,

Nicht vergessen: am 1. 4. ist der Artikel 3 des Grund- k zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA gesetzes, wonach Männer und Frauen gleichberechtigt sind, genau 20 Jahre in Kraft.

In der Hoffnung möglichst bald von Euch zu hören sind wir mit feministischen Grüßen für ein froh. Weihnachts- fest und ein gutes neues Jahr, das FRAUENFORUM MÜNCHEN e.V. i . A. (gez.) Imme VoIlhar Rundbrief 2 25.1.73 Liebe Frauen, zurückkommend auf unseren Rundbrief 1 vom 20. Dezember 1972 möchten wir Euch heute den Stand der Ge- spräche in München mit den verschiedenen rrauengruppen am 23.1.73 mitteilen. Für die dort vertretenen Gruppen außer dem Frauenforum München Frauengruppe der FDP, ASF - Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, CBF - Club Berufstätiger Frauen, Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, Soroptimist Club, Zonta Club II, Arbeiter-Basis- gruppe (Frauensekretariat), DGB, WOMAN, DKP (Frauengruppe), Frauenbefreiungsgruppe 218, Sozialisti- sche Frauenorganisation München ist dieser Rundbrief 2 gleichzeitig als eine Art Protokoll des Abends zu verstehen. Als weitere interessierte Gruppen, mit denen wir hier in München im Gespräch sind, sind u. a. noch zu nennen: Frauen der DAG, des Pfadfinderinnenwerkes St. Georg, Sekretärinnen - Club. Während dieses ersten Arbeitsgespräches gab Hannelore Mabry einen Bericht über die große Frauenmanifestation im November 1972 in Brüssel, zu der 7 Frauen des FFM gereist waren. H.M. hatte dort den Vorschlag zu einer- gemeinsamen europäischen Frauendemonstration vorgetragen und berichtete über den Stand der bisherigen Reak- tionen im In- und Ausland auf unseren Rundbrief 1. Die bis jetzt eingegangenen Antworten waren zum Teil sehr positiv, ließen aber auch erkennen, daß besonders in der Bundesrepublik die neue Frauenbewegung und speziell die Koordination und Solidarität zwischen den Gruppen oftmals noch in den Kinderschuhen stecken. Ein beson- deres Problem ist an manchen Orten auch die noch mangelnde Kontaktfähigkeit zwischen erster und zweiter Frauenbewegung. Das Arbeitstreffen hier in München kann aber gerade in dieser Beziehung als sehr ermutigend und fruchtbar bezeichnet werden. Wie Ihr wißt, ist in der BRD an eine Frauendemonstration in Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt gedacht. Al- lerdings sind auch Briefe aus Mannheim und Steyerberg mit dem Wunsch nach einer eigenen Demonstration ein- getroffen. Das Wichtigste ist nach unserer Meinung, daß bei den Koordinationsgesprächen in diesen Demonstra- tionsstädten die breite Streuung (ideologisch und arbeitsmäßig) von Anfang an gesucht wird. Zentral wichtig ist, eine Frau zu finden, die verantwortlich die Hauptkoordinationsarbeit innerhalb der Stadt und mit uns übernimmt. Sie müßte auch in der Lage sein, im März zu dem europäischen Arbeitsgespräch in Brüssel zu erscheinen. Und wir bitten, uns besonders in dieser Hinsicht bald Namen anzugeben, damit wir nicht in jeder Stadt mit drei oder vier Gruppen korrespondieren müssen. Abgesehen von der Zeit, sind damit auch unnötige Portokostenprobleme zu lösen. Wir sollten generell unsere finanziellen Möglichkeiten ganz auf diese eine Sache konzentrieren: Eine wirkungsvolle, große Demonstration zustande zu bringen. Bei unserem Münchner Treffen wurde nach den einführenden Worten von H.M. eine Tagesordnung und eine Dis- kussionsleitung gewünscht. Die Diskussionsleitung übernahm Ingrid Terfloth (stellvertr. Vorsitzende des FFM). Man einigte sich auf folgende Tagesordnung: 1) Kurzreferat durch Hannelore Mabry, welche Vorschläge sie für die Münchner Demonstration anzubieten hat. 2) Terminfrage klären. 3) Ein allgemeines Motto für die Demonstration und bestimmte Slogans für den Demonstrationszug zu disku- tieren. Im Laufe des Abends wurden noch zwei weitere Tagesordnungsvorschläge eingebracht: 4) Welchen Beitrag (finanziell, arbeits- und zahlenmäßig) jeder Verband zu dieser Aktion evtl. in der Lage ist beizusteuern. 5) Die eventuelle Gründung eines Münchner Komitees für diese Demonstration und die Frage der Kenntlich- machung der einzelnen Frauengruppen. Die Punkte 4) und 5) mußten jedoch auf das nächste Arbeitstreffen (13.2.73, 20 Uhr, Gaststätte Europäischer Hof) verschoben werden, da das Programm an diesem Abend nicht mehr zu bewältigen war. Zu 1) H. Mabry schlug vor, alle ideologischen und persönlichen Solidaritätsschwierigkeiten zurückzustellen und gemeinsam für die Sache der Frau zu kämpfen. Die Demonstration soll hauptsächlich ein Ziel haben: Die gesamte weibliche Bevölkerung politisch wach und aktiv zu machen. Zu 2) Als fcihester Termin zur Durchführung der Demonstration wurde der Muttertag einstimmig gewählt. Da der Muttertag auf einen Sonntag, den 13.5.73, fällt, einigte man sich darauf, die Demonstration auf den Sonnabend, den ;2.5.73, zu legen, da sonntags nach a llgeme iner Erfahrung eine Demonstration schwer durch- führbar ist. Um die Altion besonckt-, gut vorzubereiten, soll bereits den Sonnabend acht Tage vorher (verkaufs- offener Sonnabend) in der Demonsi , rtionv.tadt große Flugblattdemonstration gestartet werden. 'on einigen Gruppen wurde bedauert, daß dr,r 8. März (Internationaler Frauentag) terminlich zu früh liegt. Es wurde jedoch vorgeschlagen, an diesem Tag schon mit der Werbung für die große Frauendemonstration zu begin- nen Zu 3): Folgende Motto«. w. cl vorq.chlagr,n, nach Synnathiezäh ra-hstehendes Ergebnis hatten: 1) Den Artikel 2) Dcutschf: zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 3) Vorn Männerlee 1.t.ar> frIPxscYelPdht - 7 (.31i--,11,gr (einstimmig 725) (.07 2) • Ni **1 del. (.e;ret Ges. Illyck t. h( na -Int& ligt werdrn - Pier Menschenechte (ir, terr a+ 7 -ra'( Fastring) - "instimmig 4

