, weil Dir was besseres gelungen ist als es mir je möglich gewesen wäre. Du weißt ja sicherlich, daß HAUG am Psychologischen Institut der FU (Fachbereich Sozialwissen- schaften) arbeitet und ' aus der gesicherten Höhe eines privilegierten Berufes' (was sie selbst SCHWARZER in ihrem Artikel zum Vorwurf macht) klares Engagement für Marxismus hat und dass die unter dieseraLeitstern betriebene Psychologie natürlich frauenfeindlich bzw. feministin- nenfeindlich sein muß. Ich habe inzwischen ein Buch über ' Radikale Psychologie ' aus den USA entdeckt, das für Dich interessant sein könnte, denn diese emanzipatorische ' odeli'revolutionä- re' Psychologie hat eine ihrer Wurzeln ganz deutlich in der Frauenbewegung , unterscheidet sich also von der deutschen oder in Berlin am PI betriebenen 'emanzipatorischen Psychologie' ganz wesentlich. Die in diesem Buch zusammengestellten Artikel können möglicherweise für weitere Arbeit nützlich sein, wenn es um die Kritik der angeblich progressiven marxistischen Psychologie in Deutschland geht. ..." (Martin G. Strempel, Dipl. -Psych. , Berlin 19, Fried- bergstr. 10) Und wenn es auch noch nicht allen Frauen in der Bewegung aufgegangen ist, so wundert es immer- hin schon unsere männlichen Mitglieder: "...ist es zu fassen, daß in 'Blätter für deutsche und internationale Politik' Nr. 7 - Juli 74 ein Bericht über Frauenbewegungen (u. a. in der BRD) er- scheint, ohne daß das Frauenforum auch nur erwähnt wird?? I - von einem Bonner Autorenkol- lektiv..." (Arnd Kumerloeve, Dipl. -Soz. , 463 Bochum, Postfach 2148) es ist der arbeitskreis emanzipation bonn, der ideologisch b rüder li c h dem sfb (sozia- listischer frauenbund berlin) verbunden ist, arndl - die redaktion. 3) PHIL BROWN, (Ed.): Radical Psychology, Social Science Paperback, NY, London, Tavistock Publications 1973, DM 11.- 111113111111111131111111111111111B1111111111111119111911111111B111111BM•11111111111111 911111•Mill111113911111111111139 WIE DERZEIT DIE RECHTSLAGE ZUM § 218 AUSSIEHT : "Das Inkrafttreten der Fristenlösung (neuer § 218 a) ist auf Antrag des Landes Baden-Wart- temberg durch einstweilige Anordnung des Bun- desverfassungsgerichts vom 21.6.74 aufgehoben worden. Die übrigen Bestimmungen des Gesetzes sind, wenn auch zum Teil in abgewandelter Form, am 22.6.1974 in Kraft getreten. Straffrei bleibt bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsge- richts über die von der CDU/CSU-Bundestags- fraktion und einigen Bundesländern eingelegte Normenkontrollklage wegen Verstoßes der Fristenregelung gegen Art.2 Abs.2 GG der Ab- bruch einer Schwangerschaft von der Empfäng- nis bis zum Ablauf der 22.Woche, wenn er aus medizinischer oder eugenischer Indikation vor- genommen worden ist. Bis zum endgültigen Ur- teil hat das Gericht den Abbruch einer Schwanger- schaft auch aus ethischen Indikationen für zu- lässig erklärt: sexueller Mißbrauch von Kindern, Vergewaltigung, sexueller Mißbrauch Wi ,der- standsunfähiger.Gerichtlich anhängige Strafver- fahren wegen einer Tat, die nach dem neuen 32 § 218a nicht strafbar wäre, werden bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes über die Vereinbarkeit dieser Vorschrift mit dem Grundgesetz ausgesetzt. Eine bereits ver- hängte rechtskräftige Strafe wegen einer Tat, die nach dem neuen § 218a nicht strafbar wäre, darf bis zu dieser Entscheidung nicht verhängt werden." ("Informationen für die Frau" , 23.Jahrg.Nr.6) UND SO GEHT ES IN DER PRAXIS IN BADEN- WÜRTTEMBERG UND BAYERN U.A. ZU: (Süddeutsche Zeitung v .1.8.74 Kreistag verbietet Abtreibung Kampfabstimmung in Mühldorf MÜHLDORF — Der Kreistag von Mühldorf hat in seinen drei Krankenhäusern Schwanger- schaftsunterbrechungen untersagt. Dieses Ver- bot gilt auch dann, wenn das Bundesverfas- sungsgericht die Reform des Strafgesetzbuchpa- ragraphen 218 für verfassungsgemäß erklären sollte. Einen Eingriff düren Ärzte nur dann vornehmen, wenn eine Frau einem „Engelda- cher" in die Hände gefallen ist und ärztliche Hil- fe benötigt. Dieser Beschluß kam in einer Kampfabstimmung des Kreistages mit 32 zu 22 Stimmen zustande. Die geschlossene CSU-Frak- tion stand hier der SPD gegenüber, während sich die unabhängige Wählergemeinschaft ge- spalten hatte.

