Für die Geschichte Jugoslawiens, Europas und der internationalen Ordnung bildete das Jahr 1991 eine tiefgreifende Zäsur. Die Auflösung der UdSSR besiegelte das Ende einer Epoche und führte Europa und die Welt in eine neue Ära, deren konkrete Ausgestaltung noch nicht absehbar war. In den Jugoslawienkriegen, die im gleichen Jahr ausbrachen, bündelten sich Konfliktlinien und Spannungspotenziale, die sich für die Konstituierung einer Post-Cold War Order als wegweisend erwiesen: Nationalitätenkonflikte und „ethnische Säuberungen“, Flucht und humanitäre Notlagen, Staatszerfall und militärische Interventionen. Für die zeitgenössischen Akteure wurden die Jugoslawienkriege so zu einer Schlüsselerfahrung, die weitreichende Auswirkungen auf die normative, institutionelle und sicherheitspolitische Neugestaltung Europas hatte.