0 Abend ihren Stempel aüfzudrücken. (Zur Erklärung: Am Wochenende, 10/11.2. hatte in München ein Treffen verschiedener Frauenbefreiungsgruppen der BRD stattgefunden, anwesend etwa 150 bis 200 Frauen, bei dem die Rivalitäten und ideologischen Unterschiede sowie persönliche unsolidarische Verhaltensweisen besonders unse- rer Gruppe gegenüber offenkundig geworden waren. Wir hatten versucht, dort die europäische Frauendemonstra- tion als wichtigsten Punkt auf die Tagesordnung zu bekommen. Da die Einladung mit "Münchner Frauengruppen" unterzeichnet war, glaubten wir auch, ein gewisses Mitspracherecht über die Tagesordnung beanspruchen zu dürfen. Offene Feindschaft, Unterstellungen und Vorurteile verhinderten aber eine wirkliche Gesprächsbereit- schaft. Nur 2 Frauen (je eine von 2 Kölner Gruppen) waren dort bereit, in einem Arbeitskreis über die geplante europäische Frauendemonstration mit uns zu diskutieren.) Die Tagesordnung für unser Arbeitsgespräch am 13. Februar 1973 mit den Münchner Frauengruppen wurde nach Diskussion wie folgt geordnet:L-,--,-zu 1) Diskussion der Reihenfolge der Tagesordnungspunkte, 2) Gründung eines Münchner Komitees zur Durchführung der Demonstration, 3) Kenntlichmachung der Vereine, 4) Slogans und Mottos bei der Demonstration, 5) Diskussion über den Beitrag (finanziell, arbeitsmäßig, zahlenmäßig) jeder Gruppe für die Demonstration 6) Datum des Arbeitstreffens in Brüssel für die 2-3 Frauen aus jeder Demonstrationsstadt, Modalitäten, 7) Stand der bisherigen Vorbereitungen im In- und Ausland, 8) Neuen Terminei Münchner Arbeitstreffen festlegen, 9) Finanzierungsplan für die Demonstration in München, 10) Weitere Tagesordnungspunkte (nach Wunsch) Zu 2) Die Gründung eines Münchner Komitees, das einen spezifischen Namen erhalten soll, wurde mit 21 Stim- men beschlossen, 1 Enthaltung. (Zu dieser Zeit waren erst 22 Stimmberechtigte anwesend). Als Namen wurden 3 Vorschläge eingebracht: Arbeitsgemeinschaft Münchner Frauen (AMÜF), Münchner Frauenkomitee, Komitee zur Befreiung der Frau. Das Abstimmengsergebnis lautete AMUF 0 Stimmen, Münchner Frauenkomitee 17 Stim- men + 1 Enthaltung, Komitee zur Befreiung der Frau 4 Stimmen. Zu 3) Die Vorschläge zur Kenntlichmachung der Vereine lauteten: a) Einladung zur Demonstration durch Münchner Frauenkomitee, ohne Kenntlichmachung der Vereine. Dasselbe gilt für Flugblätter etc. Dieser Vor- schlag erhielt 0 Stimmen. b) Einladung durch Münchner Frauenkomitee, erst bei Schlußkundgebung Vorstellung der Gruppen durch einzelne Sprecherinnen. Flugblätter unter Münchner Frauenkomitee. Erhielt 0 Stimmen. c) Einladung durch Münchner Frauenkomitee, darunter den Namen einzelner Frauen, hinter deren Namen in Klammern die Organisation stehen soll. Dieser Vorschlag wurde mit dem Anliegen eingebracht, rein optisch die ideologisch breite Streuung etwas in den Hintergrund zu bringen. Erhielt 6 Stimmen. d) Einladung durch das Münchner Frauenkomitee, dann folgen die Gruppen, keine Namensnennung einer Frau. Flugblätter sollen sich an die im Rundbrief 1 und 2 erwähnten 4 Hauptgebiete anlehnen und auch die Slogans weitgehend anein- ander angepaßt werden international, unterschrieben werden sie jedoch von den einzelnen Gruppen. Erhielt 13 Stimmen. e) Einladung erfolgt unter dem Namen jedes einzelnen Vereins, nur das vorbereitende Komitee zur Demonstration nennt sich Münchner Frauenkomitee. Erhielt 2 Stimmen. Angenommen wurde also der Vor- schlag d), wobei jedoch Münchner Frauenkomitee in der Einladung groß gedruckt werden sollte und die einzel- nen Gruppen kleingedruckt darunter folgen sollten. Zu 4) Zu Slogans und Mottos wurde nach kurzer Diskussion beschlossen, daß auf dem nächsten Arbeitstreffen die einzelnen Organisationen ihre Wünsche dezidiert schriftlich (mit 30 Fotokopien) mitbringen sollten und die Einigung auf gemeinsame Mottos und Slogans erst dann vorgenommen werden sollte. Der Katholische Frauen- bund war der Ansicht, daß man den kleinsten gemeinsamen Nenner" suchen müßte. Von den Frauenbefreiungs- gruppen wurde das als "Wischiwaschi" bezeichnet. Hannelore Mabry meinte zu dieser Frage,daß jede Gruppe Abstriche machen müsse, damit eine gemeinsame große Demonstration möglich würde. Das Wichtigste sei: die Frauenbewegung bei der breiten Masse der weiblichen Bevölkerung in Gang zu bringen und nicht dezidierte einzelne Punkte möglichst hochzuspielen. Es käme darauf an, durch die große Zahl der demonstrierenden Frauen bei der Masse einen Bewußtwerdungsprozeß in Gang zu bringen, deswegen habe das Frauenforum München auch schon beim 1. Arbeitstreffen sofort die Bereitschaft gezeigt, den Slogan "Gründung von Frauenparteien in Euro- pa" fallenzulassen, da die Frauen der bestehenden Parteien unter solch einem Motto auch nicht mehr mitmar- schiert wären. Es wurde hier Tagesordnungspunkt 8 mit einbezogen und beschlossen, am 27.2. wieder zusammen- zukommen und die schriftlichen Vorschläge mitzubringen. Die Diskussion lief an diesem Abend überaus hitzig, und von den katholischen Frauenverbänden auf der einen Seite und der Frauenbefreiungsgruppen auf der anderen Seite verlangt, daß über den Slogan zur Abschaffung des § 218 schon jetzt abgestimmt werden müsse, weil die Beteiligung dieser 2 Gruppen an der Demonstration davon abhinge. Wenn die Abschaffung des § 218 verlangt würde als Slogan bei der Demonstration müßten die katholischen Frauenverbände ihre Bereitschft, an der De- monstration mitzumachen, zurückziehen. Wenn die Abschaffung des § 218 als Slogan fallengelassen würde, würden die Frauenbefreiungsgruppen ihrerseits ausscheiden. Aus diesem Grunde wurde der Antrag auf Abstim- mung über den Slogan "Abschaffung des § 218" gestellt. Abstimmungsergebnis: 17 Stimmen für Beibehaltung des Slogans, 6 Gegenstimmen (die: katholischen Frauenverbände). Hannelore Mabry bedauerte, daß wegen eines Slogans, den sie zwar ,selbst unterstütze, die Teilnehmerzahl der Demonstrantinnen in München erheblich ver- mindert werden würde,-.41enn eineinziges, wenn auch wichtiges Problem, vermöge nicht auf Dauer breite Kreise der weiblichen BeyPlherting zur, politischen Aktivität zu solidarisieren. Die Frauenbefreiungsgruppe erklärte daraufhin, die Frauenbewegung wurde sich prostituieren, wenn sie so täte, als gäbe es den § 218 nicht mehr-. Nach der Abstimmung über diesen Slogan verließen die Frauen der katholischen Frauenverbände die Arbeits- gruppe. 6