1 MS PATRICIA BURNETT7 18261 Hamilton Road, Det- roit, Michigan 48203, USA Im Juni 1973 bei der Internationalen-Planungskonfe- renz NOW in Cambridge,Massachusetts wurde ein Sonderkomitee gewählt zur Beschaffung von Mitteln und Wahl eines Tagungsortes für eine große Femi- nistenkonferenz im Jahre 1975 mit dem Auftrag, 50% der notwendigen Mittel innerhalb von neun Monaten zu beschaffen. Angesichts der Schwierigkeiten, die sich bei der Beschaffung der Mittel und der Wahl eines Tagungsortes ergaben, glauben wir, daß die Zeit nun- mehr abgelaufen ist, und sich das Sonderkomitee überlebt hat. Im Juli 1974 trafen sich eine Anzahl der Frauen, die die Konferenz in Cambridge besucht hatten, in Brüss- sel. Sie sind bereit, eine WELTFEMINISTENKOM- MISSION aufzustellen, um im September 1977 in Bel- gien eine Weltfeministenkonferenz zu organisieren. Die Konferenz soll von den Teilnehmern finanziert werden, wie dies auch bei der Konferenz in Cam- bridge der Fall war. Patricia Burnett wurde zur Vor- sitzenden gewählt. Lily Boeykenswird die Konferenz einberufen und der Koordinator für Europa und Afrika sein, Mary Jean Tully wird der Koordinator für Nord- und Südamerika sein, und Sawako Takagi wird der Koordinator für Asien sein. Wir laden Sie ein, als aktive Feministin, ein Mitglied dieser Kommission zu sein. Zu Ihren Verpflichtungen gehört die Unterstützung des Koordinators in Ihrem Bereich, Kontaktaufnahme mit anderen Feministen und Feministenorganisationen in Ihrem Gebiet, Vor- schläge für die Konferenz zusammenzutragen und ein- zusenden und Informationen über die Ergebnisse und Auswirkungen des Internationalen Frauenjahres 1975 der Vereinten Nationen zu sammeln. Vielleicht möch- ten Sie auch regionale Konferenzen zur Vorbereitung dieser historischen Weltfeministentagung abhalten. Dies wird eine Gelegenheit ohnegleichen sein, Frauen aus aller Welt zu vereinen, durch die Errichtung ei- nes Nachrichtennetzes, den Austausch von Informa- tionen und Techniken sowie die Planung von konzertiei ten internationalen Aktionen. Wir hoffen, daß Sie sich uns anschließen werden. Bitte geben Sie so bald wie möglich Antwort. (wir sind mit dem aufbau der frauenforen in der brd so überlastet, daß diese zusätzliche organisatorische arbeit in absehbarer zeit von uns nicht geleistet wer- den kann.lediglich die zeitung können wir als informa- tions- u. koordinationsorgan helfend anbieten. weiterd aktive feministen werden sowieso ständig gesucht! - die redaktion) HANNELORE SCHRÖDE R, 34 Göttingen, Stargarder Weg 12 ...ich habe vor einigen Tagen die Begründung zur Verfassungsklage btr. §218 bekommen, und wir sind hier außer uns über diesen Klerikalfaschismus, über den ganz zynischen Herrschaftsanspruch und -willen über den Körper, Leib und Leben der Frau...wir schicken einen Auszug von 20 Seiten an alle Frauen- gruppen zwecks Diskussion und weiterer Aktionen. Sept. /Okt. /Nov. müssen ganz im Zeichen des 218- Kampfes stehen - auch Oktober-Nr., sonst ist für die nächsten 50 Jahre alles verloren! ! ! Also 1. publizistische Kampagne.2. Aktion in Karlsruhe - Hungerstreik, sit-in, Demonstration. 3. Protest- aufruf aller Frauengruppen gegen die Verweigerung der Grundrechte für die Frau zugunsten des be- fruchteten Eis, Stände auf den Straßen, bundesweit. 