Unbehagliche Teilhabe ohne selbstverständliches Selbstverständnis? Jüdische Intellektuelle in der Türkei, 1934 bis 1946

Vortrag in der Reihe „Jüdisches Leben zwischen Deutschland und der Türkei“

Die Rolle der Exilanten aus Deutschland in der türkischen Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte ist ein lebendiges Forschungsgebiet der intellectual history, auf dem immer wieder neue, wesentliche Ergebnisse erzielt werden. Die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in der frühen Türkischen Republik dagegen interessiert vorwiegend als politische Geschichte; es geht um Nationalismus, Turkifizierung, Diskriminierung, Verfolgung und Selbstbehauptung. Der Vortrag versucht sich an einer Exploration zur Rolle einheimischer jüdischer Gelehrter und Intellektueller in der Zeit des Hochkemalismus zwischen den als „Thrakischen Vorfällen“ bekannten Pogromen von 1934 und dem Ende des Staatsparteisystems 1946 sowie der Gründung des Staates Israel. In diesen Jahren lag die Zahl der Angehörigen der jüdischen Gemeinschaft bei leicht fallender Tendenz zwischen 75.000 und 80.000 Menschen, immerhin mehr als vier Prozent der Bevölkerung, darunter überdurchschnittlich viel Stadtbevölkerung mit Zugang zu Bildung. Der Vortrag fragt nach den Handlungsspielräumen und den intellektuellen oder wissenschaftlichen Aktivitäten jüdischer Bürgerinnen und Bürger der Türkei – auch in der Konfrontation mit hinzugezogenen jüdischen Flüchtlingen insbesondere aus Deutschland, die die türkische Akademia verstärkt mitgestalteten.

Vortrag von Christoph K. Neumann (Istanbul). Moderation: Mehmet Hacısalihoğlu (München).

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Vortragsreihe „Jüdisches Leben zwischen Deutschland und der Türkei“ zu Ehren des in Vergessenheit geratenen LMU-Professors Karl Süßheim statt. Die Reihe ist eine Kooperation des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) mit den Fachbereichen Turkologie und Judaistik am Institut für den Nahen und Mittleren Osten der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie dem Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der LMU.

ORT
LMU-Hauptgebäude, Hörsaal A 125
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München

ANMELDUNG
Bitte melden Sie sich über das Online-Formular beim Fachbereich Turkologie der LMU an.



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