3) Nach Bündnismöglichkeit und -fähigkeit sinnvolle Koordination und gegenseitige Unterstützung bei der prak- tischen Arbeit. Erarbeitung strategischer Nah- und Fernziele. Austausch von Informationen in Theorie und Pra- xis. Schaffung eines eigenen Presseorgans. 4) Versachlichung, das bedeutet Politisierung der Kontakte innerhalb und zwischen den einzelnen Frauengrup- pen. Erst durch eine derartige Versachlichung wird es möglich, "Solidarität" nicht nur dauernd zu fordern, son- dern sie zu leben und zu praktizieren. Solidarität ist nach Reflexion des eigenen Standortes eben nur mit be- stimmten Frauengruppen und teilweise auch nur bei ad hoc-Aktionen (Bürgerinitiativen, Demonstrationen, Wah- len etc.) möglich. "Frau sein al fei:. genügt nicht" (These der "Linken") - sehr richtig! Aber allein "Klassen- kämpfer" oder "Katholik" oder "einfach frustriert sein" genügt ebensowenig... 5) Deshalb weiterhin ungeschminkte und sachliche Information und Austragung der Konflikte. Wir werden auch in Zukunft die Dinge beim Namen nennen und nicht wie im vervielfältigten Brief vom 13.2. 73 von Gerda Guttenberg (Frankfurt) über das Treffen von Frauengruppen aus der BRD in München am 10./11. Februar 73 durch Fehlinformationen und -interpretationen eine Verharmlosung der Konflikte und Probleme be- treiben. Wie schwach und konzeptionslos die neue Frauenbewegung sowohl theoretisch wie praktisch bis jetzt noch ist, hat sich gerade bei diesem Treffen wieder gezeigt. Nur die schonungslose Analyse, Selbstkritik und die Einbeziehung der Erfahrungen der 1. und 2. Frauenbewegung werden uns einen Schritt weiterbringen. II REAKTIONEN UND VORFÄLLE AUS DEM IN- UND AUSLAND Wir bringen nun im Zusammenhang mit der vorher erwähnten europäischen Frauendemonstration noch einige Berichte, Briefe etc., diesowohl Aufschluß über den politischen und emanzipatori- schen Standort einzelner Frauen wie einzelner Organisationen geben. Sie behandeln die Probleme, mit denen wir auch in Zukunft konfrontiert werden, wenn wir eine große Frauendemonstration durchführen wollen. Unsere "Verbündeten" und unsere "Gegner" haben das Wort: 1) Die Haltung der Gewerkschaften DAG - Deutsche Angestellten Gewerkschaft: In München versuchten wir die hauptamtlich tätige Landesvorsitzende der DAG, Frau Beutler, tel. zu informieren. Sie war verreist. Ihre Sekretärin wurde deshalb von Hannelore Mabry gebeten, die Einladung zum ersten Treffen der Münchner Frauengruppen am 23.1.73 Frau Beutler zu übermitteln. Die "Information des Frauenforum München" und Rundbrief 1 gingen am gleichen Tag ab. Nach Lek- türe möge Frau Beutler dann bitte anrufen. Bis zum Tag des Treffens hörten wir nichts, so daß H. M. am 23.1. nochmals anrief. Frau Beutler war wieder verreist. Die Sekretärin gab an, daß Frau Beutler aber mit der Betriebsrätin Langner über die Angelegenheit gesprochen hätte und Frau Langner am Abend kommen wolle. Frau Langner erschien jedoch nicht. Nach Versand des Rundbriefes 2 erkun- digte sich H. M. bei der DAG, warum zum ersten Treffen niemand gekommen wäre und ob man eine oder zwei Vertreterinnen der DAG zum zweiten Treffen erwarten dürfe. Es folgen Auszüge aus dem Telefonat vom 31. Januar 1973: Hannelore Mabry: Ihre Mitarbeiterin, Frau Ute Martins, hatte das Erscheinen von Frau Langner zum ersten Treffen angekündigt, leider war sie aber nicht erschienen. Frau Beutler: Frau Martins ist nicht meine Mitarbeiterin --- sie ist meine Sekretärin! H.M.: Entschuldigung. - Haben Sie inzwischen unseren Rundbrief 2 erhalten? Frau Beutler: Ja. Frau Langner rief mich deswegen heute morgen an. Wir verwehren uns dagegen, daß wir mit Ihrer Sache sympathisieren, wie Sie dort schreiben. H.M.: Wir schrieben nicht sympathisieren, sondern interessieren. Das schien uns berechtigt, nachdem Ihre Sekretärin den Besuch von Frau Langner angekündigt hatte. Frau Beutler: Frau Langner wollte sich lediglich informieren, aber dort nicht ihre Bereitschaft zur Mitarbeit seitens der DAG äußern. Sie ist ja auch nicht erschienen. Über den Ton Ihres Rundbriefes 1 bin ich überhaupt empört gewesen "Liebe Mitstreiterin, liebe Schwestern"- "Ihr" - "Euch" etc., das sind Anreden, die wir ablehnen. Wir gehen auch keine Koalitionen ein, außer mit dem Münch- ner Stadtbund und internationalen Angestelltengewerkschaften. Forderungen, wie Sie sie im Rund- brief 1 aufstellen, haben wir schon lange vor Ihnen erhoben. Wir lassen uns nicht vor irgendeinen Karren spannen. Woher bekommen Sie überhaupt Ihr Geld? H.M.: Von unseren Mitgliedern und von Frauen und Männern, die unsere Sache unterstützen. Wir verstehen uns als die neue Frauenbewegung. Wir sind selbstständig und unabhängig. Frau Beutler: Wer ist denn überhaupt Ihr internationaler Vorstand, oder wie man das nennen soll? Ich habe Ihren Rundbrief 1 an den Vorstand der DAG nach Hamburg geschickt. Dort kennt Sie niemand und man weiß nichts von einer internationalen Frauendemonstration . Wir machen bei so 8