4. Sollte doch überlegt werden, ob wir nicht anti- 218-Postkarten drucken können, der Kampf ist noch lange nicht vorbei, sollten wir ihn formalrechtlich in Karlsruhe gewinnen, so sieht die Praxis, Weige- rung der Krankenhäuser, furchtbar aus und es be- darf noch jahrelanger Agitation um die Fristenlö- sung in Praxis umzusetzen...wir müssen auf den Charakter der Herrenjustiz immer wieder hinwei- sen - Männer entscheiden und reden hier üler das Innere unseres Leibes, Frauen werden überhaupt nicht beteiligt - Verfassungsgericht nur 1 Frau - an der Entscheidung und an der Diskussion, keine einzige Frau kommt zu Wort... Das Geschlecht, das seit Jahrtausenden mordet, schuldlose, Frauen, Kinder, Juden, Heiden... eben dieses Geschlecht wird uns Frauen nun interpretieren wie kostbar das Leben des befruchteten Eies ist... es ist der abso- lute Gipfel der Tollheit! JO KLEIN, 62 Wiesbaden, Mittelheimer Str. 17 ...Ich finde die Zeitschrift interessant aber... Emanzipationsbestrebungen und Freiheitskriege fan- den immer dann statt, wenn der Kuchen bereits aufgeteilt war. Weder haben die Plantagenbesitzer der Südstaaten ein Stück davon abgegeben, noch be- absichtigen es die Patriarchen. Es wäre also sinn- voll, einen eigenen Kuchen zu backen, aber welchen? Eine Partei der Frauen oder der Feministen hat nur Aussicht auf Erfolg (=5%), wenn die potentiellen Wähler verständlich und überzeugend angesprochen werden. Gleiche Löhne und gleiche Rechte sind ein lohnenswertes und nötiges Ziel, nicht aber für die vielen Frauen, die den Beruf als Interimsspielerei betrachten. Die dialektische Auseinandersetzung Ihrer Zeitschrift geht m.E. an der Mehrheit der Frauen völlig vorbei. Als Lektorin bin ich gewohnt, mit Texten umzugehen, aber die Mehrzahl der Bei- träge kam mir sehr esoterisch vor, genau wie das Soziologenchinesisch der Jusos, mit der die Arbei- ter nichts anfangen können. Durch handfeste Bei- spiele von Unterdrückung (millionenfach vorhanden) ließen sich Ziele und Taktik allgemeinverständlicher ausdrücken, und so würde es den weniger ideolo- gisch geschulten Frauen leichter fallen, sich mit der Sache zu identifizieren. Die "Frauenpartei" müßte bei der nächsten Bundestagswahl in Erschei- nung treten und braucht griffige Parolen. Warum sollen wir uns nicht der Methoden bedienen, die sich die Männer mit viel Zeit und Geld haben austüfteln lassen?! Für meine Begriffe - und wenn Sie mich jetzt mit wohlgezielten Sätzen in der Luft zerreißen-- spricht aus dem Frauenforum viel Überempfindlich- keit und demzufolge Überreaktion. Mit einer Reak- tion auf das Patriarchat spannen wir uns doch wie- der vor seinen Karren. Die Aktion müßte einmal da- rin bestehen, sieh individuell über die Selbstver- wirklichung klarzuwerden. Mir ist die Propagierung

durch das Arbeitsamt mit der Begründung, daß die schulische Ausbildung zu nicht arbeitsüblicher Zeit erfolgt, wobei der Zeitaufwand für das Selbst- studium unberücksichtigt bleibt. Die Arbeit der Hausfrau und Mutter ist also für den Staat noch im- mer keine Arbeit. Dabei ist der Samstagvormittag und der Spätnachmittag und frühe Abend unter der Woche, in denen der Direktunterricht stattfand, sehr wohl für eine Hausfrau und Mutter arbeitsüb- liche Zeit. - Zu guter Letzt wurde uns dann noch empfohlen, unsere eigenen Kinder in den Hort zu geben, um unser Praktikum problemloser abzuleisten. - Bei einem Gespräch in der Berufsförderungsstelle vom Arbeitsamt wurde uns direkt gesagt: "Sie müs-, sen sich eben entscheiden, entweder Kinder oder Berufstätigkeit. Beides geht eben nicht." Es hat eben nur einer mit seinem ganzen persönlichen Leben für die Kinder zu haften: Die Frau. Und oben- drein wird sie