Demonstration beteiligen oder nicht, in diesem Fall zuständig ist. Der Kreis-Frauenausschuß München hat für den 12.2.1973 aus diesem Anlaß eine Sitzung einberu- fen, in der sich die Mitglieder des Ausschusses eingehend mit der Frage einer Beteiligung an der Demonstration beschäftigt haben. Sie sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß die Forderungen, die in der Demonstration herausgestellt werden sollen, weitgehend Forderungen sind, die von den Frauen im DGB seit langen Jahren gestellt werden. Wir sind der Meinung, daß das Verständnis für diese Probleme besser als durch eine derartige Demon stration innerhalb der eigenen Organisationen geweckt werden kann, und daß eine Lösung der anste henden Fragen nur in Zusammenarbeit mit unseren männlichen Kollegen möglich ist. Mit freundlichen Grüßen! Deutscher Gewerkschaftsbund LANDESBEZIRK BAYERN Abteilung Frauen gez. Ursula Wolfring In diesem Zusammenhang möchten wir die kritische Analyse von Lena Kapral im "berliner Extra dienst" vom 17. Februar 1973 zitieren: Quelle: ORIENTIERUNGSLOS: FRAUEN IN DER GEWERKSCHAFT Von Lena Kapral In zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA schaft HBV (Handel, Banken und Versi- cherungen) gemachte Beobachtungen mögen nicht für alle HBV-Frauenaus- schüsse zutreffend sein, erfassen aber einem Frauenausschuß der Gewerk- " berliner EXTRA dienst" 17.Febr.1973 Symptome, die in Ausschüssen ähnlicher Strukturierung (auch anderer Gewerk- schaften, ED) nicht selten auftreten dürf- ten. Aufgrund der bekannten Tatsache der schlechten Entlohnung, beruflicher Dis- kriminierung und Benachteiligung der Frauen im gesamtgesellschaftlichen Be- reich sind in Parteien, Organisationen und Verbänden seit längerer Zeit speziel- le Frauenausschüsse geschaffen worden. Teils auf Drängen der Frauen selbst, teils wurden sie von Vorständen initiiert als bloßer Reflex auf gesellschaftliche Trends, zumal die Abschiebung der „Frauenpro- bleme" in ein isoliertes Foium der Betrof- fenen eine gewisse Ruhe verspricht: Soli- darität_yerschleißt sich leic_eLiiitzlen: reitT7iBesti t • s sie sich erpLobt und gestärkt wird_ Rimprum geforderte Rechte_guen- über widerstrebenden Fra-rtnern in gemisch- , ten Gremien. Wo die Mehrzahl der Frauen, durch Aus- bildung und Beruf privilegiert, Vorausset- zungen zur Artikulation ihrer Bedürfnis- se und Durchsetzung ihrer Forderungen mitbringt, können diese Foren sich tat- sächlich als ein Entscheidungsvorfeld er- weisen, als Ort der Strategieentwicklung, von dem aus Wirkungen in andere gesell- schaftliche Bereiche gelingen. Wo die Be- troffenen sich jedoch aus der Schar der Angestellten der unteren beruflichen Py- ramidenschicht, wie in HBV der Fall, re- krutieren, ist die Arbeit im Ausschuß nicht alleiii durch mangelnde Bildungs- voraussetzungen gefährdet, sondern auch durch Desinteresse. 10 Dieses Rätsels Lösung ist .schl.icht, daf_k2s, in Konzept gibt, was wenn sie überhaupt erscheinen, ei entlieh tu sollen. Es gibt zwar ein Programm, a er schon einige Programmpunkte sind pro- blematisch. Z.B. muß die Forderung nach beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten ent- sprechend den eigenen Fähigkeiten und Leistungen dem Heer der Verkäuferinnen verdächtig sein, wenn man ihren sozialen Hintergrund betrachtet. Um beruflich aufzusteigen, müßten diese kollektiv von den höheren Bildungsein- richtungen der kapitalistischen Gesell- schaft Ausgeschlossenen ihre Karriere mit individuell unerträglich hohen phy- sischen und psychischen Kosten bezah- len, um selbst dann noch oft genug neu- rotisiert auf der Strecke zu bleiben. Der Bildungsappell ist also nur ein fragwürdi- ger Aufruf an den individuellen Aufstiegs- willen, der den Verkäuferinnen dank ih- rem Eigenverständnis mit Recht suspekt erscheinen muß. Als Erklärung mag der Hinweis dienen, daß das Programm zur Hauptsache von Vertreterinnen des Buchhandels und der Verlage, die im HBV organisiert und im Frauenausschuß überreprä- sentiert sind, formuliert wurde, deren Interesse sich eindeutig in kleinbürgerlichen Aufstiegs- hoffnungen niederschlugen und mit dem Nor- mensystem der Klassengesellschaft total über- einstimmen im Verständnis, daß Bildung dann sinnlos ist, wenn sie nicht zu einer Privilegie- rung führt. Die fehlenden inhaltlichen Reflexionen ergeben zwangsläufig einen wirkungslosen organisatori- schen Aufbau. Durch keine kritische Instanz irritiert, ist das Selbstverständnis der wenigen aktiven Frauen progressiv; sie nehmen ihre gu- ten Absichten für die Tat und erleben die Nicht- ansprechbarkeit der anderen Geschlechtsgenos- sinnen als Emanzipationsvorsprung.Klüngel- mhuLnd klassenkäm ferische Attitüde Kehen_ _eine seltsame M 1sfijunzisir2,.Der selbstverständ- liche Wunsch nach allseitiger Anerkennung

FFM), das sie nicht gewählt haben, ausgezeichnet ist oder auch Nr. 4 ("Von der Männerwelt zur menschlichen Welt" Einf. des FFM), weil es wirklich die Wünsche und Ziele der neuen femi- nistischen Bewegungen repräsentiert. Die Nr. 1 und 2 sind zu alt, zu überholt, zudem kämpfen wir in Italien seit langer Zeit für gleiche Bedingungen (Gleichberechtigung um ein einfacheres Wort zu gebrauchen...) für Mann und Frau. ...Aber es geht darum, die Macht des Mannes niederzu- schlagen mit der Vernunft der Frau, die Sitten zu verändern, die Lebens-, Denk-, Wohnweise zu verändern, die sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau zu verändern, kurz unser ganzes Leben, indem man die patriarchalische Gesellschaftsstruktur verändert in eine Struktur, die gleich ist für Frau und Mann. ...ich hoffe, daß die Nr. 3 "Vom Männerrecht zum Menschenrecht" der gewählte Slogan sein wird! ... Aus dem Brief vom 17.2.73 von Oda Lobel, Roma: zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA Ich habe mich mit Alba Sabatini getroffen und ihr eine Übersetzung Ihrer Rundbriefe gegeben. Die da anwesenden Frauen fanden eine große allgemeine Frauendemonstration am Muttertag eine großartige Idee... Es gibt in Rom verschiedene