dafür noch bestraft, indem sie kei- nerlei Hilfe bekommt, aus einem solch bestehenden Abhängigkeitsverhältnis vom Mann herauszukom- men. Übrigens waren die Motive der Teilnehmerinnen sehr interessant: Einige wollten sich und ihrer Um- welt beweisen, daß sie auch noch etwas anderes können! Hier kommt die ganze Gemeinheit in der ge-, sellschaftlichen Einstellung einer nichtberufstätigen Mutter gegenüber zum Ausdruck. Andere wollten mit diesem Ausbildungsweg endlich (!) einen Beruf er- langen. Vieles bliebe noch zu sagen; insgesamt er- fuhren wir fast alle immer wieder die so ausweglose,, oft verzweifelte Situation als Folge einer Ge- schlechtszugehörigkeit, die hauptsächlich nur De- mütigungen und vielfältigste Beschränkungen bringt. Gerade der 2. Bildungsweg hat uns in allen Gebieten, in denen ein Mensch nun einmal lebt (Familie - Be- kanntenkreis - Gesellschaft - Beruf und Schule) ge- zeigt, in welch negativem Ausmaß die patriarcha- lischen Normen und Gesetze aufgrund unserer weib- lichen Geschlechtszugehörigkeit unser Leben be- stimmt und formt. Schlimm, daß wir es in so hohem Maße noch immer mit uns geschehen lassen. - Uns zur Mahnung Erich Kästners Aussage: "Was auch geschieht: Nie dürft Ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken." JUTTA HENKE, 413 Moers, Ulmenstr. 18 aufgezeigt. Lesebuchfrauen sind überwiegend Ehe- frauen und Mütter. Nicht eine einzige Frau, die in irgendeiner Weise am öffentlichen Leben teilnahm., war zu entdecken. Dieses Fazit haben wir mit dem Kultusministerium, Politikern und Verlagen disku- tiert. Der Kultusminister hat Ende 1973 im Landtag von NRW zugesagt, eine Landesschulbuchkommission für Deutsch zu berufen. Wir bemühen uns jetzt, da- für zu sorgen, daß dieses Versprechen Realität wird und haben unsere Vorstellungen, wie die Frau im Schulbuch aussehen sollte, als Diskussionsmaterial an SPD, FDP und DGB geschickt. Eine weitere Aktion war die Untersuchung der Frau- enseiten in den Wochenendausgaben der "West- deutschen Allgemeinen Zeitung" und der "Neuen Ruhr- Zeitung" im Jahre 1972. Nach der Analyse haben wir auch Vorschläge für Veränderungen gemacht, von denen einige (Reihe über erfolgreich umgeschulte Frauen, Reihe über Frauen in technischen Berufen) bereits berücksichtigt wurden. Unsere jüngste Aktion im Frühsommer lief unter dem Motto "Groschenhefte gegen unterhaltsame Taschen- bücher". Wir fanden es wichtig, zu einem Zeitpunkt, wo die Courths-Mahler-Welle rollt (allein der Ba- stei-Verlag will 187 Titel der C. -M. neu auflegen), in Presse und Öffentlichkeit gegen dieses Opium für Frauen aufzutreten. Immerhin werden in der BRD jährlich etwa 360 Millionen Romanhefte verkauft, von denen jedes Exemplar durchschnittlich sechs Leser findet! Die "Nachfrage" war überraschend groß. Be- reits knapp 45 Minuten nach Beginn der Aktion hatten Taschenbücher im Werte von DM 800, -- den Besitzer gewechselt. Zwei Drittel der Umtauschenden waren Männer, davon die Hälfte Jugendliche unter 20. Junge Mädchen waren kaum vertreten. Geboten wurden Taschenbücher von Böll, Grass, Simmel, Spoerl, Lenz, Tucholsky, Brecht u. a. sowie Krimis von Gardener, Christie, Wallace und Hitchcock, außerden Jugendbücher aus der Rotfuchs-Reihe und von Hetman. Taschenbuchkataloge wurden beim Umtausch gleich mitverteilt. In jedes Taschenbuch wurde ein Zettel geklebt, auf dem die Träger der Aktion kurz darleg- ten, warum der Umtausch durchgeführt wurde. Interessenten, die Aktionen, wie wir sie gemacht