Emanzipationsgruppen. Auch hier habe ich den Eindruck, daß leider die Koordination und die Solidarität sehr viel zu wünschen übrig lassen, das sieht man am besten im Artikel von "II Manifesto". "II Manifesto" ist eine marxistische von der KP abgetrennte Gruppe..." Brief von Rosana Bartolozzi, aus Florenz vom 8. Februar 1973: (übersetzt aus dem Englischen) "Liebe Freundinnen, über Euren Rundbrief Nr. 2 haben wir uns sehr gefreut und wir werden Euch unsere Entschlüsse mitteilen, die wir nach Diskussionen mit den anderen Gruppen in Florenz fas- sen werden. - In der Zwischenzeit haben wir Euer Rundschreiben übersetzt und eine Kopie an alle anderen Gruppen in Italien, mit denen wir in Verbindung stehen (s. beiliegende Liste), gesandt. Wir haben diese Gruppen gebeten, mit Euch direkt Kontakt aufzunehmen." NORWEGEN: Auszüge aus dem Brief vom 22. Februar 1973 von Edel E. Schmidt von der Norsk Kvinneparti, Oslo: "...Inzwischen ist bei uns ein Kontaktforum der Frauenorganisationen (Frauenfront, den Neufemi- nisten, Oslo demokratiske kvinnelag, Oslo kvinnesaksforening und Norsk kvinneparti), gegründet worden. ...Als Vertreterin der Frauenpartei habe ich in dem Kontaktforum die geplante europäische Frauendemonstration aufgenommen. Die Reaktion war da allgemein positiv (auch bei einer Vertrete- rin des Hausfrauenbundes). ... So wie ich die Lage (aus Rundbrief 3) beurteilen kann, sind wir damit einverstanden, daß die Demonstration verschoben wird. ... Du, liebe Lorley, hast hoffentlich nicht den Mut und dieHoffnung verloren nach den "Tätlichkeiten" der Frauenbefreiungsgruppen." Auszüge aus dem Brief vom 13. März 1973 von Birgit Wiig, Norske Kvinners Nasionalräd, Oslo: "...Eigentlich hatte ich Lust, selber nach Brüssel zu kommen, weil ich sehe, daß dort etwas neues und wertvolles im Aufbau ist. Doch habe ich mich seit langer Zeit gebunden, an diesem Tage eine Rede zu halten. Inzwischen haben wir versucht, die Reisekosten durch unser Außenministerium zu bekommen, so daß wir einen anderen Progressiven schicken können. Es ist aber etwas schwer, weil ja dieses Treffen nicht eine offizielle und bekannte Organisation ist. Wir hoffen aber, daß es uns gelingen wird. ...Ich habe den Bericht über den Versuch in München gelesen, alle Frauenbewegun- gen für die Demonstration zu bewegen. Überall ist aber der Fall, daß die Frage "abortus provocatus" die Frauen trennen, weil es ja hier um eine generelle Lebensanschauungsfrage geht. Sonst kann man sich über die meisten Fragen einig werden. Wenn man also einen einstimmigen Vorstoß haben will, kann man nicht diese Frage mitnehmen." SCHWEIZ: Auszüge aus dem Brief vom 14. Januar 1973 von Anneliese Vi I lard-Traber, Basel: "Besten Dank für ... und den Brief vom 15. Dezember 1972 mit der Kopie des Rundbriefes an alle. Was ich damit machte: 1. Habe ich ihn nochmals abgeschrieben mit etlichen Kopien, weil er ja wirklich - wie Sie selber schrieben - nicht gut lesbar war, und habe ihn 2. an "etablierte" und "unetablierte" Frauenorganisationen geschickt. Die etablierten: den Schweiz. Verband für Frauen- rechte, für den ich die Seite im Frauenblatt ("Frauenrechte") redigiere und an eine Sektion dieses Verbandes ... an "unetablierten" Vereinigungen habe ich bis jetzt eine Gruppe mit dem Rundbrief bedient, die auch in Basel ist und mit ihren Zielen der Züricherischen Frauenbefreiungsbewegung 12

dem Busch lockt) verzichtet, Frauen die ihre Misere nicht beim Namen nennen können, wirklich angesprochen werden. ... Fagit: Wir müssen uns wohl vorerst noch ein wenig mit den Ursachen der Nichtsolidarität herumschlagen und sie immer und immer wieder beim Namen nennen, ehe wir auf Solidaritätsbeweise in großem Stil hoffen können. - Es hat mich gewundert, daß die sozialistischen Frauen beklagten, sie seien angeblich nicht in Eurer Zeitschrift aufgeführt worden. Ihrer Doktrin nach bedürften sie soch dieses Forums nicht. Aber so ganz scheint ihnen das Gehäuse der linken Männertheorie auch nicht zu genügen, sonst hätten sie nicht um sich schlagen müssen. So weit sind wir also noch nicht, noch wur- de niemand tätlich, dafür nehmen wir sie wörtlich. ... mit Hexengrüßen". 3. STIMMEN AUS DEM INLAND BERLIN -- — Die Arbeitsgruppe "Frauenemanzipation" der Humanistischen Union teilte uns mit, daß sie sich durch 2 Männer in Brüssel vertreten ließe. Wir hielten das erst für einen schlechten Witz. Nachdem aber ein Mann der Gruppe schriftlich die Seriösität dieses Ansinnens be- stätigte, protestierten wir heftig. Der Emanzipationsstand der Berliner Humanistinnen scheint noch tief im patriarchalischem System verwurzelt zu sein. (Wir haben auch 3 Männer als Mit- glieder im FFM . Sie würden uns eher Reisegeld schenken, anstatt auf die Idee zu kommen, unsere Emanzipation vertreten zu wollen). BONN Auszüge aus dem Brief vom 19.2.1973 Hannelore Fuchs, MONTAG-CLUB für politische und gesellschaftliche Kontakte, Bonn. "... Ich bin sehr froh, daß Sie und Ihre Kolleginnen sich entschlossen haben, vorerst kei- ne Demonstration zu machen. Abgesehen davon, daß der MONTAG-CLUB sich nicht betei- ligt hätte (er dient insgesamt doch anderen Zwecken als aktiver politischer Arbeit), hat mir dieser Plan auch nicht sehr behagt. Die Schlußerklärung Ihres heutigen Rundbriefes, daß die Frauenfrage nur durch einen langen kollektiven Lernprozess gelöst werden könne, unterschrei- be ich dagegen voll und ganz. Ich habe immer ein bißchen Sorge, wir könnten in dieser zum Teil so unbewußten Umwelt mit allzu drängendem Verhalten die Leute verschrecken, anderen die Möglichkeit geben, sich aus der Affäre zu ziehen, indem sie die Frauenbewegung ver- suchen lächerlich zu machen. Man läuft doch im Hinblick auf einen positiven Effekt unserer Bemühungen immer auf einem sehr schmalen Grat, das