ha- ben, in gleicher oder ähnlicher Form an ihren Wohn- orten durchführen möchten, sollten mir schreiben. VERENA MÜTZENBERG, CH 4051 Basel, Socinstraße 2 Wir sind nur eine kleine Gruppe - etwa zwischen 15 und 20 Mitarbeiter(innen) - . Zusammengefunden haben wir uns im November 1972. Unsere erste Ak- tion war die Untersuchung der Darstellung der Frau in 16 Schullesebüchern, die auch an Schulen im Kreis Moers verwendet werden. Das Fazit sah so aus: An Eigenschaften schrieb man den Frauen und Mäd- chen im Lesebuch Mütterlichkeit (fürsorglich, opfer- bereit, hilfsbereit, gütig) zu, Häuslichkeit, (ord- nungsliebend, sauber, fleißig, sparsam), Frömmig- keit, Heiterkeit, Bescheidenheit, ja sogar Unter- würfigkeit sowie technisches Unwissen. Die Be- schäftigung der Mädchen im Lesebuchbestand über- wiegend in geschlechtsspezifischen Spielen und in Hilfeleistungen im Haushalt. Als Umgebung der Frauen wurde das Haus bevorzugt. Dazu kommen EizyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA n- kaufsgänge. An Berufen für Frauen wurden ungelern- te Berufe (Marktfrau) und typische Frauenberufe (Schneiderin, Verkäuferin, Stenotypistin, Lehrerin) (Betr.: Verlagstreffen in Heidelberg oder: Die Femi- nismusdiskussion findet immer noch nicht statt) Es ist innerhalb der Diskussion in der Neuen Frauen- bewegung hinlänglich be- und anerkannt, daß die Pro- blematik der Mann-Abhängigkeit vor allem im psycho- logischen Bereich zu suchen ist. (Ob diesem Bereich "Überbaufunktion" zukommt, sei dahingestellt.) Eben- falls dürfte unbestritten sein, daß der Ausbruch aus der "emotionalen Hörigkeitssphäre" die wichtigste Voraussetzung für die Veränderung der materiellen Lebensbedingungen aller Frauen darstellt. Die lesbisch-feministischen Frauen haben diesen Pro- zess des Ausbrechens aus emotional-sexuellen Ab- hängigkeitsbeziehungen zu den Männern zweifellos am radikalsten und konsequentesten vorangetrieben. Das Verhalten der lesbisch-feministischen Frauen läßt sich allerdings längst nicht mehr auf einen bloßen Akt der individuellen Verweigerung, auf die "einzelne Aufkündigung der heterosexuellen Beziehung" redu-

„Die ideale Frau ist Nymphomanin, taub, stumm, und ihr gehören 2 Wirtshäuser" Was prominente Amerikaner über amerikanische Frauen sagen o. a. New York, S. Juli In dem Land, in dem sich die Frauen die meisten Rechte er- kämpft haben, müssen sie sich auch die bissigste Kritik gefal- len lassen — in den USA. Die Zeitschrift „McCall's" hat jetzt zusammengestellt, was ameri- kanische Männer über amerika- nische Frauen zu sagen haben. Schauspieler John Wayne: „Eine Frau hat das Recht zu ar- beiten, solange abends das Es- sen für den müden Mann auf dem Tisch steht." New Yorks Ex-Oberbürger- meister Lindsay auf die Frage, warum die Stadtverwaltung so wenig Frauen beschäftige: „Was Frauen am besten können, das tun sie, wenn es draußen dunkel ist." Filmschauspieler Richard Boo- ne über die „ideale Frau": „Sie muß Nymphomanin sein, taub, stumm, und ihr sollten minde- stens zwei Gastwirtschaften ge- hören." Gehässig beantwortete Talk- Show-Gastgeber Dick Cavett die Frage, wieviel Haustiere er habe: ,.Drei Hunde, drei Pferde und eine Frau." Raumfahrer James A. Lovell, der die Frauen auch nicht gera- de anhimmelt, über weibliche Astronauten: „Wir planen, sie in absehbarer Zeit mit in den Weltraum zu nehmen und sie in gleicher Weise zu nutzen wie unten auf der Erde." Erdkundlich betrachtete die Fachzeitschrift der Petroleumin- dustrie die Frau: • Von 12 bis 15 ist sie wie Afri- ka: jungfräulich und unent- deckt. • Von 15 bis 30 ist sie wie Asien: heiß und exotisch. • Von 30 bis 45 ist sie wie die USA: voll entdeckt und großzü- gig mit dem, was sie hat. • Von 45 bis 55 ist sie wie Euro- pa: ausgepumpt, aber immer noch mit ein paar interessanten Plätzen. • Ab 55 .ist sie wie Texas:'jeder weiß, wie man hinkommt, aber keinen interessiert's mehr. Was Frauen über Männer sa- gen, druckt die Zeitschrift nicht. Vielleicht, weil es nichts zu sa- gen gibt. Vielleicht, weil es den Frauen die Sprache verschla- gen hat ... Frauen-Kritiker Richard Booms Frauen-Feind John Wayne weiterverschenken wegen Deines Artikels "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit...", der die Idee des Fe- minismus so unerhört einleuchtend zusammenfaßt, daß ich gerade dieser Nummer eine besonders weite Verbreitung wünsche. Und ehe ich meine Zeitschrif- ten und Bücher verleihe, verschenke ich sie lieber, da weiß man wenigstens gleich, daß man sie nicht wiederkriegt! ...Wer hat eigentlich das neue "Wahr- zeichen" entworfen? Es ist wirklich mit Abstand das beste... Trotzdem: Weshalb qualifizierst Du die Faust so ab? Sie bedeutet ja nicht unbedingt physisch Gewalt! (Außerdem ist es ohnehin nur eine Drohge- bärde.) Mir gefällt die Provokation daran. Natürlich bin ich gegen jede Form der Körperverletzung und damit gegen die Methoden aller bisherigen konven- tionellen Revolutionen, aber das schließt doch nicht aus, daß man sich in entscheidenden Fragen robust durchsetzt! Wenn ich Dich richtig einschätze, bist Du zwar auch Pazifistin, aber durchaus zu rabiaten ver- balen Attacken fähig! Schließlich gibt es genügend An- laß, wütend zu werden. Falls Du Dich lange nicht mehr geärgert hast,brauchst Du ja nur mal in Blätter wie die "Bildzeitung" reinzusehen, um wieder rich- tig schön wütend zu werden. Ich lege Dir einen hüb- schen Artikel bei. Man sollte solche Dinge mal sam- meln zu einer Art "Gruselkabinett" !... SABINE BALTRUWEIT, 355 Marburg, Steinweg 12 ...gibt es in Marburg oder näherer Umgebung ein Frauenforum? Wenn nicht, wo ist für mich die nächs aktive Gruppe zu finden? ...könnt Ihr mir weiterhel- fen, wie und wo ich an Plakate zur und üler die Frauenemanzipation rankomme? Ich möchte gerne was "Vernünftiges" an meine Wände hängen... DR. CHARLOTTE PUHL, z. Zt. Travemünde ...ich bin im Urlaub an der Ostsee. Aus Langeweile, angesichts lauter sich röstender Menschen, habe ich viele Sprüche fabriziert. Einige davon lege ich bei... "Wem nie die Frau davon gelaufen, der brauch sich keine Putzfrau kaufen." "Und ist er nicht willig, brauch keine Gewalt, laß ihn einfach sitzen, er wird von selber alt. "Bisher bestand die Menschheit aus lauter Brüdern, Schwestern gab es nur in Familien und Kran- kenhäusern ." Frauen-Verächter "Das Glück des Mannes heißt: ich will, das Glück des Weibes heißt: er will !" ... sagte Nietzsche und mußte in die Irrenanstalt. John Lindsay ...Franziska hat mir das FF-Enblem aufgemalt. Finde ich sehr gut. Ich hoffe, Franziska kann ein Ab- zeichen in Silber davon machen, das man so richtig dick vorne auf der Brust tragen kann... Der Begriff Feminismus wird immer wieder, auch von sonst fortschrittlichen Leuten angefeindet, weil mißver- standen. Ich kann mir vorstellen, daß der Vortrag in Loccum sehr gut angekommen ist, und ich finde ihn fabelhaft, es ist mir beim dreimaligen Lesen noch einiges klargeworden. ..Wie macht man das, daß auch die Durchschnittsfrau