ist Ihnen aus Unterki Itungen mit we- niger oder gar nicht engagierten Frauen sicher auch bekannt..." FRANKFURT Inge Sollwedel "Frauen wählen Frauen" Frankfurt vom 8.1.1973 "Ich werde natürlich auch - Frauen wählen Frauen - einzuschalten versuchen, denn eine größere Demonstration im Frühjahr könnte eine sehr gute Sache sein, wenn das Thema rich- tig liegt. An sich bin ich ja der Meinung, wir müßten 218 wieder kräftig aufmöbeln, denn die Aussichten stehen nach meinen Informationen auch dieses Mal wieder nicht sehr gut, et- wa 55 Gegner in der SPD-Fraktion, und wenn uns das nach dem ersten Aufschwung durch die Lappen geht, ist meiner Meinung nach mit der Politisierung der Frau auf Jahre hin wieder ein- mal Schluß. Andererseits könnten von einem Erfolg ungeahnte Folgerungen ausgehen. Der Zeitpunkt ist auch gekommen, mit dem deutlichen Hinweis, wir Frauen haben bei der Wahl der sozial-liberalen Koalition entscheidend geholfen, nun wollen wir auch das Ergebnis se- hen..." Inge Schmitt "Frauenforum Frankfurt", vom 5.3.1973 "Habt herzlichen Dank für den Rundbrief vom 15.2. - da war ja allerhand los -! Wir sind mit Euch der Meinung, erst mal Basisarbeit zu leisten. Für eine große Bewegung ist es be- 14

kommen, um uns zu beteiligen. Ebenso sind wir sehr damit einverstanden, in jedem Land eine Frauenpartei mit gemeinsamer Strategie zu gründen". (23.1.1973) "... Wir möchten Euch. nur kurz mitteilen, daß wir mit Eurer Haltung und Euren Beschlüs- sen solidarisch sind und wie ihr den einzig erfolgreichen Weg darin sehen, alle Frauen zu sammeln, und nicht ideologische n Machtkämpfen, die noch dazu von Männern erdacht und geleitet sind, das Wort zu reden. ... Vielleicht ist es am besten, das Frauenforum auf Bundesebene mit seinen Zielen bekannt zu machen und viele Mitglieder zu sammeln, was letztlich entscheidend sein wird..." Helene Göpping er "Arbeitszirkel Frau in der Gesellschaft", Ulm 20.1.1973 "... Als Termin möchten wir vorschlagen: Muttertag, auch damit dieser sinnlose Festtag sein und das Gesicht und Bild der Frau verändert wird. Slogans, etwa: 53% Frauen werden von den Männern verwaltet! Frauen solidarisiert Euch! ... oder "Immer noch werden die Hausfrauen als Witwe mit 60% Rente abgespeist! Frauen wehrt Euch!" 4. "WOMEN ' S LIB" in Europa Am 24./25. März 1973 trafen sich im romantischen Kastel van Ham in Brüssel rund 60 Ver- treterinnen der zweiten Frauenbewegung aus 8 Ländern. Norwegerinnen, Engländerinnen, Holländerinnen, Belgierinnen, Französinnen, Deutsche, Schweizerinnen und Italienerinnen versuchten mit wechselndem Erfolg ideologische Unterschiede und Sprachbarrieren zu über- winden, internationale Kontakte auszubauen und gemeinsame Aktionen zu diskutieren. Die ehrenamtliche - z.T. allerdings nicht ganz funktionierende Simultanübersetzung - (einem geschenkten Gaul schaut man nicht zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA die Verständigung unter den europäischen Feministinnen erleichtern. Wer weder Englisch, Französisch noch Flämisch verstand, mußte am 2. Tag sich allerdings auf die optischen Eindrücke der recht lebhaften Debatten beschränken. Deutsch, Italienisch und Norwegisch war am Sonntag nur beim Essen, .in Einzelgesprächen und während hitziger Debatten im Plan zu hören. Das erste Arbeitstreffen der europäischen "Women's Lib" war von Hannelo- re Mabry, BRD (FFM) und von Dr. Lily Boeyksen, Belgien, (Overlogkomite der Pluralis- tische Actic Group, das im November 1972 die große Frauenmanifestation in Brüssel orga- nisiert hatte) initiiert worden. ) durch 2 Belgierinnen und einen Belgier sollte Lily Boeykens eröffnete die Arbeitstagung. Sie und Hannelore Mabry erklärten kurz den Sinn und Zweck der Zusammenkunft, berichteten über das Interesse anderer europäischer Frauenemanzipationsgruppen in Dänemiark, Schweden, Österreich, Tschechoslowakei, Ju- goslawien und Spanien an künftigen solidarischen Vorhaben. Zwei Projekte wurden in Brüs- sel lebhaft diskutiert und als erste gemeinsame europäische Aktionen ins Auge gefaßt: 1) Mit gleichem Motto und gleichen Slogans will man am 8. bzw. 9. März 1974 - internatio- naler Frauentag - in allen größeren Städten Europas für die Befreiung der Frau demonstrieren. 2) Am 25./26. Mai 1974 ist ein europäischer Frauenkongreß in Brüssel beabsichtigt. Er soll als "Apo- bzw. Gegenkongress" zur Konferenz der Vereinten Nationen anläßlich des "WORLD POPULATION YEAR 1974" (Weltbevölkerungsjahr) durchgeführt werden. Die Dis- kriminierung der Frau in aller Welt soll anhand des Problems der Überbevölkerung, der Ab- rüstung, des Umweltschutzes etc. aus der Sicht der Frau behandelt werden. Themen wie Ab- treibung, sexuelle Aufklärung, die Ausschaltung der Frau aus allen wichtigen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Entscheidungszentren werden unter anderem auf der Ta- gesordnung stehen. Der Kongress wird das Motto "WOMEN UNITE"! (Frauen vereinigt Euch!) tragen. Die Vorbereitungen der zukünftigen europäischen Aktionen und die Information der Länder haben das Overlegkomite und jeweils 2 Vertreterinnen aus den 8 beteiligten Ländern über- nommen. Für die europäische Demonstration am 8./9. März 1974 liegt die Koordination 16