das versteht. Deinen Vor- trag und auch Gunhilds Artikel versteht sie natürlich nicht, darüber muß man sich im Klaren sein, wenn man zum Beispiel das Heft auf dem Bonner Markt- platz verkauft. Das sind nur ein paar Intellektuelle, die das verstehen. Die anderen trauen sich bei den Ansprüchen nicht, Kontakt aufzunehmen. Trotzdem bin ich der Ansicht, daß solche Artikel unbedingt drinstehen müssen... ELKE BLUNCK, 2 Hamburg Volksdorf (67), Huusbarg 53 ...die Hefte: optimistisch wie ich war, hatte ich gleich zehn von jeder Nummer genommen - und war auch ganz sicher, - bei meinem Bekanntenkreis - diese Hefte im Nu verkauft zu haben. Seltsamerweise

Berichte über Aktivitäten des FRAUENFORUM in den Massenmedien: SÜDDEUTSCHER RUNDFUNK: II. Programm 15.15 - 17.00 Uhr am 16. Juli 1974 in der Sendung "Dokumentation, Situationen, Aktionen" ein Interview mit Gesine Strempel "Brot und Rosen" und Hannelore Mabry "Frauenforum" -über die Ziele der neu- en Frauenbewegung. Redaktion: Hildegard Liining. WESTDEUTSCHER RUNDFUNK - FERNSEHEN: III. Programm 19.15 - 20.00 Uhr am 25. Au- gust 1974 in der Sendung "Copyright" Interview mit dem FRAUENFORUM - Stimme der Feministen, bei der Straßenaktion im Juli 1974 in der Fußgänger- zone in München. Es werden derzeit zwei Fernsehsendungen aufgezeichnet: WESTDEUTSCHER RUNDFUNK - FERNSEHEN: I. Programm am 12. Dezember 1974 16.20 - 17.00 Uhr in der Sendung "Das Podium" eine Diskussion über Feminis- mus mit Dr. Christiane van Briessen, Hannelore Mabry, Gisela Marx und Alice Schwarzer, Gesprächsleitung: Dr. Eva Marie von Mün.ch. NORDDEUTSCHER RUNDFUNK - FERNSEHEN: I. Programm (Sendezeit noch unbekannt) "Frau und Schönheit", Redaktion: Leona Siebenschön. WÜRMTALBOTE: 17. August 1974 "Politik ist Wirnersache - eine lebensgefährliche These". NATIONAL-ZEITUNG (BASEL): 24. August 1974 "Wir sind nicht frei und gleich geboren" - Wider die Ausbeutung der natürlichen Ungleichheit / Ein feministisches Mani- fest / von Hannelore Mabry. WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG: 31. August 1974 "Ihr Fernziel ist die Frauenpartei". Außer der "Hexenpresse" (Basel), "efa" (Köln), "Der Rotstrumpf' (Wien), der "Frauenzeitung" (wechselnde Redaktion) sind in diesem Jahr noch drei andere Zeitschriften mit einer ersten Num- mer herausgekommen: FRAUEN + FILM, Redaktion: Helke Sander, Gesine Strempel, geplante Erscheinungsweise sechsmal jährlich, 44 S. , DM 3,50. Der Inhalt von Nr. 4/74 "Von 'Film und Frau' zu 'Frauen Film", "Die Geschichte unserer Verrücktheiten machen wir" (Nelly Kaplan), "Sexismus in den Massenmedien: Berufsverbot für Filmemacherinnen" (Heike Sander), "Reaktionen..." (Nicole Bernheim), "Frauenfilme" (Danielle Jaeggi). Bestellungen: H. Sander c/o Freunde der deutschen Kinemathek, Berlin 30, Welserstr. 25. HAW-FRAUEN-DOKUMENTATION, "Eine ist keine - gemeinsam sind wir stark' (Herausgeber: HAW-Frauengruppe, Berlin 30, Kulmer Str. 20 A, 3. Hinterhof, 2. Stock) 127 S., DM 5, --. Eine sehr gute Selbstdarstellung der Entwicklung der lesbischen Frauen seit 1972. DOKUMENTATION zur Aktionswoche für die Abschaffung des § 218, (Herausgeber: Frauenzen- trum Frankfurt), ca. 90 S. , DM 3, --, Bestellungen an: Ingeborg Wolf, 6 Frankfurt a.Main, Sig- mund-Freud-Str. 74. Am 28.6.74 wurde das ULMER Frauenzentrum, Auf dem Kreuz 12, eingerichtet. Es ist jeden Freitag von 17 - 2200 geöffnet und soll allen - Männer sind nicht zugelassen - zu gemeinsamen Gesprächen