dings auch die Interessen der Gruppe Frau vertreten, wird die Zukunft erweisen ... Erst nach der Wahl zog die Norwegische Frauenpartei die notwendigen Konsequenzen: Man begann mit einem neuen "Steuerungskomitee" die ernste lange Aufbauarbeit, die Integration und Konsolidierung. Die Frauen wissen nun, daß ein mühevoller Weg vor ihnen liegt, bis die Schäden einer jahrhundertelangen Unterdrückung ihres Geschlech- tes beseitigt sind. Eine gute Vorarbeit für den Aufbau einer soliden eigenen Organisation leisten hier die "Neu-Feministen". Sie versuchen in kleinen Gruppen eine Bewu ßtseinsveränderung und -bildung bei der einzelnen Frau. Nach ihrer Ansicht kann man den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun. Er beginnt mit dem Nachdenken über das eigene Verhalten und mit der Analyse der eigenen Abhängigkeiten. Männer sind in diesen "consciousness- raising" - Gruppen fest immer ausgeschlossen. Man erlebte, daß sie den Prozess der Bewußtseinseinsbildung und der Identitätssuche der Frau hemmen. Den jungen "Neu- Feministen" geht es jedoch nicht nur um Bewußtseinsbildung. Die ersten Anlässe, sich zusammenzuschließen, waren weitaus praktischerer Natur: man wollte durch Demonstra- tionen und originelle Aktionen den Bau von Kinderhort- und Kindergartenplätz en be- wirken, denn nur jedes zehnte Kind findet in Norwegen einen Kindergartenplatz! Junge Hausfrauen - und nicht wie in fast allen anderen Ländern die Studentinnen - führ- ten in Norwegen die zweite Frauenbewegung an. Inzwischen gibt es Emanzipations- gruppen im ganzen Land. Man schätzt die Bewegung auf etwa -tausend Frauen - das ist viel, wenn man bedenkt, daß Norwegen nur knapp 4 Millionen Einwohner hat. Es ist "in", Neufeministin zu sein. Ein Problem haben allerdings auch die "Neu-Feministen" noch nicht gelöst: Das Mißver- hältnis zwiscie n den Aktiven und der Mehrheit der zwar sympatisierenden, jedoch noch völlig passiven jungen Frauen. Dennoch geschah in Norwegen Mitte August 1972 ein kleines Wunder: Kindergärtnerin- nen und Krankenschwestern des ganzen Landes drohten mit einem abgestuften Streik (erst Stufe: Arbeitsniederlegung für einen Tag), falls ihre berechtigte Forderung auf Lohn- erhöhung von der Regierung nicht erfüllt würde. "Konservative" und "progressive" der Bundesrepublik und in vielen anderen Ländern noch kaum denkbar, geschweige denn rea- lisierbar erscheint. Hannelore Mabry 0 IV ZUR DISKUSSION: 1986 - Protokollauszug aus der Gründungsversammlung einer Frauenemanzipationsgruppe in einer niederbayerischen Kleinstadt. Junglehrerin: Ich möchte den Vorschlag machen, daß wir uns in der Gruppe alle duzen, schließlich arbeiten wir alle für ein gemeinsames Ziel und sind im gewissen Sinne eine Art Kampfgemeinschaft .... Frau Doktor: Also, mein liebes Kind, ich glaube Sie gehen da doch etwas zu weit. Schließ- lich muß man sich ja nicht gl.eich verbrüdern, wenn man gemeinsam etwas an- strebt .... 18

chen unter uns bleiben und Informationen vermitteln müssen, ehe wir an die Öffentlichkeit treten können. Wir diskutieren, und ich leihe Bücher aus. Auch die "Information des Frau- enforum München" werden mit großem Interesse gelesen.... Schon die ersten Gespräche mit interessierten Frauen haben bestätigt, was Sie mir im Dezember schrieben: man sollte die Frauen nicht mit einem konventionellen Parteiprogramm überfallen, es gibt bessere An- satzpunkte. Wir haben uns also entschlossen, uns überparteilich zu organisieren. Wir sind: eine Verkäuferin (Juso) eine Pfarrersfrau (SPD-Wählerinitiative), eine Hausfrau (Junge Union), eine Gymnasiastin (Parteilos) und ich (solange sich nichts besseres findes SPD Wäh- lerin). Erste Ansatzpunkte sind zunächst Probleme der Kinder und der § 218 (auch unsere Pfarrfrau ist inzwischen für die Fristenlösung). Bei solchen Themen überschneiden sich Pri- vatphäre und öffentliches Leben, und von hier aus finden Frauen wohl am ehesten den Weg aus ihrer privaten Isolierung in eine gesellschaftliche Aktivität. Auf die Dauer wollen wir uns nicht auf den Bereich Soziales beschränken, sondern z.B. bei den Kommunalwahlen jemand von uns in den Stadtrat bringen.... Der Kontakt zu Ihnen und zum Frauenforum Mün- chen ist für mich unerhört wichtig. Schicken Sie mir doch bitte immer alles, was Sie an In- formationsmaterial haben, es wird hier dringend gebraucht (nicht nur von mir!). (E. Mühlfriedel sucht einen Verleger für Ihr Buch "Frauen an die Macht!", das wir gelesen haben. Die eigene Emanzipation über Studium, Beruf als Lehrerin, in Verbindung mit Haus- halt und eigenen Kindern, schildert sie so lebendig, daß man es in einem Zuge liest. Der politische Aufruf "Frauen an die Macht" ist hier die Konsequenz der eigenen Lebenserfahrung. Hoffentlich findet sich bald ein Taschenbuchverlag, denn dieses Buch ist ein guter Einstieg in die 2. Frauenbewegung). Christine Nistl, 8091 Waldhausen, Schulstraße 3 Vielen Dank für die Zusendung der neuen Broschüre. Ich fand sie ausgezeichnet, besonders gut der Beitrag von Frau Stein und Frau Michel. Diese Zeitschrift kommt bei der Werbung bestimmt gut an. Mir ist aufgefallen, daß die vielen Emanzipationsgruppen eigentlich die- selben Ziele verfolgen. Es müßte sich doch eine Einigung auf internationaler Ebene ergeben.... Gebt Ihr neue Flugblätter heraus? Wir müssen unbedingt mehr Werbematerial bekomme n!... Ich habe z.Zt. einen leichten Optimimus, da wir ... ein paar Frauen sehr interessiert ha- ben für die Aufgaben des Forums. ... Bei Demonstrationen und wenn Ihr uns in irgendeiner Angelegenheit braucht, werden wir Euch selbstverständlich unterstützen. ... Denn es herrscht hier auch noch die Faustregel, daß sich Frauen untereinander nicht verstehen. ... Ich hoffe, daß Eure Straßenaktion einen weiteren großen Erfolg bringt! VI NOTIZEN Berichte über die Aktivitäten des FFM in den Massenmedien: Südwestfunk Baden-Baden, 2. Programm am 12. Februar 1973 in der Sendung "Blickpunkt am Abend" ein Interview mit Hannelore Mabry über die Bedeutung der 2. Frauen- bewegung, speziell über Zielvorstellungen des Frauenforums München. ABENDZEITUNG, München, 13./14. i .1973 Interview der Woche: "Sollen mehr Frauen re- gieren? - Frauen demonstrierten in München für Frauen. Über das Frauenforum München soll demnächst berichtet werden im RIAS Berlin, in der Illustrierten "Jasmin" und in der "Frankfurter Rundschau". 31.3.73 Ein Unterrichtsfach für Ehe? Das FFM hat ganz konkrete Nahziele geplant. Bayerischer Rundfunk am 16. und 20. Februar 1973 "Frauen im politischen Leben" (Interview mit H. Mabry über das Frauenforum München). 20