offenstehen. ________________________________________________________________________________________ Der Gesetzgeber ist verpflichtet, allen seit dem 1. Nov. 1953 geborenen ehelichen Kindern deut- scher Mütter, die bisher vom Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch Geburt ausgeschlos- sen waren, einen Weg zum Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit zu eröffnen. Dies von der "Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten deutschen Frauen" angestrebte Ziel ist endlich erreicht. ________________________________________________________________________________________ Die Berliner CDU-Abg. , Liselotte Berger, ist die einzige weibliche Ausschuß-Vorsitzende im Deutschen Bundestag (bei ca. 20 männlichen Ausschußvorsitzenden - die red.). Sie steht dem Petitionsausschuß vor und erhält täglich Post von 200 Bürgern. (Das Ehrenplätzchen für die Frau ist seit 1919 ein Stuhl im Beschwerdeausschuß! - die redaktion) FRAU IN BONN vorn 21 5 74. 40

Unsere Zeitung FRAUENFORUM erhalten Sie in folgenden Buchhandlungen, Kiosken etc. : MÜNCHEN Schwabing: Zentrum: Autorenbuchhandlung, Wilhelmstr. 41 Bund-Verlag Gmbil , Schwanthalerstr. 64-66 Basis Sozialwiss. Fachbuchh. GmbH, Adalbertstr.41b Universitätsbuchhandlung Spatz, Schillerstr. 51 Buchhandlung Bernsdorf, Amalienstr. 67 Zeitschriften A. u. E. Adler, Orlandostr. zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 8 Buchhandlung Elsässer, Elisabethstr. 51 Zeitschriften H. Breyer, Residenzpostamt Buchhandlung Lehmkuhl, Leopoldstr. 45 Zeitschriften Dietlinger, U-Bhf. Sendlinger Tor Kiosk Bischof, U-Bhf. Universität Zeitschriften H. Kipfelsberger, Schillerstr. 51 Kiosk 2 F. Müller, U-Bhf. Giselastraße Boutique Shirokko, Ledererstr. 19 Melody Maker, Adalbertstr. 25 Bogenhausen-Haidhausen: OFF-OFF-Theater, PostdamerstrjEcke Leopoldstr. Zeitschriften L. Czech, Einsteinstr. 133 Schreibwaren S. Herbst, Hohenzollernstr. 21 Zeitschriften B. v. Helms, Richard-Strauß-Str.25 Schwabinger Bücherstube, Hohenzollernstr. 21 Großhadern: Schwabinger Bücherturm, Hohenzollernstr. 120 Buchhandlung Dr. W. Bergt, Gräfelfinger Str. 59 Universitätsbuchhandlung Lachner, Theresienstr.43 Zeitschriften P . Leichtl, Würmtalstr. 94 Zeitschriften H. Clemens, Schellingstr. 104 Zeitschriften R.Seiftißl, Waldfriedhofstr. 30 Zeitschriften M. u. G. Herrmann, Schellingstr. 51 Zeitschriften Stierer, Gelbhofstr. 16 Zeitschriften H. Keilhacker, Nikolaiplatz 3 Pasins/Nymphenburg: Zeitschriften H. Konzog, Adalbertstr. 6 Buchhandlung Hugendubel, Bäckerstr. 3 Zeitschriften Schermellen, Hohenzollernstr. 36 Zeitschriften N. Pointer, Laimerstr. 23 Zeitschriften G. Weber, Isabellastr. 17 Sendli ng: Gauting: Buchhandlung P. Kirchheim KG, Bahnhofsplatz 6 Markt-Schwaben: Zeitschriften Schiegel, Marktplatz 16 Zeitschriften A. Hahn, Reichenbachstr. 16 Ausland BASEL / Schweiz Buchhandlung Tannerbooks Streitgasse 5 BONN Buchhandlung H.Behrendt Filiale i.d.Mensa, Nassestr.11 IN GOLDS TA DT Ganghofersche Buchhandlung BREMEN GÖTTINGEN HAMBURG KIEL Universitätsbuchhandlung Bouvier Hu. Co. , Am Hof 32 Buchladen B.Wassmann Am Wall 164 Das politische Buch Fedelhören 10 Buchladen Rote Straße Rote Straße 10 Politischer Buchladen "Manifest" Schlüterstr.19 Buchhandlung Precht Wilhelmshaven erstr. 7 KÖLN MAINZ SAARBRÜCKEN TÜBINGEN Donaustr. 11 Das Politische Buch Zülpicher Str. 197 Politische Buchhandlung Roter Stern GmbH Weihe rgarten 6 Politischer Buchladen E. Beth / R. Paul Duttweilerstr. 69 Internationale Buch- und Zeitschriften Kronenstr. 4