AUSGABE: TAGESDIENST 53 63 BONN 9, DEN15. zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA BUNDESHAUS TEL 16 272ü 29 Februar zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 1973 Hs/E Betr.: Verdeckte Diskriminierung der Frauen durch Ein- stufung in Leichtlohngruppen Die Abgeordneten Frau. Eilers, Frau. Schiel‚ Frau Dr. Lepsius, Dr. Nölling, Rappe (Hildesheim), Frau Funcke, Frau Schuchardt und die Fraktionen der SPD und FDP haben folgende. Kleine Anfrage einge- bracht: Nach dem vorliegenden Bericht der Bundesregierung über die Anwendung des Artikels 119 EWG-Vertrag (Bundestags- Drucksache 7/90) gibt es in den geltenden Tarifverträgen keine gesonderten Frauenlohngruppen mehr. Zwischen den Tarifvertragsparteien ist jedoch ungeklärt, ob und in- wieweit Frauenarbeit dennoch durch die bestehenden Leicht- lohngruppen unterbewertet wird. Die Lösung dieses Problems ist nicht nur unter.dem Gesichtspunkt des verfassungs- rechtlichen Gleichheitsgrundsatzes notwendig, sondern auch deswegen so wichtig, weil von der Höhe der Entlohnung eine Reihe sozialer Leistungen abhängt, z.B. die Sicherung bei Krankheit, Erwerbsunfähigkeit und im Alter. Die Bundes- regierung hat zugesagt, bei der Klärung dieses zwischen den Tarifvertragsparteien umstrittenen Frauenlohnproblems zu helfen. Wir fragen daher die Bundesregierung: 1. wann rechnet die Bundesregierung damit, daß zwischen den Tarifvertragsparteien eine Einigung darüber er- zielt werden kann, nach welcher Methode die von der Bundesregierung angekündigte Untersuchung durchgeführt werden soll? 2. Hält die Bundesregierung es für sinnvoll, dieses Problem in der nächsten Sitzung der Sozialpolitischen Ge- sprächsrunde zu behandeln, um eine Einigung unter den Tarifvertragsparteien zu beschleuni,gen? 3. Wird die Bundesregierung, falls eine Einigung unter den Tarifvertragsparteien in absehbarer Zeit nicht zustande kommen sollte, unverzüglich ein Enclute-Gesez vorlegen, um die beabsichtigte Untersuchung durchzuführen? ) 1zyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA 72AUSGEDEFI: -Y204::Cs lejeGEN

Bei einer Volksabstimmung in Liechtenstein stimmten am 11.Februar 1973 die Männer gegen die Einführung des Wahlrechtes der Frauen (Meldung in "frauen und arbeit" 273. Der Rückgang der Geburtenziffer in den kommunistischen Ländern hat zwar später eingesetzt als im Westen, aber ein größeres Ausmaß angenommen. Zu diesem Schluß kamen westliche Experten, die unter der Ägide des wirtschaftlichen Komitees der Nato entsprechende Unter- suchungen durchführten. Die verminderte Wachstumsrate der osteuropäischen Bevölkerung entspringt nach Ansicht dieser Experten nicht einer mehr oder weniger hohen Sterblichkeits- rate, sondern ist vielmehr auf empfängnisverhütende Mittel und erleichterte Schwanger- schaftsunterbrechung, Wohnungsnot, Berufstätigkeit der Frauen sowie auf erweiterte Erwerbs- möglichkeiten dauerhafter Konsumgüter zurückzuführen. (Quelle Nationalzeitung, Basel, NZ PANORAMA -.9.3. 972) US-Gericht zur Abtreibung: Kein Verbot in den ersten sechs Monaten. "In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft solle die Entscheidung über eine Abtreibung und deren Art den Müttern und ihren Ärzten überlassen bleiben. In der zweiten Dreimonatsperiode könne der Staat lediglich darauf achten, daß sich das Abtreibungsverfahren am Gesundheitszu- stand der Mutter orientiere". (Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr. 19/1973) Wichtig - Wichtig - Wichtig - Wichtig - Wichtig - Wichtig- Wichtig - Wichtig - Wichtig Unsere monatlichen Plenarveranstaltungen für Gäste und Mitglieder finden am zweiten Mon- tag jeden Monats um 19.00 Uhr im Europäischen Hof Bayerstraße 3!, . Stock statt. Am Montag, dem ;4. Mai '973 um 2o.00 Uhr Podiumsdiskussion zum § . Ferner bitten wir zu beachten, daß wegen des Pfingsmontags die Plenarveranstaltung im Ju- ni bereits am Montag, dem 4. Juni 973, :9.00 Uhr stattfindet. An Arbeitsgruppen bitten wir folgende Daten zu notieren: "Schulungskirs" (Sozialpsychologie etc.) - Koordinatorin: Else Lau/ Gerburg Vogt, Tel. 527740 Montag, dem 28. Mai, 20.00 Uhr "Strategie und Organisation" (einschl. Pressekontakte) Koordination: Lorley Mabry, Tel. 749 187 Donnerstag, den 5. und 26. April 1973, 8.30 Uhr und Donnerstag, den 10 . und 24. Mai 73, 18.30 Uhr. Die Arbeitsgruppen tagen alle im kleinen Zimmer, . Stock, Europ. Hof 24

TROSTPREIS: ) * e y a S ( n e s u a h n e b O n i n e h e s e G Eintrittipreise Criteuftone DM 1,50 DM 1,- Yugendacie DM 1 - DM-,50 Sciiiite Hier hat ein Unternehmer seine Preise den Frauenlöhnen angepaßt - hoffentlich macht das Beispiel Schule! Aus AZ vom 13./14. 1. 73,. S. 3 Frauen demonstriertenzyxwvutsrqponmlkjihgfedcbaZYXWVUTSRQPONMLKJIHGFEDCBA . in Mönchen für Frauen 0 0 c (D - • (D (D 3 3 (D _.• 3 (D c 0 - • CD • 0 (D 3 (1) D- 3 _.• cD 0c • 13- \J 0- (,) 0 3 Von -Ulrich Stanciu München — In der Fußgängerzone demonstrierten i; stern Frauen für Frauen: Münchnerinnen protestier, weil zwar immer von Emanzipation geredet wird, ar, bisher wenig dafür getan wurde. Das Frauenforl München, das diese Aktion gestartet hatte, verlangtet, ne Stärkung des Einflusses der Frauen in Politik, M Y schaft und Kultur. Hannelore Mabry, erste Vorsitzende des Münctill; Frauenforums: „Wir wollen die Eigeninitiative ict Frauen anregen und versuchen materielle, persönb und gesellschaftliche Gleichberechtigung zu erreicii Deshalb rufen wir mit unserer Flugblattaktion Frauen und Männer auf, mitzumachen. Wer mitinacP will, soll anrufen: Telefon 78 14 23 oder 46 62 22.